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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 498 Bewertungen
Bewertung vom 27.09.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1


sehr gut

wenn ein berühmtes Insta-Kind entführt wird...

Lotte Wiig und ihr Mann Jens fahren anlässlich Lottes Geburtstag in ein Spa. Die 2jährige Tochter Poppy ist einstweilen bei Jens' Eltern. Doch Poppy ist keine normale 2jährige, sie sieht aus wie eine Puppe und ist ein berühmtes Insta-Kind mit Millionen von Followern auf der ganzen Welt.
Und als Jens kurz darauf den schockierenden Anruf erhält, dass Poppy spurlos verschwunden ist, nehmen alle an, dass es mit einem kürzlich passierten Ereignis zusammenhängt, bei dem auch ein Kind verschwunden ist, das jedoch nach einigen Stunden wieder unversehrt aufgetaucht ist.
Als Poppy jedoch nicht wieder zurückkommt, stürzt sich die Kommissarin Emer Murphy trotz ihrer psychischen Erkrankung in die Ermittlungen.


Meine Meinung:
Der Schreibstil ist flott, lebendig und abwechslungsreich. Zeitungsartikel, Darknet-Chats und E-Mailverkehr peppen die Story auf.
Abwechselnd liest man aus Sicht von Lotte, Jens, Marie oder Emer, und deckt nach und nach die Puzzleteilchen auf, was zu dem Zeitpunkt des Verschwindens von Poppy passiert ist. Manchmal war dies etwas zäh, da man nichts Neues erfährt bzw. einiges wiederholt wird.

Die Protagonistin ist Emer Murphy, eine leicht übernatürlich begabte Ermittlerin, die aufgrund eines Anfalls in psychiatrischer Behandlung ist. Doch genau diese Anfälle sind ihre Gabe, sie hat einfach ein natürliches Empfinden für die Gründe und Handlungen von Personen, und dies kombiniert mit ihrer perfekten Beobachtungsgabe ist ausschlaggebend für die Lösung des Falls - der mich wirklich nach vielen Wendungen total überrascht und überzeugt hat.
Emer wäre eigentlich noch krankgeschrieben, doch sie muss einfach das kleine Kind finden. Sie ist trotz ihre Probleme eine taffe Frau, deren Selbstbewusstsein und Kraft durch die Medikamente leider in den Hintergrund getreten sind. Ich mochte ihre Hartnäckigkeit, ihre Achtsamkeit und vor allem ihre tolle Kombinationsgabe.
Auch ihr Partner Mons Tidemand war dahingehend sympathisch, da er es Emer ermöglicht hat, bei den Ermittlungen dabei zu sein und zu helfen.
Nach und nach decken sich die wahren Beweggründe der Familienmitglieder auf, deren man etliche kennenlernt, und man ist fassungslos vor so viel Falschheit und Egoismus.

Diese Geschichte behandelt das Leben von Social Media Stars, besonders der Kinder, die sich dagegen nicht wehren können, was ich besonders schockierend finde. Sie müssen funktionieren, sie müssen immer lächeln, sie müssen diverse Dinge präsentieren - und sind von dem Ganzen gestresst (nicht umsonst kann Poppy noch nicht sprechen), sie machen den Eltern zuliebe alles (wiederwillig) mit und haben keine normale, private Kindheit. Schrecklich, dass sogar 2-Jährige gestalked werden, weil deren Leben minutiös im Internet ausgebreitet wird.


Fazit:
Das öffentliche Leben von Social Media-Kids eindrücklich dargestellt. Die Wendungen und die Auflösung des Falls haben mich überrascht und überzeugt.

