Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lunamonique
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 413 Bewertungen
Bewertung vom 05.02.2020
Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger / Die Fowl-Zwillinge Bd.1
Colfer, Eoin

Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger / Die Fowl-Zwillinge Bd.1


sehr gut

In Band 1 „Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger“ von Autor Eoin Colfer bekommen es Myles und Beckett mit einem durchtriebenen Gegner zu tun, der unbeirrt sein Ziel verfolgt. Teamarbeit ist gefragt. Können die Zwillinge ihn stoppen?

Lord Teddy Bleedham-Drye, Herzog von Scilly, hat schon die absurdesten Verjüngungstherapien getestet. Nicht ohne Nebenwirkungen. Sein nächstes Ziel führt ihn ausgerechnet auf das Anwesen der Fowls. Weil ein Teil der Fowl-Familie andernorts beschäftigt ist, passt das elektronische Abwehrsystem Nanni auf die Zwillinge Myles und Beckett auf. Das bevorstehende Abenteuer kann es nicht verhindern.

„Teddy hatte ein paar Geschichten über Artemis Fowl gehört, und sogar noch einige mehr über seinen Sohn, Artemis den Zweiten. Gerüchte, sagte er sich. Gerüchte, Hörensagen und albernes Gewäsch. Und selbst wenn die Geschichten wahr waren, ließ er, der Herzog von Scilly, sich doch von so was nicht von seinem Plan abbringen...“ Die elfjährigen Zwillinge Myles und Beckett Fowl stehen ihren Verwandten in nichts nach und sind völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Der intelligente Myles versucht alles stets wissenschaftlich zu erklären, hält gerne nicht nur seinem Bruder Vorträge und muss stets dessen Unberechenbarkeit mit einkalkulieren. Beckett unterhält sich gerne mit Tieren, handelt impulsiv, liebt Spielereien und lässt sich selten etwas vorschreiben. Die gegensätzlichen, eigenwilligen Charaktere und schlagfertigen Dialoge haben viel Unterhaltungswert. Bei allen geschwisterlichen Auseinandersetzungen, die Beiden sind dicke und können gut als Team zusammenarbeiten. Ungewöhnlich ist nicht nur das anstehende Abenteuer, sondern auch die Konstellation der Protagonisten. Eoin Colfer beweist mal wieder seinen unbegrenzten Ideenfundus und tobt sich auch bei technischen Hilfsmitteln und Reserven voll aus. Beim Erzählstil hat er den Schalk im Nacken. Er hält die Leser bei allen Entwicklungen stets umgehend auf dem Laufenden. Die Akteure bekommen schnell ein Eigenleben und so manche Handlungen überschlagen sich. Zeitweise wirkt die Geschichte durch Ereignisse und komplexe Details etwas überladen. Kein Fowl-Abenteuer, das sich im Schnelldurchlauf durchlesen lässt. Ewiges Leben, Abneigung gegen Langweile, Machtgier, gespickt mit Kaltblütigkeit, ein paar Seitenhiebe gegen die Menschheit fließen herrlich gewollt mit ein. Erfrischend sind Becketts' unerschütterlicher Optimismus, auch in Ausnahmesituationen, und zwei besonders außergewöhnliche und ebenfalls sehr eigenwillige Charaktere. Kleine Abschweifungen, wie das Schicksal eines Vogels, ergänzen die Geschichte humorvoll und sogar ein bisschen lehrreich.

Das Cover ist viel weniger kreativ als die Geschichte und mag nicht so recht zum phantasievollen Fowl-Abenteuer passen. Erst der Titel gibt den entscheidenden Hinweis. „Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger“ bieten ungewöhnlichen Lesespaß für Jugendliche ab 12 Jahren. Wer sich für den Fowl-Auftakt Zeit nimmt kann das Abenteuer am besten genießen. Ein Wiedersehen mit zwei taffen, neuen Protagonisten wird erwartet.

Bewertung vom 29.01.2020
Das neunte Haus / Alex Stern Bd.1
Bardugo, Leigh

Das neunte Haus / Alex Stern Bd.1


sehr gut

In das „Das Neunte Haus“ von Autorin Leigh Bardugo muss Galaxy Stern über sich hinauswachsen und es mit unberechenbaren Gegner aufnehmen.

