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Buchstabenträumerin
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Hier blogge ich über Jugendbücher und Romane der verschiedensten Genres: https://buchstabentraeumerei.wordpress.com.

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 20.05.2016
Der zweite Verrat / Monday Club Bd.2
Kuhn, Krystyna

Der zweite Verrat / Monday Club Bd.2


sehr gut

Quelle: Buchblog Buchstabenträumerei

Von der ersten Seite an war „Monday Club. Der zweite Verrat“ spannend – voller Verschwörungen und scheinbar unlösbarer Rätsel. Was steckt hinter dem geheimnisumwobenen Monday Club? Was hat er mit dem Todesfall von Amy zu tun und steckt er hinter dem Tod von anderen Jugendlichen? Werden geheime medizinische Forschungen betrieben? Handelt es sich um Wahnvorstellungen oder Paranoia? Oder haben wir es gar mit übernatürlichen Phänomenen als Folge von Nahtod-Erfahrungen zu tun? Als Leser wird man ebenso wie Faye ständig mit diesen Fragen konfrontiert. Und natürlich der Frage, was wahr ist und was nicht. Was findet wirklich statt, was nur in Faye’s Kopf?

Man erkennt schon an der Menge an Fragezeichen in dieser Rezension, dass Band 2 sich ebenso wie Band 1 darin übt, den Leser im Unklaren zu lassen. Geschickt gibt Krystyna Kuhn zahlreiche Hinweise und dirigiert den Leser mit seinem Verdacht mal in die eine, dann in die andere Richtung. Eine Lösung gibt es nicht, dafür aber jede Menge Vermutungen und Ahnungen. Ob sich meine bestätigen werden, wird sich noch zeigen – hier muss ich mich offensichtlich bis zum Erscheinen von Band 3 gedulden.

Kuhn hat meine Aufmerksamkeit also ziemlich gefordert. Und natürlich die ihrer jugendlichen Charaktere. Doch können die allesamt etwa 16-Jährigen wirklich so clever, abgebrüht und mutig sein, wie sie sich stellenweise geben? Hier muss ich Kritik üben, denn das wage ich zu bezweifeln. Auch war mir die Story teils zu verworren und kompliziert. Zwischenzeitlich fehlte mir der rote Faden, man stolpert von Entdeckung zu Entdeckung, taumelt durch die Traumwelten und verliert dabei ein wenig die Orientierung. Zwar empfinden wir Leser damit das Erleben von Faye nach, doch etwas mehr Geradlinigkeit hätte ich angenehm gefunden.

Nichtsdestotrotz fügt sich die Fortsetzung sehr gut in den mit Band 1 vorgesteckten Rahmen und hielt meinen Erwartungen stand: Eine mysteriöse, Gänsehaut verursachende und geheimnisvolle Geschichte.

Schreibstil

Kuhn spielt mit vielen Vergleichen, dadurch lassen sich die oftmals komplexen und verwirrenden Gemütszustände von Faye gut nachempfinden. Darüber hinaus ist der Stil locker und altersgerecht und insgesamt wenig auffällig. Er lenkt nicht von dem Geschehen ab, was ich positiv empfand.

Charaktere

Faye ist die Protagonistin und dominiert das Geschehen. Sie ist der absolute Mittelpunkt, aus ihren Augen sehen wir die Welt von Bluehaven und alles, was darin geschieht. Allerdings konzentriert sie sich in ihren Beobachtungen stark auf ihre Wahrnehmungen und den Monday Club. Wenig erfahren wir über ihre Gefühle und Gedanken unabhängig davon. So blieb mir ihr Charakter stets ein wenig verborgen. Ich würde mich freuen, in Band 3 mehr Offenheit und mehr Gefühle zu erleben.

Das Potential ist da, denn Josh, der sie nach dem Tod von Amy im Stich ließ, taucht wieder auf und versucht sie zurückzugewinnen. Gleichzeitig ist da noch Luke, der Faye bei ihren Recherchen unterstützt. Doch beide scheinen eine eigene Agenda zu haben, die sie verfolgen und vor Faye geheimhalten. Wem darf sie vertrauen? In Band 3 wird sich hier sicherlich einiges tun.

