Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bücherfee

Bewertungen

Insgesamt 389 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2021
Kleine Engel
Kohlhaas, Daniel

Kleine Engel


ausgezeichnet

Ehrlich gestanden, konnten wir es kaum erwarten, dieses Buch in unseren Händen zu halten. Denn wir brannten darauf, Daniel Kohlhaas, den Gewinner der "Thriller-Schule" von Sebastian Fitzek, kennenzulernen und uns ein eigenes Bild von seiner düster-abgründigen Geschichte "Kleine Engel" zu machen, die von einer unheimlichen Mord-Serie in Kinderhospizen erzählt und an viele Tabus in unserer Gesellschaft rührt. .


Kommissar Simon Winter kann nicht glauben, dass die todkranke kleine Lilli ihrem Leben selbst ein Ende gesetzt haben soll. Obwohl seine Vorgesetzten den Fall bald als Suizid zu den Akten legen, bleibt der Kommissar hartnäckig, unterstützt nur noch von der ebenso attraktiven wie ehrgeizigen Kriminalpsychologin Nadja Bergendahl. Denn Nadja ist überzeugt, es mit einem ganz besonderen Serientäter zu tun zu haben.
Doch als sich tatsächlich herausstellt, dass noch in mindestens einem anderen Kinderhospiz ein weiteres Kind unerwartet früh gestorben ist, stehen Simon und Nadja vor einer Frage, die sie entzweit: War es wirklich Mord?


Das Cover hat uns auf Anhieb überzeugt. Denn es ist verstörend gut gestaltet worden. Der Betrachter blickt auf zwei Hände, die gegen ein Fenster gepresst werden. Man sieht die Hand eines kleinen Kindes, in unschuldigem Weiß gehalten, und die Hand eines erwachsenen Menschen, der es vor allem Schmerz auf dieser Welt behüten möchte und einen blutigen Fingerabdruck hinterlässt. Kann ein Mord jemals gerechtfertigt werden?

Daniel Kohlhaas nimmt uns mit an Schauplätze, die wir nicht sehen wollen. Wir betreten Kinderhospize, d. h. ambulante und stationäre Einrichtungen für unheilbar und lebensverkürzend erkrankte Kinder und Jugendliche. Das Geschehen wird aus verschiedenen Perspektiven vermittelt. Man erhält Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt des (psychisch kranken) Täters, der sich auf die Geschichte der Brüder Löwenherz beruft und seine Opfer von ihren weltlichen Schmerzen "erlösen" möchte, und eines (psychisch angeknacksten) Ermittlers, der sich mit diesen mysteriösen Fällen auseinandersetzt, um seinen eigenen brennenden Schmerz über eine lange zurückliegende Schuld zu vergessen.

Ehrlich gestanden, halten wir gar nichts davon, Menschen miteinander zu vergleichen. Schließlich hat jeder Schriftsteller seine eigene literarische Handschrift, auch wenn er sich in einem gewissen Sinne an seinen erklärten Vorbildern orientieren und gewisse handwerkliche Techniken übernehmen mag. Deshalb möchten wir uns einen kritischen Vergleich ersparen zwischen dem "Meister" Sebastian Fitzek, einem international erfolgreichen Bestseller-Autor, der weltweit hohes Ansehen genießt, und dem "Schüler" Daniel Kohlhaas, einem aufstrebenden Talent, das sich seinen Platz in den Buchhandlungen erobern muss.

Unterm Strich zählt für uns das Ergebnis: Wir sind geflasht! Daniel Kohlhaas ist eine aufwühlende, berührende, schockierende Lektüre mit vielen überraschenden Wendungen und einem dramatischen Finale gelungen. die uns schlaflose Tage und Nächte bereitet hat. Dieser packende Psychothriller wird keinen Leser kalt lassen!

