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jam

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Insgesamt 397 Bewertungen
Bewertung vom 02.07.2021
Kaputte Herzen kann man kleben
Günak, Kristina

Kaputte Herzen kann man kleben


ausgezeichnet

„Kann ich nicht“, erklärte ich schließlich und trank einen Schluck Sekt. „Also, über Wasser wandeln.“
„Nein? Du bist doch eine Frau und Mutter. Wir können alles“
Kapitel 8

Wenn es doch so einfach wär, denn Luisa kann einfach gar nicht mehr… Alleinerziehend kämpft sie ständig mit Geldsorgen. Sie ist Hebamme und seit einem traumatischen Ereignis bei einer Geburt in der Klinik zweifelt sie daran, ob sie ihren Beruf unter diesen Voraussetzungen noch weiter machen will. Als dann auch noch ihr Rücken Probleme macht, fährt sie zu ihrer eigenwilligen Tante Mimi nach St. Peter-Ording.
Der begnadete Physiotherapeut Tom hilft ihr mit ihrem Rücken, und als sie dann eine Gruppe Frauen trifft, die aus dem Mommy-Universum ausgestiegen sind, beginnt es ihr besser zu gehen.
Es ist keine leichte Geschichte, die uns Kerstin Günak hier erzählt, und gerade das hat mir so gut gefallen. Luisa ist wirklich am Ende, bricht in Tränen aus, hat keine Kraft mehr und das spiegelt sich in ihrem Körper wider. Von ihrem Partner allein gelassen, muss sie an alles denken und wird von den anderen Müttern noch mit zusätzlichen Aufgaben belastet. Der Besuch bei Mimi zeigt ihr, wie es ist, wenn einem jemand unter die Arme greift und man sich gegenseitig hilft. Aber es kommen auch andere Gefühle hoch und ein alter Konflikt, der nie aus dem Weg geräumt wurde, schwelt unter der Oberfläche.
Ihre neu gewonnenen Freundinnen tun ihr gut, mit ihnen lernt Luisa (und ich mit ihr) den Begriff Mental Load und es wird ihr immer klarer, dass sie etwas ändern muss. Sie ist ein herzensguter Mensch, gibt alles für ihr Kind und hat doch ständig das Gefühl, dass es nicht genug ist. Ihr Beruf ist Berufung doch erfährt er in der Gesellschaft kaum Wertschätzung und die Arbeitsumgebung macht es ihr immer schwerer, ihn so auszuüben, wie sie es mit Leib und Seele tun will. Auch ich kenne Hebammen nur aus den kurzen Stunden der Geburt, eine Betreuung vorher und nachher ist bei uns nicht üblich, obwohl das so wichtig wäre. Die Autorin beschreibt die Kräfte einer Geburt, die Stärke von Frauen so eindringlich, dass mir wieder mal bewusst wurde, was wir alles leisten und ließ mich mir selbst die Frage stellen, ob wir das wirklich alles müssen. Aber sie zeigt uns auch die andere Seite, Mütter, die die Väter gar nicht mit einbeziehen und gab mir auch hier einen interessanten Denkanstoß!
„Kaputte Herzen kann man kleben“, und solche Geschichten helfen ein Stück weit mit, wenn man nicht nur die unterhaltsame Oberfläche sondern auch die tieferen Töne erliest!
Fazit: Eine interessant erzählte Geschichte über Überforderung, Zusammenhalt, Familie, Freundschaft und Liebe!

Bewertung vom 28.06.2021
Liebe in bester Lage
Wiedemann, Kerstin

Liebe in bester Lage


ausgezeichnet

„Wie anders das Leben hier war als in Berlin. So ruhig, keine Hektik. (…) Es war immer laut. Hier war es bis auf das Summen ein paar emsiger Bienen still.“
6. Kapitel

Ella ist sehr erfolgreich in der Werbeagentur Spreegold, die sie mit ihrem Mann David aufgebaut hat. Auch wenn es stressig ist, alles passt doch soweit… bis sie erfährt, dass ihr Mann eine Affäre hat, die noch dazu von ihm schwanger ist. Ella fährt spontan nach Südtirol um in Bozen ein Seminar in einem kleinen Weingut zu besuchen. Dort findet sie wieder zu sich zurück, neue Stärke und neue Ideen… aber auch eine neue Liebe?

