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Benutzername: 
wampy
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Issum

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Insgesamt 501 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2022
Das Sterben auf Neuwerk
Heymann, Dieter

Das Sterben auf Neuwerk


weniger gut

Fehlende Grautöne und das unprofessionelle Verhalten der beiden Hauptfiguren trübten mein Lesevergnügen

Buchmeinung zu Dieter Heymann – Das Sterben auf Neuwerk

„Das Sterben auf Neuwerk“ ist ein Kriminalroman von Dieter Heymann, der 2022 bei BoD – Books on Demand erschienen ist.

Zum Autor:
Dieter Heymann wurde 1968 in Spelle (Kreis Emsland) geboren und wuchs in Rheine auf, wo er auch heute lebt. Nach dem Abitur kam er in die öffentliche Verwaltung, in der er noch immer tätig ist. Neben Schwimmen und Radfahren liest er gerne Spannendes und engagiert sich als Vereinsvorsitzender in der Vorstandsarbeit seines Schützenvereins. Auf Neuwerk ist er mittlerweile Stammgast. Schon bei seinem ersten Besuch auf der Insel kam ihm der Gedanke, den Ort in der Nordsee für einen Kriminalroman zu nutzen.

Klappentext:
Die untereinander völlig zerstrittenen Nachkommen des angesehenen Hamburger Bankiers Ludwig Godeffroy kommen nach dessen Tod auf der Insel Neuwerk zusammen, um das Familienoberhaupt dort zu bestatten und im Anschluss daran über das Testament des Verstorbenen in Kenntnis gesetzt zu werden. Doch nach einem gemeinsamen Abendessen der Familie mit ihrem Notar stürzt eines der Geschwister urplötzlich zu Boden und verstirbt kurz darauf. Der aufgrund dieses Vorfalls eiligst herbeigerufene Doktor Nolden vermutet eine Vergiftung als Todesursache. Am nächsten Tag gelingt es dem mit den Ermittlungen beauftragten Hamburger Hauptkommissar Richard Bruns gerade noch rechtzeitig vor einem angekündigten Unwetter auf die Insel zu gelangen, um gemeinsam mit dem Mediziner und dem Wasserschutzpolizisten Kluge die Morduntersuchung einzuleiten. Schon bald muss sich das Trio mit schier unglaublichen Vorgängen aus der Vergangenheit der Godeffroys auseinandersetzen. In den Tagen darauf kommt es zu weiteren Morden an Angehörigen der Familie. Sind die Gründe für die Taten in den Streitereien der Nachkommen um das Erbe des Vaters zu suchen oder führt ein Außenstehender einen Rachefeldzug gegen die Bankiersdynastie?

Meine Meinung:
Der Einstieg in dieses Buch fiel mir leicht und die beiden Hauptfiguren Karin Wöhrle, geb. Godeffroy, und Richard Bruns, Hauptkommissar aus Hamburg, wirken beide sympathisch. Die Handlung ist komplex und stimmig. Der Erzählstil ist geprägt von mehreren Perspektiven, gibt auch Auskunft über die Gedanken dieser Person und ist leicht verdaulich. Also alles prima? Leider nein, denn die Figuren sind fast nur schwarz-weiß gezeichnet, Das Verhältnis der beiden Hauptfiguren und ihr Verhalten zueinander sind für eine Anwältin und einen Kommissar während der Ermittlungen einfach nur ärgerlich. Die Überführung des Täters stand zudem auf wackligen Beinen, obwohl sie inhaltlich nachvollziehbar war. Positiv war die atmosphärische Schilderung der Besonderheiten Neuwerks, bei der die Liebe des Autors zur Insel spürbar wurde. Auch der Wechsel zwischen ruhigen und handlungsreichen Szenen hat mir gefallen, die auch nach den Morden für die nötige Entspannung sorgten. Es ist also Potential vorhanden.

Fazit:
Ein Kriminalroman mit Stärken und Schwächen, die eine bessere Bewertung verhindert haben. Deshalb gibt es von mir nur zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten).

