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Kuehn, S.

Bewertungen

Insgesamt 797 Bewertungen
Bewertung vom 07.12.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


gut

Komplex und verwickelt
"Verlogen" von Eva Björg Ægisdóttir ist schon der zweite Band aus der Island-Krimi-Reihe rund um die Kommissarin Elma und ihr Team. Ich habe den Vorgänger auch gelesen, es ist aber ein abgeschlossener Fall und einzeln gut lesbar.
In einem Lavafeld wird die Leiche von Maríanna entdeckt, bei deren Verschwinden vor 7 Monaten von Selbstmord ausgegangen wurde. Grund für die Annahme waren etliche Probleme mit Alkohol, der Arbeit und vor allem auch der Tochter. Diese lebt seitdem bei Pflegeeltern, die sie auch vorher schon öfter betreuten. Hekla scheint sich dort sogar wohler zu fühlen als zu Hause.
Es ist aber offensichtlich, dass Maríanna ermordet wurde und es einige Lügen üder den Tag der Tat gibt.
Dieser Krimi scheint von Kapitel zu Kapitel komplexer zu werden. Es geht wieder tief in die Vergangenheit, diesmal in die von Maríanna und der Beziehung zu ihrer Tochter.
Die Namen haben mir hier einiges abverlangt, ich hatte das Hörbuch, aber auch da wusste ich oft kaum, von wem gerade die Rede ist.
Spannung war eher nur hintergründig vorhanden, der Fall aber psychologisch sehr gut aufgebaut.
Handlungsstränge und Personen waren mir manches Mal zu viel, der Erzählstil eher ruhig und nüchtern. Um alles mitzubekommen war hier Konzentration notwendig, die fehlende Spannung machte es für mich nicht besser.

Bewertung vom 07.12.2023
VITA
Dalcher, Christina

VITA


ausgezeichnet

Die Willkür im Gerichtssaal
"Vita" von Christina Dalcher hat ein wirklich außergewöhnliches Thema, welches auf jeden Fall zu weiteren Gedanken anregt.
Die Todesstrafe wurde abgeschafft, doch Befürworter haben Ausnahmen zugelassen, unter einer Klausel. Diese besagt, wenn es ein Fehlurteil war, wird der verantwortliche Staatsanwalt der gleichen Strafe zugeführt, bezahlt also auch mit seinem Leben.
Staatsanwältin Justine Callaghan ist ein absoluter Gegner der Todesstrafe, ja, sie hatte sogar eine Initiative gegründet und ist mit verantwortlich für die Abschaffung und die Klausel dahinter.
Insasse 39384 sitzt in der Todeszelle und erzählt von seinem Leben. Das Urteil verdankt er Justine, die in einem schwachen Moment eine falsche und folgenreiche Entscheidung getroffen hat.
Abwechselnd erfahren wir Einzelheiten aus ihrer Vergangenheit, aus der gegenwärtigen Situation und auch in tagebuchartigen Auszügen aus dem Todestrakt.
Der Erzählstil ist recht nüchtern gehalten und das passt hier sehr gut, ansonsten würde man es teils nicht ertragen, was hier geschildert wird. Denn Justine hat viel recherchiert und war auch bei Hinrichtungen dabei, die sie die Lesenden miterleben lässt.
Sehr gut werden hier ganz langsam und einfühlsam die großen Fragen aufgebaut, wie man mit so einer Schuld leben kann, welches Recht man hat über Leben und Tod zu entscheiden und wie man etwas rückgängig machen kann, was endgültig ist.
Es ist ein Buch, dass beobachtend geschrieben ist und doch auf emotionaler Ebene wirkt, es ist spannend und regt zu vielem weiteren Nachdenken und Diskussionen an.
Wie hättest du entschieden? Und wie gehandelt?
Ich fand dieses Buch wirklich sehr beeindruckend und auch das Ende, das nicht jedem gefallen wird, ist eine Entscheidung.

