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Sabine
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Bewertungen

Insgesamt 409 Bewertungen
Bewertung vom 05.10.2014
Richell, Hannah

Das Jahr der Schatten


ausgezeichnet

Ein tolles Buch, das mich von der ersten Seite an gefesselt und gepackt hat. Ich mag ja Bücher, die auf mehreren Zeitebenen spielen, dieses hier ist dennoch ein wenig anders, da die Geschichte der Vergangenheit in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts spielt und damit doch noch recht aktuell ist. Aber genau das war für mich mal anders und neu – und ich war begeistert!
In der Gegenwart ist Lila die Protagonistin, die nach dem Tod ihrer gerade mal fünf Tage alten Tochter und dem überraschenden Tod des Vaters in eine schwere Lebenskrise rutscht. Um wieder zu sich zu finden, zieht sie sich in ein abgelegenes Cottage zurück, das sie gerade von einer unbekannten Person geerbt hat. Dort findet Lila einen geheimnisvollen Brief, der ihr keine Ruhe lässt, und sie fragt sich, was es mit dem Cottage eigentlich auf sich hat.
In den 80er Jahren entdecken fünf Studenten ein einsames Haus am See – fernab jeglicher Zivilisation. Sie beschließen, hier als Aussteiger zu leben, nur von dem, was das Land ihnen bietet – doch es läuft nicht alles reibungslos und als eine sechste Person zu der Gruppe stößt, lassen die Probleme nicht lange auf sich warten.
In beiden Handlungssträngen habe ich mich sehr wohl gefühlt und ich könnte gar nicht sagen, welcher mir lieber gewesen ist. Die Geschichten sind sehr verschieden und jede hat einen ganz eigenen Reiz, der mich in das Buch hineingezogen hat, so dass ich es gar nicht aus der Hand legen wollte. Zwar habe ich geahnt, wie die Geschichten miteinander verwoben sind, doch hat das der Spannung keinen Abbruch getan, sondern durch mehrere falsche Fährten und unerwartete Wendungen wurde diese sogar noch gesteigert.
Die Figuren sind wirklich gut herausgearbeitet. Gefallen hat mir vor allem, dass sie nicht nur gut und böse sind, sondern Ecken und Kanten haben – so wie Menschen aus dem wahren Leben. Lila in der Gegenwart zum Beispiel ist mir sehr an Herz gewachsen. Ihre Trauer um die kurz nach der Geburt verstorbene Tochter ist fast zum Greifen nah, ihren Schmerz kann man beim Lesen spüren. Und auch wenn ich in manchen Situationen anders gehandelt hätte, war mir Lilas Verhalten doch meist verständlich und schlüssig. Die fünf Studenten, die sich als Aussteiger versuchen und sich in einem kleinen Haus an einem verlassenen See selbst versorgen, sind ebenfalls sehr gut gezeichnet. Dass es zwischen den zwei Frauen und drei Männern auch mal Meinungsverschiedenheiten gibt und es mal knallt, ist klar. Interessant fand ich aber vor allem die Entwicklung der Einzelnen und auch ihrer Beziehungen untereinander während dieser „Aussteigerzeit“. Es sind dabei weniger Beschreibungen, sondern eher die Handlungen der Einzelnen, die das Ganze sehr lebendig machen und mir das Gefühl gegeben haben, mit den anderen am Haus zu leben, eine von ihnen zu sein.
Überhaupt ist der Schreibstil sehr angenehm zu lesen – lebendig und fesselnd. Zwar tauchen auch Beschreibungen auf, vor allem der wundervollen Landschaften, diese nehmen aber nie überhand, sondern sind genau so, dass ich alles genau vor Augen hatte und mir auch noch meine eigenen Gedanken zu machen konnte. Das Buch ist in verschiedene Kapitel aufgeteilt, die zwischen den verschiedenen Zeitebenen wechseln und eine angenehme Länge haben. Durch Überschriften, die sagen, um wen es gerade geht und in welchem Jahr man sich befindet, kann man hier aber gar nicht durcheinander kommen.
Das Ende hat mich dann noch mal richtig überrascht. Natürlich habe ich beim Lesen mit gerätselt und mir meine eigenen Gedanken gemacht, wie nun genau die beiden Erzählstränge verbunden sind, im letzten Drittel gibt es dann aber noch einige unerwartete Wendungen, die die Spannung nochmal erhöht haben und mich wirklich überraschen konnten. Ich fand das Ende gelungen, und es hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 20.09.2014
Michéle, Rebecca

