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Books of Tigerlily
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Saarbrücken

Bewertungen

Insgesamt 175 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2021
Die Toten vom Gare d'Austerlitz
Lloyd, Chris

Die Toten vom Gare d'Austerlitz


sehr gut

Ein Buch zur Zeit der deutschen Besetzung in Paris, mit einem französischen Polizisten und rätselhaften Toten? Das trifft meinen Lesegeschmack doch genau! Und ich muss sagen, dass hier meine Leseerwartungen vollends erfüllt wurden.

Giral ist ein französischer, recht eigenbrötlerischer Inspektor in klassischer Film Noir -Manier, der eigenwillig seiner Spürnase folgt und so dem ein oder anderen auf die Füße tritt und ordentlich Staub aufwirbelt. Als die Nazis in Paris einmarschieren und er sich nun den neuen Gepflogenheiten und Machtverhältnissen fügen muss, erleichtert das seine Arbeit nicht unbedingt. Aber Giral beugt sich nicht den Vorgaben der deutschen Machtträger und zieht sein eigenes Ding durch, möchte er doch den mysteriösen Tod von vier Toten aufklären.

Giral gerät in einen richtigen Spießrutenlauf des fest strukturierten Naziregimes und deckt immer mehr Ungereimtheiten auf, die auch in die deutsche Richtung zu weisen scheinen. Hier treibt der Autor nicht nur durch die eigentliche Handlung der Todesfälle die Spannung ordentlich hoch, auch durch das Katz und Maus-Spiel der französischen und deutschen Beteiligten muss sich Giral ständig mit der Frage auseinandersetzen, wer gerade Freund und wer Feind ist und auf wessen Seite er gerade steht.

Ein clever aufgebautes Buch, bei dem mehrfach der Leser gemeinsam mit Giral auf eine falsche Fährte gelockt wird und sich dann auch noch mit den Gefahren, die Giral und dessen Sohn drohen, auseinandersetzen muss. Ein kluger Einblick in die damalige Zeit, als sich die Franzosen vor Ort mit den deutschen Besatzern arrangieren mussten und den kleinen oder großen Aufstand proben.

Auch der familiäre Konflikt Girals wird vor dem Hintergrund der Belastungen und Altlasten des Ersten Weltkrieges stark herausgearbeitet und ist so ein erschreckendes Beispiel all jener Schicksale, die damals sogar zwei Weltkriege erleben mussten. Hier wird geschickt die Frage aufgeworfen, was dies eigentlich mit der menschlichen Seele anstellt.

Die Handlung spitzt sich immer weiter zu und das Ende des Buches war für mich mehr als unerwartet, wurde ich doch tatsächlich auf eine falsche Fährte gelockt. "Die Toten vom Gare d`Austerlitz" überzeugt mit guter Spannung, grandiosem Setting und einem ganz eigenen Ermittler, den man gerne begleitet.

Bewertung vom 26.04.2021
So wie du mich kennst
Landsteiner, Anika

So wie du mich kennst


sehr gut

Diesem Buch habe ich richtig entgegengefiebert, seit ich es bei den kommenden Neuerscheinungen entdeckt habe, wusste ich doch schon beim Klappentext, dass mich dieses Buch sehr berühren könnte. Dieser Klappentext hat etwas in mir zum Klingen gebracht, als ich ihn das erste Mal gelesen habe und ich muss sagen, dass sich dieses Gefühl mit Lesen der ersten Seiten des Buches bestätigt hat. Gemeinsam mit Karla erleben wir die frische Trauer um ihre Schwester Marie und begeben uns mit ihr nach New York, wo Marie zuletzt gelebt hat. Karla muss sich dabei durch die Haushaltsauflösung ihrer Schwester vielen Erinnerungen, aber auch vielen neuen Fragen stellen. Kannte sie ihre Schwester wirklich so gut oder hatte diese sogar Geheimnisse vor ihr?

Das Buch zeichnet sich durch einen flüssigen und dennoch poetischen Schreibstil aus, der unangestrengt ist und dennoch eine unglaubliche Sogwirkung entfaltet. Zum einen kann man sich sehr gut in unsere beiden Protagonistinnen hineinversetzen, deren Erzählperspektive abwechselt. Zum anderen sind deren Emotionen und Erlebnisse so greifbar, dass man völlig im Lesen aufgeht.

