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Benutzername: 
julemaus94
Wohnort: 
Jena

Bewertungen

Insgesamt 438 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2022
Butter
Yuzuki, Asako

Butter


gut

Ode ans Essen

Asiatische Literatur ist nicht unbedingt etwas, mit dem ich mich besonders gut auskenne. Allerdings habe ich in letzter Zeit vermehrt Autorinnen aus diesem Teil der Welt gelesen und glaube einige Parallelen auch in dieser Geschichte entdecken zu können.

Die Reporterin Rika recherchiert anlässlich der bald anstehenden Gerichtsverhandlung den Fall der vermeintlichen Serienmörderin Manako Kajii, die ihre männlichen Verehrer erst beköstigt und dann auf verschiedene Arten umgebracht haben soll. Im Gefängnis wird Rika, die vollkommen dem japanischen Frauenbild entspricht, mit der dominanten, scheinbar unangepassten Manako konfrontiert und es entspinnt sich ein intellektuelles Ringen um die Rechte für ein Exklusivinterview. Dabei geht es ums Kochen ebenso wie um das Selbstbild der Frauen.

Typisch japanisch ist dieser Roman sehr zurückhaltend und fast schon emotionslos verfasst. Die Erzählung wirkt sehr nüchtern und teilweise etwas langatmig. Einzig wenn es ums Essen oder Kochen geht, schwenkt die Autorin von knappen Sätzen zu fast schon poetischen Elegien über einzelne Zutaten, Zusammenstellungen von Rezepten oder den Geschmack der Speisen im Mund. Man sollte definitiv nicht hungrig zu diesem Buch greifen, der Apetit wird dabei auf jeden Fall angeregt.

Für Leser, die sich wenig aus Kulinarik machen und stattdessen auf eine spannende Enthüllungsstory mit kriminalistischen Zügen hoffen, sind hier vollkommen fehl am Platz. Auch wenn Rika die Geschichte Manakos gründlich recherchiert und bis zu ihren Kindheitswurzeln zurück verfolgt, kommt dabei leider sehr wenig Spannung auf.

Die Einblicke ins heutige Japan, das Gesellschaftsbild, das hier gezeichnet wird, und vor allem die Sicht auf die moderne japanische Frau sind unheimlich interessant und gleichzeitig auch sehr ernüchternd. Wenn eine Frau, die für ihr Leben gerne isst und dabei ein Gewicht von 70 kg halten kann, schon als fett bezeichnet wird, muss ich sehr an mich halten, um mich nicht damit zu vergleichen. Trotzdem fehlt mir auch hier ein wenig der Tiefgang. Diese Themen werden zwar angekratzt, aber der angeündigte Wandel, den vor allem Rika als Hauptfigur durchmachen soll, fehlt mir.

"Ein universeller Roman über Genuss, Lebenskunst und die Geschichte einer weiblichen Befreiung."

So wird das Buch beworben und in den ersten zwei Punkten kann ich auch bis zu einem gewissen Grad mitgehen. Die weibliche Befreiung habe ich allerdings nicht sehen können. Meiner Meinung nach wird den Frauen sowohl von der Gesellschaft als auch von ihnen selbst den ganzen Roman hindurch ein gewisser Zwang auferlegt.

Bewertung vom 09.03.2022
Die Feuer
Thomas, Claire

Die Feuer


gut

Überfrachtetes Kammerspiel

Ein Theaterstück von Beckett, drei ziemlich verschiedene Frauen und ringsum wüten die Buschfeuer. Klingt nach einem interessanten Plot? Ist es grundsätzlich auch, mit kleinen Abstrichen.

Margot, Ivy und Summer befinden sich an verschiedenen Punkten in ihrem Leben. Alle drei sind aus verschiedenen Gründen im Theater, um sich abzulenken, weil sie eingeladen wurden oder weil sie dort arbeiten. Alle drei verfolgen das Stück mehr oder weniger interessiert und beginnen dabei über ihr Leben nachzudenken, bis sie zum Schluss einen Entschluss fassen.