Ein tödlicher Schatz / Mabel Clarence Bd.4


sehr gut

Dies ist der vierte Band der Krimi-Reihe um Mabel Clarence, eine ältere Dame, die im Stil von Jane Marple im beschaulichen Cornwall bei Mordfällen ermittelt. Die einzelnen Bände sind in sich abgeschlossen, so dass man sie unabhängig voneinander lesen kann. Wichtige Dinge, die nur der Leser der ersten Bücher weiß, werden aber erläutert, so dass man keine Sorge haben muss, etwas nicht zu verstehen oder nicht einordnen zu können. Wenn man sich aber auch für die persönliche Entwicklung von Mabel Clarence interessiert, empfehle ich schon, sich an die richtige Reihenfolge zu halten.
Doch nun zum Buch. Auch dieser Fall hat mir wieder gefallen, mich nach Cornwall entführt und mir unterhaltsame Lesestunden beschert. Ich mag Mabel Clarence einfach, die neugierige und sehr patente Mitsechzigerin, die Mordfälle anzuziehen scheint. Und es natürlich nicht sein lassen kann, ihre Nase mit in die Ermittlungen zu stecken. Diesmal geht es um einen eingemauerten Toten, der bei Aufräumarbeiten nach einem schweren Sturm in Mabels Herrenhaus Higher Barton gefunden wird. Zuerst dachten alle, es ist die unter mysteriösen Umständen verschwundene Evelyn, die einer Legende nach noch im Haus als Geist umherschwirren soll. Doch es handelt sich bei dem Toten um einen Mann, der schon vor 10 Jahren gestorben ist.
Obwohl Mabel versprochen hat, sich nicht von ihrer Neugierde treiben zu lassen und diesmal das Ermitteln dem brummigen Chefinspector Warden zu überlassen, stößt sie auf merkwürdige Entdeckungen und geht diesen natürlich nach – bis sie selber in große Gefahr gerät.
Auch dieses Mal habe ich Mabel Clarence gerne begleitet, außerdem ist es schön, alte Bekannte wie den wortkargen, aber durchaus liebenswerten Tierarzt Victor oder auch die Cousine Abigail wiederzutreffen. Dadurch, dass ich die Personen aus den vorherigen Bänden schon kannte, hat sich das Bild, das ich von ihnen hatte, jetzt bestätigt und verstärkt. Aber auch für Leser, die erst jetzt in die Reihe einsteigen, sind die Figuren gut ausgearbeitet, so dass man rasch ihre Eigenheiten und Charakterzüge kennenlernt. Für mich sind gerade Mabel und Victor mit ihren Ecken und Kanten sehr lebendig und authentisch – ich habe beide Figuren richtig ins Herz geschlossen.
Das Buch hat mich nach Cornwall entführt und mich in die ganz eigene Atmosphäre der Landschaft eintauchen lassen. Obwohl sich Mabel zunächst mit ihren eigenen Ermittlungen zurückhält, ist es zu keinem Zeitpunkt langweilig, immer wieder legt die Autorin neue Fährten, neue Aspekte rücken die Tat in ein anderes Licht, so dass ich als Leser nicht geahnt habe, wer nun tatsächlich der Mörder ist.
Der Schreibstil von Rebecca Michéle ist gewohnt leicht zu lesen, angenehm und sehr lebendig. Ich hatte sowohl die einzelnen Szenerien als auch die verschiedenen Menschen stets vor Augen. Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt und gefesselt, so dass ich es in einem Rutsch ausgelesen habe. Für eingefleischte Thriller-Leser ist dieses Buch vielleicht ein bisschen seicht, mir aber hat es sehr gut gefallen und ich hoffe, dass Mabel Clarence noch bei weiteren Fällen ermitteln wird.

