Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Buchstabengeflüster

Bewertungen

Insgesamt 186 Bewertungen
Bewertung vom 07.10.2020
Vakuum
Peterson, Phillip P.

Vakuum


ausgezeichnet

Spannend bis zur letzten Seite

Abwechselnd verfolgt der Leser die Physikerin Susan und den Astronauten Colin. Susan befindet sich in der Station in der Antarktis und empfängt dort mit dem Neutrino-Teleskop mehrere hohe Ausschläge. Der Leser begleitet sie, während sie mit anderen Wissenschaftlern und Astronomen die Sterne im Weltraum beobachtet und die aufgetretenen Neutrinos erforscht. Währenddessen befindet sich Colin kurz davor, 70 Jahre nach den Apollo-Missionen, auf dem Mond zu landen. Doch eine Astronomin, die mit ihm um den Mond kreist, fällt ein Objekt im Weltall auf, das sich als Raumschiff entpuppt. Die Außerirdischen fliegen vorbei und lassen nur einen Funkspruch mit physikalischen Formeln zurück. Was hat das zu bedeuten?

Die Idee des Buches ist wirklich gut und wie man dem Nachwort entnehmen kann, sogar tatsächlich möglich. Es war spannend das Geschehen mit Susan und Colin zu verfolgen. Die Ereignisse entwickeln sich immer weiter und ich habe oft den Atem angehalten, gehofft und alles gespannt mit verfolgt. Das Ende war sehr nachvollziehbar dargestellt und hat mich sogar berührt, sodass ich ein paar Tränen in den Augen hatte. Vor allem Personen, die sich für Astronomie, die Weltraumfahrt und das Weltall interessieren, werden hier meiner Meinung nach eine spannende und kurzweilige Geschichte finden.

Neben der Hauptgeschichte gibt es auch einige Kapitel aus der Sicht von Pala, die mit ihrem Stamm in der Nähe eines Sees wohnt. Zunächst gibt das Geschehen auf die Gesamtidee nicht viel Sinn, aber die beiden Geschichten sind natürlich miteinander verbunden, und war ebenfalls sehr spannend zu verfolgen.

Fazit:
„Vakuum“ ist ein sehr spannender SciFi-Roman, in dem man das Geschehen durch eine Astrophysikerin und einen Astronauten verfolgt. Ein wahrer Pageturner und definitiv ein passendes Buch für Weltraumbegeisterte!

Bewertung vom 07.10.2020
Uralte Weisheiten der Bäume
Marvin, Liz

Uralte Weisheiten der Bäume


ausgezeichnet

Inforamtiver Ratgeber durch Bäume

Bäume sind sehr alte Lebewesen, stehen mit ihren riesigen Stämmen fest verwurzelt und recken ihre Baumkronen in den Himmel. Ich finde es sehr faszinierend, zwischen Bäumen und uns Menschen Analogien zu ziehen, wie es die Autorin tut. Liz Marvin schildert die Besonderheit der jeweiligen Baumart, quasi den Charakter, wenn man den Baum vermenschlicht. Damit einhergehend gibt sie einen Rat für Selbstliebe und -fürsorge an den Leser weiter. Die kurzen und prägnanten Schilderungen sind sehr positiv und aufbauend geschrieben.

Jeder Baum erhält in diesem Buch eine Doppelseite, auf der einen findet man seine Eigenschaften und Aufforderung für uns Menschen, auf der anderen ist eine Illustration von Annie Davidson abgebildet. Die Zeichnungen gefallen mir sehr gut und machen das Buch von Innen und Außen zu einem wahren Hingucker.

Nicht nur die Tipps für ein erfülltes und glücklicheres Leben haben eine gewisse Bandbreite, sondern auch die vorgestellten Bäume sind sehr unterschiedlich. Es werden heimische Bäume vorgestellt, die man nicht überall sieht oder längst ihre Eigenschaften kennen würde, sondern auch Gewächse aus unter anderem Afrika oder Südamerika.


Fazit:
Ein wunderschönes Buch, das informatives über viele Baumarten enthält und auch Ratschläge für unser Leben daraus zieht. Bereichert wird das Buch mit seinen vielzähligen Illustrationen entsprechend zum erwähnten Baum. Der passende Ersatz um ein positives Lebensgefühl zu erhalten, wenn man mal keine Zeit oder Zugang zur Natur hat. Nicht nur für Naturliebhaber ein tolles Geschenk sondern auch ein Büchlein zum selbst darin blättern – immer und immer wieder.

