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schreibtrieb

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Insgesamt 174 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2015
Der Marshmallow-Test
Mischel, Walter

Der Marshmallow-Test


ausgezeichnet

Hochinteressant finde ich das Buch! Zum einen natürlich aus Sicht der Mutter. Immerhin rahmt Mischel seine Untersuchungen immer wieder mit amüsanten und faszinierenden Anekdoten, bring so Farbe ins Spiel und liefert darum mitnichten ein langweiliges Sachbuch, sondern eine unterhaltsam lesbare Untersuchung, die den Blick schärft und alltägliche Momente in ein anderes Licht rückt. Das ungeduldige Kind etwa, die Strategien, die es entwickelt, um eben doch geduldig zu sein, der Erfolg oder Misserfolg darin.
Aber – seien wir ehrlich – noch viel mehr schärft es den Blick auf uns selbst. Können wir das? Warten? Geduldig sein? Haben wir das im überschnellen Zeitalter nicht bereits vergessen, wo Informationen in Sekunden verbreitet sind und Supermärkte den Ladenschluss immer wieder minimieren. Hätten wir gewartet auf ein Marshmallow (oder eben etwas anderes)?
Und darüber hinaus geht Mischel noch einen entscheidenden Schritt weiter. Denn er geht durchaus kritisch mit seiner eigenen Studie um. Bezieht die Möglichkeit in Betracht, das Tagesformen ebenso entscheidend sein können, wie der Charakter des Kindes. Die Rolle des sozialen Umfeldes, Hunger, Streit, Ereignisse, die im Rahmen des Experimentes eben nicht aufzuzeichnen waren, sie alle können die individuellen Ergebnisse verfälschen. Dass ein Kind nicht warten kann, das macht Mischel klar, heißt nicht gleich, dass es einmal weniger erfolgreich sein wird, weniger Selbstbewusstsein haben wird, oder oder oder. Denn die Strategien zur Geduld sind a) erlernbar, b) von vielen Faktoren abhängig und c) besteht noch immer die Frage wie sinnvoll sie tatsächlich sind.

Bewertung vom 01.04.2015
Die Schneekönigin
Cunningham, Michael

Die Schneekönigin


ausgezeichnet

In New York lebt Barrett, gerade abserviert von seinem Freund, mit seinem Bruder Tyler und dessen krebskranker Freundin Beth zusammen. Als er eines Nachts ein seltsames Licht sieht, glaubt und hofft er auf eine Bedeutung. Zwischen Hoffen, Bangen, Kampf und Niederlage ist dieses Buch eine wunderschöne und zutiefst menschliche Geschichte um die menschliche Psyche und die Suche nach Liebe, mit all ihren Facetten.
Der Stil ist mitunter geradezu lyrisch und ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen, habe es in drei Stunden regelrecht verschlungen. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Menschen werden so liebevoll und doch rücksichtslos gezeigt, ihre inneren Schwächen offengelegt und dabei doch die Großartigkeit menschlichen Zusammenhalts gezeigt. Metaphern und Verweise machen das Buch daneben zu einem wahren Fundstück, einem genialen Splitter.
Dabei wird der Splitter der Schneekönigin wiederrum als Metapher für unsere Angst entlarvt, den leisen Pessimismus und die Notwendigkeit des Übels, das wir doch nicht wahrhaben wollen. Es gibt kein großes glückliches Ende, das alles in Wohlgefallen auflöst, sondern ein realistischer wie insgeheim optimistischer Blick auf die Welt.
Die Suche nach dem perfekten Lied wird für Tyler dabei zu Suche nach Wahrheit, nach Hoffnung, dem inneren Antrieb, dem die Konsequenzen egal sind und der nur ein Ziel kennt. Denn vielleicht ist eben doch der Weg das Ziel.