New Yorks Goßstadtrauschen ist dabei die ideale Kulisse für Karlas Verlustaufarbeitung. Zunächst sich in der Anonymität der Stadt verlierend, wird sie doch initiativ und erhält auch Unsterstützung, die so zunächst nicht erwarbar war. Ihre Erfahrungen sind ein gelungenes Beispiel für einen Menschen, der den Halt in seinem Leben verliert und darum kämpft an der Oberfläche zu bleiben. Die Schilderung von Karlas Gemütszustand und Erlebnissen fand ich ergreifend und wundervoll nahbar.

Maries und Karlas Erzählstränge ergänzen sich gegenseitig und greifen so perfekt ineinander, sodass die beiden Zeitebenen mühelos ineinandergleiten und miteinander verschmelzen. Dabei bleibt es immer spannend, denn es werden nach und nach immer mehr Geheimnisse aufgeworfen, wobei bei einigen die Auflösung im Halbdunkel verborgen bleibt. Insbesondere Maries Erlebnisse, die sich so auch in ihrer und Karlas Umgebung wiedergefunden haben, gehen nahe und wirken lange nach. Vielleicht war die ein oder andere Häufung dieser Erfahrungen in ihrem Umfeld ein Tick zuviel, so macht die Autorin hier doch einen großen Punkt in dem sie diese Thematik zur Tagesordnung macht, muss das Thema doch einfach noch mehr Gehör finden.

Insgesamt also ein Buch, dass man schnell runterlesen möchte, in das man völlig eintauchen kann und das einen nachhaltig beeindruckt. Ein starkes Buch voller Emotionen, das es schafft, auhentisch zu sein und nicht in den Kitsch abzudriften. Sehr gelungen!

Bewertung vom 24.02.2021
Hard Land
Wells, Benedict

Hard Land


ausgezeichnet

Hard Land ist mein erster Wells, der mir natürlich bereits vorher ein Begriff war. Und so war ich neben dem Inhalt des neuen Buches auch gespannt darauf, ob mich der Hype um den Autor und seine Neuerscheinung mitreißen wird.

Das Buch erzählt eine klassische Coming of Age - Geschichte, unser Protagonist Sam ist ein typischer Außenseiter. Ich konnte mich recht schnell in ihn hineinversetzen und mich mit ihm identifizieren. Er ist ein sehr menschlicher Charakter mit nachvollziehbaren Schwächen, der sich nach Anschluss sehnt - sicher etwas, dass jeder so ähnlich ebenfalls erlebt hat. Mich hat Sam vor allem dadurch für sich eingenommen, dass er sich seinen Ängsten stellt und sich zum positiven verändern möchte, wobei dies gleichfalls eine Flucht aus dem bedrückenden Umfeld seines Zuhauses ist.

Natürlich gibt es die coolen Kids, die Sam nach und nach für sich einnehmen kann und die auf den zweiten Blick dann doch alle mit den eigenen Problemen zu kämpfen haben. Dadurch haben sie entsprechend an Tiefe dazugewonnen. Die Dynamik zwischen der Gruppe entsprach mir hier allerdings dennoch etwas dem gängigen Schema solcher Geschichten, sodass mir einiges zu blass blieb. Hier war meines Erachtens noch gut Luft nach oben, ich hätte mir mehr gewünscht.

Besonders überzeugt hat mich allerdings die Beziehung zwischen Sam und seinen Eltern. Deren Geschichten zeigen das Streben und Scheitern im Hinblick auf die eigene Selbstverwirklichung und dass das Leben immer im Fluss und nicht planbar ist. Der Schicksalsschlag, der drohend über der Familie schwebt, hat mir nicht nur einmal die Kehle eng werden lassen und ich habe richtig mit Sam mitgelitten. Dieser Aspekt von "Hard Land" ist einfach unglaublich stark geschrieben und konnte mich komplett mitreißen. Aufgrund dessen kann ich auch gut verzeihen, dass es an mancher Stelle etwas vorhersehbar war, denn ich habe die kommende Bedrohung gespürt aber - wie Sam - nicht wahrhaben wollen.

Insgesamt ist der Stil stark und einnehmend, kein bisschen sperrig und man entwickelt einen guten Lesefluss. Man kann das Buch sicher locker an einem Stück runterlesen. Trotz des emotionsgeladenen Inhalts musste ich das Buch nicht weglegen um eine Lesepause zu bekommen, im Gegenteil - ich konnte es kaum aus der Hand legen.

