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Benutzername: 
utaechl
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Bremen
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http://taechl.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 264 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2017
Der Tote im Whiskey-Fass
Paul, Ivy A.

Der Tote im Whiskey-Fass


ausgezeichnet

Ein Cozy-Krimi, der im herrlichen Irland spielt und von einer Frau handelt, die auf der Suche nach ihren familiären Wurzeln in einen Mord in einer Whiskey-Brennerei verwickelt wird. Ein spannendes und interessantes Thema hervorragend umgesetzt.

Inhalt:
Loreena Fallon besucht nach dem Tod ihres Vaters John Irland, um mehr über ihn und seine Verwandschaft herauszufinden. Die Suche in Badger's Burrow gestaltet sich schwierig, da niemand sich an ihn zu erinnern scheint. Als dann auch noch bei einer Veranstaltung der hiesigen Whiskey-Brennerei der Chef eines konkurrierenden Betriebes tot in einem Fass entdeckt wird, wird es richtig mysteriös. Denn bei ihm findet man die Visitenkarte ihres Vaters. Welchen Zusammenhang zwischen dem Mord und ihrem Whiskey-Laden in Deutschland könnte es geben. Sie beginnt mit der Unterstützung neuer Freunde nachzuforschen und stößt auf Geheimnisse, die man in dem kleinen Örtchen nicht vermutet hätte.

Setting und Stil:
Ivy Paul gelingt es hervorragend, Irland und seine Bewohner so zum Leben zu erwecken, dass man sich als Leser sofort heimisch fühlt. Dabei dürfen typischer Gerichte, die Abende im Pub und natürlich die Verkostung unterschiedlichster Whiskey-Varianten nicht fehlen. Man merkt, dass die Autorin weiß, worüber sie schreibt. Besonders hervorzuheben ist alles, was sich um Uisge Beatha, das Wasser des Lebens dreht. Man lernt viel über die Produktion, die verschiedenen Geschmacksrichtungen und den Genuss, für den ein guter Whiskey steht. So wie Ivy Paul die Idee zum Buch bei einem Glas Tullamore Dew gekommen ist, habe ich mir beim Lesen auch das eine oder andere Schlückchen Whiskey gegönnt, eine Mischung, die durchaus zu empfehlen ist.
Der Krimi wird aus Loreenas Sicht erzählt, der wir als Beobachter über die Schulter schauen. Passend zum Genre wird sich genug Zeit genommen um Stimmungen einzufangen und Momente zu präsentieren, die weit mehr als nur die Krimihandlung enthalten.

Charaktere:
Loreena hatte es sich bestimmt leichter vorgestellt, mehr über die Vergangenheit ihres Vaters zu erfahren. Aber genau wie er darüber geschwiegen hat, scheint auch in Irland niemand etwas mit dem Namen Fallon anfangen zu können. Zum Glück hat sie als Whiskey-Händlerin auch so genug Gründe, Land und Leute kennen zu lernen. Dadurch wird sich die Vergangenheit sicher fast von alleine klären. Eine Frau, mit der man gerne Irland kennen lernt und in das Leben rund um den Whiskey eintaucht.
Ihr zur Seite stehen Mae, bei der sie zur Untermiete wohnt und deren Sohn Brandon, der Polizist des Ortes. Die erstere ein absolutes Unikat und der zweite ein durchaus fähiger Ermittler, der Loreena unterstützt.
Die beiden sind zwei typische Beispiele für die stimmungsvolle und gelungene Mischung interessanter Charaktere, die von älteren Dorfeinwohnern über Brennereimitarbeitern und Pastor bis zum Pubbesitzer führt.
Wo es einen Mord gibt, darf der Täter nicht weit sein und tatsächlich ist es jemand, auf den ich kaum gekommen wäre.

Geschichte:
Eine Mischung aus Ahnenforschung, der Liebe zum Whiskey und zu Irland sowie interessanten Charaktere erwartet den Leser. Ein runde Sache, die mich gefesselt und berührt hat. Alle Aspekte stimmen und funktionieren, es gibt einiges Neues über Whiskey und seine Herstellung zu erfahren und man verbringt die Zeit mit einem Hauptcharakter, dem man gerne wieder über den Weg laufen will.
Die Spannung kommt auch nicht zu kurz und so fällt es schwer, das Buch zur Seite zu legen.

