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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 188 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2011
Sachsen-Sushi
Sylvester, Christine

Sachsen-Sushi


sehr gut

Obwohl ich eigentlich sogenannte „Frauenromane“ nicht sonderlich mag, hat mich der Handlungsort Dresden zu diesem Werk von Christine Sylvester greifen lassen. Das auffällige Cover, das einen viereckigen schwarzen Teller mit Sushi auf lindgrünem Hintergrund zeigt, hat mir auf Anhieb gefallen. Der Klappentext versprach mit ein paar lustige Lesestunden, die mir dieses Buch auch bescherte.

Nach Jahren im Ausland, unter anderem in Tokio, zieht es die Werbefrau Ella wieder zurück in deutsche Gefilde. Doch die großen Agenturen in Hamburg und Berlin haben keinen Bedarf für ihr Talent, weshalb sie mit der Agentur „Sack & Sohn“ in Dresden vorlieb nehmen muss. Leider hat der Charme der sächsischen Landeshauptstadt keinen Einfluss auf die etwas arrogante Businessfrau. Ihre Kollegen sind total seltsam, die Agentur steht am Rande der Insolvenz, ihre Pensionswirtin umgarnt sie mit Marzipantorte und dann hat Ella auch noch ein Saxofon am Hals, dessen Besitzer sie mutig gegen einen nächtlichen Verfolger verteidigt hat. Dummerweise ist der Musiker nun aber nicht mehr auffindbar. Das klingt alles total schräg? Das ist es auch – und dabei saukomisch!

Die Autorin hat alle Figuren total überzeichnet, sodass ich diesen Roman eher als Satire denn als typischen Frauenroman bezeichnen würde. Die Protagonistin Ella wirkt anfangs überheblich und strotzt vor Sarkasmus. Das machte sie mir eher unsympathisch. Andere Figuren, wie die quirlige Kollegin Bini, die aufdringliche Journalistin Laetitia oder die neugierige Pensionswirtin, kamen mir mit ihren Eigenheiten beinahe vertraut vor. Im Laufe der Geschichte entwickelt Ella dann aber doch sympathische Eigenarten. Das Wandern an ihrer Seite durch das schöne Elbflorenz hat in mir sofort das Fernweh geweckt. Über ihre Schlagfertigkeit und die Schrullen ihrer Wegbegleiter musste ich oft lachen.

Das Buch besteht aus kurzen Kapiteln, sodass ich immer versucht war, nur noch „schnell ein Kapitel“ zu lesen. Die kurzweilige und witzige Schreibweise der Autorin hat mir ausgesprochen gut gefallen. Nur das Ende der Geschichte kam für mich etwas zu abrupt. Ein paar Lösungen hätten für meinen Geschmack etwas detaillierter beschrieben sein können. Trotzdem hat es mir großes Vergnügen bereitet, Dresden durch die zwinkernden Augen der Autorin, die selbst dort lebt, zu betrachten. Ich werde auf jeden Fall nach weiteren Büchern von ihr Ausschau halten.

Fazit:
Kurzweilige und lustige Unterhaltung, die einen ironischen Einblick in die Werbebranche und die sächsische Landeshauptstadt gibt.

Bewertung vom 11.10.2011
Wasdunkelbleibt / Kea Laverde Bd.6
Schmöe, Friederike

Wasdunkelbleibt / Kea Laverde Bd.6


gut

Als großer Fan der Autorin war der neue Fall für die Ghostwriterin Kea Laverde natürlich ein Muss für mich. Diesmal bekommt Kea, und somit auch der Leser, einen Einblick in die Hackerszene. Das Cover zeigt vor schwarzem Hintergrund einen aufgeschnittenen Apfel, an dessen oberem Rand ein Wurm sitzt. Eine witzige Idee, da der Apfel auch ein Symbol eines namhaften Computerherstellers ist.

