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Benutzername: 
Juti
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Bewertungen

Insgesamt 688 Bewertungen
Bewertung vom 04.08.2023
So forsch, so furchtlos
Abreu, Andrea

So forsch, so furchtlos


ausgezeichnet

Kurios

Da schaue ich bei Arte eine Sendung über Teneriffa auf den Spuren der jungen Autorin. Dann denke ich, du möchtest ja wissen, wie die Einheimischen auf dieser Insel leben und lese das Buch.

Dann aber stelle ich fest, dass ich zwei Mädchen in ihren Sommerferien begleite und dass ihre Eltern keine Rolle spielen, weil sie an der Küste arbeiten und nie zu Hause sind oder bei der Freundin sogar schon Tod, dass also die Großmütter die Kindererziehung übernehmen.
Doch ist das was die Mädels machen ist so kurzweilig, dass die Lektüre sich voll gelohnt hat.


Das Ende ist in der Tat überraschend, wenn mir auch das vorletzte Kapitel mit dem erträumten Vulkanausbruch – im Buch Volkan – nicht besonders gefallen hat. Dennoch 5 Sterne, auch um die junge Autorin zu fördern.

Zitat:
Ich beneidete sie um ihre runden Brüste, weich wie gezuckerte Geleestückchen, obwohl ihr die nicht schmeckten. Und weil sie schon ihre Tage hatte und Haare auf der Mimi. Isora hatte eine Menge dicke schwarze Stachelhaare, wie der Kunstrasen in den Landhäusern. (15)

Bewertung vom 02.08.2023
Meine Fibel. Lies und male mit Mimi

Meine Fibel. Lies und male mit Mimi


ausgezeichnet

Da freut sich aber die Mimi - Nein, der Mimi kann es ja nicht sein - und pulsiert vor Freunde. Ich hoffe, dass Sie von den Buntstiften keine Kratzer bekommt.

Arme Katze. Zum Trost 5 Sterne.

Bewertung vom 02.08.2023
Das geheime Leben der Bäume
Wohlleben, Peter

Das geheime Leben der Bäume


ausgezeichnet

Meinungsbildend

Nachdem ich dieses Buch gelesen habe, hat sich meine Einstellung zu unserem Wald geändert. Ich wusste schon vorher, dass in Mitteleuropa langfristig nur Buchenwälder wachsen, weil die Buche durch die anderen Bäumen hindurch ans Licht wächst und dann nur noch 3% des Sonnenlichtes auf den Erdboden für andere Pflanzen durchlässt.
In unseren Urwäldern käme man also recht gut viran, da er nicht so zugewuchert ist wie der tropische Regenwald.

Neu ist mir aber, dass es eine Kommunikation zwischen den Bäume gibt, die sich mit Duftstoffen und übers Wurzelwerk vor Gefahren warnen.

Ein sehr interessantes Buch mit völlig verdienten 5 Sternen

Bewertung vom 30.07.2023
Aus der Welt gefallen
Kuhn, Kristina;Struck, Wolfgang

Aus der Welt gefallen


weniger gut

Falscher Titel

Was sich wie ein spannendes Werk über die nicht heimgekehrten Entdecker anhört, entpuppt sich mehr oder weniger als eine Biografie des Verlegers Petermann.

So steht nicht im Mittelpunkt wie sich beispielsweise Heinrich Barth aus der Gefangenschaft in Timbuktu befreien konnte, sondern eher, dass er monatelang keinen Brief an den Gothaer geschrieben hat.

Eigentlich schade, denn die „gescheiterten“ Forschungsreisen hätten mehr Aufmerksamkeit verdient, auch im 17. Jahrhundert und nicht nur in Afrika. 2 Sterne

Bewertung vom 28.07.2023
Abraham trifft Ibrahîm
Lewitscharoff, Sibylle;Wali, Najem

Abraham trifft Ibrahîm


weniger gut

Wenige Sternstunden

Als Sibylle Lewitscharoff starb, hörte ich, dass Religion in ihren Romanen einen Hauptrolle spielte. Dann fiel mir der Titel dieses Buches auf und fand es aufregend.

Doch das erste Kapitel über Eva war eher öde, ja die Behauptung des Co-Autors Najem Vadi, dass Frauen in alle Religionen ihre Blöße in Gotteshäusern zu bedecken haben (45), hat mich so geärgert, dass ich das Werk fast beiseite gelegt hätte.