Dadurch, dass ich keinen Vergleich zu den vorherigen, hoch gelobten Werken habe, konnte ich recht unvoreingenommen ans Lesen gehen. Und ich muss sagen, dass mich sowohl Inhalt als auch Stil vollends überzeugt haben, so sehr sogar, dass ich jetzt gerne noch die anderen Bücher von Benedict Wells lesen möchte. Dieses Buch hat meinen persönlichen Lesehorizont erweitern können und ich bin nun Wells-Fangirl! Von mir gibts daher natürlich eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 20.02.2021
Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen
Clark, Georgia

Bucket List - Nur wer fällt, kann fliegen lernen


sehr gut

Eigentlich hatte ich dieses Buch gar nicht auf dem Schirm. Aber wie das so ist unter Buchliebhabern, habe ich durch Neuerscheinungen und Leseproben gestöbert und war einfach unfassbar begeistert vom Buch! Das ist mir die letzte Zeit wirklich selten passiert, dass ich mich ganz spontan für ein Buch entschieden habe und es quasi sofort lesen musste.

Wie so oft trifft das bold Imprint des dtv Verlags erneut direkt ins Schwarze meines Zielgruppenherzes. Ich werde aktuell einfach mehr angesprochen von Protagonistinnen in meinem Alter und ähnlichen Herausforderungen im Leben. Genau so erging es mir mit Lacey. Bereits auf der ersten Seite hatte sie mich im Sturm erobert und ich konnte mich wahnsinnig gut in sie hineinversetzen. Ihr Leben und die Herausforderungen, denen sie sich gegenüber sieht, sind authentisch beschrieben und somit gut nachvollziehbar für den Leser.

Der Schreibstil ist flüssig und modern, er passt zu Inhalt und Thematik des Buches. Dabei gelingt der Autorin ein kleines Meisterstück, lebt Lacey doch den Traum vieler - eine Karriere in der Modebranche in New York, cool und sexy und immer top gestylt auf den angesagtesten Partys der Stadt. Doch genau dieser Kleinmädchentraum trifft auf den krassen Kontrast der Genmutation, die bei Lacey entdeckt wird. Der Leser begleitet sie auf der Reise zur Entscheidungsfindung und beim Abarbeiten der Bucket List. Letzteres läuft hier nicht nach einem stumpfen Schema, Lacey trifft immer wieder auf neue Hindernisse und trifft auch mal falsche Entscheidungen - und genau das macht das Buch so umwerfend, nämlich dass es einfach das Leben abbildet, wie es eben so spielt.

Ich konnte mich in so vielen Momenten von Laceys Leben wiederfinden, Momente voller Sehnsucht und Hoffnung, Wankelmut und Angst, Enttäuschung und Irrtum. Sie ist für mich eine wirklich glaubwürdige Protagonistin, von der ich mir auf dem Buchmarkt gerne mehr wünschen würde, ist sie doch keine perfekte Heldin und lässt den Leser auch mal gemeinsam mit ihr verzweifeln.

Auch kommen die Gefühle beim Buch natürlich nicht zu kurz und Lacey trifft auf das ein oder andere Love Interest und durchlebt sinnliche Stunden. Die Autorin bleibt auch hier geschmackvoll und realistisch, nichts gleitet unnötig in Richtung Kitsch ab. Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der Lebensrealität der jüngeren Generation, vor allem im Hinblick der abgebildeten unangestrengten Diversität.

Ein Buch, dass ich trotz oftmals schwerer Themen in einem Rutsch runtergelesen habe, weil es mit einer unglaublichen Portion Humor und Wortwitz daherkommt. Es macht einfach Spaß, dieses Buch zu lesen und ich bin sehr froh, dass ich dem spontanen Impuls nachgegeben habe und es lesen musste! Das Bold Imprint hat erneut meinen Nerv getroffen und mich mit super Lesestunden belohnt.

Bewertung vom 26.01.2021
Das Verschwinden der Erde
Phillips, Julia

Das Verschwinden der Erde


sehr gut

Dieses Buch hat ziemlich schnell meine Aufmerksamkeit erregt, trifft doch das wundervolle Cover genau die Stimmung, die der Klappentext heraufbeschwört. Kamtschatka als Setting ist wundervoll eingefangen und lässt den Leser tief eintauchen in eine raue Welt voller urtümlicher Bräuche, sowjetischem Erbe und dem Eindringen der Moderne. Ein interessantes Spannungsfeld, in dem sich der Alptraum einer jeden Gesellschaft ereignet - zwei kleine Mädchen, Schwestern, verschwinden spurlos und das mitten aus dem gesellschaftlichen Treiben des Stadtzentrums heraus.