Bewertung vom 01.04.2015
Wie zwei alte Schachteln einmal versehentlich die Welt retteten
Carabba, Enzo Fileno

Wie zwei alte Schachteln einmal versehentlich die Welt retteten


gut

Ich muss zugeben, dass ich leichte Probleme mit dem Buch hatte. Es schlendert so vor sich hin. Drogen, Mord und Vertuschung, alles wird so lapidar erzählt, wie der allmähliche Rückzug der beiden Damen. Vor allem, dass relativ viel am Anfang und dann wieder am Ende passiert, die große Mitte sich aber in meinem Empfinden unnötig zieht, bringt eine ungewöhnliche Spannungskurve.
Der Stil ist dabei malerisch und verziert, selten direkt, mit Wiederholungen und Bildern gespickt. Mehr Kunst vielleicht als Erzählung. Die Redewendungen der beiden Alten bringen ihren Teil zu dem etwas aufgesetzten Gebilde bei. Zwischen den Zeilen steht viel und mehr, als beim ersten Lesen hervor tritt. Ich schwanke regelrecht zwischen Lob und Missmut. Auf jeden Fall aber tanzt das Buch erholsam aus dem Rahmen der „alte Leute erleben Abenteuer“ Geschichten, die gerade so beliebt sind.
Auf jeden Fall kommt italienischer Flair genauso rüber, wie die ungewöhnlichen, aber genialen weil erfolgreichen Einfälle der beiden Damen und die enorme Macht der Natur im alles mit sich reißenden Hochwasser. Wie die zwei Damen dabei tatsächlich zu vermeintlichen Heldinnen werden, ist dann gleichzeitig banal wie faszinierend amüsant. Ein Buch nicht für jeden, aber durchaus mit Reiz.

Bewertung vom 16.03.2015
Achtung, ich komme!
Hell, Henriette

Achtung, ich komme!


ausgezeichnet

Henriette kommt nicht. Beim Sex. Das macht ihr nichts aus, denn Sex ist mehr, als nur der Orgasmus. Ihrem Freund allerdings ist das fehlende „Oh“ Beweis seiner Unzulänglichkeit. Völliger Blödsinn findet Henriette und ist genervt. Weil kein Mann sie versteht und Sex nur noch aus Druck besteht. Sie packt ihre Koffer und reist um die Welt, nach Indien, Frankreich, Amerika und Afrika und will in der Mission Orgasmus herausfinden, ob nicht auch ohne Orgasmus beide befriedigt werden können.
Die Idee fand ich sehr spannend. Sex mal völlig ehrlich und unkompliziert. Keine langen Erotikpassagen, sondern klare Verhältnisse. Wie leicht der Männliche Stolz dabei angeknackst ist, was ihn und sie nur noch mehr unter Druck setzt, und wie lange es manchmal dauert, sich aufeinander einzustellen – das ist ein Lied von dem viele eine Strophe mitsingen können.
Dabei schockiert das Buch schon mal. Wenn Henriette beispielsweise mit Wildfremden im Bett landet, ja mit mehreren, beobachtet wird oder Herzen bricht. Dabei ist der Weg zum gelassenen Sex auch ein Weg zu sich selbst.
Allerlei Lehren sind es, die im Buch aufgeschnappt werden. Yoga, Tantrismus, Spiritualität. Nur, wer zu sich selbst findet, kann sich scheinbar auch verlieren und völlig aufgeben. Klingt logisch, getreu dem Motto: Nur wer sich selbst liebt, kann auch geliebt werden. Das Begehren nicht immer Liebe ist und Sex schon gar nicht, wird ziemlich deutlich. Und verliert sich doch wieder, wenn Henriette in Afrika ihrem streng gläubigem Chef an die Wäsche will.
Andere Länder, andere Sitten. Und dass wir Deutschen am Ende gar nicht so prüde sind, wie wir immer tun, ist doch ganz angenehm. Auch Henriette kommt schließlich wieder zurück. Um einen Rucksack voller Erlebnisse weiter, in ihrer Arbeit als Journalistin bereichert, und mit dem Wissen, dass es in vielen Ländern schlechten Sex gibt, aber es am Ende nie auf das Land ankommt, sondern immer auf den Menschen, mit dem sie das Bett teil. Und dabei geht es nicht um Liebe. Sondern um gegenseitigen Respekt und die gemeinsame (!) Leidenschaft.
Immer wieder reicht die Autorin in ihren Berichten Wissenswertes bei. Zahlen und Fakten, eigene Erkenntnisse, Resümees. Der Stil ist dabei immer leicht investigativ, eine Spur journalistisch eben mit einer Hauch Tagebuch. Nicht immer stimmt der Länderwechsel zwischen den Kapiteln. Und doch war ich mit Interesse dabei, konnte Schmunzeln, Nicken, den Kopf schütteln, Neues lernen und Altes Verstehen.
Immerhin schreibt die Journalistin Henriette Hell hier aus dem eigenen Erfahrungsschatz. Nüchtern und doch auf der träumerischen Suche nach dem “perfekten” Sex. Und ihre Aussage ich klar und verständlich, nicht nur für Frauen, sondern für alle, die Sex lieben: Liebt euch selbst, genießt Sex und denkt nicht immer an die Frage, ob.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.01.2015
Die Dynastie des Bösen / Jake Djones Bd.3
Dibben, Damian

