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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 633 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2023
Die total normalen Abenteuer von Odette Germaine
Lagemann, Franziska

Die total normalen Abenteuer von Odette Germaine


sehr gut

"Die total normalen Abenteuer von Odette Germaine“ ist so abgedreht, turbulent und wild, wie es das Cover vermuten lässt. Denn die Abenteuer der zwölfjährigen Odette Germaine sind alles andere als normal. Schließlich erweckt sie jeden Abend mit ihren neuromantischen Fähigkeiten die Toten, die ihrer Meisterin dienen. Der berühmte Pariser Friedhof Père Lachaise ist ihr liebster Ort und dort entlockt sie den Toten ihre Geheimnisse. Was Odette aber wirklich will, ist eine unvergessliche Halloween-Party auf dem Friedhof feiern und die Gästeliste berühmter Verstorbener kann sich sehen lassen. Doch die Party ist in Gefahr, als die Dunkel Bruderschaft der Nekromanten ihre Weltherrschaftspläne umsetzten will und eine Prophezeiung erfüllt werden muss.
Odette ist als Hauptfigur ganz anders, als man vielleicht erwarten würde. Sie legt keinen Wert drauf, sympathisch zu sein. Sie ist frech, stets schlecht gelaunt und unverschämt selbstsicher. Odette lässt sich von niemanden etwas sagen und hat nur Respekt vor denen, die es schaffen, sie zu beeindrucken. Dank ihres schrägen Charakters und ihrer Ungehorsamkeit, bleibt sie unberechenbar. Auch der Rest der Friedhofs-Gang ist vielseitig. Allen voran Höllenskelett Paulette, die es wagt Odette Widerworte zu geben, und Großmutter Eloise, die bereits im ersten Kapitel von sich überzeugt. Dass der Tod hier einmal nicht als tragisches Ereignis betrachtet wird, sondern für komische Situationen und spannende Erlebnisse herhalten darf, ist richtig erfrischend. Reimende Kapitelüberschiften mit stimmungsvollen Illustrationen runden diesen aktionsreichen Halloween-Lesespaß ab.

Perfekt für alle, die es durchgehend rasant und mitreißend mögen. Auf jeden Fall nicht langweilig, sondern ereignis- und wendungsreich, fantasievoll und mit einer ordentlichen Portion Grusel zu Halloween. Denn das Buch ist randvoll mit spaßigen Einfällen, präsentiert in einem lockeren Schreibstil, der von witzigen Dialogen schräger Charaktere getragen wird. Das Setting sorgt für den besonderen Pariser-Flair, wobei es mir bei all dem Trubel manchmal an Atmosphäre gefehlt hat, weil es kapitelweise sprunghaft in die nächste Szene ging. Das ist einfach dem Erzähltempo geschuldet und sorgt dafür, dass man Dranbleiben will. Also besonders für Lesemuffel empfehlenswert.

Bewertung vom 28.10.2023
Vampirkönigin wider Willen. Fake it till you make it / Vampire Queen Bd.1
Simmons, Jo

Vampirkönigin wider Willen. Fake it till you make it / Vampire Queen Bd.1


sehr gut

Ein über sechshundert Jahre alter Vampir hält die fünfzehnjährige Mo Merrydrew für „die Auserwählte“ und will sie zur Vampirkönigin von Großbritannien machen. Mo ringt damit, wofür sie sich entscheiden soll. Eigentlich hatte sie ganz andere Zukunftspläne und als Vegetarier kommt Blut trinken nicht in Frage, andererseits hätte sie dann den attraktiven Luca als treuen Diener an ihrer Seite und das Mobbing in der Schule würde dann auch der Vergangenheit angehören. Wie wird sie sich entscheiden?