Kea erhält überraschend Besuch von einem jungen Mann, der sie bittet, seine Erfahrungen als Hacker aufzuschreiben. Der 18jährige Bastian Hut überreicht ihr einen Stapel handgeschriebener Seiten. Vor drei Jahren wurde er bereits für seine kriminellen Machenschaften im Internet verurteilt. Obwohl Kea keine Lust hat, nimmt sie den Auftrag an, weil sie Geld braucht. Doch schon wenige Tage später wird Bastian tot an einem nahen See aufgefunden. Gleichzeitig wurde auf das Intranet des LKA München, wo Keas Lebensgefährte Nero arbeitet, ein Anschlag verübt. Ein Hacker namens x03 ist dort eingedrungen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Bastians Tod und dem Angriff auf die Behörde?

Dieser Krimi hat mich nicht ganz so sehr fesseln können wie seine Vorgänger. Das liegt allerdings zum größten Teil daran, dass die Thematik mich nicht sonderlich interessiert. Frau Schmöe erklärt die Zusammenhänge jedoch sehr gut, sodass mir nichts unverständlich blieb. Was mich ebenfalls irritiert hat, war Keas Verhalten ihrem Lebensgefährten gegenüber. Sie war schon immer eine Eigenbrötlerin und scheute zu nahen Kontakt. Wenn der Mann, den man vorgibt zu lieben, jedoch nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt, sollte man schon etwas mehr Emotionen zeigen und zur Abwechslung auch mal an andere denken und nicht nur an sich selbst.

In einem Nebenstrang wird das Handeln des Hackers rekinom beschrieben. Schnell wird klar, dass der sich für die privaten Belange Neros, und damit auch für Kea, interessiert und in diese Richtung seine Spitzeltätigkeiten verübt. Kea und ihre Freundin Juliane sind mit dieser Thematik vollkommen überfordert und bekommen Hilfe von der jungen Cyn. Durch ihre technische Versiertheit kommt sie dem Täter auf die Spur. Sonderlich spannend fand ich deren Vorgehensweise allerdings nicht beschrieben.

Ich werde der Autorin auch weiterhin treu bleiben in der Hoffnung, dass Kea bald mal erwachsener wird und klare Fronten zwischen sich und Nero schafft. Der nächste Fall beschäftigt sich sicher auch wieder mit einem Thema, zu dem ich eher Zugang habe.

Fazit:
„Wasdunkelbleibt“ ist meiner Meinung nach ein eher schwächerer Krimi aus der Kea-Laverde-Reihe, der mich nicht recht überzeugen konnte. Hier kann ich leider nur drei von fünf Sternen vergeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.09.2011
Bratkartoffeln für Tina Turner
Stumpf, Brenda

Bratkartoffeln für Tina Turner


sehr gut

Beim Blättern im Katalog des Verlages bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Da auch ich ein „Kind der 80er-Jahre“ bin, war ich gespannt, was die Autorin aus dem Backstagebereich der Zeche Bochum zu berichten hatte. Zudem ist mir die originelle Covergestaltung direkt ins Auge gesprungen: Eine Audio-Kassette, auf der handschriftlich der Titel vermerkt ist, und eine Gabel mit einer Nudel weisen auf den Inhalt des Buches hin.

Brenda Stumpf beginnt 1983 als ungelernte Köchin in der Zeche Bochum zu arbeiten. Sie bricht für diesen Job ihr Studium ab. Die 23jährige gehört zur Punkszene und geht entsprechend unkonventionell an die neue Aufgabe heran. Am Anfang beschreibt sie z. B., wie sie für eine Band Lammkoteletts zubereiten soll und sich erst kurz vorher Gedanken darüber macht, wie das überhaupt geht. Aber im Laufe ihrer Tätigkeit bekommt sie Routine, zumal die normale Karte der Küche in dem angesagten Klub sie nicht gerade vor besondere Herausforderungen stellt. Überbackene Käsetoasts, Spaghetti Bolognese und Pizza sind das kulinarische Angebot für das Partyvolk. Wer hier also interessante Rezepte sucht, wird, mit Ausnahme eines Fotos von einer Anleitung für ein japanisches Gericht, enttäuscht. Aber das war auch nicht mein Antrieb, dieses Buch zu lesen.

