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Märchens Bücherwelt
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Wolfenbüttel

Bewertungen

Insgesamt 211 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


sehr gut

Ein kleines Missverständnis hat dafür gesorgt, dass ich an dieses Buch kam und ich bin so froh, dass es so geschehen ist. Eigentlich kann ich gar nicht in Worte fassen, was für überwältigende Eindrücke und Emotionen dieses Buch bei mir verursacht hat.
Es ist ein Buch der Nachkriegszeit, in der die Geschwister Jürgen und Helga endlich wieder auf ihren Vater treffen, denn der Krieg hatte sie alle auseinandergerissen. Die Zeit des Krieges hat tiefe Spuren hinterlassen, was man sowohl an den Kindern erlebt, bei denen viele Erinnerungen verblasst, ja teilweise ausgeblendet sind, als auch bei all den Menschen, die nach und nach in Köln eine neue Existenz aufbauen.
Helga tut sich etwas schwerer mit dem Neustart, so sehr sie auch mit ihrem Bruder verbunden ist und ihrem Vater eine Chance geben möchte. Doch dieser verhält sich zeitweise merkwürdig, reagiert auf manches irritierend, mit dem Helga einfach nicht zurecht kommt. Immer im Hinterkopf, ein Findelmädchen zu sein, zusätzlich gebremst in ihren Träumen und Zielen, erlebt sie ein Praktikum im Waisenhaus, dass ihr Leben prägt. Helga ist für ihr junges Alter so ein tapferes, aufmerksames und hilfsbereites Mädchen, die trotz all dem Erlebten nie die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgibt, die für ihre Ziele eintritt und dennoch so viele unglaublich schlimme und traurige Momente erlebt, die einem als Leser wirklich unter die Haut gehen. Helgas Bekanntschaft mit dem kleinen, bezaubernden Mädchen Bärbel im Waisenhaus und der Umgang dort mit "speziellen" Kindern, bringt die Geschichte so richtig in Fahrt und sie nimmt einen ungeahnten Verlauf. Immer neue Wendungen, die die Schrecken der Macht und des noch nachwirkenden Hasses so knallhart und allgegenwärtig präsentieren und zeigen, wie schnell Menschen sich von etwas mitreißen lassen.
Selten hat mich ein Buch so emotional zerrissen und aufgewühlt, die verschiedensten Gefühle geweckt, als wenn man den Schmerz und den Kummer regelrecht mitfühlen kann.
Besonders viel Gänsehaut hatte ich bei den eingeschobenen Tagebucheinträgen der Mutter, ihre hoffnungsvollen aber manchmal auch verzweifelten Briefe an ihren verschollenen Mann, in der Hoffnung sich eines Tages wiederzusehen.
Der Krieg hat Schatten geworfen, sowohl auf die Stadt selbst, als auch auf die Seelen der Menschen und jeder geht mit ihnen anders um. Manche Charaktere sind gezeichnet durch die Last der Erinnerungen, während andere es zu verbergen suchen, aber doch eingeholt werden. Doch ausdrucksstark wird hier der Gedanke des Verzeihens, des Neubeginns und der Hoffnung gezeigt, dem Mut und der Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, aber auch für das einzutreten, wofür man steht und was einem wichtig ist, unabhängig von den Folgen.
Eine imposante Geschichte zu einer Zeit des Aufbaus, der Hoffnung und Neubeginns, die unvergesslich, berührend und gleichzeitig motivierend ist, um aus der Vergangenheit zu lernen und die Zukunft immer im Blick zu haben.
Vom Ende der Geschichte war ich etwas überrascht, es war für mich nicht ganz abgerundet, aber insgesamt ein lesenswerter Roman sogar mit vielen bekannten Details sowohl an Musik, Zeitungen, Persönlichkeiten und Lebensmitteln aus der Zeit, die damals eine wichtige Rolle gespielt haben, toll integriert wurden und alles etwas aufgelockert haben. Cover und Titel sind gut gewählt, denn auch wenn es inhaltlich schwermütig und emotional wirkt, versteht man am Ende, wie passend es ist.