Fazit

In Band 2 hat Krystyna Kuhn wieder ihren prall gefüllten Koffer voller Geheimnisse und mysteriöser Ereignisse ausgepackt. Spannend und unheimlich – ich war von Seite 1 an gefesselt. Und dann dieser Cliffhanger! Band 3 verspricht überraschende Wendungen!

Bewertung vom 10.04.2016
Im Jahr des Affen
Luu, Que Du

Im Jahr des Affen


sehr gut

Quelle: Blog Buchstabenträumerei

Der Leser erlebt die Geschichte von Minh Thi, genannt Mini, einem Mädchen chinesischer Herkunft, die seit ihrer frühen Kindheit in Deutschland lebt. Ihr Vater flüchtete mit ihr auf einem Boot aus dem kommunistischen Vietnam. Nun, etwa 13 Jahre später, lebt Mini das Leben eines ganz normalen deutschen Teenagers. Für sie ist ihre Herkunft unbekannte und unbedeutende Geschichte. Ihr Vater hingegen ist noch stark verwurzelt mit seiner alten Heimat, für ihn bleibt Deutschland nach wie vor ein fremdes Land.

Von dieser Ungleichheit erzählt Que Lu Duu in ruhigen Tönen und sehr bedächtig. Es dauert, bis die Geschichte an Fahrt gewinnt. Dadurch war es für mich stellenweise etwas zu langatmig. Doch die Erzählweise passt zu den Charakteren – sie fühlen sich wie in einem Vakuum und weiß nicht so recht, wo sie hingehören und welcher der richtige Weg für sie ist.

Es war spannend zu erleben, wie erstaunlich groß die Kluft zwischen den Kulturen ist. Besonders deutlich wird dies mit der Ankunft von Onkel Wu. Er spricht von der Vergangenheit und lebt sehr traditionell. Über ihn kommen immer mehr Zusammenhänge zwischen den Charakteren ans Licht, so dass sich für Mini neue Welten auftun. Sie ermöglichen es ihr, sich selbst und auch das Leben von ihrem Vater in einem ganz neuen Licht zu betrachten. Das galt auch für mich: Je mehr Informationen ich als Leser erhielt, desto besser gefiel mir das Buch. Es ist eine Reise in eine vergangene Zeit und gleichzeitig angesichts der heutigen Flüchtlingssituation höchst aktuell.

Die Erlebnisse von Mini und ihrem Vater beruhen vermutlich zu großen Teilen auf wahren Begebenheiten. Es gibt viele Parallelen zum eigenen Leben der Autorin. Auch die Eltern von Que Lu Duu flohen aus Vietnam, lebten ein Jahr in einem Flüchtlingslager und betrieben – ebenso wie Mini’s Vater – ein Restaurant.

Schreibstil

Es ist kein bequemes Buch. Weder was die Geschichte angeht, noch den Schreibstil. Nüchtern und wenig emotional wird das Leben von Mini und ihrem Vater geschildert. Als Leser bleibt ständig das nagende Gefühl, es fehle etwas. Eine Empfindung, die durchaus den Gefühlen der Protagonisten entspricht und stets unausgesprochen im Raum hängt. So hat zum Beispiel der Vater außer seinem Restaurant nichts in Deutschland, keine Freunde und keine Familienmitglieder. Noch nicht einmal die deutsche Sprache beherrscht er gut.

Überhaupt nimmt die Sprache einen hohen Stellenwert im Buch ein, das gefiel mir sehr gut. Da haben wir zum Beispiel Mini, die kaum Chinesisch spricht, sowie ihren Vater, der kaum Deutsch spricht. Man erlebt also eine Familie, die auf mehreren Ebenen nicht richtig miteinander kommunizieren kann. Häufig werden über den Vergleich zwischen deutschen und chinesischen Ausdrücken und Wörtern auch grundsätzliche Unterschiede zwischen den Kulturen aufgezeigt. Die Sprache wird also zum Mittel, dass das Anderssein enorm stark – im wahrsten Sinne – in Worte fasst.

Charaktere

Mit der Protagonisitin Mini hatte ich im ersten Teil des Buches so meine liebe Mühe. Sympathisch war sie mir nicht. Sie wirkte auf mich zu häufig naiv, egoistisch und teilweise regelrecht herzlos gegenüber ihren Freundinnen. Auch gegenüber ihrem Schwarm Bela ist sie unangenehm direkt. Im weiteren Verlauf des Buches konnte ich Mini jedoch besser verstehen, denn so wie sie ist, passt sie zur Geschichte. So und nicht anders darf ihr Charakter sein, um die Geschichte erzählen zu können.

