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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 388 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2019
Die Mauer
Lanchester, John

Die Mauer


gut

Zum Schutz des Landes, der Menschen und des Lebens muss jeder Bürger zwei Jahre Dienst auf der Nationalen Küstenverteidigungsbefestigung - der Mauer - verrichten. Diese Zeit ist jetzt für Joseph Kavanagh gekommen. Schweren Herzens tritt er seinen Dienst an. Neben schier unendlicher Zeit zum Nachdenken in der Einsamkeit der Mauer, lernt er Kameradschaft, Freundschaft und sogar die Liebe kenne.

Das Cover besteht aus zwei Dingen: Unten das unendliche Meer in blauen Strichen gezeichnet und oben der unendliche Nachthimmel in schwarzen Punkten. Es ist schlicht und doch reizte es mich und machte mich zusammen mit dem Klapptext neugierig auf das Buch, da es auf der einen Seite zwar Unendlich wirkt, auf der anderen Seite zu gleich bedrohlich und einengend.

John Lanchester schreibt flüssig, aber zugleich bedrückend; wie kann man unter freiem Himmel, mit Sicht auf die unendlichen Weiten des Meeres nur so ein beklemmendes Gefühl in seinen Lesern hervorbringen? Ich denke, es sind nicht die Beschreibungen der Landschaft, auch wenn diese schon nicht einladend, sondern eher kalt und feindlich wirkt, sondern eher die innere Einstellung. Statt Freude und Zuversicht, ruft der Autor Zweifel und Widerwillen hervor, die mich berühren und zum Nachdenken anregen. Natürlich möchte jeder sein Leben und vor allem seine Lebensgewohnheiten schützen, aber zu welchem Preis?

Diese Frage und noch viel existentiellere stellt sich der junge Joseph Kavanagh, als er den Dienst auf der Mauer antritt und mit seinen Gedanken und Gefühlen alleine ist. Die Generation seiner Eltern ist Schuld am Klimawandel und hat Massenflucht, Erderwärmung und steigende Meeresspiegel verursacht. Oder zumindest nicht versucht, diese Entwicklung aufzuhalten. Was im Einzelnen geschehen ist, erfährt man nicht und auch nicht, wie es tatsächlich auf der Welt aussieht; ob Leben überhaupt möglich ist. Ich denke, dass der Autor dies mit Absicht unerwähnt, oder nur mit Andeutungen unterfüttert hat, um seinen Lesern die geschehene Katastrophe sich selbst vorstellen zu lassen.
Es wird zwar schnell deutlich, dass die Mauer zum Schutz vor Flüchtlingen gebaut wurde, damit das bewohnbare Land nicht überrannt wird, aber Regierung und Bevölkerung entmenschlichen diese und nennen sie schlicht, die Anderen. Es sind keine Männer, Frauen und Kinder, die da kommen, sondern irgendwelche Andere, die das Leben zerstören wollen. So zumindest mein Eindruck. Denn wenn es ihnen tatsächlich gelingt, die Mauer zu überwinden, werden sie entweder eingeschläfert, ausgesetzt oder als Dienstlinge gehalten.

Auch wenn Lanchester nicht urteilen, sondern eher zum Nachdenken anregen wollte, hätte ich mir mehr Intensität gewünscht; und dies in allen Bereichen seines Buches. Ich hätte es schön gefunden, mehr auf die äußeren Gegebenheiten einzugehen und mehr Hintergrundwisssen zu bekommen, statt in die Seelenqualen eines Einzelnen einzutauchen, die stellenweise recht langatmig waren. Warum hasst Kavanagh seine Familie, sein Leben und alles so dermaßen und hat dennoch keinerlei Zukunftsvorstellung oder Wünsche?

Mein Fazit
Interessantes Thema, dem für mich etwas Tiefgang fehlte.

Bewertung vom 04.02.2019
Schattenchronik 2: Feuerblut / Das Erbe der Macht Bd.4-6
Suchanek, Andreas

Schattenchronik 2: Feuerblut / Das Erbe der Macht Bd.4-6


sehr gut

Nachdem die Prophezeiung endlich entschlüsselt ist, machen sich die Lichtkämpfer auf die Suche nach den Sigilsplittern. Sie müssen diese unbedingt vor den Schattenkriegern finden und unschädlich machen, da diese ansonsten den Wall zerstören und sich den Nimags nicht nur offenbaren, sondern auch die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Eine gnadenlose Jagd beginnt, deren Ende völlig offen ist!