Wer öfter meine Rezensionen liest weiß, dass ich das Setting in einem Weingarten liebe, auch wenn ich kaum Wein trinke. Also schon alleine dafür gibt es bei mir den ersten Stern. Aber auch ohne diese positive Voreingenommenheit ist „Liebe in bester Lage“ ein einfach wunderschöner Entwicklungsroman. Wir begleiten Ella von dem Moment an, als sie von der Affäre erfährt, sich nach Bozen begibt und dort erst Mal die Ruhe genießt. In manch kurzen Rückblicken aber erleben wir auch ihr altes Ich, hektisch, voller Aufgaben in ihrer Agentur, und sehen, was sie dort eigentlich schon lange nicht mehr erfüllt hat.
In dem kleinen Weingut von Maria macht sie nicht nur ein Weinseminar, sie lernt auch neue Freunde kennen und findet eine alte Leidenschaft wieder. Schnell sprüht sie über vor neuen Ideen. Ich mochte es sehr, dass sie sich nicht im Verrat ihres Mannes gebadet hat. Ja, Ella ist verletzt und gekränkt, aber sie sieht rasch auch wieder das Schöne, das sie in ihrer Vergangenheit erlebt hat und auch die Chancen, die sich jetzt für sie auftun.
Die Weinbäuerin Maria, aber auch die anderen Teilnehmer des Seminars waren eine tolle Ergänzung zu Ella. Lustig und nett, manche auch gerade an einem Scheideweg und so wurde aus der Truppe schnell eine Einheit, die sich gegenseitig beraten und unterstützt hat. Eine schöne Gemeinschaft!
Wir dürfen aber auch einen von Ellas schwierigsten Kunden kennenlernen, den aufstrebenden Koch Joe, den sie schon in ihrer alten Agentur betreut hat und der auch jetzt gerne auf ihre Meinung und Erfahrung baut. Er brachte noch mal zusätzlichen Schwung in die Geschichte.
Wie gesagt, ich liebe Weingärten von ihrem landschaftlichen Aspekt her und auch, der Weinbau selber und Verkostungen sind nicht so mein Thema. Obwohl sich die Geschichte viel darum dreht, war es mir nicht zu viel und ich habe diesen Roman von der ersten bis zur letzten Seite genossen!
Fazit: Eine wunderschön erzählte Entwicklungsgeschichte in einem tollen Setting!

Bewertung vom 25.06.2021
Perfekte Mütter sind auch keine Lösung (eBook, ePUB)
Luft, Lena

Perfekte Mütter sind auch keine Lösung (eBook, ePUB)


gut

„Also“, erklärte mir mein praktisch denkendes Töchterlein, „hast du immer alles im Blick. Du kannst ganz getrost während der Konferenz Milch abpumpen und dich davon überzeugen, dass es keiner merkt.“
1. Kapitel

Klappentext (gekürzt):
Juliane hat alles im Griff. Zuhause in Krisenzeiten mit vier Kindern? Die Tochter in der Pubertät, das Baby noch nicht abgestillt? Alles kein Problem! Sich professionell im neuen Job als Chefredakteurin eines Frauenmagazins einarbeiten? Kein Problem!
Oder etwa doch?
Juliane (…) sitzt mit Nutella verschmierter Bluse und unterschiedlichen Flip-Flops in Videokonferenzen, beschäftigt die Kinder in der plötzlich befohlenen Quarantäne…

