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Benutzername: 
Blubie
Wohnort: 
Schönau

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 18.05.2022
Queergestreift
Köller, Kathrin;Schautz, Irmela

Queergestreift


ausgezeichnet

LGBTIQA+ was heißt das eigentlich und was genau ist das alles? Wer sich diese Frage stellt, ist mit diesem Buch bestens beraten.
Mein Kind fühlt sich anders, was kann ich tun? Wer sich diese Frage stellt, ist mit diesem Buch ebenfalls bestens beraten.
Ich fühle mich nicht wie die anderen, was ist mit mir los? Und wer sich diese Frage stellt, ist mit diesem Buch auf dem besten Weg Entwirrung und Bestätigung zu finden.
Dieses Regenbogenbunte Buch ist ein Muss für alle Schulbüchereien, es klärt auf, macht Mut und hilft Betroffenen, Angehörigen von Betroffenen und Interessierten.
Alle Begriffe sind übersichtlich gegliedert und einfach erklärt, Historische Eckdaten werden immer wieder locker eingeworfen, Betroffene kommen selbst zu Wort und die herrlichen Illustrationen lockern alles wunderbar auf. Dieses Buch klärt auf, aber belehrt nicht von oben herab, kein Thema wird ausgelassen.
Sympathischer kann Aufklärung nicht sein.

Bewertung vom 17.05.2022
Die dritte Hälfte eines Lebens
Herzig, Anna

Die dritte Hälfte eines Lebens


ausgezeichnet

Was für ein intensives kleines tolles Buch!
Anna Herzog schafft es in wenigen Worten die Geschichte einiger Dorfbewohner über Jahrzehnte hinweg zu erzählen und den Leser dabei mitzureißen, wie es manche Autoren über 500 Seiten kaum schaffen.
Ihr Schreibstil ist hart und kantig, mitunter sogar sperrig und trotzdem manchmal voller Poesie und weisen Zitaten.

Die Erzählung ist in einem Niederösterreichischen Dorf angesiedelt, dessen Bewohner weder mit Diversität noch mit Modernität etwas anzufangen wissen.
Die Stimmung ist dabei düster, gemein und drückend. Die Erzählperspektive wechselt interessanterweise zwischen den Protagonisten und so erfährt man Fiktion und Wahrheit - ein Wechsel zwischen Gerüchten und tatsächlichem Geschehen.
Mich hat selten ein Buch so bewegt wie dieses und ich kann es nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 17.05.2022
Love in the Big City
Park, Sang Young

Love in the Big City


ausgezeichnet

Queere Literatur aus Asien, das ist immer spannend und ungewöhnlich.
Dieses Buch hat es in sich: sprachlich schnörkellos und gnadenlos ehrlich liest es sich locker und leicht, stellenweise sogar sehr witzig… umso wuchtiger treffen den Leser dann die dramatischen Elemente. Weil sie so undramatisch und unaufgeregt daher kommen, dass man erst nach kurzem Stocken merkt WAS man da gelesen hat.
San Young Park lässt seinen Protagonisten in der Ich-Form erzählen, wir begleiten Young durch seine Jugend bis hin in seine Mittdreißiger. Wir sind dabei, wenn er zusammen mit seiner besten Freundin Jaehee das Nachtleben Seouls unsicher macht, wenn er ausschweifende verborgene sexuelle Abenteuer sucht. Wir erleben seine erste feste Beziehung, die Krankheit seiner Mutter und seine große Liebe.
Und um die Liebe in seinen verschiedenen Ausformungen geht es letztendlich auch.
Ein unaufgeregtes aber emotionales Buch, das viel Aufmerksamkeit verdient.

Bewertung vom 17.05.2022
Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn
Matthiessen, Susanne

Diese eine Liebe wird nie zu Ende gehn


sehr gut

Roman einer Sylter Jugend - das steht auf dem Bucheinband... einen Roman habe ich aber leider nicht vorgefunden, eher ein als unterhaltsame Riesenkolumne getarntes Sachbuch über Sylt - im Wandel der Zeit.