Ein rätselhafter Mord ruft das neunte Haus auf den Plan. Neuling Galaxy Stern vermutet, dass die Verbindungen in den Mord verwickelt sind. Ihre Recherchen bringen sie in Lebensgefahr. Hilfe kommt von überraschender Seite.

Der Prolog stimmt auf eine düstere, rätselhafte Geschichte ein. Geschickt inszeniert sind die Handlungswechsel „Winter“ und „Im Herbst zuvor“. Anfangs fällt es etwas schwer, den Überblick über die acht mächtigen Studentenverbindungen und ihre Aufgaben zu gewinnen. Die Story wirkt ungewöhnlich und komplex. In Rückblicken erfährt der Leser mehr über eine wichtige Begegnung, Alex' altes Leben und ihr Trauma. Nur langsam setzen sich die Puzzlestücke zusammen. Interessant ist die Beziehung der beiden Hauptfiguren Alex alias Galaxy und Darlington. Was ist geschehen? Das Rätsel um Darlington bildet den roten Faden der Geschichte. Die Spannung steigt mit Alex' Gespür und ihren Recherchen. Ist sie ihrem Gegner gewachsen? Sie steht mit ihrer Ausbildung noch ganz am Anfang, hat aber ein besonderes Talent, was ihr Vorteile verschafft. Autorin Leigh Bardugo schafft es, den Leser trotz Abschweifungen zu fesseln. Besonders die Rituale der Skull and Bones sind makaber und gruselig. Horror fließt mit den Angriffen auf Alex ein. Nichts für sensible Gemüter und Alptraumgeplagte. Alex wächst an ihren Herausforderungen. Die Veränderung von der schüchternen, zurückhaltenden Schülerin zur taffen Ermittlerin ist greifbar. Originell sind die Täuschungsmöglichkeiten der Studentenverbindung Manuscript. Eine Nebenfigur erweist sich als sturer und unterhaltsamer Akteur. Ein bisschen erinnert der Fantasy-Roman an die Gruselheftromane von Autor Jason Dark um den Geisterjäger John Sinclair. Im letzten Buchdrittel nehmen Brutalität und Grauen zu. Wendungen und die Auflösung zum Schluss wirken im ersten Moment verworren. Hoffnungen und Erwartungen zu Darlington werden unnötig hinausgezögert. Der Cliffhanger stellt nicht zufrieden.

Die glitzernde Schlange weckt das Interesse am Buch. Der Titel hat etwas Mysteriöses. Gut gewählt ist die Farbkombination, die das Geheimnisvolle und Düstere unterstreicht. „Das Neunte Haus“ überzeugt mit charismatischen Protagonisten, originellen Ideen und einer rätselhaften, undurchsichtigen Story. Kleine Schwächen dämpfen zeitweise die Spannung. Eine ausschlaggebende Weichenstellung im Plot nimmt zum Ende Intensität raus. Hilfreich ist der Anhang mit Infos zu den Häusern des Schleiers.

Bewertung vom 24.01.2020
Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)
Hardy, Vashti

Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)


ausgezeichnet

„Das Wolkenschiff – Aufbruch nach Südpolaris“ ist das Roman-Debüt von Autorin Vashti Hardy. Das Jugendbuch wurde von der Bookseller Association als "Book of the Season Spring 2018" ausgezeichnet. Ein schicksalhaftes Ereignis ändert für die Zwillinge Arthur und Marie alles.

Auf seiner Expedition nach Südpolaris ist Ernest Brightstorm verschollen. Angeblich hat er gegen den Ehrenkodex verstoßen, was für seine Kinder Arthur und Marie schlimme Auswirkungen hat. Die 12jährigen Zwillinge wollen den Ruf ihres Vaters wieder herstellen und bewerben sich als Freiwillige für die nächste Südpolaris-Expedition.

