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Benutzername: 
eulenmatz
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 171 Bewertungen
Bewertung vom 28.04.2016
Für einen Sommer und immer
Leuze, Julie

Für einen Sommer und immer


gut

Als Annikas Mutter ihr erzählt, dass sie schwer krank ist und bald sterben wird, will Annika nur noch eins: weg, und zwar schnell. Sie nimmt ihren lange überfälligen Urlaub und flüchtet sich in ein abgeschiedenes Dorf in den Südtiroler Dolomiten. Doch im Entspannen war die dreißigjährige Karrierefrau noch nie sonderlich gut, und schon nach einem Tag fällt ihr in ihrem schicken Hotel die Decke auf den Kopf. Um der erdrückenden Leere in ihrem Inneren zu entkommen, beschließt sie, sich beim Gipfelstürmen auszupowern, und nimmt sich kurzentschlossen einen Bergführer. Samuel ist vollkommen anders als alle Männer, die Annika je kennengelernt hat. Seine Liebe zu den Bergen ist mitreißend, ansteckend, und bald bemerkt Annika, dass sie mit jedem Meter, dem sie sich der Bergspitze nähert, auch ihrem eigenen Herzen näher kommt. (Quelle: Amazon)
Der Schreibstil des Romans zeichnet sich durch ein sehr flüssig und sich leicht lesenden Schreibstil aus. Die Kapitel sind relativ kurz. Innerhalb der Kapitel sind wir immer wieder im Wechsel in der Gegenwart, sprich in Annikas Flucht in die Berge, aber auch oft in Annikas Erinnerungen an Vergangenes.
Der Roman wird aus der Sicht von Annika erzählt. Grundsätzlich etwas, was ich sehr schätze, da man so einen sehr guten Einblick auf Persönlichkeit bekommt. Doch wie so oft bei weiblichen Protagonistinnen dieser Genres, sind diese Gedankengänge oft auch anstrengend auf die Dauer. Gerade eine Person wie Annika macht sich ständig Gedanken über alle und vor allem über sich selbst und malt sich die wildesten Szenarien aus. Annika ist grundsätzliche eine schwierige Person, die für mich über den gesamten Roman sehr widersprüchlich blieb. Zunächst wird deutlich, dass sie sehr leistungsorientiert ist und einen Hang zum Perfektionismus hat. Sie erscheint sehr kühl bis total zickig. Warum Annika so ist, wird auch klar, aber dennoch habe ich oft zwischen Mitleid und völligem Unverständnis geschwankt für ihr Handeln und Denken. Doch Annika beginnt während der Reise über sich selbst zu reflexieren und kommt zu dem Schluss, dass sie etwas ändern muss in ihrem Leben und an sich selbst. Das hängt vor allem mit der Bekanntschaft von Samuel zusammen, natürlich. Er rüttelt etwas in ihr wach. Die „neue Annika“ kommt ziemlich schnell, aber sie fällt auch wieder in alte Gedanken- und Verhaltensmuster zurück, was dem Ganzen eine Prise Authentizität verleiht. Eine Veränderung von heute auf morgen wäre unglaubwürdig gewesen. Dennoch konnte ich mich auch mit der „neuen Annika“ nicht wirklich anfreunden. Vieles war mir einfach zu stereotypisch und vorhersehbar.
Bei Samuel dagegen hat mir ein wenig die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit gefehlt. Außer, dass er die Berge und rasante Expeditionen über alles liebt und dafür sogar auf eine Beziehung verzichtet, erfährt man nicht so viel von ihm.
Annikas Mutter und Maria gefielen mir am besten, denn beide bewiesen Einfühlungsvermögen und nachvollziehbares Handeln. Gut gefallen hat mir die Annäherung zwischen Annika und ihrer Mutter, die im Sterben liegt. Annika, die das Gefühl hatte von ihren Eltern nicht richtig geliebt worden zu sein, bekommt erstmals das Gefühl, dass dem nicht so ist. Das Thema Abschied wurden im Roman sehr einfühlsame aufgenommen und verarbeitet. Unerklärlich blieb mir aber, dass Annika die Tatsache, dass ihre Mutter im Sterben liegt solange vor Samuel geheim gehalten hat.
Mir gefiel hier ganz besonders gut das Setting in den Bergen und die Wanderungen, aber das war es leider auch schon an wirklichen Highlights. Vollends emotional fesseln konnte mich das Buch leider nicht. Auch das Ende wurde für mich ein paar wenigen Seiten zu schnell abgehandelt und ein Stück weit zu kitschig ist im Vergleich zum Rest des Romans.
Es ist eine nette Sommerlektüre für zwischendurch, die zum Teil vorhersehbar ist und sich durch eine Protagonistin auszeichnet, die nicht ganz einfach ist. Dennoch werden auch schwierige Themen werden einfühlsam betrachtet.

