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SBS

Bewertungen

Insgesamt 362 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2021
Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Die siebte Zeugin / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Es ist ein ganz gewöhnlicher Sonntag in Berlin; der Beamte Nikolas Nölting winkt seiner Tochter, als er mit dem Rad zur Bäckerei aufbricht. Alles scheint ganz normal, doch dann überfällt Nölting einen Polizisten vor der Bäckerei, nimmt dessen Waffe an sich und schießt in der Bäckerei um sich. Nachdem er zwei Personen angeschossen und eine erschossen hat, lässt er sich widerstandslos festnehmen und schweigt. Was mag ihn zur Wahnsinnstat bewogen haben?
Diese Frage stellt sich jeder, auch die Frau des Täters, die verzweifelt nach einem Verteidiger sucht und ihn mehr oder weniger zufällig in Rocco Eberhardt findet. Eberhardt, der den Fall spannend findet und der Frage nach dem „Warum“ auf den Grund gehen will, nimmt den aussichtslosen Fall an. Doch auch ihm sagt sein Mandat nichts. Über Wochen, Monate schweigt sich Nölting aus, doch Eberhardt ermittelt mit seinem Freund und Detektiv an dem brisanten Fall. Immer mehr zeichnet sich ein Verdacht ab, aber der Mandant redet nicht, jedoch schaltet sich eine Clan-Größe ein und es wird noch richtig gefährlich…
Besonders gelungen ist der Schreibstil. Die kurzen Kapitel machen es kaum möglich das Buch aus den Händen zu legen und ich bin daher auch binnen eines Tages mit dem Buch durch gewesen. Wobei mir das meist so geht, wenn der Name Tsokos (mit) auf dem Cover steht, denn der Name steht nicht nur für Spannung, sondern auch für tolle Einblicke in die Realität eines Rechtsmediziners. Dass der Co-Autor Florian Schwiecker auch aus seinem Fachgebiet als Verteidiger, die Geschichte erzählt, wird schnell deutlich. So weiß man zudem, dass die Geschichte möglichst authentisch ist. Die Charaktere fand ich gelungen gezeichnet und vor allem waren die privaten Momente ausgewogen, also nicht ausufernd, sondern nur dann Thema, wenn sie die Geschichte auch tatsächlich voranbringen.
Der Justiz-Thriller hat nur einen Fehler und das ist seine Kürze mit 315 Seiten. Zu gerne hätte ich direkt noch viel mehr gelesen und das Ende des Buches verspricht schon einen weiteren Teil, der den Anwalt Rocco Eberhardt sehr fordern wird und ich bin sicher: Jarmer wird dabei auch eine gewichtige Rolle spielen.
Für mich ist dieser Auftakt ein Volltreffer, denn selbst als die Hintergründe irgendwann zu erahnen bzw. klar waren, stellte sich die Frage, wie Eberhardt weiter vorgeht und welches Ergebnis er erreichen wird. Ich bin gespannt, wie es weitergeht und empfehle derweil das Buch gerne weiter.

Bewertung vom 28.12.2020
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1


ausgezeichnet

Zwei kleine Mädchen feiern den Geburtstag der Älteren mit der Mutter. Mutter Elisabeth leidet unter starken Schmerzen und doch feiert sie mit ihren Mädchen. Doch dann verstirbt die Mutter. Die Mädchen machen sich auf, denn sie wollen nicht ins Waisenhaus – doch genau so kommt es. Doch beiden wird es ermöglicht das Abitur abzulegen und sie beginnen in der ersten deutschen Kinderklinik in Weißensee ihre Ausbildung zur Krankenschwester. Auch dort ist die Herkunft der Mädchen immer wieder ein Thema…
Historische Romane mit medizinischem Hintergrund haben es mir schon früh angetan und ich finde es immer wieder spannend, wie die Menschen früher zurechtkommen mussten. Gerade die Pädiatrie steckt hier erkennbar noch in den Kinderschuhen und es ist sehr interessant die Einblicke zu erhalten. Noch spannender ist allerdings die Geschichte der Schwestern Marlene und Emma, die ihren Weg, allen Widrigkeiten trotzend, gehen wollen. Die Charaktere der Schwestern, aber auch vieler anderer werden schön ausgearbeitet, zudem hat mich auch der runde, kurzweilige Schreibstil quasi auf ganzer Linie überzeugt. Genial fand ich, dass die Autorin an einigen Stellen zu überraschen wusste und eben nicht die Wege eingeschlagen hat, die man so von einem historischen Roman erwarten würde. Die Geschichte ist auf mehreren Ebenen spannend, man fiebert mit den Schwestern mit, aber auch mit erkrankten Kindern und natürlich gibt es auch Personen, denen man alle wünscht – nur nichts Gutes…
Ich bin richtig begeistert, empfehle diesen Auftakt sehr gerne weiter und freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung dieser rundum gelungenen Geschichte! Die Autorin war mir bisher unbekannt, aber ich werde sie im Auge behalten. Und beim nächsten Berlinbesuch werde ich versuchen einen Abstecher zur alten Klinik zu machen, denn es gab sie tatsächlich, wenngleich die Geschichte als solche fiktiv ist.