Soweit, so gut. Alle drei sind auf ihre Art interessante Persönlichkeiten, haben viel erlebt in ihrem Leben und müssen so einiges verarbeiten.

Die Themen, die sie dabei anreißen, sind so vielfältig, wie ernst und wichtig. Jedes für sich würde schon locker einen Roman füllen können. So kommen sie aber mit geballter Macht auf den Leser zu, treffen ihn mitten ins Gesicht und verschwinden aber auch ebenso schnell wieder.

Sie regen unbedingt zum Nachdenken an, bedenkt man auch die Nonchalance, mit der sie angesprochen werden. Man hat das Gefühl, dass sich die Frauen daran gewöhnt haben, mit der jeweiligen Bürde zu leben, mit den damit zusammenhängenden Gefühlen umzugehen. Teilweise wirkt es aber auch wie ein Stück im Stück. Die Emotionen kommen nicht so richtig zum Tragen, bringt man sie nicht selbst ein.

Insgesamt fühle ich mich zum Schluss etwas erschlagen von den Themen, die Tiefe lässt aber etwas zu wünschen übrig.

Bewertung vom 04.03.2022
Der fürsorgliche Mr Cave
Haig, Matt

Der fürsorgliche Mr Cave


ausgezeichnet

Tragisch und beklemmend

Wer je ein Buch von Matt Haig gelesen hat, seine Kinderbücher mal ausgenommen, weiß, dass es keine glücklichen Gute Laune-Geschichten sind. Das liegt mit Sicherheit auch an der psychischen Krankheitsgeschichte des Autors, dass sich seine Bücher immer wieder mit den tiefen der menschlichen Psyche beschäftigen. §Der fürsorgliche Mr Cave" macht da absolut keine Ausnahme.

Mr Cave kümmert sich seit dem Tod seiner Frau um die gemeinsamen Zwillinge und den Antiquitätenladen, nur unterstützt von der Schwiegermutter. Als sein Sohn bei einem Unfall ums Leben kommt, tut er alles um seine 15-jährige Tochter vor allem Übel der Welt zu beschützen- komme was da wolle und egal, was sie davon hält.

Diese Geschichte beginnt mit einem Unglück und wird im Laufe der Erzählung auch nicht fröhlicher. Es tut weh zu sehen, wie der Vater durch seine Handlungen die Beziehung zu seiner Familie immer mehr strapaziert, beschädigt und damit letztendlich genau das Gegenteil von dem erreicht, das er eigentlich wollte.

Dass dieses Verhalten kein gutes Ende nehmen kann ist wohl allen von Anfang an klar. Dieses Buch ist wie ein in Seiten gefasster Autounfall- eine Katastrophe, die man einfach nicht verhindern kann, der man nur hilflos zusehen kann.

Dabei ist das Ganze so eindrücklich geschrieben, Mr Cave legt einen absoluten Seelenstriptease hin, lässt den Leser an seinen Emotionen, an seinem Innenleben teilhaben.

Großartig umgesetzt ist das auch dadurch, dass der gessamte Roman als Brief des vaters an seine Tochter verfasst ist. Zu Beginn hatte ich damit, um ehrlich zu sein, noch meine Probleme- diese permanente Anrede ist einfach etwas sehr Ungewöhnliches. Und doch ist es für diesen Roman genau das Richtige!

Man muss auf dieses Thema gefasst sein, es muss einen in der richtigen Stimmung erwischen. Aber wenn es einen erwischt, dann trifft es hart und tief.

Bewertung vom 04.03.2022
Ancora
Hadler, Colin

Ancora


gut

Mysteriös und verwirrend

Eines kann man dem Buch auf jeden Fall zugute halten: es ist keine typische Jugendfantasy und bietet diesem Genre tatsächlich mal noch etwas neues an.

