Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Ste

Bewertungen

Insgesamt 200 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2020
INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
Paolini, Christopher

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne


ausgezeichnet

Eine bildgewaltige Space Opera

Inhalt: Kira arbeitet als Xenobiologin für ein intergalaktisches Unternehmen, das sich auf die Urbarmachung von zu kolonisierenden Planeten spezialisiert hat. Die Arbeit ist schon fast erledigt, doch dann wird eine seltsame Unregelmäßigkeit gefunden, die Kira überprüfen soll. Diese entpuppt sich als Alientechnologie - ein besonderer Fund für die Xenobiologin, zumal es erst der zweite Hinweis auf extraterrestrisches Leben ist. Doch plötzlich wird die Technologie lebendig und verschmilzt mit Kiras Körper. Für Kira ist es der Beginn einer Reise durch Raum und Zeit, während der sie auf fremde Lebensformen und neue Freunde trifft und versucht herauszufinden, worum es sich bei der "Soft Blade", der Alientechnologie, handelt.

Persönliche Meinung: Bei "Infinitum - Die Ewigkeit der Sterne" handelt es sich um eine Space Opera, in die sich phantastische Elemente mischen. Dabei trifft man während des Lesens auf unterschiedliche Lebensformen und -arten, verschiedenste Figuren und Planeten. Die Figuren sind dabei sehr plastisch ausgearbeitet; jede Hauptfigur erhält eine Hintergrundgeschichte und spezielle Merkmale, sodass sie sich deutlich von den anderen Charakteren abhebt. Erzählt wird die Handlung aus der Perspektive Kiras, deren Sorgen, Gefühle, Ängste, Grübeleien und Selbstfindung (mit der Soft Blade) die Leser*innen hautnah mitbekommen. Die erschaffene Erzählwelt mit ihren unterschiedlichen Planeten, Raumschiffen und Raumfahrtregeln ist vergleichweise komplex und fachterminologisch anspruchsvoll. Man muss sich dementsprechend voll auf "Infinitum" einlassen und kann es nicht zwischendurch mal eben durchlesen. Ein Anhang mit Glossar und Erklärungen zur Raumzeit und Überlichgeschwindigkeit hilft allerdings dabei, terminologisch nicht den Faden zu verlieren. Die Handlung ist sehr dicht, sodass viel passiert und Pfade eingeschlagen werden, mit denen man nicht gerechnet hätte. Dabei kommt es auch zu der ein oder anderen überraschenden Aufdeckung. Besonders das grandiose Ende sticht dabei heraus: Einerseits gibt es eine finale Schlacht, die filmische Qualitäten aufweist, andererseits geht das Ende auch transzendente Wege, die überraschend und originell sind. Der Erzählstil ist generell bildgewaltig und erinnert an "Eragon". Wer "Eragon" gelesen hat, weiß, dass Paolini sehr detailliert schreibt, was oft zu tollen Szenen führt, teilweise - besonders bei für die Handlung nicht unbedingt wichtigen Kleinstinformationen - aber auch ausufernd und überbordend wirkt. Insgesamt ist "Infinitum - Die Ewigkeit der Sterne" aber ein außergewöhnlicher und komplexer Science Fiction-Roman, der eine unvorhersehbare Handlung aufweist und bildgewaltig geschrieben ist.

Bewertung vom 22.09.2020
Wir Verlorenen
Taysen, Jana

Wir Verlorenen


ausgezeichnet

Inhalt: Die Eifel nach der Apokalypse. Nachdem die Welt von der „Plage“, die die Bevölkerung merklich dezimiert hat, heimgesucht worden ist, ist nichts mehr so, wie es war. Die Nahrungsmittelversorgung, die gesellschaftliche Ordnung, Elektrizität und Internet sind zusammengebrochen. Allein das Recht des Stärkeren gilt, das vor allem von den „Verlorenen Jungs“ durchgesetzt wird, einem Fußballverein, der zur Zeit des Ausbruchs der „Plage“ in der Eifel war. Die Protagonistin Smilla kämpft in dieser Welt mit ihrer Gruppe täglichs ums Überleben. Doch die Eintönigkeit wird durchbrochen, als sie einen Bekannten aus dem alten, normalen Leben trifft: Falk, ihren ehemaligen Nachbarn, der ihr zwar neue Hoffnung gibt, allerdings auch eine brutale Seite hat.