Bewertung vom 10.06.2022
Der Pesthof
Sommerfeldt, Albrecht

Der Pesthof


ausgezeichnet

Faszinierende Erzählung über Leben und Sterben auf einem Pesthof in Hamburg

Buchmeinung zu Albrecht Sommerfeldt – Der Pesthof

„Der Pesthof“ ist ein historischer Kriminalroman von Albrecht Sommerfeldt, der 2022 independently published wurde.

Zum Autor:
Albrecht Sommerfeldt wurde 1974 in Hamburg geboren, die auch bis heute seine Heimat geblieben ist. Nach meinem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitete er als Berater und Manager in der IT-Branche. Schon früh begann er unter verschiedenen Pseudonymen im Bereich der Phantastik zu schreiben. Geschichtsbegeisterung und seine Liebe zur Stadt Hamburg führten ihn schließlich 2020 zu seinem ersten historischen Kriminalroman „Von Huren, Bettlern und Glunterschratzen“.

Zum Inhalt:
Hamburg 1619
Der Hamburger Kaufmann Merten Overdiek leidet an Lepra, auch wenn man es ihm nicht ansieht. Er musste deshalb auf den Pesthof ziehen, eine Einrichtung für Schwerkranke aller Art. Nach einem mysteriösen Todesfall beginnt er zu ermitteln und nach einem weiteren Todesfall erhält er Unterstützung von der Pflegefrau Maria.

Meine Meinung:
Die Hauptfigur Merten Overdiek ist ein weitgereister und weltoffener Kaufmann. Er geht sehenden Auges durchs Leben und hat kaum Berührungsängste. Die Kombination von Pesthof und Tollhaus nutzt der Autor zur Beschreibung der Zustände im Gesundheitswesen und der nur ansatzweise vorhandenen sozialen Sicherungssysteme. Merten kann sich einen gewissen Luxus leisten, aber insbesondere im Tollhaus herrschen unsägliche Zustände. Einer der Insassen schreit seine Fantasien zur Entwicklung des dreißigjährigen Krieges und dem entstehenden Leid heraus. So ist der historische Rahmen deutlich abgebildet. Merten wirkt sympathisch und hat sich mit seiner Krankheit abgefunden, auch wenn er kaum körperliche Beeinträchtigungen verspürt. Als nach den Todesfällen keine offiziellen Ermittlungen eingeleitet werden, wird Merten aktiv. Er führt Gespräche mit anderen Insassen und Mitarbeitern und sein Verdacht verstärkt sich. Während Mertens Ermittlungen bekommt der Leser einen ungeschminkten Einblick auf das alltägliche Leben in dieser Zeit. Aber auch hier gibt es romantische Beziehungen. Der Kriminalfall kommt langsam in Fahrt und das Tempo erhöht sich kontinuierlich, bis sich die Ereignisse gegen Ende nahezu überschlagen. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Die Charakterisierung der meisten Figuren ist knapp aber hinreichend, einzig Merten wird sehr detailliert mit etlichen Grautönen gezeichnet.
Der Erzählstil ist meist sachlich kühl und so wirken die historischen Beschreibungen sehr realistisch. Dies wird durch wechselnde Perspektiven unterstützt, aber meist werden die Geschehnisse aus der Sicht Mertens beschrieben. Bei gefährlichen Situationen wird es gefühlsbetonter und intensiver. Der Spannungsbogen steht erst zum Ende hin im Mittelpunkt, aber für mich hatten die Nebenhandlungen einen starken Reiz.

Fazit:
Dieser historische Kriminalroman überzeugt vor allem durch die authentische Beschreibung der historischen und alltäglichen Zustände. Ohne zu langweilen sind unglaublich viele Informationen enthalten. Darunter leidet ein wenig die Spannung im Kriminalfall, der erst spät auf Touren kommt.
Trotzdem bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten), weil mich das Buch zu jeder Zeit in seinen Bann gezogen hat. Selbstverständlich spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 07.06.2022
Todeslied / Kira Lund Bd.2 (eBook, ePUB)
Neumann, H. Dieter

Todeslied / Kira Lund Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Mit den Möglichkeiten einer Reporterin

Buchmeinung zu H. Dieter Neumann – Todeslied

„Todeslied“ ist ein Kriminalroman von H. Dieter Neumann, der 2022 bei Piper erschienen ist.

