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Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2012
Das Geheimnis der Jaderinge
Vanek, Tereza

Das Geheimnis der Jaderinge


ausgezeichnet

Seit Erscheinen ihres ersten Romans „Schwarze Seide“ liebe ich die Bücher der Autorin Tereza Vanek, die sich dadurch auszeichnen, sich mit außergewöhnlichen Themen zu beschäftigen und so aus dem Einheitsbrei der historischen Romane herauszustechen. Auch ihr neustes Werk „Das Geheimnis der Jaderinge“ konnte mich wieder völlig überzeugen und fesseln.

Viktoria Virchow wächst am Ende des 19. Jahrhunderts behütet als Tochter eines Reeders in Hamburg auf. Kurz nach ihrem 21. Geburtstag geschieht das Unfassbare: Der geliebte Vater hat die Reederei in den Bankrott getrieben und nimmt sich das Leben. Zurück bleiben Viktoria und ihre Mutter, die nur wenig Verständnis für die Träume und Sehnsüchte der jungen Frau aufbringen kann. Nach einem Streit mit der Mutter wagt Viktoria einen Umzug nach Shanghai, wo sie als Gesellschafterin der reichen englischen Familie Huntingdon eine Stellung findet. Mit der alten Dame Margaret freundet sie sich schnell an. Doch deren Sohn ist sie ein Dorn im Auge, weil sie herausfinden will, was mit seinem Bruder Andrew einst geschah. Es verschlägt sie schließlich als Gouvernante an den Hof eines Mandarins nach Peking. Auch hier kann sie sich nicht unterordnen und muss wieder gehen. Nach einem Überfall trifft sie auf die Chinesin Yazi, deren Geschichte sie wieder zurück nach Shanghai und zu den Huntingdons führt.

Der Roman ist in drei Bücher aufgeteilt. Das erste Buch erzählt Viktorias Leben in Hamburg und ihre erste Zeit in China, in der internationalen Siedlung Shanghais und in Peking. Das zweite Buch beschäftigt sich mit dem Leben Yazis und das dritte schließlich mit der Suche Viktorias und Jinzis, Yazis Sohn, nach der Wahrheit. Alle drei Teile konnten mich begeistern, am meisten hat mich jedoch Yazis Geschichte gefesselt, die vom Aufstand der Taiping in China Mitte des 19. Jahrhunderts berichtet. Von diesem Aufstand hatte ich bisher nichts gewusst. Um so interessanter und spannender fand ich es, in diesen Teil der chinesischen Geschichte einzutauchen.

Sehr beeindruckend fand ich auch die Entwicklung, die das einst verwöhnte und naive Mädchen Viktoria zu einer selbstbewussten und selbstständigen jungen Frau machte. Ihr anfängliches Misstrauen allem Fremden gegenüber muss sie schon bald überwinden. Sie nimmt sich eines Straßenjungen an und zeigt so Verantwortung für andere Menschen.

Neben den historischen Hintergründen, die meines Erachtens sehr genau recherchiert waren, und vielen spannenden Elementen lässt die Autorin auch die romantischen Momente nicht zu kurz kommen. Dies war für mich eine perfekte Mischung, die es mir äußerst schwer machte, das Buch aus der Hand zu legen.

Die gehobene Ausstattung des Buches möchte ich nicht unerwähnt lassen. Der Schutzumschlag zeigt eine vornehme junge Frau vor einem Schiff und einem chinesischen Gebäude. Im Anhang findet sich ein Nachwort der Autorin sowie eine Tabelle mit den wichtigsten historischen Ereignissen. Eine Lesebändchen hat das Lesevergnügen für mich perfekt gemacht. Und das alles zum Preis von € 16,95. Den Bookspot Verlag, der mir bisher nicht bekannt war, werde ich auf jeden Fall im Auge behalten.