Die Dynastie des Bösen / Jake Djones Bd.3


sehr gut

Jake wird zusammen mit Topaz und Nathan nach London geschickt, zu Shakespeares Zeiten. Unerlaubt setzt sich Yoyo, Jakes neue Freundin aus China, auf ihre Fersen. Denn in London jagen die Geschichtshüter Xiang Xi, einen ihrer Erzfeinde. Jake aber ist dabei vor allem auf der Suche nach seinem verschollenen Bruder Philipp, der, so scheint es, gemeinsame Sache mit Xi macht. Daneben muss er sich zwischen Topaz und Yoyo entscheiden, in die zu allem Übel auch noch sein Freund Nathan verliebt ist. Charlie, der diesmal zurück bleiben muss, hilft unterdessen Madame Noire zu einer überfälligen Erkenntnis.
Schwung in die Geschichte durch eine neue Charaktere zu bringen, ist selten verkehrt, wenn die Gefahr besteht, dass die Stereotypen langweilig werden. Hier aber wäre das gar nicht nötig gewesen. Nathan erlebt als zurückgewiesener Verehrer zum ersten Mal Liebeskummer, Topaz lässt erkennen, dass ihr auch mehr an Jake liegt, als er immer dachte, und Charlie erstrahlt als verständiger Helfer der unausstehlichen Madame Noire in ganz neuem Licht. Dennoch ist Yoyo wichtig. Sie symbolisiert Jakes wachsendes Rebellentum. Durch sie und mit ihr hintergeht er seine Eltern, landet in Schwierigkeiten und sagt Dinge, die ein wütender Teenager nun mal sagt. Umso klarer ist – zumindest für mich – das Yoyo nur eine Zeit lang interessant bleiben kann. Denn Jake, als Held der Geschichte, erlebt hier ein Erwachsenwerden, und wächst darum über das Störrische und damit auch über Yoyo hinaus.
Dass die Suche nach Philipp hier endlich ein Ende hat, war höchst Zeit. Der vermisste Bruder war zwar lange ein guter Grund für Jake, Einsatz zu zeigen, doch einem unerreichbaren Stern hinterher zu jagen, ermüdet auf Dauer. Darum werden am Ende des Roman die Karten neu gemischt. Auch, dass die Eltern den Brüdern endlich offenbaren, was sie so lange vor ihnen geheim gehalten haben (so eine große Offenbarung ist es dann meiner Meinung nach doch nicht), ist wichtig, um diese Frage endlich klären und abharken zu können. Außerdem ist meiner Ansicht nach beides wichtig, für den vierten Band.
Unzufrieden war ich aber damit, wie einige Geschehnisse einfach ungeklärt übersprungen werden. So endete der zweite Band mit der Nachricht, dass das Büro in China überfallen wurde. Der dritte Band setzt aber mit einer Hochzeit ein, ohne zu klären, ob bisher schon irgendetwas zu dem Überfall geklärt wurde, oder Jupitus dazu befragt wurde, der ja noch im zweiten Band als Verräter galt, weil er mit Xi Briefe ausgetauscht hat. Auch Philipp wird ohne Fragen wieder bei den Geschichtshütern aufgenommen, dabei war seine Zusammenarbeit mit Xi zwar wahrscheinlich vorgetäuscht, dennoch aber bestätigt.
Der Stil ist dabei nach wie vor locker und leicht zu lesen. Die historischen Details sind hier etwas weniger, da immerhin zwei Epochen bereist werden, was keine so tiefe Einsicht ist das jeweilige Zeitgeschehen ermöglicht. Etwas hadere ich also mit dem dritten Teil der Jake Djones Reihe, die ich dennoch wärmstens empfehlen kann, und freue mich schon jetzt auf Band 4.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.12.2014
Lauter nackte Männer (eBook, ePUB)
Grube, Tina