Bewertung vom 19.07.2021
Wie dunkel die Schatten (eBook, ePUB)
Kölpin, Regine

Wie dunkel die Schatten (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, ist betroffen von dem sichtbaren Elend, das uns in Hauptbahnhöfen und anderen öffentlichen Plätzen begegnet. Auch wenn wir durch die vielen Schreckensmeldungen in den Medien abgestumpft sind, macht uns das Schicksal von Obdachlosen betroffen - und zwingt uns in einen Gewissenskonflikt: Sollen wir sie aus unserem Leben ausblenden und einfach an ihnen vorbeigehen - oder sie mit einer kleinen Spende (Geld, Nahrungsmittel usw.) unterstützen, wie es Paula, die Protagonistin in dem Krimi "Wie dunkel die Schatten" von Regine Kölpin, tut?

Ein belegtes Brot für die Obdachlose Frieda – das ist Paula ins Blut übergegangen. Jeden Morgen hält die Studentin an der Bushaltestelle inne und wechselt ein paar Worte mit Frieda. Bis diese eines Tages verschwunden ist. Zurück bleibt nur ihr verwaister Wollmantel und die Isomatte. Als einige Tage später ganz in der Nähe ein Obdachloser zusammengeschlagen wird, ist Paula sofort klar, dass Frieda ihren Stammplatz nicht freiwillig verlassen hat. Doch dann fühlt Paula sich auf einmal selbst verfolgt und bekommt Drohbriefe, die sie davor warnen, Friedas Verschwinden auf den Grund zu gehen. Und plötzlich steht die junge Studentin selbst im Mittelpunkt der Ermittlungen … Wem kann sie jetzt noch vertrauen?

Als ich das in düsteren Tönen gehaltene Cover dieses Buches betrachtet, ist mir ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen. An dieser verlassenen Bushaltestelle, deren Scheiben mit blutroten Lettern beschmiert worden sind, möchte ich nicht auf die nächste Verbindung warten müssen.

Schauplatz dieses packenden Psychothrillers ist Oldenburg, eine kreisfreie Stadt in Niedersachsen. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die aus einfachen Verhältnissen stammende gutgläubige, naive Studentin Paula, die mit offenen Augen durchs Leben geht und ein Herz für ihre Mitmenschen hat. Durch ihre Sorge um die von brutalen Schlägern bedrohte Obdachlose Frieda wird sie in ein perfides Psychospielchen verstrickt, das sie an ihre Grenzen und in Lebensgefahr bringt.

Regine Kölpin erzählt eine packende Geschichte, die durch die ständig wechselnden Erzählperspektiven zusätzliche Spannung aufbaut und sich wie ein Film in wenigen Tagen vor den Augen des Lesers abrollt. Nach und nach fügen sich die einzelnen Puzzle-Teilchen zu einem komplexen Bild zusammen; dennoch bleibt das Motiv des Täters rätselhaft - und die nicht vorhersehbare Lösung des Falles wartet mit einer dicken Überraschung auf. Dieses Buch hat mich zum Nachdenken über unsere Wohlstandsgesellschaft gebracht. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 15.07.2021
Leichenschmaus und Katerfrühstück (eBook, ePUB)
Martini, Christiane

Leichenschmaus und Katerfrühstück (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vor wenigen Tagen bin ich aus Venedig, der einzigartigen Lagunenstadt, in den hohen Norden zu meinen Katzen zurückgekehrt. Aus diesem Grunde musste ich unbedingt den neuen Katzen-Krimi aus der Feder von Christiane Martini lesen, die sich mit ihrer unterhaltsamen Reihe um den schlauen Kater Caruso aus Venedig in die Herzen vieler Leser geschrieben hat.