Bewertung vom 20.09.2020
Keltensonne
Beardsley, Heike;Vögl, Ulrike

Keltensonne


ausgezeichnet

Spannend & überraschend

In dem Keltenstamm auf dem Donnersberg wächst die Bauerntochter Rowan auf. Mittlerweile verrichtet sie viele Aufgaben im heimischen Haushalt, wird von ihrer Mutter nur als Belastung gesehen und soll bald verheiratet werden. Dabei gehört ihr Herz schon ihrem Kindheitsfreund Drystan, der jedoch der Sohn des Häuptlings ist. Kilometerweit entfernt in der Toskana wächst der Römer Caius auf einem Weingut auf. Seine Familie ist gut situiert, weswegen er einen Privatlehrer hat und noch in der Ausbildung ist, dabei würde er endlich viel lieber seinem Vater beim Weinhandel helfen. Als durch ein Unglück die Weinvorräte der Familie vernichtet werden, macht sich Caius auf in den Norden, wodurch sich Rowans und seine Wege irgendwann kreuzen.

Die Geschichte wird abwechselnd von den beiden Protagonisten erzählt, wodurch der Leser einen guten Einblick in das Leben von 100 v. Chr. erhält. Rowan und Caius sind völlig unterschiedlich aufgewachsen. Nicht nur gehören sie unterschiedlichen Kulturen an, die sich gegenseitig entweder angreifen und plündern (die Kelten) oder auf der anderen Seite die „Barbaren“ als Sklaven halten (Römer), sondern auch in unterschiedlichen finanziellen Verhältnissen. Auch ihr Geschlecht hat viel Einfluss auf das Geschehen, da Caius als Junge Rechte hat und das Familienunternehmen übernehmen wird, Rowan hingegen gezwungen wird zu Heiraten. Dies wird alles sehr eindrücklich und mitreißend von den beiden Autorinnen geschildert. Da Rowan und Caius trotz ihrer kontrastreichen Leben, beide sehr ähnlich in ihrem herzlichen, mutigen und sympathischen Charakter sind, habe ich bezüglich ihrer Probleme und Lebenswege immer mitfiebern können.

Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar, wo viele Begriffe oder altertümliche Ortsnamen übersetzt wurden. Trotzdem hätte ich eine Karte gut gefunden, in der man hätte nachschauen können, wo sich wer befindet, da einige Buchfiguren sehr viel unterwegs waren.

Die Geschichte hat mir viel besser gefallen, als ich zunächst erwartet habe. Ständig kamen überraschende Wendungen, mit denen ich nie gerechnet hätte. Plötzlich musste ich um das Leben von Buchfiguren bangen oder insbesondere Rowan kam wieder an einen anderen Ort, womit ich nie gerechnet hätte. Dies alles macht das Buch unglaublich spannend bis zum Schluss. Mit dem Ende bin ich sehr zufrieden und bin doch schon sehr neugierig, wie die Geschichte von Rowan und Caius im Folgeband weitergehen wird.


Fazit:
„Keltensonne“ ist so viel mehr, als nur eine Geschichte über die keltische Rowan und dem Römer Caius. Das Buch zeigt die Unterschiede der beiden Kulturen in einem sehr eindrücklichen Geschehen, spielt mit Gut und Böse und hat eine absolut mitreißende und überraschende Handlung.

Bewertung vom 15.09.2020
Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1
Stern, Anne

Schatten und Licht / Fräulein Gold Bd.1


ausgezeichnet

Ein cozy Krimi mit historischem Setting

Hulda Gold ist als Hebamme tätig und begleitet Schwangere bis zur Geburt und darüber hinaus. Durch eine ihrer jungen Patientinnen wird sie auf deren Nachbarin Rita aufmerksam, die tot im Kanal gefunden wurde. Die Hochschwangere glaubt, Rita ist einer Gewalttat zum Opfer gefallen, die Polizei jedoch geht von einem Selbstmord aus. Da sich Hulda sehr um ihre Patientinnen sorgt, fängt sie selbst an, mehr darüber herauszufinden.