Zugegeben, ich gehöre wahrscheinlich zu den sehr wenigen Menschen in Deutschland, die von Sylt so gut wie gar nichts wissen. Für mich war die Lektüre nicht nur unterhaltsam, sondern tatsächlich lehrreich.
Susanne Matthiessen gewährt in ihrem Essay Einblicke in das Sylt ihrer Kindheit, ihrer Jugend, der Zeit ihrer Großeltern und letztendlich auch in das Sylt der Corona-Pandemie. Wir erfahren etwas über die Umweltkatastrophen der 80er Jahre, über die Punker-Invasion, die so gar nicht zwischen die superreichen Touristen passen.
Sie erzählt vom Ausverkauf der Insel, vom absurden Wahn des Kultstatus-Urlaubes... aber auch, dass die original Sylter irgendwie kauzig geblieben sind.
Matthiessen springt unchronologisch von Anekdote zu Anekdote, die man mal laut lachend dann wieder staunend und hin und wieder kopfschüttelnd zur Kenntnis nimmt.
Für alle, die mehr über Sylt wissen möchten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2022
Quality Time
Nousiainen, Miika

Quality Time


ausgezeichnet

Kinder: die einen wollen unbedingt welche und tun alles dafür, die anderen haben viele und keinen Partner mehr, wieder andere sind welche und pflegen ihre Eltern oder brechen den Kontakt zu ihnen ab. Das Leben halt!
Und diese alltäglichen Momente rund um Familie, Beziehungen und Kinderwunsch bringt uns Nousiainen an Hand mehrer Personen näher.
Da hätten wir Sami, der sich am Grab von seinem lieblosen Vater verabschiedet und sich nichts sehnlicher wünscht als eine Partnerin mit der er eine Familie gründen kann.
Seine Schwester Hanna, die - ebenfalls kinderlos - in einer unglücklichen Ehe steckt und am liebsten den Kontakt zur Mutter ganz abbrechen möchte.
Der beste Freund Markus, der mit seinen drei kleinen Töchtern alleine zurecht kommen muss, seit seine Frau - schwer unter Depressionen leidend - die Familie verlassen hat.
Der andere beste Freund, den alle nur beim Nachnamen nennen - Nojonen, der aufopfernd erst seinen krebskranken Vater und nahtlos darauf seine demenzkranke Mutter pflegt, so dass es eigentlich gar kein eigenes Leben mehr für ihn gibt.
Und zuletzt Asta, Samis Mama, die als frischgebackene Witwe und von ihren Kindern abgelehnt, doch noch viel Glück erfährt.
Alle landen sie irgendwie im Internet immer bei Veras Blog, die über ihr perfektes und glückliches Leben schreibt... zu perfekt.

Wer denkt, dass dies - ob der schweren Thematiken - ein drückendes Buch ist... weit gefehlt. Nousianen erzählt mit typisch nordisch-trockenen Humor, er ist ein weiser Beobachter und sarkastisch verteilt er Spitzen in die eine oder andere Richtung der heutigen Gesellschaft: Frauenbild, Männerbild, Ökologie, Social Media.
Ich hab mich beim Lesen so oft angesprochen gefühlt. ob als Tochter aus einer schwierigen Familie, als manchmal überforderte Mutter, nicht perfekte Ehefrau... es stecken so viele Wahrheiten in diesem Buch.
Und ich habe immer wieder vor mich hin gekichert, weil es einfach zu köstlich geschrieben ist.

Ein Buch das meiner Meinung nach viel mehr Aufmerksamkeit verdient und meine allerhöchste Leseempfehlung bekommt

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.05.2022
Mexikoplatz
Albich, Mina

Mexikoplatz


ausgezeichnet

Hoffentlich der Auftakt einer Reihe!