Bewertung vom 13.09.2022
Hinter dem hellen Schein / Schloss Liebenberg Bd.1
Caspian, Hanna

Hinter dem hellen Schein / Schloss Liebenberg Bd.1


sehr gut

Rezension: Schloss Liebenberg - Hinter dem hellen Schein
Autor/in: Hanna Caspian
Erschienen: 09/2022
Verlag: Knaur
Paperback: 432 Seiten
Es ist mein erstes Buch von Hanna Caspian und ich bin angenehm überrascht. Ich mag Erzählungen aus einer Mischung aus Fiktion und historischen Ereignissen. Und genau das hat sie mit dem 1.Teil der Geschehnisse um Schloss Liebenberg überzeugend und eindrucksvoll gemacht. Schon alleine Cover und Titel beeindrucken, weil man einerseits einen Hinweis auf den Inhalt bekommt, gleichzeitig aber auch neugierig gemacht wird, was auch dem Titel zu verdanken ist. Und dieser ist sehr passend gewählt, da es zwar ein wenig an Erzählungen wie Downton Abbey erinnert, hier aber aus der Sicht des Personals erzählt wird und man dadurch einen spannenden, bewegenden Blick hinter die Scheinwelt des Adels erhält. All die Charaktere, ob sympathisch oder nicht, sind so ausdrucksstark und bemerkenswert dargestellt, dass man bei jedem sofort ein bestimmtes Bild im Kopf hat und verschiedene Reaktionen auslöst.
Die Hauptprotagonistin Adelheid, die überraschend ins Schloss geordert wird, ist eine junge, fleißige und kluge Frau, auch wenn sie aus den ärmsten Verhältnissen kommt und mit dieser Anstellung eine große Last der Verantwortung für den Rest ihrer Familie trägt. Viele Szenen erschüttern, wenn man diese großen Unterschiede zwischen Armut und Reichtum so offen miterlebt. Wie eng Verzweiflung mit ständigen Hoffnungsschimmern verbunden ist, die Angst um die Familie, die Arbeit, das Überleben. Gleichzeitig finden Intrigen, Vorgesetzte, die ihre Stellung ausnutzen und vor Demütigungen nicht scheuen, auch ihren Platz.
Die Autorin hat zu diesen Eindrücken des Personals den Skandal um Kaiser Wilhelm und seinen besten Freund den Fürsten zu Eulenburg wunderbar mit eingebaut - all die politischen Bewegungen zu dieser Zeit, wie das Personal damit umgeht, was hinter den Kulissen abläuft und wie sich die Unruhen des Volkes und der Druck der Medien bemerkbar machen.
Selbst wenn man keine geschichtlichen Vorkenntnisse hat, wird man regelrecht mitgerissen. Es ist verständlich geschrieben, auch wenn man sich an etliche Namen gewöhnen muss. Mich haben auch all die Erklärungen und Einblicke in den Ablauf der Tätigkeit begeistert - ob es um die Rangordnung des Personals geht, wie gewisse Dinge gehandhabt werden und wer für was zuständig ist. Wirklich toll recherchiert und genau diese Eindrücke und die Sichtweise des Personals haben das Buch lebendig wirken lassen, so dass auch die politischen Einlagen nicht ganz trocken wirkten.
An manchen Stellen hätte ich mir noch ein wenig mehr Emotionen und Spannung gewünscht und auch einige romantische Ansätze wirkten etwas trocken und unpersönlich.
Doch alles in allem freue ich mich jetzt schon auf die Fortsetzung dieser Dilogie - absolut lesenswert. Eine ausdrucksstarke Erzählung über eine Zeit, die die deutsche Geschichte nachhaltig beeinflusst hat, sehr nachdenklich stimmt, offen und erschütternd die Klassenunterschiede und das Leben in Armut aufzeigt, ebenso wie das Denken und die Vorurteile, die damals vorherrschten. Ein Kampf ums Überleben und für die Rechte der Schwächeren.

