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Benutzername: 
brenda_wolf
Wohnort: 
Oberfranken

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 15.08.2018
Beim Ruf der Eule
Sweeney, Emma Claire

Beim Ruf der Eule


gut

Es fällt mir schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. Ich bin zweigespalten, was die Beurteilung angeht. Aber okay. Der Schreibstil war für mich sehr anstrengend. Es gab viele Zeitsprünge. Ich wusste oft nicht bin ich jetzt in der Gegenwart oder in der Vergangenheit. Denn für die Vergangenheit wurde die gegenwärtige Zeitform gewählt, während die Jetzt-Zeit in der Vergangenheitsform erzählt wurde. Diese Sprünge waren oft sehr verwirrend.

Die Charaktere waren zwar gut beschrieben, trotzdem kam ich mit Maeve nicht so ganz klar. Ich bin mit ihr bis zum Schluss nicht warm geworden. Der emotionale Funken ist nicht übergesprungen. Ich empfand ihre Entscheidungen, nicht ihrem Alter entsprechend. Andererseits hatte ich Respekt vor ihr, wie liebevoll sie sich um ihre Schwester Eddie gekümmert hat und später um Steph und Len. Wie sie das Hotel für behinderte Menschen geöffnet hat. Aber sie tat mir auch unendlich leid. Eine Frau, die ihre eigenen Träume aufgibt, um für andere zu sorgen. Bei dem Gedanken, wird mir das Herz schwer. Trotzdem hätte ich mir von ihr mehr Gefühl gewünscht. Sie wirkte oft zu nüchtern. Von allen Protagonisten hat mir Vince am besten gefallen. Ihn mochte ich auf Anhieb. Er war für mich der Traum von einem älteren Herrn, gepflegte Erscheinung, Feinfühligkeit, Liebenswürdigkeit und Verstand.

Fazit: Für das Buch muss man sich wirklich Zeit nehmen, es lässt sich nicht in einem Rutsch lesen. Erschüttert hat mich, dass die Autorin aus ihrem eigenen Erleben schreibt.

Bewertung vom 04.08.2018
Das Morpheus-Gen
Rode, Tibor

Das Morpheus-Gen


ausgezeichnet

Tibor Rode ist mit „Das Morpheus-Gen“ ein wahnsinnig spannender Thriller gelungen, der mich beim Lesen total in seinem Bann gezogen hat. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Der Spannungsbogen durchgehend vorhanden. Durch die kurzen Kapitel und den Wechsel der Szenen und der Zeitsprünge wurde zusätzliche Dramatik aufgebaut. Der Plot zum Thema Schlaf ist genial. Wer macht sich zum Thema Schlaf schon groß Gedanken, es sei denn, dass er aus irgendwelchen Gründen keinen Schlaf finden kann. Der Autor hat die Idee phantastisch umgesetzt. Die Handlung ist sehr actionreich. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und für mich greifbar. Auch einige undurchsichtige Personen bevölkerten die Handlung, z. B. dieser Vlad Schwarzenberg und die Bruderschaft, aber auch diese Gräfin aus der Vergangenheit verbreitete Mystik. Zu einigen Hintergründen habe ich selbst recherchiert, weil mich das Thema wirklich gepackt hat.

Fazit: Ein Thriller, den der Leser atemlos und mit Gänsehaut verschlingen wirst. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.02.2018
All die Jahre
Sullivan, J. Courtney

All die Jahre


ausgezeichnet

Zeit des Schweigen

J. Courtney Sullivan ist mit „All die Jahre“ wieder ein sehr schöner Familienroman gelungen. Er erzählt die Geschichte einer irisch-amerikanischen Familie.