Bewertung vom 23.09.2022
Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1
Schweizer, Lotte

Drei Helden für ein Honigbrot / Detektei für magisches Unwesen Bd.1


ausgezeichnet

ein wunderbar magisches Detektivabenteuer

Der 9jährige Jannik und seine Freundinnen Pola und Lulu sind eine Detektivbande in Kiesbach. Eher unfreiwillig, denn die Mädels haben so gar keine Lust, Janniks Leidenschaft für Detektivarbeit zu teilen.
Sie möchten auch nicht mit ihm ermitteln, als im Ort zuerst aus dem Feinkostladen etliche Gläser mit vergoldetem Honig gestohlen wurden, danach das Honigbrot von Oma Ilse, und danach der Honig aus den Bienenstöcken von Imker Thorsten.
Erst als Jannik durch Zufall die Leseratte Marianne sowie Peggory Jones, Geheimdienst für streng geheime Angelegenheiten, kennenlernt, die einem schrecklichen Verbrechen auf der Spur sind-überall verschwinden Fabelwesen-finden auch die Mädchen Gefallen am Ermitteln. Dem Honigdieb muss eine Falle gestellt werden!
Und dann ist da noch der neue Nachbar von Jannik, Herr Grauenmeier, der sich sehr verdächtig verhält.


Meine Meinung:
"Drei Helden für ein Honigbrot" ist der Auftakt der Reihe um eine neue Detektivbande, die es mit magischen Wesen zu tun hat.
Die phantasievolle Gestaltung der einzelnen Wesen ist liebevoll, alle sind unterschiedlich (zB Gurkentrolle, Wiesenschrate, Irrlichter, Ulkelfen), und so kann sich jedes Kind einen Favoriten herauspicken. Ganz vorne mit dabei ist bestimmt der Unsichtbär, der wirklich herzallerliebst ist (wenn er denn zu sehen ist ;)

Diese Geschichte ist eine 'typische' Detektivgeschichte, die in einer magischen Welt mit vielen Fabelwesen und Magie angesiedelt ist.
Die einfache, kindgerechte und leicht verständliche Schreibweise sowie die kurzen Kapitel regen auch Lesemuffel an, dranzubleiben.
Es gibt natürlich einen Bösewicht, der recht schnell klar ist und der seine fiesen Gedanken in die Tat umsetzten will, doch von den Kindern durch ihre Cleverness und ihren Mut überführt wird. Und selbstverständlich gibt es auch einen dümmlichen Polizisten, der durch seine Faulheit und seine Scheuklappen nie den Täter hätte ermitteln können und der ohne die Kinder aufgeschmissen gewesen wäre. Ist zwar etwas klischeebehaftet, sorgt aber für lustige Unterhaltung.

Besonders gut hat mir gefallen, dass Modernes (die Kids besitzen Handys) mit Altmodischem (Zaubersprüche in dicken alten Wälzern) verbunden ist.
Etliche detailreiche schwarz-weiß Illustrationen peppen die Geschichte auf und untermalen das Gelesene.


Fazit:
Eine 'typische' Detektivgeschichte phantasievoll umgesiedelt in eine magische Welt. Kindgerecht, lustig, modern, und natürlich spannend. Ein magisches Lesevergnügen.

Bewertung vom 14.09.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2


sehr gut

bewegende Familiengeschichte

Der Moderator Tom Monderath, dessen Leben durch seine neue Liebe Jenny und deren Baby Carlchen sowie seine alzheimerkranke Mutter Greta ordentlich durcheinandergebeutelt wird, bekommt einen weiteren Chaosschub, als plötzlich sein Halbbruder väterlicherseits, Henk aus Amsterdam, vor der Tür steht, von dem er nichts wusste. Henk will jedoch unbedingt mehr über seinen leiblichen Vater Konrad, der bereits verstorben ist, erfahren.
Als dann auch noch nach und nach weitere Halbgeschwister auftauchen, begeben sich Henk und Jenny entgegen Toms Willen auf die Spurensuche nach Konrads Vergangenheit.


Meine Meinung:
Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen - in der Gegenwart erfährt man aus Sicht von Tom sein aktuelles Leben mit seiner neuen Freundin Jenny, und wie er mehr und mehr in die Vaterrolle hineinwächst, obwohl Carlchen nicht sein leiblicher Sohn ist. Auch sein langsames Anfreunden mit dem Gedanken, dass er Halbgeschwister hat, ist schön dargestellt. Henk ist ein lustiger Kerl und bringt - trotz anfänglicher Ablehnung - viel Freude in Toms Leben.
Und in der Vergangenheit verfolgt man ab 1933 das Leben von Konrad Monderath und erfährt so nach und nach um das dramatische Familiengeheimnis, das Tom, Henk und Jenny nach und nach aufdecken.