Lauter nackte Männer (eBook, ePUB)


gut

Mona Lisa Linde ist Lehrerin aus Vernunft und Malerin aus Leidenschaft. Als ein Bild, das sie ihrem Bruder schenkt, seinen Weg zu einem Galeristen findet wird aus Mona Lisa aber schnell Marco Leon, denn der Kenner ist sich sicher, so kraftvolle Aktbilder von Männern kann nur ein Mann gemalt haben. Doch Mona Lisa will weder auf das nötige Kleingeld, dass ihr der Verkauf des Bildes verschafft, noch auf weitere Anerkennung verzichten. Noch dazu verwirrt sie der Amerikaner Jack Diamond, der bei ihr seine Deutschkenntnisse auffrischen will und sich am Ende als New Yorker Galerist entpuppt. Mona schlittert zwischen Frausein und dem männlichen Pinselstrich, zwischen Kopf und Herz, jeder Menge Gefühlen und der Liebe zur Malerei.
Die Autorin Tina Grube ist kein Neuling. Ihre Komödien „Männer sind wie Schokolade“ und „Ich pfeif auf schöne Männer“ sind erfolgreich verfilmt und auch in ihren anderen Büchern geht es immer wieder um eines: Männer und Frauen. Schnell merkt der Leser / die Leserin das dem Roman an. Die Szenen sind gut gesetzt, humorvoll, aber nicht zu humoristisch, eher aus dem Leben gegriffen. Ernste Themen wie Partnerschaft, Familie, Geld und gesellschaftliche Zwänge werden ebenso vermittelt wie eine Kritik an einer überkandidelten Geld-Elite und der Anerkennung der arbeitenden wie künstlerischen Frau im Leben.
Der Stil ist dementsprechend gekonnt und gut eingesetzt. Manche Elemente, die zuerst störend erscheinen, werden später richtig ausgenutzt. Doch wie das so ist, gibt es auch manches Vorhersehbares. Gerade dadurch fand ich Jacks plötzliches Liebesgeständnis am Ende in einer sehr hektischen Situation etwas unpassend. Und die Amorfigur als Symbol doch etwas dick aufgetragen.
Sehr schön fand ich dagegen Mona Lisas Charakter. Sie steht mitten im Leben und weiß was sie will, ist auch nicht zu besessen von einem „geordneten“ Leben, um ihren Traum fallen zu lassen, sondern pendelt zwischen dem Wunsch, zu malen, und der Notwendigkeit, Geld zu verdienen. Das kenne ich als Autorin nur zu gut. Dadurch wurde mir der Charakter sofort sympathisch. Auch der ewige Zwist zwischen Männlein und Weiblein in der Berufswelt, der ja noch lange nicht abgeklungen ist, wird gut dargestellt. Auch der eher kritische Blick auf den überschwänglichen Mutterinstinkt von Monas Freundin Vivian fand ich sehr gut. Mutter sein ist ja nicht nur Füßchen küssen und in den Schlaf wiegen.
Ein paar Nebensächlichkeiten haben mich zwischendurch aber auch gestört. Beispielsweise die eingebildete Freundin des Bruders, die nicht nur sehr seltsame Vorstellungen hat, die sich mit meinem Bild der sogenannten „Elite“ einfach nicht decken, sondern auch, dass sie zu seinem Charakter von Anfang an unpassend ist. Das dicke Ende ist hier vom ersten Satz an vorprogrammiert.
Insgesamt hat mir Lauter nackte Männer als leichte Lektüre gut gefallen. Monas Malerleidenschaft kann ich gut nachempfinden, dieses Gefühl von Inspiration durchflutet zu sein ist wirklich berauschend. Viele Details runden den Roman ab und lassen wenig Fragen offen. Die Geschichte liest sich flüssig und angenehm und ist für ein Büchlein zwischendurch bestens geeignet.

