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Bewertungen
Insgesamt 184 BewertungenBewertung vom 02.12.2020 | ||
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Der auf einer wahren Begebenheit beruhende Roman „Wo du nicht bist“ von Anke Gebert, der rund um die Nazi-Zeit spielt, ist ein packendes Stück Zeitzeugenschaft über die schrecklichen Vergehen des Hitler-Regimes insbesondere den Juden gegenüber. Faszinierend ist daneben auch, zu erfahren, wie das Leben in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts sich für die ärmere Bevölkerung in einer Metropole wie Berlin gestaltete. Wie sich diese oft mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsarbeiten und in sehr beengten Behausungen, den klassischen Mietskasernen, notdürftig über Wasser halten musste. Daneben lebten andere in sehr wohlhabenden Verhältnissen. Auch von der Begegnung dieser zwei gegensätzlichen sozialen Milieus wird erzählt. Eine ungewöhnliche Liebesgeschichte mit traurigem Ausgang zieht den Leser in seinen Bann. Die Anlage des Romans ist bemerkenswert. Im zweiten Teil des Romans bekommt der Leser erst nach und nach die fehlenden Puzzleteile der Liebesbeziehung zwischen Erich und Irma geliefert. Ein Roman, der tief berührt. |
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Bewertung vom 20.11.2020 | ||
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Unter Ultras. Eine Reise zu den extremsten Fans der Welt. „Unter Ultras“ von James Montague ist ein sehr informativer, von intensiver Recherche in Milieus, die für den Normalbürger nicht so leicht zugänglich sind, geprägter Erlebnisbericht. Dieses Buch zeichnet sich einerseits durch die sehr kenntnisreichen Details der oft langen Entstehungsgeschichten von Ultra-Fußballclubs rund um die Welt aus. Besonders spannend ist die oft sehr enge Verquickung von gesellschaftlichen Problemen und hoch-politischen Zusammenhängen. So kann dieser Bericht auch dazu beitragen, das extrem negative Image von Ultra-Gruppierungen im Fußball zu revidieren, denn das Klischee von nur auf Randale aus seienden wild um sich schlagenden Randalierern hat mit den in diesem Buch ausgeleuchteten Zielen, Haltungen, Einstellungen und Aktionen der Ultras nur bedingt zu tun. Oftmals stecken durchaus positive, engagierte und sympathische Haltungen dahinter, die von einem starken Gefühl des Zusammenhalts und des füreinander Einstehens geprägt sind. Nebenbei erfährt der Leser viele kulturelle politische Einblicke in historische Prozesse der verschiedenen Länder, die auch für Nicht-Fußballfans sehr interessant sind. |
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Bewertung vom 15.11.2020 | ||
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„Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist ein Kriminalroman, der an vielen Stellen erst einmal sehr verwirrend ist, da der Leser erst allmählich dahinter kommt, wer mit den Tarnnamen der Raubvögel miteinander kommuniziert. Auf der anderen Seite sorgt auch ziemlich für Verwirrung, warum der Metzger vor seiner Hochzeit mit Danjela so lange ausquartiert wird, warum ihm sein Freund, der Hausmeister Petar nicht doch einen Hinweis über seine merkwürdigen Beobachtungen im Haus gibt und einiges mehr. Für deutsche Leser kommen erschwerend viele österreichische Begriffe, die erst recherchiert werden müssen, und auch etliche Stellen in österreichischem Dialekt hinzu. |
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Bewertung vom 09.11.2020 | ||
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Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1 Martin Maurers Roman „Die Krieger“ behandelt eine bis heute weitgehend ungeklärte Mordserie in Italien, zu der unter anderem auch ein Brandanschlag auf die Münchner Diskothek Liverpool im Jahr 1983 gehörte. |
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Bewertung vom 04.11.2020 | ||
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„Die Farbe von Glück“ ist ein bezaubernd schöner und berührender Roman von tiefer Weisheit, der noch lange nachklingen wird. Die Protagonisten sind Figuren, die es im Leben an sich nicht einfach haben, deren Leben von schweren Schicksalsschlägen bestimmt sind. Es sind Personen, die sehr liebenswürdig geschildert werden, die aber auch ihre Unvollkommenheiten und Schwächen haben. Die Handlung setzt mit einem sehr weitreichenden persönlichen Versagen ein, als auf Verlangen des einflussreichen Anwalts Jules zwei Neugeborene vertauscht werden. Dieses schwere moralische Versagen bürdet den Betroffenen eine Last auf, an der sie zu zerbrechen drohen. Wie damit umgehen? Kann solch eine Lebenslüge aufrecht gehalten werden? |
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Bewertung vom 20.10.2020 | ||
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Der Roman „Capitana“ ist ein Thriller mit wahrem Thriller-Effekt. Anfangs hatte ich meine Schwierigkeiten mit dem Buch, da die extreme Brutalität des Kartell-Milieus mich sehr abgeschreckt hat und ich Schwierigkeiten hatte, Sympathie für die Protagonistin Lola zu entwickeln. Im Verlauf des Leseprozesses änderte sich dies aber, da Lola neben der knallharten Seite eben auch eine sehr sympathische fürsorgliche Seite hat und für Gerechtigkeit kämpft. Sehr gut gelungen ist die Verschränkung von aktuellem Geschehen und dem allmählichen Aufdecken der Bezüge aus der Vergangenheit. Die Figuren Lola, Hector, Maria, Andrea und Lucy wachsen dem Leser trotz ihrer Ecken und Kanten immer mehr ans Herz. Nebenbei bekommt der Leser tiefere Einblicke in Lebenswelten, die ihm wahrscheinlich bisher nicht so vertraut waren: die erbarmungslose Welt der Drogen- und Bandenkriminalität. |