Persönliche Meinung: „Wir Verlorenen“ ist ein dystopischer Jugendroman, der gleichzeitig eine Liebesgeschichte thematisiert. Dabei geht „Wir Verlorenen“ aber interessante und erfrischende Wege. Die Dystopie spielt nicht in einer fiktionalen Welt (oder einer dystopischen Variante der USA), sondern direkt vor unserer Haustür: in der Eifel. Dabei werden mehrere bekannte Orte wie die Wüstung Wollseifen, Monschau oder die Ordensburg Vogelsang in die Handlung eingewoben und erhalten einen spezifischen postapokalyptischen Charakter. Andererseits diskutiert „Wir Verlorenen“ auch mehrmals die philosophisch-ethische Frage, inwiefern man in Zeiten, in denen es ums blanke Überleben geht, überhaupt noch moralisch gut handeln könne. Die Liebesgeschichte war für mich ebenfalls authentisch: emotional, unschuldig und jung, ohne kitschig oder übertrieben zu sein. Der Erzählstil ist angenehm zu lesen und fesselnd; die Handlungsorte plastisch und detailliert beschrieben (man merkt dabei, dass die Autorin die Eifel intensiv erwandert hat). Auch Smilla ist – mit ihren Sorgen und Ängsten, Hoffnungen und Träumen – lebendig charakterisiert. Viele der Nebenfiguren greifen die oben genannte philosophische Frage durch ihre Gestaltung, die oft nicht schwarz-weiß ist, auf und diskutieren sie so implizit. Insgesamt ist „Wir Verlorenen“ eine fesselnd geschriebene Dystopie mit einer schönen Liebesgeschichte und einem interessanten Handlungsort.

Bewertung vom 19.09.2020
Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2
Horowitz, Anthony

Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Ein intelligent durchdachter Krimi mit einer interessanten Erzählweise

Inhalt: Ein Scheidungsanwalt wird tot in seinem Haus in Highgate aufgefunden; erschlagen mit einer sündhaft teuren Weinflasche. Auf seine Wand ist eine rätselhafte Zahlenfolge geschmiert worden. Wer von den vielen Verdächtigen hat ihn ermordet? Hängt der Mord mit einem anderen Todesfall (ein potenzieller Unfalltod in der Londoner U-Bahn) zusammen? Ein neuer Fall für Privatdetektiv Hawthorne und seinen Chronisten Anthony Horowitz.

Persönliche Meinung: „Mord in Highgate“ besitzt – wie auch schon sein Vorgänger „Ein perfider Plan“ – eine besondere Erzählsituation: Anthony Horowitz, der Autor des Romans, tritt zugleich als Ich-Erzähler und handelnde Figur auf. Dies führt einige interessante (literarische) Kniffe mit sich. Einerseits spielt Horowitz mit den Leser*innen, indem er immer mal wieder Authentizitätsfiktionen einstreut, in denen er beteuert, es habe alles so stattgefunden. Andererseits nutzt der Erzähler Horowitz häufiger die Form des autobiografischen Erzählens (eigene Erlebnisse in der literarischen Szene, eigene literarische Werke), wobei dies teilweise auch ein Versteckspiel sein kann: Der Figur/der Erzähler Horowitz muss nicht vollends identisch mit dem Autor Horowitz sein. Zuletzt wird häufiger die vierte Wand durchbrochen: Horowitz thematisiert häufig den Schreibprozess von „Mord in Highgate“, diskutiert das Genre „Kriminalroman“, beleuchtet den Literaturbetrieb und kommuniziert insgesamt auf einer Metaebene mit den Leser*innen über das Schreiben. Die Beziehung des von Hawthorne und Horowitz ist vergleichbar mit Holmes und Watson. Hawthorne ist der brillante Detektiv; Hawthorne der Chronist. Hawthorne ist skurril bis (bewusst) unsympathisch/unausstehlich gezeichnet; den anderen immer einige Schritte voraus. Seine Vergangenheit ist mysteriös und wird hoffentlich in weiteren Bänden nähergehenden beleuchtet. Horowitz ist gewissermaßen sein Gegenteil: Trotz der (literarischen) Erfolge bescheiden, eher unsicher und ehrlich. Die Handlung ist die eines klassischen Krimis mit viel Ermittlungsarbeit, unzähligen Indizien, mehreren Verdächtigen und Aufdeckungen unterschiedlicher Art. Der Fall ist insgesamt eine Hommage an „Sherlock Holmes“ – sowohl auf inhaltlicher Ebene, worauf ich wegen Spoilergefahr nicht eingehe, als auch in der Konstruktion des Falls. Es gibt unzählige Indizien, die es zu finden und bewerten gilt, die aber zugleich mehrdeutig sind, sodass man sie auch falsch interpretieren kann (das wird in Form eines kleineren und eines größeren Twist am Ende des Romans auch vorgeführt). Die Handlung ist dabei klug konstruiert und intelligent durchdacht, sodass die Auflösung des Falls bis zuletzt spannend bleibt und überraschend ist. Insgesamt ist „Mord in Highgate“ ein Kriminalroman mit einer außergewöhnlichen, literaturwissenschaftlich spannenden Erzählweise und einem intelligent durchdachten, spannenden Fall.