Zum Autor:
H. Dieter Neumann, Jahrgang 1949, war Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr. Nach seinem Ausscheiden als Oberstleutnant d. R. wurde der Diplom-Finanzökonom (BI) Vertriebsleiter und Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens und schließlich Vorstand einer Dienstleistungsgenossenschaft. Danach erfüllte er sich seinen Lebenstraum, indem er einige Semester Neuere Deutsche Literatur studierte und sich ganz aufs Schreiben verlegte. Als passionierter Segler ist Neumann oft und gern auf dem Wasser. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsende Töchter und lebt in der Nähe von Flensburg auf dem Land.

Klappentext:
Bei der Generalprobe für den Auftritt eines bekannten norddeutschen Kammerchors in Dänemark wird die Solosopranistin vermisst und bleibt verschwunden. Zwei Wochen später entdecken Urlauber ihre Leiche.
Die gemeinsamen Ermittlungen von deutscher und dänischer Kripo ergeben, dass mehrere Personen ein Mordmotiv gehabt haben, nicht zuletzt auch der Ehemann des Opfers. Kira Lund bricht einen Urlaubs-Segeltörn ab, um für ihren Sender über den Fall zu berichten. Wenig später begeht ein Sänger des Kammerchors Suizid, und es wird klar, dass die tote Sopranistin ein dunkles Geheimnis gehütet hat. Als Kira schließlich kurz davor steht, es zu lüften, gerät sie jedoch selbst in höchste Gefahr.

Meine Meinung:
Die Journalistin Kira Lund ist die Protagonistin dieses Romans und verfolgt für ihre Lokalredaktion die Ermittlungen im Fall der toten Sopranistin eines norddeutschen Kammerchors. Die Tote ist zudem Erbin eines Gutshofes gewesen, auf dem eine populäre Fernsehserie spielt. Schnell sind die ersten Verdächtigen gefunden, ihr Ehemann und ein Chormitglied. Durch Kiras Freundschaft zur Kommissarin Helene Christ ist der Leser etwas mehr auf dem Stand der polizeilichen Ermittlungen als Kira selbst. Der junge dänische Journalist sucht Kiras Nähe, fällt aber durch seine reißerischen Artikel unangenehm auf. Kiras Kollege Tim Scholler erweist sich als famoser Informationssammler und ist der Polizei meist ein Stück voraus. Bald zeigt sich, das Nick Klapproth der Schlüssel für den Fall sein könnte.
Der Autor wechselt häufig die Perspektive, auch wenn die Geschichte meist aus der Sicht Kira Lunds erzählt wird. Es gibt immer wieder ruhige Phasen, in denen der Fall in den Hintergrund tritt. Trotzdem sind diese Szenen relevant, da sie helfen die handelnden Personen zu verstehen. Zudem liefern sie viel Atmosphäre, eine ordentliche Prise Humor und die notwendige Entspannung nach Szenen mit harten Inhalten. Zum Ende hin zieht das Tempo deutlich an und es gibt einen spannenden Showdown mit einigen Überraschungen. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar.

Fazit:
Auch der zweite Fall für Kira Lund hat mich sehr gut unterhalten, auch wenn die Spannung oft überschaubar bleibt. Glaubwürdige Charaktere und ein ausgeklügelter Plot um die sympathische Hauptfigur sind die Stärken des Buchs. Von mir gibt es vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und eine Leseempfehlung für die Freunde eher leiser Kriminalliteratur.

Bewertung vom 31.05.2022
Das zweite Geheimnis / Die Spionin Bd.2
Müller, Titus

Das zweite Geheimnis / Die Spionin Bd.2


ausgezeichnet

Mehr als nur ein Spionageroman

Buchmeinung zu Titus Müller – Das zweite Geheimnis

„Das zweite Geheimnis“ ist ein Kriminalroman von Titus Müller, der 2022 im Heyne Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Band der Spionin-Trilogie.