"Seltsam, an welch dünnen Fädchen so ein Leben hängt. Die Kinder, die ich auf die Welt hole, [...] kämpfen sich ans Licht, klammern sich mit ihren winzigen, aber starken Fingern ans Leben. Und dann geht es wie auf einer Rutschbahn los, ohne dass man ahnt, wo das Ziel ist. Die Fahrt ist zu Ende, ehe man sich’s versieht.“ Hulda, S. 78

Sehr schön ist, dass man ein umfassendes Bild von Huldas Leben und dem damaligen Berlin erhält. Zum einen werden politische Geschehnisse von den Figuren im Buch kritisch beäugt, unterstützt oder diskutiert. Da Hulda durch ihren Beruf und auch privat viel unterwegs ist, lernt man ihre Ecke von Berlin und deren Bewohner, wie z. B. den Zeitungsverkäufer Bert, gut kennen. Auch die medizinische Versorgung von damals wurde durch Huldas Beruf und den Einblicken in die Behandlung der Kranken in der Irrenanstalt angesprochen.
Zum anderen bekommt der Leser auch einen umfassenden Einblick in Huldas Leben, weil einige wenige Kapitel auch aus der Sicht von anderen Buchfiguren beschrieben sind, die gerade mit Hulda agieren. Ab und zu werden auch Huldas Kindheit mit ihren Eltern und ihr momentanes nicht ganz rosiges Liebesleben angesprochen.

Deswegen habe ich auch hauptsächlich die Geschehnisse rund um Hulda sehr genossen und mir bezüglich des Todesfalls kaum selbst Gedanken darüber gemacht, wer der Mörder sein könnte. Ich hing gebannt an den Seiten und habe interessiert verfolgt, wie Hulda immer mehr Hinweise bezüglich Ritas Tods herausfindet und immer wieder neue schwangere Frauen besucht. Bezüglich des Kriminalfalls werden auch einige Kapitel aus der Sichtweise des Kommissars Karl beschrieben, sodass man auch den offiziellen Ermittlungen folgen kann.

Fazit:
„Fräulein Gold – Schatten und Licht“ ist ein schöner cozy crime Roman in historischem Setting. Der Leser verfolgt gespannt Huldas Leben als Hebamme und den Fall der toten Rita, in den sie sich immer weiter verstrickt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.09.2020
Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
Cameron, Sharon

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete


ausgezeichnet

Einfühlsamer Roman über ein starkes Mädchen während des Holocausts

Stefania, die von allen nur Fusia genannt wird, wohnt in Polen auf einem riesigen Bauernhof mit vielen Geschwistern. Mit fast 13 Jahren zieht Fusia in die Stadt Przemyśl und beginnt dort im Laden der jüdischen Familie Diamant zu arbeiten. Fusia verliebt sich in den Sohn Izio und die beiden möchten heiraten, doch dann wird die Stadt von den Nazis eingenommen. Kurz darauf wird das Ghetto errichtet und alle Juden müssen dort hinziehen. Fusia versucht ihrer liebgewonnen Familie Diamant zu helfen und schmuggelt ihnen Essen ins Ghetto. Doch Izio wird in ein Arbeitslager geschickt und die Lage spitzt sich immer mehr zu, bis Izios Bruder Max eines Nachts vor ihrer Tür steht und sagt, dass er nicht mehr ins Ghetto zurückkehren wird.

Fusia ist willensstark und weiß, was sie will. Zu Beginn ist sie noch ein naives Mädchen, das viel Spaß mit den Diamant-Kindern hat. Später wird sie reifer und verliebt sich, doch auch hier zeigt sich, dass sie die Welt mit dem aufkommenden Nationalsozialismus nicht so negativ sehen kann, wie sie ist. Die Jugendliche denkt positiv und hat das Herz am rechten Fleck, wodurch sie lange die aufkeimende Bedrohung nicht erkennt. Und später, als sie sich täglich in Gefahr begibt und ins Ghetto schleicht und einige Monate danach Juden direkt in ihrer Wohnung versteckt, wird sie zu einer mutigen und starken jungen Frau. Fusia ist ein Mensch, der höchste Anerkennung verdient und ihre Geschichte unzählige Male gelesen werden sollte. Schade, dass sie die Veröffentlichung des Buches nicht mehr miterlebt hat.