Die 21jährige Nora wandert in den 50er Jahren zusammen mit ihrer jüngeren Schwester von Irland in die USA aus. Den beiden Schwestern eröffnet sich hier eine völlig neue Welt. Sie leben zunächst bei der Familie ihres Verlobten Charlie Rafferty. Nora ist sich nicht mehr sicher, ob sie Charlie wirklich heiraten will, wird dann jedoch gezwungen diesen Schritt zu tun. Denn die lebenslustige Theresa wird ungewollt schwanger, in dieser Zeit ein Skandal. Um die Schwangerschaft zu vertuschen opfert sich Nora. Mit dieser Entscheidung werden beide nicht glücklich. Das Verhältnis der Schwestern ist angespannt. Theresa findet schließlich Zuflucht in einem Kloster. Eine Zeit des Schweigens beginnt.

50 Jahre später ist Nora gezwungen zu Theresa Kontakt aufzunehmen. Patrick, ihrer beider Sohn ist verunglückt und gestorben.

Zwei Erzählstränge lassen den Leser an Gegenwart und Vergangenheit der Schwestern teilhaben. Die schwierige Zeit in den 50er sowohl in Irland, als auch in Amerika ist gut beschrieben. Die Welt der Schwestern ist vom Katholizismus geprägt. Man spürt die Enge der gesellschaftlichen Konventionen. Die beiden Hauptprotagonistinnen konnten unterschiedlicher nicht sein. Nora, die verantwortungsvolle und Theresa, die lebenshungrige jüngere Schwester. Ich mochte sie beide und ich habe mit beiden gelitten.

Der Schreibstil ist sehr schön und stimmungsvoll und hat mich auch diesmal begeistert. Er verlangt ein bisschen Aufmerksamkeit, aber er geht trifft genau den Nerv. Ein Roman, den man nicht einfach weglegt, ein Roman der nachhallt.

Bewertung vom 10.12.2017
Highway to heaven
Bivald, Katarina

Highway to heaven


sehr gut

Ein neues Leben ...

Annette (38) fällt in ein tiefes Loch, nachdem ihre geliebte Tochter Emma flügge wird und das Haus verlässt. Sie zieht nach Karlskrona zum Studium und für Annette beginnt eine Zeit der Depression. Sie hatte ihre Tochter alleine großgezogen. Mit Emma verschwindet auch ihr Lebensinhalt. Ihr ganzes Leben war auf Emma ausgerichtet. Annette fällt es schwer loszulassen, sie ruft Emma ständig an oder muss sich bewusst dazu zwingen, es zu unterlassen. Als sie auf der Arbeit anfängt sogar freiwillig Schichten zu übernehmen, um das beschäftigungslose Wochenende zu verkürzen, bringt es ihre Freundin und Kollegin Pia auf den Punkt: „Großer Gott, du brauchst ein Leben… leg dir ein Leben zu.“ Annette fragt sich, was aus ihren einstigen Träumen geworden ist. In ihrer Jugend hatte sie Ziele: ein Haus, Motorrad fahren und sich um sich selbst kümmern. Doch was ist daraus geworden. Kurzentschlossen tut sie den ersten Schritt: Sie nimmt Fahrstunden für den Motorradführerschein. Und damit bekommt ihr Leben neuen Schwung.

Ich mochte die Protagonistin, die anfangs ein bisschen farblos rüberkam, aber im Laufe der Geschichte an Farbe gewann. Annette erging es wir wie manchem Rentner, der im langersehnten Ruhestand, plötzlich nur noch Leere spürt, zum einen, weil er es rechtzeitig versäumt hat, sich neue Aufgaben und Hobbies zu suchen, zum anderen weil ihm ein wichtiger Teil seines Lebens weggebrochen ist. Die Lücke will gefüllt werden …. Das Flair von Skgahammer ist realistisch beschrieben. Eine Kleinstadt, in der Klatsch und Tratsch an der Tagesordnung sind, in der sich Neuigkeiten in Windeseile herumsprechen. Auch Anettes Arbeitsplatz, der Supermarkt und ihre Kolleginnen sind für den Leser greifbar.

Mich hat Katarina Bivalds „Highway to heaven“ gut unterhalten. Es ist leicht lesbar und zum Teil humorvoll geschrieben. Ich musste immer wieder schmunzeln. Aber es hat mich auch nachdenklich gestimmt. Genau die richtige Mischung, die ich bei einem guten Roman schätze.