Bewertung vom 20.11.2014
In der Arena des Todes / Jake Djones Bd.2
Dibben, Damian

In der Arena des Todes / Jake Djones Bd.2


sehr gut

Nachdem Jake seine Eltern im ersten Band retten und zurück zum Hauptquartier der Geschichtshüter bringen konnte, ist für ihn klar, dass er jetzt dazu gehört. Auf einem wichtigen Auftrag aber lässt er sich mal wieder von seinen Gefühlen leiten und das Mittel, das es den Agenten erlaubt, durch die Zeit zu reisen, fällt dem Feind in die Hände. Während Nathan und Charlie mit Jupitus Cole dann auch noch auf eine Mission ins antike Rom zu Topaz eilen, muss Jake eigentlich mit seinen Eltern und seiner Tante Rose zurück in seine Zeit, um wieder die Schulbank zu drücken. In der Antike aber läuft alles nicht so wie gedacht und schnell muss eine zweite Gruppe Agenten zurück ins Jahr 27 n.Chr. Zu dumm nur, dass so weite Zeitsprünge nicht jeder machen kann. Einzig Jake und Rose können den Gestrandeten zu Hilfe eile und so bekommt Jake eine neue Chance sich zu beweisen. Dabei muss er nicht nur mit Lucius zusammenarbeiten, der sich in Topas verliebt hat, sondern mehr als einmal beweisen, das Mut und Tapferkeit für einen Helden wichtiger sind, als große Waffen oder Muskelkraft.
Sympathisch fand ich sofort, dass Jake eben nicht das absolute Wunderkind ist, das sich sofort zum besten Agenten der Geschichtshüter gewandelt hat. Er macht Fehler, ist emotional, spontan und handelt, ohne zu überlegen. Damit ist er noch ein richtiges Kind. Und doch hat er das Herz am richtigen Fleck und ist bereit, für seine Fehler einzustehen, eine Eigenschaft die manch Erwachsenem noch lange fehlt. Jakes Unbeholfenheit ist für mich ein wichtiger Punkt des Romans. Wie Jake stolpert der Leser manchmal über Kleinigkeiten oder Andeutungen, kann sie aber nicht immer zusammen bringen. Dieses schöne Zusammenspiel trägt die Spannung und lockt immer weiter.
Etwas Schade fand ich, dass dieses Mal die Geschichte zwischen Jupitus und Rose sehr gekürzt war. Zwar erfährt der Leser endlich, was es mit der eigenartigen Verlobung auf sich hat und welches Geheimnis Jupitus verbirgt, doch das wird nicht vollständig aufgeklärt, sondern muss als „Cliffhanger“ für den nächsten Band herhalten. Gerade hier sehe ich Leerstellen, die nicht sein müssten. So lässt sich Rose schnell von Jupitus überzeugen, es wird aber nicht klar gemacht, wie die anderen Geschichtshüter auf die Neuigkeiten reagieren.
Dass Jakes Gefühle für Topaz zwar treibend, aber nicht ausschlaggebend sind, fand ich sehr gut. Seine Leidenschaft für die schöne Agentin kam mir im ersten Band etwas zu schnell und auch wenn sie ihn zu mögen scheint, ist eine Beziehung zwischen den beiden hier für mich noch zu früh. Das Einbringen eines erfolgreichen Nebenbuhlers war da eine gute Lösung, um Jake noch ein bisschen reifen zu lassen und gleichzeitig wichtige Erfahrungen einzubringen.
Die zeitliche Umgebung vom alten Rom finde ich sehr schön. Dass Jake kein Wort Latein spricht verkompliziert zwar die Sache, zeigt aber wieder, wie viel er im Vergleich zu seinen Freunden noch zu lernen hat. Gerade für ein Jugendbuch finde ich solche Anreize sehr gelungen.

