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Ladybella

Bewertungen

Insgesamt 209 Bewertungen
Bewertung vom 10.04.2017
Mordsmäßig Münchnerisch

Mordsmäßig Münchnerisch


ausgezeichnet

"Mordsmäßig" spannend und unterhaltsam - für jeden etwas

Es ist ein bunter Strauß an kurzweiligen, kriminellen Geschichten, die uns die Herausgeberin, und Autorin, Ingrid Werner, hier präsentiert.Gleichzeitig eine spannende Reise durch München, in viele Ecken, die man schon kennt, oder, nach der Lektüre, einfach kennenlernen möchte.

Eine Anthologie, die ihrem Namen „Mordsmäßig Münchnerisch“ alle Ehre macht. Mit skurrilen, makabren, morbiden Geschichten, aber auch voller hintergündigem Humor, den man auf gut bayrisch aber auch manchmal „hinterfotzig“ nennen könnte.

Namhafte Autoren geben sich hier die Klinke in die Hand und man erkennt als Leser die Meisterschaft an, mit wenigen Worten, auf wenigen Seiten, Stimmungen, landschaftliche Umgebung und lebensechte Charaktere, die alle ihre Besonderheiten haben, wieder zu geben.

Manchmal führen uns die Protagonisten in die Vergangenheit, manchmal in die Gegenwart, immer authentisch und glaubhaft. Erinnerungen an gar nicht so lange Vergangenes werden wach, aber auch der „Urmünchner“ Karl Valentin, findet hier seinen Platz. So stellt sich der Nichtbayer „den“ Bayer vor, mit besonderem Humor aber auch mit einer besonderen Vorliebe für das skurrile im Leben.

Jede Geschichte hat ihren besonderen Reiz, und ein ganz besonderes Schmankerl, nämlich ein Kochrezept passend zur Geschichte, findet sich am jeweils an deren Ende. Leckere Gerichte, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lasse, aber auch Speisen, bei denen mancher Leser die Nase rümpft und die er lieber nicht nachkochen, geschweige denn essen möchte.

Mordsmäßig Müchnerisch ist eine Geschichtensammlung, die Spaß macht zu lesen, und sie wird mit Sicherheit nicht nur ein Mal von mir gelesen werden.

Hier vergebe ich gerne 5 Sterne, zum einen an die Herausgeberin für die Auswahl, zum anderen an die Autoren, die diese Geschichten mit einem Augenzwinkern geschrieben haben.

Bewertung vom 10.04.2017
Tod à la Provence
Heineke, Andreas

Tod à la Provence


sehr gut

Im Luberon gehen die Uhren anders. Das stellt Pascal Chevrier, der Paris verlassen hat um in Lucasson die Stelle eines Chef de Police anzunehmen, schon relativ schnell fest.

Bald schon ist er in die Ermittlungen um einen rätselhaften Mordfall verwickelt und muss feststellen, dass sich hinter der harmonischen Fassade dieses kleinen Ortes in der malerischen Provence so manches dunkle Geheimnis verbirgt.

Das Motiv ist für Pascal nicht sofort ersichtlich, aber eines scheint klar, es geht um Geld, um viel Geld. Da wäre zum einen der Trüffelhandel mit den außerordentlich raren und köstlichen Trüffeln aus der Gegend, und zum anderen um einen Großinvestor, der hier ein Golfresort errichten will. Manche sind der Meinung, dass eine solche Anlage dem Tourismus in der Gegend einen jahrelangen guten Umsatz bescheren könnte. Diese einmalige Gelgenheit sollte man nicht verpassen. Und da kommen dann gleich verschiedene Verdächtige ins Spiel.

Privat verwirrt ihn die schöne Elaine, die sich an ihn heranmacht, aber hegt sie wirklich ehrliche Gefühle für ihn? Pascal ist auf jeden Fall von der Schönen fasziniert.

