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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2018
Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1
Benedict, Marie

Frau Einstein / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.1


gut

Sie ist die Unbekannte an Albert Einsteins Seite: Mileva Maric, zunächst seine Kommilitonin, später seine Ehefrau und Mutter seiner Kinder. In einer halb fiktiven Geschichte spürt Marie Benedict der Geschichte dieser Frau nach, die größeren Anteil an Einsteins Entdeckungen haben könnte, als zunächst gedacht. Aufgewachsen in Serbien und schon früh von ihrem Vater gefördert, kommt sie zum Studium nach Zürich, in einer Zeit also, als noch kaum Frauen studieren durften. In Mathematik und Physik kann sie sich zunächst profilieren, doch die Liebe zu Albert Einstein nimmt immer größeren Raum ein. Stück für Stück beginnt er, seine kluge Frau ins Abseits zu drängen, bis er alleine Rampenlicht steht.
Marie Benedict hat kein Sachbuch geschrieben, das muss man klar sagen. Es ist eine sehr subjektive Sichtweise, die sich keineswegs mit Sekundärliteratur belegen lässt, aber es ist eine Möglichkeit der Interpretation der Geschichte von Albert Einstein und Mileva Maric. Die Geschichte von Mileva fand ich sehr faszinierend, sie hatte eine besondere Kindheit, wurde als Mädchen gefördert und hatte Zugang zu einer höheren Bildung, die vielen verwehrt blieb. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und durch die Erzählweise erlebt man alles aus Milevas Perspektive. Es bleibt so nicht aus, dass sie einem näher ist als Albert und ans Herz wächst, was durchaus von der Autorin gewollt scheint. Albert kommt durchweg schlecht weg in diesem Roman, was auch mein Kritikpunkt daran ist. Selbst in einer völlig fiktiven Version der Liebe von Albert Einstein und Mileva Maric hätte ich mir von Marie Benedict etwas mehr Neutralität bei der Erzählweise erhofft, die Albert Einstein nicht völlig unsympathisch als Egomanen, der seine Frau unterdrückt, darstellt.
„Frau Einstein“ von Marie Benedict ist ein schöner und spannender Einblick in die Welt von Einsteins Ehefrau Mileva Maric, jedoch mir zu einseitig und wenig fundiert, um wirklich zu überzeugen.

Bewertung vom 05.03.2018
MM-City Dresden, m. 1 Karte
Höllhuber, Dietrich; Nitsche, Angela

MM-City Dresden, m. 1 Karte


gut

Auf die Reiseführer des Michael Müller Verlags ist eigentlich immer Verlass und so ging es auf ein Wochenende nach Dresden, den Reiseführer in der Tasche und ansonsten – das gebe ich zu – völlig unvorbereitet. Dresden ist eine wunderschöne Stadt, die Altstadt ist faszinierend und weltberühmt und der Blick von der anderen Seite der Elbe bei Sonnenschein ein Traum. Der Reiseführer bietet wie immer zahlreiche Spaziergänge durch die Stadt bis in die Außenbezirke an und schlägt auch Ausflüge in die nähere Umgebung vor, für die allerdings bei uns keine Zeit blieb.
Die historischen und kulturellen Erklärungen finde ich bei diesem Dresden- Reiseführer ebenso gelungen, wie ich es schon vom Michael Müller Verlag kenne. Man bekommt sofort ein Gefühl für die Stadt, wenn man den Rundgängen folgt und verpasst gleichzeitig nichts. Außerordentlich enttäuscht war ich allerdings von den Empfehlungen von Restaurants, Cafés und Bars anging. Es entstand das Gefühl, am besten ginge man nirgends hin, denn wirklich gutes Essen gibt es in Dresden nicht. Wenn man denn wirklich unbedingt muss (und wir mussten irgendwann etwas essen!), dann gibt es ein paar Tipps, aber immer mit starken Einschränkungen. Zu touristisch, hält nicht was der Name verspricht, lieber nur etwas trinken, das Essen ist ungenießbar, dauert ewig. Hier hat meiner Meinung nach jemand den Sinn des Reiseführers nicht verstanden, den er da geschrieben hat. Ich suche doch eben gerade nach guten Tipps und will nicht hören, was alles nicht stimmt. Es war das erste Mal, dass ich mit einem Reiseführer vom Michael Müller Verlag unterwegs war und für Essen und Getränke dann doch fast ausschließlich Google Maps genutzt habe. Die Autoren Dietrich Höllhuber und Angela Nietsche jedenfalls scheinen es in Dresden tunlichst zu vermeiden, Essen zu gehen.
Der Reiseführer zu Dresden aus dem Michael Müller Verlag hat wieder einen tollen Aufbau und vermittelt ein schönes Gefühl davon, was man sich ansehen sollte. Besonders den Spaziergängen sollte man folgen. Wer Hunger hat, muss sich jedoch eine andere Informationsquelle suchen.