Andreas Suchanek hatte mit seiner Schattenchronik-Saga ein faszinierendes, spannendes und süchtig machendes Werk geschaffen! Schon Teil eins begeisterte mich und so freute ich mich ganz besonders auf die Fortsetzung. Leider lag zwischen den Bänden eine geraume Zeit, so dass ich mich schwer tat, in die Handlung und vor allem die Charaktere zurückzufinden. Trotz des kurzen Rückblicks, der am Anfang des Buches zu finden war und den ich bitter nötig hatte, fiel es mir denkbar schwer, die ganzen Personen auseinander zu halten.
Besonders gut gefällt mir die Mischung des Buches: Nicht nur spannende Action, die mich mit ihrer Geschwindigkeit, dem Wortwitz und der Rätsel an Indiana Jones erinnerten, sondern auch an magischen Momenten fehlt es nicht; von gefühlvollen Liebesgeschichten und Freundschaft, sowie Verrat ganz zu schweigen. Man könnte meinen, dass das Buch, oder vielmehr die Serie damit überladen sei, aber dem ist absolut nicht so, da Handlungen und Charaktere perfekt aufeinander abgestimmt sind und wie kleine Zahnrädchen ineinander greifen.
Der Schreibstil des Autors schwankt von rasanter Spannung, hinzu Rätsel raten und nachdenklich stimmenden Begebenheiten unter Freunden. Verrat, Liebe und Vertrauen sind ebenso an der Tagesordnung wie Freundschaft und Hass. Der Spannungsbogen schwankt je nach Begebenheit und hielt mich stets gefangen. Mal rast die Handlung unaufhaltsam vor ran, mal gibt Suchanek mir die Möglichkeit, alles zu überdenken und eigene Schlüsse zu ziehen. Diese Mischung gefällt mir gut!
Ebenso die Schilderungen der magischen Welt, in die ich mich gerne verlor. Zauberei, magische Wesen und die Schilderung der vorherrschenden Ordnung ist spektakulär. Natürlich hat der Autor das Rad nicht neu erfunden und dass eine Welt neben der unseren existiert ist nicht neu, aber die Umsetzung ist einfach grandios.

So vielfältig wie die Orte der Handlungen sind, so schillernd gestaltet Suchanek seine Protagonisten. Auf der einen Seite sind die Lichtkämpfer: Magier, Neuerweckte und Unsterbliche, die den Wall, also den Schutz der Menschen vor den Magiern, erhalten wollen. Ihr Ziel ist eine friedliche Coexistenz aller Lebewesen, egal ob magisch oder nicht.
Dem gegenüber stehen die Schattenkrieger mit deren Unsterblichen, deren einziges Ziel es zu sein scheint, die Weltherrschaft an sich zu reißen, da Magier eindeutig an der Spitze der Nahrungskette stehen.
Doch ganz so einfach ist es nicht, wie sich im Laufe des Buches immer mehr herauskristallisiert. Schwarz ist nicht immer schwarz und weiß nicht immer weiß. Andreas Suchanek hat diesen Band dazu genutzt, seinen Charakteren mehr Tiefe zu verleihen und mit mehr Hintergrundwissen auszustatten, so dass ich mich mit ihnen noch enger verbunden fühlte.

Mein Fazit
Einfach toll und von Grund auf magisch!

Bewertung vom 26.01.2019
Zwischen uns die Sterne
Sivec, Tara

Zwischen uns die Sterne


weniger gut

Einst waren sie beste Freunde. Doch als die drei Kinder Everett, Aiden und Cameron älter werden und die Liebe in ihr Leben einzieht, wird die Freundschaft schwierig. Schließlich bricht Everett aus seinem Leben aus und zieht mit Ärzte ohne Grenzen um die Welt, um Kranken zu helfen. Als ein Brief von Aiden ihn mit der Nachricht erreicht, dass dieser sterben muss, reist er endlich in die Heimat zurück. Für seinen besten Freund ist es zu spät, aber finden er und Cameron endlich zueinander?