Bewertung vom 28.12.2020
Die Djurkovic und ihr Metzger
Raab, Thomas

Die Djurkovic und ihr Metzger


schlecht

Metzger will heiraten, seine Angebetete lässt ihn vor dem Altar stehen und dann überschlagen sich die komischen und irrtümlichen Ereignisse, Leichen und Elefanten und allerhand anderes treten in Szene.
Zu Beginn dachte ich, dass ich nicht ins Buch finde, weil ich die Vorgänger nicht kenne, aber ich bin sicher, dass das nicht das Problem war. Das Buch ist aus meiner Sicht einfach nur ein einziges, furchtbares Chaos - dabei hatte die Grundidee durchaus Potential. Die Art die Geschichte zu erzählen war jedoch einfach nur nervig, wenig unterhaltsam und nicht ansprechend. Gewöhnlich mag ich Zeitsprünge und verschiedene Textarten, hier sorgte es nur für Verwirrung. Zudem hat der österreichische Einschlag nicht gerade für meine Begeisterung gesorgt, der Humor war nicht immer meins – wobei es da schon manchen Lichtblick gab, aber kurz danach war der Effekt immer verpufft. Der Schreibstil ist – ich nenne es mal vorsichtig – nicht meine Welt… Nur aufgrund der Kürze habe ich das Buch überhaupt beendet und es gab ja immer noch die Hoffnung, dass der Autor das Ruder rumreißen würde, vielleicht einen roten Faden finden würde. Aus meiner Sicht ist das misslungen.
Ich habe noch nie was vorher von Metzger oder gar dem Autor gelesen und ich bin jetzt schon sicher, dass ich kein weiteres Buch von ihm lesen werde. Mir war der Schreibstil zu chaotisch, viel zu konfus und Spannung musste ich mit der Lupe suchen. Schade um die an sich gute Idee, die dem Schreibstil zum Opfer fiel.

Bewertung vom 14.12.2020
Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne / Ikonen ihrer Zeit Bd.2
Weinberg, Juliana

Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne / Ikonen ihrer Zeit Bd.2


sehr gut

Über Audrey Hepburn muss ich nicht viele Worte verlieren. Sie ist wohl in Grundzügen jedem bekannt, ihre Filme sind Klassiker und ihre Wohltätigkeit ist ebenfalls bekannt. Mir unbekannt war, dass sie schon in früher Kindheit dem Tanz so extrem zugewendet war und sie den Traum hatte Ballerina zu werden. Diese Phase ihres Lebens, erschüttert vom zweiten Weltkrieg in den Niederlanden, fand ich sehr spannend. Der Hunger während des Krieges verhindert Audreys Karriere als Ballerina, doch sie findet sich in einer Tanzgruppe wieder und wird entdeckt – ihr Stern steigt auf.

Ich hatte das Gefühl das Audrey authentisch dargestellt wurde, vor allem bei den Tiefschlägen im privaten Bereich wurde es für mich auch emotional. Mal war ich mir ihr traurig, viel häufiger war ich empör, warum sie sich von Männern so behandeln ließ. Das hatte sie doch gar nicht nötig. Vor allem wollte sie es auch nicht. Sie wollte Mutter sein und sich um ihr Kind aufopferungsvoll kümmern – doch daraus wird nichts, dabei hätte sie die Möglichkeit gehabt, aber ihr Mann… Ich konnte sie einfach nicht verstehen. Sie hätte sich einfach mal durchsetzen müssen (hätte ich ihr auch zugetraut, da sie eine gewissen Bodenhaftung hatte und auch über gesunden Ehrgeiz verfügte), aber wohl leichter gesagt, als getan. Ich jedenfalls musste nicht selten mit dem Kopf schütteln, aber es waren eben auch noch andere Zeiten.
Interessant waren die Einblicke in die Filmbranche oder auch, wie die Presse und Paparazzi ihr Leben beschwerlich machten. Wirklich bedauerlich finde ich, dass ihre humanitären Aktionen so wenig thematisiert werden und zum Ende des Buches alles, auch ihre letzte Ehe so schnell „abgehandelt werden“.
Gelegentlich erschien mir der Schreibstil nicht so richtig rund, manchmal wurde es recht zäh, während andere Stellen emotional sehr packend waren und gelegentlich wurde es auch spannend. Die Höhen und Tiefen der Ikone wurden aus meiner Sicht gut dargestellt und ich habe das Buch einfach gerne gelesen.