Fazit:
Mir hat der Ausflug nach Irland sehr gut gefallen. Auf allen Bereichen konnte mich die Geschichte überzeugen und ich hoffe doch, dass Loreena noch einmal nach Irland zurückkehren wird. Die Autorin hat mit Irland und Whiskey genau die richtigen Themen gewählt, um mein Interesse zu erwecken und so kann ich auch jedem Fan des Landes und/oder des Getränkes dazu raten, sich ebenfalls von der Handlung faszinieren zu lassen. Ein Cozy-Krimi, der mir sehr viel Spaß bereitet hat.

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Bewertung vom 21.05.2017
Stallgeruch
Kimyon, Dominik

Stallgeruch


ausgezeichnet

Zwei Göttinger Kommissare ermitteln im beschaulichen Eichsfeld auf einer Alpaka-Farm. Ein tolles Setting, reichlich Verdächtige und menschliche Tiefen, die es zu ergründen gilt. Ein Ausflug aufs Land, der sich lohnt.

Inhalt:
Kommissare Christian Heldt und Tomek Piotrowski sollen den Mord an Linda Becker aufklären. Sie arbeitet auf einer Alpaka-Farm und ist mit dem Sohn des Besitzers verlobt. Es ist seltsam, wie wenig Anteilnahme die Tat bei der Familie erzeugt. Man versucht schnell wieder zur Tagesordnung überzugehen. Doch diese Rechnung haben sie ohne die Ermittler gemacht, die sich nun erst recht auf sie und ihr Umfeld konzentrieren. Und das, was sie entdecken, passt nicht wirklich zur idyllischen Umgebung und dem Leben im beschaulichen Eichsfeld.

Setting und Stil:
Die beiden Göttinger Ermittler werden nach Duderstadt entsandt, um die Ermittlungen im benachbarten Eichsfeld zu übernehmen. Spannend ist der Einblick ins Hofleben und den Umgang mit Alapkas. Dabei dürfen natürlich Tierschützer mit ihrer Meinung nicht fehlen, genau wie die Sicht des Tierarzts und natürlich die des Hofbesitzers, sowie die Zukunftspläne, die das Überleben der Tierzucht sichern sollen.
Bildliche Beschreibungen von Land und Leuten erleichtern das Eintauchen in Buch und Handlung. Kurze Kapitel und wechselnde Sichtweisen geben dem Leser einen guten Überblick.

Charaktere:
Christian Heldt und Tomek Piotrowski sind ein tolles Ermittlerduo, mit dem ich gerne noch weitere Fälle lösen möchte. Ihre Ermittlungsmethoden sind stimmig und interessant, ihr Privatleben nimmt genau den richtigen Raum ein und es gibt sicherlich noch vieles, was man über sie erfahren kann.
Die beiden stoßen auf eine Familie, bei der es hinter der Fassade ordentlich brodelt. Hinzu kommt ein Tierarzt, dessen Sympathiewerte eher gegen null tendieren. Dann mischen noch Tierschützer mit und schon hat man eine gelungene Mischung, unter der sich sicherlich der Täter finden lässt.

Geschichte:
Mir hat schon die Erwähnung von Alpakas genügt, um mich für den Krimi zu interessieren. Allerdings konnte ich nicht ahnen, wie viel mehr doch in den Seiten steckt. Es geht um eine Bauernfamilie, bei der Neid, Intrigen und Hass unter der Oberfläche brodeln. Linda kam mit neuen Ideen auf den Hof und verlobte sich schließlich mit dem Sohn des Bauern. Eine kleine Änderung mit großen Folgen. Und dieses Aufzudröseln ist nun den Kommissaren vorbehalten, mit denen sich hervorragend mitermitteln lässt. Es warten einige Überraschungen und ich dürfte nicht der einzige sein, der bis zum Ende der falschen Fährte folgte.