Das Cover zeigt die beiden Protagonisten Cameron und Everett unter einem glitzernden Sternenhimmel. Sie halten sich an den Händen und blicken sich erwartungsvoll an. Zusammen mit dem Klapptext und der Leseprobe hat es den Ausschlag gegeben, dieses Buch unbedingt lesen zu wollen.

Tara Sivec schreibt flüssig und gut strukturiert. Sie schildert die mühselige Liebe zwischen zwei Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen und Dank vieler Missverständnisse ihre Liebe zueinander nicht eingestehen können und wollen. Manchmal erscheint es mir wie ein merkwürdiger Tanz, den Everett und Cameron aufführen, da sie stets umeinander schleichen und doch nicht zueinander finden. Aber es ist auch ein Buch über Freundschaft, die sich von Kindesbeinen an, weiter entwickelt.
Auf mich wirkt das Buch leider wenig romantisch, sondern zäh und die Handlung verfahren. Zwei erwachsene Menschen, die nicht fähig sind, offen und ehrlich miteinander umzugehen, sind nicht meins. Everetts Beweggründe konnte ich teilweise nachvollziehen, da er durch seine fünfjährige Abwesenheit, den plötzlichen Tod seines besten Freundes und seiner Alkoholsucht, eh schon aus dem Gleichgewicht geworfen wurde, ist unsicher und vorsichtig. Cameron hingegen, die von ihren Eltern eine heile und glückliche Ehe vorgelebt bekam, fand ich eher anstrengend. Sie weinte viel, ärgerte sich, war bockig und mir wenig sympathisch. Anfangs rührte mich ihre Gefühlsdusselei, wenn sie in einem Meer aus Tränen schier zu versinken drohte, aber dann wurde es zu viel des Guten.

Mein Fazit
Leider nicht mein Buch.

Bewertung vom 25.12.2018
Deadlands - Ghostwalkers
Maberry, Jonathan

Deadlands - Ghostwalkers


sehr gut

Nach dem alles zerstörenden Erdbeben 1868 ist so gut wie nichts mehr von Kalifornien übrig. Das Land liegt nicht nur in Schutt und Asche, sondern es wurde regelrecht entzwei gerissen. Tiefe Spalten ohne erkennbaren Grund, zerteilen das Land, aus dem merkwürdige Kreaturen empor kommen. Von alldem hat der Auftragskiller Grey Torrance zwar gehört, aber es mit eignen Augen zu sehen und am eigenen Leib zu erleben, sind völlig verschiedene Dinge. Durch einen Zufall verschlägt es ihn nach Paradise Falls. Es scheint, dass nur Grey zusammen mit seinem neuen Freund, dem Sioux Thomas Schaut-Weg, die Bevölkerung vor habgierigen Großgrundbesitzern, Geistern, Untoten und den schier unendlichen Möglichkeiten von Geisterstein retten können...

Besonders gereizt hat mich an Jonathan Maberrys Buch die Mischung aus romantischer Wild West Cowboy Atmosphäre und Untoten. Horror trifft auf den Pistolenschuss-Romantik. Und ich muss gestehen, enttäuscht hat mich der Autor nicht!
Auf der einen Seite ist der knallharte Auftragskiller Grey Torrance. Doch noch nur auf den ersten Blick wirkt er so hart, denn tief in seinem Inneren wird er von den Geistern seiner Vergangenheit gejagt. Umso mehr erschreckt es ihn, dass seine Geister plötzlich Gestalt anzunehmen scheinen und ihn als Untote verfolgen. Durch das zerstörende Erdbeben entließ das Land nicht nur Kreaturen der Hölle, sondern auch Geistersteine. Von den einen als Heilsbringer verehrt, die die Moderne voranbringen und eine technische Zukunft ohne Grenzen verspricht, werden sie von den anderen als Waffe verehrt. Gerade diesen Gegensatz von ich spannend und ließ mich gerne von Maberry in diese gegensätzliche Welt ziehen.
Vor meinen Augen ließ der Autor ein zerstörtes Land entstehen, dass unter Hitze, Dürre und Armut leidet. Doch nicht nur dass, denn die Natur ist aus den Angeln gerissen und jagt mit zerstörerischen Unwettern über das gepeinigte Land. Ätzender Regen, schreiende Winde und Tiere, die nie an die Oberfläche gelangen hätten dürfen, um nur ein paar Dinge zu nennen. Dazu kommen die Schrecken, welche die Menschheit Dank gnadenloser Gier heraufbeschwor. Spannend geschrieben, keine Frage, aber auf mich wirkte alles zusammen genommen überladen. Egal an welcher Ecke ich mit den Helden der Geschichte auftauchte, ein nie geahntes Grauen war garantiert schon dort. Was anfangs spannend und fesselnd war, kippe leider zu nervig. Zumindest in meinen Augen. Ich wurde den Schrecken bald müde, denen sich meine Helden stellen mussten.