Fazit:
Erneut konnte mich Tereza Vanek mit einem außergewöhnlichen Thema fesseln. Gute Recherche, eine spannende Handlung und eine mitreißend erzählte Geschichte lassen mich dieses Werk uneingeschränkt empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.01.2012
Kölner Totenkarneval
Keller, Stefan

Kölner Totenkarneval


ausgezeichnet

Auf diesen Köln-Krimi bin ich eher durch Zufall aufmerksam geworden. Beim Stöbern durch das Programm des Gmeiner Verlags ist mir das Cover, das die Beine von drei Clowns zeigt, ins Auge gesprungen. Da ich nicht allzu weit von Köln entfernt wohne und die Stadt sehr mag, habe ich zu dem Werk des mir bis dahin unbekannten Autors gegriffen. Und ich habe es nicht bereut.

Mitten im Trubel des 11.11. explodiert um 11 Uhr 11 in einer Kneipe der Kölner Altstadt eine Bombe und reißt sieben Menschen in den Tod. Obwohl die Kommissarin Paula Wagner und ihr Vorgesetzter Bergkamp zuerst am Tatort eintreffen, übernimmt das BKA sofort den Fall. Sie haben auch sehr schnell einen Schuldigen gefunden: Ali Ökcan, eines der Opfer, wird als vermeintlicher Islamist zum Täter abgestempelt. Doch Alis Eltern können sich mit dieser Verurteilung ihres Sohnes nicht abfinden. Sie beauftragen den Privatdetektiv Marius Sandmann, Alis Unschuld zu beweisen.

In einem zweiten Handlungsstrang wird ein toter Mann im Rhein gefunden. Obwohl es zunächst so aussieht, als sei der Mann nach dem Feiern betrunken in den Rhein gefallen, mag die forsche Kommissarin Paula Wagner nicht an einen Unfall glauben. Sie nimmt die Ermittlungen in diesem Fall auf und stößt schon bald auf Ungereimtheiten.

Den sympathischen Verlierertypen Sandmann hatte ich sehr schnell in mein Herz geschlossen. Auch Paula Wagner mochte ich wegen ihrer selbstbewussten Art und der zum Teil unorthodoxen Ermittlungsmethoden. Ihr Vorgesetzter Bergkamp dagegen stellt eher den Beamtentyp dar, wie man ihn sich vorstellt: etwas behäbig und wenig motiviert. Sandmann begibt sich in einige gefährliche Situationen und verfolgt mehrere Spuren, sodass auch ich als Leser bis zum Schluss nicht wusste, wer der wirkliche Attentäter war. Der Krimi, der neben Spannung auch viel Kölner Lokalkolorit bietet, hat mich bis zur letzten Seite gefesselt.

Obwohl dies bereits der zweite Teil der Marius-Sandmann-Reihe ist, hatte ich als Quereinsteiger keine Probleme, die Handlung und die Figuren zu verstehen. Allerdings haben mich die interessanten Figuren neugierig auf den ersten Fall „Kölner Kreuzigung“ gemacht, den ich mit Sicherheit auch noch lesen werde. Ich hoffe sehr auf eine Fortsetzung dieser Reihe.

Fazit:
Stefan Keller konnte mich mit einem spannenden Fall mit brisantem Hintergrund fesseln. „Kölner Totenkarneval“ ist ein Regionalkrimi, der nicht nur „Jecken“ und Kölnern zu empfehlen ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.11.2011
Wintergruft
Leimbach, Alida

Wintergruft


gut

Zu diesem Krimi habe ich gegriffen, weil mir das Cover gefiel, auf dem die „Betenden Hände“ von Dürer als Relief, das auf einer altmodischen Tapete hängt, abgebildet sind. Der Krimi spielt in Osnabrück im Umfeld der evangelischen Kirche.