Unter dem Strich eine Romanbiografie, die sehr kurzweilig daher kam, mich gut unterhalten hat, wenngleich ich stellenweise mit der Hollywood-Ikone und auch dem Schreibstil haderte...Trotzdem kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen.

Bewertung vom 14.12.2020
Sterbewohl (eBook, ePUB)
Monti, Olivia

Sterbewohl (eBook, ePUB)


gut

Deutschland ist nur noch eine Scheindemokratie und hat sich dazu entschlossen Menschen ab 65 zu Sterbeseminaren zu schicken. Getarnt als netter Urlaub auf Fehmarn, werden die Menschen manipuliert und instrumentalisiert und schnell wird klar: Lebend kommt man nicht mehr von der Insel. Nadja, die Erzählerin, und ihre Freunde wollen das Spiel so aber nicht mitmachen, denn sie haben noch keine Lust aus dem Leben zu scheiden, nur weil es für den Staat so bequemer wäre. Daher nehmen sie eine Journalistin mit und schauen sich die Sache mal an.

Ein Krimi mit älteren Protagonisten, die sich ihrem Schicksal nicht ergeben wollen – das klang mal anders als und das war es auch. Allein das interessante Szenario, das die Autorin schafft, ist bedrückend und wenn man ehrlich ist, ist es nicht so utopisch, wie es eigentlich sein sollte. Ältere Menschen sind hier nur noch ein Kostenfaktor und ihren Familien ein Klotz am Bein, zumindest wird das suggeriert. Dabei zeigt sich schnell, dass die Protagonisten hier vielleicht nicht mehr zur aller schnellsten Truppe gehören, dennoch noch lange nicht zum alten Eisen. Trotzdem sollen sie „freiwillig“ den Tod wählen. Wie manipuliert wird, ist interessant, was es mit den Menschen macht nicht weniger und dennoch – irgendwas hat mir gefehlt und zwischendurch gab es schon manche Länge.

Die Charaktere sind altersentsprechend und durchweg recht gut dargestellt. Die knappen Kapitel und der gute Stil lassen den Leser nur so durch das Buch rasen (bis auf ein paar Seiten zwischendurch) und das Herz nicht selten mit, denn es gibt schon Momente, die es wirklich in sich haben, trotzdem – ein Krimi ist es nicht wirklich, aber ein Roman, der nachdenklich stimmt. Leider hat mich das Ende nicht ganz so überzeugt. Insgesamt eine ganz passable Leistung und ein an sich gelungenes Gedankenspiel.

Bewertung vom 14.12.2020
Unter Ultras. Eine Reise zu den extremsten Fans der Welt.
Montague, James

Unter Ultras. Eine Reise zu den extremsten Fans der Welt.


sehr gut

Der britische Journalist James Montague hat wirklich mit die extremsten Fans der Welt getroffen, darunter auch solche, denen der Fußball mehr oder weniger egal ist, die jedoch inmitten der Ultras ihre Heimat gefunden haben. Diese Heimat kann ein gefährliches Pflaster sein, wie man schon im Vorfeld vermutet, hier jedoch an vielen Stellen direkt erfährt.

Es ist nicht meine Welt – das wusste ich vorher schon, in dem Buch erhält das Fernhalten von solchen Strukturen aber in einigen Hinsichten noch weiteres Futter. Ich schaue mir gerne tolle Choreos an, aber damit hat es sich auch schon. Natürlich kann man nicht alle Ultras über einen Kamm scheren – tut der Autor auch nicht – aber es ist eine Welt für sich. Vor allem in den lateinamerikanischen Ländern, aber auch in Indonesien und Co wird es nicht selten auch richtig gefährlich, auch für den Autor, der mittendrin ist und das, obwohl Ultras Journalisten auch nicht unbedingt mögen…nur Polizisten scheinen sie noch weniger zu mögen und auch der Kommerz kommt nicht nur in Deutschland nicht so an. Themen wie Gewaltbereitschaft, aber auch Kreativität und Moralvorstellungen der Ultras weltweit werden hier offenbart. Manches davon ist kein Geheimnis, wie „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“, dennoch hat der Autor mir die Augen geöffnet für die Menschen, die hinter der Choreo stehen und teilweise wirklich einfach nur ihre Mannschaft unterstützen, während andere ganz andere Motive haben.