Bewertung vom 08.09.2022
In der Weite das Glück / Töchter der Insel Bd.2 (eBook, ePUB)
Jacobs, Anna

In der Weite das Glück / Töchter der Insel Bd.2 (eBook, ePUB)


gut

Rezension: In der Weite das Glück (Töchter der Insel Teil 2)
Autor/in: Anna Jacobs
Erschienen: 07/2022
Verlag: beHEARTBEAT
E-Book: 327 Seiten
Dies ist die Fortsetzung der Auswanderersaga um drei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, deren Schicksal ihnen aber übel mitgespielt hat. Sowohl Keara, die aufgrund einer Intrige ihrer Dienstherrin nach Westaustralien verschifft wurde, als auch ihre beiden kleineren Schwestern Mara und Ismay, die durch einen Nonnenorden an das entgegengesetzte Ende Australiens gebracht werden, weil es keinerlei Menschen mehr gibt, die für sie sorgen können. Die Erzählung über die Erlebnisse der Geschwister, das große Missverständnis, welches zwischen ihnen liegt ist sehr emotional und eindrucksstark umschrieben, all die Gefühle, der Kummer, die Sorge, aber auch die unbändige Wut, weil man ihnen übel mitgespielt hat. Sie müssen mit vielen Unannehmlichkeiten und auch Ungerechtigkeiten zurecht kommen, und auch das wird sehr eindrucksvoll beschrieben, so dass man richtig mitgerissen wird. Es ist auch schön, all die Charaktere aus dem 1.Teil zu begleiten und zu sehen, wie sie Hoffnungen und Ziele umzusetzen versuchen. Dabei schafft es die Autorin, die landschaftlichen Eindrücke ebenso gut darzustellen, wie auch die Bräuche und Gepflogenheiten des Landes.
Die Suche nacheinander gestaltet sich durchgehend schwierig, denn sie werden auseinandergerissen, stecken in vielen brenzligen, teilweise sogar dramatischen Situationen und schwanken zwischen Glauben, Hoffnung und Verzweiflung.
Den Spannungspegel konnte die Autorin ganz gut halten, es gibt stets neue Wendungen, allerdings war es mir an manchen Stellen doch gelegentlich zu viel oder zu offensichtlich. Ismays Gefühlschaos erreichte einige Male meine Geduldsgrenze. So verständlich es ist, unter Verlusten zu leiden, aber ihr Gebaren und das von Theos Ehefrau Lavinia war mehrmals zu unerträglich und einige Passagen empfand ich einfach zu schmalzig.
Leider hat dieser Teil in meinen Augen ein wenig geschwächelt einiges zog sich etwas in die Länge oder wiederholte sich, während anderes dann wieder zu überstürzt und zu viel rüberkam. Einige Abläufe waren etwas suspekt, z.B. der Umgang mit Schwester Catherine und ihrem Anliegen.
Zum Schluss überschlugen sich die Ereignisse, aber man hatte den Eindruck, als wenn das Buch jetzt schleunigst zum Ende kommen musste und so wirkte es dann etwas überspannt, was mich dann doch einige Male die Stirn runzeln ließ.
Marks Schwiegermutter Nan, den sympathischen Malachi und seinen Reisegefährten Dan hab ich dagegen sehr ins Herz geschlossen und sie haben mir so einige Momente beschert, die mich sehr berührt haben.
Cover und Titel haben wieder den so typischen Erkennungsstil der Autorin und natürlich freue ich mich trotz allem, auch den letzten Teil der Trilogie zu lesen, denn ich möchte unbedingt das Finale mit Malachis Mutter Hannah erleben.