Bewertung vom 07.12.2023
Aktion Phoenix
Herzog, Christian

Aktion Phoenix


ausgezeichnet

Ausgeklügelte Propaganda
"Aktion Phoenix" von Christian Herzog ist ein Roman, der sich so spannend aufbaut wie ein Krimi.
Es ist 1936 und in Berlin laufen die Vorbereitungen zu den olympischen Spielen, die die großartigsten überhaupt werden sollen, um das Ansehen des Deutschen Reichs in der Welt zu stärken. Leni Riefenstahl betreut die filmische Dokumentation und Anna Kollmann ist eine kleine Gehilfin bei ihr. Anna ist aber auch sehr aktiv im Widerstand.
Herrmann Schmidt ist Beamter im Ministerium für Propaganda und zufällig lernt er Anna kennen bei einem Auftrag im Stadion.
Georg Finkbeiner ist eigentlich Kellner, bekommt aber die Chance seines Lebens und wird Steward auf der Hindenburg. Das ist auch ein ganz faszinierendes Thema, was hier rund um die Luftschifffahrt nebenbei mit läuft.
Alle drei Handlungsstränge sind verschieden, weisen aber sehr schnell Überschneidungen und Parallelen auf, das ist von Beginn an sehr geschickt angelegt.
Die Kapitel sind kurz und schnell gelesen und wechseln von einer Handlung zur nächsten, wobei alle drei so viel Spannung haben, dass man am liebsten überall gleichzeitig weiterlesen will.
Die Charaktere sind gut beschrieben und auch die Schauplätze haben bei mir Filmcharakter, da merkt man deutlich, dass sehr viel aus der Realität mit übernommen wurde.
Ich finde es immer sehr gut, wenn hinter solchen Romanen gründliche Recherche steckt und es sich an geschichtliche Eckdaten und Ereignisse anlehnt, das tut dem Buch sehr gut.

Bewertung vom 07.12.2023
Kleine Probleme
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


gut

Das Jahr ist plötzlich schon wieder um
"Kleine Probleme" von Nele Pollatschek ist ein Roman, der mich von der Story her sehr angesprochen hat.
Lars, freiberuflicher Autor, hat sich viel vorgenommen, dass noch in diesem Jahr geschafft werden soll. Darunter Ordnung machen, die Steuererklärung und sein Lebenswerk schreiben. Das dumme daran ist, es ist schon der Silvestertag. Und anstelle in Aktionismus zu verfallen, verharrt er erstmal weiter in Lethargie und denkt nach.
Auch wenn von Beginn an ganz klar ist, dass er alles definitiv nicht schaffen kann, ist es sehr interessant Lars bei dem Versuch zu beobachten. Sehr viel spielt sich allerdings in seiner Vorstellung und Gedankenwelt ab.
Obwohl ich den Protagonisten nicht unbedingt sympathisch fand, konnte ich viele Probleme und Gedanken verstehen und nachvollziehen.
Obwohl das Buch nicht lang ist, habe ich es nicht am Stück lesen können, es wurde mir dann zu viel und zu verwirrend. Es ist ein Buch, welches es schaffen soll, Prioritäten zu überdenken, manche Dinge nicht zu ernst zu nehmen, manche vielleicht ernster und wichtiger, meinen Lesegeschmack hat es nicht so ganz getroffen.

Bewertung vom 06.12.2023
Die geheime Gesellschaft
Penner, Sarah

Die geheime Gesellschaft


sehr gut

Ein etwas anderer Krimi
"Die geheime Gesellschaft" von Sarah Penner spielt Ende des 19. Jahrhunderts und wir sind hier in Paris und London unterwegs.
Lenna möchte den Mord an ihrer Schwester Evie aufklären und such dabei die Hilfe von Vaudeline, die ein bekanntes Medium und eine hochintelligente junge Frau ist. Auch Evie war in diesen Kreisen unterwegs, wollte lernen, stellte Fragen, wollte selber ein Medium werden. Lenna glaubt eher an die Wissenschaft und beginnt eine Ausbildung bei Vaudeline nur, um hinter die Kulissen zu schauen, nicht weil sie an den Spiritismus glaubt.
Sehr interessant fand ich hier die Vorstellung der Seancen, den Zweck, den sie erfüllen sollte, die Geisterwelt und was dazu gehört.
Vaudeline soll bei der Aufklärung des Mordes an dem Vorsitzenden der Séance Society helfen und die beiden Frauen reisen an den Ort des Verbrechens. Ab da spitzen sich die Ereignisse dann auch zu und es wird zu einem wirklich spannenden Kriminalfall mit Ermittlungen, Zeugen und Verdächtigen.
Erzählt wird die ganze Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Lenna und dem Vizepräsidenten der Society. Dadurch ist man als Leserin so manches Mal im Vorteil.
Mir hat hier die ganze Atmosphäre ganz gut gefallen, man kam wirklich in diese Zeit rein und die Vermischung von realen und fantastischen Elementen hat hier auch sehr gut funktioniert. Gut auch die beiden starken Frauen, die mit viel Mut und Verstand die Geschichte aufgeklärt haben.