Bewertung vom 09.10.2014
Die Verborgene (eBook, ePUB)
Kleck, Sarah

Die Verborgene (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Evelyn beginnt nach dem Tod ihrer Schwester, die sie praktisch aufgezogen hat, ihr Studium in Oxford und trifft dort auf Jared, der sie sofort in ihren Bann zieht und widersprüchliche Signale sendet. Außerdem scheinen alle Stromleitungen verrückt zu spielen, sobald Evelyn und Jared aufeinander treffen. Während sie versucht, Jareds Geheimnis aufzulösen, freundet sie sich mit Sally und Felix an. Als Sally mit Jareds Freund Colin anfängt auszugehen, bekommt Evelyn erste Hinweise, dass mehr hinter Jareds Verhalten steckt, als sie bisher angenommen hat. Mithilfe ihrer Freundin Ruth kommt sie der Wahrheit auf die Spur. Jared ist der letzte lebende Nachfahre des Zauberers Merlin und sie selbst entspringt der Blutlinie von dessen Geliebter, die ihn angeblich getötet haben soll. Trotz der Prophezeiung, dass auch Evelyn für Jareds Tod verantwortlich sein wird, beschließt Jared, seinem Herzen zu folgen und sich gegen den Orden zu stellen, der ihn beschützen soll. Völlig verrückt nacheinander merken Jared und Evelyn aber schnell, dass eine mächtige Gegnerin es auf sie abgesehen hat – Morgana.
Wie gesagt, ist manches ähnlich wie bei anderen Fantasy-Romanen. Schön finde ich schonmal, dass die Protagonisten bereits studieren und damit (zwar nur wenig, aber immerhin) älter sind, als die meisten Hauptfiguren von sogenannten Romantasy-Büchern. Evelyn ist verständnismäßig überfordert mit der neuen Situation und handelt darum passender Weise unüberlegt und vorschnell. Manchmal braucht sie etwas, um Offensichtliches zu kapieren, aber das mag der Unglaublichkeit der Gegebenheiten zugeordnet werden. Doch sie ist auch kein weinerliches Opfer, dass nur hin und her gelenkt wird, sondern agiert auf eigene Faust und weiß sich oft alleine zu helfen. Jared entspricht da schon mehr dem Klischee, auch wenn er kein böser-Junge-Bild abgibt. Er wird als überaus attraktiv und mächtig beschrieben und taucht immer dann auf, wenn Evelyn ihn braucht. Dass es im Folgeroman, der im Frühjahr 2015 erscheinen soll, mehr darum gehen wird, wie Evelyn Jared rettet, freut mich schon jetzt – ich will das Buch unbedingt lesen!
Der Stil ist wunderbar, detailliert, treffend und vorausschauend. Angedeutetes wird im richtigen Moment wieder aufgenommen, Fragen im Laufe des Buches geklärt, so dass die Puzzleteile sich ineinander schließen können. Hin und wieder braucht der Roman zur Klärung etwas länger, als ich als Leserin. Die Bestätigung meiner Annahmen sind dann zwar passend, doch der Überraschungseffekt geht verloren. Allzu innovativ ist das Buch also auch nicht. Schön aber, dass die Artussage zwar aufgegriffen, aber auf eine andere Hauptfigur ausgelegt wird. So wird Colin zwar als Nachfahre Artus‘ offenbart, er spielt aber nur eine Nebenrolle, während Merlin und dessen Blutlinie im Mittelpunkt steht.
Die Verborgene ist das Erstlingswerk der Autorin, die wie Evelyn im Roman Psychologie studiert hat. Diese Nähe zum Thema wird deutlich. Nicht nur, da das fundierte Wissen in den Informationen zu Vorlesungen und Studieninhalt offensichtlich wird, auch die Figuren selbst sind psychologisch hoch interessant. Wie Evelyn haben auch Colin und Jared als Kinder ihre Familien verloren, die Eifersucht treibt eine Verehrerin von Jared zu einer unüberlegten Kompensationshandlung, abweisende Mütter und die tiefe Überlegung, ob Glück oder Leben prinzipiell wichtiger sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mir das Buch sehr gefallen hat. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand lesen und habe es quasi an einem Abend durchgelesen. Es war fesselnd, von Anfang an konnte der Spannungsrahmen gehalten werden. Etwas mehr „Charakter“ hätte ich mir von Jared gewünscht, da geht es nur schleppend voran, je nachdem, wie gut Evelyn ihn kennt. Da sie ihn zu Beginn ja kaum kennt und erst, als er angeb

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.