Mein Fazit
Der vierte Fall für Mabel Clarence, eine sympathische Rentnerin, die im Stil von Miss Marple bei einem mysteriösen Mordfall ermittelt. Ich habe diesen Krimi gerne gelesen – sympathische Charaktere, ein Mordfall vor der traumhaften Kulisse Cornwalls und der lebendige Schreibstil haben mich dieses Buch rasch zu Ende lesen lassen und mir unterhaltsame Lesestunden geschenkt.

Bewertung vom 08.09.2014
Harmon, Amy

Vor uns das Leben


sehr gut

Zum Inhalt
Fern, Ambrose und Bailey – drei Jugendliche einer Kleinstadt in den USA, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Fern fühlt sich hässlich und ist - seit sie denken kann - in den gutaussehenden Ambrose verliebt. Doch er hat sie bislang kaum bemerkt. Ambrose ist der Star der Schule, nicht nur, weil er unverschämt gut aussieht, sondern weil er zudem ein erfolgreicher Ringer ist. Probleme scheint er nicht zu kennen, nichts in seinem Leben scheint schief zu laufen. Ganz anders bei Bailey, der eine zum Tode führende Muskelerkrankung hat, und trotz des Todes vor Augen Lebenslust und Optimismus versprüht. Doch dann kommt alles ganz anders, und nichts ist mehr, wie es mal schien.

Meine Meinung
Ein wirklich schönes Buch, das berührt und das mich hat lachen, aber auch weinen lassen. Schon das Cover hat mich mit seinen Grün- und Olivtönen und der einfachen, aber einprägsamen Art sehr angesprochen, der Klappentext versprach zudem eine ungewöhnliche Geschichte um drei Freunde.
Es werden verschiedene Themen im Buch angesprochen, dennoch ist die Botschaft des Buches klar und in eine wunderschöne Geschichte verpackt. Es geht um Freundschaft und Liebe, um Vertrauen und Verlust, um die Wahrheit und die Schönheit. Und das es eben nicht nur eine äußere, sondern vor allem auch eine innere Schönheit gibt. Aber auch der Irakkrieg und 09/11 spielen eine Rolle, wobei beide Themen wirklich nur am Rande auftauchen, aber wichtig sind, um Entscheidungen und Gefühle zu verstehen und nachvollziehen zu können.
Fern ist ein sympathisches Mädel, auch wenn sie im Buch nur wenig Entwicklung zeigt und von Anfang an niedlich und süß auf mich gewirkt hat. Oft hatte ich das Gefühl, sie in den Arm nehmen und beschützen zu müssen, dann wieder wirkt sie sehr selbstbewusst und stark. Ich habe sie gemocht, vor allem, weil sie sich für ihre Freunde einsetzt und für sie da ist. Noch viel lieber mochte ich aber Bailey, ihren Cousin, den ich für seinen Optimismus und seine Art, Dinge zu sehen und anzugehen, sehr geschätzt habe. Trotz seiner Muskelerkrankung, durch die er nach und nach immer mehr die Kontrolle seiner Muskeln verliert und schließlich im Rollstuhl landet, gibt er nicht auf, hat stets ein aufbauendes Wort auf den Lippen, sprüht geradezu vor Optimismus und kann trotz seiner schlimmem Erkrankung noch über sich lachen. Dann wieder schlägt er auch leise Töne an, die mich haben innehalten lassen und nachdenklich gemacht haben. Hut ab – Bailey hat mir wirklich gefallen. Auch Ambrose war mir sympathisch, auch wenn ich ihn in manchen Dingen etwas stereotyp geraten fand. Er macht in der Geschichte eine beachtliche Entwicklung durch und wird zu einem liebenswerten und starken Charakter.
Das Buch lässt sich sehr angenehm lesen und hat einen sehr schmeichelnden, manchmal auch poetischen Schreibstil, der aber gut lesbar bleibt und sich nicht in Nebensächlichkeiten verliert. Die 37 Kapitel haben eine angenehme Länge und die Geschichte fesselt, so dass ich das Buch rasch beendet habe und mit gutem Gewissen empfehlen kann.