Bewertung vom 20.04.2016
Wilde Gefühle / Between the Lines Bd.1
Webber, Tammara

Wilde Gefühle / Between the Lines Bd.1


ausgezeichnet

Auf Grund des Alters der Protagonisten würde ich es eher als Coming-of-Age-Story bezeichnen als einen Roman aus dem New Adult Bereich. Es ist durchaus prickelnd und auch mit dem Thema Sex wird offen umgegangen, dennoch gibt es im Buch keine expliziten Sex-Szenen.
Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Emma und Reid erzählt, was mir sehr gut gefallen hat. So erhielt man Einblick ist beide Charaktere. Besonders Reids Teile haben mir sehr gut gefallen, da sie sehr unterhaltsam waren. Ich stelle es mir schwer als Frau aus der Sicht eines Mannes zu schreiben, aber Tammara Webber ist es sehr gut gelungen und man hat eine deutliche Abgrenzung zu Emmas weiblicher Denkweise feststellen können.
Der Schreibstil von Tammara Webber ist flüssig, sehr bildlich und vor allem mitreißend und fesselnd. Schon auf den ersten Seiten konnte mich das Buch komplett für sich einnehmen. Besonders gut gefallen hat mir das Setting eines Filmdrehs. Da hat man gleich noch einmal einen Eindruck bekommen, wie so etwas von abläuft. Ich fand das Ganze auch sehr realistisch dargestellt, da es auch die Schattenseiten aufgezeigt hat, nämlich unter schweren Bedingungen zu drehen, d.h. morgens früh aufstehen und mitunter lange in der brütenden Hitze stehen. Außerdem natürlich auch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen und der Verlust der eigenen Privatsphäre. Auch wenn dies scheinbar nur am Rand erwähnt wurde, fand ich das Ganze sehr interessant und informativ.
Emma ist von außen gesehen noch relativ unerfahren und naiv, aber dennoch überhaupt nicht auf den Mund gefallen. In der Regel bin ich von solchen naiv angrenzenden Charakterzügen immer schnell genervt, aber bei Emma war das absolut authentisch, da sie in Sachen Liebe und Sex einfach noch völlig unerfahren ist. Auch Reids Absichten kann sie nicht richtig einschätzen. Natürlich ist Reid der klassische Bad Boy. Er sieht gut aus und ihm liegen die Mädchen zu Füßen, aber es wird deutlich, dass er trotzdem ein Herz hat und vor allem steht er zu sich selbst und dem was er tut. Keine Frage, ich fand ihn manchmal echt ätzend mit seiner Rumweiberei, aber ich fand es auch äußerst amüsant. Oft musste ich schmunzeln und richtig lachen. Neben Reid und Emma gibt es noch zwei weitere Charaktere, Graham und Brooke, die Ex-Freundin von Reid. Auch wenn ich es anfangs gar nicht erwartet hatte, entwickelt sich zwischen Emma, Graham und Reid eine Dreiecksbeziehung. Grundsätzlich mag ich solcherlei Konstrukte eher weniger, aber hier hat mich überhaupt nicht gestört, weil nicht sofort klar wer für Emma in Frage kommt. Beide Beziehungen haben ihre Haken. Bis zum Schluss habe ich natürlich auf eine Person gehofft, aber es war nicht völlig absehbar. Grundsätzlich hält der Schluss noch einige Wendungen bereit. Man sollte dringend darauf verzichten vorher den Klappentext des zweiten Bandes zu lesen, um sich nicht selbst zu spoilern. Da fast alle Charaktere noch im Teenageralter sind, fühlte ich mich stellenweise in meinen eigene Jugend zurück versetzt. Manchmal hat es mich fast ein wenig an American Pie erinnert. Ich fand alle weiteren Charaktere auch sehr sympathisch und vor allem vielschichtig ausgearbeitet, weil alle trotz des Promi-Faktors doch ganz normale Jugendliche mit ganz normalen Problemen sind. Wer hier Glam-Faktor und High Society á la Gossip Girl erwartet, der wird hier leider etwas enttäuscht.
Mir hat das Buch wahnsinnig gut gefallen, weil es tolle, sehr gut ausgearbeitete Charaktere sind, deren Konstellation einfach mal anders ist und weil das Setting außergewöhnlich ist. Es ist ein sehr unterhaltsamer Roman, aber dennoch zu keiner Zeit oberflächlich und ohne Tiefgang. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 19.04.2016
So bin ich nicht
Mackintosh, Anneliese;Schröder, Gesine