Hier geht es in der Hauptsache nicht nur um den Mord an sich, sondern um ein Lebensgefühl in einer Gegend, die uns der Autor, Andreas Heineke, auf eine wunderbare und einfühlsame Art beschreibt. Man atmet den Duft der Provence, fühlt die Kraft der provenzalischen Sonne und liebt das behäbige Dorfleben, welches nur kurzzeitig von den Ermittlungen gestört wird, bis wieder Friede einkehrt und man gemütlich zu Pastis, einem Boule-Spiel und einem guten Essen zurückkehren kann.

Pascal Chevrier passt mit seiner Lebenseinstellung perfekt in die Umgebung und seine Person ist dem Leser von Anfang an sympathisch. Auch die anderen handelnden Personen sind so beschrieben, dass man sie sich leicht vor dem inneren Auge vorstellen kann. Der Täter bleibt bis zum Schluß fast unerkannt aber seine Motive, wie auch die Auflösung des Ganzen sind schlüssig und nachvollziehbar.

Ein Roman, dessen Schreibstil so locker-leicht, aber auch immer wieder etwas tiefgründig ist, sodass man als Leser nur so durch die Seiten fliegt. Und das ist es doch, was man sich als Leser wünscht.

Meine Empfehlung und gute 4 Sterne sind ihm auf jeden Fall sicher.



Autor: Andreas Heineke

Bewertung vom 09.04.2017
Aus dem Schatten / Ein MORDs-Team Bd.16 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Aus dem Schatten / Ein MORDs-Team Bd.16 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zwischen Kampf und Verfolgung, zwischen Freunden und Feinden enthüllt sich die Legende der fünften Dynastie. Und die weiße Dame tritt aus dem Schatten.

Endlich werden nun wirklich einige Geheimnisse gelüftet in der temporeichen Geschichte um die 5. Dynastie. Man erfährt Einiges, aber sehr Überraschendes, und es erweist sich, dass alles sich ganz anders verhält als gedacht.

Danielle konnte entfliehen, wird aber von der Killerin Claudia Castelano verfolgt. Gut, dass sie auf das Mädchen Emma trifft, da bekommt sie wenigstens teilweise Hilfe. Eine atemlose Jagd durch die unterirdischen Katakomben beginnt – allerdings nicht so ganz mit dem Ausgang, den man sich erhofft hatte.

Danielle erfährt, dass sowohl ihre Freundesclique wie auch die 84er in Kanada eingetroffen sind um ihr zu helfen, und das berührt sie mehr als alles Andere. Ereignisreiche Aktivitäten spielen sich derweil im Internat ab, ein Anschlag auf alle, die sich dort befinden.

Und nun, endlich, kommt auch die Weiße Dame wieder ins Spiel, die sich so lange im Verborgenen bewegt hatte.

Man erfährt vieles aus der Vergangenheit, lernt die 84er etwas besser in ihrer Verschiedenheit kennen, bekommt Einblick in die Zusammenhänge und wird schlauer.

Rasant und temporeich wie gehabt, Spannung pur, Action und Humor, das ist wie immer der fantastische, fesselnde Schreibstil von Andreas Suchanek, der den Leser zu einem Serienjunkie werden lässt und der schon wieder einmal sehnsüchtig auf die nächste Fortsetzung wartet, denn im Hintergrund werden eifrig wieder neue Fäden gesponnen.

