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LindaRabbit
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Freiburg
Über mich: 
Leseratte erster Klasse!

Bewertungen

Insgesamt 254 Bewertungen
Bewertung vom 16.02.2022
Mädchen können alles werden
Sternbaum, Nico

Mädchen können alles werden


ausgezeichnet

Ich werde mal Chefin

Ein Antiklischee - Malbuch: Heute werde ich Chefin... zum Anmalen...
Für die Kleinen, die dann damit aufwachsen, dass die Mädels auch Chefinnen werden können.

Ach, wie schwierig war es noch vor Jahrzehnten anders zu sein als die Barbie - Puppe das vorgab. Jetzt kommt die Barbie - Puppe eben im Astronautenanzug daher oder mit strengem Haarknoten als Chefin!
Die Gender Diskussionen der letzten Jahre haben verdeutlicht, es geht auch anders. Doch noch immer müssen wir große Schritte unternehmen, damit die wirkliche Gleichberechtigung durchgesetzt wird. Z.B. gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Und nicht immer nur die Mami in der Küche darstellen, sondern auch mal Papi mit dem Kochlöffel (gibt es in der Tat, er schwingt den Kochlöffel, und auch schon die Papis früherer Generationen konnten kochen).
Wir hatten zwar mal eine Kanzlerin für lange Jahre (und viele Frauen hofften, dass es nun für Frauen in Deutschand einfacher wird), dem war aber nicht so. Immer noch müssen Frauen Mehrarbeit leisten, um überhaupt beruflich anerkannt zu werden.

Das rosa Kleid für Mädchen ist zinnober, denn früher waren die Taufkleider der Jungs rosa und diejenigen für die Mädchen blau. Auf einmal hatte die Werbung eine neue Farbe entdeckt für Mädchen und heute brauchen alle Mädchen pink - rosa... selbst die Zahnbürste für 'ältere Mädchen' sollte pink sein oder selbst der Damenrasierer... bürstet oder rasiert nicht besser als ein grauer oder blauer Rasierer.

"Mädchen können alles werden" ist ein Buch, das sich ganz bewusst den Klischees stellt und sagt 'es geht auch anders'. Chemikerin, Bauarbeiterin (die DDR lässt grüßen), Försterin - 18 Berufe, die das Frauenbild mal auf den Kopf stellen.

Zum Bemalen, das wurde mit großer Begeisterung angenommen - coole Idee
Für jeden Beruf gab es zwei Seiten Darstellung: Ein Mädchen in der Berufskleidung plus Gegenstände, die zu dem Beruf gehören.

Darüber haben sich tolle Diskussionen entwickelt: Ich will Astronautin werden... super, kann ich nur unterstützen!

Bewertung vom 16.02.2022
Der Blauwal
Tjernshaugen, Andreas

Der Blauwal


ausgezeichnet

Zu erst einmal muss ich sagen, es ist eine großartige Idee über den Blauwal ein Buch zu machen:

Allein das Inhaltsverzeichnis ist äußerst anregend! Dazu passend liebevoll gemachte Zeichnungen, während die Texte im Buch sehr informativ sind
Da das Buch „Der Blauwal“ heißt, muss es blau daherkommen. Aber ist der Blauwal nicht eher grau?

Eine Blauwalmutter ist in etwa 27 Meter lang (ungefähr mehr als zwei Buslängen), das Baby sieben Meter, auch das ist reichlich groß. Es trinkt täglich 200 Liter Milch. Alles ist gigantisch. Selbst wenn die Wale pusten - das steigt dann bis zu 10 Meter hoch.