Bewertung vom 27.02.2018
Clean Eating Basics
Frey, Hannah

Clean Eating Basics


ausgezeichnet

„Clean eating“ ist nach Low Carb, Glyx oder Aktins der neueste Ernährungstrend. Er setzt auf bewusste Konsumenten, die wissen wollen, was sie essen und bereit sind, dem entsprechend auch ihr Essens- und Konsumverhalten umzustellen. Man sollte nur möglichst unverarbeitete Produkte kaufen wie Obst, Gemüse, Fleisch und Getreide und so von all dem wegkommen, was uns in der Werbung als so gesund und lecker, quasi unverzichtbar vorgegaukelt wird. Wer „Clean eating“ praktiziert, muss genauer hinschauen und sieht plötzlich, was noch alles im Knuspermüsli drin ist außer Hafer und Erdbeeren und wie lang die Zutatenliste bei schnellen Tütensuppe am Mittag ist.
Hannah Frey hat mit „Clean eating Basics“ hierzu jetzt das perfekte Einsteigerbuch abgeliefert. Einfach und gut illustriert erklärt sie, worum es beim „Clean eating“ geht, worauf man achten sollte und wie man sich das Leben damit erleichtern kann. Auch viele gute Rezepte für Einsteiger sind dabei, die einem den Start vereinfachen und gleichzeitig Lust darauf machen, mit frischen und unbearbeiteten Produkten zu kochen, egal zu welcher Mahlzeit.
Mir persönlich ist das Konzept von „Clean eating“ etwas zu starr, aber die Idee dahinter finde ich sehr gut und dieses Buch arbeitet das Thema wirklich schön auf. Selbst wenn danach nicht starr nach dem Konzept lebt, gibt es tolle Anregungen, sich mit dem, was wir essen, auseinanderzusetzen und einfach bewusster zu konsumieren. Ein schön gestaltetes Buch zu einem sehr aktuellen Thema, die perfekte Wahl für Einsteiger.

