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CanYouSeeMe

Bewertungen

Insgesamt 286 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2021
Wenn ich wiederkomme
Balzano, Marco

Wenn ich wiederkomme


sehr gut

"Wenn ich wiederkomme" von Autor Marco Balzano greift die Thematik rund um Pflegekräfte aus Osteuropa auf, die ihre Familien verlassen um in anderen Ländern Geld zu verdienen. Ich selbst kenne einige solcher Frauen und deren Lebenssituation, daher waren die Ausführungen dieses Buches mir sehr nah. Ich finde diese sepzifische Problematik als brandaktuell, sensibel und realistisch geschildert.
Die Handlung teilt sich in mehrere Teile, die je aus einer anderen Perspektive geschildert werden: Mutter Daniela, ihr Sohn Manuel und dessen Schwester Angelica. So lernt man als Leser*in alle Charaktere kennen, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Die unteschiedlichen Sichtweisen und Emotionen können so auch gut vermittelt werden - die der Verlassenden und die der Verlassenen.
Die Charaktere selbst bleiben ein wenig blass und undeutlich, geht es in diesem Buch auch eher um die emotionalen Wirkungen der Entscheidung die Familie zu verlassen. Dieser Fokus macht das Buch sehr intensiv und gibt dieser Thematik einen sehr eindringlichen Ton, der mir gut gefallen hat.
Der Schreibstil liest sich flüssig, er ist klar und kommt ohne ausschweifende Beschreibungen aus.

Bewertung vom 05.10.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Dass "Wellenflug" ein sehr persönliches Buch der Autorin ist, habe ich erst nach dem Lesen erfahren. Constanze Neumann erzählt in diesem Buch die Geschichte zweier Frauen ihrer Familie: Urgroßmutter Anna und Großmutter Marie.
Das Buch teilt sich in zwei Abschnitte, die sich jeweils einer der beiden Damen widmen und deren Leben portraitieren. Schon beim Lesen habe ich die Fülle an Details und Hintergründen positiv wahrgenommen, nachdem ich um den familiären Hintergrund wusste, ist es noch gleich viel lebendiger geworden. Die Handlung des Buches ist vollkommen authentisch und realistisch, alle Charaktere waren sehr lebendig und vielschichtig dargestellt, so dass ich beinahe das Gefühl hatte sie wären mir direkt gegenüber.
Der Schreibstil hat mir auch gut gefallen, er hat sich angenehm und flüssig lesen lassen, die Gedanken und Gefühle der beiden Protagonistinnen wurden gut rübergebracht.
Auch die Einbettung in den historischen Kontext ist gut gelungen, die Szenerie wirkte sehr lebendig.
Insgesamt kann ich "Wellenflug" jedem empfehlen, der authentische und fesselnde Familiengeschichten in angenehm erzählter Zeitgeschichte mag.

Bewertung vom 16.09.2021
Liebe / Liebe
Pelny, Marlen

Liebe / Liebe


ausgezeichnet

Das Buch ist mit einer Triggerwarnung zu sexueller Gewalt, Kindesmissbrauch und Selbstverletzung versehen und das nicht ohne Grund.
"Liebe / Liebe" von Marlen Pelny startet schon auf der ersten Seite sehr schonungslos und nimmt den/die Leser/in mit in das Erleben von Protagonistin Sascha, Im Verlauf des Buches wird sie älter, zu Beginn mag sie vermutlich im frühen Grundschulalter sein. Die Handlung ist aus Saschas Perspektive erzählt, die Sprache ist relativ klar und doch poetisch. Mit diesem kindlichen Blick wird man als Leser/in in eine missbrauchende und mishandelnde Familienkonstellation geworfen, die mich emotional sehr berührt hat. Die Beschreibungen haben mich wütend gemacht, man spürt die Ohmnacht dieser Situation.
Das Setting ändert sich, nachdem die Eltern Sascha bei ihrem Großvater abliefern und sie verlassen. Die Stimmung des Buches wird etwas freundlicher, auch wenn die Schatten der Vergangenheit sie nicht loslassen...
Dieses Buch konnte mich ab dem ersten Satz fesseln und emotional auch sehr mitnehmen. Ich konnte es nicht aus der Hand legen und habe es in einem Rutsch ausgelesen. Hier handelt es sich um ein zutiefst bewegendes Buch, das noch lange in mir nachhallen wird - eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.09.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