Die Wolkenschiff-Faszination von Arthur und Marie schwappt auf den Leser über. Die Beiden sind so mutig und abenteuerlustig wie ihr Vater. Mit einer erschreckenden Nachricht überschlagen sich die Ereignisse. In Lontown herrschen anscheinend seltsame Regeln und Gepflogenheiten. Die Auswirkungen sind nicht ganz nachvollziehbar. Eine hinterhältige Person zieht die Fäden im Hintergrund. Was ist Wahrheit, was Lüge? Arthur und Marie geraten in einen Abwärtsstrudel, den sie nur selbst stoppen können. Ein Rettungsanker kommt im letzten Moment daher. Das Abenteuer der Zwillinge reißt mit. Widrigkeiten sorgen für Spannung. Originell ist die Idee mit den Weisewesen. Ein Winkelzug ums Thema „Vertrauen“ ist sehr gelungen. Neben den Zwillingen überzeugen als weitere Hauptfiguren besonders die taffe und einfallsreiche Entdeckerin Harriet und Köchin Felicitas mit ihrem untrüglichen Gespür und ihrer warmherzigen Art. Jeder Charakter hat ganz eigene Talente und bringt sich damit ins Abenteuer ein. Trotz ihres jungen Alters werden die Zwillinge von ihrem Team ebenbürtig behandelt. Es geht um Geschwisterliebe, Familie und Freundschaft. Die Geschichte macht Mut, über sich hinaus zu wachsen. Das Thema „Vorurteile“ fließt auf ungewöhnliche Art mit ein. Manches lässt sich erahnen, aber es gibt auch Überraschungen. Zusammenhalt wird zum wichtigsten Faktor des Abenteuers. Nur so ist Überleben möglich. Lehrreiche Lektionen in einer unberechenbaren Wildnis und Herausforderungen, die es zu bestehen gilt. Eine Zusammenfassung zum Schluss hätte nicht sein müssen. Die Bilder des Abenteuers bleiben auch so noch lange im Kopf.

Das Wolkenschiff ist auf dem Cover spektakulär in Szene gesetzt. Es wirkt nicht ganz so ungewöhnlich wie im Buch beschrieben. Der Titel stimmt auf eine phantasievolle und abenteuerliche Geschichte ein. „Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris“ ist für Kinder ab 10 Jahren gedacht und spricht Mädchen wie Jungs an. Nicht nur für Tüftler, Träumer und Weltentdecker, sondern für alle, die ihre Phantasie gerne schweifen lassen und in Gedanken auf Reisen gehen.

Bewertung vom 22.11.2019
Bülent Rambichler und der störrische Karpfen / Bülent Rambichler Bd.2
Bogner, Anja

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen / Bülent Rambichler Bd.2


gut

Nach „Bülent Rambichler und die fliegende Sau“ ist „Bülent Rambichler und der störrische Karpfen“ Band 2 der Provinzkrimi-Reihe von Autorin Anja Bogner. Hauptkommissar Bülent kann den Ermittlungen in einem schrägen Mordfall nicht entgehen.

Ausgerechnet die Walder-Zwillinge stoßen auf eine Leiche. Die Todesumstände sind mehr als seltsam. Der Dampfer schaltet seinen alten Freund Bülent ein. Schließlich geht es um einen heiklen Fall und um einen schweren Verdacht.

„Nichts von dem, was geschehen war, hatte er geplant. Doch für einen kleinen, miesen Moment hatte es sich tatsächlich gut angefühlt.“ Nach dem Prolog mit zwei tragischen Verlierern strotzt der Krimi nur so vor bayerisch-fränkisch-türkischer Herzlichkeit. Heikle diebische Versuchungen wechseln sich mit Fettnäpfchen-Widrigkeiten ab. Kampfdragonerin und Veganerin Astrid bringt nicht nur Bülent an seine Grenzen. Was ist bloß mit seiner Assistentin los? Nicht nur Astrid hat ein peinliches Geheimnis. Auch bei anderen Strunzheimern ist Dampf unterm Kessel. Sprache, Dialoge, verzwickte Situationen und Heimlichkeiten sorgen für einen hohen Unterhaltungswert. Bei all dem Hallodri und Tohuwabohu rückt der kniffelige Mordfall schon fast in den Hintergrund. Wie eine Ironie des Leseschicksals kommen einem die Begriffsübersetzungen am Ende einiger Seiten vor. Denn die Wörter, deren Bedeutung einem auf der Seele brennt, sind nicht aufgelistet. Über so manches Sprachproblem kann man aber geflissentlich hinwegsehen, denn der Ulk kommt auch so rüber. Egal ob ungleiches, neckisches Ermittlerteam oder penetrante Zwillinge, jeder Strunzheimer hat seine eigene Lebensphilosophie. Eigenarten und Kuriositäten wie Sand am Meer. Maximal sonderbar und doch so herrlich realistisch. „Und mal ganz ehrlich, wer braucht schon die Liebe. Schnalzt einem eh bloß grantig des Herz aus der Brust raus, und satt wird man davon auch nicht.“ Der Provinzkrimi besticht durch die Summe seiner Herzlichkeiten und am Ende gibt es auch für den Mordfall eine Auflösung, Astrid, Bülent und ein bisschen Hilfe sei dank.