So bin ich nicht


ausgezeichnet

Vorne weg lässt sich sagen, dass sich das Buch kaum in irgendeine Schublade einordnen lässt und es ist nicht wirklich vergleichbar mit einem bisher veröffentlichten Roman. Dieses Buch ist einzigartig, was nicht zuletzt daran liegt, dass „68 % (…) wirklich passiert“ sind. Es handelt sich auch zu knapp dreiviertel um die Autobiographie von Anneliese Mackintosh, im Buch ihr Alter Ego „Greta“. Sie teilen also nicht die gleichen Geschichte, sondern auch den deutschen Namen.
Man kann sagen, dass die Geschichte aus der Ich-Erzählersicht von Greta geschrieben ist, aber es gibt auch Kapitel, die mehr einer (Gebrauchs-) Anweisung ähneln und wo von der Ich-Form in die Du-Form gewechselt wird. Es ist immer klar, dass Greta trotzdem noch sich selbst meint, aber sie schafft hier eine gewisse Distanz zu schweren Themen, von denen das schmale Buch sehr viele enthält, wie Trauerbewältigung und Alkoholsucht. Die Kapitel sind nicht chronologisch angeordnet. Schnell entsteht der Eindruck, es handele sich um eine wahllose Ansammlung von fast schon Kurzgeschichten-artigen Episoden aus Gretas Leben. Dem ist nicht so. Dem aufmerksamen Leser gelingt es hier den roten Faden und die zeitliche Abfolge der Geschehnisse nach Beendigung des Romans zu erkennen. Dreh- und Angelpunkt ist der Tod des Vaters, auch für Greta selbst. Einige Ereignisse passieren davor und einige danach. In den Kapiteln gibt es oft, wenn auch nur in Nebensätzen immer Andeutungen dazu und so kann man sich leicht zurecht finden.
Einige Kapitel wirken mitunter sehr surreal und scheinbar durcheinander, genauso wie es Greta auch in ihrem Leben ist. Grund dafür sind zwei Ereignisse in Gretas Leben. Eines ist der Tod des Vaters. Mit jeder Story wird deutlich, dass Greta versucht ihren Platz im Leben zu finden. Das Buch ist keine leichte Kost und nimmt absolut kein Blatt vor den Mund. Auch wenn es stellenweise auch poetisch sein kann, wird Gretas Meinung ist immer sehr klar rüber gebracht. Hier wird auch vor obszönen und vulgären Begriffen kein Halt gemacht. Darauf muss sich der Leser einstellen. Genauso wie auf viele, vielleicht für den ein oder anderen, schwer verdauliche Themen, wie psychische Erkrankungen und Alkoholsucht etc. Auch das die Beziehung zu ihren und zwischen ihren Eltern ist für Greta nicht einfach und ist stellenweise sehr belastend für sie. Doch neben der ganzen Schwermut und Bitterkeit, die bei diesen Themen schnell entstehen können, geht Greta mit einer gewissen Leichtigkeit und Humor heran, sodass auch ich an so einigen Stellen schmunzeln musste. Anneliese Mackintosh hat eine wunderbare Art bestimmte Situationen so fein beobachtet zu haben, um sie dann so zu beschreiben, dass einem oft lächerlich erscheinen, sie aber dennoch voll und ganz der Realität entsprechen.
Auch wenn man erst einmal in die Geschichte etwas reinkommen muss, so konnte mich diese doch sehr schnell für sich einnehmen und fesseln. Es ist ein Buch, welches wirklich schockiert, aber gleichzeitig auch unterhaltsam und sehr ehrlich ist, aber vor allem schenkt es Hoffnung. Hoffnung darauf, dass bei allem Schlechten und Schrecklichen, was einem im Leben widerfahren kann, immer noch ein glückliches und zufriedenes Leben möglich ist. Manchmal ist der Weg dahin beschwerlich, aber am Ende heißt es „Der Weg ist das Ziel“.