"Der Tod und das dunkle Meer" ist das erste Buch, das ich vom Autor Stuart Turton gelesen habe. Der detailreiche Schreibstil und die bildhafte Sprache haben mir sehr gut gefallen. Durch die lebendigen Beschreibungen hatte ich das Gefühl mitten in der Story zu sein.
Auch die Charaktere wurden somit beinahe lebendig, wenngleich auch einige Hintergründe für mich unklar blieben. Die verschiedenen Charaktere waren allesamt sehr facettenreich beschrieben, mir hat bei der Orientierung vor allem zu Beginn des Buches die Passagierliste sehr geholfen.
Die Handlung an sich hat mir gut gefallen, inhaltlich lässt es sich schwer in ein Genre eingrenzen - aber das muss man ja auch nicht immer tun. Die Spannungskurve ist insbesondere im Mittelteil des Buches ein wenig abgeflacht, da habe ich einige Längen gespürt, die bei dem Seitenumfach des Buches aber auch beinahe unumgänglich sind. Insgesamt hatte ich jedoch nie ein langanhaltendes Gefühl der Langeweile oder des Desinteresses.
Die Komplexität der Story hat mich auch durchaus gefordert - es lohnt sich aber dran zu bleiben und völlig in die von Stuart Turton geschaffene Welt einzutauchen.

Bewertung vom 15.09.2021
Bis ans Ende aller Fragen
Hertz, Anne

Bis ans Ende aller Fragen


gut

"Bis ans Ende aller Fragen" ist das erste Buch, das ich vom Autorinnenduo Anne Hertz gelesen habe. Der Klappentext verspricht ein humor- und gefühlvolles Buch.
Die im Klappentext angeteaserte Handlung ist dann tatsächlich nur ein kleiner Teil des Buches, es gibt einige sprunghafte Wendungen und schlussendlich verlagert sich das Geschehen an einen anderen Handlungsort. Diese Drehungen und Wendungen waren durchaus amüsant und spannend, zum Teil jedoch vorhersehbar. Es gibt immer wieder Rückblenden in die Jugendzeit von Protagonistin Maxi - in Form von alten Tagebucheinträgen. So richtig warm bin ich mit diesen jedoch nicht geworden, sie haben mich eher genervt.
Neben der Handlung, die dann ganz anders war als erwartet aber immerhin noch interessant, hat es mir vor allem Protagonistin Maxi schwer gemacht so richtig gut in das Buch reinzukommen. Maxi war mir nicht unsympathisch aber vieles an ihr hat mich einfach grenzenlos genervt, sie wirkte oft so unreif, dass ich sie eher auf Anfang 20 als auf Mitte 40 geschätzt habe.
Der Schreibstil des Autorinnenduos war hingegen sehr eingängig und hat mich gut durch das Buch gebracht.

Insgesamt habe ich das Buch aber dennoch gern gelesen, es war angenehm kurzweilig und unterhaltsam - eine seichte Sommerlektüre.

Bewertung vom 07.09.2021
SCHWEIG! (eBook, ePUB)
Merchant, Judith

SCHWEIG! (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schon das Cover des Buches kann durch seine Schlichtheit eine ganz eigenartige beklemmende Stimmung in mir auslösen. Der Inhalt des Buches aber noch viel mehr. "SCHWEIG!" der Autorin Judith Merchant ist ein packendes, beklemmendes und bis zur letzten Seite absolut spannender Psychothriller, den ich nicht aus den Händen legen konnte.

Die Handlung wird vorrangig aus den Perspektiven der Schwestern Sue und Esther erzählt, ab etwa der Hälfte des Buches kommt eine dritte Perspektive hinzu. Es gibt immer mal wieder kleinere Zeitsprünge, die gut kenntlich gemacht wurden, so dass man als Leser:in mehr über die Hintergründe erfährt. Die Perspektivwechsel sind in diesem Buch besonders herausragend, da sich die Wahrnehmungen der beiden Schwestern kaum mehr voneinander unterscheiden könnten - ich wusste bis zur letzten Seite nicht, ob wer zurechnungsfähiger ist, wessen Perspektive verzerrt oder unwahr ist. So ist es auch für die/den Leser:in eine Zerreißprobe, denn man ist keineswegs allwissend und gefühlt hatte ich noch weniger Durchblick als die Charaktere selbst.
Diese Unklarheit und sich daraus immer wieder ergebende Wendungen und Spannungsbögen haben dieses Buch für mich so herausagend gemacht. Hinzu kommt ein sehr eingänglicher und klarer Schreibstil, so dass ich das Buch fast nicht aus der Hand legen konnte.
Die Protagonist:innen selbst sind treffsicher und authentisch charakterisiert, ich habe mich immer (zu?) gut in ihr Denken hineinversetzen können.