Dieses Buch hat mich auf so vielen Ebenen glücklich gemacht, ich weiss gar nicht womit ich beginnen soll.
Als gebürtige Wienerin, in Deutschland lebend, hat mir das Buch einen Ausflug in meine ehemalige Heimat gebracht, stimmig und authentisch. Ich war lesend spazieren an Orten, die mir so vertraut sind.
Mina Albich hat lebendige Figuren erschaffen, die mir so real vorkamen, dass ich völlig vergessen habe, dass es sich "nur" um einen Roman handelt. Die Protagonisten agieren realistisch und sprechen authentisch. Auch nichtösterreichische Leser werden die Dialoge verstehen, wenngleich der eine oder andere Wiener Ausdruck fällt. Das original Wiener Flair möchte ich hierbei noch einmal bestätigen! Ich hab mich wie zu Hause gefühlt.
Auch der Humor kam nicht zu kurz, genau passend und wohldosiert.

Eigentlich bin ich keine klassische Krimi-Leserin, ich mag schon gar keine Krimi-Reihen... aber der Erstling von Mina Albich hat mich bekehrt: ich fand nicht nur den Fall super spannend, sondern wünsche mir eine Fortsetzung. Ich möchte ein Wiedersehen mit Inspektor Grohsman, seiner jungen Kollegin Joe und der eventuellen Teamerweiterung...

Mein bisheriges Lesehighlight dieses Jahres, das ich nur allerwärmstens empfehlen kann

Bewertung vom 17.05.2022
Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau
Kühnert, Phenix

Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau


ausgezeichnet

Phenix Kühnert ist eine Frau – Punkt
Das sollte eigentlich logisch sein und nicht verhandelbar, ist es aber leider doch. Viele trans Personen erfahren in unserer Gesellschaft leider immer noch zahlreiche Diskriminierungen: durch bestimmte feministische Strömungen, durch Sport, durch Darstellungen in den Medien und durch unser Gesellschaftsbild ganz allgemein.
Darüber schreibt Phenix Kühnert informativ und aufklärend. Ohne mit dem belehrenden Zeigefinger auf den Leser herab zu fuchteln, beschreibt sie was, unbedachte, vermeintlich harmlose, Äußerungen für negative Gefühle auslösen können. Wir als Gesellschaft müssen umsichtiger in Sprache und stereotypen Geschlechterbildern werden.
Sie schreibt aber auch interessante Fakten über die queere Community: Begriffe aber auch Geschichtliches.
Und dann erhalten wir natürlich auch viel Einblick in Persönliches: Kindheit, Jugend, Bewusstwerdung und Transition.
Phenix Kühnert ist nicht nur ein wunderschönes Model, sondern auch eine intellektuelle Aktivistin, die viel in unserer Gesellschaft bewegen kann. Dieses Buch schafft eine informative Basis für alle Interessierten, um ein bisschen mehr Verständnis für eine Problematik zu erhalten, die leider immer noch für Missverständnisse und Verwirrtheit sorgt.
Ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.05.2022
Die Pfirsichblütenschwestern
Morel, Susanne

Die Pfirsichblütenschwestern


ausgezeichnet

Im Jahr 1932 macht der Selbstmord der Mutter die drei Geschwister Konstanze, Pauline und den kleinen Lorenz zu Waisen. Die drei werden getrennt und wachsen bei unterschiedlichen Familienmitgliedern auf, was die Lebenswege der Geschwister entscheidend prägen wird.
Susanne Morel erzählt mit wunderschöner Sprache die äusserst dramatische Geschichte der drei Geschwister Dannenberg vor der Kulisse des Zweiten Weltkrieges. Sie beschwört wunderschöne Bilder der Provence herauf, wohin es die jüngere Schwester verschlägt, wohingegen der kleine Bruder vom Onkel schwer misshandelt im Allgäu lebt und die älteste Schwester ein wohlbehütetes Leben in München bei Onkel und Tante führen kann.

Von der ersten Seite an wird man mitten in das Geschehen gepackt und kann das Buch kaum aus der Hand legen, teils weil die Schicksalsschläge so herzzereissend sind und natürlich weil man unbedingt wissen will, wie der Lebensweg der drei endet.

Susanne Morel ist ein Name den ich mir merken werde, ihre Bücher sind auf jeden Fall sehr lesenswert.