Im Mittelpunkt der Geschehnisse ist der Auftragskiller Grey Torrance. Als gefragter Killer, gibt es kaum einen zweiten, der so präzise töten kann wie er: Ein Schuss, ein Treffer. Und dieses Können ist auch dringend erforderlich, als er in Paradise Falls eintrifft, denn die zerstörte Stadt benötigt dringend einen Revolverhelden. Schien Grey anfangs kalt und unnahbar, wurde er schnell zu meinem Helden mit dem weichen Kern. Es scheint fast, dass er unabsichtlich in die Rolle des Killers gedrängt wurde, durch persönliche Verluste und Schläge des Schicksals. Ich beobachtete ihn gerne und folgte den Wendungen, die er nahm.
An Greys Seite, der Sioux Thomas Schaut-Weg. Auch er widerwillig in die Rolle des Helden gedrückt, wollte er eigentlich Forscher sein und damit der Welt helfen.
Beide zusammen geben ein interessantes Paar ab, denen ich gerne folgte und ihre Abenteuer beobachtete.

Mein Fazit
Ein spannender Helden-Horror-Cowboy-Roman, der hier und da überfrachtet wirkte. Trotzdem lesenswert.

Bewertung vom 10.12.2018
Die Schneeschwester
Lunde, Maja

Die Schneeschwester


ausgezeichnet

Nach dem Tod seiner Schwester Juni ist für Julian und seine Familie nichts mehr, wie es früher war. Ein Schleier hat sich über das Leben der Familie gelegt, den selbst die fröhliche Vorweihnachtszeit nicht zerreißen kann. Erst als Hedvig mit ihrer Unbeschwertheit in Julians Leben purzelt, wird aus Dunkelheit wieder Licht.

Allein die Cover- und Bildgestaltung dieses Buches ist ein Highlight! Jedes Bild ist auf das Buch abgestimmt, einzigartig und so liebevoll, dass es mein Herz berührt. Die Harmonie zwischen geschriebenem Wort und Seitengestaltung ist einmalig und wunderschön!

Ich habe das Gefühl, dass das Buch erst durch die Bilder lebt und umgekehrt. Nur zwei Menschen, die wirklich wissen, was Leben, Tod, Familie und Freundschaft wirklich bedeuten, können so etwas Bezauberndes gemeinsam schaffen!
Das Buch ist in 24 Kapitel unterteilt, passend zur Vorweihnachtszeit. Es lässt sich wie ein Adventskalender lesen, jeden Tag eins. Oder für Ungeduldige wie mich, in einem Rutsch.

Maja Lunde schafft es mit einfachen Worten, mich in die Geschichte des kleinen Julian zu ziehen. Er hat im Sommer seine Schwester Juni verloren und jetzt steht die schönste Zeit des Jahres - Weihnachten - vor der Tür. Ein Fest der Liebe und der Freude! Doch in seiner Familie gibt es dies nicht mehr. Selbst Julian ist gefangen in seiner Trauer, die erst durch Hedwigs Erscheinen zu bröckeln beginnt. Selbst ich musste schmunzeln, als ich Hedvig sah, die voller Leben ist, lacht und mit ihrer breiten Zahnlücke, ihren roten Locken und den Sommersprossen aus jeder Pore Freude sprudeln lässt. Angesteckt davon, findet auch Julian die ungetrübte Freude, die jedes Kind erleben sollte, endlich wieder! Die Vorfreude auf Weihnachten, das wunderbare Prickeln von Schnee, der Geschmack von heißer Schokolade, die Bauchschmerzen nach hemmungslosem Lachen, kurz das Leben genießen, ohne Sorgen und ohne an Morgen zu denken. Diese Schilderung des Wechsels von Trauer hin zu Freude, ist der Autorin meisterhaft gelungen. Ich habe selten bei einem Buch so gelacht, geweint und mich so lebendig gefühlt.