Bewertung vom 05.09.2022
Der Diamanten-Coup
Burow, Patrick

Der Diamanten-Coup


sehr gut

Rezension: Der Diamantencoup
Autor/in: Patrick Burow
Erschienen: 2022
Verlag: Benevento
gebundene Ausgabe 226 Seiten mit Farbschnitt
Es ist das erste Buch des Autors und ich bin angenehm überrascht. Ein TrueCrime Abenteuer, das auf dem Raubüberfall auf das Grüne Gewölbe in Dresden am 25.November 2019 basiert, dennoch eine Mischung aus echtem Fall und Fiktion ist. Die Gründe hierfür erklärt der Autor verständlicherweise im Anhang.
Die Kapitel sind kurz und abwechslungsreich geschrieben und springen zwischen verschiedenen Einsatz- und Ermittlungsorten. Als Leser erhält man hierdurch Einblick in die Ermittlungstätigkeit aber auch die weiteren Pläne der Diebesbande, wodurch die Spannung noch mehr gesteigert wird und man noch mehr in das Geschehen involviert wird. Zusätzlich erlebt man durch den Einsatz der Museumsleiterin und einem Kunstkenner noch eine weitere interessante Wendung, da hierdurch die Frage der wahren Täter noch erhöht wird.
Die Darstellung der Charaktere ist gut gewählt, was sowohl die äußerst passenden Spitznamen der Täter angeht, als auch die jeweiligen Angestellten und das Ermittlerteam, aber auch sämtliche Hehler und Untergrundpersonen.
Man muss sich im Kopf etwas von den bisher bekannten Abläufen des Falls verabschieden, denn der Verlauf des Buches ist doch ziemlich anders, aber dennoch gut und kurzweilig entwickelt ist.
Dennoch würde ich dem Buch nicht die Bezeichnung Thriller geben, denn wenn auch Spannung und das TrueCrime Gefühl da war, so doch nicht die Wirkung eines Thrills. Trotz einiger rasanter Geschehnisse hat mir das gewisse Etwas gefehlt und gewisse Vorahnungen haben sich bestätigt.
Aufgelockert wurde alles mit ein paar witzigen Einlagen und einer kleinen, wenn auch eher unscheinbaren Romanze am Rande.
Der Farbschnitt des Buches gefällt mir sehr gut und auch das Cover samt Titel laden ein, mehr über diesen unglaublich raffinierten Juwelenraub zu erfahren. Düster, geheimnisvoll, spannend.
Alles in allem ein unterhaltsamer Krimi mit überraschenden Wendungen, interessantem Plot und detaillierten zeitlichen Abläufen.

Bewertung vom 31.08.2022
Schattenwald
Faludi, Katrin

Schattenwald


sehr gut

Rezension: Schattenwald
Autor/in: Katrin Faludi
Erschienen: 2022
Verlag: Gerth Medien
gebundene Ausgabe 432 Seiten
Nachdem ich so viele begeisterte Rezensionen und auch Beiträge gelesen habe, konnte ich nicht anders, als dieses Buch auch zu lesen wollen. Die Autorin war mir bislang unbekannt, aber das hat sich zum Glück geändert und ich war wirklich überrascht, wie man mit diesem Titel einen so spannenden Thriller schreiben konnte.
Es fasziniert, wie eindrucksvoll die jeweiligen Emotionen geschildert werden, denn Sara ist auch jemand, der einen relativ trockenen Humor hat, über den ich einige Male lachen musste, weil sie teilweise so kurios aber wieder herrlich verrückt sind (Bsp.Teevergleich). Andererseits dann aber wieder so intensiv, gerade wenn sie einige Flashbacks hat, die ihr helfen, das Geschehene zu verarbeiten. Es waren solche Spannungsmomente, gerade weil das Verhalten einiger Personen aus ihrem Umfeld so auffallend und geheimnisvoll ist. Das hat den Spannungspegel zu all den Vorfällen, die Sara auf einmal erlebt, deutlich gesteigert und auch bis zum Schluss mit etlichen Twists wirklich mitgerissen. Die ständig neuen Verdachtsmomente werden schnell wieder umgeworfen. Gut gelungen sind auch die ruhigen Elemente, die eingebaut wurden, wenn Sara sich mit ihren Gedanken an Orte zurückzieht oder die Bekanntschaft mit einigen wirklich sehr sympathischen und liebenswerten Asylanten, ganz besonders Ramins Geschichte hat mich sehr berührt.
Dass hier zwei Geschichten zusammenlaufen, fand ich ebenso toll entwickelt, wie die dezent eingebauten christlichen Werte, besonders, wenn es um Rache und Vergebung geht, wie schwer man daran trägt und sich selbst mit solchen Gedanken belastet, aber jeder fehlerhaft ist und Vergebung benötigt. Durch passende Bibelsprüche wurde das toll bekräftigt- unaufdringlich aber tiefgründig.
Es hat wirklich Spaß gemacht, das Buch zu lesen, obwohl ich mich am Ende gefragt habe, ob es noch eine Fortsetzung gibt, denn es war mir etwas zu abrupt abgewickelt. Da fehlten für mich persönlich einige Details, die es für mich noch mehr abgerundet und es besser ausklingen lassen hätten.
Alles in allem aber ein sehr lesenswertes Buch mit spannenden Wendungen, vielen unterschiedlichen Charakteren, die alles noch interessanter wirken lassen haben, eindrucksvollen Ortsbeschreibungen und für mich beeindruckend, wie fast schon poetisch die Waldszenen umschrieben werden, obwohl es ein Thriller ist.
Das Cover ist eindrucksvoll und lässt zusammen mit dem Titel gleich schon die Gedanken kreisen, worum es wohl gehen mag und hebt dadurch die Leseerwartung.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.08.2022
Eine mutige Frau / Fliegende Ärzte Bd.1
Haran, Elizabeth