Melinda ist fassungslos. Ganz unerwartet ist ihre gute Freundin Hilde gestorben und sie erbt deren Haus auf Sylt und den schlauen Kater Apollo. Also macht sich Melinda von ihrer Wahlheimat Venedig auf an die Nordseeküste. Doch der Neustart auf der Insel ist schwieriger als gedacht. Die Inselbewohner beäugen Melinda misstrauisch, sie munkeln, dass Hilde ermordet wurde. Auch Melinda kann nur schwer an einen natürlichen Tod ihrer Freundin glauben. Als sie Drohbriefe erhält, ist klar, dass hier etwas nicht stimmt und jemand sie von der Insel vertreiben will. Etwa Hildes Mörder? Zum Glück gibt es Kater Apollo, der immer den richtigen Riecher hat und zusammen mit Melinda und Dorfpolizist Kai Hansen die Ermittlungen aufnimmt. Schon bald offenbaren sich ihnen höchst kriminelle Machenschaften und die Idylle Sylts gerät ins Wanken.

Von dem in warmen Tönen gehaltenen Cover fühlte ich mich gleich angesprochen. Ein stattlicher schwarzer Kater posiert vor einem gemütlichen Reetdach-Häuschen, wie man es auf meiner Lieblingsinsel Sylt findet. Auch der gelungene Titel ist mit einem Augenzwinkern zu verstehen und hat mir ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

Dieser charmante Katzen-Krimi spielt an zwei absolut konträren Schauplätzen, nämlich Sylt und Venedig, die von Christiane Martini sehr anschaulich und kenntnisreich beschrieben werden. Musik und Kunst spielen in diesem unterhaltsamen Buch eine große Rolle; auch die deutsche Geschichte kommt nicht zu kurz. Auch der humorvolle, locker-leichte Schreibstil hat mich gleich gefangen genommen, auch wenn der zugrundeliegende Fall (wie es sich für cosy crime gehört) nicht allzu spannend geraten ist.

Dennoch hat mir meine Lektüre sehr gefallen, was nicht zuletzt an Apollo, einem stattlichen stolzen Kater, liegt, der ganz klar im Mittelpunkt des Geschehens steht und sich gemeinsam mit seiner neuen Besitzerin Melinda, einer liebenswerten Krimi-Autorin und Hobby-Detektivin, auf die Suche nach dem Mörder seines Frauchens macht. Gemeinsam kämpfen sie gegen viele Vorurteile der Einheimischen an und haben den richtigen Riecher in ihrem ersten Fall. Ich habe Apollo einen festen Platz in meinem Herzen reserviert - und hoffe auf viele weitere Abenteuer.

Bewertung vom 29.06.2021
Herzklopfen unterm Sternenhimmel
Engel, Cornelia

Herzklopfen unterm Sternenhimmel


ausgezeichnet

Vor wenigen Monaten habe ich mich spontan in "Herzensbrecher am Horizont" , den ersten Band der Reihe "Verliebt auf Borkum", von meiner Lieblingsautorin Cornelia Engel (auch bekannt als Isabel Morland) verguckt. Nun darf ich mich über den zweiten Band "Herzklopfen unterm Sternenhimmel" freuen, welcher die herzerwärmende, humorvolle Fortsetzung bildet.

Borkums allseits beliebter Tierarzt Hark Harksen ist überzeugter Single. Doch dann tritt seine Jugendliebe Ella wieder in sein Leben. Zwischen Zwillingskälbern und einem drolligen Minischwein kommen die beiden sich allmählich wieder näher. Bald merkt Hark, dass seine Gefühle für Ella noch genauso präsent sind wie die alten Probleme zwischen ihnen. Tierarzt ist Hark schon immer mit Leib und Seele, aber wird es ihm auch gelingen, Platz für die Liebe in seinem Leben zu schaffen?

Wer das schöne Cover betrachtet, darf sich schon an die Nordsee träumen. Eng umschlungen, macht ein vertraut wirkendes Paar einen romantischen Spaziergang am endlosen Strand, in der Begleitung eines kleinen Dackels. Handelt es sich um Hark und Ella, die mit dem treuen Tassilo unterwegs sind? Liest man den aussagekräftigen Titel, schlägt das eigene Herz gleich höher. Hier wird eine romantische Liebesgeschichte vor einer traumhaften Kulisse erzählt!