Zum Autor:
Titus Müller, geboren 1977 in Leipzig, schreibt Romane und Sachbücher. Er ist Mitglied des PEN-Clubs und wurde u. a. mit dem C.-S.-Lewis-Preis, dem Sir-Walter-Scott-Preis und dem Homer-Preis ausgezeichnet. Seine große Spionin-Trilogie erzählt die Geschichte einer mutigen Frau – und drei Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte.

Klappentext:
Zwölf Jahre nach dem Mauerbau führt Ria Nachtmann ein weitgehend angepasstes Leben in Ostberlin. Niemand würde vermuten, dass sie einst als Spionin für den Bundesnachrichtendienst aktiv war. Nur eines hat die Jahre überdauert: ihre Liebe zu Jens, einem westdeutschen Journalisten. Doch Verbindungen mit dem Klassenfeind sind streng verboten. Als Ria ein geheimes Treffen arrangiert, wird sie bereits beobachtet. Ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel beginnt ...

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich sehr berührt, weil es deutsche Geschichte lebendig werden lässt. Die Hauptfigur Ria Nachtmann arbeitet für Dr. Schalck , den Devisenbeschaffer der DDR. Ihre Tochter Annie hat sie gleich nach der Geburt zu Pflegeeltern abgegeben und hat nur sehr wenig Kontakt zu ihr. Als ihr Schwager Henning Nowak bei einem Fluchtversuch als Grenzsoldat schwer verletzt wird, gerät sie in den Fokus der Staatssicherheit. Oberleutnant Marga Dierks setzt sich auf Rias Fährte und ist entschlossen, Ria zu überführen.
Die Figuren Ria Nachtmann, Henning Nowak und Marga Dierks handeln jeweils in der Überzeugung, das Richtige zu tun. Meist wird die Geschichte aus einer dieser drei Perspektiven erzählt und durch die Gedankengänge dieser Figuren gewinnt die Geschichte an Authentizität. Historische Begebenheiten wie die Weltfestspiele der Jugend oder die Enttarnung des Spions Günter Guillaume im direkten Umfeld des Kanzlers Willy Brandt werden in die Handlung integriert. Ganz besonders gefallen hat mir die Figur Ria Nachtmann, deren Handeln mich immer wieder überraschen konnte. Gerade in Momenten der Gefahr läuft sie zur Höchstform auf. Mit aller Ruhe trifft sie unkonventionelle Entscheidungen und rettet Leben. Bei Henning Nowak hat mich sein unglaublicher Wille und sein Durchhaltevermögen beeindruckt. Marga Dierks, Rias Verfolgerin, ist zu allem entschlossen und einige psychopathische Züge lassen sie noch gefährlicher werden.
Der Roman hat mich von Anfang bis Ende mitgenommen. Der Wechsel zwischen ruhigen Erzählsituationen mit Szenen aus dem normalen Leben und Szenen, in denen die Gefahr spürbar ist.

Fazit:
Diese Mischung aus Spionageroman, historischen Elementen und Beschreibung ganz alltäglicher Begebenheiten hat mich ungemein gefesselt. Deshalb bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 29.05.2022
Net ganz bacha (eBook, ePUB)
Vögl, Ulrike

Net ganz bacha (eBook, ePUB)


sehr gut

Sympathische Ermittler und Augsburger Flair sorgen für angenehme Unterhaltung

Buchmeinung zu Ulrike Vögl – Net ganz bacha

„Net ganz bacha“ ist ein Kriminalroman von Ulrike Vögl, der 2022 im dp Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Uli Vögl wurde 1976 in Augsburg geboren und lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in der Fuggerstadt. Wann immer ihr es möglich ist, verbringt sie viel Zeit in der Natur und bewirtschaftet einen eigenen kleinen Krautgarten. Ihre Leidenschaft für das Schreiben teilt sie mit ihrer Zwillingsschwester, mit der sie gemeinsam den Historienroman Keltensonne geschrieben hat.