Bewertung vom 24.11.2017
Der Fall Kallmann
Nesser, Hakan

Der Fall Kallmann


ausgezeichnet

Fremdverschulden?

Leon hat Frau und Tochter durch ein Fährunglück vor der tansanischen Küste verloren. Die Leiche seiner Frau Helena wurde gefunden und konnte identifiziert werden, während seine Tochter Judith weiterhin als vermisst gilt. Leon unterrichtet Schwedisch und Geschichte. Einem Monat vor seinem 45. Geburtstag verlässt er Stockholm und zieht in die schwedische Kleinstadt K. Dort findet er an der Bergtuna-Gesamtschule einen neuen Job. Ludmilla Kovacs, eine alte Bekannte aus der Studentenzeit an der Pädagogischen Hochschule in Uppsala, hatte ihm von der freien Stelle erzählt. Sie ist an dieser Schule Beratungslehrerin.

Leon tritt in große Fußstapfen. Sein Vorgänger Kallmann, war bei den Schülern beliebt. Er war unglaublich präsent und gleichzeitig distanziert. Um Kallmann rankten sich zahlreiche unbestätigte Gerüchte. Er starb bei einem Treppensturz und brach sich das Genick. Hinweise auf Fremdverschulden lagen nicht vor, dennoch gibt es viele Fragezeichen.

Die einzelnen Kapitel werden von verschiedenen Personen erzählt. Neben Leon, erzählen die 15-jährige Andrea, Igor (ein Kollege), Ludmilla (Leons Jugendbekannte) und Ulrika (Andras Mutter), sie geben Einblick in ihre Gedankenwelt. Diese Personen versuchen alle auf ihre Weise, die Person Kallmann zu durchleuchten und Antworten zu finden. Interessant wird es, als Leon Kallmanns Tagebücher in seinem Schreibtisch entdeckt.

Mir hat der Roman sehr gefallen. Er ist in einer wunderbaren Sprache geschrieben. Nesser versteht es die Spannung kontinuierlich anzufachen, so dass ich immer wieder gespannt war, wie es weitergeht. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, so dass es leichtfällt, sie sich vorzustellen. Meine Lieblingsprotagonistin ist die Schülerin Andrea, die sich in ihrer Familie als Fremdkörper empfindet. Eine geheimnisvolle Aura umgibt den Jungen Charlie Mattis, der zu Kallmann anscheinend in einer engeren Verbindung stand. Sympathieträgerin ist für mich Ludmilla, die Beratungslehrerin, die für Schüler wie Lehrer immer ein offenes Ohr hat und sehr einfühlsam ist. Die neonazistischen Strömungen an der Schule brachten einen verstörenden Aspekt in die Geschichte.

Irgendwo hieß es: „Es gefiel Kallmann auf der Grenze zwischen Dichtung und Wahrheit zu balancieren.“ Ich würde sagen, genau wie sein Schöpfer, der Autor Håkan Nesser.

Ein rundum gelungener Roman. Kein Krimi, aber eine wunderbare Charakter- und Gesellschaftsstudie, allerdings mit Krimielementen.

Bewertung vom 24.11.2017
Wir sehen uns beim Happy End
Lucas, Charlotte

Wir sehen uns beim Happy End


sehr gut

Ellas Welt

Inhalt:
Emilias Lebensmotto: „Eine Geschichte ist immer so gut wie ihr Ende.“
Emilia Faust, genannt „Ella“ ist seit 6 Jahren mit Philipp liiert, nächstes Jahr wollen sie heiraten. Das Datum steht schon fest. Der große Tag soll am 21. August als rauschendes Fest über die Bühne gehen. Emilia ist gelernte Hauswirtschafterin, doch seit sie mit Philipp zusammen ist, ist sie nur noch exklusiv für ihn da. Zuvor hatte sie zusammen mit ihrer Freundin Cora eine Agentur „Die gute Fee“ ins Leben gerufen, in der die beiden das Managen des gesamten Haushalts für ihre Kunden anboten. Philipps wegen ist Ella ausgestiegen und die Freundschaft zu Cora erlitt einen schmerzhaften Bruch. Klar, Cora fühlte sich in Stich gelassen.