Mein Fazit
Ein Kleinod von einem Buch! Danke!

Bewertung vom 02.12.2018
Die Ballade von Max und Amelie
Safier, David

Die Ballade von Max und Amelie


ausgezeichnet

Als eines Tages ein fremder Hund auf Narbes Müllkippe auftaucht, traut sie ihrem Auge nicht. Denn dieser große, starke Hund, setzt sich gegen die Menschenkinder nicht zur Wehr, sondern lässt sich fast von ihnen töten. Wäre Narbe nicht eingeschritten...
Und mit dieser mutigen Tat beginnt für die beiden so ganz und gar unterschiedlichen Hunde ein Reise ins Ungewisse und in die Tiefen ihrer unsterblichen Seelen. Immer auf der Suche nach Liebe, Freundschaft und Geborgenheit, erleben die beiden viele Gefahren, um hoffentlich am Ende das wahre Glück zu finden.

Das Cover zeigt die beiden Hunde Max und Narbe. Von einem Grashügel aus blicken sie in eine gerade erwachende Zukunft und lassen die Schwärze der Vergangenheit hinter sich. Unterstrichen wird dieser Eindruck durch den Sonnenaufgang, den die beiden beobachten und deren vorsichtige Strahlen den beiden Wärme und Hoffnung zu versprechen scheint. Ich finde es wunderschön zu Titel und Inhalt des Buches gewählt.


Auch mit seinem neuen Werk berührt mich David Safier tief. Er schreibt über innige Liebe, Freundschaft und die unsterbliche Seele, die selbst über Jahrtausende so eng mit einer anderen Seele verbunden sein kann, dass sie sich stets wiederfinden. Dies alles schildert die Autor in einem gewohnt ruhigen und sehr berührenden Schreistil, der mir nah ging und die Tränen in die Augen trieb. Allerdings sind auch lustige, verrückte und das Leben bejahende Stellen dabei, die mich schmunzeln ließen.

Ich darf die beiden Hunde Max und Narbe auf ihrem Weg begleiten. Sie lernen sich auf einer Müllkippe kennen, auf der Narbe mit ihrem Rudel aufwächst. Nach einem verlorenen Kampf, ist sie eine Außenseiterin und muss jeden Tag auf's neue für Leben und ihr Überleben kämpfen. Max hingegen, der nach einem tragischen Zwischenfall quasi vor ihren Füßen landet, ist bei Menschen aufgewachsen und liebt diese und auch die Sicherheit, die sie ihm bieten. Sein größter Wunsch ist es, den Weg nach Hause zu finden. Narbe begleitet ihn auf seinem Weg.

Beide Charaktere wachsen an dem jeweils anderen und an den Begebenheiten der Reise. Sie sehen in dem anderen das Beste und können nur schwer verstehen, was das sein könnte. Wer könnte schon einen Hund lieben, der nur ein Auge hat und auf einer Müllkippe wie Dreck aufgewachsen ist? Wer könnte einen kastrierten Hund lieben, der von Menschen abhängig ist? Doch das sehen sie nicht. Max sieht eine willensstarke Hündin, die das Leben zu meistern gelernt hat. Narbe ist stark, unbeugsam und tritt ohne Zögern für andere ein. Narbe hingegen sieht einen wunderschönen, großen Rüden, der mit seinem Sanftmut und seiner Besonnenheit nicht blind voran stürmt, sondern überlegt handelt.

Ich fand es wahnsinnig berührend, die beiden begleiten zu dürfen und ihre Veränderungen zu beobachten. Sie sind nicht blind für das Wachsen, nicht blind für Veränderung, sondern offen und begierig nach Leben.