Bewertung vom 09.04.2017
Die Allesfresserin
Stammer, Jo

Die Allesfresserin


sehr gut

Psychogramm einer Ehe

Eheprobleme lösen sich nicht, indem man seinen Koffer packt und nach Amsterdam fährt, um dort etwas zu erleben. Das muss auch Stephan, ein ehemals sehr erfolgreicher Weinverkäufer erfahren, als er sich nach Amsterdam begibt, weil seine egozentrische Ehefrau Lena nicht mit ihm gemeinsam nach Paris fliegen will.
Es ist die „Sprachlosigkeit“ in einer Ehe, die direkt in den Abgrund führt.
Der Autor, Jo Stammer, schreibt eine schonungslose Sprache, eine Sprache, die sich in extremer Wortgewalt manifestiert, bis hin zu Verletzungen des Partners, wie man sie nur durch die entsprechende Wortwahl treffen kann. Aber dann treffen sie zielsicher.
Immer wieder versucht Stephan obwohl er privat wie geschäftlich einen Fehler nach dem anderen begeht, seine Frau zurückzugewinnen. Diese widersetzt sich mit allen Mitteln, denn sie möchte sich ihre eigenen Fehler nicht eingestehen.
Der Ausflug nach Amsterdam erweist sich als gefährliches Unterfangen, denn er gerät in die Hände eines paranoiden, psychisch gestörten Junkies, der ihn direkt in die Hölle führt. Plötzlich ist er in einen Mord verwickelt und weiß nicht weshalb.
Man ist als Leser geschockt von der psychischen Gewalt, von der zerstörerischen Kraft der Worte, denn beide Partner schenken sich nichts, jeder ist sich selbst der Nächste. Präzise und differenziert beschreibt der Autor diese sich scheinbar ins Unendliche windende Spirale, immer und immer wieder sich wiederholend, in abstruse Anschuldigungen und Verdächtigungen mündend und baut so für den Leser eine kaum hinnehmbare Spannung auf.
Ehrlich gesagt war ich manchmal dermaßen wütend auf Lena, dass ich versucht war, sie endlich endlich zum Schweigen zu bringen. Und das hat mich persönlich sehr getroffen, wie konnte ein Buch es schaffen, mich zu einer derartigen Reaktion zu veranlassen.
Die reinste psychische Folter, nicht nur für Stephan, den Ehemann, sondern auch für den Leser. Respekt dafür.
Es ist schwere Kost, die Jo Stammer hier präsentiert, man wird regelrecht in diesen Strudel der Gefühle hineingerissen, aber äußerst spannend und auf jeden Fall lesenswert.

Bewertung vom 07.04.2017
Böse
Weißbach, Dieter

Böse


ausgezeichnet

Hier ist das "Böse" aber mal richtig Böse

Ein kleiner Junge wird tot aus einem Container geborgen, abgelegt wie Müll, er stammt aus Schweden und war hier zu Besuch. Fast gleichzeitig findet ein Spaziergänger, nicht weit davon entfernt, eine erwürgte tote Nonne ,und es stellt sich heraus, dass es sich um Schwester Zerafina handelt, eine ehemalige Erzieherin in einem nahegelegenen Internat. Und in der Pathologie befinden sich zwei geheimnisvolle exhumierte Leichen, nämlich die eines Politikerehepaares – die plötzlich verschwunden sind, aber warum und wohin?

Haben diese Fälle etwas miteinander zu tun? HK Christine Paulig und ihr bewährtes Team werden mit dem Fall betraut und arbeiten sich nach und nach durch die undurchsichtigen Fallstricke von Fällen, die angeblich nichts miteinander zu tun haben – aber, nichts ist so, wie es scheint und es kommen Geheimnisse ans Licht, von denen mancher sich wünscht, sie wären nie aufgedeckt worden.

Als Christine Paulig bei den Recherchen feststellen muss, dass noch weitere vier Nonnen spurlos verschwunden sind, schrillen bei ihr die Alarmglocken und eine Soko namens „Nonnengarten“ wird gegründet. Kommissar Würfel, ihr bewährter Assistent übernimmt auf ihren Wunsch die Leitung, denn Christine braucht ihre Freiheit um unkonventionell zu ermitteln, was übrigens dem Oberstaatsanwalt Bernhauer nur recht ist.

Irgendwie scheint alles seinen Anfang genommen zu haben mit den Vorkommnissen, die sich vor vielen Jahren in besagtem Internat abgespielt haben. Diese erfährt man nach und nach in Rückblenden von Gesprächen zwischen einem ehemaligen Internatszögling und Schwester Zerafina, aber lange Zeit weiß der Leser nicht, was das Eine mit dem Anderen zu tun hat. Man ist absolut ahnungslos und atemlos vor Spannung. Ist er vielleicht der Mörder und hat er noch weitere Morde auf dem Gewissen? Rächt er sich für begangenes Unrecht oder braucht er dieses Gefühl, immer und immer wieder in die Vergangenheit abzutauchen?