Eine mutige Frau / Fliegende Ärzte Bd.1


sehr gut

Dieser bezaubernde Australien-Roman ist als Erinnerung an die Sugar Bird Lady Robin Miller geschrieben worden, die selbstlos für die Flying Doctors in Australien arbeitete und Polio-Impfstoffe in entfernte Gegenden lieferte.
Elizabeth Haran hat es geschafft, in Cassie Granger dieses schöne Gedenken nochmal zum Leben zu erwecken und gleichzeitig die Arbeit der Flying Doctors herauszustellen, die völlig selbstlos und immer auf Abruf bei Wind , Wetter und anderen Herausforderungen vollen Einsatz zur Rettung Verunglückter zeigen, die in abgelegeneren Regionen leben.
Die Geschichte ist sehr gefühlvoll, emotional und lebendig beschrieben. Cassies erfrischende, fröhliche und mitreißende Art ist einfach herrlich zu lesen. Nichts aufgesetztes, absolut authentisch und wird nicht nur von ihren Patienten geliebt, sie ist ein totaler Herzensmensch, der man nicht böse sein kann und die sich sämtlichen Herausforderungen stellt, obwohl sie auch einigen Gegenwind erleben muss.
Was mir besonders gefallen hat, sind die abwechslungsreichen Fälle, zu denen sie gerufen werden. Doch nicht alles ist nur traurig und heikel. Einige Situationen sind so urkomisch und bringen einen zum Lachen, während andere zu Tränen rühren. Auch gibt es Vorfälle, wo Erlebnisse zum Umdenken führen, die Entwicklung bis dahin richtig schön zu lesen ist.
Schön ist auch der Unterschied zwischen der forschen, unerschrockenen, mutigen Art Cassies zu dem sympathischen, aber aufgrund mehrerer schlimmer Erlebnisse auch vorsichtigen und etwas ängstlichen Art des Arztes Mike Monroe herausgestellt. Wenn man die Hintergründe kennt, versteht man die Reaktion besser, obwohl es manchmal etwas übertrieben wirkte.
Natürlich bleibt die romantische Geschichte nicht aus und man kann sich denken, wie es ausgeht, aber die Entwicklung ist total süß und Cassie mit ihrer Frohnatur sorgt auch hier für eine Menge schmunzeln und lachen.
Insgesamt ein sanfter jedoch beeindruckender Roman, der interessante Einblicke sowohl in die Tätigkeit als Flying Docs, aber auch in die landschaftlichen oft sehr unterschiedlichen Gegenden gibt. Verpackt in einer romantischen, unterhaltsamen Geschichte mit tollen Charakteren hat man hier ein prima Wohlfühlbuch.
Das Cover zusammen mit dem Titel gefallen mir sehr, auch wenn die Frau nicht ganz der Beschreibung von Cassie entspricht, da sie helles Haar hat. Eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 29.07.2022
Die Tucherbin
Blum , Thea