Bewertung vom 26.02.2018
Kirchberg
Boos, Verena

Kirchberg


sehr gut

Johannas Leben war bewegt, und doch irgendwie durchschnittlich. Als Baby von ihrer überforderten Mutter an die Großeltern abgegeben, wägst sie in einem beschaulichen Dorf in Schwaben auf, der Großvater Dorfschullehrer, die Großmutter immer da, wenn sie gebraucht wird. Jetzt kehrt Johanna zurück in die Heimat, die Großeltern leben nicht mehr, doch das Haus gehört ihr. Nach einem Schlaganfall kann sie kaum sprechen, sich schwer bewegen und dennoch zieht es sie in die Einsamkeit des leerstehenden Hauses, ohne Hilfe. Es wird eine Reise in die Vergangenheit, auch für die Dorfbewohner, denn Johannas Anwesenheit ist auch für sie nicht immer leicht zu akzeptieren.
Verena Boos überzeugt in ihrem Roman „Kirchberg“ gerade durch die Beschreibung der Normalität, die einen als Leser sofort fasziniert. Es ist nichts Spektakuläres am Leben der Protagonistin, und doch fesselt einen Johannas Geschichte sofort. Die Sprachlosigkeit mit der sie kämpft ist gerade für sie, die doch als Wissenschaftlerin an der Uni arbeitet und immer gelesen und geschrieben hat, furchtbar zu akzeptieren. Sie sucht die Einsamkeit, doch stattdessen findet sie alte Freunde und eine Dorfgemeinschaft, die sie nicht ausstößt, obwohl sie immer ein Dorn im Auge aller war. Das Kind ohne Vater, aufgezogen von den Großeltern, wo gibt es denn sowas? Sicher eine schwierige Ausgangssituation für eine junge Frau in einem konservativen Dorf, wo man dies und jenes nicht tut, aber immer genau weiß, was der Nachbar gerade macht. Die Beschreibungen und Rückblenden, mit denen Verena Boos dem Leser das Leben ihrer Hauptfigur langsam entblättert, gehen sehr Nahe und lassen einen nicht los. Der Autorin ist es großartig gelungen, einen mit der Geschichte zu berühren, ohne um Mitleid für Johanna zu heischen oder um Mitgefühl zu betteln. Sie ist eine starke Person und wird ernst genommen, sowohl vor als auch nach dem alles verändernden Schlaganfall.
Mit „Kirchberg“ hat Verena Boos einen bewegenden Roman vorgelegt, der gar keine Extravaganzen oder spektakuläre Überraschungen braucht, um den Leser tief zu bewegen. Es ist die Hauptfigur selbst, die uns beim Lesen immer dichter rückt und bis ins Innerste berührt mit ihrem Kampf, ihrer Suche und ihrer Verzweiflung. Ein starkes Buch über eine starke Frau.

Bewertung vom 23.02.2018
Die Kamelien-Insel / Kamelien Insel Saga Bd.1
Bach, Tabea

Die Kamelien-Insel / Kamelien Insel Saga Bd.1


gut

Sylvia hat eigentlich nie Zeit, als erfolgreiche Unternehmensberaterin jettet sie durch die Gegend und ihren Mann Holger, als Immobilienmakler ebenfalls immer unterwegs, sieht sie nur selten. Als sie plötzlich von einer Tante ein Grundstück in Frankreich erbt, überlässt sie es ihrem Mann, sich darum zu kümmern. Doch als sie überraschend einige Wochen frei hat, entscheidet sie sich, sich ihr Erbe einmal persönlich anzusehen, bevor ihr Mann es verkauft. Schnell muss sie feststellen, dass es sich um einer wunderschöne Insel mit wunderbaren Menschen handelt – und sie muss alles daran setzen, den Verkauf zu verhindern, den ihr Mann bereits in die Wege geleitet hat.
„Die Kamelieninsel“ ist eine schöne Geschichte über eine Frau, die zu sich selbst findet. Nur schwer kann Sylvia sich eingestehen, dass ihr stressiges Leben vielleicht doch nicht Erfüllung all ihrer Träume ist und auf der Kamelieninsel trifft sie auf Menschen, die ihr eine Alternative vorleben. Die Figuren sind alle schön beschrieben und die Geschichte ist auch sehr spannend, denn ganz so einfach ist die Rettung nicht, wie Sylvia feststellen muss. Alles in allem ist die Story rund und man hat viel Freude bei der Lektüre. Einzig die Liebesgeschichte, die die Autorin Tabea Bach der Hauptfigur andichtet, fand ich unglaubwürdig und vor allem auch unnötig für den gesamten Verlauf der Story. Sylvia ist eine starke und selbstständige Frau, sie hätte sich nicht gleich wieder verlieben müssen, sondern wäre auch alleine gut zurechtgekommen. Dann wäre die Geschichte für mich um einiges realistischer gewesen.

Tabea Bachs Roman „Die Kamelieninsel“ vereint schöne Landschaftsbeschreibungen mit einer kurzweiligen und spannenden Story. Auch wenn ich die eingestrickte Liebesgeschichte störend fand, kann ich den Roman allen Fans von leichter Unterhaltung ans Herz legen.