"Die Stadt hatte mich gelehrt, dass Menschen gern mit Wörtern Grenzen zwischen einander ziehen. Jude. Katholik. Deutscher. Pole. Aber das waren die falschen Wörter. Es waren die falschen Grenzlinien. Freundlichkeit. Grausamkeit. Liebe und Hass. Das waren die Unterschiede, die zählten." Fusia, S. 133f


Die Autorin Sharon Cameron wurde auf die Geschichte von Fusia aufmerksam und traf sich sogar mit deren Kindern und ihrer Schwester, während sie für das Buch recherchierte. Ihr Schreibstil ist und unsagbar gut! Anfangs bringt sie dem Leser direkt näher, wie naiv und kindlich die noch junge Fusia ist. Ihre Charakterentwicklung hat die Autorin perfekt beschrieben. Da diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht, wage ich es nicht, den Verlauf der Geschichte oder die Charaktere zu beurteilen, schließlich hatte die Autorin dahingehend keine schriftstellerischen Freiheiten. Trotzdem konnte sie das Geschehen sehr mitreißend, gefühlvoll und lebendig erzählen, wofür sie nur wenige Situationen zeitlich anders angeordnet hat. Dennoch wurde nichts verfälscht und es hat sich genau so zugetragen, wie in dem Buch beschrieben wird.

Abschließend wurde im Nachwort noch erwähnt, wie Fusias Leben seither verlief und auch was die versteckten Juden nach der Schreckenszeit mit ihrem Leben anfingen. Ergänzt wurde dies auch mit Bildern und es war schön, zu dem starken Mädchen nun auch ein Gesicht zu kennen und ihr weiteres Leben kurz mitverfolgen zu können.

Fazit:
Ein sehr gutes Buch über den Holocaust! Mit einem sehr einfühlsamen und besonderen Schreibstil schildert die Autorin viele Jahre der von Juden besetzten Stadt Przemyśl und dabei hautnah Fusias Schicksal, die ihren jüdischen Freunden Essen ins Ghetto brachte und später in ihrer Wohnung versteckt hielt. Insbesondere wegen des sehr passenden Schreibstils ist „Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ sehr gut geeignet für Leser, die sich an historische Romanen während des Holocausts herantasten möchten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2020
This Is (Not) a Love Song
Pishiris, Christina

This Is (Not) a Love Song


ausgezeichnet

Eine schöne musikalische Liebesgeschichte in mezzopiano

Zoë lebt für die Musik und ist mittlerweile leidenschaftliche Chefredakteurin bei ihrem Lieblingsmagazin „re:sound“. Ihre große Liebe ist die Musik, sagt sie, wenn sie nach ihrem Liebesleben gefragt wird. Doch ein Partner fehlt ihr, insbesondere Simon, ihr bester Freund seit Kindheitstagen. Nun ist Simon zurück nach London gezogen und wieder Single: Die Chance für Zoës Liebe zu ihm, oder?

"Um halb acht saß ich auf einer Bank am linken Themse-Ufer und beobachtete die Promenierenden. […] Simon schwieg und wir sahen gemeinsam die Welt vorüberziehen.", 47%

Ich mag Liebesromane, in denen sich die Protagonisten erst kennen lernen und langsam verlieben, wie es hier ähnlich war: Nachdem Simon wieder in London lebt, treffen sich die beiden Protagonisten regelmäßig, lernen sich wieder besser kennen und kommen sich näher. Bis Zoë schließlich den Mut fassen muss um ihrem besten Freund aus Kindheitstagen ihre Liebe zu gestehen. Bis zu diesem Augenblick ist die Geschichte sehr angenehm und kurzweilig zu lesen. Und dann nimmt das Geschehen eine unvorhergesehene Wendung. Denn plötzlich ist der bisher unausstehliche PR-Manager Nick zuvorkommend und hilfsbereit Zoë gegenüber – fast schon ein besserer Freund als Simon. Was ich hier besonders schön fand ist, dass Zoë nun nicht in einem nervigen Liebesdreieck zwischen den beiden Männer steht, sondern sich fragen muss, ob ihre Jugendliebe Simon mittlerweile nicht nur eine glorifizierte Schwärmerei ist und welcher von den beiden Männern besser zu ihr passt – und für wen sie mehr empfindet.