Vor der Recherche muss man einfach den Hut ziehen. Der Autor scheut kaum ein Risiko und es ist sehr interessant, wie unterschiedlich die Ultras und ihre spezielle Kultur sind. Auch der Umgang mit den Ultras, die teils heftige Maßnahmen vom Staat zu fürchten haben, an anderer Stelle jedoch den Machthabern mit ihren Aktionen in die Hände spielen bzw. auch dafür engagiert zu werden scheinen, ist sehr unterschiedlich.

Da manches recht düster ist, vor allem die nationalistischen und faschistischen Aktionen haben mich abgestoßen, konnte ich das Buch nicht auf einen Sitz lesen. Dabei hätte der Schreibstil das durchaus hergegeben, denn so einiges ist emotional aufgeladen, spannend und mir haben es vor allem die politischen Verquickungen angetan. Trotzdem hat mir ein wenig das Stadiongefühl gefehlt, mit dem ich fest gerechnet hatte und manches war auch schon fast zu ausführlich, sodass ich dann doch einen Stern abziehe.

Ein Sachbuch, das unter die Haut geht und trotz extrem vieler Fakten, alles andere als trocken und fad ist. Eine gewisse Fußball-Affinität sollte man schon mitbringen, aber ein gesteigertes Interesse ist nicht nötig, um sich auf die Berichte aus der Subkultur einzulassen.

Bewertung vom 07.12.2020
Die neue Nebenbei-Diät
Lange, Elisabeth

Die neue Nebenbei-Diät


sehr gut

Ernährungsratgeber lese ich gewöhnlich nicht, denn ich bin mit meinem Gewicht vollends zufrieden und habe keine Schwierigkeiten mein Gewicht zu halten. Allerdings habe ich mich schon länger gefragt, woran das liegen könnte, denn Sport in dem Sinne mache ich keinen und ich esse was mir schmeckt, auch gerne reichlich und nicht immer super gesund. Diesem „Mysterium“ bin ich durch die Lektüre tatsächlich auf die Spur gekommen. Das Geheimnis ist das Intervallfasten, welches ich einfach irgendwann einmal intuitiv entwickelt habe. Wer diese Art der „Nebenbei-Diät“ nicht kennt oder noch nicht in den Alltag integrieren konnte, wird in diesem Buch zahlreiche Anregungen und Tipps erhalten, die das Intervallfasten und seine Vorteile ermöglichen. Gut fand ich auch, dass nicht nur die Vorteile, sondern auch potentielle Schwierigkeiten genannt werden.

Kalorien zählen und Verzicht können der Vergangenheit angehören, wenn man es schafft dauerhaft neue Verhaltensweisen zu entwickeln, aus denen man auch mal ausbrechen kann für einzelne Tage, ohne das sich direkt viel auf der Waage tut – wobei die Waage, die sollte man vielleicht so und so weniger beachten, denn viel besser und wichtiger sind die Maße. Es gibt zahlreiche Unterstützungsangebote, die das Durchhaltevermögen steigern und dergleichen. Schön finde ich weiter, dass von Crashdiäten abgeraten wird und alles kurz und knapp, leicht verständlich und tatsächlich anwendbar geschildert wird.

Das Format ist sehr handlich, der Text leicht verständlich und schnell gelesen. Schön ist auch die Art der Darstellung, denn häufig finden sich auf der einen Seite ungesunde Lebensmittel, auf der anderen Seite gesunde Varianten. Doch bei all dem Lob, es gibt auch Punkte, die weniger überzeugen. Ein echter Makel an dem Buch sind die wenigen Rezepte und die, die es gibt sind nicht unbedingt neu. Man muss sie fast schon mit der Lupe suchen, aber geschmacklich hat mich das schon überzeugt, allein wirklich neu und innovativ war da auch nichts. Schade, denn ansonsten hat mich das Buch sehr angesprochen hat. Zudem glaube ich, dass vieles der Zielgruppe schon bekannt ist und kaum Neues bietet, aber da kann ich natürlich nicht sicher sein.