Bewertung vom 20.02.2018
Der kleine Teeladen zum Glück / Valerie Lane Bd.1
Inusa, Manuela

Der kleine Teeladen zum Glück / Valerie Lane Bd.1


sehr gut

Laurie betreibt erfolgreich einen kleinen Teeladen in der Valerie Lane in Oxford. Jeden Mittwoch trifft sie sich in ihrem Laden mit ihren Freundinnen, die ebenfalls Läden in der Straße haben, sie ist glücklich und alles läuft gut. Wenn da nicht die Liebe wäre. Denn Laurie ist Single und völlig verschossen in ihren gutaussehenden Teelieferanten Barry. Ihre Freundinnen sind sich einig – Laurie hat das Liebesglück verdient! Und so versuchen sie, den beiden auf die Sprünge zu helfen.
„Der kleine Teeladen zum Glück“ ist der Auftakt der mehrbändigen Reihe um die Ladeninhaberinnen in der Valerie Lane in Oxford und gleich der erste Teil ist wirklich sehr schön geschrieben. Es ist eine romantische Liebesgeschichte, mit tollen Figuren und viel Humor, die einen gut unterhält und auch ein wenig träumen lässt. Die Idee, gleich eine Serie daraus zu machen und so Buch für Buch die Freundinnen näher vorzustellen, gefällt mir sehr gut, besonders da einem nicht nur Laurie, sondern gleiche alle Frauen einem in Band eins ans Herz wachsen. Sie haben alle ihre Eigenarten und so fließt die Geschichte zügig dahin und man merkt gar nicht, dass man in einem Rutsch fast das ganze Buch gelesen hat. Zu einfach hat es Laurie jedoch auch nicht und der ein oder andere Stolperstein sorgt für Spannung, besonders ihre völlig versnobte Mutter hat Unterhaltungswert und macht es ihrer Tochter nicht unbedingt leicht. Diese kleinen Elemente sorgen dafür, dass die Story nicht zu oberflächlich daherkommt und einem als Leser viel Freude macht.
Mir hat Manuela Inusas Roman „Der kleine Teeladen zum Glück“ ausgesprochen gut gefallen. Es ist eine leichte, aber sehr kurzweilige und unterhaltsame Geschichte mit liebenswerten Figuren, also rundherum gelungen.

Bewertung vom 19.02.2018
Die Tote im roten Kleid / Shetland-Serie Bd.7
Cleeves, Ann

Die Tote im roten Kleid / Shetland-Serie Bd.7


sehr gut

Nach einem Erdrutsch auf den Shetland-Inseln wird unweit eines eigentlich unbewohnten Hauses eine Frauenleiche gefunden. In einem schicken roten Kleid wurde sie wohl von dem Erdrutsch überrascht und kam zu Tode – oder wurde sie bereits vorher ermordet? Kommissar Jimmy Perez setzt alles daran, die Identität der Toten zu klären und den Vorfällen auf die Spur zu kommen. Auch wenn dies bedeutet, den Nachbarn und Bekannten auf der Insel etwas auf die Füße zu treten.
Dies ist zwar schon der siebte Band von Ann Cleeves Shetland-Krimis, doch auch ohne Vorwissen kommt man sehr schnell in die Geschichte rein. Mit Jimmy Perez hat die Autorin einen spannenden und sehr tiefgehenden Charakter geschaffen, der die ganze Story trägt und die Fäden auch zwischen den anderen Figuren zusammenhält. Durch die Suche nach der Identität der Toten und die Geschichten, die um sie auftauchen, ist die ganze Story äußerst spannend. Auch die Verhältnisse auf der Insel und die Rollen der verschiedenen Figuren sind toll beschrieben und halten die Story am Laufen, so dass man sich von Anfang Mitten in einem spannenden Kriminalfall befindet, ohne auch nur eines der vorhergehenden Bücher gelesen zu haben.
Ann Cleeves ist mit „Die Tote im roten Kleid“ ein toller und spannender Krimi gelungen, der auch mit viel Lokalkolorit der Shetland-Inseln und individuellen Charakteren überzeugen kann. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung, die Lektüre war äußerst unterhaltsam.