Der Schreibstil von Christina Pishiris ist locker und humorvoll, wodurch sie einen tollen Wohlfühlroman geschaffen hat. Zoës griechische Familie ist sehr sympathisch und wie auch die Hochzeitsvorbereitungen ihres Bruders bieten sie schöne Situationen, in denen Zoë und der Leser sich wohl- und geborgen fühlen.

"Und nun will mein Bruder in ein paar Wochen heiraten und hat mich um einen Tipp für den Eröffnungstanz gebeten. Ich habe ihm „Love’s a Slap in the Face“ von Kiss empfohlen. Liebe als Ohrfeige? Den Vorschlag fand er weniger gut.", 2%

Neben Zoë mittlerweile turbulenten Liebesleben spielt auch die Musik in der Geschichte eine große Rolle. Nicht nur muss Zoë ihr geliebtes Musik-Magazin retten, wodurch sie immer wieder auf Nick trifft, sondern auch privat hört oder macht sie viele Anspielungen auf bekannte Lieder. Ebenso enthält der Beginn jeden Kapitels eine Liedzeile oder Songtitel, was perfekt zu dessen Inhalt passt.

Fazit:
„This is (not) a Love Song“ ist ein ruhiger und kurzweiliger Liebesroman in mezzopiano, der im Verlauf der Geschichte auch mit einigen unvorgesehenen Wendungen aufwarten kann. Der Schreibstil der Autorin untermalt die Geschichte wie eine sanfte Melodie und viele kleine Details verbinden sie wie einzelne Töne. Für Musikliebhaber und Leser, die eine sanfte und sich aufbauende Liebesgeschichte mögen, ein Muss!

Bewertung vom 09.09.2020
Weil alles jetzt beginnt
Holmes, Linda

Weil alles jetzt beginnt


weniger gut

Sehr enttäuschend, da keine Vielfalt an Emotionen

Evvie möchte endlich ihren Mann verlassen und hat schon das Auto gepackt, als der Anruf kommt, dass Tim einen Unfall hatte. Noch im Krankenhaus verstirbt er und Evvie findet sich plötzlich in der Rolle der Witwe wieder, dabei wollte sie die Beziehung doch hinter sich lassen. Nun, fast ein Jahr später, hängt sie immer noch in dieser Situation fest und nimmt Dean, den ehemaligen Baseballstar, als Untermieter auf.
„Doch wie sagt man der trauernden Familie, den mitfühlenden Freunden, dass dieser Mann nicht der perfekte Ehemann, Arzt, Freund war?“, steht im Klappentext und ich habe genau darauf gewartet. Tim war in ihrer Beziehung ein Monster und nun ist er gestorben. Also ist Evvie glücklich und erleichtert? Weit gefehlt! Sie verkriecht sich und gibt sich ihren Schuldgefühlen hin, ihren Mann in dem Moment seines Todes verlassen zu wollen. Nach außen hin sieht es perfekt nach tiefer Trauer aus. Also muss sie gar nicht die trauernde Witwe spielen? Nein! Und dieser Konflikt hat mir gefehlt! Ich hatte mir eine Geschichte mit viel Emotionen erwartet, mit tiefen Gefühlen, mit Evvies Zerrissenheit, mit der Konfrontation, dass der perfekte Tim in seiner Beziehung ein Monster war und all das nicht bekommen. Stattdessen plätschert die Geschichte vor sich hin, wodurch sie zunehmend langweiliger wurde. Außerdem waren mir die kurzen Rückblenden in ihre Ehe zu wenig. Die Situationen hätten nicht nur erwähnt werden sollen, sondern direkt beschrieben, sodass der Leser sie miterleben und Evvies Gefühle selbst nachempfinden kann.
Die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Evvie und Dean konnte ich anfangs nicht ganz nachvollziehen, plötzlich waren die Gefühle da. Die Beziehung hat sich nicht gut aufgebaut, beide hatten zunächst seltsame Rollen inne. Doch am Ende des Buches konnte ich ihre Gefühle zueinander nachempfinden und fand ihre Liebe süß und romantisch. Der Moment am Ende zwischen den beiden war sehr schön!
"Weißt du, Ev, wenn man lange genug wartet, wird immer irgendwann etwas Schlimmes passieren. Nur wird es auch nicht besser, wenn du aus Angst vor Verlusten alles schon im Vorfeld von dir weist. Man muss einfach hoffen, dass am Ende noch genug bleibt." - Dean, S. 355
Positiv an dem Buch war definitiv der Schreibstil. Die Nähe zwischen den beiden Protagonisten führte zu lockeren und lustigen Gesprächen, die mir sehr gefallen haben. Auch an humorvollen Szenen hatte Linda Holmes einiges zu bieten. Die Geschichte war stets leicht zu lesen und insgesamt doch kurzweilig, obwohl sie sich irgendwann immer mehr gezogen hat. Auch viele andere Kleinigkeiten, wie Evvies bester Freund Andy und seine kleinen Töchter, haben zu einer schönen Atmosphäre in dem Buch beigetragen. Ebenso konnte ich einige Dinge direkt vor meinen eigenen Augen sehen, als wäre es ein Film mit einprägenden Szenen.
Das Ende eines Buches kann bei mir noch vieles bewirken, da es mir immer noch sehr genau in Erinnerung bleibt. Abgesehen von Evvies Entwicklung, die doch mal vonstattengegangen ist, hat die Autorin die letzten Kapitel überhastet abgeschlossen. Einzelne Erzählstränge wurden schon abschließend zusammengefasst, worauf dann doch noch ein größeres Ereignis folgte, dass das bisher beschriebenen viel schöner bildhaft zeigte. Auch der bisher tolle Schreibstil wurde plötzlich sehr kindlich und abgehakt.