Die Autorin beschreibt ergreifend, packend und eindrücklich sowohl das Leben von Konrad, als auch das von Tom. Man fiebert zu jeder Zeit mit, und natürlich sind die dramatischen Ereignisse in der Kriegszeit sehr bedrückend, besonders das Vernichten von 'unwertem Leben', wobei Konrad selbst mit seiner Schwester Lizzy persönlich betroffen war.
Die handelnden Personen sind detailliert dargestellt, mit Ecken und Kanten, und polarisieren, vor allem Konrads Onkel Heinrich Pütz, der von allen nur Drickes genannt wird.
Sehr emotional war auch Gretas Alzheimer Erkrankung und Toms doch sehr positiver Umgang damit.
Mir hat besonders gut gefallen, dass viele historische Tatsachen - Persönlichkeiten sowie Ereignisse - so lebendig in die Geschichte eingeflossen sind.
Leider wurden einige wiederholt; eine Kürzung hätte der Geschichte nicht geschadet.


Fazit:
Eine sehr emotionale und bewegende Familiengeschichte, in der v.a. auch die Zeit des Zweiten Weltkriegs sehr bedrückend aufgearbeitet wird. Und mal wieder wird mir bestätigt, dass es nicht gut ist, Wichtiges (egal ob groß oder klein) zu verschweigen - denn Geheimnisse kommen fast immer ans Licht, und können ein Leben nachhaltig negativ beeinflussen.

Bewertung vom 11.09.2022
Der finstere Pfad
Blackhurst, Jenny

Der finstere Pfad


sehr gut

Wenn die Vergangenheit deine Zukunft bedroht...

Als die 19jährige Maisie mal wieder von ihrer Freundin im Stich gelassen wird, tritt sie den gemeinsam geplanten Trip nach Kanada alleine an, um dort den West Coast Trail zu begehen. Doch am letzten Tag ihrer Reise muss sie mitansehen, wie ihre neue Wanderfreundin Seraphine brutal ermordet wird.
20 Jahre später hört Laura im Radio, dass eine Leiche ebendort gefunden wurde, und schreckliche Erinnerungen kommen ans Tageslicht...


Meine Meinung:
Der Schreibstil wie von Jenny Blackhurst gewohnt mitreißend und unterhaltsam, jedoch baut sich der Spannungsbogen erst langsam auf. Die Naturbeschreibungen des West Coast Trail sind wundervoll.
Alle handelnden Personen polarisieren - ich fand keine einzige sympathisch. Laura, die alles verschweigt. Und Maisie, die ständig lügt. Dennoch - oder gerade deswegen - hat mich das Buch von der ersten Seite an gefesselt.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart aus Sicht von Laura in ich-Form, die aufgrund der Entdeckung der Leiche am Trail Angst hat, dass die Wahrheit über die damaligen Ereignisse ans Licht kommen und sie so ihre Familie verlieren wird; und im Jahr 1999 in Erzählform aus Sicht der schüchternen Maisie, mit der man direkt bei ihrem Trip in der Wildnis dabei ist. Die Dynamik zwischen den Wanderfreunden ist faszinierend, aber auch verstörend.
Weiters passieren in der Gegenwart seltsam-gruselige Dinge, und man fragt sich: wer weiß von Lauras Vergangenheit? Hier zeigt Laura trotz ihrer Angst ein kühles Köpfchen und findet für ihren Mann und ihre Kinder immer andere Ausreden. Ich kann zwar nachvollziehen, dass sie ihre Familie nicht verlieren will; aber wie so oft: ehrlich darüber zu reden macht es weniger schlimm.
Aufgepeppt wird das ganze durch den gelegentlichen Einschub von Zeitungsartikeln und Auszüge aus einem True Crime Podcast.
Zuerst ist die Story langsam aufgebaut, teilweise sogar etwas zäh, weil vieles wiederholt wird, und es gibt viele Andeutungen darüber, was sich in dieser Nacht zugetragen haben könnte, aber eben ewig lange nicht detailliert erwähnt wird. Auch rätselt man darüber, welche Rolle Laura damals hätte haben können.
Und das Ende bzw. der Showdown war dann etwas zu schnell und abrupt. Außerdem gab es einige Logiklücken am Schluss.
Die Auflösung hat mich dann überraschen können, denn meine Vermutungen gingen in eine ganz andere Richtung. Somit hat Jenny Blackhurst wieder einmal gezeigt, dass sie mit einem spannenden Verwirrspiel überzeugen kann.