Bewertung vom 30.11.2023
Der Vorweiner
Bjerg, Bov

Der Vorweiner


gut

Dystopie in Tränen
"Der Vorweiner" von Bov Bjerg ist ein dystopischer Roman, der sich nicht so einfach weglesen lässt. Trotz der Kürze braucht es über einige Längen schon etwas Durchhaltevermögen.
Wir bleiben hier in Europa, ein Europa, das fremd wirkt, leider aber in einige Aspekten allzu vertraut. Die Idee hier ist überspitzt vertraut, die Menschen haben soviel erlebt, sie sind gefühllos geworden und können nicht mehr weinen.
Also werden andere Menschen engagiert, so wie Hilfsarbeiter, Menschen zweiter Klasse, die das mit dem weinen und trauern übernehmen.
Das Buch ist nicht ganz einfach zu lesen, aber es gibt viele Parallelen zu unserer Zeit, der Gesellschaft und Politik. Hier wird auf ganz harte Weise der Spiegel vorgehalten.
Erzählt wird viel aus der Sicht von A wie Anna, ihrem Vorweiner und der Tochter B wie Berta.
Der Schreibstil ist überspitzt, sarkastisch und treffend. Ich hatte die erste Hälfte mit großem Interesse gelesen, danach wurde es mir teils zu abstrus und auch langatmig. Insgesamt trotz allem eine Erzählung, die einem länger im Gedächtnis bleibt.

Bewertung vom 30.11.2023
Die Lügnerin
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


sehr gut

Mal eine besondere Lektüre
"Die Lügnerin" von Friedemann Karig ist ein Roman vom Lügen, aber eigentlich sagt die Lüge hier die Wahrheit. Also ist es ein wahrer Roman, der lügt. Ja, genauso kompliziert lässt sich das Gelesene beschreiben.
Die Frau, also die Lügnerin, Clara, befindet sich in einer Privatklinik und im Gespräch mit ihrer Therapeutin. Obwohl sie ihr Leben erzählt, bleibt oft unklar, was wahr ist.
Beim Lesen muss man mit verschiedenen Zeitebenen zurechtkommen, das erfordert etwas Aufmerksamkeit. Das Buch liest sich aber trotzdem sehr leicht und gut.
Das Interessante hier ist wirklich Clara selber, sie kann so reden und handeln, dass man ihr alles glaubt. Sie hat eine charmante Art und man beginnt oft zu zweifeln, ob hier Lüge oder Wahrheit zwischen den Zeilen steckt.
Das Buch ist mal ganz was anderes und hat mich gut unterhalten, obwohl ich beim lesen immer auf der Suche nach der Lüge war.

Bewertung vom 28.11.2023
Hope's End – Du kannst niemandem trauen (MP3-Download)
Sager, Riley

Hope's End – Du kannst niemandem trauen (MP3-Download)