Insgesamt ein informativer Ratgeber, dem jedoch mehr Rezepte sehr gut gestanden hätten…

Bewertung vom 02.12.2020
Gans Ernst von Jimmy Kimmel
Kimmel, Jimmy

Gans Ernst von Jimmy Kimmel


sehr gut

Bring Gans Ernst zum Lachen, lautet die Mission des interaktiven Buches. Eine Aufgabe, die fast schon unlösbar erscheint, denn Gans Ernst findet ganz ernst so gar nichts lustig und schaut immer sehr mürrisch drein. Ob man ihn verkleidet oder sonst was- er verzieht keine Miene und der unbekannte Erzähler ist sich auch sicher, dass der Leser keine Chance hat, Gans Ernst zum Lachen zu bringen, aber dann…

Ich habe wirklich laut lachen müssen bei meinen Fratzen, zu denen mich das Buch animierte, meine ganze Familie hatte bei dem kurzen Lesespaß immerhin ein Lächeln im Gesicht und selbst mein Vater mit Mitte 60 konnte es sich nicht verkneifen, ganz leicht Grimassen zu ziehen- ein herrlicher Anblick. Ein netter, kurzer Spaß für zwischendurch.

Doch so richtig gefeiert wurde Gans Ernst in der KiTa meiner Schwester. Sie hatte sich vorher schon ein paar motivierende Grimassen ausgedacht und konnte das Buch „ihren“ Kindern entsprechend verkaufen – sie ist aber sicher, dass vor allem Kinder ab etwa vier nicht lange zum Mitmachen animiert werden müssen. Allerdings ist hier vor allem bei Kindern der U3-Gruppe darauf zu achten, dass sie nicht voller Begeisterung an der Spiegelseite ziehen, denn sonst war es das ganz schnell mit dem Spaß. Natürlich ist das Buch, das an sich ohne echte Geschichte daherkommt, sicher nicht die Offenbarung des Jahrtausendens, aber es macht kurzzeitig wirklich Spaß und welches Kind liebt es nicht Grimassen zu schneiden? Den Wortwitz zu Gans Ernst haben manche Kinder nicht verstanden, trotzdem war es für sie lustig.
Kritisieren muss man schon die „fehlende“ Geschichte und der Schluss, naja, der ist sicher auch nicht unbedingt eine nie dagewesene Meisterleistung, aber ganz ehrlich? Albernheiten müssen doch auch mal sein und dafür ist das Buch die beste Vorlage. Mir haben die Illustrationen, die mal nicht vor Farben triefen, sehr gut gefallen und da es nur wenig Text gibt, können auch jüngere Kinder der Geschichte folgen.

Beim Lesen mit Kindern geht der Zweck des Buches voll und ganz auf – ein paar unbeschwerte Momente verleben und dabei gemeinsam lachen. Gerade in diesen Zeiten so wichtig und prinzipiell mag ich Bücher, die Kindern wirklich Spaß machen und sie so eher zum Buch/Lesen bringen, als solche, die vielleicht pädagogisch und inhaltlich um einiges sinnvoller erscheinen, aber den Kindern keine echte Freude machen.

Ich finde das Buch ist zwar recht teuer, aber Kimmel macht sich nicht die Taschen voll, sondern spendet die Erlöse und in Anbetracht des tollen Wende-Posters, der Möglichkeit mittels Download an Malvorlagen zu kommen und des Spiegels, der das Buch zu etwas ganz besonderem macht, ist der Preis schon eher zu rechtfertigen.

Bewertung vom 23.11.2020
Asterix - Der Goldene Hinkelstein
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Asterix - Der Goldene Hinkelstein


gut

Der Barde Troubadix möchte bei einem Wettstreit um den Goldenen Hinkelstein antreten. Talent ist bei ihm bekanntlich Mangelware, daher begleiten ihn Asterix und Obelix, um ihm eine sichere Rückkehr zu gewährleisten und wären die Römer nicht….