Bewertung vom 13.04.2016
Jonah
Newman, Laura

Jonah


gut

Der Roman ist jeglicher Hinsicht außergewöhnlich und überhaupt nicht das, was ich erwartet hatte. Außergewöhnlich deswegen, weil hier verschiedene Genre miteinander vermischt worden sind. Ich hatte anhand des Klappentextes eine schöne, sommerliche Jugendliebegeschichte erwartet, die in Deutschland spielt, da die Autorin Deutsche ist. Alles ist aber ganz anders. Die Geschichte spielt in Amerika. Das hat mir schon einmal einen kleinen Dämpfer verpasst. Grundsätzlich mag (Jugend-) Romane, die in den USA spielen wirklich sehr gerne, aber der Buchmarkt wird davon meiner Meinung nach schon sehr dominiert. Ich kann auch die Intention der Autorin, die plant auch im englischsprachigen Raum zu veröffentlichen, durchaus nachvollziehen. Dennoch finde ich es wirklich schade, dass eine deutsche Autorin ihre Romane nicht auch in Deutschland spielen lässt. Das ist allerdings nur eine ganz persönliche Befindlichkeit meiner Person und ist für mich kein K.O.-Kriterium für ein Buch.
Besagtes Geheimnis von Jonah wird, auch wider meines Erwartens, relativ schnell gelüftet. Ohne hier spoilern oder näher drauf einzugehen wollen, aber auch hier habe ich nicht geahnt, was sich hinter Jonahs Geheimnis verbirgt. Der Aspekt der mit sich hinter Geheimnis verbirgt ist etwas, was ich eher aus anderen Genres kenne. In Romanen aus diesem Bereich finde ich es vollkommen in Ordnung, aber in diesem Romankontext hat es mir die Lust am Roman leider genommen, weil es einfach nicht mein Fall ist.

Jonah ist, bis das Geheimnis herausgekommen ist, ein sehr schlagfertiger und selbstbewusster Jugendlicher. Ich mochte seine lässige Art sehr gerne. Er ist nicht der typische Aufschneider-Typ, der Emily total offensichtlich angebaggert hat oder sie gar ins Bett zerren wollte. Allerdings haben ihre Reaktionen den Eindruck vermittelt, dem sei so. Ich fand sie in dem Punkt manchmal etwas zu zickig. Doch es hat sich meist schnell wieder gelegt und Jonah ist damit spielend leicht umgegangen. Jonah war mich auch der Charakter mit deutlich mehr Tiefgang, weil er auch Ecken und Kanten hatte. Emily dagegen war mir ein wenig zu perfekt und brav. Gefühlt hat sie in vielen Situationen immer das Richtige getan und wohlüberlegt gehandelt, auch wenn sie zunächst nicht weiter wusste. Das war mir ein wenig zu glatt. Ich konnte sie als Person auch nicht richtig greifen und ich fand sie wirklich auch in ihrer Art und ihrem Verhalten ihrem Alter entsprechend. Positiv ist natürlich, dass sie ein Bücherwurm ist. Im Gegensatz zu Emily verliert Jonah allerdings nach Eröffnung des Geheimnisses seine Lässigkeit und Schlagfertigkeit. Er ist deutlich mehr in sich gekehrt, ernster und stellenweise verzweifelt und hilflos, was in Anbetracht des Inhaltes des Geheimnisses auch nachvollziehbar ist. Dennoch ging die anfängliche sommerliche Leichtigkeit etwas verloren. Der Fokus in den letzten beiden Dritteln des Romans liegt mehr in der Ergründung der Hintergründe des besagten Geheimnisses und der Roman entwickelt sich in die Richtung eines Jugend-Thrillers.

Ich finde, dass es sich hier um klassisches Jugendbuch handelt, welches durch seinen außergewöhnlichen Genre-Mix aus der Masse hervorsticht. Es ist mehr Jugendroman als ein All-Age-Roman, weil die Protagonisten sich auch wie ganz typische Jugendliche verhalten. Der Roman entwickelt nach Bekanntgabe des Geheimnis in eine Richtung, mit ich mich persönlich bis zum Schluss einfach nicht anfreunden konnte. Das ist auch sicherlich auch einer der Gründe, warum er mich nicht fesselnd und mitreißen konnte, obwohl hier durchaus gute Tendenzen vorhanden waren. Es ist ein Roman, der von außen nicht überhaupt nicht so wirkt, wie es von innen letzten Endes ist. Wer hier mal einen Roman lesen möchte, der sich definitiv von der Masse abhebt, der sollte hier auf jeden Fall zugreifen. Ob einem letztendlich gefällt, was hinter den Buchdeckeln befindet, ist Geschmackssache. Meins war es leider nicht.