Klappentext:
Was ist los in der sonst so ruhigen Fuggerstadt? Ein Toter im Riesenrad, Aufruhr im Augsburger Stadtmarkt und gleich darauf noch eine Leiche! Helena und Franzi haben alle Hände voll zu tun. Als auch noch die nationale Presse Wind von der Sache bekommt, wird es ungemütlich für die beiden Kommissarinnen. Der Druck wächst und irgendwie scheint alles aus dem Lot zu laufen. Als wäre das alles nicht schon genug, hat Helena auch noch Liebeskummer …

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich in mancher Hinsicht positiv überrascht. Die beiden Kommissarinnen Franziska Danner, gebürtige Augsburgerin, und Helena Hansen, Zugereiste aus Hamburg, verstehen sich gut und sind ein eingespieltes Team. In diesem Fall haben sie es mit mehreren Toten und mit organisierter Kriminalität zu tun. Franzi spricht viel Dialekt während Helena hochdeutsch redet. Auch private Themen werden immer wieder angesprochen. Beide Frauen wirken sympathisch und der Dialekt und die bekannten Schauplätze bringen Augsburger Flair zur Geltung. Zuerst geht es im Mordfall nicht recht voran, weil der Ermordete unter falscher Identität in Augsburg gelebt hat. Erst das Wissen eines hinzugezogenen italienischen Kommissars bringt die Ermittlungen voran und das Erzähltempo zieht deutlich an. Die Autorin meistert den Spagat zwischen freundlichen Ermittlern und knallharten Verbrechen gut. Viel Humor hilft die ein oder andere Grausamkeit zu verkraften. Die Auflösung ist nachvollziehbar und vollständig und nach dem soliden Showdown gibt es das erwartete Happy-End.

Fazit:
Dieser Cozykrimi mit netten Figuren und ordentlich Augsburger Flair hat mich sehr gut unterhalten und mir angenehme Lesestunden beschert. Deshalb bewerte ich das Werk mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 27.05.2022
Mörder Pointen
Lukas, Leo

Mörder Pointen


ausgezeichnet

Ein Ermittlertrio der besonderen Art gibt sein Bestes

Buchmeinung zu Leo Lukas – Mörder Pointen

„Mörder Pointen“ ist ein Kriminalroman von Leo Lukas, der 2022 im Carl Ueberreuter Verlag erschienen ist.

Zum Autor:
Leo Lukas, geboren in der Steiermark, arbeitete als Lokalreporter, Kulturkritiker und Kolumnist, u. a. bei der „Kleinen Zeitung“. Er hat die österreichische Kabarettszene maßgeblich beeinflusst, ist aber auch einer der meistgelesenen deutschsprachigen SF-Autoren („Perry Rhodan“). Zahlreiche Preise, darunter „Salzburger Stier“, Österreichischer Kabarettpreis „Karl“ und „Goldenes Buch“ (für „Jörgi, der Drachentöter“ mit Gerhard Haderer, bei Ueberreuter).

Klappentext:
Jemand tötet Kabarettisten. In schöner Regelmäßigkeit. Peter „Pez“ Szily, mäßig erfolgreicher Komiker und Teilzeit-Detektiv wider Willen, fühlt sich gleich doppelt bedroht. Er glaubt zu wissen, wer der Serienmörder ist. Aber auch Chefinspektorin Karin Fux hegt einen Verdacht. Ein neuer Fall für Pez und den Bravo führt das ungleiche Ermittler-Duo hinter die Kulissen des Showgeschäfts. Wo viele ums nackte Überleben raufen, manche zu unsauberen Mitteln greifen – und dabei noch ganz andere Kreise stören. Was hat es mit dem Mega-Freizeitzentrum auf sich, in dem alle drei Mordopfer aufgetreten sind? Was will der Ortskaiser vertuschen? Die Spur der Immobilien-Spekulation reicht bis in die Vorzimmer der Macht …