Mo steht als Heldin der Geschichte im Mittelpunkt. Sie ist einfallsreich, ehrgeizig und vernünftig, liebt es, Mini-Muffins zu essen, Pläne zu schmieden und geht am liebsten sachlich an die Dinge heran. Mit ihrer inneren Zerrissenheit und ihrer persönlichen Weiterentwicklung, angesichts der Herausforderungen, lädt sie zum Mitfiebern ein und zeigt eine wendungsreiche und glaubwürdige Charakterentwicklung. Als beste Freundin hebt sich Lou hervor, die immer für Mo da ist und mit Positivität und Engagement auf sie einwirkt. Hier zeigen sich auch die grundlegenden Themen, wie Freundschaft, Mut und Vertrauen. Alle anderen Nebenfiguren bleiben aber eher blass und geheimnisvoll. Die einseitige Handlung fokussiert sich auf Mo, obwohl die Geschichte in der dritten Person geschrieben ist. Der Schreibstil ist leicht und lässt sich durch die kurzen Kapitel zügig lesen. Die Vampire sind angsteinflössend und komödiantisch zugleich. Etwas gruselig wird es trotzdem, aber alles in einem Wohlbühl-Rahmen, der die ernsten Gefahren leicht verdaulich macht. Darunter leidet die unheimliche Stimmung etwas, weshalb es für alle attraktiv ist, die keine Gänsehaut-Momente mögen. Dieser Auftakt kann abgeschlossen für sich allein stehen, aber man darf auf weitere Bände hoffen.

Fazit: Abgesehen von kleinen Schwächen, eine kurzweilige Vampirkomödie für Jugendliche zu Halloween, mit starker, authentischer Hauptfigur und unvorhersehbarer Story.

Bewertung vom 28.10.2023
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


ausgezeichnet

Die Geschwister Tina und Theo entdecken auf dem Dachboden ein blaues (oder besser gesagt türkisfarbenes) Männchen. Das Klugscheissserchen, wie es sich vorstellt, weiß alles besser und lässt inhaltliche oder grammatische Fehler nicht gelten. Tatsächlich können nur echte Besserwisser das Klugscheissserchen sehen und die Kinder wollen herausfinden, ob ihre Eltern es auch sehen können.

Marc-Uwe Kling schafft es, mit seinem Humor und stiller Tiefgründigkeit, Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu begeistern. Das Hörbuch bietet eine kurze Unterhaltung für Groß und Klein zum Lachen und mit viel Wahrheit und Anregung. Ist manchmal das Gegenteil richtig? Man muss zwar auf die tollen Illustrationen von Astrid Henn verzichten, aber so unterhaltsam vom Autor vorgetragen, vergehen die knapp zwanzig Minuten Hörzeit wie im Flug.

Bewertung vom 28.10.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Nach einem eskalierten Streit mit einem Kunden entkommt Postbote Walter vorerst einem Rauswurf und wird in die Christkindfiliale in Engelskirchen versetzt. Eigentliche Voraussetzung: Kinder mögen und gern ihre Briefe beantworten. Das trifft auf Walter nicht zu, aber als ihm ein Brief an den lieben Gott unterkommt, ist sein Interesse geweckt. Dieser höfliche Junge unterscheidet sich sehr von den anderen Kindern und imponiert Walter, der spürt, dass Ben Hilfe braucht, und vielleicht erinnert er ihn auch ein bisschen an sich selbst.

Walter hat keinen Kontakt mehr zu seinem Sohn, während er seine Tochter noch sieht, die in einer gewaltsamen Beziehung lebt. Aber so war er nicht immer. Rückblickend erfährt man etwas über Walters Werdegang und kann nachvollziehen, wie er von einem fussballbegeisterten Jungen und liebevollen Vater und Ehemann, zu einem eigensinnigen Eigenbrötler geworden ist. Trotzdem ist Walter von Anfang an keine unsympathische Figur und wirkt authentisch und vielschichtig. Gerade, wenn man ihn besser kennenlernt, vermag er als heimlicher Held zu berühren. Außerdem ist er clever, einfallsreich und pfeift darauf, was andere von ihm halten. Ich habe ihm so sehr ein glückliches Ende gewünscht. Es kam dann anders als erwartet, womit ich aber gut leben kann.

Ingesamt eine unterhaltsame und kurzweilige Geschichte, die zu amüsieren weiß und trotzdem keine Tiefe vermissen lässt. Sei es der anfängliche Streit mit Herrn Leyendecker oder die Diskussionen zwischen Walter und seiner Vorgesetzten Sabine. Hier kann man oft schmunzeln. Zum Ende hin wird es spannend, berührend und ich habe Walter sehr ins Herz geschlossen. Ein Roman, der vom unschätzbaren Gut Familie erzählt, von Loyalität, Hoffnung, Schuld, Gier und Vergebung. Perfekt, um in der kalten Jahreszeit das Herz zu wärmen.