Auch das Titelbild kommt auffallend in blau daher, aber eben passend, und so ein Riesenwal auf dem Bild, daneben (maßstabgerecht) ein tauchender Mensch

Rundum - ein super Buch! Und liebevoll detailliert gemacht

Andreas Tjernshaugen, Übersetzung aus dem Norwegischen, informativ und unterhaltsam. Für Kinder ab 8 Jahren,dtv, 96 Seiten

Bewertung vom 12.02.2022
Gala und Dalí - Die Unzertrennlichen / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.1
Frank, Sylvia

Gala und Dalí - Die Unzertrennlichen / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.1


ausgezeichnet

Künstler und Muse; Praktikerin und Idealist

Gala und ihr Ehemann, der Schriftsteller Paul Éluard, reisen ins Fischerdörfchen Cadaqués (Katalonien, Spanien). Ihre Ehe ist an einem Nullpunkt angelangt, zumindest aus Sicht von Gala, für Paul ist sie immer noch diejenige, die er liebt. Doch dann sieht der junge Maler Salvador Dalí (zehn Jahre jünger) Gala auf dem Balkon und seit diesem Moment ist er verliebt in sie. Noch weitere Künstler kommen mit ihren Frauen an, Dali lernt sie kennen, doch er ist schüchtern und völlig verhangen in seiner ungelenkten Kunst. Gala sieht jedoch sein Potential und will mit ihm sein. Sie verlässt Mann (das Kind ist sowieso bei den Großeltern) und Paris. Eine Beziehung beginnt, voller Anfeindungen und Probleme finanzieller Art, doch für Dali ein Schub in Richtung Kreativität und Geborgenheit (Gala ist da, sie steht an seiner Seite). Das fördert seine Schaffenskraft. Denn sie hält seinen Rücken frei von den existentiellen Problemen des Daseins. Sie versetzt sogar ihren Schmuck, damit das Paar weiter in ihrer Bucht am Meer in der Fischerkate leben kann. Dank Galas Bemühungen stellen sich auch größere Erfolge ein. Wenn Dali in seine depressive Phase abgleitet, dann holt sie ihn wieder da raus. Gala kocht, Gala hilft den Fischer an ihrer Buch (damit erhalten sie Sardinen und anderes Meeresgetier). Gala schleppt ihn nach Paris und zwingt ihn, sich unbekannten, aber möglichen Mäzen und Käufern zu stellen.

Der Roman, stark biografisch untermauert, zeigt die Phase des Kennenlernens von Dali und Gala (ein bisschen zu lange dieser Part) und die ersten Jahren des Zusammenlebens von Dali und Gala (das hätte durchaus länger sein können mit konkreten Beispielen der Kunst von Dali). Für Dali ist Gala nicht nur die Frau, die Geliebte, die Muse an seiner Seite, sondern die Pragmatikerin, die ihrer beider Leben regelt. Gala hilft ihm sich von der Autorität des Vaters und einer gewissen (jedoch im Roman ungeklärten) Abhängigkeit von seiner Schwester zu befreien, Gala hilft ihm seine kreative und unbändige Schaffenskraft freizusetzen.

So wie ich das Buch verstanden habe, gäbe es Dali in dieser Form nicht, wie ihn die Welt heute kennt, ohne Gala. Doch Gala, wie viele Frauen, die berühmte Männer unterstützten, hat zuerst einmal viel dafür aufgegeben. Sie wurde als die Böse dargestellt, die Ehemann und Kind verließ, die sich an den Sohn und Bruder gehängt hatte, die ihr weltoffenes Umfeld und Lebensstil in Paris für ihn hinter sich ließ. Ihr fehlte der Luxus, dafür hatte sie Dali (der sie auf Händen trug, so weit er jemals in seinem Leben jemanden außer sich sah). Der aber nicht einmal merkte, wenn sie ziemlich krank war, dass es ihr nicht gut geht. (So viel ich weiß, wollte Gala ihn als ältere Dame nicht mehr sehen und ist in das Schloss gezogen, was sie irgendwann kauften)