Fazit: Eine Geschichte, die sehr viel Potenzial gehabt hätte, aber doch nur vor sich hinplättschert. Evvies und Deans Liebesgeschichte ist zwar ganz süß, aber mir haben die Konflikte bezüglich Evvies früherer Ehe mit Tim gefehlt. Der lockere Schreibstil und Humor haben der Geschichte Würze gegeben, aber auch dies konnte die Autorin nicht überzeugend bis zum Schluss durchhalten. Definitiv eine Enttäuschung, aber wer keine großen Gefühle, sondern nur eine süße Liebesgeschichte für Zwischendurch lesen möchte, wird dem Buch wohl mehr abgewinnen können als ich.

Bewertung vom 08.08.2020
In deinen Armen / Wildflower Summer Bd.1
Moran, Kelly

In deinen Armen / Wildflower Summer Bd.1


weniger gut

> Enttäuschende Liebesbeziehung

Olivia führt die weitläufige Wildflower Ranch, während ihr Bruder Justin hingegen zum Militär ging. Bevor er gestorben ist, hat er seinen Kollegen und Freund Nathan gebeten, auf seine Schwester aufzupassen. Somit kommt Nathan zur Wildflower Ranch, auf der er bald einen Job findet und von Anfang an von Olivia begeistert ist.

Als Olivia und Nathan sich zum ersten Mal begegnen, sind sie direkt angetan voneinander und auch alle anderen spüren ihre intensive Anziehungskraft. Jedes Mal, wenn sie sich begegnen, geht es in ihren Gedanken eigentlich nur um die Schönheit des anderen und darum, dass sie sich berühren und Küssen möchten. Irgendwann hab ich nur noch mit den Augen gerollt und gehofft, dass sie bald miteinander schlafen. Aber so extrem und nervig wie der Anfang auch für mich auch war, genauso schön wurde der Mittelteil, als sich die beiden endlich näher kennenlernten. Man hat viel mehr aus Nathans Leben erfahren, warum er einsam ist und kaum Nähe zulässt. Olivia, die sich sonst nur für andere aufopferte, übernahm die Initiative, damit es zwischen den beiden endlich mal vorangeht. Als sie sich endlich gefunden hatten, reihte sich aber eine Sexzene nach der anderen. Ebenfalls etwas zu extrem war eine Szene eher zu Beginn, als Nakos Olivia am Arm berührte und Nathan völlig austickte. Dafür, dass er in seinem Leben eher wenig enge Kontakte hatte, war er nach wenigen Tagen schon sehr besitzergreifend.