Romy nimmt sich mit ihren Freunden Jannis und Aurel im Sommer eine Auszeit, ohne Technik, ohne Handy, abseits der Zivilisation in einer zurückgezogen lebenden Dorfgemeinschaft. Von Anfang an wirken die Bewohner etwas seltsam, scheinen Geheimnisse zu haben, die vermutlich mit der tragischen Vergangenheit dieses Ortes zusammenhängen. Doch bald lassen sich die mysteriösen Vorkommnisse nicht mehr auf rationale Art erklären.

In vielen Fantasygeschichten wird zu Beginn viel Zeit darauf verwendet, umfänglich in die Welt und ihre (Macht-)Strukturen einzuführen. Hier wird man, gemeinsam mit den Hauptfiguren, ins kalte Wasser geschubst. Man erschließt sich die Welt im Laufe der Erzählung, dadurch wird diese besondere, mystische Stimmung erzeugt. Gemeinsam mit Romy erforscht man die Geheimnisse.

Das funktioniert lange Zeit recht gut, allerdings beginnt der Autor nicht rechtzeitig damit, Erklärungen zu liefern. Dadurch wirkt das Ganze zum Ende hin etwas zu gehetzt, die Enthüllungen kommen zu plötzlich und geballt.

Romy erscheint mir als eine interessante, junge Frau. Und doch erfährt man nicht sonderlich viel von ihr, ebenso wie die anderen Figuren bleibt sie relativ blass, ich kann mir im Kopf kein richtiges Bild von ihr machen.

Insgesamt freut es mich, dass die Geschichte als abgeschlossener Einzelband funktioniert. DIe Geschichte ist rund, alle losen Fäden sind zum Schluss vernäht. Hätte man sie auf zwei Bände gestreckt, wäre sie zu langatmig geworden.

Bewertung vom 26.02.2022
Brummps
Zipfel, Dita;Davies, Bea

Brummps


sehr gut

Willkommen im Ameisenbau

Willkommen in der Welt der Ameisen. So fühlt es sich wohl an, wenn man kopfüber vor dem Ameisenhügel landet. So wie Jonny.

Jonny Ameise lebt bei den Ameisen, seit ihn die Königin eines Morgens vor dem Bau gefunden hat. Er ist viel größer als die anderen Ameisen und auch nicht so stark, wird von den anderen Ameisen deswegen gehänselt. Zum Glück hat er seine Freundin Butz, die immer zu ihm hält und mit der er so einiges erlebt.

Diese Geschichte ist eine Geschichte übers Anderssein, ausgeschlossen werden. Über Freundschaft und darüber, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.

Dabei legt die Autorin einen interessanten Sprachstil an den Tag, sehr jugendlich-frisch und etwas flapsig. Das passt aber irgendwie sehr gut zur Geschichte und wird konsequent bis zum Schluss durchgezogen.

Besonders hervorheben möchte ich auch nochmal die Illustrationen und deren Farbgebung. Das gesamte Buch ist einer Dreifarbigkeit aus Orange, Rot und Schwarz gehalten, wirkt dadurch sehr künstlerisch und modern. Gleichzeitig bezaubern die flächigen Illustrationen aber auch durch ihren handgezeichneten Stil, der zurückgenommen und gleichzeitig liebevoll gestaltet ist. Die Zeichnungen erschlagen einen nicht und doch kann man viele kleine Details entdecken.

Insgesamt ist es eine tolle Kombination aus witziger, gefühlvoller Geschichte und außergewöhnlicher Gestaltung, die perfekt geeignet ist für ältere Kinder.

Bewertung vom 26.02.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1 (MP3-Download)
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1 (MP3-Download)


gut

Kein Zustand der Perfektion

Ein ermittelndes Zimmermädchen klingt doch nach einer perfekten Protagonistin für eine Cosy Crime-Geschichte. Dass bei einer solchen Grundlage doch noch so einiges schief gehen kann, beweist Nita Prose mit ihrem Buch eindrucksvoll.