Mich reizten die Begegnungen mit den Stars dieser Zeit. Ich hatte die Befürchtung, die Autorin lasse sich vielleicht über die unangenehmen Zeitgenossen aus. Das hat sie aber zum Glück nicht getan. Wenn sie diese Menschen beschrieb, hat sie stets die Namen weggelassen oder aber verändert. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen. Niveaulose Enthüllungsbücher gibt es wirklich schon zu viele. Das Zusammentreffen mit den netten Musikern beschreibt sie witzig und mit viel Gefühl. Wenn ich ihre Begeisterung für Johnny Rotten von den Sex Pistols auch nicht teilen kann, so hat sie sein Auftreten vor und während des Auftritts doch packend geschildert.

Sehr wohltuend habe ich auch empfunden, dass sie von ihrem Leben außerhalb der Zeche Bochum geschrieben hat. Der Job war eine ungeheure Belastung, da sie nachts arbeiten und tagsüber schlafen musste. Ihre Schichten dauerten oft zehn bis zwölf Stunden, gelegentlich sogar noch länger. Nach sechs Jahren hat sie sich deshalb auch von dort verabschiedet, um in anderen Restaurants bzw. später auch in anderen Branchen zu arbeiten. Seit 2005 ist sie Autorin, was mich gleich dazu veranlasst hat, im Internet ein wenig zu recherchieren. Unter den Pseudonymen Stella Conrad, Frau Keller und Lotte Minck schreibt sie Krimis und Liebesromane. Da mir ihr witziger und origineller Schreibstil gefallen hat, werde ich mich mit Sicherheit nach anderen Bücher aus ihrer Feder umschauen.

Fazit:
Brenda Stumpf gewährt dem Leser auf humorvolle Art und Weise einen Einblick in ihr Leben als Köchin in der Zeche Bochum. Obwohl ich vier Jahre jünger bin als sie und einen komplett anderen Musikgeschmack habe, hat es mir Spaß gemacht, die Zeitreise in die 80er-Jahre aus ihrer Sicht zu lesen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2011
Hybrid
Wilhelm, Andreas

Hybrid


ausgezeichnet

Der Autor Andreas Wilhelm ist mir von seiner Projekt-Trilogie, die ich mit großer Begeisterung gelesen habe, bekannt. Wie der Autor selbst auf seiner Website schreibt, ist der vorliegende Roman „Hybrid“ anders als diese Trilogie: kleiner und schneller. Mit entsprechenden Erwartungen ging ich an das neue Werk heran.

Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, die im Verlauf der Geschichte zueinander führen. Ein Teil spielt im Dschungel von Brasilien, wo seltsame Dinge vorgehen. In einem Camp der „Ärzte ohne Grenzen“ wird eine Leiche angespült. Der Autor schildert die Vorgänge mittels Tagebucheinträgen der jungen Medizinstudentin Marie Thomas, die der Herkunft der Leiche auf die Spur kommen will und sich allein in den Dschungel aufmacht. Der andere Teil der Geschichte beginnt in Hamburg. Am Ufer der Elbe wird ein menschlicher Fuß angespült. Der Reporter Tom Hiller wittert eine Story und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Dabei begegnet er der Studentin Juli, die ihre Schwester Marie im Dschungel Brasiliens verloren gegangen glaubt. Gemeinsam begeben sie sich auf Spurensuche, die sie sehr schnell nach Brasilien führt.