Die Tucherbin


gut

Das schön gestaltete Cover, Titel und auch Klappentext laden regelrecht zum Lesen ein, besonders wenn es um die Entwicklung deutscher Geschichte geht. So hat mich die dieses Buch berührt, weil sie in eine Zeit entführt, die das Elend der Arbeiter und der vielen ausgebeuteten Kinder schonungslos erzählt.
Wie einerseits ein Aufschwung der Industrie und der Übergang zu Maschinen geschildert wird, andererseits aber auch die ganzen Nachteile und Vorfälle, besonders was die Sicherheit und langen Arbeitstage angeht, aber auch der allgegenwärtige Hunger haben mich wirklich aufgewühlt und gleichzeitig schockiert.
Wie Corinna Winterfeldt versucht, aufgrund ihres eigenen Verlustes etwas für andere zu tun und sich emotional und aktiv reinzuknien, um das ganze Unrecht aufzufangen, aber letztendlich immer wieder gegen Windmühlen anzukämpfen ist interessant geschildert. Ich bin allerdings etwas hin und hergerissen, da ich ihren Einsatz verstehen kann, man ihr auch oft anmerkt, wie sehr sie diese Ungerechtigkeit verabscheut und Gutes bewirken will, doch manchmal wirkt sie bei vielem so übermotiviert, teils kindlich naiv und dickköpfig, selbst wenn ihr Onkel und Geschäftspartner August Wohlfert ihr verständlich machen wollen, welche Veränderungen umsetzbar sind und wo man leider Geduld haben muss. Ich konnte beide Seiten verstehen und doch fiel es mir schwer, ganz in die Geschichte einzutauchen. Corinnas Unmut und die ständigen Wortgefechte ziehen sich bis zum Schluss und sind teilweise etwas ermüdend. Der Lesefluss wurde teilweise auch durch Begriffe beeinträchtigt, die zwar aus dieser Zeit kommen, aber irgendwie nicht ganz zum sonstigen Schreibstil passten. Der Schluss war so abrupt, dass ich erstmal nachgeschaut habe, ob es noch eine Fortsetzung gibt, doch so wie es aussieht nicht und für mich dadurch etwas enttäuschend.
Mein Highlight ist die kleine Rosa, aus deren Perspektive häufiger Einblendungen kommen und die mein Herz vom Fleck weg erobert hat. Dieses kleine tapfere 6 jährige Mäuschen muss für ihr Alter so viel ertragen und durchmachen, dass ich so manche Stelle mit den Tränen gekämpft habe. Wie sie auf kleine Dinge mit so viel Freude reagiert hat mich doch ganz schön nachdenklich gestimmt.
Mein Fazit zu diesem Buch: Es ist ein Buch, dass man nicht so zwischendurch lesen sollte. Die Geschichte ist traurig und berührend zugleich, leider wird man mit den Hauptprotagonisten und ihrer Art nicht so ganz warm, teils aufgrund ihrer kühlen, berechnenden, ablehnenden Art, oder weil sie zu viel auf einmal wollen und sich die Wut steigert, weil es nicht so funktioniert. Oft hab ich Corinna nicht ganz verstanden, wenn sie sich so engagiert, aber in gewissen Situationen, wo es nötig wäre, nichts passiert, wo es doch so naheliegend wäre.
Die klaffende Wunde zwischen Armut und Reichtum ist so groß und wirkt unüberwindbar, doch einzelne Gesten helfen, Mitgefühl zu haben und das zu tun, was einem selber möglich ist, wenn die Beweggründe stimmen. Hier passt das Sprichwort: Steter Tropfen höhlt den Stein, wenn Beharrlichkeit zum Ziel führt!
Das Buch weckt Hoffnungen, wühlt auf, andererseits wünscht man sich aber etwas mehr Tiefe ohne Wiederholungen oder ständige Wortgefechte, vor allem mit der Wende am Schluss.