Diese Text zusammen mit dem fröhlich-bunt getupften Cover haben mein Leserherz höher schlagen lassen. Ein humorvolle Blick darauf, wie es uns Mamas in Coronazeiten geht, zwischen Homeoffice und Anwesenheit in der Arbeit, während die Kinder daheim sind. Als wir uns damit abfinden mussten, eben nicht alles Schlechte von unseren Kindern fernhalten zu können und dass fünfe auch mal grade sein müssen.
Und die Geschichte beginnt auch unterhaltsam, da wird während der Videokonferenz unter der Kameralinse Milch abgepumpt, die Vögel fliegen frei durchs Haus… Doch schnell schlägt die Stimmung um, Juliane steht beruflich vor großen Herausforderungen und verbündet sich mit den Kindern gegen ihren Partner. Als Mutter sehe ich sie gar nicht, die großen Kinder übernehmen die kleinen und auch wenn sie immer wieder mal wichtige Sätze wie „Denk an die Treppe“ sagt, geht es eigentlich nur um ihre Arbeit und ihre toxische Beziehung.
Zeitlich ist die Geschichte am Ende von Lockdown Nr. 1 angesiedelt, gerade gibt es wieder ein wenig Freiheit. Ich kenne ganz sicher nicht alle Bestimmungen in Deutschland zu jedem Zeitpunkt, aber ich weiß, wie sich die meisten Menschen in meinem Umfeld seit Beginn der Pandemie verhalten haben. Und das eher nicht so, wie es hier geschildert wird. Viele Besuche, obwohl die Kinder in Quarantäne sind, verlassen die Eltern ständig das Haus, machen Autofahrten mit haushaltsfremden Personen… Und auch wenn der Titel schon verspricht, dass es nicht um perfekte Mütter geht, spätestens als Juliane den Kindern einredet, dass ein Besuch möglicherweise Corona haben könnte, um sie aus dem Raum zu schaffen, und dann darüber lacht, dass diese schreiend die Treppe raufstürmen, hat mein Mutterherz geblutet. Auch wenn dann wieder Mal die große Tochter die Situation retten darf und die jüngeren Geschwister beruhigt… Generell wirkte das Coronathema auf mich wie im Nachhinein dazugeschrieben.
Juliane arbeitet als freie Journalistin und hat die Chance, ihr erstes eigenes Magazin herauszubringen. Doch ihr Geschäftspartner entpuppt sich als Ekel und sie hat große Angst, zu versagen. Sie stürzt sich in Vorleistung, kontaktiert andere Journalisten und schreibt Artikel. Ihre Arbeitswelt ist so weit weg von meiner, dass ich leider nur sehr schwer in die Geschichte hineinkam. Manchmal hätte ich wohl einen kurzen Hinweis darauf gebraucht, was in dieser Branche üblich ist, denn mir kam alles ungewöhnlich vor, auch wenn es in der Realität sicher so ist.
Was noch den einen oder anderen Stern rettet sind die durchaus lustigen Intermezzi, der lockere Schreibstil und das nette Ende.
Fazit: Herausfordernde Arbeitssituationen gepaart mit einer toxischen Beziehung und einem kleinen Corona-Anstrich. Ich habe mir mehr erwartet.