Fazit:
Ein perfides Verwirrspiel in der wunderschönen Natur Kanadas; erzählt auf zwei Zeitebenen. Überraschende Auflösung, jedoch einige Logiklücken.

Bewertung vom 01.09.2022
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


ausgezeichnet

großartiger Auftakt: Tod im Kurort

Baden-Baden, 1922. Alma Täuber, die als "Fräulein vom Amt" als Telefonistin arbeitet, hört eines Tages unbeabsichtigt ein Gespräch mit, in dem von einem "erledigten Auftrag bei den Kolonnaden" die Rede ist.
Als am nächsten Tag von einer toten Frau in der Zeitung steht, die bei den Kolonnaden gefunden wurde, erkennt Alma sofort den Zusammenhang - nur bei der Polizei nimmt sie niemand ernst. Außer Kommissaranwärter Ludwig Schiller.


Meine Meinung:
"Die Nachricht des Mörders" ist der Auftakt der Reihe um das Fräulein vom Amt, Alma Täuber.
Der Schreibstil ist rasant und lebendig und es beginnt gleich mit einem spannenden Prolog, sodass man nur so durch die Seiten fliegt.
Alma ist sympathisch, taff und freiheitsliebend dargestellt, ebenso ihre beste Freundin Emmi Wolke. Beide sind berufstätig und leben gemeinsam bei einer grimmigen Vermieterin, deren Granteln einiges an Humor reinbringt.
Auch Almas Kombinationsgabe und ihre Hilfsbereitschaft muss hervorgehoben werden, denn sie ist wohl die einzige, die den Mord an den beiden Frauen erkennt (ja, es gibt noch eine weitere Tote) und aufklären will. Nur der junge Kommissariatsanwärter Ludwig Schiller glaubt ihr und will ihr helfen, die 'restliche Polizei' hat keinerlei Verlangen danach, was einfach nur unfassbar ist. Frauen, und besonders Prostituierte, hatten damals keinen Stellenwert.
Natürlich bringt Alma sich durch ihre Neugier und das Vordringen in die ihr unbekannten Glücksspiel-Unterwelt in Gefahr (ich glaube, das ist schon obligatorisch, egal bei welcher Art von Krimi/Thriller ;)

Die historischen Hintergrundinfos, v.a. über das soziale Leben in den 1920ern, die Inflation und besonders die Stellung von Frauen bzgl. Arbeit und Heirat ist detailliert dargestellt und gibt natürlich ein aufregendes Hintergrundsetting für einen Kriminalfall. Die Infos über die damalige Art und Technik der Telefonie und die Aufgaben der Telefonistinnen fand ich wahnsinnig spannend und interessant.
Auch die Sprache ist teilweise an die Zeit angepasst und benutzt Ausdrücke, die schon fast in Vergessenheit geraten sind.

Das Privatleben der Protagonoistin(nen) - denn Emmi kann man eigentlich auch dazuzählen, auch wenn sie nicht im Titel erwähnt wird - nimmt genauso viel Raum ein wie der Kriminalfall. Beides ist interessant, das Private vorhersehbar, der Fall komplex, spannend und mit einer plausiblen und glaubwürdigen Auflösung, auch wenn ich schon bald den Täter in Verdacht hatte. Der Grund für die Taten hat mich allerdings überrascht und betroffen gemacht.


Fazit:
Gelungener Auftakt einer historischen Krimi-Reihe, die grandios zu werden scheint, um eine sympathische und taffe Protagonistin mit einem komplexen, spannenden Fall und vielen interessanten historischen Infos.