Bereits die ersten Seiten, die eben dieses Verschwinden der Schwestern aus ihrer Perspektive begleiten und dem Leser aufzeigen, was mit ihnen passiert ist und möglicherweise weiter passieren kann, wirft das Kopfkino an und ist eine der besten Einstiegsszenen in ein Buch, das ich bislang gelesen habe.

Nach dieser ersten Szene erfolgen diverse Perspektivwechsel, jeder einzelne ein kurzes Schlaglicht des Einblicks in ein ganzes Leben, das in irgendeiner Weise vom Verschwinden der Mädchen berührt wird. Hier bleibt einiges diffus, es werden viele Situationen nicht zur Gänze aufgelöst, was ein kluger erzählerischer Schachzug der Autorin ist, denn so gerät man als Leser förmlich in einen Lesesog und möchte wissen, wie es weitergeht. Die Spannung ist unterschwellig am Brodeln, die Zeit verrint ohne erkennbare Fortschritte, die Mädchen aufzufinden - ein fiebriges Tempo, das gleichzeitig Zeit zulässt, die dem Leser unbekannte Welt Kamtschatkas und seiner Bewohner kennenzulernen.

All dies steigert sich auf den letzten Seiten, bei denen man sich als Leser immer wieder frägt, was denn nun mit den Schwestern sei - man wird richtig ungeduldig mit dem Buch und verlangt nach sofortiger Auflösung.

Die dann auch kommt - oder auch nicht. Denn auch beim wirklich starken Finale bleibt sich das Buch und seiner Erzählweise treu. Ich war förmlich überwältigt vom Ausgang. Das Ende des Buches greift viele lose Erzählfäden auf und führt sie zusammen, alles ergibt einen Sinn. Es entsteht ein großes Ganzes, ein wirklich beeindruckendes Werk, das sich richtiggehend einbrennt. Für mich bereits jetzt eines der stärksten Bücher in diesem Lesejahr.

Bewertung vom 25.01.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


ausgezeichnet

Ich muss ehrlich sagen, dass ich zunächst sehr skeptisch war, ob dieses Buch etwas für mich ist, greift das Buch doch Themen auf, die mich emotional aufgewühlt haben. Als ich dann in die Leseprobe reingelesen habe, war ich so eingenommen, dass ich es unbedingt versuchen musste! Und ich bin froh, dass ich mich auf das Buch eingelassen habe, denn ich wurde mit einer wirklich wundervollen Geschichte belohnt.

Zugegeben, die angekratzen Thematiken von Depression, Suizidalität und der Suche nach dem wahren Sinn des Lebens können sicherlich einige triggern bzw. aufwühlen. So darf man als Leser ruhig mit der nötigen Aufmerksamkeit ans Lesen gehen und zeitnah feststellen, dass diese Themen behutsam und authentisch aufbereitet wurden.

Nora ist eine authentische Protagonistin, deren Werdegang man gut nachvollziehen und in die man sich selbst gut hineinversetzen kann. Man ist mit ihr gemeinsam neugierig, was die Mitternachtsbibliothek für Geheimnisse offenbaren wird.

So habe ich Nora völlig befreit auf ihrem Weg begleiten können und habe gemeinsam mit ihr entdeckt, dass man vergangenes loslassen darf und oft dann doch die richtige Entscheidung im Leben getroffen hat. Dieses Gefühl des Verstandenwerdens bringt der Autor ohne erhobenen Zeigefinger mit mit ganz viel Feingespür rüber, sodass mich das Buch wirklich völlig berührt und angerührt zurückgelassen hat.

Ich bin sehr froh, mich dieser Buchidee gegenüber geöffnet zu haben, denn ich wurde mit einer großartigen Geschichte belohnt, die sich einen festen Platz in meinem Regal erobert hat!