Bewertung vom 02.09.2020
Ein ganz alter Trick
Krämer, Fee

Ein ganz alter Trick


ausgezeichnet

Ein lustiges Abenteuer

Inhalt: Pascal hat oft Wut im Bauch, weshalb er Dinge tut, für die er Ärger bekommt. So wie bei dem Rollator von Ingelotte, einer Seniorenresidenz-Bewohnerin: Ingelotte wollte eigentlich entspannt ein Buch im Park lesen, hat dabei aber nicht mit Pascal gerechnet, der ihren unbeaufsichtigten Rollator kurzerhand in den Parkteich schubst. Als Bestrafung muss er nun die Sommerferien in der Residenz Sonnenstrahl aushelfen. Pascal graut’s: Das kann ja nur langweilig werden. Doch die Senior*innen sind agiler, als gedacht, und besonders Ingelotte hat einen Trumpf in der Hinterhand: Ein Schatz, den es zu heben gilt, wartet in ihrem alten Haus.
Persönliche Meinung: „Ein ganz alter Trick“ ist aus der Perspektive von Pascal geschrieben, der ein liebenswürdiger Querulant ist. Schön fand ich dabei, wie die unkontrollierbare Wut von Pascal für die Zielgruppe (Kinder ab 10) verständlich umschrieben wird. Pascal ist für mich insgesamt authentisch charakterisiert, allerdings hätte ich gerne noch etwas mehr zu seiner Vergangenheit erfahren. Die anderen Figuren sind humorvoll und amüsant beschrieben: Die Senior*innen sind insgesamt ulkig, wobei besonders Ingelotte heraussticht. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, hat immer einen lustigen Spruch auf den Lippen und sieht sich insgesamt nicht als „alte Frau“. Der Plot ist der einer Schatzsuche, wobei Pascal und mit ihm die Leser*innen die ganze Zeit darüber im Unklaren sind, was genau der Schatz ist. Mehrmals kommt es während der Suche zu komischen Situationen, die nicht aus platten Witzen bestehen, sondern eine originelle Mischung aus Slapstick und Ironie sind (Das Finale, in dem mehrere Figuren aufeinandertreffen, ist besonders lustig!). Daneben ist „Ein ganz alter Trick“ aber auch die Geschichte einer besonderen Freundschaft, die zeigt, dass auch Erwachsene das Kind in sich bewahren können. Der Schreibstil eignet sich mit seinen eher kurzen Sätzen und der Wortwahl sehr gut für die Zielgruppe. Schön und besonders fand ich auch, dass ohne viel Aufhebens ein gleichgeschlechtliches Paar in „Ein ganz alter Trick“ auftritt. „Ein alter Trick“ ist insgesamt eine kurzweilige und witzige Geschichte über Freundschaft und das Älterwerden, ohne das innere Kind in sich zu verlieren.

Bewertung vom 17.08.2020
Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea / Eerie-on-Sea Bd.1
Taylor, Thomas

Malamander - Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea / Eerie-on-Sea Bd.1


sehr gut

Ein Jugendbuch mit einer interessanten Erzählweise

Inhalt: Eerie-on-Sea, ein Badeort an der englischen Küste. In den Wintermonaten ist Eerie-on-Sea recht trostlos und wird von undurchdringlichen Nebelschwaden gefangengenommen, die vom Meer her aufziehen. So hat auch der 12-jährige Herbie Lemon, seines Zeichens Sachenfinder im Grant Nautlius Hotel, wenig zu tun. Doch eines morgens klettert ein Mädchen mit einer besonderen Geschichte in seinen Kabuff: Violet Parma, dessen Eltern kurz nach ihrer Geburt bei einem Aufenthalt in Eerie-on-Sea verschwunden sind. Gerüchte machten den Umlauf, sie seien von dem legendären Meerungeheuer Malamander aufgefressen worden, doch keiner hat dieses jemals gesehen. Gemeinsam begeben sich die beiden auf eine Reise ins nebulöse Eerie-on-Sea.