Mein Fazit
Ein berührendes Buch, das mich zum Lachen, aber auch zum Weinen gebracht hat. Die Geschichte dreier Freunde, denen das Leben begegnet, mit all seinen Sonnen-, aber auch Schattenseiten. Und die dennoch die Lust zu leben nicht verlieren. Ein wirklich schönes Buch, dem ich gerne 4 Sterne vergebe.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2014
Marley, Robert C.

Inspector Swanson und der Fluch des Hope-Diamanten / Inspector Swanson Bd.1


sehr gut

Ein kurzweiliger und humorvoller Krimi, der mir schöne Lesestunden beschert hat und mich in seiner Machart überraschen konnte.
Schon das in angenehmen Blautönen gehaltene Cover hat mich angesprochen, der Klappentext hat mich dann überzeugt, dieses Buch zu lesen - und ich habe es nicht bereut.
Die Geschichte spielt in London im Jahre 1893, und ich habe mich durch die Beschreibungen und die Art und Weise der Ermittlungen wirklich in diese Zeit versetzt gefühlt. Im Milieu der Goldschmiede ereignen sich ziemlich brutale und bestialische Morde, und ich habe bei den Ermittlungen mit geraten und bei der Aufklärung mit gerätselt - bin aber leider auch – ähnlich wie Inspector Swanson und sein Kollege Phelps - auf falsche Fährten gelangt. Bei den Ermittlungen tauchen einige namhafte Gestalten auf, wie zum Beispiel Oscar Wilde oder Sir Conan Doyle, die nicht nur zur Aufklärung beigetragen, sondern dem Buch auch einen ganz eigenen Charme gegeben haben. Auch kleine Abstecher zum Beispiel in die Entwicklung der Analysen von Fingerabdrücken haben der Geschichte etwas Besonderes gegeben.
Leider nur waren mir die Ermittlungen etwas zu schleppend, zeitweise dümpeln sie einfach nur so vor sich hin. Dadurch kommt in dem Buch auch keine richtige Spannung auf, diese bleibt leider unter der Oberfläche versteckt, auch wenn ich natürlich wissen wollte, wer nun eigentlich der Täter ist und ich schon deshalb den Krimi rasch ausgelesen habe.
Das Buch liest sich angenehm und flüssig, die Sprache ist für einen historischen Roman eher modern, dennoch fühlte ich mich durch die Beschreibungen der Orte und die Art der Menschen in das historische London versetzt. Der Stil ist oft humorvoll, wobei dieser eher zwischen den Zeilen durchblitzt, mich aber das eine oder andere Mal schmunzeln ließ.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet, auch wenn mit gerade Inspector Swanson leider etwas fremd geblieben ist. Über ihn und auch sein Privatleben hätte ich gerne mehr erfahren, doch im Mittelpunkt des Romans standen einfach nicht die Charaktere, sondern die Morde im historischen London.
Das Ende hat mich überrascht und damit hatte ich so nicht gerechnet, auch wenn es in sich schlüssig ist und alles einen Sinn ergibt. Aber ich war halt einfach auf falsche Fährten gelockt worden.
Den Epilog fand ich sehr interessant und aufschlussreich, auch wenn man danach erahnen kann, dass es leider keinen weiteren Fall mit Inspector Swanson geben wird – schade, ich hätte ihn gerne noch besser kennengelernt!

Mein Fazit
Ein kurzweiliger und humorvoller Krimi, der im historischen London im Jahre 1893 spielt. Es ist zwar kein Buch, das mir lange im Gedächtnis bleiben wird, dennoch habe ich die Lektüre genossen, fühlt mich in eine andere Zeit versetzt und hatte schöne Lesestunden. Daher gibt es von meiner Seite knappe 4 Sterne.