Der Titel hat einen sehr gelungenen und humorvollen Seriencharakter. Der sonderbare Karpfen passt perfekt dazu. Mit ihrer Bülent Rambichler-Provinzkrimi-Reihe hat Autorin Anja Bogner ihre Nische gefunden. Es macht Spaß, in die Welt von Bülent, Astrid, Dampfer und Co einzutauchen. Nicht Spannung und Mörderjagd stehen im Fokus sondern der Humor.

Bewertung vom 17.11.2019
Provenzalisches Blut / Margeaux Surfin ermittelt Bd.1
Vert, Nicole de

Provenzalisches Blut / Margeaux Surfin ermittelt Bd.1


weniger gut

„Provenzalisches Blut“ von Nicole de Vert bildet den Auftakt zur Frankreich-Krimireihe um Ex-Polizistin und Mimikexpertin Margeaux Surfin. In Band 1 holt die Vergangenheit sie ein und ein Alptraum beginnt von Neuem.

Privatermittlerin Margeaux hat den Tod ihrer Mutter Marie-Louise noch nicht verwunden. Ein Auftrag soll sie ablenken. Seltsame Todesfälle in der Umgebung wecken ihr Misstrauen. Ist der Seelenfänger wieder am Werk?

Der distinguierte Erzählstil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig passt aber zum Handlungsort. Mit den detaillierten Beschreibungen kommt viel Provence-Atmosphäre auf. Auch der Genuss mit Kochgerichten und Spezialitäten fügt sich gut in die Geschichte ein. Familienhintergründe ermöglichen viel Nähe zur Hauptfigur. Margeaux ist eine interessante Ermittlerin mit besonderen Talenten. Drei Nebenfiguren unterstreichen das Frankreich-Flair. Die resolute und liebenswerte Hilde und Dackel Willi haben Unterhaltungswert. Bald kommt nicht nur bei Margeaux ein schrecklicher Verdacht auf. Der Leser ist der Kombinationsgabe der Ermittler voraus. Das wirkt zeitweise störend. Auch ist der Kontrast zwischen gelungener Provence-Atmosphäre und grausamen Mordserie groß. Es hätte gerne rätselhafter, kniffeliger und unblutiger zugehen dürfen. Der manipulative Gegner und sein Spiel erinnern ein bisschen an "Das Schweigen der Lämmer". Nicht auf geht das Verwirrspiel. Manches ist zu früh durchschaubar. Eine andere Auflösung hinkt und wirkt zu konstruiert. Nicht nachvollziehbare Verzögerungen häufen sich. Besonders im letzten Buchdrittel zeigt der Plot seine Schwächen, und der Eindruck kippt vollends ins Negative. Die Handlung wirkt zu wenig durchdacht und sehr konstruiert. Erfahrene, intelligente Protagonisten verhalten sich tölpelhaft und uneffektiv. Gestellte, unechte Dialoge enttäuschen. Alles zusammen hat eine geballte Negativ-Auswirkung auf die erhoffte Spannung und Dramatik. Auch das Ende und der Cliffhanger überzeugen nicht.