Mehr möchte ich hier nicht verraten, um die Spannung zu halten, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Es ist ein rasanter, temporeicher Roman, der alle Facetten eines guten Thrillers beinhaltet, Schuld und Sühne, Verbrechen und Rache, und als Tüpfelchen auf dem „i“ die Verbindungen zur Politik. Sehr geschickt hat der Autor auch politische Aspekte in die Geschichte verwoben die den Leser in ihrer Aussage sehr zum Nachdenken anregen.

Dieser Roman hat mir einige schlaflose Nächte bereitet, die ich aber absolut nicht bereut habe, denn ich wollte jede einzelne Szene, die humorigen, die widerwärtigen, die traurigen, und auch die kleinen Glücksmomente in mich aufsaugen.

Ein fulminanter Show-Down und ein furioses Finale lassen den Leser am Ende atemlos zurück und er ist beeindruckt von der unglaublichen Sprachvielfalt, die diesen Roman auszeichnet. Die Erzählkunst von Dieter Weißbach ist einfach nur brillant.

Dies ist beste Unterhaltung auf hohem Level und in feinster Thrillermanier, aber auch mit urkomischen Momenten, wirklich ein außergewöhnliches Leseerlebnis.

Fünf wohlverdiente Sterne und ein MUSS als Leseempfehlung sind hier nur allzugern von mir vergeben.

Autor: Dieter Weißbach

Bewertung vom 07.04.2017
El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier / Sven Ruge Bd.1
Lamberts, Brigitte

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier / Sven Ruge Bd.1


sehr gut

Wenn Sie vorhaben, demnächst nach Mallorca zu reisen, sollten Sie eines nicht vergessen, nämlich den neuesten Roman von Brigitte Lamberts einzupacken, „El Gustario de Mallorca.Dieser Roman ist nicht nur ein interessanter Reisebericht mit kulinarischen Geheimtipps, tollen Rezepten am Ende des Buches, sondern auch mit einer spannenden Kriminalhandlung verbunden. Und mit einer Reise, die sie kreuz und quer durch diese fantastische Inselwelt führt.

Worum es geht: Sven Ruge, Journalist und Gastrokritiker, erhält den Auftrag seines Lebens: er soll einen kulinarischen Reiseführer über Mallorca schreiben, seine Lieblingsinsel. Der Aufenthalt beginnt idyllisch und genussreich. Doch die Realität ist dramatischer: Ein lange zurückliegender Mord und die Suche nach einem wundersamen Heilmittel wird zur gefährlichen Ablenkung. Seine journalistische Neugier, die zur Aufdeckung eines über Jahrhunderte gehüteten Geheimnisses führen könnte, drängt den Auftrag in den Hintergrund.


Der Autorin ist es gelungen, die Insel atmosphärisch zu beschreiben, man ist mitten in der herrlichen Landschaft, fühlt das besondere Flair, das die von ihr und Sven gewählten Orte der Handlung auszeichnet. Auch die Charaktere sind lebensecht, ob es sich um den bekannten, aber nicht arroganten und sehr sympathischen Gastrokritiker Sven handelt, oder seinen neu gewonnenen Freund Paco, der ihn bei seinen Recherchen unterstützt. Eine Figur, die mich durch seine Persönlichkeit beeindruckt hat, ist der Marquis, man spürt förmlich die Noblesse und Eleganz seiner Person.

Die Handlung ist durch die Einflechtung der gastronomischen Höhepunkte fast gemütlich zu nennen für einen Krimi, was aber durchaus nicht zu Lasten der Spannung geht, denn der historische Hintergrund für die Suche nach diesem besonderen Elixier ist äußerst interessant und die „Spürhunde", die auf der Suche danach sind, so vielschichtig wie die Handlung. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, eine spannende Geschichte, die auch durch ihre Nebenfiguren und durch die gut formulierten Dialoge lebt.



Wer die perfekte Reiselektüre für Mallorca sucht, aber auch den einen oder anderen Geheimtipp auf der Insel mit kulinarischen Höhepunkten, der ist hier bestens bedient.