sehr gut

Düstere Vergangenheit
"Hope's End" von Riley Sager ist ein Thriller mit einer interessanten Erzählweise.
Kit ist Pflegerin und auf der Suche nach einem neuen Job, da sie mit ihrem Vater nicht gut auskommt, seit dem Tod ihrer Mutter. Angeboten wird ihr die Pflege von Lenora Hope. Dazu bekommt sie auf Hope's End Kost und Logis und kümmert sich Tag und Nacht um die Patientin, die fast siebzigjährig im Rollstuhl sitzt.
Der Haken hierbei ist, Leonora soll vor 50 Jahren ihre komplette Familie umgebracht haben. Nachgewiesen wurde ihr das nie, aber auch kein anderer Täter.
Kit möchte jetzt natürlich die ganze Geschichte aus erster Hand erfahren und so kommunizieren die beiden mithilfe einer Schreibmaschine.
Abwechselnd werden jetzt geschriebene Kapitel von Leonora und erzählte von Kit dargeboten. Beide Perspektiven sind sehr spannend zu verfolgen, gerade weil die beiden Frauen einen Ruf gemeinsam haben, denn Kit soll bei dem Tod ihrer Mutter auch die Hände im Spiel gehabt haben.
Sehr schnell widersprechen sich Aussagen, verdrehen sich Tatsachen, wenden sich Ereignisse. Schon bald weiß weder Kit noch der Leser wem man hier noch trauen kann. Als reale Bedrohung stellt sich dann noch das Haus selbst gegen seine Bewohner.
Bis zum Ende bleibt hier die Spannung hoch und auch die Auflösung bietet noch Überraschendes.

Bewertung vom 28.11.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


gut

Erinnerungen
"Memoria" von Zoë Beck ist ein Thriller, dem nicht so leicht zu folgen ist. Vielleicht war hier die Hörbuch-Version auch nicht das richtige Medium für mich.
Harriet geht es nicht gut, sie lebt von einem Tag zum andren, ohne Geld und Perspektive. Eher zufällig rettet sie eine ältere Frau, die sonst bei einem Brand umgekommen wäre. Die Frau zeigt sich seltsamerweise wenig dankbar, Harriet hat aber den Eindruck, sie verbirgt was und bei ihr schleichen sich Erinnerungsfetzen ein.
Als sie ein Ende davon zu fassen bekommt, reist sie an den Ort zurück, wo sie aufwuchs, wo alles begann und versucht ihr Leben sozusagen von hinten wieder aufzurollen.
Es ist erstaunlich, welche Konsequenzen das hat, was sie für eine Vergangenheit hatte und warum diese ihr verloren gegangen ist.
Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, hat schon ihren Reiz, ein spannender Ansatz, mit der Erzählweise bin ich nicht zurecht gekommen.
Alle Figuren blieben mir fremd, nicht mal Harriet war mir sympathisch,, geschweige denn konnte ich ihre Handlungen verstehen. Hier hat mir eindeutig Tiefe und Entwicklung gefehlt und im ganzen Buch habe ich auch die Spannung vermisst, die gab es nur selten.

Bewertung vom 28.11.2023
Im Sturm der Macht / Leo Koski Bd.2
Oskari, Tuomas

Im Sturm der Macht / Leo Koski Bd.2


ausgezeichnet

Sehr spannend und realistisch
"Im Sturm der Macht" von Tuomas Oskari ist ein Thriller mit politischem Inhalt und die Fortsetzung von "Tage voller Zorn". Ich habe den Vorgänger noch nicht gelesen und das war jetzt kein Nachteil für mich. Wichtige Informationen zu den Protagonisten wurden gegeben und die Lage zusammen gefasst, das Buch ist also vollkommen unabhängig lesbar.
Wir befinden uns hier in einer nahen Zukunft, die Flüchtlingsproblematik ist auf einem Höhepunkt, die Meinungen werden bis zum überkochen manipuliert und dann gibt es auch noch einen Anschlag auf die finnische Ministerpräsidentin.
Es gibt Strömungen, die die Politik lenken, ganz Europa damit in eine rechte Richtung beeinflussen wollen und dazu soll es einen ganz großen Knall geben.
Die Vorbereitungen dazu erleben wir hier aus verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen, nichts ist einfach trocken geschrieben, es ist alles sehr spannend und sogar voller Action.
Auch komplexe politische Themen und Hintergründe werden hier sehr gut erklärt und verständlich gemacht, es gibt Sympathieträger und auch finstere Gestalten. Bis zum Ende blieben einige Aspekte ungeklärt und damit die Spannung ganz oben.
Ein Buch, dass man nur empfehlen kann, aktuell, brisant und dazu atemberaubend spannend geschrieben.