Fazit:
Stallgeruch ist ein äußerst gelungener Erstlingskrimi, dem hoffentlich noch viele folgen werden. Dominik Kimyon konnte mich mit der Mischung aus interessanten Ermittlern, mysteriösen Verdächtigen und spannender Umgebung völlig überzeugen. Ich kann ihn jedem Krimileser ans Herz legen. Der Ausflug aufs Land lohnt sich, nicht nur wegen der possierlichen Alpakas.

Bewertung vom 20.05.2017
Schlachtsaison / Der Sanktus muss ermitteln Bd.3
Schröfl, Andreas

Schlachtsaison / Der Sanktus muss ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Der Sanktus darf zum dritten Mal beweisen, dass es für ihn in München kein unlösbares Verbrechen gibt. Diesmal hat er es mit einer Jack the Ripper-Kopie zu tun. Spannend, humorvoll und mit sehr viel Lokalkolorit. Definitiv zu empfehlen!

Inhalt:
Alfred Sanktjohanser wird von seiner Schwester Anna darum gebeten, sich um den Mord an ihrer Freundin zu kümmern. Diese scheint einem Täter zum Opfer gefallen zu sein, der sich an den Kanonischen Fünf von Jack the Ripper orientiert. Zusammen mit Kommissar Bichlmaier macht er sich auf die Jagd, scheint aber immer einen Schritt zu spät zu kommen.

Setting und Stil:
München zur Faschingszeit führt dazu, dass der Sanktus in reichlich unterhaltsame und manchmal ziemlich peinliche Situationen gerät. Es wird ausgiebig gefeiert, getrunken und den Frauen nachgestellt. Trotzdem bleibt noch genug Zeit, um sich mit der Mordserie zu befassen, die schon bald ganz München beschäftigt.
Andreas Schröfl gelingt es hervorragend, die bayrische Seele zu Papier zu bringen. Der Dialekt darf nicht fehlen, die Charaktere sind so, wie man sich die Bewohner der bayrischen Hauptstadt vorstellt und man fühlt sich als Leser direkt vor Ort versetzt.
Dabei sieht man vor allem dem Sanktus über die Schulter, erhält jedoch auch Einblick in die Gedankenwelt des Täters. Interessant sind die Beschreibungen der Morde an den Original-Ripper Opfern.

Charaktere:
Sich mit dem Sanktus zu identifizieren ist mir besonders leicht gefallen. Man muss ihn einfach mögen, wie er zwischen Privatleben und Ermittlerhobby hin- und herwandert. Humorvoll geht es zu, das Leben genießen ist eines seiner Ziele und die funktionierende Spürnase lässt ihn schließlich obsiegen. Ein toller Charakter, dessen Familie und Freunde gleichsam interessant sind.
Die polizeiliche Unterstützung bekommt er durch den Bichlmaier, dem sich durch privaten Ermittlungen neue Ansatzpunkte für die Polizeiarbeit bietet.
Ihr Gegner, der den Vergleich mit dem echten Ripper nicht scheuen muss, fordert sie aufs Äußerste. Immer einen Schritt voraus, bleibt den beiden nur zu reagieren und so darf man sich auf den fesselnden Showdown freuen und die Frage, ob die Kopie der "Kanonischen Fünf" vollendet wird oder nicht.

Geschichte:
Eine tolle Mischung aus spannendem Fall und interessantem Privatleben. Die Faschingszeit eignet sich perfekt, um sowohl für reichlich unterhaltsame und alkoholgeschwängerte Momente zu sorgen, als auch dem Täter ein Umfeld zu geben, in dem er seine Taten leichter ausüben kann. Eine ideale Umgebung, um in die Jack the Ripper Geschichte frischen Wind zu bringen.

Fazit:
Für mich war es der erste Sanktus-Krimi, trotzdem habe ich mich sofort zurecht gefunden. Eine tolle Grundidee, unterhaltsame und liebenswerte Charaktere, eine gehörige Portion Münchener Flair und schon hat man den perfekten Regionalkrimi. Ich kann ihn nur jedem Krimifan ans Herz legen. Der Ausflug nach München lohnt sich auf jeden Fall.