Bewertung vom 05.04.2017
Jeremias Voss und der tote Hengst / Jeremias Voss Bd.2 (eBook, ePUB)
Hansen, Ole

Jeremias Voss und der tote Hengst / Jeremias Voss Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer hat den Brand in einem hochherrschaftlichen gräflichen Gestüt gelegt, bei dem auch wertvolle Zuchthengste ums Leben kamen?

Dies soll Jeremias Voss, anerkannter Privatermittler im Auftrag einer großen Versicherung herausfinden. Denn dass es Brandstiftung war, scheint schon von Anfang an klar.

Aber was war das Motiv? Bei den Ermittlungen stößt Voss sowohl auf finanzielle wie auch politische Motive, und als dann auch noch der verschwundene Tierarzt und der zuständige Pferdepfleger als Leichen auftauchen, wird aus der Brandstiftung eine Mordermittlung, die sich als ganz schön gefährlich herausstellt.

Der Schreibstil ist locker-leicht, lässt sich flüssig lesen und die Charaktere sind glaubhaft herausgearbeitet, was es dem Leser leicht macht, durch die Seiten nur so zu fliegen. Auch die Umgebung, das gräfliche Schloss und seine Bewohner kommen erstehen bildlich vor unserem inneren Auge.

Jeremias Voss ist ein spannender, sympathischer und vielschichtiger Charakter, der sich manchmal in seiner Anziehungskraft überschätzt, aber sein hässlich-schöner Hund Nero holt ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Der hat mir besonders gut gefallen.

Eine spannende unterhaltsame Geschichte, die uns der Autor, Ole Hansen hier präsentiert, ohne langatmige Passagen und ausführliche Beschreibungen von Gräueltaten. Ein angenehm zu lesender Krimi, der Spaß macht.

Meine Leseempfehlung bekommt er auf jeden Fall und 4 gute Sterne.

Autor: Ole Hansen

Bewertung vom 05.04.2017
Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3
Berg, Hendrik

Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3


ausgezeichnet

Wenn die Nordsee mordet.....

Wenn du beim Lesen das Brüllen der aufgepeitschten Nordsee hörst und den Orkan der über das Land hinweg fegt, die Hitzeglocke spürst, die über dem Land liegt und die Bevölkerung aufstöhnen lässt, dann liest du den neuesten Krimi von Hendrik Berg „Küstenfluch“.

Und schon bis du gefangen von der Geschichte, die etwas Geheimnisvolles, Mysteriöses an sich hat,und an Spannung kaum zu überbieten ist. Du lernst die Familie Jessen kennen, bodenständige Menschen zwar, die aber an einen Fluch glauben, auf ihrer Familie seit Jahren zu lasten scheint, zumindest, wenn du erfährst, dass ein Toter im Leuchtturm gefunden wurde und Bauer Hinnerk Jessen auf ungewöhnliche Weise zu Tode kam.

Dazu kommt, dass plötzlich im Wattenmeer ein altes Wrack auftaucht, der kleine Jan hellseherische Fähigkeiten zu haben scheint und Ereignisse vorhersieht, die sich dann auch bewahrheiten. So ist die Situation, als Theo Krumme, ein aus Berlin hinzugezogener Kommissar, die Ermittlungen übernimmt. Er liebt seine Wahlheimat Husum.

Krumme, ein sympathischer, behäbiger Mann in den besten Jahren, erfahren und kompetent, hat so seine Schwierigkeiten mit den Kollegen, die sich über ihn lustig machen, da sie an einen Unfall glauben. Auch seine Assistentin Pat nervt ihn mit ihrer Dauerspielerei am Handy, es stellt sich aber heraus, dass ihre Fähigkeiten gerade auf technischen Gebieten, sehr wichtig für die Ermittlungen sind. Hinzu kommt, dass die Familie Jessen durchaus nicht bereitwillig ist, zur Aufklärung beizutragen. Dennoch, er folgt seiner Intuition und nach und nach ergibt alles seinen Sinn.

Dieser Krimi zeichnet sich durch einen außergewöhnlichen Sprachreichtum aus, mit atmosphärisch beeindruckenden Beschreibungen der Umgebung und einer gelungen bildhaften Zeichnung der Charaktere, mit all ihren Facetten, Fehlern, Ecken und Kanten. Richtige Menschen eben, die den Leser fesseln und das etwas Eigenbrötlerische dieses Menschenschlags im hohen Norden betonen. Sie sind mir ans Herz gewachsen, diese Menschen, das ist dem Autor hervorragend gelungen.