Und als das nächste Kapitel von Lewitscharoff wieder nichts Neues leistete – sie beschreibt nämlich nur wie Kierkegaard unter der geplanten Opferung Isaaks litt –, war ich vom Co-Autor angetan, da er mir neue Sichtweise aufzeigte. So erfuhr ich die Anekdote, dass Sara vom ägyptischen Pharao verführt werden sollte, aber immer wenn er seine Hand nach ihr ausstreckte, wurde sie steif. Er erklärte mir auch, warum die Mosesgeschichte im babylonischen Exil entstanden sein muss und weshalb es deswegen keine archäologischen Funde dazu gibt.
Lot und Hiob dagegen waren wenig befruchtend. Und bei Jona gewinnt nun Lewitscharoff mein Herz, weil sie anstatt über Jona über meinen Freund Clemens von Brentano schreibt.

So schaute ich von nun an immer, wen die alte Dame als Aufhänger nutzte und was der Koran anders zu bieten hatte, der näher am Text orientierte islamische Teil gefielt mir meistens besser. Eine große Gefahr, dass beide Seiten nur das Geschehen nacherzählten, was mich dazu bewog weite Teile des Buches nur zu überfliegen.

Da so die Lektüre langweilig wurde, sind mehr als 2 Sterne nicht drin.

Bewertung vom 26.07.2023
Ahnen
Weber, Anne

Ahnen


weniger gut

Vielseitige Autorin

Ja, ihr „Heldenepos“ hat mich begeistert. Und nun hoffte ich, dass auch Webers neues Buch mich vom Hocker reißen würde.

Doch irgendwie fand ich zu ihrem Ahnen Sanderling nicht den Zugang. Sei es, dass seine Theologie zu sonderbar sei, sei es, dass der Besuch in Posen zu sehr von der Nazizeit überlagert war, für mich blieb er ein Sonderling.


Vielleicht, nein bestimmt, hätten Überschriften und Einteilung in Kapiteln das Lesen erleichtert, aber das war wohl nicht erwünscht. So erhält dieses Buch nur 2 Sterne und auch das war wohl nicht erwünscht.

Bewertung vom 24.07.2023
Aufklärung
Steidele, Angela

Aufklärung


gut

Gespaltenes Verhältnis

Was hätte ich machen sollen? Ich liebe die Bachzeit, nicht aber den Organisten.

So habe ich dennoch dieses Werk gelesen, dass eine fiktive Autobiografie der ältesten Bachtochter Dorothea ist. Und so muss ich anfangs durch die musikalische Kaffee-Sonate, in der wohl erstmals der Schlendrian erwähnt wird.

Da lob ich mir den Marktbesuch auf Seite 108: „Eier, Eier wunderscheene Eier hab ich, wollen Sie mal gucken? Gucken Sie sisch doch mool meine Eier an. Oder lieber‘n Gürkchen gefällig, die Mamsell? Ah, für Madamme darf’s ooch ne Gurke sein, ned wohr? Die hab ich ooch, und wenn ich Madame ihre herrlichen Äpfel seh, da wird meine Gurke größer und größer.“
Oder: „Ich seh ihr kleines Kinn, die aufgeschnürte Brüste,
Und endlich gar welch Glück! Die Muschel schöner Lüste.“ (109)
Dazu passt noch eine Fabel von Gellert:
Zwo junge Mädchen hofften beide,
Worauf? Gewiss auf einen Mann:
Denn dies ist doch die größte Freude,
Auf die ein Mädchen hoffen kann.“ (316)

Doch kommen auch die großen Gelehrten zu Wort. Der Universalgelehrte Leibniz zum Beispiel, der theologisch für das duale Zahlensystem argumentiert: „Die Eins steht für Gott und die Null für das Nichts. Am siebten Tag ruht Gott, die Welt ist erschaffen, und deshalb schreibt sich die Sieben111, ohne Null. Die Zahl der Dreifaltigkeit!“ (251)

Neu war mir, wie sehr Sachsen unter dem Angriffskrieg von Friedrich dem Großen im Siebenjährigen Krieg litt. Dass auch noch der Student Goethe auftaucht, lässt das Ende des Romans Anfang der 70er Jahre des 18. Jahrhunderts spielen.