Persönliche Meinung: Der Plot von „Malamander“ ist der einer Detektivgeschichte mit Mystery-Elementen. Erzählt wird „Malamander“ aus der Ich-Perspektive Herbies, wobei dieser Erzählstil vergleichsweise komplex, aber auch humorvoll ist. Ähnlich wie Daniel Halders Pseudonym „Lemony Snicket“ hält Herbie in seiner Erzählung bewusst einzelne Informationen zurück, bleibt oft vage und nebulös, wodurch mit den Leser*innen gespielt wird. Der Lesefluss wird dadurch allerdings nicht gestört. Nebulös ist aber nicht nur der Erzählstil; der Nebel zieht sich auf allen Ebenen durch „Malamander“. Auf bildlicher Ebene der Handlungsort Eerie-on-Sea in Nebel getaucht, der dadurch einen leicht surrealen Zug bekommt, der durch seltsame Geschäfte (eine Bücherapotheke, in der eine Meeraffenfigur den Lesewilligen die richtige Lektüre verschreibt) noch gesteigert wird. Auch die Einwohner von Eerie-on-Sea sind skurril: Jede Figur hat ein kleines Geheimnis, was sie einerseits undurchsichtig macht und für Spannung sorgt. Andererseits sind sie durch diese Skurrilität auch originell und plastischer. Gleiches gilt für einige Requisiten (wie den Meeraffen), deren technisches Funktionieren ebenfalls unbestimmt bleibt. Nicht jedes Geheimnis wird am Ende von „Malamander. Die Geheimnisse von Eerie-on-Sea“ geklärt – aber das muss auch nicht, ist gewollt und auf verschiedenen Ebenen bereits angekündigt. Das Mysteriös-Nebulöse und Unwirkliche, das teilweise an eine Anderswelt grenzt, macht den Charme von Eerie-on-Sea und seinen Einwohnern aus.

Bewertung vom 12.08.2020
Matilda und das Verschwinden der Buchmagie / Pages & Co. Bd.2
James, Anna

Matilda und das Verschwinden der Buchmagie / Pages & Co. Bd.2


ausgezeichnet

Inhalt: Die Underlibrary steht nach den Ereignissen von Band 1 Kopf. Das Vertrauen ist zerrüttet, die Bibliothekar*innen in der Sache uneins und ein neuer Direktor möchte das freie Buchwandeln verbieten. Für Tilly und Oskar steht ein Familienbesuch bei Oskars Vater in Paris an, wo sich für beide eine einmalige Gelegenheit bietet: Ein Buchwandel in die Welt der Märchen, der waghalsig und ganz anders als vermutet ist. Dabei treffen sie auf neue Freunde, alte Feinde und ein Geheimnis, das den Buchwandel verändern wird.

Persönliche Meinung: „Matilda und das Verschwinden der Buchmagie“ ist eine gelungene Fortsetzung des ersten Bandes, die schöne, neue Wege geht. Einerseits wird die Underlibrary ausführlicher vorgestellt, was der Welt mehr Tiefe gibt. Andererseits wandelt Tilly in eine andere Buchwelt jenseits der Klassiker der Kinderliteratur: Im Fokus steht die Welt der Märchen, die einige Besonderheiten besitzt, die mir gut gefallen haben. Da Märchen ursprünglich mündlich tradiert worden sind, existieren keine „echten“ Primärausgaben, sodass die Märchenwelt chaotischer und unberechenbarer als die Welt der Kinderliteratur ist. Zudem geht Anna James mit Märchenstereotypen wie „Die Prinzessin muss den sie rettenden Prinzen heiraten und lieben“ augenzwinkernd um, sodass sie spielerisch (aber deutlich) hinterfragt werden. Die Handlung selbst bricht mit dem Märchenstereotyp, dass es immer nur richtig oder falsch, gut oder böse gibt. So entziehen sich einige Figuren einer eindeutigen Schematisierung und auch Tilly selbst fragt sich häufig, ob ihre Position denn jetzt „gut“ ist. Der Schreibstil ist wie im ersten Band metaphernreich und detailliert, sodass er sich sehr schön lesen lässt und eine tolle Atmosphäre erzeugt wird. Die Charaktere sind wieder liebevoll gezeichnet, wobei mir diesmal Oskar mit seiner leicht verpeilten Art am besten gefallen hat. Wir treffen auch wieder auf einen alten Bekannten aus dem ersten Band, wobei er diesmal aus einem anderen Blickwinkel gezeigt wird. Insgesamt ist „Matilda und das Verschwinden der Buchmagie“ ein schönes und innovatives Kinder- und Jugendbuch, das sich auch für erwachsene Leser*innen eignet.