Meine Meinung:
Schon der Prolog macht deutlich, das es ein besonderes Buch ist. Die Kontaktaufnahme zwischen Pez und dem Killer Bravo ist unglaublich amüsant. Danach beginnen die achtzehn Kapitel immer mit einer Ballempfehlung für eine Miniaturgolfbahn, einem mehr oder weniger gelungenem Witz und einer Information zu Pointen. Die beiden Hauptfiguren Pez und Bravo bemühen sich mit oder manchmal auch gegen Kommissarin Fux um die Klärung mehrerer Morde. Meist treten Pez oder Bravo als Ich-Erzähler auf und offenbaren Erstaunliches aus ihrer Gefühlswelt. Der Profikiller Bravo leidet ein wenig unter Verfolgungswahn und zieht sich immer wieder zurück. Trotz seines Berufes wirkt er sympathisch und er mag den Pez. Der Pez agiert meist ein wenig chaotisch und wird als Insider von der Kommissarin und dem Bravo genutzt. Es gibt einige Anspielungen auf die österreichische Kabarettistenszene und selbstverständlich bekommen auch Politiker und Baulöwen ihr Fett weg. Das Buch ist in lockerer Art mit vielen Spitzen geschrieben und sollte nicht zu schnell gelesen werden, denn, zumindest bei mir, brauchte es manchmal einen zweiten Gedanken. Zum Ende hin treten die Mordermittlungen deutlich in den Vordergrund und es gibt einen spannenden Showdown, bei dem Pez und der Bravo um ihr Leben fürchten müssen. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Manche Szenen sind ein wenig überzogen, aber es passt trotzdem.

Fazit:
Ein ungewöhnlicher Kriminalroman in Stil, Inhalt und Figurenzeichnung, der mich meist ausgezeichnet unterhalten hat. Deshalb bewerte ich das Buch mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 23.05.2022
Hafenmörder (eBook, ePUB)
Elbern, Christoph

Hafenmörder (eBook, ePUB)


sehr gut

Ungewöhnlicher Genremix, der mich sehr gut unterhalten hat

Buchmeinung zu Christoph Elbern – Hafenmörder

„Hafenmörder“ ist ein historischer Kriminalroman von Christoph Elbern, der 2022 bei Aufbau digital erschienen ist.

Zum Autor:
Christoph Elbern, Jahrgang 1960, hat Germanistik und Anglistik studiert und lange als Journalist gearbeitet. Er war in leitenden Positionen bei verschiedenen Magazinen tätig – unter anderem „Prinz“ und „TV Movie“. Seit 2010 leitet er eine Agentur für Unternehmenskommunikation in Kassel. Unter dem Pseudonym Klaas Kroon hat er bereits zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht. Er lebt in Hamburg.

Klappentext:
Mysteriöse Mordfälle im Hamburg von 1904
Hamburg in Aufruhr. Am Hafen werden mehrere Männer ermordet und mit einem in die Stirn geritzten Zeichen markiert aufgefunden. Weil eines der Opfer offenbar an Cholera erkrankt ist, wird der junge Bakteriologe Carl-Jakob Melcher hinzugezogen. Die Atmosphäre in der Stadt ist aufgeheizt: Die Cholera-Epidemie liegt noch nicht lange zurück, und die Wahl zur Bürgerschaft steht an. Carl-Jakob Melcher sucht mit seinem Polizistenfreund Martin Bucher zwischen reichen Kaufleuten, Ganoven und Anarchisten nach dem Täter und stößt auf einen erschreckenden Verdacht.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist eine ungewöhnliche Mischung aus Historie, Sittengemälde, Liebesroman und ein wenig Kriminalroman. Carl-Jakob Melcher ist ein junger Bakteriologe, der mit dem Polizisten Martin Bucher befreundet ist und wohnt in der Villa der verwandten Reederfamilie Knudsen. Melcher ist noch auf der Suche nach seinem Platz in der Welt und wirkt manchmal recht naiv. Er wird von seinem Freund Bucher zeitweilig in die Ermittlungen eingebunden, meist um gemeinsam einer abenteuerlichen Spur zu folgen. Im Hause Knudsen lernt er das Dienstmädchen Clara kennen und verliebt sich in die ungewöhnliche junge Frau. Eine faszinierende Figur ist Emma Neumann, eine streitbare Sozialdemokratin, die Carl-Jakob viele Informationen zukommen lässt. Im Laufe der Monate sterben etliche Geschäftsleute unter verdächtigen Umständen, aber dies spielt lange Zeit nur eine Nebenrolle. Das Leben im Hause Knudsen mit seinen Konventionen, dem machthungrigen und zügellosem Sohn Adolph, den kleinen und großen Geschichtchen und die Entwicklung der Stadt Hamburg sind die unterhaltsamen Triebfedern des Buches. Erst im letzten Drittel nimmt der Kriminalfall Fahrt auf und Carl-Jakob gerät in große Gefahr. Am Ende ist (fast) alles nachvollziehbar aufgeklärt, aber viele Figuren müssen ihre Wunden lecken.