Bewertung vom 24.06.2021
Wie Träume im Sommerwind
Herzog, Katharina

Wie Träume im Sommerwind


ausgezeichnet

„Bevor sie nach Paris gegangen war, hatte Emilia in Zinnowitz das Gefühl gehabt, von der Langeweile erdrückt zu werden. Sie kannte jeden Quadratzentimeter auf diesem Fleckchen Erde.“
Seite 122
Und jetzt hat Emilia keine andere Wahl als Paris zu verlassen, denn ihre geliebte Schwester Clara hatte einen schweren Unfall. Zurück in ihrem Heimatort muss sie Verantwortung übernehmen, Claras Rolle ausfüllen und ihr eigenes Leben ordnen.
Katharina Herzog erzählt in „Wie Träume im Sommerwind“ die berührende Geschichte der Schwestern in zwei Zeitsträngen. Wir begleiten Clara in ihrer Jugendzeit nach England, in einen wunderschönen Garten zu ihrer ersten großen Liebe. Und wir sehen, wie Emilia heute versucht, ihrer Schwester zu helfen, und deshalb einerseits die Eltern am heimischen Rosenhof unterstützt. Und danach nach England reist, an den Ort in Claras Vergangenheit, der wohl eine große Bedeutung für sie hat.
Kann ein vertrauter Geruch von dort sie erwecken?
Emilia ist eine Rebellin, in den kurzen Rückblenden in die Vergangenheit der Schwestern spürt man schon, wie sehr sie die Enge der Insel bedrückt, wie sie durch Kleidung etc. herausstechen und provozieren will. Als sie ihre besondere Fähigkeit erkennt, setzt sie alles daran, nach Paris an eine renommierte Parfümeurschule zu kommen. Ihre Schwester liebt Rosen ebenso wie ihre Eltern und kümmert sich um deren Rosenhof, in Zeiten des Internethandels und billiger Importblumen keine leichte Aufgabe.
Und so dreht sich die Geschichte um Düfte, was sie bewirken können und die Schönheit und Vielfalt der Rosen – eine für mich als Leserin berauschende Mischung. Ich fand beides wahnsinnig interessant und spannend und man spürt, dass die Autorin für beide Themen gut recherchiert hat und selbst dieser Faszination erlegen ist!
Ich mochte Emilia von Anfang an, sie, die ihre eigene Kraft unterschätzt und für ihre Schwester kämpft. Aber auch die Reise in die Vergangenheit, an wunderschöne Plätze in Groß Britannien haben mich sehr bewegt und berührt. Emilia wandelt auf den Spuren ihrer Schwester und geht doch ihren eigenen Weg. Und letzten Endes finden die Zeitstränge ein gemeinsames Ende.
Fazit: Eine berührende Geschichte über Zusammenhalt und Liebe an faszinierenden Schauplätzen.

Bewertung vom 17.06.2021
Es geschehen noch Küsse und Wunder / Fool's Gold Bd.30 (eBook, ePUB)
Mallery, Susan

Es geschehen noch Küsse und Wunder / Fool's Gold Bd.30 (eBook, ePUB)


sehr gut

„Sie war alles, wonach er nie gesucht hatte. Er war nach Fool´s Gold gekommen, um seine Karriere voranzutreiben, doch stattdessen hatte er etwas wesentlich Wichtigeres gefunden – den fehlenden Teil seines Herzens.“
7. Kapitel
Mit dem Buch „Es geschehen noch Küsse und Wunder“ dürfen wir gleich zwei Paare auf dem Weg zum großen Glück begleiten, denn dieses Buch beinhaltet zwei Kurzromane.
Roman 1: Abby ist eigentlich völlig ausgelastet mit den Vorbereitungen der Hochzeit ihrer Schwester, da bittet sie diese um einen großen Gefallen: Joaquin, der ihr zukünftiger Schwager und berühmter Chirurg, kommt 3 Wochen früher in die Stadt und sie soll sich um ihn kümmern. Was soll sie mit diesem hochbegabten Mann so lange machen?
Und Joaquin hat ganz andere Gründe, die ihn in die Stadt führen, doch die bodenständige Abby versteht ihn und zeigt ihm, wie ein normales Leben aussehen kann.
Roman 2: Stephanie ist alleinerziehende Mutter, das letzte, was sie brauchen kann, sind die Komplikationen, die ein Mann mit sich bringt. Da zieht Nash Harmon in ihre Frühstückspension, um seiner neu gefundenen Familie im Ort nahe zu sein – und kommt auch Stephanie näher…
Erst war ich etwas überrascht über die doch sehr unterschiedlichen Geschichten, die hier in ein Buch gepackt wurden. Abby und Joaquin, die Hochzeitsvorbereitungen, das gemeinsame Basteln war so fröhlich, so lebendig… und dann Stephanie, die sich als Witwe mehr schlecht als recht über Wasser hält, dazu Nash, der gerade erst seine vielen Halbgeschwister kennenlernt und einen gefährlichen Beruf und eine dramatische Vergangenheit hat… Der Beginn der zweiten Geschichte kam mir so düster und traurig vor.
Doch je mehr ich in die Geschichte eintauchte, umso mehr habe ich gemerkt, dass beide Kurzromane genau das beinhalten, was ich an Susan Mallerys Geschichten so mag: Liebe, Familie und Zusammenhalt, auch gerade dann, wenns schwierig wird… Da jeder Roman für sich knapp über 100 Seiten hat, kommen die Geschichten flott voran, bleiben aber glaubwürdig.
Es sind dies zwei ältere Romane, die im Original schon vor Jahren erschienen sind. Man merkt es der Aktualität der Geschichten nicht an, sehr wohl aber dem Stil. Sie sind bodenständig und liebevoll, nicht so – für europäische Verhältnisse – übertrieben wie leider manche ihrer neueren.
So habe ich mich gut abgeholt und aufgehoben gefühlt und ein paar gemütliche Stunden verbracht!
Fazit: Zwei unterschiedliche Geschichten über Liebe, Familie und Zusammenhalt – für einen gemütlichen Tag in der Sonne zum Wegträumen genau richtig!