Im Mittelpunkt des zweiten Bandes "Herzklopfen unterm Sternenhimmel" steht der sympathische Tierarzt Dr. Hark Harksen, der den schrecklichen Tod seiner Frau nicht überwunden hat. Tiefe Gefühle will er nicht mehr zulassen, auch wenn er sich seiner ehemaligen Freundin Ella nach wie vor tief verbunden fühlt. Im Stillen zieht Frauke, die esoterisch angehauchte Mutter von Hark, mit Hilfe einer guten Freundin geschickt die Fäden, um ihren widerspenstigen Sohn und die störrische Ella mit Hilfe eines raffinierten Konzeptes zu verkuppeln. Auch Ella hat ihr Päckchen zu tragen; nach einer gescheiterten Ehe muss sie ihr einziges Kind allein großziehen, sie trägt die Verantwortung für ihre kranke Mutter Brigitte, zu der sie ein gestörtes Verhältnis hat, und der familieneigenen renovierungsbedürftigen Kneipe steht das Wasser bis zum Hals.

Wieder einmal bin ich restlos begeistert von meiner Lektüre. Cornelia Engel erzählt eine dramatische, mitreißende Geschichte voller Herz und Humor, und die süßen Tiere sorgen für viele schöne Momente. Es ist keine heile Welt, von der sie erzählt, aber man fühlt sich im Kreise dieser liebenswerten Menschen mit Ecken und Kanten zu Hause. Besonders bewegt hat mich die tiefe Solidarität der alteingesessenen Borkumer, die ihrer Nachbarin Ella, die um ihre Existenz fürchtet und keinen Ausweg sieht, ihre tatkräftige Unterstützung anbieten und einen erfolgreichen Schlachtplan gegen den Aufkauf ihrer Insel durch finanzkräftige Investoren entwickeln. So muss es sein!

Bewertung vom 26.06.2021
Kaputte Herzen kann man kleben
Günak, Kristina

Kaputte Herzen kann man kleben


sehr gut

"Kaputte Herzen kann man kleben" ist der neue Roman von Kristina Günak, einer deutschen Autorin, welche die norddeutsche Küstenlandschaft gerne zum Schauplatz ihrer Romane macht.

Hebamme Luisa ist alleinerziehend. Ihr Ex entzieht sich seinen Verpflichtungen, wo er kann. Als Luisas Rücken die Notbremse zieht, muss sie mit ihrer kleinen Tochter eine Auszeit nehmen: bei der exzentrischen Tante in St. Peter-Ording. Die geschickten Hände des verschlossenen Physiotherapeuten Tom helfen ihr wieder auf die Beine, doch die Seele will nicht recht nachziehen. Bis sie am Strand auf ein Grüppchen Frauen trifft, das es sich zum Motto gemacht hat, fünfe gerade sein zu lassen. Und auch Tom ist auf einmal nicht mehr so verschlossen ...

Das hübsche Cover atmet maritimes Flair und stimmt auf St. Peter Ording ein, der vielsagende Titel passt perfekt zu einem humorvollen, locker-leicht geschriebenen Frauenroman, in dem die Liebe nicht zu kurz kommen darf.

Was das Setting betrifft, hat Kristina Günak eine gute Wahl getroffen. St. Peter Ording ist ein beliebter Ferienort an der Nordsee; die kleine Gemeinde im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein ist vielen Leserinnen aus eigener Anschauung (oder aus den einschlägigen Frauenromanen) vertraut. Mit vielen stimmungsvollen Bildern fängt Kristina Günak die landschaftliche Schönheit von St Peter Ording ein und lädt zu einer wunderschönen literarischen Traumreise an einen Sehnsuchtsort ein.