Bewertung vom 28.10.2023
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


sehr gut

Der vierzehnjährige Richard Elauved lebt noch nicht lange bei seinen Adoptiveltern in Ballantyne. Als er mit seinem Freund Tom einem Fremden einen Telefonstreich spielt, wir dieser vom Hörer gefressen. Für die Polizei ist Richard ein Verdächtiger und Lügner in einem Vermisstenfall. Karen ist Richard einzige Freundin und sie glaubt ihm. Gemeinsam suchen sie nach Antworten und dem Ursprung des Bösen im Spiegelwald.

Richard ist der heranwachsende Held dieser Geschichte und kein netter Junge, denn er hat schreckliche Angst und Schuld im Herzen. Nach und nach offenbart sich, warum. Aber er reflektiert sein Verhalten schließlich und zeigt sich äußerst mutig und standhaft.

Jo Nesbø kreiert eine fantasievolle Horror-Geschichte, leicht zu lesen und so mitreißend, dass ich das Buch nicht freiwillig aus der Hand legen wollte. Es ist ziemlich düster und bizarr. Die Handlung ist nicht vorhersehbar und teilt sich in drei Komponenten, wobei dem ersten Teil mehr als die Hälfte zukommt. Mit steigender Seitenzahl gibt es einige Wendungen und es wird ziemlich verrückt, bist die Geschichte einen zufriedenstellenden Abschluss findet. So lotet Jo Nesbø gekonnt das Gute und Böse aus, die schwarze und weiße Wortmagie als Gegenstand der Schauergeschichte. "Das Nachthaus" schöpft dabei aus Horrorklassikern wie Franz Kafkas Verwandlung, wobei noch andere Werke Erwähnung finden, da Karen Richard für Bücher begeistert. Dabei wechseln sich wirklich starke Ideen, in der ersten Hälfte, mit Schwächeren zum Ende ab, die dafür aber der logischen Zusammensetzung dienen.

"Das Nachthaus" ist genau das richtige Verwirrspiel für Fans von schaurigen und verrückten Gruselgeschichten und Psychothrillern, und hat wenig gemein mit den Krimis von Jo Nesbø.

Bewertung vom 28.10.2023
Deine Küche kann nachhaltig!
Hirsch, Verena

Deine Küche kann nachhaltig!


sehr gut

»Deine Küche kann nachhaltig« ist sehr anschaulich gestaltet. Alle Rezepte haben Fotos (manchmal auch mehrere Arbeitsschritte zeigend) und es gibt motivierende Aufnahmen, die Verena Hirsch in der Küche beim Werkeln zeigen. Mir hat vor allem die übersichtliche Gliederung gefallen. Die Kapitel werden durch eine Doppelseite im einheitlichen Look angekündigt und bauen sinnvoll aufeinander auf. Erst werden die Grundlagen vermittelt (Wertschätzung für Lebensmittel, Organisation der Küchengeräte und Vorräte) und dann geht’s konkret um die „Fairwertung“ von Gemüse, Backwaren, Obst, Trockenprodukten und Kühlprodukten. Weitere Ideen gibt’s zum nachhaltigen Essen unterwegs, Leckeres aus dem Vorrat kochen und fairwerten von Essensresten. Da das Buch versucht, allen Themen gerecht werden, ist dieser letzte Bereich nicht so ausschweifend ausgefallen, wie gehofft, aber die Rezepte, die enthalten sind, konnten bisher überzeugen.

An einigen Stellen merkt man, dass sich das Buch an Anfänger richtet. Beispielsweise die Tipps bei zu großer Menge Salz auf einmal oder Angebranntes abzuschaben. Auch bei der Küchenausstattung zählen die Basics. Ich konnte trotzdem ein paar Dinge dazulernen bzw. wurden mir erneut ins Gedächtnis gerufen. Mir hat aber vor allem das Stöbern, Inspirieren und Motivieren lassen gefallen. Insgesamt ist Verena Hirsch als Botschafterin für mehr Nachhaltigkeit und weniger Lebensmittelverschwendung, mit ihrer persönlichen Geschichte, die zu Beginn des Buches erzählt wird, sympathisch und mitreißend. Lediglich die Schrift hätte gern etwas größer sein dürfen. Das Buch eignet sich super als Geschenk und umfasst alles Wichtige in Kürze. Ich würde es als guten Einsteig weiterempfehlen.