Fazit:
Für mich war dieses Buch nicht in erster Linie ein Kriminalroman sondern eine genreübergreifende Mischung, die mir sehr gut gefallen hat. Deshalb bewerte ich das Werk mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 17.05.2022
Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2
Mohlin, Peter; Nyström, Peter

Die andere Schwester / Karlstad-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Noch besser als der erste Band

Buchmeinung zu Peter Mohlin und Peter Nyström – Die andere Schwester

„Die andere Schwester“ ist ein Kriminalroman von Peter Mohlin und Peter Nyström, der 2022 bei HarperCollins in der Übersetzung von Max Stadler und Ursel Allenstein erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet „Den andra systern“ und ist 2021 erschienen.

Meine Meinung:
Bei diesem Kriminalroman gefallen mir besonders die ungewöhnliche Hauptfigur und die verschachtelte Handlung. Einerseits geht es um einen aktuellen Mordfall, dessen Motiv aber auf Jahre zurückliegende Ereignisse basiert. Andererseits gerät John wegen seinem Undercovereinsatz in den USA in Schwierigkeiten. Neben seinem damaligen Lebensretter taucht auch ein Auftragskiller in Karlstad auf. John hat alle Hände voll zu tun, um sein Überleben zu sichern und schiebt den aktuellen Fall ins zweite Glied. Die Geschehnisse werden aus diversen Perspektiven erzählt. Meist begleiten wir John oder auch Alicia, der Schwester des aktuellen Mordopfers. Beide Figuren sind komplex mit vielen Grautönen gezeichnet und der Leser ist nie sicher, wie sie sich verhalten. Für John ist die Hauptaufgabe, die Begegnung mit dem Killer unbeschadet zu überstehen, während alles andere zur Nebensache wird. Als er glaubt, die Situation in den Griff bekommen zu haben, treten neue Schwierigkeiten durch eine Sonderermittlerin aus Stockholm auf, die seine Rolle im Zeugenschutzprogramm kennt.
John Adderley fasziniert mich, weil er einerseits skrupellos vorgeht, aber andererseits auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Zudem ist er ein hervorragender Ermittler. Durch Alicia erfahren wir mehr über die Hintergründe des Mordes an ihrer Schwester, die eine strahlende Persönlichkeit und eine überaus erfolgreiche Geschäftsfrau gewesen ist. Alicia ist schwer angeschlagen und häufig betrunken. Trotzdem bekommt sie mit, dass John die Beweise in seinem Sinn manipuliert, kann sich aber keinen Reim darauf machen.
Die Erzählung ist überaus spannend und an einigen Stellen kommt es zu Gewaltexzessen. Meist bleibt die Gewalt aber als Drohung im Hintergrund. Die Autoren verwenden viel Zeit auf die Beschreibung der Gedanken und der Gefühle John Adderleys, dessen Zwiespalt intensiv beleuchtet wird. Nach einem kurzen, aber harten Showdown entscheidet die Sonderermittlerin über die Zukunft Johns.