Aufgrund des Werkes von Sylvia Frank und der akribischen Forschungsarbeit erfährt der lesende Mensch Neues zum prominenten Paar Gala – Dali.
Der Schreibstil ist im Buch fließend, leicht lesbar und reich mit Bildern (da fängt sofort das Kopfkino an). Doch man leidet mit Salvator mit, der sich Gala annähern möchte und das aus lauter Schüchternheit nicht schafft. In einer Szene richtet er sich für das erste Treffen mit den Parisern, wo er sich sehr exzentrisch kleiden wollte, aber zum Glück es merkte, was er tat – blutverschmiertes Hemd, und sich noch einmal umzog (bei der Beschreibung dreht sich einem fast der Magen um). Der Arbeitsprozess von Dali, um Künstlerisches herzustellen, wird von den Autoren glaubhaft dargestellt (das Stockbrot, Fingernägel als Spiegel, die Farben der Sardinen, die ihn inspirieren). Während der erste Teil (Kennenlernen, sich aneinander Antasten) sich zieht, fließt danach der Lesestoff mit vielen Ideen und Darstellungen. Wie, zum Beispiel, kam Dali auf die Idee mit den Uhren? Hat er wirklich, wie von den Autoren beschrieben, beobachtet nach einem Abend mit Freunden, wie Käse fließt auf dem Schneidebrett? Gala, die

Bewertung vom 12.02.2022
Allein auf dem Meer
Vick, Chris

Allein auf dem Meer


ausgezeichnet

Bill & Aya und das große Geheimnis

"Je m'appelle Aya ist ein Rätsel! Komme ich ihr so fremd vor wie sie mir?"

Bills Jacht kentert, seine Freunde schaffen es auf das Rettungsboot. Der Sturm tobt und der 15jährige Bill bleibt alleine zurück. Doch bevor die Jacht untergeht, findet er ein Rettungsboot, packt noch ein paar Konservendosen und Wasserflaschen ein. Das war's dann, die Jacht war dann plötzlich nicht mehr und seine Freunde auch nicht.

Alleine, fast am Verdursten und am Verbrennen (die Sonne scheint erbarmungslos auf ihn nieder), sieht er dann in der Weite des Meeres einen dunklen Punkt. Er paddelt darauf zu und findet Aya, halbtot. Mit seinem letzten Wasser rettet er sie, mit Pfirsich aus der Dose versucht er sie zu füttern. Jetzt ist er nicht mehr allein, aber sie sprechen unterschiedliche Sprachen, und schlimmer, er muss das Wenige, was auf dem Boot sich befindet, mit ihr teilen. Das Gute - er ist nicht mehr alleine! Doch er erfindet eine Möglichkeit Meerwasser zu kondensieren, sie trinken davon und bleiben am Leben. Sie erzählen sich Geschichten und lernen ihre Sprachen... doch dann, die Rettung scheint nahe zu sein, ist sie aber nicht. Schwimmen im Wasser hilft. Doch die Meerestiere machen ihnen Angst.

Zarte Annäherung unterschiedlicher Kulturen. Kämpfen oder dem Meer sich ergeben? Auch hier eine Annäherung. Es ist eine tiefgründige Geschichte voller Schönheit, Zweifel und großem Mut.

Der Roman bleibt bis zur letzten Seite spannend!
Christ Vick, der Autor, ist ein großer Fan des Meeres und sein Wissen und seine Ängste, um diesen riesigen Wasserresevoir, bringt er in die Geschichte ein.

Das Buch ist leicht lesbar und das Titelbild ist so tiefgründig wie die Geschichte: Die Wellen wirken wie Stoffe, wie Mysterien, weisen auf Gefahren hin, ein riesiger Wal schlüpft unter dem Boot durch. Über ihnen brennt die erbarmungslose Sonne. Doch die Möve scheint sie zu retten - Land?

Für jüngere wie auch ältere Menschen - empfehlenswert!

Bewertung vom 06.02.2022
Marie Käferchen
Lüftner, Kai

Marie Käferchen


ausgezeichnet

Groove auf der Wiese

"Ach wie niedlich,
süß und klein,
hat ein Käferlein zu sein"

Aber:Marie Käferchen ist so richtig gut drauf, doch ihre Umwelt nicht auf sie - sie ist zu laut für die anderen... frech und wild, ganz im Gegenteil wie so ein niedliches Käferlein zu sein hat.

Die ist anders als die anderen Marienkäfer, doch letztendlich gewinnt sie mit ihrem rockigen Sound und Benehmen doch alle über... ihr Selbstbewußtsein steigt mit jedem Ton.