Der neue Roman "Kaputte Herzen kann man kleben" kreist um "Mental Load", die unsichtbare Denkarbeit von Frauen. Auch die in München lebende alleinerziehende, berufstätige Protagonistin Luisa zählt zu den Frauen, die immer an alles denken müssen. Als angestellte Hebamme in einem großen Klinikum steht sie unter starkem Druck, effizient arbeiten zu müssen; eine selbstbestimmte Tätigkeit als freie Hebamme in einem eigenen Geburtshaus ist ihr nicht möglich. Auf die finanzielle Unterstützung durch den leiblichen Vater ihrer Tochter kann sie nicht bauen, auch die Betreuung ihres schulpflichtigen Kindes liegt allein in ihren Händen. Aufgrund dieser extrem hohen (Arbeits-) Belastung reagiert sie psychosomatischen (Rücken-) Beschwerden; sie ist an ihre Grenzen gekommen, steht vor einem Burnout und braucht mit ihrer lebhaften kleinen Tochter eine längere Auszeit auf dem Bauernhof ihrer exzentrischen Tante.

Leider bin ich mit Luisa nicht richtig warmgeworden. Für meine Geschmack ist sie ein sperriger Charakter. Auch wenn ich ihre physischen und psychischen Probleme verstehen und nachempfinden kann, erscheint sie mir etwas zu passiv und wehleidig. Sie kann ihre Probleme klar benennen, verschließt aber die Augen vor der naheliegenden Lösung. Auch an ihrem passiv-aggressiven, schroffem Benehmen ihrer hilfsbereiten Tante Mimi und den anderen Bewohnern des Bauernhofes gegenüber habe ich mich regelmäßig gestoßen.

Dennoch hat mir meine Lektüre gut gefallen. Auch wenn es sich um einen klassischen Frauenroman handelt, liefert Kristina Günak viele wichtige Denkanstöße, unsere soziale Realität und das eigene Leben kritisch unter die Lupe zu nehmen. (Frauen-) Freundschaften, Hilfsbereitschaft und Solidarität sollten keine Fremdwort in unserer heutigen Gesellschaft sein. Insoweit ist es eine schöne Lektüre für zwischendurch, nicht nur für den Strandkorb.

Bewertung vom 20.06.2021
Sylter Rosen
Schleich, Elke

Sylter Rosen


ausgezeichnet

Mit ihrem Insel-Roman "Sylter Rosen" entführt Elke Schleich ihre Leserinnen auf die traumhafte friesische Insel, die alle Urlauber mit endlos langen, weißen, sogar einsamen Strände am tosenden Meer verwöhnt.

Liebeskummer, Geldsorgen und Schreibblockade: Es könnte besser laufen für die junge Autorin Lisa. Traummann Markus hat sich als Betrüger entpuppt und Lisa ohne einen Cent und mit einer üppigen Hotelrechnung auf Sylt sitzengelassen. Außerdem ruft ihr Verlag täglich an und möchte endlich eine Idee für ihren neuen Roman sehen. Da kommt der Job auf dem Insel-Pferdehof gerade recht. Hier trifft Lisa den wortkargen, aber attraktiven Kristian, der zwar ihr Herz bewegt, den sie aber nicht recht einschätzen kann

Schon als ich das hübsche Cover betrachtet habe, war ich gleich hin und weg. Wer möchte sich nicht auf einen gemütlichen Reiterhof träumen, die Lieblingsinsel der Deutschen entdecken, dem leisen Rauschen der Wellen lauschen und den süßen Duft der Kartoffelrosen atmen?

Alles in allem hat mir dieser Roman sehr gefallen. Auf dem familiengeführten Reiterhof mit den liebenswerten Protagonisten und wunderschönen Pferden habe ich mich gleich heimisch gefühlt, und Elke Schleich hat mich an viele schöne Orte auf der Trauminsel Sylt mitgenommen. Bei der Lektüre ihres Romans ist echtes Inselfeeling aufgekommen, es war eine kleine Auszeit für die Seele. "Sylter Rosen" ist eine locker-leichte, etwas vorhersehbare Sommer-Lektüre für zwischendurch, die unbeschwertes Lesevergnügen schenkt, aber auch ernste Themen nicht ausspart. Genau das Richtige für alle Pferde-Freunde und Sylt-Fans!