Bewertung vom 09.07.2020
Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5
Ahnhem, Stefan

Die Rückkehr des Würfelmörders / Fabian Risk Bd.5


ausgezeichnet

Er würfelt wieder

Inhalt: Fabian Risk und sein Team scheinen die Morde aus "Der Würfelmörder" aufgeklärt zu haben. Nur die Geständnisse der Täter fehlen noch. Doch der Schein trügt: Die Morde nehmen kein Ende; der Mörder würfelt weiter. Auch der Serienkiller im Team regt sich wieder und setzt seine Reihe fort.

Persönliche Meinung: Die Handlung von "Die Rückkehr des Würfelmörders" schließt nahtlos an "Der Würfelmörder" an. Insgesamt ist "Die Rückkehr des Würfelmörders" stringenter erzählt, was es leichter macht, dem Geschehen zu folgen. Was mir auch sehr gut gefallen hat, war, dass einzelne Geschenisse aus Band 1 nochmal aufgegriffen und von einem anderen Standpunkt aus beleuchtet werden, sodass scheinbar sichere Erkenntnisse aus "Der Würfelmörder" nochmal umgekrempelt wurden. Die Identität des Würfelmörders wird recht früh aufgedeckt. Dies nimmt der Handlung aber, anders als man vermuten könnte, kaum Spannung: Es entwickelt sich ein wendungsreiches Katz und Maus-Spiel zwischen den Ermittlern und dem Mörder. Dabei kommen die Ermittler in mehreren er- und bedrückend geschriebenen Situationen an ihre Grenzen. Komplettiert wird die Handlung durch das Privatleben Fabians, in dem es ebenfalls zu einer dramatischen Wendung kommt. Insgesamt ist "Die Rückkehr des Würfelmörders" ein spannender Thriller, der mit bedrückenden Szenarien auftrumpft und den Fall des Würfelmörders zu einem stimmigen Ende führt.

Bewertung vom 03.07.2020
Der Würfelmörder / Fabian Risk Bd.4
Ahnhem, Stefan

Der Würfelmörder / Fabian Risk Bd.4


sehr gut

Inhalt: Das Team um Kommissar Fabian Risk wird mit vielen Verbrechen konfrontiert: Ein Kind wird tot in einer laufenden Waschmaschine gefunden, neonazistische Verbrechen nehmen zu und inmitten des Ermittlerteams befindet sich ein Mörder. Zusätzlich dazu stößt das Team auf eine Reihe grausamer Morde, die keinem System zu folgen scheinen. Es beginnt eine Reise an die Grenzen des Menschlichen.

Persönliche Meinung: Wie der Inhaltsteaser schon zeigt, handelt es sich bei "Der Würfelmörder" um einen sehr komplexen Thriller. Es gibt viele Fälle/Handlungsstränge, viele handelnde Figuren und viele Handlungsorte, sodass man sich konzentrieren musste, den Überblick zu behalten. Da ich die Vorgängerbände nicht gelesen habe, brauchte ich ca. 150 Seiten, um in die Handlung hineinzufinden und mit den Figuren warm zu werden. Vielen der Figuren hängen private "Altlasten" nach, die in den vorherigen Bänden angestoßen wurden. Anfangs war das für mich verwirrend, aber mit der Zeit konnte man sich immer besser in die Konstellationen hineinfuchsen, sodass sich "Der Würfelmörder" flüssig lesen lies. Durch die häufigen Perspektivwechsel, der Fülle an Fällen und der verschiedenen tragischen Situationen im Leben der Protagonisten ist "Der Würfelmörder" atmosphärisch dicht und spannend. Eine Besonderheit ist der titelgebende Würfelmörder: Es handelt sich um einen Täter, der einem ganz eigenen System folgt. Tatort, Opfer und Mordwaffe bestimmt er mit dem Wurf eines Würfels, sodass der Modus Operandi der Zufall ist. Insgesamt ist "Der Würfelmörder" ein komplexer Thriller und eine Reise in die Abgründe der menschlichen Seele - eine Reise, die gerade erst begonnen hat, denn der Würfelmörder wird in einem zweiten Band zurückkehren.