Um auf den Hinweis des Autors auf seiner Homepage zurückzukommen: Dieser Thriller ist tatsächlich schneller – vor allem actionreicher – als die Projekttrilogie. Der wissenschaftliche Aspekt der Versuche wird nur am Rande angerissen. Wer mehr über das Thema erfahren möchte, findet jedoch im Internet bestimmt ausreichende Informationen. Dies ist nicht mein Anspruch an einen Thriller.

Was ich hingegen sehr wohl erwarte, sind Spannung und Nervenkitzel. Diese Erwartungen hat der Roman in vollem Umfang erfüllt. Die Geschichte bot immer wieder überraschende Wendungen. Das Ende hat mich zufrieden gestellt. Insbesondere der zunächst oberflächliche Tom entwickelt sich im Laufe der Geschichte. Die kühle und besonnene Juli wurde mir schnell sympathisch. Auch über das Leben und die Riten der Indios erfährt der Leser ein wenig.

Fazit:
Ein Buch wie ein Actionfilm: Spannend und temporeich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2011
Hexengold / Die Wundärztin Bd.2
Rehn, Heidi

Hexengold / Die Wundärztin Bd.2


ausgezeichnet

Zehn Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg hat es Magdalena, Eric und deren Tochter Carlotta nach Frankfurt am Main verschlagen. Eric hat das Erbe eines Onkels angetreten und gemeinsam mit seinem Vetter Vinzent dessen Kontor übernommen. Als Vinzent nach einem Überfall ums Leben kommt, ziehen dessen Frau Adelaide und deren Sohn Mathias zu der kleinen Familie. Die Base ist kein umgänglicher Mensch und macht Magdalena das Leben schwer. Zudem muss sie erfahren, dass ihr geliebter Eric ihr einige entscheidende Details über ihre Familie verschwiegen hat. Eric bricht zu einer Handelsreise auf und Magdalena reist ihm hinterher, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Da mir bereits der erste Teil dieser Reihe, „Die Wundärztin“, sehr gut gefallen hatte, wollte ich natürlich auch die Fortsetzung lesen. Ebenso spannend und bildhaft erzählt die Autorin Magdalenas Geschichte weiter. Der Handlungsort ist zunächst Frankfurt am Main in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Später führt das Schicksal Magdalena und ihre Gefährten über Thüringen, Sachsen und Polen bis nach Königsberg. Die Städte und Landschafen sind so liebevoll beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, an Magdalenas Seite zu reisen.

Die Charaktere, allen voran die Base Adelaide, sind sehr gut dargestellt. Die Autorin legt großen Wert darauf, die Figuren mehrdimensional zu beschreiben – niemand ist nur böse oder nur gut. Dabei lässt sie den Leser auch über die Beweggründe für deren Handeln nicht im Unklaren. Frei nach dem Motto des Romans „Niemand ist der, den man seit langem zu kennen meint“ erwarten den Leser einige Überraschungen bezüglich der Charaktere.

Der Autorin gelingt es mühelos, die Spannung über die gesamten 752 Seiten zu halten. Es fiel mir ausgesprochen schwer, die Lektüre zwischendurch zu unterbrechen. Das Schicksal der einzelnen Figuren hat mich sehr bewegt. Wie ich mittlerweile erfahren durfte, wird es auch noch einen dritten Band um die Wundärztin Magdalena geben. Auf diesen bin ich bereits sehr gespannt.

In einem Nachwort erklärt die Autorin die Lebensumstände nach dem Dreißigjährigen Krieg. Dies und ein Glossar am Ende des Buches dienen dem Verständnis. Obwohl dieser Roman eine Fortsetzung ist, kann man ihn auch ohne vorherige Lektüre des ersten Teils lesen. In geschickten Rückblenden erklärt die Autorin die Vorkommnisse im ersten Band.

Fazit:
Mit „Hexengold“ ist Heidi Rehn eine äußerst spannende und bildhafte Fortsetzung von „Die Wundärztin“ gelungen.