Bewertung vom 02.06.2021
Frauchens Glücksjournal
Hollweg, Clara

Frauchens Glücksjournal


ausgezeichnet

Meine Vorstellung von absolutem Glück ist es, an einem regnerischen Tag mit meiner Decke, meiner Katze und meinem Hund im Bett zu liegen. (Anne Lamott)

Diesem schönen Spruch möchte ich mich aus vollem Herzen anschließen. Auf meinem Lebensweg bin ich von vielen Hunden und Katzen treu begleitet worden, und an unsere gemeinsam verbrachte Zeit denke ich mit tiefer Dankbarkeit zurück.

In unserer modernen Welt setzen wir auf digitale Fotoalben, die unsere schönsten Momente im Leben für die Ewigkeit festhalten sollen. Doch können sie unsere Empfindungen für unsere Lieblinge wirklich spiegeln?

"Frauchens Glücksjournal" ist ein wunderschön gestaltetes Tagebuch, in dem man seine persönlichen Wau-Momente im Leben festhalten kann. Auf den ersten Blick wirkt es relativ unauffällig; in einer Buchhandlung ist es kein optischer Hingucker. Dafür punktet es mit einer zurückhaltenden Eleganz, die durch den hellen Einband und die goldenen Lettern betont werden. Wenn man darin blättert, staunt man über die liebevolle Aufmachung. Man lernt achtsam und dankbar zu sein, die gemeinsame Zeit wertzuschätzen und die vielen kleinen und großen Augenblicke mit seiner treue Fellnase zu genießen.

Was für eine tolle Idee! Und was für eine zauberhafte, bleibende Erinnerung an den besten Freund, den man sich in seinem Leben wünschen kann!

Bewertung vom 31.05.2021
Muschelspiel
Baumann, Margot S.

Muschelspiel


ausgezeichnet

England ist immer eine Reise wert. Mein letzter Aufenthalt liegt schon mehrere Jahre zurück. Deshalb fühlte ich mich von dem zauberhaften neuen Roman "Muschelspiel" der Bestsellerautorin Margot S. Baumann gleich angesprochen, der sich um ein malerisches Cottage, ein altes Geheimnis und eine verbotene Liebe dreht.

Drei Monate Auszeit in den englischen Cotswolds, weg von dem stressigen Anwaltsjob in New York und ihrem Verlobten, der auf Heirat drängt: Kira will die Zeit nutzen, um sich endlich über ihre Zukunft klar zu werden. Sie hätte allerdings nicht damit gerechnet, dass ihr die Ruhe und Abgeschiedenheit so zu schaffen machen würden … Jedes kleinste Geräusch im Cottage lässt sie aufschrecken. Als sie glaubt, einen Einbrecher zu hören, sucht sie bei ihrem Nachbarn Matt Vellacott Unterschlupf. Matt ist Schriftsteller und hilft ihr, mehr über die Vergangenheit des Hauses und dessen Vorbesitzerin herauszufinden, die 1944 plötzlich im Dorf auftauchte. Ihre gemeinsame Suche lässt in Kira unerwartete Gefühle für Matt aufkommen. Während ihr Verlobter in New York auf sie wartet …

Schon das hübsche Cover ist in feine Pastelltöne gehaucht und lädt zum Träumen ein. Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren schaut sinnend auf eine traumhafte Landschaft in der Abenddämmerung. Auch der interessante Titel regt die Phantasie des Lesers an.

Für ihr neues Buch hat Margot S. Baumann ein wunderschönes Setting gewählt. Die Cotswolds sind eine Region Englands, die mitunter auch als das Herz Englands bezeichnet wird. Es handelt sich um eine hügelige Landschaft, die von Südwesten nach Nordosten durch sechs Grafschaften verläuft. Hier steht das malerische Cottage, das die unter einem drohenden Burnout leidende selbstbewusste amerikanische Anwältin Kira für ihre geplante Auszeit angemietet hat.