Fazit

“Im Jahr des Affen” ist ein stilles Buch, das zum Denken anregt. Der Leser erlebt, wie ein Mädchen sich mit seiner Herkunft auseinandersetzt und schlussendlich mit sich selbst ins Reine kommt. Der Schreibstil mag zwar für den einen oder anderen eine Herausforderung sein, doch lässt man sich darauf ein, erfährt man viel von einer äußerst interessanten und bedrückenden Vergangenheit.

Bewertung vom 06.04.2016
Maybe Someday
Hoover, Colleen

Maybe Someday


ausgezeichnet

Quelle: Blog Buchstabenträumerei

“Ich drücke auf Senden und beobachte, wie er die Nachricht liest. Er lacht, und das irritiert mich. Vor allem, weil sein Lächeln so…lächelig ist.” (Seite 30)

In diesem Buch dreht sich alles um Musik und die ganz großen Gefühle. Und ich war süchtig ab Seite 1. Es ist mir ein Rätsel, wie Colleen Hoover das immer wieder – bis auf eine Ausnahme bisher – schafft. Ist es der humorvolle Schreibstil? Sind es die sympathischen Charaktere? Ist es diese spezielle Mischung aus beinahe schon kitschigem Herzschmerz und lebensnaher, bisweilen auch ernster Story? Wahrscheinlich von allem etwas.

Mich überzeugte “Maybe Someday” zumindest vom Fleck weg, wenn auch das Ende selbst für meinen Geschmack etwas zu sehr in Gefühlsduselei ausartete. Folgenden Vergleich vermerkte ich in meinen Notizen: “ein Buch wie Zartbitter-Schokoeis mit Karamellsoße”. Super lecker, aber am Ende einfach eine Spur zu süß.

Der Anfang war wohlig-sehnsuchtsvoll und gleichzeitig brach ich immer wieder in Lachen aus. Die ideale Kombination, wie ich finde. Die Story empfand ich weitestgehend als realistisch und nachvollziehbar. [Achtung, kleiner Spoiler im folgenden Satz.] Allerdings ist mir schleierhaft, wie Ridge, ein von Geburt an gehörloser Mann, ein derart musikalisches Talent besitzen kann. Hier wurde die Glaubwürdigkeit ein wenig überstrapaziert. Doch es erfüllt seinen Zweck: Denn was transportiert Gefühle ganz hervorragend? Natürlich Musik. Dadurch entsteht im Buch eine schöne Wechselwirkung, denn einerseits entsteht der Kontakt zwischen Ridge und Sydney über Musik, während parallel die Gefühle wachsen. Eine wunderschöne Kombination.

Schreibstil

“Ich drehe mich wieder um und sehe die beiden an, die beiden Hälften meines Herzens, eng zusammengekuschelt auf einem Lager der Ironie.” (Seite 271)

Bezeichnend für Colleen Hoover ist die amüsante und herzliche Sprache. Ihre Romane lassen sich mit enormer Leichtigkeit lesen. Sie schreibt sehr unverblümt und nimmt kein Blatt vor den Mund. Das mag ich sehr. In diesem Roman kam hinzu, dass ein Großteil der Kommunikation per Kurznachrichten, Chat oder Zeichen, Gesten und Mimik stattfindet. Ein spannendes Stilelement.

Auf den letzten 100 Seiten wiegt allerdings die melancholisch-gefühlvolle Bildsprache etwas zu schwer und verdrängt dadurch leider die Natürlichkeit. Ich hatte das Gefühl, als würde ich – um bei meinem ersten Bild zu bleiben – in Karamellsoße baden.