Schlimm, jetzt gibt es den groove auch schon auf der Wiese. Also, alle mal platt hinlegen und zuhören!

Das Titelbild und die anderen Zeichnungen im Buch sind so etwas von klasse, echt toll gemacht... da fahren bestimmt alle Kindergarten- und Grundschul- Besuchende total drauf ab. Die Farben sind einmalig, die Zeichnungen liebevoll das kleine verrückte Käferlein darstellend und die anderen grummelig... Die Reime, manche ein bißchen schräg, so wie Marie, aber doch passend.
Als Zusatz dann noch die Tattoo Bilder...

Große Empfehlung!

Bewertung vom 06.02.2022
Die Uhrmacher der Königin
Dorweiler, Ralf H

Die Uhrmacher der Königin


ausgezeichnet

So lange das Uhrwerk läuft...

Die Zeit hat keinen Anfang und kein Ende. Das Leben eines Menschen wiegt in der Ewigkeit nicht mehr als eine Nadel im Tannenwald.“

Von St. Märgen / Schwarzwald (nicht weit von Freiburg im Breisgau entfernt) nach London, zur Zeit von Königin Victoria (Anfang des 19. Jahrhunderts): Eine Bauersfamilie. Das Leben in den Schwarzwaldbergen ist entbehrungsreich. Johannes und der jüngste Bub der Familie Faller, Ernst, wachsen einigermaßen behütet heran, mit Neugierde für ihre Umgebung, mit Lernwillen, aber auch bösartigen Mitmenschen ausgesetzt. Die Männer fällen Holz im Wald mit ihren starken Schwarzwälder Pferden, in der schneereichen Zeit wird an Uhren gebastelt. Die Frauen bekommen Kinder, viele, Söhne müssen her. Einer, der den Hof weiterführt. Auf Gefühle wird keinen großen Wert gelegt. Die Unverschämten mogeln sich durch, die Gefühlvollen und irgendwie Andersartigen werden an den Rand gedrängt. Johannes ist der Kluge, versteht zu handeln, der wirtschaftlichen Durchblick besitzt und der auch weiß, wie Schaden vom Faller – Hof abzuwenden ist. Ernst ist der Sensible, der mit den Uhren lebt und ein gutes Feingefühl besitzt, neben seinem mathematischen Verständnis, und der sich zunehmend zu einem Spezialisten für Uhren entwickelt. Er ist ruhig und in sich versunken. Ein schwerer Unfall beim Holzfällen verändert das Leben der Faller – Söhne: Johannes, der den Hof erben soll, wird schwer verletzt. Der saufende Vater hat das Leben nicht mehr im Griff. Der Hof geht an den ältesten Sohn, August, der nicht das hellste Licht am Kronleuchter ist. Um familiären Dramen zu entkommen, ziehen die beiden Jüngsten in das ‚Uhrenland‘ (England), wo bereits andere Schwarzwälder Buben arbeiten. Auf dem langen Weg (per Kutsche und Schiff) nach London häufen sich angenehme und unangenehme Ereignisse. Auch in London ist das Leben nicht so, wie sich Johannes und Ernst das vorstellten. Doch die Brüder beißen sich durch...

Zeitgleich wird die Geschichte der jungen Sophia Carpenter, uneheliche Tochter eines Hausmädchens, vorgestellt. Die beiden Geschichtsstränge laufen aufeinander zu, bis die Faller Buben auf Sophia treffen. Eine gewichtige Rolle spielt eine Taschenuhr, ein Geburtstagsgeschenk für ‚Ihre Majestät die Königin‘. Die Geschichte ist wunderbar beschrieben, als wäre es tatsächlich so abgelaufen (stetig wie ein Uhrwerk), als wäre es nicht Fiktion, sondern ein geschichtliches Ereignis. Tatsächlich passierende Vorfälle und Begebenheiten sind mit real existierenden und fiktiven Charakter zu einem Roman verwoben worden, bei dem die Unterhaltungs- und Informationswerte stimmen. Dabei erfährt der lesende Mensch auch viel zum Handwerk der Uhrmacher im 19. Jahrhundert, im Schwarzwald und in London. Die einzelnen Teile der Geschichte sind mit ‚Der Aufzug, Der Antrieb, Das Gehwerk, Die Hemmung, Die Unruh, Das Zeigerwerk‘ betitelt, also alles Teile eines Uhrwerks (dazu sind auch diese Teile des Uhrwerkes genau beschrieben).