Bewertung vom 03.09.2014
Jary, Micaela

Das Haus am Alsterufer


ausgezeichnet

Eins vorweg – man sollte nicht den Klappentext lesen, der verrät viel zu viel und gibt der Geschichte einen ganz anderen Schwerpunkt. Zum Glück hatte ich diesen Tipp auch bekommen und konnte unvoreingenommen die Lektüre genießen – und ich bin wirklich begeistert von dem Buch!
Es hat Spaß gemacht, die drei Schwestern Nele, Ellinor und Livi über einen Zeitraum von etwa 7 Jahren zu begleiten, ihre Entwicklung zu sehen und mit ihnen zu fiebern. Die Geschichte spielt vorwiegend in Hamburg, da Nele aber in München wohnt und im Laufe der Geschichte auch das Land verlässt, kriegt man auch Einblicke aus anderen Städten und Regionen.
Die Atmosphäre der Zeit rund um die Jahre 1911 bis 1918 hat die Autorin wirklich wunderbar eingefangen. Wie die Familie in Hamburg lebt, was für Dinge sie beschäftigen, über was geredet wird – viele Alltäglichkeiten werden beschrieben und geben damit Einblick in die damaligen Lebensumstände.
Die drei Schwestern können unterschiedlicher wirklich nicht sein. Während Ellinor eher ein ernsterer Typ ist und sich in der Frauenbewegung einsetzt, ist Nele eher der Kunst zugetan und hat in der Familie durchsetzen können, nach München zu gehen, um dort Kunst und Malerei zu studieren. Livi dagegen genießt das Leben und sie interessiert sich eher für Mode und aktuellen Klatsch als für Kultur oder Politik.
Nele habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sie ist aufgeschlossen und intelligent, hat ihre eigenen Vorstellungen, die sie auch durchzusetzen weiß. Niederlagen muss sie leider auch einstecken, doch weiß sie auch diese zu meistern und das Beste draus zu machen. Ich fand sie einfach nur liebenswert und habe mit in einigen Kapiteln richtig mit ihr gelitten. Livi dagegen ist zwar nicht unsympathisch, aber sehr naiv und mit ihrer kindlichen und einfältig Art oft sehr anstrengend. Ihr hätte ich manches Mal gerne den Hals umgedreht und die Augen geöffnet. Auch die anderen Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet, sie waren menschlich mit ihren Stärken und Schwächen und spiegeln zudem sehr gut die Menschen der damaligen Zeit wieder. Erwähnen möchte ich noch Konrad, den ich ebenfalls sehr geschätzt habe mit seiner verantwortungsvollen, aber auch liebevollen Art und der Eigenschaft, die eigene Person stets hinten an zu stellen.
Aber es geht in diesem Buch nicht nur um die „Herrschaften“, auch hinter die Kulissen darf man blicken. Die junge Klara erhält nämlich in dem Haus der Familie Dornhain eine Anstellung als Dienstmädchen, so dass man nicht nur ihren Alltag und die anderen Angestellten kennenlernt, sondern außerdem Klaras erste zarte Liebe zu dem jungen Gabriel miterlebt.
In dem Buch werden viele Themen angeschnitten – es geht um den ganz gewöhnlichen Alltag in einer höhergestellten Familie, um die Liebe, die Auswirkungen des Krieges auf die verschiedenen Bevölkerungsstrukturen, die Frauenbewegung und um die Kunst. Ich war von der ersten Seite an gefesselt und gefangen in der Geschichte. Dazu hat sicherlich auch der angenehme Schreibstil beigetragen, der einfach zu lesen war und die Seiten hat nur so dahinfliegen lassen. Zwar gibt es viele Beschreibungen, die ich aber in keinster Weise als langatmig empfunden habe, vielmehr haben sie dazu beigetragen, dass ich mir die Menschen, die Städte und die Umgebung gut vorstellen konnte. Aufgelockert wurde das ganze durch viele Dialoge oder auch Gedanken der Protagonisten. Alles in allem hat Micaela Jary die Atmosphäre der Zeit wirklich wunderbar einfangen können.
Es ist zwar kein Buch, das die ganze Zeit über spannend im klassischen Sinne ist, dennoch wollte ich immer wissen, wie es nun weitergeht, so dass ich es kaum aus der Hand legen konnte. Das Ende fand ich schlüssig, kam mir nur leider etwas zu abrupt. Dafür hat das abschließende Nachwort der Autorin bei mir auch die letzten Fragen klären können.