Molly arbeitet als Dienstmädchen im Regency Grand Hotel und bekommt bei ihren täglichen Rundgängen so einiges mit. Nicht zuletzt dank ihres Apsergersyndroms bemerkt sie jede noch so kleine Unstimmigkeit im Verhalten der Hotelbewohner und legt beim Rückversetzen der Zimmer in einen Zustand der Perfektion eine beinahe enervierende Genauigkeit an den Tag. Als sie den berühmtesten Gast des Hauses tot in seinem Zimmer findet, rutscht sie ungewollt in eine knifflige Schnitzeljagd hinein...

Nun könnte man annehmen, dass sie aufgrund ihrer Beobachtungsgabe die geborene Ermittlerin wäre und den Fall innerhalb weniger Augenblicke gelöst hätte. Diese überragende Fähigkeit verträgt sich zum Leidwesen der Geschichte aber nicht mit ihrer grenzenlosen Naivität und Gutgläubigkeit, die einen im Laufe der Geschichte beinahe schmerzt.

Dazu trägt mit Sicherheit auch die Vertonung des Hörbuches seinen Teil bei, denn Anna Thalbach lässt ihre Molly dermaßen weinerlich und jammernd wirken, dass es irgendwann weh tut.

Zudem nimmt sich die Autorin einfach nicht genug Zeit, ihre Figuren auch nur in irgendeiner Weise zu entwickeln und ihnen Tiefe zu verleihen. Von Molly einmal abgesehen strotzen ihre Figuren vor Klischees und Blässe.

Auch der Plott ist denkbar uninspiriert und wenig überraschend. Ich kann mir auch kaum vorstellen, wie die Rahmenhandlung in einem möglichen zweiten Band weitergeführt werden könnte. Für mich ist die Geschichte auserzählt und ich bin wenig interessiert, mehr von Molly zu lesen.

Bewertung vom 14.02.2022
Ende in Sicht
Rönne, Ronja von

Ende in Sicht


gut

Zu konstruiert

Es gibt gewisse Themen, die lassen sich mit ein wenig Humor und Feingefühl sehr viel besser vermitteln, als wenn sie einen mit der ganzen Härte und Ernsthaftigkeit treffen, die ihnen zu eigen sind. Depressionen und Selbstmordgedanken gehören definitiv in diese Kategorie.

Dementsprechend war ich sofort interessiert als ich die Ankündigung zu diesem Buch gelesen habe:

"Zwei Frauen mit dem Wunsch zu sterben – doch wollen sie das zusammen auch noch? Tieftraurig, elegant und lakonisch erzählt Ronja von Rönne von zwei Frauen, denen der Tod als letzter Ausweg erscheint: ein unvorhersehbares, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen."

Leider fehlt es dem Buch an so vielem, allem voran der Eleganz, Dramatik und Komik, die einem hier versprochen werden.

Der alternde Schlagerstar Hella und die 15-jährige Juli treffen sich auf der Autobahn, als sich die Jugendliche von einer Brücke stürzt. Was eigentlich ihr Leben beenden sollte, ist der Startschuss zu einem unbequemen Roadtrip mit ungewollten Zwischenstopps und Umwegen.

Ich gebe zu, die Story hat Potential, sehr viel Potential sogar. Allerdings kommen ihr sowohl sehr blasse Figuren in den Weg, zu denen man nur sehr schwer Zugang findet und deren Beweggründe vor allem im Falle der 69-jährigen Hella bis zum Schluss ziemlich im Dunklen bleiben. Auch die Chemie zwischen den Figuren vermisse ich bis zum letzten Kapitel. Wenn man erwartet, dass sich die beiden auf ihrem Trip näher kommen und aufgrund ihrer ähnlichen Ziele genügend Gesprächsstoff haben, so wird man schwer enttäuscht.

Auch die kurzen Abschnitte und schnellen Perspektivwechsel, die die Geschichte mit Recht auflockern, verhindern es, dass bei dem Ganzen Tiefgang entsteht.

Zudem wirken einige Szenen sehr konstruiert wenn nicht sogar deplatziert oder unnötig. Manchmal bekommt man das Gefühl, dass hier auf Zwang Komik erzeugt werden soll, die jedoch einen bitteren Nachgeschmack hinterlässt.