Nebenbei betreibt Ella den Weblog „Better Ending“, in dem sie für Romane und Filme, die ohne Happy End ausgehen, das Ende neu formuliert und ihnen ein besseres Ende verpasst. Sie findet, es gibt überhaupt keinen Grund, dass fiktionale Stories schlecht enden müssten, und damit Menschen aufwühlen und in Verzweiflung stürzen. Ellas Welt ist schön und heiter. Ella findet, ein schlechter Ausgang ruinierte alles. Ellas Heldinnen reiten mit ihrem Helden gemeinsam in den Sonnenuntergang, Hand in Hand und bis in alle Ewigkeit. Ellas Anliegen ist es, den Menschen ein gutes Gefühl zu vermitteln.

Und dann verändert ein zufällig entdeckter Brief, den Philipp in seinem Trenchcoat vergessen hat und den Ella zur Reinigung bringen soll, Ellas Welt mit einem Paukenschlag.

Philipp hatte sie betrogen. Und zwar in der Nacht bevor er ihr am Morgen einen Heiratsantrag machte. Ein starkes Stück! Wütend nennt Ella den Heiratsantrag „das Ergebnis eines moralischen Katers“. Völlig unter Dampf rennt sie aus dem Haus, schnappt sich Philipps teures Rennrad und verursacht damit einen Unfall auf einer Treppe. Sie bringt einen Mann, der barfuß läuft, zu Fall.

Mehr möchte ich nicht verraten.

Meine Meinung:
Das Cover finde ich sehr gelungen. Ich liebe Handlettering, deshalb gefallen mir die bunten Buchstaben und das Drumherum. Absolut ansprechend.

Der Schreibstil ist locker und flüssig. Man kann sich regelrecht festlesen. Das ist schon mal ein großes Plus. Die Blogeinträge locker das Ganze noch mal auf.

Ella war mir in ihrer leicht chaotischen Art sympathisch. Trotzdem konnte ich kaum glauben, dass es in der heutigen Zeit junge, gebildete Frauen gibt wie Ella, die wegen eines Kerls, ihre Eigenständigkeit aufgeben, um für ihren Liebsten ‚nur Hausfrau‘ zu spielen. Ihre Flunkerei, fand ich manchmal schon sehr heftig. Sie flüchtete sich in Traumwelten und klammert sich daran fest. Ich gehöre zur Fraktion, die Lügen so gar nicht mag. Und manche ihrer Reaktionen fand ich übertrieben. Auch war sie sehr sprunghaft. Zum Bespiel fand ich Oscars Satz sehr treffend: "Wo sind Sie schon wieder? Es kommt mir vor, als würde bei Ihnen jemand hin und wieder das Licht ausknipsen." Genauso empfand auch ich Ella.

Stark fand ich die Erklärung zu Ellas Tätowierung. Ein Semikolon, weil der Satz nach einem Semikolon noch nicht zu Ende ist, sondern weil er weitergeht.

Philipp war für mich ein Macho, der es genoss, umsorgt zu werden, und der sich wenig Gedanken um Ellas Wohlbefinden machte. Für ihm zählte nur seine Bequemlichkeit.

Und Oskar, tja, ich mochte ihn, er hat durchlief eine ziemlich heftige Entwicklung.

Den Spruch von Erhard F. Freitag in Ellas Zimmer mochte ich sehr: Sorge dafür, dass das kommt, was du liebst. Andernfalls musst du lieben was kommt.