Bewertung vom 03.09.2014
Chadwick, Elizabeth

Das Lied der Königin / Die Alienor-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Dies ist der erste Teil einer Trilogie, in der in Form einer Romanbiographie das Leben von Eleanor von Aquitanien erzählt wird. In diesem Buch wird über die Jahre 1137 bis 1154 berichtet, von ihrer Ehe mit Louis VII. bis hin zur Annullierung, dem zweiten Kreuzzug nach Jerusalem und ihrer Ankunft in England als Gattin von Henry II.. Ihr weiteres Leben wird in den Büchern „The Winter Crown“ und „The Autumn Throne“ folgen.
Ich bin begeistert von diesem Buch. Schon der Anfang ist interessant und spannend und die Autorin schafft es, durch eine geschickte Auswahl wichtiger Lebensstationen von Alienor (wie sie im Buch genannt wird), die Spannung zu halten und im Verlauf der Geschichte sogar noch zu steigern. Dabei sind die Charaktere sehr gut gezeichnet und man kann ihre Entwicklung wunderbar verfolgen. Das gilt zum einen für Alienor, die schon mit 13 Jahren mit Louis vermählt wird, dann aber trotz widriger Umstände (oder gerade deswegen?) zu einer beeindruckenden und starken Persönlichkeit heranwächst. Ich habe vor ihr großen Respekt und habe sie in diesem ersten Band gerne begleitet, mit ihr gelebt und gelitten.
Auch Louis‘ Entwicklung, wenn auch eher eine negative, ist sehr gut dargestellt, man kann verfolgen, warum aus ihm der „Pilgerkönig“ geworden ist und wie Erlebtes einen Menschen beeinflussen kann. Ob er wirklich ein so schwacher und von anderen abhängiger Mensch gewesen ist, kann ich nicht sagen, seine Geschichte liest sich aber schlüssig und rund. Sehr glaubhaft fand ich auch die langsame und schleichende Entzweiung zwischen Louis und Alienor, bis schließlich die Ehe annulliert wird.
Den Schreibstil fand ich passend für einen historischen Roman und dennoch leicht und flüssig zu lesen. Beschreibungen von Menschen und Landschaften tauchen zwar auf, sind aber nicht übertrieben, so dass es keine langatmigen oder gar langweiligen Passagen gab. Ganz im Gegenteil – ich fand das Buch spannend und fesselnd und wollte unbedingt wissen, wie es mit Alienor weitergeht. Kaum zu glauben, dass es in diesem Roman nicht um eine fiktive Person geht, sondern um eine historische Persönlichkeit – Elizabeth Chadwick hat mit diesem Roman eine wirklich spannende Romanbiographie geschaffen.
Man muss sich in der Geschichte Englands und Frankreichs nicht gut auskennen, um bei diesem Buch den Faden nicht zu verlieren. Die Autorin versteht es, die politischen Zusammenhänge auch in einfachen Worten zu vermitteln, Abstammungsbäume der verschiedenen Königsfamilien im Anhang des Buches und Landkarten in den Innenseiten des Buchdeckels helfen zudem bei der Orientierung.
Das Buch ist in zum Teil sehr kurzen Kapiteln geschrieben, in denen nennenswerte Ereignisse und Wendepunkte erzählt sind. Jedem Kapitel steht das Jahr und der Ort, in dem es spielt, voran, so dass man sie auch zeitlich immer einordnen kann. Leider sind gerade im ersten Drittel des Buches einige Übergänge recht abrupt geraten, so dass ich hier manchmal ein abgehacktes Gefühl hatte, das verliert sich zum Glück aber im Laufe des weiteren Buches und tritt in den letzten beiden Dritteln gar nicht mehr auf.

