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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 823 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2024
Murder in the Family
Hunter, Cara

Murder in the Family


ausgezeichnet

Innovative Aufmachung
"Murder in the Family" von Cara Hunter ist ein Thriller in einer ganz anderen Lesart. Für mich macht gerade das den Reiz dieser Geschichte aus, es kann unter Umständen aber auch anstrengend sein, ich empfehle hier wirklich eine Leseprobe.
Im Dezember 2003 wird Luke Ryder auf seinem weitläufigen Grundstück aufgefunden. Brutal ermordet. Er hinterlässt eine reiche Witwe und zwei Stieftöchter, einen Stiefsohn. Zeugen gibt es keine, die Hauptverdächtigen können auch entlastet werden, der Mord bleibt unaufgeklärt.
20 Jahre später, hier in Echtzeit geschrieben, wird eine True-Crime-Serie darüber gedreht, der Stiefsohn ist der Regisseur. Hier soll vor laufender Kamera geschafft werden, was damals misslangt, der Mord soll aufgeklärt und der Täter überführt werden.
Ein Expertenteam wird zusammengestellt, die an alle Unterlagen, Orte und Zeugen kommen und von Beginn an neu ermitteln.
Das komplette Buch ist in Form von Steckbriefen, Mails, Telefonaten, Zeugenbefragungen, Dialogen und Chats, auch Zeitungsausschnitten verfasst. Manchmal fehlt mir dazwischen ein Kapitel mit Fließtext, ich habe mich aber eingelesen.
Was zu Beginn etwas zäh wirkt, entfaltet schnell einen Sog und zieht einen in die Geschichte rein, die Spannung ist manchmal fast greifbar.
Man kann als Leser sehr gut mitspekulieren, ist hier aber im Nachteil, da leider Fakten zurückgehalten werden, vor allen Beteiligten, auch den Lesern. Spaß macht es trotzdem sich als Detektiv zu versuchen.
Das Ende fand ich etwas übertrieben und gestellt, aber das hat mir den Lesespaß nicht verdorben.

Bewertung vom 11.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


sehr gut

Der Weg zurück
"Krummes Holz" von Julja Linhof ist eine Geschichte, die ihre Wirkung erst so nach und nach entfaltet. Genauso entsteht sie nämlich beim Lesen. Sie setzt sich nach und nach aus einzelnen Szenen und Erinnerungen zusammen.
Jirka kehrt nach 5 Jahren auf den Hof zurück, auf dem er aufgewachsen ist. Seine Schwester Malene bat ihn schon mehrmals darum, was er damals ignorierte. Jetzt ist er da und der Vater ist weg und die Schwester redet nicht mit ihm.
Die Großmutter, Agnes, hat Demenz und ihre Herrschaft verloren, aber auch sie ist wie ein Geist aus der Vergangenheit präsent.
Es entsteht hier eine komische Atmosphäre, die sich kalt und lieblos, aber vor allem auch verzweifelt anfühlt.
Der einzige, der mit ihm spricht, ist Leander, der Sohn des einstigen Verwalters. Aber auch diese Beziehung ist belastet und nicht einfach.
Einfach ist in diesem Buch gar nichts, wir begleiten Jirkas Gedanken, in der Gegenwart und ganz oft auch in die Vergangenheit. Nicht immer ist klar, was wirklich passiert ist, aber trotzdem entsteht ein Bild. Dieses Bild wird auch nicht besser, nein, es geht immer noch schlimmer.
Das wichtigste sind hier die Gefühle, jahrelang unterdrückt und versteckt, jeder muss erstmal lernen, sie zuzulassen und zu leben. Es war eine kalte, fremde Kindheit, seltsam distanziert erzählt.
Das Buch endet so, wie es beginnt, vieles bleibt unklar, aber es entsteht Hoffnung.