Bewertung vom 12.07.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1 (MP3-Download)
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Dieses Hörbuch ist ein wahrer Ohrenschmaus. Eine großartige Geschichte, die einen zutiefst berührt und noch lange darüber nachdenken lässt.
Es ist für mich das 1.Buch von Miriam Georg und ich freu mich sehr, dass ich es hören durfte. Sie hat die beiden Frauen, Ava und Claire so großartig umschrieben, charakterlich so grundverschieden, aus zwei völlig anderen Welten und doch haben mich beide auf ihre Weise beeindruckt. Wie beide Welten zusammenfließen und aufeinandertreffen ist unverhofft und genial gemacht. Je mehr man ihre Geschichte hört, desto überraschter ist man und auch wenn gerade Claire anfangs sehr hochnäsig, verwöhnt und arrogant wirkt, hat man im Laufe der Zeit doch Verständnis für sie und die damaligen Ansprüche an die höhere Gesellschaft. Beide müssen auf ihre Weise schlimmes durchmachen, was beide prägt. Ava hingegen ist von Anfang an eine fleißige, liebenswerte Träumerin, der viel abverlangt wird und sich den Umständen anpasst, auch wenn es ihr schwerfällt, aber immer mit dem Ziel, eines Tages ihren Traum wahrzumachen und ihre Eltern zu suchen.
Der Titel TRÄUME passt daher bei beiden sehr gut, weil sie beide aus ihrer Situation ausbrechen möchten.
Raffiniert finde ich, dass bei beiden Frauen aus der Erzählerperspektive berichtet wird, während zwischendurch eine weitere Frau ihre Erlebnisse sowohl im Prolog als auch zwischendurch aus der persönlichen Sicht erzählt und man erst am Ende erfährt, um wen es sich dreht und das hat allem nochmal eine ganz andere Richtung gegeben und zusätzliche Spannung erzeugt.
Die Erzählerin Tanja Fornaro hat jeden einzelnen Moment, jede Person so lebhaft, authentisch und mit den jeweiligen Stimmungen rübergebracht, dass es sich anfühlte, als würde sie den Hörer mit in die Geschichte einbinden. Sie hat alle Emotionen, die Dramatik, Spannung und Hoffnungsfunken perfekt transportiert, so dass ich mich schon sehr auf den 2.Teil freue und nur sagen kann: Dieses Hörbuch gehört zu den Favoriten dieses Jahr und ist ein außergewöhnlicher Hörgenuss, der die traurige Geschichte der Auswanderer in Hamburg als "Stadt der Tränen" ausgezeichnet festhält und nicht mehr vergessen lässt.

Bewertung vom 10.07.2022
Nacht der Wahrheit
Blackburn, Lynn H.

Nacht der Wahrheit


gut

Nach der Harrison-Serie nun der Auftakt zur Raleigh-Serie, mit einer raffinierten Kombi, denn wir treffen alte Bekannte der Harrisons wieder. Nun arbeiten Secret-Service und FBI zusammen, was nicht gerade einfach ist, denn auf beiden Seiten bestehen starke Vorurteile aufgrund vergangener schlechter Erfahrungen.
Doch sowohl Luke Powell als auch Faith Malone haben gar keine Zeit, darüber nachzudenken, denn der Täter scheint immer einen Schritt voraus und immer mehr Menschen sterben um sie herum. Allerdings bleibt immer wieder die Frage offen, warum, wer ist der Nächste und wie kann man all das aufhalten.
Wie sie dabei vorgehen und vor allem wie das restliche Team miteinander agiert ist interessant gestaltet, doch leider nicht so spannend wie die vorherige Serie. Man muss sich an ziemlich viele Namen gewöhnen, immer wieder tauchen neue Verdächtige auf und der Fall dreht und wendet sich bis zum Schluss und man muss ganz genau aufpassen, um nichts zu überlesen oder einen Teil der Schlussfolgerungen und Ermittlungen zu verpassen. Zwischendurch spürt man, wie es um den religiösen Teil des Teams steht. Die einen zweifeln nach all dem, warum das passieren musste und ob es Gott überhaupt gibt, andere sind davon überzeugt, dass sie mit Gottes Hilfe den Fall lösen werden und er ihnen beisteht. Gerade die Versuche von Faith mit Gott ins Gespräch zu kommen, fand ich köstlich, weil man merkt, wie schwer sie sich tut und es dennoch versuchen möchte. Und all die Worte kommen aus ihrem Herzen, so wie sie ist. Ein Mensch, der ausgesprochen diszipliniert ist und hohe Ansprüche an sich stellt und sich oft selbst zu sehr unter Druck setzt. Ihre Leidenschaft: Cherry Cola, die an so mancher Stelle vorkommt und das ganze etwas auflockert. Luke dagegen ist jemand, der leider schlimmes erlebt hat und daher öfter etwas plump reagiert, weil er vieles auf den Fall projiziert und die Zusammenarbeit dadurch allerdings erschwert.
Lustige Elemente gab es, weil seine Kollegen ihn einige Male aufziehen und ihm den ein oder anderen Schubser geben. Die Romantik wirkt hier leider etwas oberflächlich und kühl, vielleicht lag es an den Charakteren, die nach außen auch ziemlich trocken und resolut wirkten, obwohl man spürt, das ist nur Fassade.
Die Geschichte ist actiongeladen und in gewisser Hinsicht auch spannend, wie sich alles so entwickelt, doch es war mir an manchen Stellen zu viel Smalltalk und hat dadurch die Spannung und das Tempo wieder rausgenommen.
Die Auflösung hat mich überrascht und ich fand es teilweise nicht ganz überzeugend, deswegen hoffe ich, dass mit den kommenden Teilen wieder etwas mehr Tiefgründigkeit und Spannung vorhanden ist. Das war mir hier etwas zu schwach und nicht ganz mitreißend.
Man wartet irgendwie immer noch auf das gewisse Etwas, was sich aber nicht ganz einstellt.
Der Titel ist interessant, obwohl es für mich nicht ganz passt und das Cover drückt auch nicht so wirklich die Gefahr aus, die hier vermittelt werden soll. Allerdings Wiedererkennungswert durch die Farbgebung, die so typisch für die Bücher der Autorin ist.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.07.2022
Ein Heim voller Liebe
Mason, Susan Anne