Charaktere

“Beruhige dich, Herz. Bitte. Ridge hat übersinnliche Fähigkeiten und wird durch die Vibration der Matratze spüren, wie du schlägst.” (Seite 127)

Hoover schafft es einfach, ihre Charaktere absolut liebenswert und authentisch zu entwerfen – das gilt sowohl für Ridge und Sydney, als auch für die Nebencharaktere. Alle sind angenehm reif, erwachsen und vernünftig und obwohl wir Zeuge großer Gefühle werden, blicken sie nie durch die sprichwörtliche rosarote Brille. Stattdessen gehen Ridge und Sydney äußerst ernsthaft und reflektiert mit ihren Gefühlen um. Das hat mich enorm angesprochen. Was mich störte war, dass Ridge ab und an einfach zu perfekt war. Manchmal wünschte ich mir etwas mehr – verzeiht diesen Bezug – Hardin in ihm. Ihr wisst was ich meine. Es war mir schleierhaft, wie ein Mann so gefühlvoll sein kann.

Bei den Nebencharakteren stach in meinen Augen insbesondere Warren hervor. Er gefiel mir außerordentlich und uneingeschränkt gut. Sein wahrer Charakter bleibt anfangs im Verborgenen und zeigt sich erst später vollständig – das war eine schöne Überraschung.

Fazit

Colleen Hoover kann es halt. Wenn es um große Gefühle und Sehnsucht sowie besondere Umstände geht, die eben jene Gefühle unmöglich machen, zählt sie einfach zu den Meistern. Dabei verliert sie nie den Humor aus den Augen und erweckt Charaktere zum Leben, die einem sofort nahestehen. Dieses Buch empfehle ich jedem, der gute Liebesgeschichten mag.

Bewertung vom 29.03.2016
Aurora Sea
Stenglein, Nadine

Aurora Sea


gut

Quelle: Blog Buchstabenträumerei

Ich mag ja geheimnisvolle Nachrichten, ungeklärte Unglücksfälle, auf mysteriöse Weise verschwundene Menschen und fantasievolle Welten. Sehr. Zudem reizten mich am Buch das ungewöhnliche Thema und der Handlungsort Sylt. Wie oft reist man in Fantasy Romanen in fiktive Länder oder in die USA. Umso erfrischender fand ich Sylt, auch wenn ich noch nie dort gewesen bin. Die Insel als Ort des Geschehens hat mich mich direkt angesprochen und neugierig gemacht.

Die Story insgesamt empfand ich zwar stellenweise etwas zu gerafft, sie war aber dennoch reich an überraschenden Momenten und interessanten Ideen. Man merkt, dass sich die Autorin viele Gedanken über ihre Meereswesen, die Avarthos, und ihr Leben unter Wasser gemacht hat. Das Buch hätte ruhig noch um einige Seiten reicher sein können, um die Avarthos und auch das Kennenlernen von Jamie und Emma detaillierter auszuarbeiten. Beide verbindet von Anfang an eine tiefe Liebe und gegenseitiges Vertrauen. Nach so kurzer Zeit empfand ich das als etwas zu unbegründet und abrupt. Ich hätte nur zu gerne noch mehr darüber erfahren und mehr Augenblicke des Kennenlernens erlebt.

Was mir an der Geschichte sehr gefiel, war die wissenschaftliche Note, die gegen Mitte hinzukommt. Sie verleiht “Aurora Sea” mehr Tiefe und brachte auf angenehme Weise die Realität ins Spiel. Darüber hinaus bleibt es von Anfang bis zum Ende spannend und man will einfach wissen, wie es weitergeht.

Schreibstil

Die Spannung entsteht insbesondere durch die kurzen Sätze, die der Handlung eine schnelle Taktung vorgeben. Das Tempo bleibt zu jeder Zeit hoch und wir rasen förmlich mit Emma gemeinsam durch die Abenteuer. Eine schöne Ergänzung dazu sind kleine Auszeiten, die sich durch eine feine Poesie und genaue Beobachtungen bemerkbar machen. Gestört hat mich ab und an nur die meines Erachtens nach nicht ganz altersgemäße Ausdrucksweise der Charaktere.

Charaktere

Die beiden Charaktere Emma und Jamie gefielen mir auf Anhieb ausgesprochen gut. Emma setzt sich durch, ist nicht weinerlich, sondern ziemlich patent und mutig. Gleichzeitig zeigt sie sich sensibel und liebevoll. Jamie, so wenig man auch über ihn erfährt, ist ein starker Charakter und macht einen sehr sympathischen Eindruck. Es wirkt keineswegs so, als sei er nur eine Randfigur. Hier hätte ich durchaus nichts gegen ein wenig mehr Hintergrundinformationen einzuwenden gehabt.