Bewertung vom 01.02.2024
Dieses schöne Leben
Brammer, Mikki

Dieses schöne Leben


sehr gut

Das Leben genießen
"Dieses schöne Leben" von Mikki Brammer ist ein Roman, der seine Wirkung so nach und nach entfaltet.
Clover ist Sterbebegleiterin, ein sehr ungewöhnlicher Beruf, für sie eher eine Berufung, in der sie voll und ganz aufgeht. Dabei geht bei ihr fast unter, dass sie auch ein eigenes Leben zu leben hat.
In Rückblicken erfahren wir Details aus Clovers Leben, dass von einigen Schicksalsschlägen geprägt war und nicht immer einfach und keineswegs das, was man gerne als normal bezeichnet.
Sie ist eine sehr sympathische Protagonistin, auch wenn man einige ihrer Gedanken und Handlungen nicht nachvollziehen kann.
Es ist jetzt nicht so, dass sich hier alles um den Tod dreht, er ist immer präsent und dadurch wird das Leben erst so wertvoll und schön. Das auf sich selbst zu beziehen muss Clover erst lernen und das ist auch etwas, worüber man selber beim lesen oftmals ins grübeln kommt.
Die Geschichte hat mir sehr gefallen, wobei ich eine etwas tiefergehende Entwicklung der Protagonistin erwartet hätte.
Der Schreibstil ist gut und einfach zu lesen, ein Buch, dass sich fast von selber liest.

Bewertung vom 28.01.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

Spannende Unterhaltung
"Die Burg" von Ursula Poznanski ist ein Thriller, den ich von der Idee dahinter schon unwahrscheinlich interessant fand. Ein Escape Raum in einem abgeschotteten Areal, der aufgrund einer mächtigen KI an die Wünsche der Besucher angepasst werden kann und auch verschiedene Schwierigkeitsgrade beinhaltet.
Die Burg ist toll, viele Türme, Keller und Verliese, Geheingänge und Säle. Der Burgherr ist ein sehr reicher Mann, der sich überlegen und mächtig fühlt. Vor der Eröffnung der Anlage lädt er eine Gruppe ausgewählter Besucher ein, als Test und Promotion. Sie dürfen sich ihren Testdurchlauf auch selbst wählen.
Die Gruppenmitglieder kennen sich untereinander nicht, der Lesende lernt sie auch erst so nach und nach kennen, das bleibt in meine Augen leider etwas zu flach und oberflächig. Da hätte ich gerne mehr erfahren.
Die KI ist auch sehr toll angelegt und beschrieben, was sie steuern kann und das ist sehr viel hier.
Der Schreibstil ist hier überzeugend, die Autorin schafft es sofort, mich in die Welt zu ziehen. Das Buch ist von Beginn an spannend und diese Spannung bleibt auch weitestgehend erhalten.
Die Szenarien, die von der KI geschaffen werden, sind abwechslungsreich und gruselig, wirklich überraschen konnte mich hier aber nichts.
Die Erzählebene wechselte von innen, den Gästen nach außen, den Gamemasters, das war gut gemacht.
Auch die Auflösung empfand ich hier als passend und zur Geschichte gehörend. Ich wurde mit diesem Buch gut und spannend unterhalten, nur die Protagonisten blieben mir leider hier zu fremd und flach.

Bewertung vom 27.01.2024
Der Achte Tag
Salerni, Dianne K.

Der Achte Tag


sehr gut

Sehr spannender Auftakt
"Der achte Tag" von Dianne K. Salerni ist der Auftakt einer Fantasy-Trilogie, der sehr neugierig auf die Fortsetzungen macht.
Der dreizehnjährige Jax lebt bei Riley Pendare, der mit 18 damit recht überfordert ist.
Das besondere an den beiden ist, sie haben einen zusätzlichen Tag zwischen Mittwoch und Donnerstag, den achten Tag. Dafür gibt es andere Menschen, die nur diesen haben, aber auch die Normalos mit den sieben Tagen, wie wir Lesenden, sind vorhanden.
Das Buch macht das sehr gut, die Welt und die Protagonisten werde vorgestellt, allerdings kommt nie Langeweile auf. Es passiert ständig etwas Neues und aufregendes und auch der Schreibstil ist einfach zu lesen und beschreibt doch alles wunderbar ausführlich.
Das Buch richtet sich an junge Leser, was aber absolut unerheblich ist, auch Erwachsene werden hier ihren Spaß haben.
Besonders gefallen hat mir die Mischung von moderner Erzählung und alten klassischen Sagen, man staunt, wie gut das hier zusammen passt.