Für mich war es der erste Krimi aus dieser Reihe, der sich aber sehr gut lesen lässt ohne die Vorgänger zu kennen. Dennoch werde ich nicht umhin kommen, mir auch diese zuzulegen, so sehr haben mich Sprache und Handlung gefesselt.

Ein Regionalkrimi, der alles hat, was man sich von einem solchen Roman wünscht, Spannung bis zum Äußersten, tolle Protagonisten und eine unvergleichbare Umgebung, eingebettet in eine manchmal etwas mystisch anmutende Handlung.

Hier kann ich nur sagen: Lesen !!


Autor: Hendrik Berg

Bewertung vom 03.04.2017
Die wilde Reise des unfreien Hans S.
Arz, Martin

Die wilde Reise des unfreien Hans S.


ausgezeichnet

Eine Reise, die das Leserherz berührt

Wenn mich je ein historischer Roman so mitreißend gefesselt hat, dann ist es dieser. Er zählt jetzt schon zu meinen Lesehighlights des Jahres.

In ihrem jugendlichen Übermut haben die Freunde Hans, Max und Josef beschlossen, sich dem gewaltigen Kreuzritterheer als Knappen ihrer Herren anzuschließen. Sie wollen die Welt kennenlernen und viele Abenteuer erleben.

Wie abenteuerlich diese Reise werden sollte und dass sie ihre Heimat erst nach mehr als 30 Jahren wiedersehen sollten, wäre ihnen damals nicht in den Sinn gekommen. Über die ganzen Jahre hinweg sollten sie Freunde bleiben, der vorwitzige Hans und der durch ein Trauma verstummte Max, eine Freundschaft, unverbrüchlich in ihrer Treue und gegenseitiger Loyalität.

Es ist eine Reise, die sie quer durch den Orient bis hin nach Zentralasien führt, voller Gefahren, Wunder und Orten, die eigentlich nur der Fantasie entsprungen sein konnten – wären sie nicht absolut fantastisch und überwältigend wahr.

Der Autor, Martin Arz, schreibt hier eine Sprache, die den Leser nur so durch die Seiten fliegen lässt, mit witzigen und humorigen Situationen, aber auch ernsten und melancholischen Tönen, es ist eine Reise, an der man teilnehmen, sich freuen, mitfühlen und mitleiden kann.

Viele, mitunter nur nebensächlich scheinende Kleinigkeiten erwecken die Charaktere der beiden Hauptprotagonisten vor unserem inneren Auge, und machen sie für uns lebendig. Aber jede Person, der wir auf dieser Reise begegnen, ist glaubhaft und authentisch.

Entscheidend für den Leser ist hier auch die Tatsache, dass dieser Roman aufgrund von wahren Erlebnissen des Johannes Schiltberger geschrieben wurde, der seinen Reisebericht Ende des 14. Jahrhunderts beginnt und der bis ins 15. Jahrhundert mündet.

Man erfährt durch die intensive Recherche des Autors unendlich viel über diese Zeit, besonders haben mir hierzu die Zusatzinformationen, die in kleinen Kästchen in die Kapitel eingearbeitet sind, gefallen, der Leser wird nicht nur bestens unterhalten, sondern lernt nebenbei auch sehr viel über die damalige Zeit. Und dies nicht in belehrender Art und Weise, sondern glaubhaft, spannend und authentisch, und, das Allerwichtigste, niemals langweilig. Die Karte zu Anfang des Buches, anhand welcher man die einzelnen Stationen der Reise nachvollziehen kann und das Verzeichnis am Ende des Buches tun ein Übriges dazu, sich schnell in der Geschichte zurecht zu finden.

Ich war von diesem Buch völlig in den Bann gezogen und kann es nur jedem Leser der sich gerne von fremden Welten und einem äußerst gut recherchierten historischen Roman gefangen nehmen lässt, wärmstens ans Herz legen.


Autor: Martin Arz