Da das Buch viele Längen hat, gibt es von mir gerade noch 3 Sterne, also eher 2 als 4 - die Musikliebhabrin möge es besser bewerten. Aber da es auch einige Höhepunkte hat, möchte ich mit Bachs Matthäus-Passion schließen:

„Wenn ich einmal soll scheiden,
so scheide nicht von mir;
wenn ich den Tod soll leiden,
so tritt Du dann herfür;
wenn mir, am allerbängsten
wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten
Kraft Deiner Angst und Pein.“ (556f)

Bewertung vom 18.07.2023
Tobias Mayer
Knubben, Thomas

Tobias Mayer


ausgezeichnet

Über die Wissenschaft im 18. Jahrhundert

Viel Neues habe ich in dieser Biografie über Tobias Mayer erfahren. Der gebürtige Marbacher musste sich sein Wissen selbst beibringen, da er früh seine Eltern verlor. Aufgewachsen ist er in Esslingen am Neckar, wo das Wunderkind den ersten Stadtplan zeichnete. Wissenschaftskritisch stellte er selbst fest, dass im dabei Ungenauigkeiten unterliefen, die sich an den Rändern auf über 100 Metern (Einheit aus heutiger Zeit) summierten.

Da über das Leben von Tobias Mayer wenig bekannt ist, beschäftigt sich das Buch auch mit den Fragen zu seinen wissenschaftlichen Themen. So ist der Mythos von der flachen Erde erst durch die Biografie von Washington Irving über Christoph Kolumbus 1828 und hat erst Anfang des 20. Jahrhunderts Einzug in die Schulbücher gefunden. Irving wollte damit vor allem die Kirche kritisieren.
Witzig ist auch, dass der französische König Ludwig XIV. 1684 bemerkte, dass die „Kartierung ihn mehr Land gekostet habe als ein Krieg.“ (97)

Doch zurück zu Tobias Mayer, der von Nürnberg an die junge Universität Göttingen berufen wurde. Dort forschte er eher im Stillen, hatte aber ständigen Briefkontakt mit Leonard Euler, der in Berlin wirkte und wurde Privatlehrer vom Arabienreisenden Carsten Niebuhr. Mayer erforschte die Mond­bahn so genau, dass sie sich zur Kartografie und zur Lösung des Längengradproblems eignete.

Weil ich vieles nicht wusste: Bestnote 5 Sterne.

Bewertung vom 15.07.2023
Der Traum des Beobachters
Genazino, Wilhelm

Der Traum des Beobachters


schlecht

Lesenswert hieß das Magazin, Insa Wilke die Kritikerin, die dieses Buch vorstellte. Doch den Warnungen der jüngsten Kritikerin zum Trotz, sie sei schwer reingekommen, wollte ich es lesen. Wilhelm Genazino lebte schließlich auch mal in Heidelberg.


Nach dem ersten Jahr, 1972 glaube ich, hatte ich aber den Eindruck nur die Reste zu lesen, die der Autor nicht in seinen Romanen verwenden konnte und legte es aus der Hand. 1 Stern

Bewertung vom 13.07.2023
Gentleman über Bord
Lewis, Herbert Clyde

Gentleman über Bord


sehr gut

leichte Unglücksnovelle

„Nichts ist komischer als das Unglück“ heißt es auf Seite 158 im Nachwort. Aber so komisch ist das ganze nicht. Ein Mann, eben der Gentleman, rutscht auf einem Ölfleck aus und fliegt mitten im Pazifik über Bord. Niemand bemerkt sein Missgeschick und so treibt er mutterseelenallein dem Sonnenuntergang entgegen.

Was wirklich komisch ist, dass die Gesellschaft auf dem Schiff sein Fehlen einen Tag lang nicht bemerkt. Der Frühstückskellner wird sein Essen einfach in den Müll, das Missionarsehepaar glaubt ihn sogar in der Bibliothek gesehen zu haben, auch sein bester Freund will ihn nicht stören.
So wechselt die Sichtweise zwischen dem im Wasser treibende Mr. Standish und der Gesellschaft auf dem Schiff.


Von mir gibt es 4 Sterne, weil die Komik kein Lachen auslöst, nicht auslösen kann, da das Thema dies nicht erlaubt, aber sonst gefällt mir Sprache und Inhalt des kurzen Buches, das ich eher als Novelle denn als Roman bezeichnen würde, außerordentlich gut.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.