Bewertung vom 22.01.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


gut

Mir war hier alles zu übertrieben
"Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge" von Anja und Michael Tsokos ist ein Buch, von dem ich mir viel versprochen habe, gerade weil ich von dem Autor schon einige Bücher gelesen habe, die mir sehr gefallen haben.
Bei diesem musste ich mich schon nach den ersten 100 Seiten fast zum weiterlesen zwingen.
Die Geschichte an sich ist zwar haarsträubend, aber nicht uninteressant, aber irgendwie ist es in diesem Buch von allem viel zu viel.
Wir haben hier Heinz Labensky, Heinzi, fast 80 Jahre alt, der auch nach der Wende sein Leben in der DDR nie verlassen hat. Jetzt sitzt er seine letzten Tage in einem Seniorenheim ab und bekommt einen Brief von der Tochter der Frau, die die große Liebe seines Lebens war und die er seit fast 50 Jahren nicht mehr gesehen hat.
Heinzi steigt in einen Flix-Bus von Erfurt nach Warnemünde, ohne packen, ohne nachdenken und fährt los, zu besagter Tochter. Unterwegs geht ihm sein Leben durch den Kopf und er teilt seine Geschichten mit zufälligen und wechselnden Reisenden.
In diese Geschichten ist sehr viel Geschichte reingepackt, von der Stasi, der RAF, dem Mauerbau, ja sogar dem Bernsteinzimmer, mir war das alles viel zu viel. Und dann die Begriffe aus der DDR, die fast inflationsmäßig in jedem Satz verwendet wurden, echte und auch solche, die ich noch nie gehört habe. Es wurden damit keine schönen Erinnerungen geweckt, auch das erschien mir übertrieben.
Der Protagonist beschreibt sich als förderungsunfähig und da wir durch seine Augen sehen, ergibt das oft eine interessante Sichtweise. Irgendwie mochte ich ihn auch, in seiner naiven und liebenswerten Art.
Mich hat hier wirklich mehr der Schreibstil und die übertriebene Wortwahl gestört, im Mittelteil hatte das Buch einige Längen, das Ende war gut geschrieben.

Bewertung vom 18.01.2024
Im Spiegel des Kosmos
Tyson, Neil deGrasse

Im Spiegel des Kosmos


sehr gut

Unterhaltsam und lehrreich
"Im Spiegel des Kosmos" von Neil deGrasse Tyson ist ein Buch, aus dem ich so einiges für mich mitnehmen konnte.
Der Autor ist zwar Wissenschaftler, aber er versteht es, ganz locker zu erzählen. Er spricht in einfachen und verständlichen Worten über Themen aus Krieg, Politik, Religion, Wahrheit, Ästhetik, Gender, Race, aktuelle Themen unserer Zeit. Er versteht es mit Hilfe der Wissenschaft Wahrheit und Fakten von Lügen und Mutmaßungen zu trennen. Er will die Lesenden davon überzeugen, das selbst zu tun, hinterfragen, nachrechnen, nachdenken. Sich nichts erzählen und vormachen lassen, was jemand anderes vielleicht als Wahrheit vermarkten möchte..
Die Idee, den Standpunkt zu wechseln, sozusagen eine kosmische Sicht einzunehmen, ist hier hervorragend umgesetzt.
Mir gefällt, wie er schreibt, dass er es schafft, dass alles einfach und verständlich bleibt und nebenbei auch noch unterhaltsam. Ich werde sicher noch weiteres von diesem Autor lesen.
Mir hat das Buch viele Denkanstöße gegeben, teilweise reicht es mir leider nicht tief genug, bleibt zu sehr an der Oberfläche. Da hatte ich andere Erwartungen.
Was mich etwas negativ berührt hat, war diese starke Ausprägung in Richtung Amerika, das hätte man für den deutschen Markt noch überarbeiten können.

Bewertung vom 18.01.2024
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


sehr gut

Mit kleinen Schwächen
"Das Nachthaus" von Jo Nesbø ist ein ganz besonderer Roman des Autors, im Stil anders als seine sonstigen Romane. Ich mochte es trotzdem oder auch gerade deshalb sehr gerne. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört, wunderbar gesprochen von David Nathan, diese Version kann ich nur empfehlen.
Richard ist 14 und ein Waise, er wohnt bei Onkel und Tante in einem kleinen Ort und hat dort auch nur einen einzigen Freund, Tom, der stottert. Richard will einfach nur dazu gehören und so macht er auch bei Mutproben und Telefonstreichen mit. Er sieht, was mit seinem einzigen Freund geschieht, aber das glaubt ihm natürlich niemand.
Er wird verdächtigt und versucht selbst etwas über jenes Geschehen rauszufinden. Alles hängt mit einem seltsamen Haus zusammen. Das klingt wie eine einfache Gruselgeschichte, ist es aber nicht.
Der Roman ist psychologisch sehr geschickt aufgebaut, man wird öfter verwirrt und schwankt zwischen Realität und Einbildung des Protagonisten.
Hier spielen neben einem spannenden Roman über das Erwachsenwerden auch Fantasy- und Horrorelemente eine große Rolle.
Der Schreibstil ist absolut gut, bildhaft und spannend, auch die Aufteilung in die drei Zeiten hat mir gut gefallen. Die Auflösung zu dem ganzen Geschehen war mir dann nicht ganz schlüssig und nachvollziehbar. Bis dahin wurde ich aber gut unterhalten.