Eine Stärke von Kelly Moran ist es, dass sie ein tolles Setting mit vielen liebenswürdigen Charakteren schaffen kann. Die Ranch selbst ist mit ihren weitläufigen Feldern, blühenden Wildblumen und dem gemütlichen Haupthaus eine angenehme Kulisse für die Geschichte. Und auch Olivias herzensgute Tante und begnadete Köchin schafft mit dem Arbeiter und engen Freund Nakos von Olivia eine vertraute Gemeinschaft aus Charakteren, die ebenfalls zu einer traumhaften Atmosphäre beitragen. Außerdem hat die Autorin einen sehr flüssigen Schreibstil, wodurch man die Geschichte sehr schnell lesen kann, auch wenn es Szenen gibt, die einem nicht hundertprozentig zusagen.

Das Ende empfand ich als zu einfach gelöst und sehr unglaubwürdig. Von Anfang an möchte Nate keine Beziehung zu Olivia aufbauen, aus diesem einen Grund - der dann einfach verpufft. Wenn man als Autorin schon ein Problem einführt, dann muss man es auch lösen, statt mit einem Fingerschnippen zu beseitigen.


Fazit:
Nach Redwood Love ist „Wildflower Summer – In deinen Armen” leider eine kleine Enttäuschung. Zu Beginn haben mir die Charaktere und deren Beziehung gar nicht zugesagt, doch der Mittelteil entschädigte mich dafür und hatte viel zu bieten. Leider konnte Kelly Moran das nicht bis zum Ende durchhalten und hat ein klischeebehaftetes Happy End kreiert. Obwohl manches in der Geschichte nicht ganz Rund ist, hat die Autorin mit der weitläufigen Ranch wieder eine tolle Kulisse geschaffen.
2,5 von 5 Sternen

Bewertung vom 07.08.2020
Verwoben in Liebe / Stolen Bd.1
Bold, Emily

Verwoben in Liebe / Stolen Bd.1


sehr gut

> Typisches Jugendbuch mit toller Idee

Da Abby des Öfteren stiehlt, ist das Internat Darkenhall, eine Schule für schwer erziehbare Jugendliche, ihre letzte Chance vor dem Jugendgefängnis. Dort trifft sie auf den charmanten und arroganten Tristan, den Frauenheld, und seinen älteren und zurückhaltenderen Bruder Bastian. Doch beide sind nicht nur gewöhnliche Menschen, denn sie haben ein besonderes, fantastisches Erbe. Dabei spielen die sogenannten Weben, wie Seelen- oder Erinnerungsweben, die jeder Mensch besitzt, eine Rolle.

Was genau hinter den beiden Brüdern und der Schule steckt, war sehr interessant nach und nach herauszufinden. Dabei war es hilfreich, dass die Geschichte nicht nur aus Abbys Sicht erzählt wurde, sondern auch aus der von anderen wichtigen Figuren. Oftmals wechselt sich bei ein und demselben Geschehen die Perspektive, was ich sehr gut finde, weil man die drei Protagonisten so richtig gut kennenlernen konnte. Wie genau ich Abby gegenüberstehe, weiß ich trotzdem nicht, denn einerseits ist sie die typische Außenseiterin und kreischt auch mal hysterisch los. Andererseits lässt sie sich nicht so leicht um den Finger winkeln und steht hinter dem, was sie möchte und tut. Bastian hingegen war mir durchweg sympathisch, ich mag seine angenehme bedachte Art und sein gelegentliches Hadern mit seinem Erbe.

„Verwoben in Liebe“ ist ein typischer Jugendroman. Darin lassen sich viele Klischees finden, wie z. B. die Außenseiterin Abby und all die reichen und wunderschönen Internatsbewohner. Auch der einerseits charmante Frauenheld und der andererseits verschlossene Bruder als Gegenstück tragen dazu bei. Eine Dreiecksbeziehung wird ebenfalls angedeutet, obwohl sich Abby ihren Gefühlen dann doch recht zügig im Klaren ist. Mir waren die Klischees manches Mal schon zu viel, aber wer gerne Fantasygeschichten im Jugendbuchbereich liest, findet hier auch wieder ein tolles Buch.