Das Geschehen wird aus zwei verschiedenen Perspektiven geschildert, nämlich aus der Sicht von Kira und Matt, einem britischen Schriftsteller, der seine gefühlvollen historischen Liebesromane unter einem geschlossenen weiblichen Pseudonym veröffentlicht. Es lebt von dem starken Kontrast der zwei liebenswerten Protagonisten, die eine starke Neigung zueinander entwickeln, über einige Ungereimtheiten in der Vergangenheit einer in hohem Alter verstorbenen Nachbarin stolpern und sich auf die Suche nach der Wahrheit machen.

Was für eine charmante, humorvolle, schöne Liebesgeschichte! Ich habe meine literarische Reise nach England sehr genossen. Mir hat der Roman "Muschelspiel" ausgezeichnet gefallen und viele angenehme Lesestunden beschert. An welchem Sehnsuchtsort wird wohl das nächste Werk von Margot S. Baumann spielen?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2021
Dein böses Herz (eBook, ePUB)
Buderath, Paul

Dein böses Herz (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit seinem brillanten Debüt "Der Künstler" hat Paul Buderath für großes Aufsehen gesorgt. Nun präsentiert er den packenden Psychothrilller "Dein böses Herz", der im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht.

Eigentlich hatte sich Kommissarin Sandra Rehbein auf ein freies Wochenende mit ihrem Sohn gefreut. Doch dann wird sie zu einem Tatort gerufen: Auf einem verlassenen Parkplatz liegt ein toter Mann - ihm wurde das Herz herausgeschnitten. Als Sandra und ihr Team die Ehefrau des Opfers verständigen, finden sie heraus, dass diese ein Video erhalten hat, auf dem ihr Ehemann beim Sex mit einer auffällig tätowierten Frau zu sehen ist. Gibt es da einen Zusammenhang? Kurz darauf wird eine weitere Leiche gefunden - ebenfalls ohne Herz. Bei ihren Ermittlungen deckt Sandra ein dunkles Geheimnis auf, das die Opfer miteinander verbindet. Und das Morden ist noch nicht vorbei ..

Das schlichte Cover erlaubt keine Rückschlüsse auf den Inhalt dieses Psychothrillers. Es wirkt modern und passt gut in die heutige Zeit. Dagegen regt der einprägsame Titel klar die Phantasie des Lesers an, die durch den spektakulären Klappentext weiter geschürt wird.

Das Geschehen wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Auf diese Weise kann man sich gut in die handelnden Protagonisten einfühlen, die aus allen gesellschaftlichen Schichten stammen, und man hat sogar die Chance, in die verworrene Gedankenwelt eines psychisch kranken Menschen einzutauchen, der von extremen Rachegedanken getrieben wird.

Meine Lektüre hat mir ausgezeichnet gefallen. Paul Buderath liefert mörderisch gute Unterhaltung, die wegen der vielen schockierenden blutigen Taten garantiert nichts für schwache Nerven ist.

Bewertung vom 29.05.2021
Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2
Grünig, Michaela