Bewertung vom 10.06.2021
25 Knoten
Morus, Liv

25 Knoten


ausgezeichnet

„Manchmal greife ich zum Telefonhörer, weil ich mich mit ihm besprechen will … und dann fällt es mir wieder ein … dass ich das nicht mehr kann …“



Als Majas Großvater, der große Reeder Magnus Johansson nach einem Unfall im Koma liegt, entdeckt sie in seinen Sachen einen verdächtigen Brief. Hatte er etwa eine Affäre?

Um das zu klären, begibt sie sich auf den Weg nach Frankreich – um festzustellen, dass es um etwas viel Größeres und weiter Verzweigtes geht…

In was für Machenschaften war ihr geliebter Großvater verstrickt? Und wurden ihm diese zum Verhängnis?

Majas Nachforschungen bringen sie einmal rund um die Welt – und in große Gefahr!



25 Knoten ist ein superspannendes Buch das mich auf verschlungenen, unvorhersehbaren Pfaden zu einem absolut stimmigen Ende gebracht hat.

Der Einstieg führte mich schon auf eine falsche Fährte, gemeinsam mit dem „maritimen“ Titel dachte ich mir, die Geschichte selbst würde uns direkt aufs Meer, zu manipulierten Sicherheitsmaßnahmen oder Ähnliches führen. Doch das wäre zu einfach für Liv Morus gewesen, der weitere Verlauf war überraschend und interessant anders. Da werden Familienbande geknüpft, Medien geschickt manipuliert und Kartelle geschmiedet.



Maja ist eine absolut liebenswerte Protagonisten, das nette Mädchen von nebenan, mit dem man sich sofort identifizieren kann. Ihre Neugierde und die Liebe zu ihren Großeltern sind eine große Motivation, die sie dazu bringen, über sich hinauszuwachsen und sich mehr zuzutrauen.

Ihre Entwicklung war schön zu lesen und absolut stimmig.

Majas Reise führt sie weit umher und überraschend nahe an viele wunderbare Menschen. Die Verbundenheit, die sich da rasch zeigt, war ein weiteres Highlight in diesem Buch. Ebenso wie die spürbar perfekt recherchierten Handlungsorte – Maja bringt uns nach Marseille, New York und Singapur – und die Autorin uns diese Orte mit wenigen Worten so sphärisch nahe, als wäre man selbst dort angekommen.



Gerade durch diese Reisen und Begegnungen fordert dieses Buch auch viel Aufmerksamkeit vom Leser ein, denn wir bekommen unerwartet viele wichtige Personen zu Gesicht. Hier ist ein gutes Gedächtnis gefragt – oder ein kleiner Notizzettel in meinem Fall ;) Doch der Roman ist es absolut wert, nicht nur nebenher sondern konzentriert gelesen zu werden!



„25 Knoten“ überrascht auch in anderem Sinne: Schon zu Beginn ist mir eine „Eigenheit“ aufgefallen, die zusammen mit den eingestreuten Intermezzi erst Mal willkürlich wirkten – und am Ende das Bild perfekt abgerundet haben! Ich war überrascht, wie im Nachhinein jeder noch so unbedeutend wirkende Nebensatz seinen wichtigen Platz in der Geschichte eingenommen hat!