Als die Pfarrerin Heike Meierbrink entdeckt, dass ihr Mann Udo, der ebenfalls Pfarrer in der selben Gemeinde ist, ein Verhältnis hat, verlässt sie ihn überstürzt im Streit. Am nächsten Morgen findet er einen computergeschriebenen Abschiedsbrief von ihr vor. Er schöpft Verdacht, dass seiner Frau etwas zugestoßen sein könnte, da sie ihren geliebten Hund einfach zurückgelassen hat, und geht zur Polizei. Doch die Beamten nehmen ihn nicht ernst. Das ändert sich schlagartig, als man das Auto der Vermissten findet. Im Kofferraum finden sich Blutspuren an einem Werkzeug. Nun gehen auch die Kommissare Brithe Schöndorf und Daniel Brunner von einem Verbrechen aus.

Die Autorin, die mit diesem Roman ihr Debüt vorlegt, ist selbst Theologin und mit einem Pfarrer verheiratet. Deshalb kennt sie sich in Kirchenkreisen aus und baut sehr viele Hintergrundinfos über die Hierarchie in der Kirche und den Kirchentag in ihre Geschichte ein. Das rückt aber leider die eigentliche Kriminalhandlung in den Hintergrund. Von den beiden Kommissaren erfährt der Leser auch hauptsächlich private Details, ihre Ermittlungen im Fall der vermissten Pfarrerin werden kaum beschrieben. Die Lösung des Falls ist dann auch eher dem Zufall als ordentlicher Ermittlungsarbeit zuzuschreiben.

Die Figuren wurden zwar gut beschrieben, konnten bei mir größtenteils allerdings keine Sympathien wecken. Einzig die schrullige Putzfrau Eva, die überall ihre Nase reinsteckt und alles im Osnabrücker Dialekt kommentiert, konnte mich überzeugen. Zwei Ausflüge der Protagonisten nach Dresden geben auch einen kleinen Einblick in die Stadt an der Elbe und den Ablauf eines Kirchentages.

Die Handlung ist in verschiedene Kapitel unterteilt, die jeweils mit einem Datum überschrieben sind. Die Geschichte, und damit die Lösung des Falles, zieht sich über acht Monate hin. Bevor der eigentliche Krimi anfängt, sind allerdings schon die Hälfte der 415 Seiten in Schilderungen des Lebens und der Intrigen in einer Kirchengemeinde verstrichen. Richtig spannend wird es leider erst auf den letzten 50 Seiten. Das war mir für einen Kriminalroman eindeutig zu wenig. Der Einblick in den Kirchenalltag ließ sich jedoch flüssig lesen und war recht interessant.

Fazit:
Für meinen Geschmack gab es in diesem Debüt der Autorin zu wenig Krimihandlung.

Bewertung vom 02.11.2011
Die Alchemie der Nacht
Koschyk, Heike

Die Alchemie der Nacht


ausgezeichnet

Nachdem mir bereits der historische Roman „Pergamentum“ von Heike Koschyk sehr gut gefallen hatte, wollte ich natürlich auch ihr neues Werk, das sich wiederum mit der Medizin beschäftigt, lesen. „Die Alchemie der Nacht“ konnte mich wieder restlos begeistern.

Die Geschichte hat drei Protagonisten, die sich erst im Laufe der Handlung treffen. Handlungsort ist Jena zum Ende des 18. Jahrhunderts. Hier studiert Christoph Wilhelm Hufeland Medizin. Als er ein Duell beobachtet, bei dem ein Student zu Tode kommt, beginnt er, Nachforschungen anzustellen und wird selbst zur Zielscheibe einer geheimen Verbindung. Die Schwester des toten Studenten, Helene Steinhäuser, lebt zunächst in Königsberg. Dort will sie ihr Vater gegen ihren Willen mit dem wesentlich älteren Medizinalrat verheiraten. Um dem zu entgehen, macht sie sich auf den Weg nach Jena zu ihrem Bruder. Der dritte Protagonist ist Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie. Die Autorin zeichnet einen Teil seines Wirkens auf, der mir vermittelt hat, wie schwer es war, sich mit neuen Ideen in der Medizin durchzusetzen.