Mein Fazit
Ein Buch zum Weinen. Ein Buch zum Lachen. Ein Buch zum Wundern. Ein Buch zum Lieben. Kurz, ein Buch, dass das Leben schreibt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2018
Mörderische Renovierung
Cantero, Edgar

Mörderische Renovierung


ausgezeichnet

A erbt das alte und herrschaftliche Anwesend Axton House. Gemeinsam mit seiner Freundin Niamh fliegt er nach Virginia, um sich das Haus anzusehen und in Besitz zu nehmen. Doch ein Fluch liegt über diesem, denn die Besitzer bringen sich alle im Alter von fünfzig Jahren um. So auch A's Onkel, der aus dem - geschlossenen - Fenster in den Tod sprang. Doch was soll schon passieren, bleiben A immerhin noch siebenundzwanzig Jahre bin zu seinem 50. Geburtstag...
Doch mit dem Hausgeist und den anderen - bösartig scheinenden - Geheimnissen hätte das junge Paar nicht gerechnet.

Das Cover ist komplett in schwarz-weiß gehalten und zeigt das herrschaftliche Anwesen Axton House. Verwinkelt, riesig, mit einer Spur ins Unheimliche und doch irgendwie gemütlich, wie für eine Großfamilie geschaffen. Es fiel mir sehr leicht, es gedanklich zufüllen und die Vorkommnisse dort bildlich vor meinem inneren Auge entstehen zu lassen. Besonders fasziniert hat mich, dass je öfter ich das Bild betrachte, immer mehr Einzelheiten zu Tage treten. Kurz: ich finde es einfach großartig zu Titel und Inhalt des Buches gewählt!

Edgar Cantero hat einen bitterbösen, zynischen und doch lustigen und gutmütigen Schreibstil, der mich begeisterte und faszinierte. Denn so was liest man nicht alle Tage und hebt sich definitiv von anderen Büchern ab. Allerdings habe ich das Gefühl, dass man ihn entweder liebt oder eher nicht. Ein Mittelding dürfte schwer zu finden sein und ich liebte den Stil von der ersten Zeile an! Cantero schreibt nicht im klassischen Roman-Stil, sondern schildert die Ereignisse, die sich in Axton House abspielen, anhand von Tagebucheinträgen, Briefen und Videoaufzeichnungen. Verblüffender weise wirkte das Geschriebene nicht zerfasert und unruhig auf mich, sondern flüssig und mir machte es Spaß, die Geschehnisse aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Mal ganz persönlich aus As Tagebuch, leicht geschönt in Briefen und mit nackten Tatsachen der Videoaufzeichnungen. Je mehr sich die Ereignisse zu spitzten, desto mehr benötigte ich den Abstand, den mir der Autor einräumte, den es wurde nicht nur brutal, sondern auch so unheimlich, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten! Absolut realistisch und ganz großes Kopfkino!

Gerade durch die Tagebucheintragungen As, gelang es mir, eine intensive Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen und der seelischen Entwicklung der beiden zu folgen. Voller Neugierde kamen A und seine Begleiterin Niamh auf ihrem ererbten Anwesen an und nahmen es in Besitz. Die merkwürdigen Geschehnisse, die Geister und sonstigen nicht zu erklärenden Vorkommnisse, beobachten die beiden mit Skepsis und einer Neugierde, die an leichten Wahnsinn zu erinnern scheint. Das Abdriften in diesen Wahnsinn nehmen beide unterschiedlich wahr und ich muss gestehen, dass ich schon öfter Hals über Kopf abgehauen wäre, während die beiden immer noch in Neugierde schwelgen.

Mein Fazit
Ein moderner Gruselschocker, der mich faszinierte und begeisterte! Ich freue mich schon sehr auf weitere Bücher des Autors!

Bewertung vom 04.11.2018
Das Leuchten unserer Träume
Atkins, Dani

Das Leuchten unserer Träume


ausgezeichnet

Als in Sophies Mietshaus ein Feuer ausbricht und ein Fremder sie rettet, ahnt sie nicht, wie schicksalhaft diese Begegnung für sie werden könnte. Denn nachdem Sophies Leben buchstäblich in Flammen aufging und sie alles neu ordnen muss, taucht ihr Retter Ben stets zur rechten Zeit auf, um ihr unter die Arme zu greifen. Und mit jeder kleinen Gefälligkeit stiehlt Ben sich ein Stückchen mehr in ihr Herz. Und das, obwohl beide keine Liebe erfahren wollen.