Der Untertitel mit dem Hinweis auf einen besonderen Handlungsort weckt die Neugierde. Eine passendere Frankreich-Szene wäre schön gewesen. „Provenzalisches Blut“ erfüllt leider nicht die Erwartungen und spielt seine positiven Trümpfe „Begabte Ermittlerin“ und „Ungleiches Ermittlerteam“ nicht aus. Die Auswahl des Falls und Details dazu sind nicht gelungen. Handlung, Motive und Hintergründe überzeugen nicht. Die Rezepte am Ende sind eine gute Ergänzung. Mehr Fokus auf Krimi-Spannung, Wendungen und Überraschungen wäre wichtig gewesen.

Bewertung vom 31.10.2019
In den Klauen des Falken
Kallentoft, Mons;Karolina, Anna

In den Klauen des Falken


gut

„In den Klauen des Falken“ ist Band 5 der Zack Herry-Krimireihe von Autor Mons Kallentoft. Co-Autorin ist im Gegensatz zu den Vorgängern nicht Markus Luttemann sondern Anna Karolina.

Ein Terroranschlag sorgt für Tote und Chaos in der Stockholmer U-Bahn. Zack Herry hat eine Vermutung, auf wen es die Selbstmordattentäterin tatsächlich abgesehen hatte. Ein spurlos verschwundener Undercover-Polizist hält die Sondereinheit zusätzlich auf Trab. Ist seine Tarnung im Drogenmilieu aufgeflogen oder gibt es eine harmlosere Erklärung?

Der Anfang mit unfassbaren Taten erschüttert. Wer ist der Drahtzieher? Blut, Tod, Gewalt, von einen auf den anderen Moment verändert sich alles. Andeutungen sorgen für Spekulationen und Rätselhaftes. Der Alptraum lässt Zack nicht los. Ein real wirkendes Szenario, das unter die Haut geht. Gehirnwäsche verdrängt alle Zweifel. Mitleid kommt auf, als die Klarheit gewinnt. Den vermissten Undercover-Polizisten Robert Dahl kennt Zack aus der Polizeischule. Konkurrenten, die sich gegenseitig hochgeschaukelt haben. Einen Sieg hat Robert damals errungen, der für Zack schwer zu verdauen ist. Die persönlichen Verwicklungen sind effektvoll eingesetzt und sorgen für Intensität. Der Erzählstil dagegen überzeugt nicht. Zu viel Erklärendes, Zusammenfassendes, überflüssige Fragen- und Gedankeneinwürfe, die den Thriller immer wieder ausbremsen. Der Leser ist den Ermittlern voraus. Wird eine Auflösung/Wahrheit zu früh offenbart? Nicht nachvollziehbares Verhalten der Akteure und Widersprüche verwirren zeitweise. Wer hat die Fäden in der Hand? Auch das wird zu früh deutlich. Wendungen sind nicht gelungen. Die Dialoge wirken nicht stimmig und realitätsnah. Unter anderem dadurch erscheinen die Ermittler nicht professionell. Es fehlt dem Thriller an Raffinesse. Die Mankos werden besonders besonders im letzten Buchdrittel deutlich. Störende Fragen, Gedankengänge, statt der Action freien Lauf zu lassen. Unklar, ob einige der Schwächen auf die Übersetzung zurückzuführen sind. Zack fehlt es trotz seiner Erfahrungen an Kombinationsgabe. Irreführung und Abgeklärtheit nimmt man einem wesentlichen Protagonisten nicht ab. Mehr Überraschungen wären drin gewesen. Das Private fesselt mehr als die rätselhaften Fälle.

Das Cover setzt den Titel effektvoll in Szene. Auch die Farbwahl ist gut getroffen. Ein Buch, das ins Auge fällt. „In den Klauen des Falken“ enttäuscht. Zack Herry ist eine interessante Hauptfigur, aber auch er konnte sein Potential nicht entfalten. Fast am Rande überzeugt Nebenfigur Rudolf mit seinen ausgeprägten Sinnen und dem unbändigen Willen, trotz Handicap seinen Freunden zu helfen. Wie alle Anderen ist auch er ein wertvoller Teil des Ermittlungsteams. Für die Folgebände gilt, die Trümpfe auszuspielen und am Erzählstil zu feilen. Mehr Tempo ist ratsam.