Bewertung vom 11.04.2016
Abwesenheitsnotiz
Owens, Lisa

Abwesenheitsnotiz


sehr gut

Das Buch ist sehr interessant und außergewöhnlich strukturiert. Die Autorin hat hier einmal abweichend von der Norm keine Einteilung von Kapiteln gewählt, sondern die Geschehnisse immer mit einem Nomen gekennzeichnet (wie z.B. Partyzeit). Zunächst wirkt das etwas befremdlich, weil die Abschnitte oft nur ein paar Sätze umfassen, doch schnell gewöhnt man sich daran und das Buch lässt sehr schnell und flüssig lesen. Mir gefiel diese Anordnung, denn die oft sehr kurzen bis kurzen Abschnitte waren oft für die eigentliche Handlung eher unbedeutend, aber doch knackig und vor allem herrlich britisch und humorvoll.
Claire geht hier einen Schritt, der in unserem gesellschaftlichen Model eigentlich nicht wirklich vorgesehen ist. Arbeit kann man verlieren, weil man krank ist, weil man sich was Neues gesucht hat oder weil man gekündigt wurde, aber dann fest entschlossen ist sich was Neues zu suchen. Doch Claire kündigt ihren Job, weil sie der Meinung ist, dass es nicht der Richtige für sie ist und sie sich in Ruhe Zeit nehmen möchte den richtigen Job für sie zu finden. Von ihrem gesamten Umfeld, Familie und Freunde, wird sie dafür erwartungsgemäß kritisch beäugt und die Leute versuchen sich immer höflich auszudrücken. Dennoch ist deutlich spürbar, was sie wirklich darüber denken. So ein Ausstieg ist gesellschaftlich einfach nicht vorgesehen. Einzig von ihrem Freund Luke von Claire unterstützt. Auch wenn hier und da zu einige Konflikten kommt, ist dennoch spürbar, dass er sie unterstützt. Mit Mitte zwanzig werden an Claire auch noch andere gesellschaftliche Anforderungen wie Heirat und Kinder gestellt. Auch hier muss sich Claire gefühlt ständig rechtfertigen, dass sie eben auch hier andere Vorstellungen bzw. auch keine Eile hat. Mir hat gut gefallen, dass Claire sich hier aber nicht in die Ecke drängen lässt und versucht hier für den von ihr gewählten Weg einzustehen.
Ich fand es oft erschreckend, wie man über sie geurteilt hat und wie oft sie sich für den Ausstieg aus dem Hamsterrad entschuldigen musste. Aus eigener Erfahrung kann ich aber feststellen, dass die Reaktionen des Umfelds hier absolut nicht übertrieben dargestellt sind, sondern leider der Realität entsprechen. Vor allem junge Frauen, die in Claires Alter sind, müssen sich gefühlt über ein Jahrzehnt rechtfertigen, falls Heirat und Kinder (noch) kein Thema sind, genauso wie noch einmal nach einer anderen beruflichen Herausforderung zu suchen. Das ist schwer verständlich, weil doch scheinbar noch das Ganze Leben vor einem liegt und heutzutage es auch möglich ist noch einmal einen ganz anderen beruflichen Weg einzuschlagen. Gut für den, der wie Claire erkannt hat, dass der Job nicht das ist, was einen zufrieden macht.
Das Buch weist keine besonders hohen Spannungsbogen auf und auch das Ende ist teilweise offen, dennoch gefiel mir der britische Charme und vor allem Claire sehr gut. Ich mochte ihren humorvollen, teils trockenen Art sehr gerne und habe das Buch gerne gelesen. Ich denke, es ist für jeden etwas, der im Leben mal kurzzeitig austeigen möchte. Hier bekommt man einen Vorgeschmack, was einen dann von seinem Umfeld zu erwarten hat.