Das Cover zeigt Ben und Sophie am Fuß eines Leuchtturms. Während dieser das Meer hell erstrahlt, fühlt sich das Paar sicher und geborgen in seinem Schatten. Das Bild wirkt auf mich intim, warm, beschützend und strahlt eine unglaubliche Geborgenheit und Sicherheit aus.

Dani Atkins durfte ich als sehr gefühlvolle Autorin kennenlernen, die mich mit ihren Büchern stets tief berührt. Auch mit ihrem neuen Werk gelang ihr das mühelos! Sie greift sich Personen mitten aus dem Leben, die trotzdem irgendwie fern wirken. Sie wahrt den nötigen Abstand, um nicht zu sehr in die Privatsphäre einzudringen und ist gleichzeitig doch näher dran, als ich auf den ersten Blick dachte.

Diesmal nimmt Dani Atkins mich mit in das Leben von Sophie und Ben. Beide tragen schwer an dem Schicksal, dass das Leben ihnen zugedacht hat und doch gelingt es ihnen, positiv in die Zukunft zu blicken. Vielleicht, weil sie einfach nur den Tag meistern wollen und keine Pläne für die nächsten drei, fünf, zehn Jahre schmieden; sie leben im Hier und Jetzt und nehmen die kleinen Glücksmomente als unverdiente Geschenke des Lebens dankend an.

In Sophies Leben steht die innige Freundschaft zu Julia an erster Stelle. Stellvertretende für sie, lebt Julia den Familientraum, den sich Sophie nicht erfüllen will; und kann. Denn mit dem Tod ihres geliebten Bruders endet die Zukunftsplanung für Sophie. Trotzdem strahlt sie eine Stärke aus, die ich mir nicht erklären kann, die mich aber bewundernd innehalten lässt.

Ben hingegen hilft anderen Menschen bei der Erfüllung ihrer letzten Wünsche. Mir fiel es denkbar schwer, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, da es so gut Menschen einfach nicht geben kann! Hilfsbereit bis zur Selbstaufopferung, gut gelaunt, stets ein Lächeln auf den Lippen und ein Fels in der Brandung. Ben scheint stets zu wissen, was andere brauchen und wie er ihnen Lebensmut schenken kann. Doch als es mir gelang, einen Blick hinter die Fassade zu werfen...

Mein Fazit
Zu tiefst berührend und einfach wunderschön!

Bewertung vom 20.10.2018
Sieben Tage wir
Hornak, Francesca

Sieben Tage wir


ausgezeichnet

Es ist Weihnachten und da rückt die Familie zusammen. Das ist nun mal so. Doch dieses Jahr wird anders. Ganz anders. Denn Tochter Olivia, Ärztin in Krisengebieten, muss nach einem Aufenthalt in Liberia für sieben Tage in Quarantäne. Da Weihnachten das Fest der Liebe und der Familie ist, entscheidet sich Familie Birch, die Quarantäne gemeinsam zu verbringen. Doch nicht nur eine eventuelle Krankheit ist mit den Menschen eingeschlossen, sondern auch Familiengeheimnisse, die so nie hätten ans Tageslicht gelangen sollen.

Das Cover zeigt den Familiensitz der Birchs: Ein mit Schnee überzogenes Haus, aus dessen Schornsteinen sich munterer Rauch kräuselt. Die Fenster sind hell erleuchtet und wirken einladend. Eine typisch ruhige, winterliche Weihnachtsatmosphäre macht sich bei mir während der Betrachtung breit und ich finde es einfach schön gewählt.

Bereits nach wenigen Seiten ist mir Familie Birch ans Herz gewachsen. Jeder für sich ist mir einfach sympathisch und ich mag sie. Ganz normale Menschen, die ganz normale Dinge plagen. Oder eben nicht. Mit viel Witz und Einfühlungsvermögen schildert Francesca Hornak die Familie und was sie bewegt. Doch nicht nur das, denn besonders intensiv wird es durch die erzwungene Enge, die eine Quarantäne mit sich bringt. Das Haus ist weitläufig, der Garten ebenso, doch plötzlich sehen sich vier Menschen mit ihrer Anwesenheit konfrontiert, der sie nicht entkommen können. Natürlich lieben und schätzen sie sich, aber sieben Tage können lang sein, wenn die Angst im Nacken sitzt. Und eben nicht nur die Angst vor Krankheit, sondern die Angst vor Entdeckung. Die Autorin schildert dies so wunderbar, mit so viel Einfühlungsvermögen, dass ich mich unter der Familie Birch wähnte; ich fühlte mich irgendwie zugehörig und nicht wie ein Spanner, der einzig von außen zuguckt.