Bewertung vom 14.02.2018
Die Geschichte des verlorenen Kindes / Neapolitanische Saga Bd.4
Ferrante, Elena

Die Geschichte des verlorenen Kindes / Neapolitanische Saga Bd.4


ausgezeichnet

Mit „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ geht die große neapolitanische Saga von Elena Ferrante in die letzte Runde. Die Freundinnen Elena und Lila sind getrennte Wege gegangen und während Lila in Neapel blieb, lebt Elena in Florenz. Sie hat ihren Mann für ihre Jugendliebe Nino verlassen und muss damit kämpfen, dass sie als berufstätige Frau das Gefühl hat, ihre Töchter zu vernachlässigen. Das Leben mit Nino ist schwierig und von Lügen geprägt, dennoch verschlägt es Elena zurück zu ihm und nach Neapel und eben auch zu ihrer Freundin Lila, die inzwischen ein eigenes Unternehmen hat und sich gegen die mafiösen Strukturen im Rione behauptet. So nah beieinander beginnen die beiden sich wieder aneinander zu reiben, wie es schon ihr Leben lang der Fall war – auch wenn sie im Alter mehr Parallelen aufweisen, als ihnen vielleicht lieb ist.
Es ist der letzte Teil über das Leben der beiden neapolitanischen Freundinnen und der Autorin ist ein wirklich fulminanter und alles umfassender Abschluss gelungen. Die beiden sind gestandene Frauen und während der Lektüre der Bücher ist man mit ihnen gewachsen. Nach wie vor überzeugt Ferrante durch detaillierte Orts – und Personenbeschreibungen, die einem die Geschichte so besonders nahe bringen. Wie ein Film im Kopf läuft die Elenas Geschichte beim Lesen ab und berührt einen so auf eine Weise, wie es nicht viele Geschichten können. Die beiden Frauen sind stark, jede auf ihre Art, und gleichzeitig doch mit Ecken und Kanten, teilweise abgeschliffen vom Leben, das sie geführt haben. Als Leser fühlt man mit ihnen und besonders als Leserin kann man Elenas Gefühle und Gedanken gut nachvollziehen, sie ist hin- und hergerissen zwischen Familie und Beruf, der Erfüllung der eigenen Träume und der Verantwortung für ihre Töchter. Sie versucht das Beste daraus zu machen, doch keiner ist fehlerlos und so scheitert auch Elena häufig an ihren Vorstellungen einer idealen modernen Frau. Lila ist nach wie vor ihr Gegenpol, von dieser Spannung leben die Romane ebenso wie von den Beschreibungen des Lebens im Rione, das in diesem Band wieder viel Raum einnimmt und so den perfekten Bogen zum ersten Band „Meine geniale Freundin“ schlägt.
Es ist schwer, bei einer so großartigen Reihe das Niveau zu halten und gleichzeitig noch den perfekten Schlusspunkt zu finden, der den Lesern Spielraum für eigene Gedanken lässt, aber dennoch den großen Bogen schlägt und die Geschichte zusammenführt. Elena Ferrante ist dieses Meisterstück mit „Die Geschichte des verlorenen Kindes“ auf bemerkenswerte Weise gelungen. Es bleibt nur das bittere Gefühl, dass man sich von Elena und Lila jetzt verabschieden muss – zumindest bis man wieder mit Band eins anfängt, um alles noch einmal neu zu entdecken.