Liv Morus schreibt immer bildhaft und glaubwürdig und spielt hier auch gekonnt mit unseren Emotionen. Obwohl Magnus Verhalten keineswegs richtig oder verständlich war – letzten Endes kann man ihm nicht böse sein.


Wems gefallen hat (und den Krimilesern unter euch wird es gefallen!) – unbedingt auch ihre spannende Reihe um Reporterin Elisa und Kommissar Henri Wieland lesen!

Fazit: Ein spannender, abwechslungs- und facettenreicher Krimi, der mich auf verschlungenen Pfaden einmal um die Welt und zu einem absolut stimmigen Ende geführt hat!

Bewertung vom 10.06.2021
Sieben mal geplagt / Französisch von unten Bd.2
Gogolin, Wolfgang A.

Sieben mal geplagt / Französisch von unten Bd.2


ausgezeichnet

„Was geschieht, wenn die Hand des Handelns gute Gründe findet und aus einem ganz normalen Menschen ein Schlächter wird? Aus einem Arnauder. Direkt unter allen. In einer kleinen Stadt?“

Seite 113



Denn in Arnaud, einem kleinen, verschlafenen Dorf in Frankreich ist ein Mord passiert. Das Opfer? Der ungeliebte Bürgermeister, weshalb es genug Verdächtige und Motive gibt. Und die Polizei sich nicht allzu viel Mühe mit der Aufklärung gibt. Um sie zu unterstützen, kommt ein Ermittler aus Paris.

Daneben ein kleines Bistro mit einer verliebten Wirtin, die locker weiterlieben will, ein gläubiger Verliebter, der nicht ohne Trauschein kann, ein Engländer, der eigentlich keiner ist, ein kleiner frauenfeindlicher Kater, der es sich mit der Katzengöttin Isis vertan hat und deshalb von Plagen heimgesucht wird. Und eine Kirche, die aufgrund einer Spende so aufwendig renoviert wird, dass das Geld leider nicht für den geplanten Kindergarten reicht…



„Sieben Mal geplagt“ ist der zweite Band einer Trilogie, ich habe den Vorgänger nicht gelesen. Auch wenn man dieses Buch unabhängig lesen kann, so hat mir zum Einstieg trotz kurzer Zusammenfassung etwas gefehlt. Der Autor schreibt verschlungen, blumig, poetisch, was wunderschön ist, für mich aber manchmal auch verwirrend und ein wenig anstrengend zu lesen.

Es sind viele Themen, die er aufgreift, die Rolle der Kätzin im Leben eines Katers, Herkunft, Glaube, schlechte Taten aus guten Gründen. Und in diesem Teil kam ich der Auflösung, wie all diese Dinge miteinander verschlungen sind, noch nicht wirklich nahe. Es gibt viele Nebenschauplätze, deren Wichtigkeit ich nicht einordnen kann, wie einen reumütigen Ehemann, der Jesus findet.

Der Mord selber gerät so in den Hintergrund, bis ein Bewohner sich mehr damit auseinandersetzen muss, als ihm lieb ist. Und genau an der Stelle hat mir wohl auch das Wissen aus dem ersten Band gefehlt.

Mittendrin Kater Merlin, der eigentlich ein lieber Kater sein will, aber irgendwie doch immer die Kätzinnen und seine Göttin Isis beleidigt, weshalb diese ihm auch Respekt vor weiblichen Wesen beibringen will. Was ihr, zumindest in diesem Band, noch nicht so gelingen will, denn er ist ein unbelehrbarer Macho der mir mit seinen abwertenden Gedanken einiges abverlangte. Manchmal tat er mir dann doch ein wenig leid, obwohl ihm viele Zweibeiner zur Rettung eilen. Dadurch ist er mittendrin im Geschehen. Und letzten Endes schafft er es sogar, göttliche Hilfe zu erlangen.

Was bleibt, ist eine auf schräge Art interessante Geschichte, die ein wenig verwirrend war.