Der Autor hat sich intensiv Gedanken gemacht um einen logischen Aufbau seiner Geschichte. Umfangreiche Recherchen lassen den Roman wie eine historische Begebenheit lesen: Spannend und mit ergreifenden Charakteren. Alle Niederungen des menschlichen Lebens (Mopping, Hass, unbändige Wutanfälle, Eifersucht, Egoismus, Gefühlskälte) sind so dargestellt, dass man die handelnden Personen gerne von ihrem schrecklichen Tun zurückhalten möchte, doch gleichzeitig sich daran erinnert, dass es solche Menschen immer gab und wohl auch immer geben wird. Die Glücksmomente mehren sich jedoch zunehmend im Lauf der Geschichte. Die beiden Faller treffen auf Menschen, die ihnen wohlgesonnen sind, und sie verlieben sich...

Der Autor Ralf H. Dorweiler versteht es ausgezeichnet den Lesenden in den Sog seiner Geschichte zu ziehen: Wie geht es weiter, was passiert mit den Jungs, kommen sie auf einen grünen Zweig? Die Geschichte ist äußerst bildhaft beschrieben und mit bestimmt viel Recherchearbeit verbunden gewesen. Man tau

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2022
Der Erinnerungsfälscher
Khider, Abbas

Der Erinnerungsfälscher


sehr gut

Erinnerungen trügen...Heimweh?
„Es ist kein Verlass auf die Erinnerung, und dennoch gibt es keine Wirklichkeit außer der, die wir im Gedächtnis tragen“,
Klaus Mann, ‚In meinem Elternhaus‘

Said Al-Wahid flüchtet aus dem Irak (der Saddam-Diktatur), er kommt nach Berlin und hat mit einer Deutschen den gemeinsamen Sohn Ilias. So weit - so gut! In Berlin braucht er keine Geheimpolizei zu befürchten, die ihn foltert; nur die Paragraphen und deren Staatsdienenden, die ihn danach befragen, ob er denn die Erlaubnis hat sich in diesem Land aufzuhalten. Doch immer gibt es auch diejenigen, die - für viel Geld (Anwaltskanzlei) oder der Berechtigung eine NGO zu sein - ihm helfen. Denn so, wie in jedem anderen Land der Welt, wird überprüft, wer er ist und warum er hier ist.
Nach seiner Staatsbürgerschaft befragt, sagt er: „Wer in den Irak geht, ist verloren, wer rausgeht, wird neu geboren. Haben Sie in den letzten Jahren die Nachrichten nicht gesehen? Ich kehre nicht freiwillig dorthin zurück.“ Er bekommt den Aufenthaltstitel.
Doch er verkriecht sich in seiner Wohnung (Sofafurzer nennt ihn Monica, die Mutter von Ilias); sie kommt aus einer anderen Realität und versteht nicht, dass es Menschen gibt, die ihre Wohnungen nicht verlassen, weil sie sich dort geschützt fühlen. In einem Kokon der Erinnerungen stecken, und,„das Erinnern war eine Last, eine harte innerliche Arbeit“ (S. 46). Said muss sich seine Erinnerungen erfinden.
Doch Bagdad holt ihn ein, er muss zurück (in das Land, was sein Herkunftsland ist und was er fürchtet), seine Mutter liegt im Sterben. Er berichtet von seinen Grenzübergängen, wie er den Irak verließ, wie er zitterte. Er berichtet von einer heimlichen Fahrt nach Bagdad (denn mit seinem Flüchtlingsausweis durfte er ja nicht in den Irak einreisen), dort angekommen stellte er fest, dass es in Berlin doch besser ist als in Bagdad, der zerstörte Irak schlitterte in einen Bürgerkrieg. Und er kehrte wieder zurück in die „erträglichere Fremde“. Und jetzt kann er einfach über Doha nach Bagdad fliegen, in einem fast leeren Flugzeug.