Bewertung vom 28.10.2023
Die Superkräfte der Vögel
Hartmann, Silke

Die Superkräfte der Vögel


ausgezeichnet

»Die Vogelguckerin« Silke Hartmann weckt kindliche Begeisterung für Vögel. Insgesamt sechzehn Superkräfte werden näher betrachtet, die sie von anderen Tieren hervorhebt, wie die Fähigkeit zu fliegen, ihre melodischen Gesänge, ihr Aussehen, ihre sechs ausgeprägtem Sinne oder auch ihr Sozialverhalten und ihre Intelligenz. Wer sich gefragt hat, warum Vögel uns so faszinieren, findet in diesem handlichen Sachtaschenbuch viele Antworten und wissenschaftliche Fakten. Warum fühlen wir uns Vögel stärker verbunden als anderen Lebewesen, obwohl sie uns evolutionär so fern sind? Der positive Effekt auf uns Menschen ist beeindruckend und erst recht der „Pfeilstorch“. Kein Wunder, wenn man danach die Vögel mit staunenden Augen betrachtet. Jedenfalls ist die Liebe und Begeisterung von Silke Hartmann ansteckend. Sie hilft dabei, der schützenswerten Tierwelt mehr Aufmerksamkeit zu geben. Nach dem Lesen kann ich den Titel des Buches doppelt unterstreichen.

Die tolle Kombination aus einfarbigen Illustrationen von Véro Mischitz und schönen Fotografien werten das Buch zusätzlich auf, und lassen mich problemlos über den „supercoolen“ Schreibstil hinwegsehen, der schließlich locker und modern Wissen bzw. Wissenslücken vermittelt, sodass keine trockene Langeweile aufkommt. Das gelingt auch durch die persönliche Note, die durch die porträtierten Zeichnungen noch hervorgehoben wird. Noch erwähnenswert sind die aufgelisteten Superkräfte in den Klappen hinten und vorne, sowie das Register mit allen erwähnten Vogelarten. Wer gern neugierig durchs Leben geht und sich für Fakten begeistern kann, für den ist das Buch besonders empfehlenswert.

Bewertung vom 28.10.2023
Licht, Schatten - Flederratten! / Das Geheimnis von Nox Bd.1
Scharf, Claudia

Licht, Schatten - Flederratten! / Das Geheimnis von Nox Bd.1


ausgezeichnet

Fill und sein Vater wohnen in Rundeling, wo sie ihre Quascheln seit Generationen anbauen. Gemeinsam mit seinen Freunden Lenia und Borre führt Fill ein ganz normales Tagling-Leben unter der Sonne und hilft seinem Vater bei der Quaschel-Ernte. Sobald die Nacht hereinbricht, öffnet sich die verborgene Welt Nox. Taglinge fürchten sich vor der Dunkelheit, die viele Gefahren birgt und verschanzen sich in ihren Häusern. Fill gelangt unfreiwillig nach Nox und verliert dort sein wertvolles Medaillon. Das kleine Glühwürmchen Glyxi möchte unbedingt Freundschaft mit Fill schließen und hilft ihm dabei, sein Medaillon zu finden.

Dieser Auftakt präsentiert erste Eindrücke einer komplexen Tag- und Nachtwelt mit magischen Geschöpfen, wie sprechenden Glühwürmchen, launischen Gewitterziegen und vielen Neuheiten und fantasievollen Kreationen, wie sprechende Küchengeräte. Claudia Scharf greift gekonnt die Faszination der Nacht auf und kreiert daraus ein mitreißendes Fantasy-Abenteuer für Kinder, die abtauchen möchten, in eine ganz neue Welt. Sei er der überwältigende Sternenhimmel oder die schaurige Stimmung der Dunkelheit, die auch in unserer Realität verzaubert. Hier überzeugt die liebevolle Buchgestaltung. Die Abenteuer in Nox werden durch schwarze Seiten hervorgehoben. Es finden sich vereinzelte Schwarz-Weiß-Illustrationen von Lisa Forsch im Buch, sowie ein kreativ gestaltetes Personenregister am Anfang und Kompendium am Ende. Heimlicher Star ist sicherlich Kater Tatz, der in farbigen Illustrationen das Vorsatzpapier verschönert.

Das angenehme Erzähltempo lässt Raum für die atmosphärischen Eindrücke. Spannend geschrieben fiebert man mit den Charakteren mit, wobei gerade Fill sympathische Züge aufweist, die es leicht machen, ihn zu mögen. Hilfsbereit, unkompliziert und vor allem mutig stellt er sich neuen Abenteuern, um seinem Vater zu helfen. Die Kapitellänge ist gut portioniert und der Text bietet sich gleichermaßen zum Vorlesen und Selberlesen an. Weitere Abenteuer sind bereits in Vorbereitung.