Bewertung vom 10.05.2017
Horizont Atlantis
Boehm, Marco

Horizont Atlantis


sehr gut

Eine Sekte, die Atlantis wiedererwecken und sich an der Menschheit rächen will. Ein spannendes Setting für einen interessanten Science Fiction Thriller. Die Vorgeschichte eines Romans, der erst noch geschrieben wird.

Inhalt:
Am Sylter Strand wird ein Toter mit einer siebenbeinigen Spinnentätowierung am Hinterkopf angeschwemmt. Kommissar Jürgen Thorson und sein Kollege Peter Brunwald übernehmen die Ermittlungen. Schnell verwandelt sich der anscheinende Routinefall in den Kampf gegen die Sekte "Horizont Atlantis", die nicht nur die Rückkehr nach Atlantis plant, sondern vorher noch allem Leben auf der Erde ein Ende setzen will.

Setting und Stil:
Das Buch spielt in einer parallelen Realität, die unserer ziemlich gleicht, außer dass es in letzter Zeit zu einigen Naturkatastrophen gekommen ist. Diese sind erste Anzeichen dafür, dass etwas Besonderes bevorsteht. Für die Sekte Horizont Atlantis ist dies der Zeitpunkt, ein neues Zeitalter für Atlantis heraufzubeschwören. Dank Klontechnik und biologischer Waffen scheinen die Chancen dafür gar nicht so schlecht zu stehen.
Marco Boehm gelingt es sehr anschaulich seine Vorstellung vom bevorstehenden Ende der Welt zu beschreiben. Mir gefällt sein flüssiger, bildlicher Schreibstil sehr gut. Kurze Kapitel, wechselnde Sichtweisen sorgen für reichlich Spannung und Abwechslung.

Charaktere:
Anfangs sieht es ja so aus, als ob es hauptsächlich um die Ermittlungen der Kommissare geht, unterstützt von dem Journalisten Fritz Gehling. Doch im Verlauf kommen weitere Charaktere hinzu, die ihnen die Hauptrolle streitig machen. Es ist also gar nicht so einfach, seinen Lieblingscharakter zu finden. Trotzdem wird die Handlung natürlich von den dreien zusammen gehalten und man kehrt trotz vieler Abschweifungen rund um die Sekte immer wieder zu ihnen zurück.
Die Sekte und ihre Pläne sind schön extrem und durchaus glaubhaft nachvollziehbar. Dies macht sie als Gegner um so gefährlicher und man weiß als Leser wirklich nicht, wohin der Weg mit ihnen führen wird.

Geschichte:
Marco Boehm hat das Buch als Vorgeschichte zu seinem geplanten sechshundert Seiten Werk, bei dem es um Alternative Realitäten gehen soll, konzipiert. Dies erklärt das in die Science Fiction gehenden Ende des Buches. Ohne dieses Hintergrundwissen wird der Leser etwas überrascht über den Verlauf der Geschichte sein. Es ist eh schon eine gewagte Mischung aus unterschiedlicher Genres, von denen man zumindest größtenteils Fan sein sollte.
Die Geschichte ist spannend zu lesen, hat faszinierende und überraschende Wendungen und endet etwas seltsam. Hoffentlich wird es das Hauptwerk geben, um die entstandenen Lücken zu füllen.

Fazit:
"Familie der Wahrheit" ist eine spannende Genremischung, auf die man sich als Leser einlassen und einstellen sollte. Ich empfehle in die Leseprobe reinzuschnuppern, um einen ersten Eindruck von dem zu Erwartenden zu bekommen. Mir hat das Buch gut gefallen, die Konzepte sind interessant und ausbaufähig und ich freue mich schon auf das nächste Buch, das hoffentlich einige Fragen klärt, die ich nach lesen der Geschichte noch habe.

Bewertung vom 09.05.2017
Sauglück
Grager, Veronika A.