Bewertung vom 27.08.2022
Rosenkohl und tote Bete / Manne Nowak ermittelt Bd.1
Nikolay, Mona

Rosenkohl und tote Bete / Manne Nowak ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

humorvoller cosy-Schrebergarten-Krimi

Als ich diesen genialen Titel sah, wusste ich sofort: dieses Buch muss ich lesen!! :D

Manne Nowak, Polizist in Rente und Vorsitzender des Berliner Schrebergartenvereins 'Harmonie', bekommt neue Nachbarn in seinem Schrebergartenidyll: Caro und Eike von Ribbek, mit denen er nicht einverstanden ist: zu laut, zu schrill, kein grüner Daumen.
Doch als Caro in ihrem Gemüsebeet eine verbuddelte Leiche findet, die sich als ehemaliger Nachbar und Freund von Manne herausstellt, und dieser dann als Tatverdächtiger gehandelt wird, machen sich Caro und Manne selbst an die Ermittlungen, um Manne von allem Verdacht freizusprechen.


Meine Meinung:
Die Geschichte ist so witzig geschrieben, man hat ständig ein Schmunzeln auf den Lippen; die Charaktere sind schrullig - vor allem Manne, der nur in Ruhe gärtnern will, aber nun mit der lauten und schrillen Caro zusammenarbeiten 'muss', die einfach wild drauflosprescht. Es ist also immer was los!
Jedoch ist Caro total sympathisch, sie hat das Herz am rechten Fleck, will helfen, packt alles an und hat gute Ideen (nur halt keinen grünen Daumen - aber ich bin sicher, das wird Manne ihr noch beibringen ;)
Auch das typische Schrebergartenklischee wird aufs Korn genommen, doch erkennt man sofort den Zusammenhalt der Gemeinschaft, was einfach nur wunderschön und idyllisch ist. Hilfsbereitschaft wird groß geschrieben, allerdings auch die Neugier ;)
Die Polizei ist leider klischeehaft etwas dümmlich und mit Scheuklappen dargestellt, da sie sich auf Manne als Tatverdächtigen versteift und in keine weitere Richtung mehr ermittelt wird, da Manne mit dem toten Kalle befreundet und benachbart war, und die beiden einen schlimmen Streit und danach keinen Kontakt mehr hatten.
Überraschenderweise ist der Fall selbst komplexer und spannender, als das Kleingarten-Klischee erwarten lässt. Nach und nach decken Manne und Caro Geheimnisse auf, dessen Puzzleteile Stück für Stück ein Ganzes und den Weg zur Lösung ergeben.

Schön finde ich, dass es in der vorderen Buchklappe einen Plan des Kleingartenvereins 'Harmonie' gibt, so kann man die Wege von Caro und Manne (zumindest in der Kleingartenanlage) super nachvollziehen.


Fazit:
Humorvoller und turbulenter Cosy-Crime im Schrebergartenidyll mit sympathischen Protagonisten und einem spannenden Fall.

Bewertung vom 21.08.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


sehr gut

beklemmende, eiskalte Stimmung auf dem mysteriösen Gutshof Solhöga

Eleanor will ihrer Großmutter Vivianne, die sie liebt und gleichzeitig hasst, den wöchentlichen Besuch abstatten. Doch als sie in die Wohnung eintritt, verlässt eine Person diese gerade, und Eleanor findet ihre Großmutter erstochen im Wohnzimmer vor. Aufgrund ihrer Gesichtsblindheit kann sie die Person jedoch nicht beschreiben.
Kurz darauf erfährt sie, dass sie den Gutshof Solhöga von Vivianne geerbt hat, von dem sie noch nie gehört hat.
Gemeinsam mit ihrem Freund Sebastian fährt sich nach Solhöga und trifft sich dort mit ihrer Tante Veronika und dem Notar, um eine Bestandsaufnahme zu machen.
Doch auf dem Anwesen geschehen mysteriöse und seltsame Dinge, und bald sind alle in Lebensgefahr.