Die Geschichte war sehr fesselnd, weil die Idee von Emily Bold wirklich toll ist. Zunächst nimmt die Geschichte eher langsam an Fahrt auf, weil sich Abby erst im Internat eingewöhnt und nach und nach hinter das Geheimnis der Brüder stößt. Dabei werden die Gefühle der Protagonisten richtig gut dargestellt, die man aus Sicht der unwissenden Abby und ebenfalls mit dem Hintergrundwissen der Tremblay-Brüder sehr gut nachvollziehen kann. Den Grundgedanken von dem Erbe der Tremblays an sich finde ich gut. Wenn ich diesen weiterdenke, über die Grenzen des Eliteinternats hinaus, bin ich wirklich begeistert und hoffe, dass in den weiteren Bänden auch das Potenzial genutzt wird.

Fazit:
Ein typisches Jugendbuch mit Fantasyaspekten, das zusehends spannender wird und eine wirklich gute Idee beinhaltet.

Bewertung vom 06.08.2020
Das Dorf / Finsterzeit Bd.1
Toth, Sandra

Das Dorf / Finsterzeit Bd.1


gut

Realistisches Endzeitszenario mit kleinen Schwächen

Die jungen Erwachsenen Lara und Thomas flüchten zu Beginn der Geschichte direkt vor einer wütenden und bewaffneten Horde Menschen. Plünderungen und Gewalt sind nun an der Tagesordnung. Deswegen möchten die beiden zur „Festung“, einer geschützten und gut versorgten Anlage von Thomas‘ Opa. Während dem Weg dorthin fragt sich Lara, was Thomas für sie empfindet, weil sie verliebt in ihn ist. Währenddessen erfährt man aber Stück für Stück von der Vergangenheit – die der Protagonisten und allgemein – und dem Leser ist sofort klar, dass sich beide schon lange lieben. Dass die Beziehung der beiden grundlos aufgebauscht wird, obwohl es offensichtlich ist, fand ich etwas unnötig. Später wird ihre Liebesbeziehung etwas seltsam und entwickelt sich, was im zweiten Band der Reihe spannend werden dürfte.

Während der Leser Lara und Thomas begleiten, sind auch einige Kapitel aus der Sicht von anderen Protagonisten beschrieben, wie z. B. Thomas‘ Vater. Langsam bekommt der Leser einen Überblick darüber, wie es während der Energiewende zu diesem katastrophalen Endzeitszenario kommen kann – was eine total realistische und mögliche Zukunft unserer Zeit wäre. An einigen Stellen hätte ich mir aber früher und mehr Informationen gewünscht, insbesondere Laras Beruf. Außerdem hätte dem Buch auch ein paar Seiten mehr vertragen, indem Begebenheiten oder Personen nicht nur beschrieben, sondern direkt miterlebt werden. So hätte ich Laras Charakter viel genauer kennengelernt und sie sich nicht widersprüchlich zu ihrer Beschreibung verhalten. Leider blieb Lara deshalb sehr blass und ich konnte ihrem Schicksal nicht wirklich mitfiebern. Thomas hingegen ist ein sehr interessanter und starker Charakter, über den ich gerne noch mehr erfahren möchte.

Was mir sehr gut an der Geschichte gefällt ist die klare Ausarbeitung, wie das Leben der Menschen nach der Krise nun aussieht. Die Menschen sind auf sich alleine gestellt, wodurch sie Gruppen bilden, Plünderungen geschehen, Gewalt angewendet oder anderen geholfen wird. Dass viele Menschen machthungrig sind oder sich an Gewalt ergötzen wurde anschaulich denjenigen Personen gegenübergestellt, die immer wieder anderen helfen, obwohl sie selbst auch nicht viel haben. Diese Geschichte zeigt sehr schön, wie sich Menschen bei einer solch einschneidenden Krise verhalten: Machthungrig oder hilfsbereit.

Ab ca. der Hälfte ist klar, worauf das übrige Geschehen noch hinauslaufen wird. Aufgrund der knappen und prägnanten Schilderung und des flüssigen Schreibstils ist es trotzdem interessant zu verfolgen. Das Ende ist sehr unspektakulär, bringt aber einen Cliffhanger für den Folgeband.


Fazit:
Ein spannender Endzeitroman, der an einigen Stellen aber noch unrund ist und etwas mehr Szenen statt Erzählungen vertragen könnte. Die Geschichte zeigt während einer solchen Katastrophe sehr anschaulich menschliche Abgründe und Empathie, die sich in Hilfsbereitschaft zeigt.