„Asterix - Der Goldene Hinkelstein“ von René Goscinny und Albert Uderzo wird als „kleine Sensation“ angepriesen – in Teilen stimmt das, denn die Geschichte ist klein. Sie ist inhaltlich schnell in zwei Sätzen zusammengefasst, zudem ist sie knapp im Umfang und auch der Witz ist leider nicht ganz so, wie ich es mir erhofft hatte. Im Gegenteil, viele Dialoge haben mich einfach nicht überzeugt und wirkten aufgesetzt. Aber auch wenn es keine Sensation in dieser Hinsicht ist, so hat mich das kurze Stück dennoch unterhalten und in meine Kindheit/Jugend „entführt“, als ich bei diesem Heft sicherlich noch deutlich mehr zu lachen gehabt hätte. Wobei ich als Kind vielleicht nicht offen genug gewesen wäre für die Trennung von Bild und Text, denn ich lieb(t)e ja gerade den Comiccharakter, der hier ein wenig fehlt.

Die Geschichte war 1967 auch mehr oder weniger „nur“ das Begleitheft zu einer Schallplatte, da darf man auch einfach nicht zu viel erwarten. Die Illustrationen sind gewohnt ansprechend und haben es mir wirklich wieder sehr angetan, leider waren sie jedoch verhältnismäßig rar gesät.

Es ist kein Asterixband wie man ihn kennt, aber für Sammler trotzdem ein Muss. Das Hörbuch mit den grandiosen Gesangseinlagen ist tatsächlich hörenswert und hat mich am Ende vielleicht noch ein wenig mehr überzeugt, als es der Band als solcher konnte. Das ist meine ganz persönliche „kleine Sensation“.

Bewertung vom 15.11.2020
Das letzte Licht des Tages
Harmel, Kristin

Das letzte Licht des Tages


gut

Ich habe dieses Buch zweimal angefangen, weil ich beim ersten Mal einfach nicht in der Stimmung war und ich irgendwie das Gefühl hatte, dass da ein brisantes Setting (Champagne während der deutschen Besetzung) als Hintergrund für eine seichte Geschichte, die von Liebesdingen dominiert wird, herhalten sollte. In Teilen traf es auch zu, denn die junge Ines ist einfach nicht so gut gemacht für die Champagnerherstellung, wie Halbjüdin Celine, die Frau des Kellermeisters. In jedem Fall fühlt sich Ines von ihrem Mann und Eigentümer des Gutes, Michel nicht genug geliebt – und das geht dann auch erst einmal wie man es erwartet weiter. Halt sucht sie bei ihrer Freundin Edith in Reims und dort findet sie diesen nicht immer, dafür jedoch einen Mann, der ihr Avancen macht. Während der Leser einfach nur noch mit dem Kopf über die Naivität von Ines schütteln kann, spitzen sich die Kämpfe weiter zu. Immer mehr Juden werden deportiert, immer häufiger das Gut von Nazis aufgesucht, die nach dem Rechten sehen wollen. Die Taktik vom Beginn der Besetzung, nämlich einfach stillhalten und warten bis es vorbei ist, hat Gutsbesitzer Michel aufgegeben und arbeitet heimlich in seinen Kellern für die Résistance. Es wird nicht mehr nur Wein versteckt, sondern auch Waffen und Menschen und immer mehr zieht sich die Schlinge zu. Und dann sorgen Verrat und Enttäuschung für den Gau…
Vieles davon erfährt man aus den verschiedenen Blickwinkeln zu jener Zeit, manches offenbart sich in der weiteren Zeitebene, denn ein Teil der Geschichte spielt 2019. In der Gegenwart suhlt sich Liv gerade in den USA in Selbstmitleid als ihre Großmutter Edith anklopft und sie mit nach Frankreich nimmt, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Schnell zeigt sich: Die 99-jährige Edith hat eigene Motive und das ist nicht nur das Verkuppeln von Liv mit einem schnittigen Franzosen…
Die Charaktere hier sind alle etwas sonderbar. Naivität auf der einen Seite, Hinterhältigkeit auf der anderen, die Résistance wurde nur recht oberflächig angerissen (da habe ich schon deutlich besseres gelesen) Insgesamt hatte die Geschichte doch einiges, was mich nicht überzeugte, teils war es zu dick aufgetragen, an anderen Stellen viel zu vorhersehbar und trotzdem: Mir hat das Buch auch irgendwie gefallen, denn das Thema ist einfach fesselnd, es darf einfach nicht vergessen werden, welche Schrecken und Grauen die Nazis über die Menschen brachten und wie ganze Familien über Generationen hinweg zerrissen oder in irgendeiner Form „beschädigt“ wurden.

Aufgrund der ganzen Kritikpunkte kann ich allerdings nur drei Sterne vergeben, dabei hatte die Geschichte so viel mehr Potenzial.