Ein Heim voller Liebe


sehr gut

Dieses Buch lädt alleine schon durch das bezaubernde Cover und den dazu passenden Titel ein. Ein absoluter Eyecatcher und ich hab mich riesig gefreut, dieses besondere Buch zu lesen.
Es ist sehr gefühlvoll geschrieben und berichtet über die junge Jane Linder, die als stellvertretende Direktorin bei der Children´s Aid Society Kindern ein neues Zuhause ermöglichen möchte. Doch plötzlich wird sie mit dem Wirtschaftsprüfer Garrett Wilder konfrontiert, nichts ahnend worum es wirklich geht. Diese Mischung aus völligem Herzblut in ihrem Job, ihrem Umgang mit Kollegen, ihrer Mutter, den Kindern und der Vergangenheit, die sie sehr belastet gefiel mir sehr gut. Besonders der kleine Junge Martin hat sich ganz besonders in mein Herz geschlichen. Die Dramatik seiner Geschichte hat mich zu Tränen gerührt und trifft damit eine Thematik, bei der es leider vielen anderen Kindern auch so geht. Nicht geliebt, nicht gewollt und doch diese große Sehnsucht auf ein liebevolles Zuhause. Das hat die Autorin großartig herausgearbeitet, besonders in Situationen, wo Martin eben wie ein Kind reagiert hat, das auch mal einen Trotzkopf hat oder aus lauter Verzweiflung Dummheiten anstellt.
Garretts Zurückhaltung hat mich ab und zu etwas irritiert, da er durch seine Kriegsverletzung einerseits Jane gegenüber kein Risiko eingehen will, andererseits aber doch Arbeiten erledigt oder mit den Kindern seiner Schwester rumtobt, was irgendwie nicht immer ganz passt. Auch die finanziellen Missstände in der Firma sind mir leider etwas zu schnell und unspektakulär aufgeklärt worden.
Die Charaktere sind mir dennoch sehr sympathisch gewesen, besonders Garretts Eltern haben ein goldenes Herz und man merkt ihnen ihre Nächstenliebe und Überzeugung total an.
Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, es ist eine zu Herzen gehende Geschichte, baut gute Spannung auf, besonders als Janes Vergangenheit sie wieder einholt und auch Martins ganz persönliche Geschichte ist so zuckersüß und gleichzeitig rührend geschrieben. Die Werke der Autorin sind etwas besonderes und absolut lesenswert.