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Bewertung vom 12.10.2020 | ||
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Der Moment zwischen den Zeiten Der Roman um die plötzlich durch einen tödlichen Unfall ihres Lebensgefährten allein gelassene Paula, die zudem kurz davor von ihrem Lebensgefährten mit dem Beziehungsaus konfrontiert wurde, geht unter die Haut. Paula hat gleich zwei Schockzustände zu verkraften. Sehr eindrücklich und gut nachvollziehbar wird geschildert, wie diese starke Frau mit ihrem Schicksal fertig wird, mit der Gratwanderung zwischen Trauer, Wut, Scham, der Ungewissheit, wann und wo in ihrer Beziehung die Weichen neu gestellt worden sind ... Der Leser wird auf eine längere Reise mit der Kinderärztin auf der Frühchenstation genommen und erlebt mit, mit welcher Hingabe im Beruf Paula darum kämpft, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Alte Wunden aus ihrer Kindheit reißen ebenfalls wieder auf. Der Roman zeigt aber auch immer wieder, welche Kraft in den oft auch nur kleinen zwischenmenschlichen Berührungen, verständnisvollen Gesten und Kontakten bestehen. Ein wirklich sensibles und tolles Buch, das noch länger nachwirken wird. |
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Bewertung vom 10.10.2020 | ||
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„Die Wellenreiterin“ ist eine einerseits sehr interessante Lektüre von und über eine junge Frau, die es wagt, ihren Traum vom Segeln und Surfen zu leben. Schonungslos offen berichtet sie in diesem Buch von Höhen und Tiefen ihres mehrjährigen Torns. Besonders beeindruckend sind die zahlreichen Fotos, die dem Leser einen guten Eindruck dieser abenteuerlichen Reise gewähren. Jedoch habe ich auch einige Punkte, die mich beim Lesen gestört haben. Wenn man nicht mit den Fachbegriffen des Segel- und Surfsports vertraut ist, hat man gelegentlich Verständnisschwierigkeiten. Zwar gibt es zu Beginn des Buches eine Seite, auf der die einzelnen Teile eines Einhandsegelbootes erläutert werden. Zusätzliche Erklärungen als Fußnoten wären an einigen Stellen aber hilfreich. Auch die detaillierten Beschreibungen der Reparaturen am Boot sind für „Nichteingeweihte“ etwas langatmig. Zudem gibt es einige Passagen, die für meinen Geschmack zu sehr ins Esoterische rücken. |
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Bewertung vom 04.10.2020 | ||
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Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht Andrea Petkovic gibt in ihrem autobiographischen Roman „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ ein sehr eindrückliches und bewegendes Zeugnis ab von der Liebe zum Tennis, von Glücksmomenten und Erfolg, den Hürden und Rückschlägen, Verletzungen und den Schwierigkeiten, damit richtig umzugehen. Kritisch beleuchtet sie die Begleiterscheinungen des Ruhms in Form eines übersteigerten Egos, der immer weiter gefüttert werden will. Der Leser wird auf die sehr persönliche Lebensreise Petkovics genommen. Aus der Innensicht der Tennisspielerin, die unten den Top Ten der Weltrangliste zu finden war, werden Anekdoten über das Zusammentreffen mit anderen berühmten Tennisspielerinnen und Tennisspielern erzählt. Diese wechseln ab mit tiefen und sensiblen Bezügen zu Kunst, Musik und Literatur, dem anderen Standbein Petcovics. Ein spannendes und mit viel Weisheit geschriebenes Buch, das sowohl für Tennisspieler und andere Leistungssportler, aber genauso auch für Nichtsportler lesenswert ist. Ein Buch, das aus Leidenschaft genauso wie aus Leiden erwachsen ist; es wirft auch einen durchaus kritischen Blick auf den Erfolg und die Maschinerie des Erfolgs, auf die Medien und den Hipe um erfolgreiche Sportler. |
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Bewertung vom 19.09.2020 | ||
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„Die zitternde Welt“ heißt dieser berührende Roman um die Österreicherin Maria, die ihrem Liebsten hochschwanger nach Anatolien nachreist, um ein selbstbestimmtes abenteuerliches Leben in der Fremde zu führen. Die Handlung setzt zu Ende des ausgehenden 19. Jahrhunderts an, und endet zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dazwischen liegen bewegte Jahre, die vor allem im Zusammenhang des Ersten Weltkriegs einschneidende Erfahrungen für Maria und Wilhelm bzw. ihre Kinder Hans und Erich bedeuten. Die Schicksale der Söhne entwickeln sich sehr unterschiedlich. Wie es kommt, dass sie sich für ein Leben unter angenommenen Identitäten entscheiden müssen, und was der Krieg aus ihnen macht, das ist die spannende Reise, auf die der Leser dieses exotischen Romans genommen wird. Zwischen dem Prater in Wien, den Fluten des Isonzo, den Ölfeldern in Kirkuk, den Weiten Mesopotamiens zwischen Euphrat und Tigris spürt man förmlich die Hitze und den Staub und taucht ein in die magische Welt rund um den Bau der Bagdadbahn, die einst den Vater Wilhelm nach Anatolien gerufen hat. Ein einzigartiges Buch, voller Hoffnung, Melancholie und auch ein bisschen Tausend und eine Nacht. |
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