Bewertung vom 18.01.2021
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


ausgezeichnet

Ich habe dieses Buch bereits seit langem auf dem Schirm, sein Erscheinen wurde aufgrund der Pandemie leider verschoben. Als ich es dann auf vorablesen endlich wiederentdeckte, musste ich sofort mein Glück versuchen!
Das Buch vereint viele Thematiken, für die ich ein großes Faible habe, etwa habe ich während meines Studiums sogar eine Seminararbeit über Kulturgüterverschiebungen und deren Restitution geschrieben. Die Zeit des Dritten Reichs und seine Folgen für die Nachkriegsgenerationen finde ich ebenfalls spannend, sodass ich sehr neugierig auf die Umsetzung dieser Themen war.
Und ich muss sagen, dass die Umsetzung mehr als gelungen ist. Die Autorin hat eine fundiert recherchierte Geschichte abgeliefert, der es auch nicht an emotionalem Tiefgang mangelt. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven, denen der verschiedenen Generationen, erzählt und greifen so ineinander. Dabei wachsen dem Leser Evelyn, Senta und Hannah schnell ans Herz, trotz oder gerade vor allen Dingen auch wegen ihrer Schwächen. Alena Schröders Protagonistinnen sind alles andere als schwarz-weiß gezeichnete, glattgebügelte Persönlichkeiten, sondern Charaktere voller Tiefgang und geprägt von der jeweiligen Lebenserfahrung.
Und genau das ist das spannende am Buch - die verschiedensten Lebensumstände von Evelyn, Hannah und Senta sind so authentisch beschrieben, dass man sich als Leser völlig in den Seiten verlieren kann. Mich haben ihre Geschichten tief berührt und vor allem die jeweiligen Herausforderungen der Vorkriegszeit und der Naziherrschaft, der Nachkriegsgesellschaft und der heutigen Moderne auf die Frauen hat mich beeindruckt.
Gemeinsam mit Hannah versucht man als Leser, ihrer Familiengeschichte auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was es mit den geraubten Kunstschätzen auf sich hat. Durch den Perspektivenwechsel bleibt die Geschichte durchweg spannend und man kann das Buch zügig am Stück runterlesen, da man es kaum aus der Hand legen mag. Am Ende ist es fast zweitrangig, was mit den Gemälden passiert ist, sind doch die Entwicklungen von Hannah, Senta und Evelyn am Ende das überragende Element dieses Buches.
Ich bin wirklich froh, mit diesem Buch den richtigen Riecher gehabt zu haben, denn ich habe ein kleines Juwel für mich entdeckt! Absolute Leseempfehlung an dieser Stelle!

Bewertung vom 25.10.2020
All das Ungesagte zwischen uns
Hoover, Colleen

All das Ungesagte zwischen uns


ausgezeichnet

Es ist wieder soweit, ein neuer Hoover erscheint! Von keiner anderen Autorin muss ich einfach jedes Buch schnellstmöglich nach Erscheinen in den Händen halten und inhalieren. Nachdem Colleen Hoover mit Verity einen Ausflug in Richtung Thriller unternommen hatte, kehrt sie mit "All das Ungesagte zwischen uns" zum bekannten Young Adult zurück, kombiniert dies aber mit einer Story über eine Protagonistin über 30. Dieser Mix aus Geschichte um Mutter und Tochter gelingt fantastisch und dürfte sicher auch neue Lesergruppen begeistern.

Die Geschichte folgt Morgan und ihrer Familie, die ein schwerer Schicksalsschlag erleiden muss. Während sich Morgan und ihre Tochter Clara in Trauer wiederfinden, kommen nach und nach einige erschütternde Geheimnisse ans Licht, die die Familie zerstören könnten. Colleen Hoover schreibt mit soviel Gefühl, dass es den Leser mitten ins Herz trifft. Obwohl die Story wie immer stark geplottet ist, ist sie einfach schlüssig und ergreifend. Die Emotionen scheinen greifbar und man kann - typisch Hoover - beim Lesen zum ein oder anderen Taschentuch greifen.

Vor allem Morgan hat mich als Protagonistin abgeholt, da sie für sich einiges an Reflexion durchmachen muss und gestärkt daraus hervorgeht. Die Dynamik zwischen ihr und Tochter Clara ist super authentisch geschrieben und so manche Mutter-Teenie-Kombination wird sich hierin wiederfinden. Für mich ein klasischer Hoover, der auf aller Linie überzeugt.

Bewertung vom 17.10.2020
Capitana
Love, Melissa Scrivner

Capitana


sehr gut

Ab und an greife ich gerne zum Thriller, insbesondere wenn starke Frauen als Protagonistin agieren. Letztes Jahr habe ich neben River of Violence das Buch "Lola" für mich entdeckt und verschlungen. Als ich - eher zufällig - erfahren habe, dass es mit "Capitana" nun weitergeht, musste ich das Buch natürlich sofort haben.