Bewertung vom 09.02.2018
Der Bobmörder / Anwalt Fickel Bd.2
Hess, Hans-Henner

Der Bobmörder / Anwalt Fickel Bd.2


sehr gut

Eigentlich wollte Anwalt Fickel sich in Oberhof auf Kur erholen, doch nachdem es im Team der Bobfahrer zwei Leichen gibt, ist daran nicht mehr zu denken. Er selbst war in der DDR im Bobsport aktiv, wenn auch eher weniger erfolgreich, doch dass ein Kumpel von damals jetzt aus Eifersucht mordet, kann er sich nicht vorstellen und versucht ihn rauszuhauen. Dabei trifft er auch wieder auf seine verhasste Exfrau Gundelwein, die als Staatsanwältin endlich Karriere machen will – das kleine Meiningen bietet hier eindeutig nicht genug Potential. Und so nimmt die Mordermittlung ihren Verlauf – mit einem höchst überraschenden Ende.
Hans-Henner Hess hat mit der Krimireihe rund um den etwas faulen und juristisch nur mäßig versierten Anwalt Fickel eine äußerst unterhaltsame und kurzweilige Lektüre geschaffen. Auch „Der Bobmörder“ reiht sich hier problemlos ein, die Figurenkonstellation ist witzig und brisant, denn wenn Fickel auf seine Exfrau trifft, fragt man sich jedes Mal wie das mit den beiden jemals funktioniert hat. Auch das Personal des Bobteams und die Oberhofener, die von eigenen Olympischen Spielen träumen, haben viel Charakter und machen das Buch lesenswert. Der Kriminalfall war meiner Meinung nach sehr gut und schlüssig aufgebaut und glänzt mit einem äußerst überraschenden Ende, das man als Leser so nicht kommen sieht, was mir besonders gut gefallen hat.
„Der Bobmörder“ von Hans-Henner Hess ist ein rundum gelungener Regionalkrimi, der mit einer spannende Story und viel Humor überzeugen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2018
Die amerikanische Prinzessin
Zijl, Annejet van der

Die amerikanische Prinzessin


sehr gut

Allene Tew wird im 19. Jahrhundert geboren als Tochter einfacher Leute in Jamestown. Doch sie will mehr als das Leben in der Kleinstadt und als sie den wohlhabenden Tod Hostetter kennenlernt, bietet sich die Chance auf ein neues Leben. Sie wird schon vor der Hochzeit schwanger, ein Unding in der damaligen Zeit und trotz des Widerstands seiner Familie heiratet Tod das junge Mädchen. Doch die Ehe ist unglücklich und es zeichnet sich ab, was Allenes ganzes Leben prägen wird: Sie muss kämpfen, sich durchsetzen, den Kopf hoch halten. Das macht sie in ihrem Leben auch großartig, bei fünf Ehemännern bringt sie es am Ende sogar zur Patentante der niederländischen Kronprinzessin, sie ist reich, lebt in den schönsten Städten der Welt in traumhaften Häusern und hat zahlreiche Freunde um sich geschart. Und immer hält sie sich an ihr Lebensmotto: „Courage all the time – Nie den Mut verlieren“.
„Die amerikanische Prinzessin“ ist eine wunderbar geschriebene Biographie über eine unglaubliche Frau. Allene Tew ist eine echte Kämpferin, die es immer wieder schafft, auf die Füße zu fallen, egal was das Leben mit ihr anstellt. Doch die Autorin Annejet van der Zijl beschreibt nicht nur das Leben von Allene auf sehr spannende und anschauliche Weise, sie bettet die Biographie auch großartig in die damalige gesellschaftliche und politische Gesamtlage ein. Das „Gilded Age“ aus Allenes Jugend spielt genauso eine Rolle wie die „Roaring Twenties“ und der zweite Weltkrieg. Diese umfassenden Erklärungen machen das Verständnis für Allenes besondere Biographie erst möglich, denn sie lebte in einer Zeit, in der sich die Klassen langsam auflösten und auch der europäische Adel plötzlich offen für amerikanische Ehefrauen wurde – Hauptsache sie brachten das Geld für die nötigen Sanierungen der alten Häuser mit. Denn nach Ende des ersten Weltkriegs war im europäischen Adel nichts mehr wie bisher und für Allene wurde es so möglich, die Gesellschaft gewaltig aufzumischen.
Annejet van der Zijl ist mit „Die amerikanische Prinzessin“ eine spannende und anschauliche Biographie gelungen, die mehr ist, als nur das Portrait einer Person. Sie schafft es, ein ganzes Jahrhundert anhand von Allenes Leben darzustellen und dem Leser damit eine echte Vorstellung von vergangenen Zeiten zu vermitteln. So ist die Lektüre dieser Biographie keinesfalls trocken, sondern äußerst unterhaltsam und lehrreich, eine echte Freude.