Insgesamt konnte mich "SCHWEIG!" auf allen Ebenen begeistern, einen so undurchsichtigen und berührenden Psychothriller habe ich selten gelesen.

Bewertung vom 02.09.2021
Das geheime Leben des Albert Entwistle
Cain, Matt

Das geheime Leben des Albert Entwistle


gut

Der Autor Matt Cain hat mit diesem Buch eine berührende Geschichte über den zunächst in sich zurückgezogenen Albert verfasst. Die Handlung wird im Klappentext schon in großen Teilen vorweg genommen, es geht aber eher um die Entwicklung und dabei erlernten Lebensweisheiten, die dieses Buch ausmachen. Große Wendungen oder Spannungsbögen habe ich hier nicht finden können - aber auch nicht erwartet.
In diesem Buch kommen wichtige Themen zur Sprache, die Bearbeitung bleibt für mich persönlich aber zu oberflächlich, zudem geht Alberts Entwicklung ohne nennenswerte Rückschläge oder Hindernisse voran, was in meinen Augen nicht realistisch ist. Dadurch bekommt das Buch einen ganz eigenen Wohlfühlcharakter, der das Potential der Thematik aber nicht ganz ausschöpfen kann.
Albert ist ein sehr sympathischer Protagonist, der detailreich dargestellt wird. Alle weiteren Personen des Buches bleiben weniger ausführlich charaktersiert. Damit habe ich mich ihnen weniger nah gefühlt. Alberts Wende vom zurückgezogenen Eigenbrötler bis hin zum kontaktfreudigen und offenen Menschen ging erstaunlich schnell - zu schnell in meinen Augen. Für mich war das nicht realistisch, sondern mit einer großen Portion Friede-Freude-Eierkuchen-Glanz überzogen.
Die Rückblenden in Alberts Jugend haben mir gut gefallen, sie haben eine gewisse Spannung in die Handlung gebracht und einen ganz anderen Zeitgeist aufleben lassen.
Ich habe das Buch gern gelesen und Albert auch gern auf seiner Suche begleitet. Durch den fehlenden Tiefgang war es eher eine seichte Lektüre zum Wohl- und Mitfühlen. Auch wenn dieses Buch einfühlsam und zart sein möchte, gingen mir Persönlichkeitsentwicklungen und Relexionen zu schnell und unpersönlich.

Bewertung vom 01.09.2021
Heimatsterben
Höflich, Sarah

Heimatsterben


ausgezeichnet

Bereits die Gestaltung des Buchcovers hat mich fasziniert. Der faulige Apfel steht so sinnbildich für Heimatsterben bzw. also das Sterben der Heimat, den "(deutschen) Verfall" - wirklich gut gewählt und auch in der Handlung aufgegriffen.
Der Klappentext hat mich schon auf eine spannende Familiengeschichte, die zum Politikum wird, gefasst gemacht. Ich war jeoch nicht auf eine so packende und intensive Geschichte gefasst. Die Handlung lehnt sich an hochaktuelle politische Entwicklungen an und spielte für mich somit immer auf einem schmalen Grad zwischen Fiktion und Realität. Dieser Spannungsbereich hat die Handlung für mich viel realer und damit eindringlicher erscheinen lassen. Die Schilderungen sind insgesamt sehr facettenreich, es werden verschiedene Charaktere eingehend eingeführt und deren Sichtweisen kommen jeweils gut zur Geltung. Die verschiedenen Familienmitglieder spiegeln ebenso den gesellschaftlichen Konflikt wieder.
Insgesamt sind die Charakerdarstellungen auch allesamt detailiert und authentisch, wenngleich auch nicht immer sympathisch.
Insgesamt hat mich sowohl die Thematik und deren Aktualität als auch der hervorragende Spannungsaufbau des Buches mehr als positiv überrascht. Ich konnte das Buch nicht aus den Händen legen. Dieses Buch ist definitiv eines meiner Highlights!