Geschickt verwebt Heike Koschyk in ihrer Geschichte Fiktion und Wahrheit. Sowohl Christoph Wilhelm Hufeland als auch Samuel Hahnemann haben tatsächlich gelebt. Am Ende des Buches erläutert sie genau, was sich damals wirklich zugetragen hat und was sie aus dramaturgischen Gründen dazuerfunden hat. Insbesondere die Geschehnisse um die geheime Vereinigung, die medizinische Versuche an jungen Mädchen vornahm, war sehr spannend erzählt. Aber auch die Entwicklung Hahnemanns und das Schicksal der jungen Helene konnten mich fesseln. Die Figuren waren mir sehr schnell vertraut. Ich habe ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte mit großem Interesse verfolgt.

Als Liebhaberin historischer Romane ist mir sofort aufgefallen, dass Heike Koschyk sehr gut recherchiert hat. Da sie früher selbst Heilpraktikerin war, kennt sie sich mit der Materie aus und konnte mir interessantes Hintergrundwissen vermitteln. Aber auch Details aus dem Studentenalltag und dem Wirken der Apotheker waren sehr informativ und lehrreich.

Die Ausstattung dieses schönen Buches möchte ich nicht unerwähnt lassen. Obwohl es ein gebundenes Buch ist, hat es ein flexibles Cover, was ich sehr angenehm fand. Das Titelbild zeigt einen dunkelroten Samtvorhang. Darunter steht ein Mensch, von dem nur der Arm mit einem Glaskolben in der Hand zu sehen ist. Auf den ersten beiden Seiten findet sich ein Karte Jenas aus dem Jahr 1758, mit deren Hilfe ich die Wege der Protagonisten nachvollziehen konnte. Am Ende des Buches gibt es ein Glossar sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin.

Fazit:
Heike Koschyk hat erneut unter Beweis gestellt, dass es eine weise Entscheidung war, sich für den Beruf der Autorin zu entscheiden. Ihr Buch hat mich gefesselt, war lehrreich und hat mich hervorragend unterhalten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.10.2011
Talking Dirty
Sommer, Marischa

Talking Dirty


ausgezeichnet

Jeder hat bestimmt schon von diesen Sex-Hotlines gehört. Aber hat man sich je Gedanken darüber gemacht, wer dort eigentlich arbeitet? Oder wer eigentlich bei den „Telefondamen“ anruft? Als ich das Buch im Katalog des Droemer Knaur Verlags entdeckte, beschloss ich spontan, es lesen zu wollen. Und ich betrat an der Hand der Autorin mir völlig unbekannte Welten.

Marischa Sommer hat ein Studium als Modejournalistin abgeschlossen, steht aber ohne feste Stelle, und somit auch ohne Einkommen, da. Sie hangelt sich von Praktika über Nebenjobs und Hartz IV durch ihr Leben, ohne zu wissen, wie sie ihre Kredite oder ihre nächste Miete bezahlen soll. Da begegnet sie im Zug Katharina, die bei einer Sex-Hotline arbeitet. Zufällig wird dort eine neue Kollegin gesucht und Marie, wie die Autorin sich selbst im Buch nennt, beschließt, sich den Job einmal anzuschauen. Ohne großartige Einarbeitung wird sie ins kalte Wasser geworfen. Zunächst telefoniert sie von zu Hause, später übernimmt sie im Büro die Stelle des Operators, was ihr zumindest einen festen Stundenlohn beschert.