Bewertung vom 01.07.2020
Unendlich
Weber, Helena

Unendlich


ausgezeichnet

Inhalt: Liam und seine Freunde leben in einer Welt, in der die Seele nach dem Tod wiedergeboren wird. Was sich verlockend anhört und ewiges Leben verspricht, hat für die fünf Jugendlichen aber weitreichende Konsequenzen: Jeder wird nach seinem vorherigen Leben beurteilt, sodass Lebensperspektiven limitiert sind und eine freie Entfaltung nur im Glücksfall möglich ist. Doch nach dem plötzlichen Tod seines Großvaters hat Liam noch ganz andere Probleme: Er stößt auf ein Geheimnis, das staatsumwälzendes Potential besitzt.

Persönliche Meinung: Die Ausgangslage (Wiedergeburt und Beurteilung nach dem vorherigen Leben) bietet eine spannende Herangehenweise an das Genre "Jugendliteratur". "Coming of Age" erfolgt in dieser Welt nicht nur in Abgrenzung von Gleichaltrigen oder Erwachsenen, sondern im Schatten des alten, gelebten Lebens, nach dem man beurteilt wird. Zu Beginn braucht die Handlung etwas, um in Fahrt zu kommen, was damit zusammenhängt, dass zunächst die Regeln der Welt eingeführt werden müssen. Danach wird die Handlung aber immer spannender; mit vielen kleineren und größeren Aufdeckungen, wodurch eine schöne Spannungskurve entsteht. Teilweise nimmt "Unendlich" dabei Züge eines Wissenschafts- bzw. Politthrillers an, ohne allerdings die Zielgruppe aus den Augen zu verlieren. Die Handlung ist in sich stimmig und rund. Das Ende mit seinem Cliffhanger ist fies und macht neugierig auf die nächsten Teile :D Die Charaktere, die teilweise einen ruppigen und umgangsprachlichen Ton anschlagen, sind lebensecht gestaltet. Auch der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, da er sich flüssig liest und besonders im letzten Drittel ebenfalls für Spannung sorgt. Insgesamt ist "Unendlich" ein spannendes Jugendbuch, das einen interessanten Turn innerhalb des Genres geht.

Bewertung vom 18.06.2020
Sturmläufer / Zane gegen die Götter Bd.1
Cervantes, J. C.

Sturmläufer / Zane gegen die Götter Bd.1


sehr gut

Eine tolle Handlung mit einem humorvollen Protagonisten

Inhalt: Zane Obispo lebt mit seiner Mutter, seinem Onkel und zwei schrulligen Nachbarn in einer kleinen Siedlung in der Nähe eines Vulkans inmitten der Wüste von New Mexico. Da er wegen seiner ungleich langen Beine in der Schule gemobbt wurde, unterrichtet ihn seine Mutter von zu Hause aus. Dies soll sich allerdings jetzt ändern, da eine renommierte Schule ihm ein Stipendium gewährt hat. Dort spricht ihn die mysteriöse Brooks an, die nicht in den Unterlagen der Schule auftaucht, was für Zane der Beginn einer abenteuerlichen Reise in die Götterwelt der Maya ist.

Persönliche Meinung: Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive Zanes erzählt, der die Geschichte komisch, selbstironisch und flapsig erzählt. Die Erzählweise ist dadruch flüssig und erfrischend, gewürzt mit der richtigen Prise Humor. Auch Nebencharaktere - wie die beiden Nachbar Mr Ortiz und Miss Cab oder der Zanes Onkel Hondo - sind schön skurril dargestellt und tragen mit ihren Dialogen lockeren Atmosphäre der Handlung bei. Der Plot "Außenseiter reist in die Welt der Götter und erkennt seine wahre Herkunft" ist bewusst an das Percy Jackson-Universum von Rick Riordan angelehnt, was sehr gut gelungen ist. Dabei geht J.C. Cervantes aber auch eigene Wege: Die Götter sind sowohl Schöpfer, als auch Weltenzerstörer; die "aktuelle" Welt interessiert sie daher nur bedingt. Schön war auch der kleine Plottwist am Ende, wodurch man die Handlung anders beurteilt hat. Die Erzählsituation ist auch eine besondere: Zane schreibt seine Geschichte für die Götter auf (warum, möchte ich nicht spoilern), weshalb immer wieder direkt an die Götter gerichtete Kommentare eingestreut werden. Insgesamt ist "Zane gegen die Götter - Sturmläufer" eine tolle Hommage an Percy Jackson, die es aber dennoch schafft, eigene Wege zu gehen.