Bewertung vom 01.07.2011
Kleine Schiffe
Schütze, Silke

Kleine Schiffe


ausgezeichnet

Auf einer Lesung dieser Autorin in Moers aus diesem Buch wurde ich dazu animiert, es zu kaufen. Für meine Freundin nahm ich auch gleich ein Exemplar mit und diese war hellauf begeistert. Nun endlich habe ich im Urlaub – mit Blick auf einen See – diesen bewegenden Roman auch lesen können und bin genauso begeistert wie meine Freundin.

Franziska, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, ist frisch von ihrem Ex-Mann Andreas geschieden. Zum Abschied verbringen sie noch eine gemeinsame Nacht, was prompt Folgen hat. Franziska wird schwanger. Sie überlegt, ob sie das Kind bekommen soll. Schließlich ist sie bereits 44 Jahre alt und jetzt alleine. Alle raten ihr ab. Doch sie entscheidet sich für das Kind. Und dann lernt sie bei einem Yogakurs für Schwangere die 19jährige Lilli kennen, eine liebenswerte Chaotin, die bei Franzi einzieht und deren Leben völlig auf den Kopf stellt.

Ich muss sagen, dass mich schon lange kein Roman mehr emotional so sehr berührt hat. Durch die Ichform habe ich alle Gefühle der Protagonistin hautnah miterlebt. Ich saß lächelnd mit dem Buch in der Hand da, wenn es Franziska gut ging. An anderen Stellen musste ich allerdings das Buch weglegen, weil Tränen meinen Blick verschleierten.

Sprachlich war die Lektüre ein Genuss. Besonders schöne Sätze schreibe ich mir immer in ein Zitatbüchlein. Dieses Buch lieferte mir jede Menge „Material“ dafür. Der Titel „Kleine Schiffe“ ist übrigens einem Gedicht Georg Heyms entnommen. Am Anfang jeden Kapitels zitiert die Autorin aus Texten des Sängers Bernd Begemann. Der ist mir bisher zwar unbekannt, aber das werde ich bald ändern. Auch die Covergestaltung ist dem Verlag sehr gut gelungen. Die roten Lampions, die in einem Baum hängen, kommen im Roman tatsächlich vor.

Fazit:
Dieses Buch hat mich sehr bewegt. Ich konnte mit Franziska lachen und weinen. Genau das erwarte ich von einer guten Geschichte!

Bewertung vom 28.06.2011
Messewalzer
Stammkötter, Andreas

Messewalzer


ausgezeichnet

Das Cover zeigt ein Bild der neuen Leipziger Messe mit dem Wasserbecken davor. Da ich selbst schon auf der Leipziger Buchmesse war und die Stadt sehr mag, wollte ich diesen Krimi von Andreas Stammkötter gerne lesen. Es handelt sich übrigens schon um den fünften Fall für Kommissar Kroll. Ich hatte als Quereinsteiger in diese Reihe jedoch keinerlei Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen.

Am Vorabend der Leipziger Buchmesse wird bei einer Lesung vor über hundert Zuschauern der Erfolgsautor Willi Lachmann erschossen. Im Publikum sitzt auch dessen Freund, der Polizist Wiggins. Zusammen mit seinem Kollegen Kroll nimmt er die Ermittlungen auf. Schon bald stellt sich heraus, dass das Motiv für den Mord in der Vergangenheit liegt. Lachmann hat für einen neuen Roman recherchiert und ist dabei einem Verbrechen auf die Spur gekommen, das vor 16 Jahren begangen wurde. Kroll und Wiggins nehmen erneut die Ermittlungen auf und stoßen auf unangenehme Wahrheiten.

Der Autor versteht es außergewöhnlich gut, seinem Leser seine Wahlheimat Leipzig näher zu bringen. Er beschreibt bekannte Gebäude, wie z. B. die Nikolaikirche oder das Völkerschlachtdenkmal, nicht nur sehr anschaulich, sondern streut auch geschickt interessante Informationen über diese Sehenswürdigkeiten ein.