Stürmische Zeiten / Palais Heiligendamm Bd.2


ausgezeichnet

Selten habe ich einer Fortsetzung so entgegengefiebert wie dem zweiten Band der Reihe "Palais Heiligendamm". Nach den dramatischen Ereignissen im Deutschen Kaiserreich entführt Michaela Grünig ihre LeserInnen in die von vielen Krisen geschüttelte Weimarer Republik, der ersten parlamentarischen Demokratie in Deutschland.
Der historische Roman "Palais Heiligendamm" pendelt zwischen zwei zentralen Schauplätzen, nämlich Berlin und Bad Doberan, an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns. Hier ist der Sitz des Palais Heiligendamm, des Luxushotels, das von der Familie betrieben wird. Das Wiedersehen mit den vertrauten Protagonisten macht großen Spaß. Im Laufe der Zeit haben alle Charaktere eine bemerkenswerte Entwicklung hinter sich gebracht, die man ihnen im ersten Band der Familiensaga gar nicht zugetraut hätte. Wer hätte gedacht, dass Elisabeth sich zu einer selbstbewussten Geschäftsfrau und liebevollen Mutter mausern würde? Sie passt sich den modernen Zeiten an und trennt sich von alten Zöpfen (im wahrsten Sinne des Wortes). Sie pflegt eine freundschaftliche Beziehung zu Julius, dem Vater ihrer einzigen Tochter, dem sie sich nach wie vor eng verbunden fühlt, und hat ihr Leben im Griff, ganz im Gegensatz zu ihrem homosexuell veranlagten Bruder Paul. Nach der "Vernunftehe" mit seiner konservativen Ehefrau Helene stürzt er sich in eine verhängnisvolle Affäre mit einem rechtsradikalen Politiker, der um jeden Preis Karriere bei der NSDAP machen will. Sein Freund ist auf ein "makelloses" Privatleben angewiesen; eine Schein-Ehe mit Luise, der jüngsten Schwester von Paul, die nach einer gescheiterten ersten Ehe als geschiedene Frau gesellschaftlich "unten durch" ist und eine künstlerische Laufbahn als Schauspielerin anstrebt, ist für ihn die perfekte Lösung. Paul ist kein schlechter Mensch, er ringt mit seinem Gewissen, doch er lässt sich ausnutzen - von Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen. Was die politische Gesinnung angeht, hält sein Bruder, ein renommierter Arzt an der Charité in Berlin, sich weitgehend bedeckt, während seine Frau Margot sich auf dem Gebiet der Rassenhygiene engagiert, was ihre gefährliche Nähe zur NSDAP andeutet. Von diesen folgenschweren antidemokratischen Entwicklungen betroffen ist Johanna, die älteste Schwester von Paul, die nicht nur mit Samuel, einem tüchtigen Kinderarzt, verheiratet ist, sondern auch seinen jüdischen Glauben angenommen hat. Aufgrund der rechtsradikalen Strömungen in Berlin schwebt ihre Familie in Lebensgefahr - ihr bleibt nur die Flucht ins rettende Ausland. Michaela Grünig erzählt nicht nur von den Reichen und Schönen, sondern gewährt auch einen klaren Einblick in das Leben von Menschen, die am unteren Ende der sozialen Hierarchie stehen. Die tüchtige Köchin Minna, welche nach ihrem Einsatz als Kindermädchen wieder das Zepter in der Küche des Palais Heiligendamm schwingen darf, träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit Albert, einem überzeugten Kommunisten. Doch ihre Wünsche werden sich kaum erfüllen. Für ein ruhiges bürgerliches Leben kann Albert sich nicht erwärmen, der politische Klassenkampf steht für ihn an erster Stelle. Eine klare Entscheidung, für die er einen hohen Preis zahlen wird.
Was für eine packende Lektüre! Michaela Grünig hat eine brillant geschriebene, faszinierende Fortsetzung vorgelegt, die mich (fast) noch mehr mitgerissen hat als der erste Band. Ihr neues Buch hat mich tief beeindruckt; ich mochte gar nicht mehr mit der Lektüre aufhören. Michaela Grünig hat die politischen Strömungen der Zeit anschaulich vermittelt; man erlebt die ständigen Wirtschaftskrisen, die hohe Arbeitslosigkeit, den politischen Terror und das mangelnde Vertrauen in die junge Demokratie hautnah mit. Während meiner Lektüre sind Fiktion und Realität miteinander verschwommen; ich habe mit allen Protagonisten gehofft, gelacht, gelitten und geweint - und fiebere dem letzten dritten Band entgegen. Kann man sich mehr von einem historischen Roman wünschen?