Fazit:
Faszinierende Figurenzeichnung, ein komplexer Plot und ein fantastischer Spannungsbogen machen dieses Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Deshalb bewerte ich es mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus. Es lohnt sich.

Bewertung vom 04.05.2022
Mordseefest / Caro Falk Bd.3
Johannsen, Emmi

Mordseefest / Caro Falk Bd.3


sehr gut

Gelungener Kriminalroman mit viel Inselflair und sympathischen Ermittlern

Buchmeinung zu Emmi Johannsen – Mordseefest

„Mordseefest“ ist ein Kriminalroman von Emmi Johannsen, der 2022 bei Lübbe erschienen ist.

Zum Autor:
Emmi Johannsen ist das Pseudonym der Autorin Christine Drews, deren Romane, Thriller und Krimis seit vielen Jahren eine stetig wachsende Leserschaft im In- und Ausland begeistern. Mit ihren Borkum-Krimis erfüllt sie sich einen besonderen Traum: Inspiriert von ihrer liebsten Urlaubsinsel schickt sie nun als Emmi Johannsen das sympathische Ermittlerduo Caro Falk und Jan Akkermann auf Borkum gemeinsam auf Verbrecherjagd.

Klappentext:
Caro Falk amüsiert sich bestens auf der großen Party, die jedes Jahr im Sommer am Borkumer Nordstrand gefeiert wird. Traditionell endet das Fest mit dem Fallschirmspringen der Inseljungs, die nacheinander neben dem großen Strandfeuer landen. Bis auf einen. Sein Schirm öffnet sich nicht, ungebremst stürzt der junge Mann in den Tod. War es wirklich ein Unfall, so wie die Polizei vermutet? Immerhin war der Tote ein erfahrener Springer - und hatte viele Feinde, wie Caro bald herausfindet. Dann machtJan Akkermann, Caros Partner in allen kriminalistischen Angelegenheiten, auf der Beerdigung des Toten eine unheimliche Entdeckung. Spätestens jetzt gibt es keinen Zweifel mehr, dass die beiden Hobbydetektive einem heimtückischen Verbrechen auf der Spur sind ...

Meine Meinung:
Caro Ackermann und ihr Sohn Justus sind mittlerweile auf Borkum heimisch geworden. Sie arbeitet im Kiosk des Flughafens und wohnt bei ihrem Schwiegervater Hinnerk, obwohl sie sich von dessen Sohn Nils getrennt hat. Sie ist auf der Insel gut vernetzt und hat einige Freunde gefunden, ebenso wie ihr Sohn. Caro, Justus, Hinnerk und Jan wirken sympathisch, auch wenn Jans Vergangenheit noch Geheimnisse birgt.
Meist wird die Geschichte aus Caros Perspektive erzählt und der Leser merkt schnell, dass Caro sehenden Auges durch die Welt geht. Der Schreibstil ist angenehm lesbar, humorvoll und überträgt viel Atmosphäre. Der Mix aus Nebenhandlungen und Kriminalfall ist gelungen und der Schwerpunkt verschiebt sich im Laufe der Geschichte in Richtung Kriminalfall. Die Handlung ist gut aufgebaut und hat mich an manchen Stellen überrascht, obwohl die Richtung durch die eingefügten Texte aus der Sicht des Mörders früh erkennbar war. Die Auflösung ist gelungen und beantwortet alle Fragen. Etliche meiner Mutmaßungen durfte ich im Laufe der Zeit begraben. Mir hat dieser Band wieder sehr gut gefallen, auch weil Jan und Caro im Rahmen ihrer Möglichkeiten agieren. Sie ergänzen sich bei den Ermittlungen und arbeiten gut zusammen. Mehr als ein paar gemeinsame Spaziergänge gibt es aber nicht

Fazit:
Mich hat diese Geschichte sehr gut unterhalten, weil der Mix aus Neben- und Krimihandlung stimmt und die Inselatmosphäre voll zum Tragen kommt. Gerne vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde ruhiger und gut erzählter Geschichten aus.