Bewertung vom 23.03.2016
Blaue Nacht / Chas Riley Bd.6
Buchholz, Simone

Blaue Nacht / Chas Riley Bd.6


gut

Weil sie einen Vorgesetzten der Korruption überführt und einem Gangster die Kronjuwelen weggeschossen hat, ist Staatsanwältin Chastity Riley jetzt Opferschutzbeauftragte und damit offiziell kaltgestellt. Privat gibt es auch keinen Trost: Ihr ehemaliger Lieblingskollege setzt vor lauter Midlife-Crisis zum großen Rachefeldzug an, während ihr treuester Verbündeter bei der Kripo knietief im Liebeskummer versinkt. Da ist es fast ein Glück, dass zu jedem Opfer ein Täter gehört.
Der Start in den Roman fiel mir zunächst nicht leicht, da es sich hier um einen Band einer Reihe handelt. Der Kriminalfall an sich ist abgeschlossen, aber das Buch knüpft bei den Charakteren an die vorherigen Bände an. Es fielen Namen, die ich erst einmal nicht zuordnen konnte. Doch dieses Problem wurde von Simone Buchholz geschickt gelöst, in dem zwischen den einzelnen Kapiteln, die von Chastity Riley in Ich-Form erzählt werden, die Personen von sich selbst zum Sprechen kamen. Diese Kapitel sind chronologisch mit Zeitangaben versehen, sodass am Ende von jedem mehr oder weniger eine Kurzbiographie entsteht. Einige Namen kann man nicht gleich zuordnen, sondern muss anhand des Gesagten schlau kombinieren, um wen es sich handeln könnte.
Der Schreibstil ist an vielen Stellen sehr minimalistisch, dennoch strotzt der Text von guten Sprüchen und Aussagen, besonders von Chastity Riley, denen man einfach nichts mehr hinzu zu fügen hat. Vieles steht zwischen den Zeilen. Es ist trotz kurz angebundener Sätze kein trivialer Roman, sondern man muss höllisch aufpassen und versteckte Hinweise und Andeutungen erkennen, um Zusammenhänge und Ereignisse besser zu verstehen. Informationen werden nicht auf dem Silbertablett präsentiert, sondern sind vom anspruchsvollen Leser selbst herauszufinden. Nicht alle Fragen werden beantwortet, aber das muss hier auch gar nicht sein. Es bleibt Platz für eigene Spekulationen.
Der Roman lebt von den Charakteren, allen voran von Hauptprotagonistin Riley. Es ist ein bunt zusammen gewürfelter Haufen und dennoch sind sie sich gegenseitig die selbsterwählte Familie, die füreinander einsteht. Simone Buchholz ist es hier gelungen außergewöhnliche Charaktere zu schaffen, deren Umgang miteinander den eigentlichen Kriminalfall fast erblassen lässt. Man saugt die tollen Sprüche einfach in sich auf und kann davon nicht genug bekommen. Mir hat gut gefallen, dass sie die sonst so spröde Riley auch in der Lage ist Gefühle zu zeigen. Das verleiht ihr besondere Tiefe und Authentizität. Einzig hat mich sowohl an Riley als auch an den anderen Charakteren, deren doch stark erhöhter, an Sucht grenzender, Zigaretten- und Alkoholkonsum gestört. Es gibt fast keine Begegnung zwischen den Charakteren, die nicht in einem Saufgelage enden. Hier kann schnell der Eindruck entstehen, dass der erhöhte Konsum beider Substanzen als Merkmal für einen authentischen, lässigen, coolen usw. Charakter steht. Eine Botschaft, die man vielleicht doch mal hinterfragen sollte, zumal dieses Merkmal häufig in Krimis und Thrillern gewählt wird um eben den geschilderten Eindruck einer Person zu erzeugen. Meiner Meinung nach gibt sehr viel mehr, was Riley zu einem tollen Charakter macht, auch ohne den hohen Konsum von Alkohol und Zigaretten.
„Blaue Nacht“ ist ein außergewöhnlicher und anspruchsvoller Kriminalroman, den ich nach anfänglichen Startschwierigkeiten sehr gerne gelesen habe und dessen Atmosphäre mich voll und ganz nach Hamburg mitgenommen hat. Man muss die Vorgängerbände nicht zwingend gelesen haben, aber ich würde es dennoch empfehlen. Es ist kein Roman, der man einfach mal so zwischendurch lesen sollte. Um die Charaktere, die Atmosphäre und den Schreibstil richtig auf sich wirken lassen und genießen zu können, sollte man sich Zeit nehmen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.03.2016
Tränen aus Blut / Post Mortem Bd.1
Roderick, Mark