Bewertung vom 14.01.2024
Das Buch der Phobien und Manien
Summerscale, Kate

Das Buch der Phobien und Manien


sehr gut

Sehr lehrreich und trotzdem spannend
"Das Buch der Phobien und Manien" von Kate Summerscale ist eine Geschichte der Welt in 99 Obsessionen und ein Buch, dass sich sehr schnell weglesen lässt, so interessant ist es.
Im Buch wird erklärt, was die Begriffe bedeuten und wie sich solche Ängste auswirken. Es wird tief in die Vergangenheit eingetaucht und auch viele gute Beispiele aus der Gegenwart gebracht, wo unsere Ängste auch nicht weniger werden, sich aber wandeln und es auch neue Formen gibt.
Zu jeder Manie gibt es allgemeine Erklärungen und auch sehr eindrückliche Beispiele. Es gibt sehr bekannte wie die Arachnophobie und auch von mir noch nie gehörte, wie die Osmophobie, die hat mit Gerüchen zu tun.
Alles ist sehr gut erklärt und beschrieben, es ist lehrreich, aber auch unterhaltsam.
Auf jeden Fall kann ich jetzt einige meiner eigenen Ängste und Abneigungen mit einem Namen versehen.
Ein Buch, dass ich sehr gerne in meinem Bestand behalte und sicher noch öfter zur Hand nehmen werde.

Bewertung vom 13.01.2024
Julia
Newman, Sandra

Julia


sehr gut

Wie die Geschichte auch gewesen sein könnte
"Julia " von Sandra Newman ist ein Roman, der sich eng an den Klassiker "1984" von George Orwell anlehnt. Er erzählt einen Teil der Geschichte aus weiblicher Sicht, aus der Sicht von Julia und geht letztendlich noch weiter als George Orwell. Man muss den Klassiker nicht gelesen haben, um den Roman zu verstehen, es ist in meinen Augen aber hilfreich.
Wir haben den totalitären Staat, die totale Überwachung und den Big Brother, der über alles wacht. Das Leben findet unter den Augen von Kameras statt, ist grau und eintönig, die Menschen in strenge Klassen eingeteilt.
Einigen geht es gut, sie leben in Saus und Braus, die anderen kennen nur Hunger und Entbehrungen, arbeiten viel und schwer. Propaganda und Rationierungen sind an der Tagesordnung, das Vertrauen in andere Menschen ist nicht mehr vorhanden.
Julia selbst arbeitet in einem Ministerium und als einzige Revolte gegen den Staat hat sie verbotene Liebschaften, Sex-Abenteuer. Dabei ist ihr die Gefahr ständig bewusst und es kommt auch so, wie es jeder ahnt.
Das Buch hat eine klare und direkte Sprache, nichts wird beschönigt, dem Lesendem nichts geschenkt, auch nicht das selber denken.
Es wird eine Staatsform beschrieben, die man schon von Orwell kennt, die Autorin geht hier aber noch einen Schritt weiter. Die beschriebenen Situationen kann man sehr gut auf einige politische Systeme hochrechnen und auch diese totale Überwachung ist gruselig aber auch nicht absolut realitätsfern.
Mir gefällt diese weibliche Form sehr, obwohl Julia nicht unbedingt ein Sympathieträger ist, aber ihre offene und ehrliche, ungeschönte, manchmal sogar vulgäre Sicht auf die Dinge, verändern die Perspektive in dem genau richtigen Maß.
Kein wirklich schönes Buch, man muss da schon einiges vertragen, aber irgendwie fand ich das Buch wichtig und es ist würdig von mir neben den Klassiker gestellt zu werden.