Sauglück


ausgezeichnet

Ein schwieriges Kapitel in der österreichischen Geschichte ist Mittelpunkt dieses fesselnden und zum Nachdenken anregenden Krimis. Dorli und Lupos vierter Fall ist ein emotional mitreißender Ausflug in die Nachkriegszeit, deren Nachwirkungen nicht nur ein Bauernpaar das Leben kosten könnte.

Inhalt:
In einem niederösterreichischen Dorf wurde ein Bauernpaar ermordet. Verdächtige gibt es genug und Sandra, die Enkelin der Ermordeten, beauftragt Detektiv Lupo Schatz und Dorli Wiltzing der lieben Verwandschaft auf die Finger zu schauen. Es geht um Erpressung, Fremdunterbringung in den 50er Jahren und ein geheimnisvolles Russenkind.
Als schließlich das Skelett eines Babys im Keller entdeckt wird, verdichten sich die Hinweise auf ein lang zurückliegendes Tatmotiv. Allerdings gibt es kaum noch jemand, der sich an die Zeit erinnern kann.

Setting und Stil:
Es könnte doch so idyllisch sein in einem Dorf in Niederösterreich. Doch wie so oft versteckt sich unter der schönen Fassade einiges, das besser nie zu Tage gefördert wird. Doch genau dies ist die Aufgabe unserer Detektive. Veronika A. Grager beschreibt hervorragend das Leben auf dem Gutshof und glänzt besonders in den Passagen, in denen es um die Vergangenheit der Familie geht. Die Fremdunterbringung von Kindern in der Nachkriegszeit war keine Seltenheit und die sich daraus ergebenden Probleme und Qualen für die Kinder leider auch nicht. All dies wurde stimmig und bewegend in die Handlung eingebaut und dürfte beim Leser doch für einiges Nachdenken sorgen.
Kurze Unterabschnitte, wechselnde Sichtweisen und Handlungszeiten sorgen dafür, dass die Spannung hoch gehalten wird und der Leser sich immer mitten im Geschehen aufhält.

Charaktere:
Dorli Witzing und Lupo Schatz sind ein erfahrenes und eingespieltes Ermittlerteam. Sie werden zwar von den Ausmaßen des Falls ziemlich überrascht, ermitteln trotzdem souverän und erfolgreich, um ihrer Klientin das Erbe zu sichern. Es bringt einfach Spaß, ihr Zusammenspiel zu beobachten.
Sie treffen auf eine ziemlich verkorkste Bauernfamilie, die ihnen die Ermittlungen nicht wirklich erleichtern. Jeder scheint ein Motiv zu haben, bis auf ihre Klientin.
Als schließlich noch die Geschehnisse aus den 50er Jahren hinzukommen, beginnt die Suche nach Zeugen aus dieser Zeit, was zu der einen oder anderen spannenden Begegnung führt.
Natürlich gibt es wie in jedem Krimi auch einen Täter, dessen Motivation gut nachvollziehbar ist.

Geschichte:
Wie im Nachwort nachzulesen hat sich die Autorin ausführlich mit dem Thema der Fremdunterbringung in Pflegefamilien beschäftigt. Dieses unrühmliche Kapitel der neueren österreichichen Geschichte wurde erst sehr spät aufgearbeitet und so passt es, dass in diesem Krimi die Bauernfamilie erst Jahre später von ihren Missetaten eingeholt wird. Dieser Bereich der Handlung macht den Krimi zu etwas Besonderem und hebt ihn weit über den Durchschnitt hinaus. Dies geschieht allerdings so, dass man eher nebenher mehr über die Zeitgeschichte erfährt.

Fazit:
Dieser spannende und ein ernstes Thema behandelnde Regionalkrimi dürfte nicht nur mich bewegt und nachdenklich zurücklassen. Es ist schon ein Wahnsinn, was Menschen immer wieder einfällt, und wie leicht doch Fehler auf allen Ebenen begangen werden können. Der Autorin gelingt es meiner Meinung nach hervorragend, diese unrühmliche Thematik in ihren Krimi einzubinden und ihren Ermittlern eine neue Herausforderung zu stellen. Ich habe mich sowohl gerne mit den historischen Realitäten befasst, als auch bei den Ermittlungen des Falles mitgefiebert. Sauglück ist ein hervorragendes Beispiel, wie man Wissen perfekt in spannende Handlung verpackt. Ein Buch für Krimifans, die weit mehr als den 08/15 Fall bevorzugen.