Bewertung vom 22.08.2021
Die Kunst, einen Elefanten zu reiten
Schweppe, Ronald;Long, Aljoscha

Die Kunst, einen Elefanten zu reiten


weniger gut

Das Cover ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet und auch im Buch finden sich kleine Zeichnungen wieder. Der Titel des Buches hat mich neugieirig gemacht - Gespräche über das Glück und das Leben - klingt vielversprechend.

Der tatsächliche Inhalt konnte mich dann aber leider nicht überzeugen. Ich habe ich mir inhaltlich wesentlich mehr erwartet.
Max und Balduin treffen sich regelmäßig in einem Wiener Kaffeehaus und sprechen über Glück. Häufig treffen sie Freunde und Bekannte, es gibt (sehr!) kurze Ankedoten und daraus wird ein Weg zum Glück abgeleitet. Dieser abschließende "Glücksspruch" ist meist ganz nett und kann für den/die Leser/in eine schöne Inspiration bieten.

Für mich wirken diese aneinandergereihten Begegnungen schon ein wenig zu konstruiert - jeder Mensch den die beiden treffen oder kennen hat ein sehr eingängiges Schicksal, aus dem kurzerhand eine Ableitung fürs Glücklichsein gezogen werden kann. Das fand ich an einigen Stellen zu übertrieben, bzw. sehr stark vereinfacht, so dass es für mich nicht mehr authentisch war...
Da wurden viele Schicksale angeteasert und ethische Diskussionen eröffnet ohne dass ich mit der Ausführlichkeit der Bearbeitung dessen zufrieden war. Ich hatte häufig das Gefühl, dass wichtige Sichtweisen oder Standpunkte einfach übergangen wurden, nur weil es dann besser zum "Glücksspruch" gepasst hat. Es scheint irgendiwe eher, als sei eine Geschichte um den "Glücksspruch" herum entwickelt worden.

Auch wenn ich die Idee der Treffen und den eher seichten Schreibstil ansprechend finde, bin ich mir nicht so sicher, ob die gesammelten Wege zum Glück "einfach nur" Ideen der Autoren sind, oder ob die herausgearbeiteten Dinge allgemeingültig sind und z. B. auf wissenschaftlichen Erkenntnisse beruhen.

Das Buch lässt mich insgesamt eher unzufrieden zurück. Ich hätte mir weniger Oberflächlichkeit gewünscht. Vielleicht liegt das auch am grundsätzlichen Thema des Buches - Glück ist am Ende des Tages für jeden individuell...

Bewertung vom 22.08.2021
Der perfekte Kreis
Myers, Benjamin

Der perfekte Kreis


ausgezeichnet

Nachdem mich bereits "Offene See" vom Autor Benjamin Myers begeistern konnte, war ich sehr auf sein neues Werk gespannt. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Der Schreibstil des Autors ist gleichzeitig poetisch und klar. Das Buch ist duchzogen von bildlichen und teils beinahe schon ausufernden Bescheibungen. Generell ist die Sprache poetisch, unaufgeregt und trifft dabei genau auf den Punkt. Das Buch ist ein eher ruhiges, die Handlung fließt vor sich hin, es gibt keine großen Ankündigungen und Trubel. Große Spannungsgefälle gibt es nicht - sie würden ohnehin nicht zur Stimmung passen.
Handlung und Personen mich positiv überrascht, sowohl Redbone als auch Calvert sind zwei überaus charmante und eigenbrötlerische Charaktere, von denen ich gern noch viel mehr gelesen hätte. Die Kapitelaufteilung nach angelegten Korn-Kreisen und die originellen Namen haben mir gut gefallen, genauso wie die kurzen Auschnitte der Berichterstattungen darüber. Auch wenn die beiden und ihr Streben nach immer fantastischeren Kornkreisen im Fokus des Buches stehen, wird die Charakterentwicklung und das eigentliche Ziel hinter den Aktionen sehr subtil herausgearbeitet.

Dieses Buch ist leise und trifft dennoch genau ins Schwarze. "Der perfekte Kreis" ist ein Buch, dass ich defnitiv noch öfter lesen werde!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.