Einer der besten Sätze kommt von Dr. Specht: „Es gibt nur einen Weg, seine Schatten loszuwerden – indem man sich ihnen stellt und lernt, mit der Wahrheit zu leben.“

Eine sehr emotionale Geschichte. Wer Happy Ends liebt, wird auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 21.03.2014
Rabenschwestern
Kreslehner, Gabi

Rabenschwestern


gut

Die Jurastudentin Lili macht gleich zu Anfang der Geschichte mit der Kommissarin Franza Bekanntschaft, als diese sie dabei beobachtet wie Lili ein Fläschchen Parfüm in ihrer Tasche verschwinden lässt. Wenige Tage später wird Franza zu einem Tatort gerufen. Gertrud Rabinski, Lillis Mutter, liegt erstochen in ihrer Küche. Zur gleichen Zeit wird Gertruds Halbschwester die bekannte Fotografin Hannah Umlauf von ihrem Ehemann als vermisst gemeldet. Der Kontakt zwischen den beiden Schwestern war schon lange Zeit abgerissen. Es muss was Schwerwiegendes vorgefallen sein. Aber alle hüllen sich in Schweigen. Auch Getruds Eltern behalten das Familiengeheimnis unter Verschluss. Hat Hannah was mit dem Tod ihrer Schwester zu tun oder ist sie selber in Gefahr? Und wer ist Tonio? Was wollte der von Getrud? Warum sprach er sie an und weshalb hatte sie Angst vor ihm?

Franza, die Kommissarin trägt menschliche Züge. Sie ist nicht perfekt, hat ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen und ihr Privatleben ist auch alles andere als unkompliziert. Genau diese Mischung macht sie für den Leser so sympathisch. Franzas Stärke ist ihr untrügliches Gespür für Zusammenhänge. Auch die anderen Protagonisten sind gut gezeichnet, der Leser hat das Gefühl sie alle zu kennen.

Der Schreibstil der Autorin Gabi Keslehner liest sich flüssig und leicht. Die Erzählperspektiven der Kapitel wechseln. Der Leser nimmt Anteil an der Sichtweise der einzelnen Charaktere. Ein bisschen hat es mir an Spannung gefehlt, auch hätte ich mir mehr psychologische Tiefe gewünscht. Manches war für mich einfach vorhersehbar.

Fazit: Ein leicht lesbarer Krimi, den ich gerne gelesen habe.

Bewertung vom 04.12.2011
Schuld währt ewig / Kommissar Dühnfort Bd.4
Löhnig, Inge

Schuld währt ewig / Kommissar Dühnfort Bd.4


sehr gut

Mein erster Krimi der Autorin Inge Löhnig, jedoch der vierte in der Reihe um Kommissar Dühnfort und seinem Team. Trotzdem bin ich mühelos in die Geschichte reingekommen. Man kann den Krimi also auch gut unabhängig von den ersten drei Bänden lesen .Das Thema ist Schuld und schuldig werden. Der Leser wird durch verschiedenen Handlungssträngen in das Geschehen eingeführt.

Sanne lebt zurückgezogen auf dem Lande. Vor sechs Jahren war sie in einen Unglücksfall verwickelt, in dem ein kleiner Junge zu Tode kam. Sie trägt schwer an diesem Ereignis, zumal in ihrer Erinnerung einige entscheidende Sekunden fehlen. Das nagt an ihr. Nun jährt sich der Todestag und diese Zeit ist es für sie immer am Schlimmsten.

Der Frührentner Eugen Voit hat ein ausgesprochen merkwürdiges Hobby. Er überwacht Falschparker und Verkehrssünder von seinem Fensterplatz aus und zeigt sie an. So beobachtet mit seiner Kamera eines Abends wie ein unbeleuchteter dunkler Geländewagen aus einer Parklücke ausschert und den Architekten Flade überrollt. Der Fahrer fährt weiter, ohne sich um das Opfer zu kümmern. War es Unfallflucht? Oder doch ein Mordanschlag?

Ein weiteres Opfer wird an einem See aufgefunden. Es stellt sich heraus: Die junge Frau wurde ertränkt. Karten, mit einem geheimnisvollen Text, werden bei den Opfern gefunden. Was und wer steckt dahinter? Eine Schlüsselrolle spielt die Gruppe “Schuldlos schuldig.” Ist hier der Täter zu suchen?