Bereits auf den ersten Seiten geht es in Sachen Spannung ordentlich zur Sache und macht klar, was den Leser in "Capitana" erwartet - eine spannungsgeladene Story aus Sicht einer Gangleaderin, die auf der anderen Seite des Gesetzes steht. Genau diese Mischung macht für mich den besonderen Reiz des Buches aus, da Lola einfach eine wahnsinns Protagonistin ist.

Im ersten Teil durften wir ihren Aufstieg an die Spitze der Gang verfolgen, im Nachholger muss sie ihre Position nun festigen und sich alten und neuen Feinden gegenübersehen. Dabei ist sie eine Protagonistin, die ihresgleichen sucht. Obwohl sie brutale und berechnende Entscheidungen trifft, ist sie dem Leser unglaublich sympathisch. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass sie dennoch einem eigenen moralischen Kompass verfolgt und trotz aller Brutalität menschlich wirkt.

Dieser Gegensatz erzeugt ein tolles Spannungsfeld, dass das Buch bereits aud diesem Grund lesenswert macht. Als Leser wird man immer wieder an seine eigenen Grenzen getrieben und muss über das gelesene reflektieren.

Hinzu komm ein flotter Schreibstil, der episodenartig den Leser sich immer wieder neu in den Situationen und Kapiteln orientieren lassen muss. Es gibt keine unnötigen Längen, sondern die Autorin konzentriert sich auf das Wesentliche - nämlich eine spannende Handlung, bei der sich die Ereignisse überschlagen und man gemeinsam mit Lola auf viele Intrigen und Geheimnisse stößt.

Eine super unterhaltsame Reihe, deren Bücher man in einem Rutsch runterlesen kann. Gerade Protagonistin Lola übt einen unheimlichen Reiz aus und es macht Spaß, mit ihr gemeinsame Abenteuer in Los Angeles zu bestreiten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2020
INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne
Paolini, Christopher

INFINITUM - Die Ewigkeit der Sterne


sehr gut

Neben Harry Potter bin ich quasi mit der Eragon-Reihe groß geworden und umso neugieriger bin ich natürlich, dass von Christopher Paolini ein neues Abenteuer erscheint. Diesmal nimmt uns der Autor mit ins All, mit seinem SciFi-Epos „Infinitum“.

Das Buch ist mit über 950 Seiten ein richtiger Brocken. Es besticht durch eine wunderschöne Aufmachung mit tollem Cover und umfangreichen Appendix am Ende des Buches. Enthalten sind auch unzählige Karten, die die Orientierung leichter machen.

Nach dem wahnsinnigen Erfolg der Eragon-Reihe war ich vorsichtig gespannt, ob Paolini an diesen anknüpfen kann. Und ich wurde wirklich positiv überrascht, dass der Autor hier ein richtiges Brett abgeliefert hat.

Er schafft es, den Zauber und Charme der Eragon-Bücher in einem neuen Abenteuer unterzubringen, dass in Sachen Handlung und Spannung dem Erstlingswerk in nichts nachsteht. Christopher Paolini schreibt mit wundervollem Stil und erschafft eine fantastische Welt. Dabei geizt er nicht mit typischen SciFi Fachbegriffen, die den Leser auf den ersten Seiten sicher etwas irritieren können.

Diese verfliegt aber recht rasch, denn das Erzähltempo und der Spannungsbogen geben Vollgas. Hier geht wirklich auf 900 Seiten die Post ab und es gab keine unnötigen Längen, etwas was ich so nicht erwartet hätte. Man verfolgt in bester Ridley Scott „Alien“-Manier die Bedrohung durch Fremdartiges und befindet sich in der ein oder anderen Weltraumschlacht, die wie für die große Leinwand geschrieben zu sein scheinen. Paolini hat sich hier richtig ausgetobt, sehr zur Freude der Leserschaft.

Dennoch zeichnet der Autor hier kein reines Gut-Böse-Schema, sondern überrascht mit einigen unvorhergesehenen Wendungen, die den Leser mit seiner Erwartungshaltung konfrontieren. Und so ist auch das Finale anders als erwartet aber dafür umso charismatischer.

Infinitum eignet sich sicher nicht nur für SciFi-Fans – das Buch kann jedem Leser ans Herz gelegt werden, der Spaß an gut durchdachtem Worldbuilding und spannender Story hat. Für mich eine klare Leseempfehlung!