Bewertung vom 04.05.2017
Das gefälschte Lächeln
Jacobs, Kay

Das gefälschte Lächeln


ausgezeichnet

Was wäre, wenn die echte Mona Lisa in Hamburg auftauchen würde? Genau dieser Frage geht man in diesem spannenden Krimi auf den Grund. Ein interessanter Ausflug in die Welt der Kunstsammler und zurück zum Diebstahl der Mona Lisa im Jahr 1911.

Inhalt:
Der Hamburger Kunstliebhaber Carl Werner Mackenbach wird tot in seiner Villa aufgefunden, die Tatwaffe, eine Kopie der Mona Lisa. Kommissar Unger und sein Team beginnen zu ermittelt und ihre Spur führt sie bis ins Jahr 1911, in dem das Gemälde aus dem Louvre gestohlen wurde. Hängt nun eine Fälschung im Museum, oder ist es doch das Original?

Setting und Stil:
Der Krimi beginnt im Jahr 1911 und dem spektakulären Kunstraub der Mona Lisa durch Vincenzo Peruggia. Die bekannte Handlung wird durch ein paar Aspekte erweitert und führt so in die Neuzeit nach Hamburg. Als Tatwaffe taucht das Gemälde wieder auf und im Verlauf des Krimis erfahren wir immer mehr über die Irrwege, die das Bild durch die Jahrzehnte zurückgelegt hat.
In Hamburg kriegen wir Einblick in die sehr versteckt handelnde Kunstliebhaberszene. Dabei sehen wir vor allem Kommissar Unger über die Schulter und erhalten so Einblick in die komplizierten Ermittlungen im Umkreis der Familie.

Charaktere:
Kommissar Unger hat mir bis auf einen kleinen Aspekt sehr gut gefallen. Leider hat der ansonsten souverän auftretende Ermittler eine kleine Schwäche, wenn es um seine Mutter geht, die ihm nicht nur die Pausenstulle vorbereitet. Er wird unterstützt von einem immer größer werdenden Team. Dabei hat mir Monique besonders gut gefallen, eine Polizistin, die schon fast ihre eigene Geschichte verdient hätte.
Im Zentrum der Ermittlungen stehen die Kinder des Kunstsammlers, sowie dessen Haushälterin und ihre Zwillingsschwester. Eine tolle Mischung an Charakteren, die das Thema Original und Fälschung jeweils auf ihre eigene Art und Weise repräsentieren.

Geschichte:
Kay Jacobs ist es hervorragend gelungen, die allgemein bekannte Geschichte rund um den Kunstraub Anfang des 20. Jahrhunderts mit neuen Ideen anzureichern. Die Beschreibungen könnten direkt in eine Dokumentation umgewandelt werden. Der Weg durch die Jahrzehnte ist logisch und gut nachvollziehbar, wobei der auf der Rückseite angebrachte Brief normalerweise kaum über die Jahre ungelesen geblieben wäre.
Das Schicksal des Bildes als Tatwaffe und die sich daraus ergebenden Ermittlungen sind spannend und bieten dem Leser eine gute Chance mitzurätseln. Dieses Rätseln endet erst auf den letzten Seiten mit einer gelungenen Überraschung.
Besonders spannend finde ich das Spiel mit Original und Fälschung, dass sich auf allen Ebenen wiederfindet. Außerdem spielt Phosphor eine bemerkenswerte Rolle, die mir so bisher noch nicht klar war.

Fazit:
Mir hat es äußerst gut gefallen, wie Kay Jacobs Geschichte und Gegenwart verknüpft hat. Dabei ist ein toller Krimi entstanden, der bis auf einige kleine Ungereimtheiten hervorragend unterhält und fesselt. Ein Buch für historisch Interessierte, für Krimileser, die auf knifflige Personenkonstellationen stehen.