Tränen aus Blut / Post Mortem Bd.1


gut

Zunächst besticht dieser Debüt-Roman durch sein wirklich tolles Bucheinwand und sein Cover. Die abgebildeten Tränen sind tatsächlich auch in der Hand spürbar.
Die Geschichte erfahren wir abwechselnd aus der Sicht von Emilia und Avram.Hierbei handelt es sich allerdings nicht um einen Ich-Erzähler, sondern beide Sichten erfolgen durch einen personalen Erzähler. Es gibt zwei Kapitel, die in kursiver Schrift die Gedanken von Emilia wiedergeben. Das wird aber nicht konsequent in allen Kapiteln durchgezogen und wirkte auf mich daher etwas deplatziert. Die ganze Story ist wahrlich keine leichte Kost, kommt aber mit wenig blutigen Elemente aus. Die Geschichte brauchte etwas um Fahrt aufzunehmen und konnte mich aber besonders im Mittelteil durch gut platzierte Cliffhanger am Ende der jeweiligen Kapitel stellenweise in seinen Bann ziehen. Im ersten Drittel dagegen hat mich besonders die doch sehr schnell aufkeimende Liebesbeziehung zwischen Emilia Ness und Mikka Kessler gestört. Vor allem haben mich dazu Emilias Gedanken gestört, bei denen man das Gefühl hatte sie wolle ihn am liebsten gleich anspringen und das nach nicht mal zwei Tagen. Die ganze Liebesgeschichte fand ich hier völlig überflüssig und unrealistisch. Das letzte Drittel zeichnet sich dann nur noch durch rasante Action-Szenen und eine sehr schnelle Aufklärung aus.
Der Schreibstil ist einfach. Es werden teilweise sogar immer wieder die gleichen Phrasen verwendet. Leider nichts, was man nicht schon mal gelesen hat. Manche Formulierungen fand ich schlichtweg der Situation und dem Charakter entsprechend völlig unpassend. Mark Roderick hat es hier nicht meines Erachtens nicht geschafft mit seinem Sprach- und Schreibstil authentische, greifbare Charaktere zu schaffen.
Generell finde ich alle Charaktere sehr eindimensional, denn in bestimmten Schlüsselsituationen haben sich alle gleich verhalten. So fangen alle in Situationen, die psychisch sehr an den Nerven zerren, immer an zu weinen, es laufen Tränen etc., auch der sonst so knallharte Avram und die toughe Emilia sind davon nicht ausgenommen. Emilia fand ich sehr unsympathisch. Besonders hat mich ihre Rolle als Mutter gestört. Oft hatte ich den Eindruck, dass ihre Tochter ihr einfach nur lästig ist. Andererseits kam ich nicht mit ihrer doch sehr kontroversen Einstellung gegenüber Opfern von Gewalt nicht zurecht. Sie sprach hier einmal von „ausgleichender Gerechtigkeit“. Von einer Interpol-Agentin hätte ich mir mehr Integrität und Objektivität versprochen. Auch Avram verwendet einmal den Begriff „Fegefeuer“, den ich die gleiche Kategorie einordnen würde. Beide scheinen hier fernab von irgendwelchen Justizsystemen, Gesetzten und Regeln an irgendwelche höheren Mächte zu glauben bzw. ist es vollkommen in Ordnung so etwas auch mal auf seine bzw. ihre nicht-rechtskonforme Weise zu regeln. Von Avram wusste ich bis zum Schluss nicht, was ich von ihm halten sollte.
Auch wenn das Thema hier nicht trivial war, konnte mich das Ganze einfach nicht mitreißen und irgendeiner Weise emotional mitnehmen. Der Schreibstil und die Charaktere konnten mich leider so gar nicht überzeugen. Mir lag hier auch zu sehr der Fokus auf der möglichst actionsreichen Handlung und die Aufklärung und Logik blieben hier eindeutig auf der Strecke. Wäre das Ganze ein Film, dann könnte ich mir Til Schweiger hier gut als Avram vorstellen und eine seiner Töchter als Akina. Für anspruchsvolle Thriller-Leser, die eine umfangreiche Ermittlungsarbeit, eine logischen Aufklärung und Charaktere mit mehrdimensionaler Persönlichkeit schätzen, kann ich diesen Roman nicht empfehlen. Ich vergebe dennoch gut gemeinte 3 Sterne, weil die Idee gut und der Cover wirklich klasse ist. Hier ist eindeutig auch noch Luft nach oben.