Bewertung vom 27.10.2019
Das Imperium aus Asche / Draconis Memoria Bd.3
Ryan, Anthony

Das Imperium aus Asche / Draconis Memoria Bd.3


ausgezeichnet

In Band 3 „Imperium aus Asche“, dem Abschlussband der Draconis-Memoria-Trilogie von Anthony Ryan, steht die Herrschaft des Weißen Drachen kurz bevor. Ist er noch zu stoppen?

Flüchtlingsflotten bringen die restlichen bestehenden Häfen an ihre Grenzen. Die feindlichen Drachen und Verderbten erobern und vernichten immer mehr Städte, töten oder versklaven die Menschen. Ein paar Helden auf riskanter und gefährlicher Mission versuchen das drohende Schicksal der Welt zu wenden.

Anfangs fällt es schwer, sich wieder in der komplexen Geschichte zurechtzufinden. Nach und nach kommen die Erinnerungen an Ereignisse und Charaktere zurück. Gleich mehrere Handlungsstränge sorgen für Spannung. In Miss Lewella Tythencrofts Träumen ist ihr verschollener Ex-Verlobter Leutnant Corrick Hilemore immer in Gefahr. Lebt er noch? Der ehemalige Dieb Claydon Torcreek überrascht die Crew mit einem ungewöhnlichen Verbündeten. Agentin Lizanne Lethridge ist auf der Suche nach altem Wissen, das den Weißen Drachen besiegen kann. Ein kniffeliges Rätsel ist zu lösen. An jeder Ecke lauern Gefahren. Machtgier, Rachefeldzüge, Schlachten, die Helden treffen auf immer neue Widerstände, die sie an ihre Grenzen bringen. Das Grauen hält an. Immer mehr Hintergründe treten zu tage. Es fällt leicht mit den Charakteren mitzufiebern. Jeder hat seine Eigenarten und Wesenszüge. Ex-Schmuggler Scrimshine bringt zum Schmunzeln. Auch die Schiffsnamen wie „Verlustgeschäft“ sind originell. Kluge Winkelzüge und Taktiken, die Gegner stehen sich in nichts nach. Das Abenteuer lässt keine Verschnaufpausen. Die Prise Humor hilft etwas über die gruseligen Gemetzel hinweg. Kämpfe und Schlachten nehmen zu. Der Showdown steht kurz bevor. Packende Cliffhanger am Ende der Kapitel/ jeweiligen Handlungsstränge steigern die Spannung. Hohe Verluste, Trauer, Wut, Hass, wer wird überleben? Selbst mit den Drachen kommt Mitgefühl auf. Eine Mammut-Trilogie, die erahnen lässt wie viel Arbeit der Autor in seine erschaffene Welt, Charaktere, Plot und Details gesteckt hat. Sehr gelungene und real wirkende Dialoge und Settings, originelle und abenteuerliche Ideen. Bemerkenswerte und fesselnde Fantasy, aber nichts für zarte Gemüter.

Die Coverszene mit dem feuerspeienden Drachen unterstreicht den Titel und setzt den Inhalt effektvoll in Szene. Die gruselige, übermächtige Bedrohung zieht alle Blicke aufs Buch. „Das Imperium aus Asche“ setzt einen beeindruckenden Schlusspunkt. Der Abschied von den Charakteren fällt schwer. Helden und Heldinnen sind sich ebenbürtig. Es lassen sich ein paar Parallelen zur realen Welt entdecken. Ratsam ist es, die Trilogie in Folge zu lesen. Nur so lässt sich das komplexe Abenteuer vollends nachvollziehen und bestens erleben. Große Pausen zwischen den einzelnen Bänden sollte man nicht einlegen.

Bewertung vom 12.10.2019
Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1


ausgezeichnet

„Wisting und der Tag der Vermissten“ bildet den Auftakt zur Cold-Case-Reihe um William Wisting von Autor Jørn Lier Horst. Der ehemalige Kriminalkommissar der norwegischen Polizei wurde u.a. 2014 für „Jagdhunde“ mit dem „The Martin Beck Award“ ausgezeichnet.