Vater Andrew, dessen uneheliches Kind Jesse plötzlich auftaucht, Mutter Emmas Krebsdiagnose, Schwester Phoebes Verlobung und Ärztin Emmas Haag-Epidemie. Zum Brüllen komisch, berührend tiefgehend, zum Schmunzeln und einfach wunderschön geschrieben! Ich habe mich sofort in die Familie und den lebendigen Schreibstil der Autorin verliebt!
Voller Staunen folgte ich der Entwicklung der Familie; wie sie von Einzelpersonen wieder zusammen wuchsen und wieder zu dem zurück fanden, was Familie ausmacht: Blindes Vertrauen. Natürlich soll und kann man Geheimnisse haben, aber es ist existenziell, diese nicht aus wuchern zu lassen. Denn wie wichtig Halt und vor allem Zusammenhalt ist, führt Hornak mir eindringlich vor Augen. Aber auch mit den Schattenseiten sparte sie nicht, die wohl jeder von uns kennt.

Mein Fazit
Ein Weihnachtsmärchen mit Tiefgang, Gefühl und einfach wunderschön!

Bewertung vom 24.09.2018
Die Sonnenschwestern
Rees, Tracy

Die Sonnenschwestern


sehr gut

Nora lebt in einer gefestigten Beziehung und ihr Beruf macht ihr Freude. Bis sie eines Tages denkt, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Als dann auch noch plötzlich vor ihrem inneren Auge ein Strand auftaucht, der sie nicht mehr los lässt, bricht sie alles hinter sich ab und reist nach Tenby. Nora weiß nicht, was sie dorthin gezogen hat, merkt aber schnell, dass sie angekommen ist. Endlich fühlt sich ihre Leben richtig an!

Das Cover zeigt eine blonde Frau in einem roten Kleid, die von einer Veranda auf die Küste Wales blickt. Ob es heute ist, oder vor fünfzig Jahren, ist nicht erkennbar und spiegelt dadurch für mich das Buch wieder. Denn so einfach ist es nicht, die Vergangenheit von der Gegenwart zu trennen, baut schließlich alles aufeinander auf. Die Handlungen von Damals haben Auswirkungen auf das Heute.

Mit ihrem bewegenden und spannenden Erzählstil, verbindet Tracy Rees die Vergangenheit mit der Gegenwart. Und das mit einem intensiven und berührenden Schreibstil, der mich von der ersten Seite an fesselte. Auf den ersten Blick gibt es zwei Erzählstränge, den von Chloe und den von Nora. Doch je mehr sie sich der Gegenwart nähern, desto mehr vereinen sich beide und werden eins. Denn es geht nur um das Eine: Um das Leben!
Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen Chloe und Nora, Mutter und Tochter. Beide werden von Träumen getrieben und versuchen diese in die Wirklichkeit umzusetzen. Doch nicht immer gelingt das und sie lassen sich entmutigen. Mir gefiel es sehr, diese beiden starken und unabhängigen Frauen durch ihr Leben, oder zumindest einen Abschnitt davon, begleiten zu dürfen. Rees schafft es, mich nicht als Voyeur außen vor zu lassen, sondern band mich ein wie eine Freundin, die aus der Ferne zu sieht. Die Entwicklung, die beide Frauen in ihrem Leben durchmachen, bewegten mich tief. Denn es ist egal, ob eine Liebe in den 1960ern ihre Wurzeln hat, oder erst heute beginnt. Liebe ist einfach da; und sie ist so stark, dass sie alles, inklusive einem ganzen Leben, trägt.

Mein Fazit
Ein Buch über das Leben, aber besonders über die Liebe. Über die Liebe in der Familie, in der Freundschaft oder in einer Beziehung. Liebe ist immer.