Meine Meinung:
Das düstere Setting und die eiskalte Atmosphäre in dem einsamen Landhaus im Wald ist sehr beklemmend. Das Winterfeeling und die mysteriösen Vorkommnisse, auch dass es keinen Handyempfang gibt, lassen einem Gänsehaut aufkommen. Auch dass der Gutsverwalter nicht auffindbar und auch nicht zu erreichen ist, ist sehr mysteriös.
Der Schreibstil ist einnehmend, und dadurch, dass die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielt, macht es einen neugierig und man will immer wissen, wie es jeweils weitergeht.
Die selten vorkommende Gesichtsblindheit kam für mich zwar ein bisschen unrealistisch rüber (obwohl es diese Krankheit selbstverständlich gibt), aber es war natürlich für die Geschichte von Belang, da Eleanor den Mörder ihrer Großmutter nicht erkennen konnte. Somit war für mich von Anfang an klar, dass es jemand sein musste, den Eleanor kennt. Wer es war, hat mich allerdings überrascht.
Die handelnden Personen sind charakterlich detailliert gezeichnet, vor allem Eleanor in der Gegenwart, das Dienstmädchen Annouschka in der Vergangenheit (deren Tagebuch Eleanor gefunden hat) und natürlich Vivianne - die man in der Gegenwart aus Eleanors Sicht kennenlernt und in der Vergangenheit aus Annouschkas Sicht - eine Person, die unsympathisch ist, zu jeder Zeit. Dass Vivianne ein riesiges Geheimnis hatte, war schnell klar; dieses hatte ich auch schnell aufgedeckt. Doch die Gründe und die genaue Hintergrundgeschichte haben mich bewegt. Doch einen Teil von ihrem Verhalten konnte ich absolut nicht nachvollziehen, daher konnte mich das Buch nicht komplett überzeugen.


Fazit:
Packende Geschichte in düsterer Atmosphäre auf zwei Zeitebenen, deren Auflösung mich jedoch nur teilweise überrascht, aber dennoch gefesselt hat.

Bewertung vom 10.08.2022
GraviTrax. Das Pro-Buch für Fans und Profis
Gregor, Rina;BlueBlizzard;Jordan, Luke

GraviTrax. Das Pro-Buch für Fans und Profis


sehr gut

15 spannende Baupläne für die beiden Gravitrax-Starter-Sets

Da wir große Gravitrax-Fans sind, es aber mit dem Selber-Bauen nicht so gut klappt, und die Anleitungen aus den beiden Starter-Sets uns nun schon zu wenig geworden sind, haben wir uns schon sehr auf das Gravitrax-Pro-Buch gefreut!

Dieses Buch beinhaltet 15 Pläne aus 3 Kategorien ("Special Effect", "Race" und "Challenge") für das Gravitrax-Vertical und das Starter-Set, teilweise mit Erweiterungen.
Die Anleitungen sind wie bei den Plänen aus den Sets Step für Step mit passenden Bildern und den Teilen, die man für den jeweiligen Schritt braucht, angegeben. Zu Beginn sieht man immer die fertige Bahn und es ist angeführt, welches Set und welche Teile benötigt werden.
Für mich wäre es oft zu kompliziert ;), aber meine Tochter ist schon Profi und das geht ruck-zuck bei ihr! :D (ich darf immer die Teile für den jeweils nächsten Schritt reichen ;)

Weiters gibt es viele Tipps und Tricks, die wirklich hilfreich sind (zB die Zahlen der Löcher in den Wänden). Und die Erweiterungen sowie deren Funktionsweisen werden ausführlich beschrieben.

Viele Bahnen haben wir schon nachgebaut, aber noch nicht alle, da wir nicht alle der Erweiterungen haben.
Leider sind nicht alle Anleitungen korrekt dargestellt; es fehlt zB mal ein Teil der benötigen Bauteile, oder es wird mal etwas angegeben, das aber schon ein paar Schritte zuvor verbaut wurde. Und bei der Bahn Nr. 2 ist die fertige Bahn zu Beginn nur halb fertig abgebildet.
Natürlich ist das Bauen trotzdem kein Problem, aber ich finde es schade, dass nicht darauf geachtet wurde, dass auch alle Pläne korrekt dargestellt werden.
Ansonsten macht das Nachbauen und Spielen riesigen Spaß, und auch unser Kater beobachtet die Kugeln fasziniert :D


Fazit:
Tolle Baupläne für die beiden Gravitrax-Starter-Sets, die einfach umzusetzen sind und Ideen für eigene Bahnen liefert. Schade, dass nicht alle Baupläne korrekt dargestellt sind.