Die Autorin beschreibt anhand von diversen Beispielen die unterschiedlichen Typen von Männern, die bei dieser Hotline anrufen. Wer meint, dass sich dort nur Männer melden, die ihre sexuellen Fantasien ausleben wollen, liegt falsch. Es gibt tatsächlich nicht wenige, die sich eine feste Beziehung mit der Gesprächspartnerin erhoffen. Die Männer gehen davon aus, dass sie mit Privatpersonen telefonieren und investieren viel Geld in die Gespräche, bis hin zum finanziellen Ruin. Der Betreiber der Hotline, den keine der Frauen kennt, hält die Telefonistinnen dazu an, die Gutgläubigkeit der Männer skrupellos auszunutzen.

Marischa Sommer schildert aber auch, welche Auswirkungen dieser Job auf sie hat. Die Gespräche mit den Kunden verfolgen sie bis in ihr Privatleben. Sie verliert ihr eigentliches Ziel, Modejournalistin zu werden, aus den Augen. Am Ende kommt es gar soweit, dass sie in jedem Mann einen potenziellen Kunden sieht und ihren Freund verdächtigt, sie zu betrügen. Gerade noch rechtzeitig zieht sie einen Schlussstrich und kündigt.

Die Autorin erzählt ehrlich, jedoch nicht ohne Ironie, von ihren Erfahrungen in der Branche. Sie zeigt die Gefahren auf und führt dem Leser die Skrupellosigkeit der Betreiber vor Augen. Das Buch hat mich amüsiert, aber auch nachdenklich gemacht. Schockiert war ich darüber, dass die Frauen ohne jegliche Einarbeitung auf teilweise kranke Männer, z. B. Pädophile, treffen.

Fazit:
Offen, ehrlich und mit einem Augenzwinkern berichtet die Autorin über ihre pikante Tätigkeit.

Bewertung vom 16.10.2011
Sachsen-Sushi
Sylvester, Christine

Sachsen-Sushi


sehr gut

Obwohl ich eigentlich sogenannte „Frauenromane“ nicht sonderlich mag, hat mich der Handlungsort Dresden zu diesem Werk von Christine Sylvester greifen lassen. Das auffällige Cover, das einen viereckigen schwarzen Teller mit Sushi auf lindgrünem Hintergrund zeigt, hat mir auf Anhieb gefallen. Der Klappentext versprach mit ein paar lustige Lesestunden, die mir dieses Buch auch bescherte.

Nach Jahren im Ausland, unter anderem in Tokio, zieht es die Werbefrau Ella wieder zurück in deutsche Gefilde. Doch die großen Agenturen in Hamburg und Berlin haben keinen Bedarf für ihr Talent, weshalb sie mit der Agentur „Sack & Sohn“ in Dresden vorlieb nehmen muss. Leider hat der Charme der sächsischen Landeshauptstadt keinen Einfluss auf die etwas arrogante Businessfrau. Ihre Kollegen sind total seltsam, die Agentur steht am Rande der Insolvenz, ihre Pensionswirtin umgarnt sie mit Marzipantorte und dann hat Ella auch noch ein Saxofon am Hals, dessen Besitzer sie mutig gegen einen nächtlichen Verfolger verteidigt hat. Dummerweise ist der Musiker nun aber nicht mehr auffindbar. Das klingt alles total schräg? Das ist es auch – und dabei saukomisch!

Die Autorin hat alle Figuren total überzeichnet, sodass ich diesen Roman eher als Satire denn als typischen Frauenroman bezeichnen würde. Die Protagonistin Ella wirkt anfangs überheblich und strotzt vor Sarkasmus. Das machte sie mir eher unsympathisch. Andere Figuren, wie die quirlige Kollegin Bini, die aufdringliche Journalistin Laetitia oder die neugierige Pensionswirtin, kamen mir mit ihren Eigenheiten beinahe vertraut vor. Im Laufe der Geschichte entwickelt Ella dann aber doch sympathische Eigenarten. Das Wandern an ihrer Seite durch das schöne Elbflorenz hat in mir sofort das Fernweh geweckt. Über ihre Schlagfertigkeit und die Schrullen ihrer Wegbegleiter musste ich oft lachen.

Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, sodass ich immer versucht war, nur noch „schnell ein Kapitel“ zu lesen. Die kurzweilige und witzige Schreibweise der Autorin hat mir ausgesprochen gut gefallen. Nur das Ende der Geschichte kam für mich etwas zu abrupt. Ein paar Lösungen hätten für meinen Geschmack etwas detaillierter beschrieben sein können. Trotzdem hat es mir großes Vergnügen bereitet, Dresden durch die zwinkernden Augen der Autorin, die selbst dort lebt, zu betrachten. Ich werde auf jeden Fall nach weiteren Büchern von ihr Ausschau halten.

Fazit:
Kurzweilige und lustige Unterhaltung, die einen ironischen Einblick in die Werbebranche und die sächsische Landeshauptstadt gibt.

Bewertung vom 11.10.2011
Wasdunkelbleibt / Kea Laverde Bd.6
Schmöe, Friederike

Wasdunkelbleibt / Kea Laverde Bd.6


gut

Als großer Fan der Autorin war der neue Fall für die Ghostwriterin Kea Laverde natürlich ein Muss für mich. Diesmal bekommt Kea, und somit auch der Leser, einen Einblick in die Hackerszene. Das Cover zeigt vor schwarzem Hintergrund einen aufgeschnittenen Apfel, an dessen oberem Rand ein Wurm sitzt. Eine witzige Idee, da der Apfel auch ein Symbol eines namhaften Computerherstellers ist.

Kea erhält überraschend Besuch von einem jungen Mann, der sie bittet, seine Erfahrungen als Hacker aufzuschreiben. Der 18jährige Bastian Hut überreicht ihr einen Stapel handgeschriebener Seiten. Vor drei Jahren wurde er bereits für seine kriminellen Machenschaften im Internet verurteilt. Obwohl Kea keine Lust hat, nimmt sie den Auftrag an, weil sie Geld braucht. Doch schon wenige Tage später wird Bastian tot an einem nahen See aufgefunden. Gleichzeitig wurde auf das Intranet des LKA München, wo Keas Lebensgefährte Nero arbeitet, ein Anschlag verübt. Ein Hacker namens x03 ist dort eingedrungen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Bastians Tod und dem Angriff auf die Behörde?

Dieser Krimi hat mich nicht ganz so sehr fesseln können wie seine Vorgänger. Das liegt allerdings zum größten Teil daran, dass die Thematik mich nicht sonderlich interessiert. Frau Schmöe erklärt die Zusammenhänge jedoch sehr gut, sodass mir nichts unverständlich blieb. Was mich ebenfalls irritiert hat, war Keas Verhalten ihrem Lebensgefährten gegenüber. Sie war schon immer eine Eigenbrötlerin und scheute zu nahen Kontakt. Wenn der Mann, den man vorgibt zu lieben, jedoch nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt, sollte man schon etwas mehr Emotionen zeigen und zur Abwechslung auch mal an andere denken und nicht nur an sich selbst.

In einem Nebenstrang wird das Handeln des Hackers rekinom beschrieben. Schnell wird klar, dass der sich für die privaten Belange Neros, und damit auch für Kea, interessiert und in diese Richtung seine Spitzeltätigkeiten verübt. Kea und ihre Freundin Juliane sind mit dieser Thematik vollkommen überfordert und bekommen Hilfe von der jungen Cyn. Durch ihre technische Versiertheit kommt sie dem Täter auf die Spur. Sonderlich spannend fand ich deren Vorgehensweise allerdings nicht beschrieben.

Ich werde der Autorin auch weiterhin treu bleiben in der Hoffnung, dass Kea bald mal erwachsener wird und klare Fronten zwischen sich und Nero schafft. Der nächste Fall beschäftigt sich sicher auch wieder mit einem Thema, zu dem ich eher Zugang habe.