Bewertung vom 06.06.2021
Die Katzen von Shinjuku
Sukegawa, Durian

Die Katzen von Shinjuku


ausgezeichnet

„Ich saß eine ganze Weile stumm neben ihr, unfähig zu sprechen. Aber in meiner Brust tobte ein Aufruhr an Gefühlen wie eine zitternde Dose Buntstifte. Eine Glastür meines Herzens flog auf und heraus stürmten jede Menge Dinge, die ich nicht einordnen konnte.“
Seite 238

Wir befinden uns in Tokio am Ende der 80iger Jahre. Dort lernen wir Yama kennen, der so gerne in der Fernsehbranche Fuß fassen möchte, aber aufgrund einer körperlichen Besonderheit gestaltet sich das sehr schwierig. In einer trostlosen Phase stolpert er ins Kalinka, eine kleine Bar in Shinjuku. Dort lernt er nicht nur die Kellnerin Yume kennen, sondern einen Querschnitt an Charakteren, ein besonders Spiel… und vor allem die Katzen von Shinjuku…

Yama hat mich sehr bewegt, er steht an einem Wendepunkt in seinem Leben, hat den richtigen Pfad noch nicht gefunden. Auf dem Weg dorthin lernen wir auch viel über Japans Kultur, über starken Alkoholkonsum und Chefs, die ihre Mitarbeiter schlagen. Das wirkte erst etwas befremdlich auf mich, war aber auch wahnsinnig faszinierend. Er versucht, Programme für die Masse zu machen und scheitert doch immer wieder, meist an sich selbst und dem, was er eigentlich tun will… An diesem Punkt begegnet er der eigenwilligen Yume, die so verschlossen und interessant wirkt, abweisend aber ganz besonders. Sie zeigt ihm nicht nur ihre Welt, sondern auch wie seine gelingen kann.
Durian Sukegawas Geschichte über die Katzen von Shinjuku ist so vielschichtig, es fällt mir schwer, all das zu beschreiben, weil ich wohl vieles davon selber noch nicht ganz begriffen habe… Japans Kultur, die Fernsehbranche, körperliche Stigmata, faszinierende Persönlichkeiten. Und doch sind alle gleich, wollen geliebt werden und suchen Nähe. So wie die Katzen, die, wenn wir sie kennenlernen, viel über uns selber aussagen…
Ich möchte nicht verschweigen, dass diese so poetische Geschichte gegen Ende eine wirklich dramatische Wendung nimmt, mit der ich nicht gerechnet habe und die mich stark berührt und bewegt hat. Mehr als einmal musste ich schlucken und das Buch kurz weglegen, mich sammeln und wieder eintauchen, in die dunklen Ecken der menschlichen Seele.
Letzten Endes entließ mich Durian Sukegawa aber mit dem Gefühl, gerade etwas besonders gelesen und vor allem etwas Wichtiges gelernt zu haben, und einem Lächeln im Gesicht.
Fazit: Eine besondere Geschichte über eine faszinierende Welt in einer spannenden Zeit, bewegend, berührend, mit viel Nachklang…

Bewertung vom 01.06.2021
Stadt, Land, Mann
Bach, Nina

Stadt, Land, Mann


sehr gut

10 Punkte, warum Sie Ihre beste Freundin brauchen: (…)

9. Nichts im Leben kann so schlimm sein, dass Sie es Ihr nicht erzählen würden.

Seite 192



Wirklich?! Gerade als Ina mit Nathalies Hilfe den Barkeeper Nick kennenlernt, um sich über ihr letztes Beziehungsfiasko hinwegzutrösten, erfährt sie, dass ihre geliebte Oma gestorben ist. Also geht es schnurstracks zurück in den Schwarzwald, wo sie deren Gasthof geerbt hat. Gut, dass ihr Bekannter Olli Makler ist und ihr hilft.

In der Zwischenzeit hadert Nathalie in Berlin mit ihrer in die Jahre gekommenen Beziehung und kümmert sich etwas zu intensiv um Nick...