Die Story selbst nimmt immer wieder überraschende Wendungen, sodass die Spannung nie abreißt. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Aber auch den Humor habe ich nicht vermisst. Die Beschreibungen einiger kauziger Figuren, wie z. B. zweier Verleger, und witzige Dialoge haben mich oft schmunzeln lassen.

Wie ich dem Buch entnehmen konnte, lebt der Autor als Rechtsanwalt in Leipzig und war Dozent an der Fachschule für Bauwesen. Ich hoffe sehr, dass er daneben noch Zeit findet, weitere Krimis zu schreiben. Ich werde sie auf jeden Fall lesen. Aber auch die vorherigen Bände dieser Reihe werde ich mir besorgen. Kommissar Kroll gefällt mir sehr gut mit seiner unkonventionellen Art.

Fazit:
„Messewalzer“ ist ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit, dem es auch an Humor nicht mangelt. Uneingeschränkt empfehlenswert!

Bewertung vom 24.05.2011
Eisaugen
Kruse, Margit

Eisaugen


ausgezeichnet

Das Cover dieses Krimis ziert das Fenster eines für das Ruhrgebiet typischen Backsteinbaus. Das Fenster spiegelt einen blauen Himmel, der glänzend gedruckt ist. Der Rest der Oberfläche ist matt. Der Klappentext gibt an, dass der Roman in einer Zechensiedlung in Gelsenkirchen spielt. Da ich das Ruhrgebiet und die Menschen, die dort leben, sehr mag, musste ich dieses Krimidebüt der Autorin lesen. Und ich habe es keine Sekunde bereut.

Margareta Sommerfeld ist Verkäuferin bei Hertie in der Süßwarenabteilung. Sie hat sich gerade von ihrem untreuen Lebensgefährten Bertl getrennt und lebt nun alleine, allerdings in unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses. Um sich abzulenken, unternimmt sie oft Spaziergänge über den nahegelegenen Friedhof. Als dort die Leiche einer jungen Frau entdeckt wird, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. Doch schon bald geschieht ein zweiter Mord. Wer kann der Täter sein? Das Muttersöhnchen Walter, das noch mit 50 Jahren bei Mama lebt? Oder ist es Karl-Heinz? Der Mann mit den Eisaugen, der als „Späher“ den Totenzügen auf dem Friedhof voran geht. Ihr Liebhaber Karol, der als illegaler Einwanderer bei seiner Tante Henriette im Haus gegenüber lebt, hat auch ein Geheimnis. Schon bald gerät Margareta selbst in Gefahr.
Die Figuren in diesem Roman sind zum Teil sehr überzeichnet und wirken fast schon skurril. Allen voran natürlich das Muttersöhnchen Walter. Aber auch der Casanova Bertl, der jedes Wochenende eine andere Tussi abschleppt, oder Margaretas Mutter, die ihr Leben als Hausfrau und Mutter fristen musste, da sich das damals so gehörte, sind typische Charaktere, wie sie nicht nur im Ruhrgebiet vorkommen. Margareta selbst ist eine sympathische Frau, die, gefrustet von ihrer letzten gescheiterten Beziehung, zunächst keine Gefühle mehr zulassen will. So beschränkt sich ihre Beziehung zu Karol auf das rein Sexuelle. Als Verkäuferin in der Süßwarenabteilung von Hertie ist sie intellektuell stark unterfordert. Der Vater war damals der Ansicht, dass Mädchen nichts lernen müssten, da sie sowieso heiraten. Deshalb kniet sie sich in den Kriminalfall und forscht auf eigene Faust nach dem Mörder.

Die Geschichte ist im auktorialen Stil verfasst. Meistens wird aus Margaretas Sicht erzählt. Doch zum Ende hin erfährt der Leser auch immer wieder etwas aus der Sicht des Täters. Das hat es mir ermöglicht mitzurätseln. Dabei hat die Autorin immer wieder geschickte Fährten gelegt, die mich das ein oder andere Mal auf die falsche Spur gelenkt haben. So war mir bis fast zum Schluss nicht klar, wer der Mörder war.