Bewertung vom 04.05.2017
Hyänengesang / Martin Nettelbeck Bd.5
Wittkamp, Rainer

Hyänengesang / Martin Nettelbeck Bd.5


ausgezeichnet

Kommissar Nettelbeck ermittelt zum fünften Mal. Wieder wartet ein spannender und unterhaltsamer Fall auf ihn, der ihn nicht nur in die Investmentwelt, sondern auch in die omanische Botschaft führt. Ein Berlinkrimi, der es in sich hat.

Inhalt:
Der Berliner Kommissar Martin Nettelbeck freut sich vor allem auf eines, den anstehenden Familienurlaub in Westafrika. Doch kurz vor Abflug wird die Leiche eines Callgirls gefunden, das den Abend mit einem omanischen Militärattaché verbracht hat. Da er Spezialist ist für Fälle, in die Diplomaten verwickelt sind, rückt der Abflug für ihn jedoch in weite Ferne. Umso wichtiger, schnell und effektiv zu ermitteln. Ein Plan der aufgehen könnte, wäre da nicht Maximilian Hollweg, ein Investor, dem nachgestellt wird und ein Schlagerstar, dessen Comeback anders verläuft als erwartet.

Setting und Stil:
Berlin als Hintergrund für diesen Krimi passt natürlich perfekt. Diplomaten, Botschaften, Investoren und alternde Schlagersänger fühlen sich in ihren Straßen sicher wohl. Auch der Fall des verstorbenen Callgirls erfüllt die Klischees. Dank der sehr kurzen Kapitel, den ständig wechselnden Ansichten und dem mitreißenden und fesselnden Schreibstils konnte ich das Buch kaum zur Seite legen. Etwas ungünstig empfinde ich es, dass man schon sehr früh die Pläne des Täters kennt, man also eher als allwissender Leser der Handlung folgt.

Charaktere:
Kommissar Martin Nettelbeck ist wirklich nicht zu beneiden. Sein Urlaub verschiebt sich, die Familie muss ohne ihn los und dann hat er noch einen Fall übertragen bekommen, bei dem es kaum Erfolgschancen gibt. Eine ziemlich frustrierende Situation, die er trotzdem höchst professionell zusammen mit seinem Kollegen Wilbert Täubner löst. Ein Ermittlerteam, das ich sofort ins Herz geschlossen habe.
Ihnen gegenüber stehen eine stattliche Zahl eher unangenehmer Charaktere, die durch die unterschiedlichen Handlungsstränge in den Fall verwickelt werden. Es gibt nur zwei Lichtblicke, mit denen man mitfiebert und das sind Hollwegs persönlicher Assistent Jens Todsen und das Kindermädchen des Omanischen Botschafters.

Geschichte:
Es gelingt Rainer Wittkamp hervorragend die verschiedenen Handlungsstränge zu einer Einheit zusammenzufügen. Auch wenn man als Leser von Anfang an Einblick in die Gedankenwelten aller Mitwirkenden hat, sind die einzelnen Geschichten spannend und durchaus mit humorigen Elementen bestückt. Dazu gehört nicht nur der Schlagersong "Curry Love", das Liebeslied an die Currywurst. Es geschieht so viel, dass man als Leser nicht wirklich durchschnaufen kann. Rasant geht es voran, trotzdem bleibt den Ermittlern noch Zeit fürs Privatleben. Insgesamt eine runde Sache, die mir gut gefallen hat.

Fazit:
Hyänengesang ist der gelungene fünfte Band der Serie, der mit einer unterhaltsamen Mischung unterschiedlichster Charaktere und Erzählstränge überzeugen kann. Als Leser sollte man allerdings den allwissenden Blick auf die Handlung mögen, ansonsten kann ich das Buch jedem Krimileser empfehlen.