Mein Fazit
Eine spannende und interessante Romanbiographie über Eleanor von Aquitanien, die sich leicht und flüssig lesen lässt und mich wirklich begeistern konnte. Die Folgebände sind leider noch nicht erschienen, zum Glück aber hat die Autorin bereits viele andere Bücher veröffentlicht, denen ich mich bis dahin widmen werde. Einen halben Stern Abzug vergebe ich lediglich für die zum Teil sehr kurzen Kapitel mit eher abruptem Übergang, die gerade am Anfang aufgetreten sind und meinen Lesefluss gestört haben – zum Glück hat sich dieses Problem in den letzten beiden Dritteln völlig verloren. Von meiner Seite gebe ich gerne 4,5/5 Sternen.

Bewertung vom 28.08.2014
Gans, Valérie

Lorraine und die Entdeckung des Glücks


gut

Ich habe mich auf dieses Buch sehr gefreut und einen typischen französischen Liebesroman erwartet. Doch leider war dies alles andere und ich wurde enttäuscht.
Das erste Drittel des Buches klang dabei noch ganz vielversprechend. Die Protagonistin Lorraine ist geschieden und glaubt mit Anfang vierzig nicht mehr an die Liebe – bis ihr ein alter Jugendschwarm über den Weg läuft und sich zwischen den beiden eine Liaison anbahnt. Lorraine ist mir durchaus sympathisch, auch wenn ich sie in ihrem Handeln nicht immer verstehen konnte und sie sich manchmal eher wie ein Teenager als wie eine erwachsene Frau verhalten hat. Doch je weiter das Buch fortschreitet, umso abstruser wird die Geschichte. Die Charaktere werden zunehmend stereotyp, die Situationen bedienen sich zu vieler Klischees – so wird die ganze Geschichte unglaubwürdig und ich konnte zum Schluss wirklich nur noch den Kopf schütteln.
Dieses Buch versucht einfach, viel zu viele Themen in die Geschichte einzubauen, dadurch wird für sie für mich fragwürdig und irgendwie auch plump: der stets lügende Liebhaber, der fremdgehende Ehemann, ein Narzisst, der seine Partnerin quält, eine schwangere Jugendliche, ein sich spät zur Homosexualität bekennender Ex-Ehemann und dann auch noch ein Familiengeheimnis, das gelöst werden will – und das sind nur einige Beispiele.
Dabei liest sich der Roman leicht und locker, der Schreibstil ist einfach und angenehm zu lesen, erinnert eher an einen Chicklit-Roman, denn an eine ernste Geschichte. Das Buch ist in mehrere Kapitel aufgeteilt, die eine angenehme Länge haben, so hatte ich diesen Roman rasch durchgelesen. Durch die vielen Probleme, die sich in der Geschichte ergeben, und in die die verschiedenen Figuren reinrutschen, wollte ich natürlich wissen, wie das Buch nun ausgeht, aber richtig gefesselt war ich leider nicht. Und gerade in der zweiten Hälfte nahmen die Klischees – sowohl, was die Figuren als auch die erlebten Situationen angeht – einfach überhand.

Mein Fazit
„Lorraine und die Entdeckung des Glücks“ ist leider kein Buch, dass ich weiterempfehlen würde – zwar beginnt die Geschichte noch ganz unterhaltsam und nett, doch nach und nach werden die Charaktere zu Stereotypen und die Situationen, in die sie geraten, immer klischeehafter – außerdem werden einfach zu viele Themen in die Geschichte eingeflochten. Zwar habe ich das Buch zu Ende gelesen, weil ich wissen wollte, wie es ausgeht, doch gerade in der zweiten Hälfte habe ich oft den Kopf schütteln müssen. Mir hat die Geschichte leider nicht gefallen, wegen des angenehmen Schreibstils und des schönen, mich ansprechenden Covers vergebe ich aber dennoch 2,5 Sterne.

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