Die klare Sprache und die humorvollen Dialoge, verbunden mit einer angenehmen Schriftgröße, haben das Lesen für mich zu einem Genuss gemacht. Einzig die Tatsache, dass die Polizei gar nicht auf Margaretas Alleingang aufmerksam wird und sie ungehindert Detektivin spielen kann, fand ich teilweise etwas unglaubwürdig. Aber das hat mein Lesevergnügen nicht gemindert.

Ich hoffe inständig, dass die Autorin aus Margareta Sommerfeld eine Serienheldin macht. Sehr gerne würde ich mit der Miss Marple aus der Süßwarenabteilung wieder auf Verbrecherjagd gehen!

Fazit:
Ein großartiges Krimidebüt, das mir sofort Lust auf weitere Folgen gemacht hat. Ein Buch wie der Ruhrpott: Geradlinig, bissig und doch absolut liebenswert!

Bewertung vom 22.05.2011
Das Amulett der Wölfin
Henneberg, Marion

Das Amulett der Wölfin


sehr gut

Im Rahmen einer autorenbegleiteten Leserunde hatte ich die Möglichkeit, dieses Werk zu lesen. Da ich historische Romane sehr mag, habe ich teilgenommen. Die Inhaltsangabe versprach eine spannende Geschichte, die im 12. Jahrhundert in Deutschland spielt. Meine Erwartungen wurden erfüllt.

Die junge Adolana von Wohldenberg lebt bei ihrem Onkel. Da dieser durch Spielsucht mittellos geworden ist, sieht er sich gezwungen, das Mädchen zu verheiraten. Als Adolana sich ihren zukünftigen Ehemann Waldemar heimlich anschauen will, wird sie Zeugin eines Gesprächs, in dem es um einen geplanten Mord geht. In ihrer Not vertraut sie sich einer Äbtissin an, die ihr zur Flucht verhilft. Begleitet wird sie von dem jungen Knappen Berengar, zu dem sie sich schon bald hingezogen fühlt. Adolana kommt als Hofdame Gertruds von Sachsen an den Hof von Halberstadt, wo deren Mutter Richenza sie schon bald als Spionin einsetzt. So wird sie in die Intrigen und Ränkespiele der Welfen und Staufer verstrickt. Sowohl Waldemar als auch Berengar begegnen ihr jedoch immer wieder und buhlen um ihre Gunst. Ihr Herz gehört aber nur einem der beiden.
Die Beschreibung der Figuren und Schauplätze waren sehr anschaulich. Insbesondere Adolana hat im Laufe der Geschichte eine interessante Entwicklung durchgemacht. Aber auch Nebenfiguren, wie Waldemar und Richenza, waren mehrdimensional dargestellt. Mein absoluter Lieblingscharakter war aber Thomas, ein Mönch, der Adolana mit Rat und Tat zur Seite stand. Seine ruhige und intelligente Art mochte ich sehr.

Marion Henneberg ist es gelungen, die geschichtlichen Fakten in die spannende Geschichte um die fiktive Figur Adolana einfließen zu lassen. Am Ende des Buches gibt es eine Auflistung der historischen Ereignisse. So konnte ich mir einen Überblick verschaffen, was sich damals zugetragen hat. Zu Beginn ist eine Stammtafel der Welfen und Staufer abgebildet. Die Vielzahl der Adligen und deren Sympathien für die beiden Herrscherhäuser waren jedoch teilweise etwas verwirrend für mich. Hier wäre ein Personenregister sehr hilfreich gewesen.

Fazit:
„Das Amulett der Wölfin“ verbindet historische Ereignisse mit einer spannenden Geschichte um eine selbstbewusste junge Frau.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.