Fazit: Eine schöne Fantasy-Welt aus Tag und Nacht zum Abtauchen und Träumen, mit der richtigen Mischung aus spannenden Abenteuern und sympathischen Charakteren.

Bewertung vom 17.10.2023
Die graue Stadt
Kuhlmann, Torben

Die graue Stadt


ausgezeichnet

Als Robin nach dem Umzug zum ersten Mal die Stadt erkundet, fällt ihr etwas Merkwürdiges auf: es fehlt an Farben und alles ist grau, in allen erdenklichen Nuancen. In der Schule lernt sie Alani kennen, der es ebenso bunt und vielfältig liebt, wie sie. Doch die beängstigende graue Ordnung setzt Anpassung und Disziplin durch. Robin möchte jedoch herausfinden, warum alles grau ist und kommt einem Geheimnis auf die Spur.

Die arbeitsintensiven Illustrationen und die aufwendige Buchgestaltung sind sehr eindrucksvoll. Das ein oder andere seitenfüllende Bild könnte man gut und gern auch an die Wand hängen. Der Titel des Buches ist jedenfalls Programm in dieser grauen Stadt, die einem historischen Schwarz-Weiß-Film entsprungen scheint. Gezielt gesetzte Farbtupfer ziehen rebellisch den Blick auf sich, wie Robins knallgelbe Regenjacke. Man entdeckt so viele Details in diesen realistisch anmutenden Darstellungen und spürt die Bedrückung der grauen Häuser, grauen Autos und grauer Bekleidung, sodass jede kleine Buntheit Freude und Hoffnung versprüht. Die Farben stehen für Vielfalt, Kultur und Schaffensfreude. Alles verboten in der grauen Stadt. Aber nicht jeder hält sich daran. Gemeinsam mit Robin und ihrem Kater finden wir Verbündete, entdecken Bücher, ein buntes Naturereignis und finden heraus, was hinter der Mauern der Grauwerke vor sich geht.

Torben Kuhlmann begeisterte mich bereits mit seiner Mäuse-Reihe und auch, wenn die "Die graue Stadt" für mich nicht an die tierischen Abenteuer-Bände herankommt, besitzt das Buch viel Tiefe und Aussagekraft, und erzählt von Konformität und trüber Fantasielosigkeit, aber auch von Vielfältigkeit, Selbstbestimmung und vom Mut des Widerstands. Wunderbar zum Vorlesen und für große Bilderbuch-Liebhaber.

Bewertung vom 17.10.2023
Das Vogelmädchen von London
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


ausgezeichnet

Das Buchcover fasziniert mit goldenen Elementen und einem Steinadler, der darauf hinweist, worum es in diesem historischen Roman geht. Ist die Geschichte ebenso schillernd und träumerisch, wie das schöne Cover vermuten lässt?

Matt Osman entführt auf poetische Art in das Jahr 1601, in das elisabethanischen London. Es kommt einem wie eine ganz andere Welt vor, die viele Herausforderungen für die Charaktere bietet. Allen voran dem Vogelmädchen Shay, eine vielschichtig Hauptfigur mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, die sich als Junge ausgibt, um Geld zu verdienen. Ihre größte Faszination geht von Vögeln aus, zu denen sie eine Verbindung hat, die ihr sogar das Wahrsagen ermöglicht. Bei einer Flucht üb er den Dächern lernt sie Nonesuch kennen, der im Theater für den Adel auftritt. Daraus ergeben sich neue Chancen und eine große Liebesgeschichte, mit einigen Wendungen.

Wer poetische Beschreibungen liebt, die sich in lyrischer Sprache verlieren, wird zu gern in diese träumerisch, fantasievolle Geschichte eintauchen, die sehr bildhaft und einnehmend geschildert wird. Trotzdem fehlt es ihr nicht an tragischer Glaubwürdigkeit, wobei sogar hier der magische Funke überspringt. Besonders das historische Setting von London konnte mich völlig einnehmen. Die Hauptcharaktere lassen keine Tiefe vermissen und der wendungsreiche Handlungsverlauf stellt einen vor emotionale Momente, wenn man sie ins Herz geschossen hat. Was anfangs noch verwirrend erschien, findet nach und nach Klarheit. Wenn man sich an das ruhige Erzähltempo und den besonderen Erzählstil gewöhnt hat, ist es ein Vergnügen, in diesen vielfältigen Genremix einzutauchen.