Ein 24 Jahre alter Vermisstenfall lässt Kommissar William Wisting nicht los. Immer wieder stöbert er in den Akten „Katharina Haugen“, um das Rätsel zu lösen. Adrian Stiller von der Cold-Case-Einheit hat neue Spuren in einem zweiten Fall. Ausgerechnet Martin Haugen, der Ehemann von Katharina soll darin verwickelt sein.

Ein ruheloser Kommissar, der nicht aufgibt. Sowohl Ermittler als auch das ungelöste Rätsel fesseln von Anfang an. Der Erzählstil mit der Nähe zur Hauptfigur und seinem Denken sorgt für eine anhaltende Spannung. Jederzeit kann etwas Entscheidendes passieren. Kurze Kapitel ermöglichen einen sehr guten Lesefluss. Welchen Plan verfolgt Adrian Stiller? Bald ist nicht nur William Wisting in den Fall verwickelt, und die Gefahren steigen für alle Beteiligten. „Tatsächlich wussten die Ermittler heute nicht viel mehr als damals. Ziemlich genau wussten sie, was nicht geschehen war, was Katharina Haugen nicht getan hatte und wo sie sich nicht aufhielt, aber sie konnten nichts darüber sagen, weshalb, wie oder wohin sie verschwunden war.“ Das Undurchsichtige bleibt erhalten, auch als das Blatt sich wendet. Der Krimi fokussiert sich auf Nachforschungen und Perspektiven. Es ist als wäre eine lange Lunte angezündet worden, die langsam herunter brennt. AutorJørn Lier Horst schafft eine Intensität, der man sich nicht entziehen kann. Ungereimtheiten und Rätselhaftes sind sehr gut inszeniert. Stillers Methode „Provokation“ sorgt für Zündstoff. Die Auflösung lässt sich zum Schluss immer mehr erahnen. Lügen und Verstrickungen erhalten die Spannung.

Das Cover setzt Titel und Dramatik sehr gut in Szene. Gut gewählt sind Farben und Details. Mit wenige Mitteln ein Cover, das Aufmerksamkeit erregt. Jørn Lier Horst plaudert in „Wisting und der Tag der Vermissten“ auch ein bisschen aus dem Nähkästchen eines Kriminalkommissars. Aufgrund seines Wissens und seiner Erfahrungen wirken Vermisstenfälle und Ermittlungen sehr real. Am Ende des Buches gibt es einen Ausblick auf Band 2. Eine sehr empfehlenswerte Krimireihe, die mehr auf Psychospiele mit dem Leser setzt als ihn mit den blutigen Details abgründiger Verbrecher zu schocken.

Bewertung vom 11.10.2019
Der Fund
Aichner, Bernhard

Der Fund


sehr gut

In „Der Fund“ von Autor Bernhard Aichner gerät die Welt aufgrund einer hoffnungsvollen und riskanten Entscheidung völlig aus den Fugen.

Die 53jährige Supermarktverkäuferin Rita Dalek musste zwei schwere Schicksalsschläge verkraften. Die Liebe zu ihrem alkohol- und spielsüchtigen Ehemann ist längst erkaltet. Da bietet sich aufgrund eines schicksalhaften Fundes eine einzigartige Chance, ihr Leben für immer zu verändern.