Bewertung vom 03.08.2022
Die Stadt, die es nicht gibt
Ways, Franziska

Die Stadt, die es nicht gibt


sehr gut

düstere Zukunftsperspektive

Ca. im Jahr 2500 gibt es nur noch eine einzige Stadt: Medina, die an der Küste liegt, und in der nur mehr wenige Menschen leben, da keine Babys mehr geboren werden.
Doch Anouk wurde als kleines Kind in der Wüste gefunden - wo kam sie her? Sie hatte damals immer behauptet, aus "Ozea" zu stammen, doch dies ist angeblich nur ein Märchen - oder?
Als fast alle Generatoren nach einem Hurrikan ausfallen, und die Frischwasserzufuhr und somit das Überleben der Bevölkerung in Gefahr gerät, da es niemanden mehr gibt, der das Wissen über die Reparatur hat bzw. auch niemand mehr lesen kann, machen sich Anouk, ihre Stiefschwester Freya und ihr bester Freund Helios auf die gefährliche Suche nach Ozea, der Stadt, die es nicht gibt.


Meine Meinung:
Der Schreibstil ist eindringlich, bedrückend, aber auch berührend-emotional, man ist völlig in dieser unfassbaren Welt von Medina gefangen und kann kaum glauben, wie sehr sich die Menschheit selbst in ihren Untergang getrieben hat. Die Entscheidung, dass nur mehr die männlichen Nachkommen der ranghöchsten Familien lesen lernen dürfen, fand ich echt bescheuert und auch nicht nachvollziehbar, denn WAS ist an Lesen schlecht oder gefährlich? Aber ansonsten hätten sich die Jugendlichen ja nicht auf die beschwerliche Reise machen müssen. Das war der einzige inhaltliche Kritikpunkt, denn sonst war ich total von der Story gefesselt.

Anouk ist als Protagonistin sympathisch und sehr schlau, sie weiß sich (und den anderen) zu helfen und ist sehr empathisch. Das positive Leseerlebnis ist sehr von Anouk abhängig, denn die Welt in dieser Zukunft ist sehr düster.

Die Fantasie, mit der die Autorin diese Welten - Medina und Ozea - aufgebaut hat, ist einfach nur unglaublich toll und kreativ. Die Bedrohungen von außerhalb Medinas, aber auch die Angst der Bewohner gegenüber Anouk, da sie fremd ist und auch total anders aussieht, hat einen mitgerissen. Über so viel Aberglauben und Borniertheit der Einwohner kann man nur den Kopf schütteln und man fühlte sich ins Mittelalter zurückversetzt.

Bei der beschwerlichen und gefährlichen Reise der Jugendlichen, inkl. Abstecher in die verwüstete Stadt Jacksonville, hat man richtig mitgefiebert. Auch, als die Kids entdeckt hatten, dass sie auf dem falschen Kurs waren, weil sie aufgrund einer alten Karte eigentlich dachten, dass Medina etwa auf Höhe von Charleston sei (da dies ja an der Küste lag) - doch die Erkenntnis, dass Medina eher in Höhe Charlotte liegt - 300 km nördlicher!! - war erschreckend! Sooo viel Erde wurde vom Meer aufgrund der geschmolzenen Eismassen eingenommen... Und ansonsten gibt es nur noch Wüste. Leider sehr beängstigend, aber wenn wir Menschen so weitermachen wie bisher, kann dieses Zukunftsszenario wohl wirklich wahr werden. :(

Die Stadt Ozea mit ihrem Untergrund und v.a. das (soziale) Leben in Ozea ist erschreckend gezeichnet. Und hier stimmt die Erkenntnis: Man soll gut aufpassen, was man sich wünscht, denn nicht immer ist es gut oder eine Verbesserung...
Die Auflösung und Wahrheit über Medina und Ozea hat mich überrascht und traurig gestimmt.
Das Ende war zwar nicht ganz so happy-end, wie ich mir das gewünscht hätte, hat aber genau richtig und authentisch zur bisherigen Geschichte und dem Zustand der Welt in dieser Zukunft gepasst.

Leider gab es wohl kein Korrektorat, das hat den Lesefluss bedauerlicherweise total beeinträchtigt - irgendwann hab ich aufgehört, die Grammatik- und (Tipp-)Fehler zu notieren. Echt schade, das hat diese Story nicht verdient und wird für die nächste Auflage hoffentlich verbessert.