Aber auch Kommissar Tino Dühnfort hat Probleme. Vor sieben Jahren hatte Helmbichler ihm Rache geschworen. Er ist seit kurzem entlassen. Während Helmbichler einsass hatte sich seine Frau von ihm scheiden lassen, sein Geschäft ist in Konkurs gegangen und sein Haus wurde versteigert. Das macht das Rachepotential nicht unbedingt geringer. Und auch sonst ist die berufliche Lage kompliziert. Für Dühnfort und Gina wird es immer schwieriger ihre Beziehung vor den Kollegen geheim zu halten. Alois scheint was zu ahnen.

Der Krimi ist flüssig zu lesen. Inge Löhnig hat ihre Protagonisten glaubhaft gezeichnet. Mein persönlicher Favorit war der Frührentner Eugen Voit. Solche kranke Typen gibt es leider wirklich, die sich für alles interessieren, was in der Nachbarschaft abläuft. Als positiv empfand ich es, dass es beim Ermittlerteam menschelt. Das bringt Farbe in den Krimi. Die Autorin hat für den Leser geschickt falsche Spuren ausgelegt. Aber mir war das zu offensichtlich und ich war gespannt, wer nun wirklich der Täter ist. Das Ende hat mich dann doch überrascht. Die Idee vom unschuldig schuldig werden hat mich nachdenklich gestimmt und noch lange beschäftigt. Jeder kann in so eine schreckliche Lage kommen. Man wird angefeindet und hat doch keine Schuld

Nun ja, so ganz zufrieden war ich nicht. Es war wie bei einem guten Essen, bei dem man feststellt, hm, schmeckt lecker, aber das berühmte Quäntchen fehlt. So ist es mir leider ergangen. Irgendetwas hat gefehlt, aber ich kann nicht sagen, was es war.

Mein Fazit:
Ein gut zu lesender Krimi für ein gemütliches Wochenende.

Bewertung vom 26.10.2011
In die Füße atmen
Welte, Mark

In die Füße atmen


gut

Auf Mark Weltes Debütroman 'In die Füße atmen' war ich super gespannt. Endlich mal wieder was zum Ablachen. Laut Cover Text ist der Autor Anke Engelkes Lieblingsschreiber und Erfinder der 'Ladykracher-Ente'. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen. Leider haben sich diese nicht erfüllt.

Die eineiigen Zwillinge Jan und Henrik Diamant könnten nicht verschiedener sein. Henrik ist der coole durchgeknallte Typ und Frauenschwarm, Jan der schüchterne Feak, voller Selbstzweifel, mit untrüglichem Gespür für geschmacklose Kleidung, Haare zottelig, auf der Nase ein Kassengestell. Doch Jan ist verliebt in Lina, schon seit der achten Klasse. Er himmelt sie an und traut sich nicht es ihr zu sagen. Ihretwegen ist er in der Theater AG und ihretwegen will er sich an der berühmten Otto-Falkenberg-Schauspielschule bewerben. Aber er bekommt es nicht hin, seine Bewerbung in den Briefkasten zu werfen. An sich eine einfache Handlung aber für Jan ein Ding der Unmöglichkeit. Kurzentschlossen nimmt Henrik - ohne Wissen seines Bruders- die Sache in die Hand. Er besteht für Jan die Aufnahmeprüfung. Jan ist fassungslos, aber er geht nach München, denn auch Lina hat es geschafft. In München hat Henrik während der Aufnahmeprüfung schon für allerhand Wirbel gesorgt und so tritt Jan nun auch treu und brav in etliche ausgelegte Fettnäpfchen.

Das erste Drittel war köstlich und hat mich gut unterhalten, aber leider hält der Autor den Stil nicht durch. Was dann kam war zäh und für mich eher uninteressant. Extrem witzig - wie der Button auf dem Cover verspricht - fand ich 'In die Füße atmen' nicht. .Es gab einige außergewöhnliche Charaktere, die recht gut gezeichnet waren, z. B sein Zimmergenosse August, oder der 'Bauernschädel' oder die überspannte Gabriele mit dem berühmten Vater.