Mit dem auch in der Realität möglichen Szenario und direkten Einstieg beginnt eine Geschichte, die sich so nicht erwarten lässt. Der Erzählstil ist ungewöhnlich. Ein Kriminalbeamter, der das Umfeld des Opfers durchleuchtet. Von an Anfang steht fest, was passieren wird. Aber wie ist es dazu gekommen? Die Ich-Person unterhält sich mit allen Beteiligten, die im Laufe des Geschehens mit dem Opfer zu tun hatten. Der besondere Fokus auf die Dialoge wirkt anfangs nicht sehr effektvoll gewählt, bis die Geschichte in Fahrt kommt. Immer mehr Puzzlestücke kommen durch die Gespräche ans Licht. Ein paralleler Handlungsstrang erzählt Ritas Tanz auf dem Vulkan und Talfahrt in die Hölle. Langeweile, Kontrolle, Täuschung, Lügen, und eine Frau, die die Chance ihres Lebens ergreift. Das Ausbrechen aus dem Alltag, der Traum vom Neuanfang entwickelt sich zu einer verhängnisvollen Suche nach dem Glück. Autor Bernhard Aichner schafft es, den Leser mit geschickten Winkelzügen und Abgründen zu überraschen. Nebenfiguren werden durch ihren Dialog-Part in Szene gesetzt. Ihre Charakterzüge werden so zum Teil erschreckend deutlich. Der Ermittler bedient sich unkonventioneller Methoden und wirft Fragen auf. Warum führt er die Gespräche im privaten Umfeld und spielt seine Möglichkeiten nicht aus? Irrwege und Spekulationen, ein Bild, das sich immer wieder ein Stück neu zusammensetzt. Gelungene Thriller-Unterhaltung bis zum Schluss.

Das Cover setzt den Titel mit wenigen Mitteln in Szene. Durch den schwarzen Hintergrund entsteht der Eindruck, in einen Abgrund zu schauen. Anziehungskraft hat der Autorenname. Überraschend wie der Inhalt ist der sonnengelbe Buchschnitt. „Der Fund“ erfüllt die hohen Erwartungen und hat ein filmreifes Szenario parat. Was passiert wenn man einer Versuchung nachgibt? Gut und Böse überschreiten Grenzen.

Bewertung vom 04.10.2019
Ein Kater sieht rot / Ferris Bd.1
Zimmermann, Irene

Ein Kater sieht rot / Ferris Bd.1


sehr gut

„Ferris – Ein Kater sieht rot“ bildet den Auftakt zur Kinderbuchreihe von Autorin Irene Zimmermann. Eine Katastrophe bringt Kater Ferris aus der Fassung.

Der dicke Tigerkater Ferris ist der Chef im Viertel. Er hat sogar einen Sicherheitsbeauftragten, der auf seine alte Villa aufpasst. Dummerweise verschwinden trotz der Vorkehrungen zwei seiner wichtigsten Angestellten. Sie haben eine besondere Aufgabe, die niemand anders erledigen kann.

Witzig und sehr hilfreich ist die Tier- und Personenliste am Anfang des Buches. Porträts mit kurzen Beschreibungen und „Auffälligen Kennzeichen“ geben einen Eindruck von allen Charakteren, die im Buch mitspielen. Damit ist zusätzlich die Neugierde auf den Inhalt geweckt. Kater Ferris erlebt einen Tag, der alles Andere als problemlos verläuft, und dann hat auch noch Eichhörnchen Uwe eine Hiobsbotschaft. Sein hibbeliger Ausruf zieht sich durch die ganze Geschichte. Vorlieben und Eigenarten von Ferris, Uwe und Waschbär Rüdiger sind unterhaltsam. Auf humorvolle Weise fließen Ferris' Rechts-Links-Schwäche und ein nervendes Gerät mit ein. Der Alltag hat so seine Tücken und natürlich auch das anstehende Abenteuer. Ein bisschen zu schnell lässt sich vorausahnen, wer Ferris ans Fell will. Spannung kommt mit Aktionen und Plänen auf. Einen großen Anteil am Unterhaltungswert haben die kreativen, treffenden und amüsanten Illustrationen von Stefanie Jeschke. Sie setzt die Charaktere perfekt in Szene. Auch das Stilmittel „Schwarzer Hintergrund/weiße Schrift“ wird sehr gelungen und effektvoll eingesetzt. Gerne hätte das Abenteuer noch mehr pfiffige, originelle Details und Überraschungen haben können. Mit den tierischen Akteuren lässt sich problemlos mitfiebern. Für den nächsten Band ist noch Luft nach oben.

Die Cover-Illustration zieht alle Blicke aufs Buch und fast den Inhalt auf lustige Art zusammen. Auch Titel und Farbgestaltung sind sehr gelungen. Ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch! „Ferris – Ein Kater sieht rot“ spricht Mädchen wie Jungs ab 6 Jahren an. Ein mitreißendes Abenteuer, das sich auch zum Vorlesen eignet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.