Fazit:
Eine emotionale Jugenddystopie, die durch einen tollen Plot und durch eine glaubwürdige Entwicklung der Welt überzeugt. Düster, dramatisch, aber doch voller Hoffnung. Leider gab es wohl kein Korrektorat, das hat den Lesefluss leider total beeinträchtigt.

Bewertung vom 02.08.2022
Der Code der Knochen / Tempe Brennan Bd.20
Reichs, Kathy

Der Code der Knochen / Tempe Brennan Bd.20


ausgezeichnet

die Toten im Fass; der 20. Fall für Tempe Brennan


4,5 Sterne

Als ein Hurricane das Ferienhaus von Anne, der besten Freundin der forensischen Anthropologin Temperance Brennan, stark verwüstet hat, reist diese von Charlotte nach Charleston, um Anne beizustehen. Doch dort hat der Sturm ein Fass mit zwei Leichen angeschwemmt, was Tempe stark an einen Cold Case vor 15 Jahren in Montreal erinnert.
Tempe ist fest überzeugt, dass die Fälle zusammenhängen.
Als eine nicht-übertragbare Seuche in Charlotte ausbricht und die Leute in Panik versetzt, bringt das Tempe auf die Spur von zwei Pharma-Experten, die mit dubiosen Gen-Analysen zu dieser Krankheit das große Geld wittern.
Als Tempe und Ryan fast einem Mordanschlag zum Opfer fallen, ist klar: jemand will verhindern, dass die Fälle der Leichen in den Fässern gelöst werden.


Meine Meinung:
"Der Code der Knochen" ist der 20. Fall für Tempe Brennan, den man auch ohne Vorkenntnisse lesen kann, denn der Fall ist in sich abgeschlossen und Infos aus dem Privatleben von Tempe sind genügend vorhanden.
Man trifft wieder auf alte Bekannte, zB Tempes Freund, den ehemaligen Montrealer Polizisten Andrew Ryan sowie ihre Tochter Katy. Und natürlich - nicht zu vergessen!! - der eigenwillige, aber liebenswerte Kater Birdie, der schon immer mein Liebling war.

Ich mag den Schreibstil sehr - kurz und nüchtern erzählt Tempe in ich-Form ihre Erlebnisse bzw. über ihre Gefühle und Gedanken. Kurz, prägnant, und oft nur in ein-Wort-Sätzen. Obwohl sie mMn eher wenig Humor hat, kommt gerade diese nüchterne Erzählweise sehr humorvoll rüber.
Die Spannung wird steigernd aufgebaut, und die Kapitel enden oft mit einem Cliffhanger, sodass man unbedingt weiterlesen will.
Ich kenne schon aus früheren Temperance Brennan-Thrillern, dass die Autorin, die ja selbst forensische Anthropologin ist, den Sachverhalt erklärend schildert, damit auch wir Laien-Leser verstehen, wie eine Untersuchung von Knochen vor sich geht. Finde ich total spannend!
Doch in diesem Buch geht es sehr viel um Genetik und die Herstellung von Impfstoffen, was auch noch öfters wiederholt wird - das fand ich dann etwas trocken und langatmig. Doch durchaus nicht uninteressant (v.a. was die mRNA-Impfstoffe in aktuellen Corona-Zeiten betrifft).
Auch wenn der Täter für mich schon recht früh feststand, war es dennoch total spannend zu verfolgen, wie genau Tempe ihm auf die Schliche kommt bzw. was überhaupt sein genaues Motiv war. Das erfährt man erst nach und nach - gleichzeitig mit Tempe deckt man alle Puzzlestücke auf und verbindet sich nach und nach zu einem Ganzen.

Erwähnen möchte ich auch die beiden hilfreiche Karten von Charleston und Montreal zu Beginn des Buches, wo man Tempes Wege nachverfolgen kann.


Fazit:
Bisschen weniger packend als die Vorgänger, und etliche trockene Passagen über Genetik und Impfstoffherstellung, doch ein spannender Fall und der trockene Humor konnte mich wieder überzeugen!