So unterschiedlich wie das pulsierende Berlin und das kleine, verschlafene Örtchen im Schwarzwald, so verschieden sind auch die beiden Freundinnen. Während Ina sich beruflich mit Artikeln über Mundhygiene beschäftigt, schreibt Nathalie für ein Lifestylemagazin und ist immer hinter dem neuesten Trend her. Regelmäßig werden ihre Liste für das Magazin, „10 Punkte,…“ gedruckt, die auch immer wieder ins Buch eingebaut sind und die Geschehnisse abrunden und auflockern.

Etwas leid tat mir ihr Freund Hannes, der sich dem Kochen verschrieben hat und nicht ahnt, dass Nathalie unzufrieden ist. Sie spielt mit dem Feuer, setzt sowohl ihre Beziehung als auch ihre Freundschaft zu Ina aufs Spiel. Als es ihr zu viel wird, verzieht auch sie sich zu Ina in den Schwarzwald.

Dort hat es mir so richtig gefallen! Der alte Gasthof mit urigen Schildern in Mundart, rotweiß karierte Bettwäsche, die markigen Einwohner, der Schnapsbrunnen,… all das hatte ich vor meinem inneren Auge. Ich hätte den beiden Freundinnen nur zu gerne geholfen, den Gasthof etwas aufzupeppen für den möglichen Verkauf!

Als dann auch noch Nick dort auftaucht, wird Nathalie und die Freundschaft zu Ina erst richtig auf die Probe gestellt. Und für mich als Leserin ging es unterhaltsam drunter und drüber!

Aber letzten Endes siegt doch immer die Freundschaft!

Mir hat´s Spaß gemacht mit den beiden und ich bin gerne wieder mit dabei, wenn es von der Stadt aufs Land geht, egal ob mit oder ohne Mann!

Fazit: Eine locker-leichte Liebesgeschichte mit urigem Schwarzwaldflair!

Bewertung vom 28.05.2021
Nur Helga schwamm schneller
Wood, Dany R.

Nur Helga schwamm schneller


ausgezeichnet

„Jupp, wir müssen die Polizei informieren.“
„Sehr witzig, Inge. Ich bin die Polizei, schon vergessen?“
„Ich meine die richtige. (…)“, sagte sie aufgeregt.
Seite 95

Nur davon will Oberkommissar Jupp Backes gar nichts wissen! Aber der Reihe nach:
Gestern noch hat Oma Käthe mit ihrer Feundin Margot deren 80igsten Geburtstag gefeiert, gemeinsam mit der lieben Familie. Wobei, so richtig lieb ist in dieser Familie keiner. Und heute treibt die erfahrene Schwimmerin Margot tot im Pool! Doch Oberkommissar Jupp will auf keinen Fall die Kripo dazu holen, denn die Lorbeeren für die Aufklärung des Mordes, die will er ernten!
Und so spannt er wie gewohnt Frau Inge und Schwiegermutter Käthe ein, um ihm bei den Ermittlungen zu helfen! Die müssen dann schon mal Protokoll schreiben und telefonische Befragungen durchführen!
Dies ist nicht das erste Mal, dass auch ich tatkräftig dabei bin, wenn es in dem beschaulichen Ort Hirschweiler zu einem ungeklärten Todesfall kommt – und sicher auch nicht das letzte Mal! Abgesehen von einem kantigen Kommissar versorgt uns Dany R. Wood wie immer auch mit einer unterhaltsamen Rahmenhandlung, erzählt von Liebeleien und missglückten Fortbildungsversuchen und zeigt uns, wie das Dorfleben sein kann. Und das Familienleben, mit einer trauernden eigenwilligen Oma unter einem Dach, die der eigene Schwiegersohn am liebsten ins Heim bringen würde... Dazu gibt’s noch genau die richtige Brise Dialekt, um dem Ganzen die richtige Würze zu geben!
Jupp stellt sich gewohnt schwerfällig an bei den Ermittlungen, zieht oft etwas zu schnell seine Schlüsse und hat auch mich damit auf die falsche Fährte gelockt. Und so blieb der Mord an Margot bis zum Schluss spannend für mich, die Aufklärung dennoch schlüssig – und unterhaltsam!

Fazit: Ein unterhaltsamer Krimi mit Lokalkolorit!