Abbas Khider verarbeitet in seinen Romanen seine Erinnerungen an seine Heimat Irak, die Dramen um sein Herkunftsland, seiner Flucht und seine Ankünfte in anderen Ländern bis zu seiner neuen Heimat in Berlin. Er liest im Internet, dass es Erinnerungsverfälschungen gibt (vermutlich haben damit sehr, sehr viele Menschen zu tun, die sich nicht an ihre Jugend und der Dramatik damals erinnern wollen). Denn wer hatte schon eine glückliche Jugend? So wie Frank McCourt (Die Asche meiner Mutter) sagt: „Natürlich hatte ich eine unglückliche Kindheit, eine glückliche Kindheit lohnt sich ja kaum“. Für den Autor ist das (erfundene) Erinnern und das darüber schreiben das Heilsame.

Der Autor hat es geschafft, sich innerhalb kurzer Zeit in einer anderen Sprache als seiner Muttersprache gut zu etablieren und ein erfolgreicher Autor zu werden.

Das Umschlagsbild ist ziemlich auffällig, orange; mittig ein Vogel, der mit großen Schwingen fliegt, unter ihm – und das ist das Interessante – sein Schatten, der auf den Vogel zufliegt. Fliegen ihm die Erinnerungen wieder zu?

Abbas Khider, ‚Der Erinnerungsfälscher‘, Verlag Hanser, 2022; es gibt weitere lesenswerte Romane von ihm, z.B.Brief in die Auberginenrepublik‘.

Ich denke an meinen Großvater, der seine Heimat 1925 verließ, seinen Namen aufgab und nie mehr wieder in seinen Herkunftsort zurückkehren konnte und auch nur einen seiner Brüder nach 30 Jahren wiedertraf.

Bewertung vom 05.02.2022
Alles über Tierwanderungen / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.37
Pätz, Christine

Alles über Tierwanderungen / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.37


ausgezeichnet

wohin fliegen die Störche und wohin wandern die Gnus...

Die Reihe "Wieso? Weshalb? Warum?" ist sehr informativ für Kinder (und selbst für Erwachsene). Das neue Buch heißt: "Alles über Tierwanderungen" von Anne Ebert. Alleine die schönen Bilder sind das Kinderbuch schon wert.

Monarchfalter, Graugänse, Störche, Gnus und Zebras - eine ganz tolle Idee, in einem Buch die Wanderungen der Tiere vorzustellen. Es wird überall gewandert, auf allen Teilen der Welt, in Wüsten, in Savannen, im Eismeer.
Was machen die Rentiere (oder Karibu)? Sie stapfen durch den Tiefschnee, einer nach dem anderen (Gänseschritt?), der Vorstapfer hat die größte Arbeit. So wie die Gänse, die trippeln auch hintereinander. Und die Pinguine? Die laufen watschelnd und müssen immer wieder einhalten, um sich zu unterhalten. Doch es geht um die großen Wanderungen, der Vögel, der Falter, der Gnus. Wohin geht es, wenn die Zugvögel losfliegen? Wie wissen die ihre Route? Warum wandern manche Tiere nie alleine? (Zum Beispiel, die Rentiere).

Bei einigen geht es um die Nahrung (wenn Gras und Wasser knapp wird), andere ziehen in die Wärme, dritte bringen an bestimmten Orten ihren Nachwuchs auf die Welt. Es ist ein ständiges Herumziehen...

Wunderschön gestaltet mit den Zeichnungen, den unterschiedlichen Tieren, den ausziehbaren Täfelchen...Auch das Umschlagsbild zieht sofort Blicke an: Elefanten beim Durchqueren einer Furt, vorne an ein Baby Elefant.
Das ist der 37. Band der Reihe. Hoffentlich folgen noch ganz viele.