Mich enttäuscht aber vor allem die Darstellung von Depression und Todeswunsch, da man das Gefühl bekommt, hier eine recht eindimensionale Darstellung präsentiert zu bekommen. Allein das Ende der Geschichte kann mich zumindest zum Teil versöhnen.

Bewertung vom 14.02.2022
Unser wirkliches Leben
Crimp, Imogen

Unser wirkliches Leben


gut

Enttäuschend in mehrerer Hinsicht

Dass Beziehungen nicht immer gut tun und man manchmal seine eigenen Wünsche über die des Partners stellen sollte, ist mit Sicherheit nichts neues und schon lange kein Geheimnis mehr.

Wenn also Imogen Crimp eine solche toxische Beziehung in den Mittelpunkt ihres Romans rückt und dem altbekannten Schema "junge, unsichere Frau trifft auf älteren, gut betuchten Mann und lässt sich von ihm einwickeln" nichts Neues mehr abgewinnen kann, ergibt das letztlich einen sehr langen, etwas ermüdenden Roman, der mich nicht wirklich hinter dem Ofen hervorlocken kann.

Die junge Opernstudentin Anna trifft eines Abends bei ihrem Job als Jazzsängerin in einer Bar auf Max, einen älteren, distinguierten Börsenmakler. Und obwohl er scheinbar kein gesteigertes Interesse an ihr hegt und sie von Anfang an kaum ernst zu nehmen scheint, beginnt sie "etwas" mit ihm.

Von Anfang an schreinen alle Signale, dass dieses Kennenlernen nicht zu einer gesunden Beziehung auf Augenhöhe führen kann. Das sieht jeder, der dieses Buch liest. Warum um alles in der Welt das Anna nicht sieht und sich immer weiter in eine Beziehung hineinsteigert, die nie als Beziehung bezeichnet wird- weder von ihr noch vom ihm- wird mir auf keiner Seite des Romans klar.

Allein dieses Nicht-verstehen-können der Handlunsgweise der beiden enttäuscht mich über die Maßen. Weder erhält man Einblicke in Max' Gefühlsleben und kann dadurch auch nur ansatzweise verstehen, warum er Anna so behandelt wie er es tut. Noch versteht man auch nur irgendwie, warum sie bei im bleibt, obwohl er sie permanent zurückstößt, ihr jegliche Bestätigung verweigert und sie am langen Arm verhungern lässt.

Die größte Enttäuschung ist jedoch das Ende, das (ohne hier allzu viel verraten zu wollen) mich mit den größten Fragezeichen zurücklässt.

Dazwischen stellt sich mir immer wieder die Frage, warum man eine solch nichtsagende Geschichte auf fast 500 Seiten zerren musste. Und ich spreche hier wirklich von Zerren, denn zwischendurch zieht sich das Ganze wie Kaugummi.

Es fehlt an jeglichen Gefühlen oder wenigstens Anziehung zwischen den Figuren. Vielleicht fällt es deshalb auch so schwer, der Handlung zu folgen, weil die Beweggründe für die Handlungsweise der beiden nicht spürbar ist, nicht nachvollzieh- oder erlebbar. Man kann nicht mitfiebern, weil es kein Fieber gibt.

Das trägt mit Sicherheit auch dazu bei, dass beide Figuren unheimlich blass bleiben und sehr schablonenhaft wirken. Über Max erfährt man weiter nichts, als das er ein manipulatives Arschloch ist, dem es gefällt seine Freundin nach seiner Pfeife tanzen zu lassen, den es aber gleichzeitig auch ärgert wenn sie es tut. Und Anna wirkt mit der Zeit immer rückgratloser, ihrer Ziele und Träume beraubt (von denen man sich aber auch recht unsicher ist, ob sie sie jemals hatte).

Insgesamt reicht das Thema einfach nicht aus, den Roman über 450 Seiten zu tragen. Fesselnder fand ich da tatsächlich die (viel zu kurz gekommenen) Schilderungen des Alltags im Opern-Showbiz.