Bewertung vom 02.05.2017
Abfahrt in den Tod
Grünig, Michaela;Girardelli, Marc

Abfahrt in den Tod


ausgezeichnet

Marc Girardelli ist einer der erfolgreichsten Skiläufer aller Zeiten. Er hat sein Wissen über den Skizirkus in diesen hervorragenden Krimi mit einfließen lassen. So entstand eine tolle Mischung aus Hintergrundinformationen und spannendem Fall, der jedem Krimi- und Wintersportfan einige spannende Stunden verspricht.

Inhalt:
Marc Gassmann steht kurz davon den Gesamtweltcup in der Abfahrt zu gewinnen. Wahrscheinlich die letzte Chance auf den Titel, die ihm allerdings jemand vermiesen will. In Führung liegend stürzt eine Drohne kurz vorm Ziel der Lauberhornabfahrt neben ihm ab und verletzt ihn. Kantonspolizistin Andrea, mit der er vor Jahren liiert war, wird beauftragt zu ermitteln und ihn zu schützen. Ein eher raues Wiedersehen, das sich erst nach dem nächsten Anschlag in eine gute Zusammenarbeit verwandelt. Ihr gemeinsames Ziel: den mysteriösen Attentäter zur Strecke zu bringen.

Setting und Stil:
Das Ende der Saison ist nahe, die Rennen finden in der Schweiz und Österreich statt. Lauberhorn und Hahnenkamm dürften jedem Rennfahrtsinteressierten etwas sagen. Dank des reichen Wissens über den Sport und den ihn umgebenden Skizirkus gelingt es Marc Girardelli zusammen mit Michaela Grünig sehr realitätsnahe Situationen zu beschreiben. Die Fahrer, die Rennen, der Alltag, alles passt perfekt und ist interessant zu lesen. In dieses schon interessante Umfeld versucht nun der Täter einzugreifen, indem er Marc Gassmann das Leben schwer und seine Chancen auf den Titel zunichte machen will. Es ergibt sich die ideale Mischung aus spannender Thematik und fesselnden Ermittlungen.
Die Geschichte wird vor allem aus Marcs Sicht erzählt, wobei auch der mysteriöse Täter reichlich zu Wort kommt.

Charaktere:
Marc Gassmann hat wohl nicht zufällig die Namensnähe zu Marc Girardelli. So kann man sich leicht vorstellen, dass Marc Girardelli selbst die Rolle des bedrohten Rennfahrers ausfüllen könnte. Mit ihm bekommt man Einblick in das Leben hinter den Kulissen und den Alltag eines alternden Rennstars.
Besonders spannend wird der Einblick ins Rennfahrerleben, als Andrea Brunner auftaucht, inzwischen verheiratet und vor Jahren in einer Beziehung mit Marc. Für reichlich Reibungspunkte ist gesorgt, die der charmante Marc mit Hartnäckigkeit zu beseitigen versucht.
Sie sind umgeben von dem normalen Wahnsinn, der sich Skizirkus schimpft. Sponsoren, Manager, Konkurrenten, alle kochen sie ihr eigenes Süppchen, in dem man schnell zu schwimmen lernen muss.
Hinzu kommt der Täter, über den wir im Verlaufe des Buches vieles erfahren. Trotzdem hat mich das Ende überrascht, genau wie es bei einem guten Krimi sein soll.

Geschichte:
Das spannende Weltcupfinale rückt immer näher. Ein Täter versucht alles, um den Ausgang zu beeinflussen und es bleibt Marc zusammen mit Andrea nichts anderes übrig,als selbst für ihre Sicherheit zu sorgen. Eine spannende Mischung aus mysteriösem Kriminalfall und alltäglichem Skifahrerwahnsinn. Ein toller Ausflug in einer Welt, von der man sonst nur die Sonnenseiten zu sehen bekommt.

Fazit:
Mir hat der Krimi rundum gefallen und ich hoffe, dass die Fortsetzung nicht zu lange auf sich warten lässt. Empfehlen kann ich ihn sowohl Fans von Marc Girardelli, des Skizirkus und natürlich jedem Krimileser. Eine tolle Erstlingszusammenarbeit, die rasant wie ein Abfahrtsrennen den Leser mitreißt.