Fazit:
„Wasdunkelbleibt“ ist meiner Meinung nach ein eher schwächerer Krimi aus der Kea-Laverde-Reihe, der mich nicht recht überzeugen konnte. Hier kann ich leider nur drei von fünf Sternen vergeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2011
Bratkartoffeln für Tina Turner
Stumpf, Brenda

Bratkartoffeln für Tina Turner


sehr gut

Beim Blättern im Katalog des Verlages bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Da auch ich ein „Kind der 80er-Jahre“ bin, war ich gespannt, was die Autorin aus dem Backstagebereich der Zeche Bochum zu berichten hatte. Zudem ist mir die originelle Covergestaltung direkt ins Auge gesprungen: Eine Audio-Kassette, auf der handschriftlich der Titel vermerkt ist, und eine Gabel mit einer Nudel weisen auf den Inhalt des Buches hin.

Brenda Stumpf beginnt 1983 als ungelernte Köchin in der Zeche Bochum zu arbeiten. Sie bricht für diesen Job ihr Studium ab. Die 23jährige gehört zur Punkszene und geht entsprechend unkonventionell an die neue Aufgabe heran. Am Anfang beschreibt sie z. B., wie sie für eine Band Lammkoteletts zubereiten soll und sich erst kurz vorher Gedanken darüber macht, wie das überhaupt geht. Aber im Laufe ihrer Tätigkeit bekommt sie Routine, zumal die normale Karte der Küche in dem angesagten Klub sie nicht gerade vor besondere Herausforderungen stellt. Überbackene Käsetoasts, Spaghetti Bolognese und Pizza sind das kulinarische Angebot für das Partyvolk. Wer hier also interessante Rezepte sucht, wird, mit Ausnahme eines Fotos von einer Anleitung für ein japanisches Gericht, enttäuscht. Aber das war auch nicht mein Antrieb, dieses Buch zu lesen.

Mich reizten die Begegnungen mit den Stars dieser Zeit. Ich hatte die Befürchtung, die Autorin lasse sich vielleicht über die unangenehmen Zeitgenossen aus. Das hat sie aber zum Glück nicht getan. Wenn sie diese Menschen beschrieb, hat sie stets die Namen weggelassen oder aber verändert. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Niveaulose Enthüllungsbücher gibt es wirklich schon zu viele. Das Zusammentreffen mit den netten Musikern beschreibt sie witzig und mit viel Gefühl. Wenn ich ihre Begeisterung für Johnny Rotten von den Sex Pistols auch nicht teilen kann, so hat sie sein Auftreten vor und während des Auftritts doch packend geschildert.

Sehr wohltuend habe ich auch empfunden, dass sie von ihrem Leben außerhalb der Zeche Bochum geschrieben hat. Der Job war eine ungeheure Belastung, da sie nachts arbeiten und tagsüber schlafen musste. Ihre Schichten dauerten oft zehn bis zwölf Stunden, gelegentlich sogar noch länger. Nach sechs Jahren hat sie sich deshalb auch von dort verabschiedet, um in anderen Restaurants bzw. später auch in anderen Branchen zu arbeiten. Seit 2005 ist sie Autorin, was mich gleich dazu veranlasst hat, im Internet ein wenig zu recherchieren. Unter den Pseudonymen Stella Conrad, Frau Keller und Lotte Minck schreibt sie Krimis und Liebesromane. Da mir ihr witziger und origineller Schreibstil gefallen hat, werde ich mich mit Sicherheit nach anderen Bücher aus ihrer Feder umschauen.

Fazit:
Brenda Stumpf gewährt dem Leser auf humorvolle Art und Weise einen Einblick in ihr Leben als Köchin in der Zeche Bochum. Obwohl ich vier Jahre jünger bin als sie und einen komplett anderen Musikgeschmack habe, hat es mir Spaß gemacht, die Zeitreise in die 80er-Jahre aus ihrer Sicht zu lesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.