Bewertung vom 07.03.2016
Mein Herz wird dich finden
Kirby, Jessi

Mein Herz wird dich finden


gut

400 Tage ist es her.
Vor 400 Tagen ist Mias große Liebe bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Vor 400 Tagen hat Noah eine zweite Lebenschance bekommen.
Als sie einander begegnen, spüren sie beide sofort, dass sie zusammen gehören.
Doch nur Mia weiß, dass Noah ihr niemals begegnen wollte. Dass sie gegen seinen ausdrücklichen Willen gehandelt hat, als sie sich auf die Suche nach ihm gemacht hat. Dass Noah niemals wissen wollte, wer vor 400 Tagen ums Leben gekommen ist. Weil es irgendwie nicht richtig ist, dass er weiterleben darf – nur weil jemand anderes gestorben ist.
Doch für Mia ist es, als wäre die Welt plötzlich wieder in Ordnung. Als wäre das Leben wieder bunt und schön. Und als hätte sie Noah nicht verschwiegen, dass sie einander nur begegnet sind, weil sie wissen wollte, wer der Mensch ist, der das Spenderherz ihres Freundes bekommen hat. Doch wie glücklich darf sie nach Jacobs Tod eigentlich sein? Und wann wird aus Schweigen … Verrat?
Mia muss Noah erzählen, wer sie ist. Aber was bedroht ihre Liebe mehr? Eine Lüge – oder die Wahrheit? (Quelle: Amazon)
Jedes Kapitel des Buches beginnt mit einem Zitat zum Thema Herz. Das ist manchmal ein Zitat aus dem Bereich Literatur, aber auch oft eines aus einem Sachbuch. Jedes Zitat passt zu dem Inhalt des Kapitels. Durch diese Art der Aufmachung gibt es viele leere bzw. nur teilweise beschriebene Seiten. Anfangs fand ich das etwas befremdlich, aber im Verlauf gefiel mir diese Idee sehr gut, da sie außergewöhnlich war und zeigt, wieviel Mühe und Liebe die Autorin in diesen Roman gesteckt hat. Diese besonderen Einstiege vermitteln auch das Gefühl von Momentaufnahmen. Der Leser wird immer wieder dazu animiert innezuhalten, sich einzustimmen und in den nächsten Moment der Geschichte einzutauchen.
Der Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen. Jessi Kirby schafft es, trotz des schwierigen Themas, tragische und traurige Elemente in einem hoffnungsvollen Licht zu erstrahlen, ohne dabei sentimental zu werden.
Das wohl Schönste an diesem Buch, ist eindeutig das wunderschöne Cover in metallic-glänzenden Rot- und Orangetönen sowie eine Herzen, welches an Comics erinnert und somit keinesfalls kitschig ist.
Der Verlauf der Geschichte ist relativ vorhersehbar, sehr harmonisch und ohne große Überraschungen und auch Konflikte. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der Beziehung zwischen Mia und Noah und dem großen Thema, dass zwischen ihnen steht: Noah hat das Spenderherz von Mias großer Liebe Jacob. Die Beziehung zwischen Mia und Noah entwickelt sich sehr zart, ohne dabei übereilt zu wirken. Noah gibt Mia Kraft, wieder an das Leben zu glauben. Wunderbar ist es, dass Mia sich in Noah verliebt und nicht glaubt einen zweiten Jacob zu bekommen, nur weil er Jacobs Herz hat. Grundsätzlich kommt der Roman völlig ohne mystische und übernatürliche Elemente aus, was mich sehr froh gemacht hat. Es hätte schlicht und einfach nicht gepasst.
Die Geschichte lebt von diesen beiden sehr sympathischen, authentischen Protagonisten, hat aber auch noch ein paar Nebencharaktere zu bieten (z.B. Mias Schwester Ryan), die dem Roman nochmal einen zusätzliche positive Energie geben. Besonders gut hat mir gefallen, dass Mia sich im Lauf des Romans entwickelt. Ist sie anfangs furchtbar ängstlich und in Trauer gefangen, so fängt im Laufe des Romans an langsam loszulassen und lässt sich auf Noah ein.
Der Roman macht Mut sich nach einem tragischen Schicksalsschlag wieder auf das Leben und eine neue Liebe einzulassen. Jessi Kirby ist hier gelungen das Thema Organspende in eine sehr liebenswürdige, authentische Geschichte zu verpacken. Ein paar mehr Ecken und Kanten sowie Konflikte wären eventuell wünschenswert gewesen, tun aber der Story als solches keinen Abbruch. Wer zuckersüße, unaufgeregt Liebesgeschichte mag, ist hier sehr gut beraten.