Die übrigen Inselbewohner bleiben etwas vage umrissen, wenngleich beispielsweise Mel, die Freundin von Emma, und Emmas Tante Tilly viel Raum einnehmen. Das empfand ich jedoch nicht weiter tragisch, da im Zentrum der Geschichte Emma, Jamie und die Avarthos stehen.

Fazit

“Aurora Sea” ist ein spannendes und herrlich fantastisches Buch. Mich persönlich störte ein wenig die sich zu rasch entwickelnde Liebesgeschichte und die recht knapp gehaltenen Hintergrundinformationen. Doch: das Thema ist sehr interessant und das Eintauchen in die See lohnt sich auf jeden Fall!

Bewertung vom 23.03.2016
Tage mit Leuchtkäfern
Hagen, Zoe

Tage mit Leuchtkäfern


ausgezeichnet

“Tage mit Leuchtkäfern” ist ein dünnes Werk in Form eines Tagebuchs. Einige Seiten sind nur halb beschrieben. Es lässt sich rasch lesen. Doch es ist nicht zu unterschätzen, denn in jedem Satz steckt die geballte Kraft von Emotionen – mal mit Mühe zurückgehalten, mal regelrecht herausgeschrien.

Gandhi, so wird die Protagonistin von ihren Freunden getauft, schreibt an Gott. Nicht unbedingt an den Gott, den wir aus der Bibel kennen. Vielmehr steht Gott für sie für die Kraft, die alles zusammenhält. In ihren Einträgen driftet Gandhi immer wieder in Erinnerungen ab, von denen sie bruchstückhaft erzählt. Der Leser hüpft wie auf einem Puzzle von einem Puzzleteil zum nächsten, erlebt Fragmente ihres Lebens und baut sich daraus ein Bild. Das Spannende daran ist, dass jeder es sich wahrscheinlich etwas anders zusammenbauen wird.

Mich hat vor allem überrascht, dass dieses dünne Buch von einer noch dazu so jungen Autorin schon auf 20 Seiten mehr Tiefgang hat, als so manche andere Bücher auf 200 Seiten nicht. Wir begleiten Gandhi ein dreiviertel Jahr ihres Lebens mit der Krankheit. Über den Beginn und vor allem die Ursache der Krankheit erfahren wir wenig – sie ist einfach da. Schwerpunkte bilden das Verhältnis zu ihrer Mutter und natürlich zu ihren neuen Freunde.

Durch Zufall lernt sie Fred kennen, der sie spontan zu sich nach Hause einlädt. Diese Wohnung und seine Freunde werden schnell zu Gandhis Refugium, zu einem Strohhalm, der sie über Wasser hält. Die Freunde geben sich gegenseitig Halt. Es ist eine beinahe zu perfekte Traumwelt, was jedoch zur Stimmung des Buches passt. Denn wir rücken in der Erzählung von der “realen Welt” ab und begeben uns in die Sicherheit dieser neuen Welt, in der alles in Ordnung ist.

“Tage mit Leuchtkäfern” birgt keine Überraschungen, die Geschichte empfand ich als vorhersehbar. Das ist jedoch einerlei. Das Erlebte von Gandhi und ihren Freunden ist gleichzeitig traurig und hoffnungsvoll. Lässt man sich darauf ein, kann man jedoch nachspüren wie es ist, ständig Angst zu haben.

Die Tagebuchform erlaubt einen ganz intimen Einblick in die komplizierte und wankelmütige Psyche von Gandhi. Zoe Hagen wählt für ihre Protagonistin offene Worte und beschreibt ganz rundheraus wie es ist, an Bulimie zu leiden. Dabei schafft sie es, mit wenigen Worten treffend die belastende Gefühlsspirale, in der Gandhi gefangen ist, zu beschreiben.

Was mir sehr gut gefallen hat, sind die vielen Momente des Innehaltens. Zoe Hagen konzentriert sich auf die kurzweiligen Momente und erzielt mit kleinen Sätzen große Wirkung.

Die Freunde Noah, Fred, Amira, Lynn und Fabien halten zusammen. Sie stützen sich gegenseitig und helfen auch Gandhi. Sie alle haben Dinge erlebt, die dazu führten, dass sie sich das Leben nehmen wollten. Nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen? – sind sie äußerst humorvoll, liebevoll, durchgeknallt und lebensfroh und versuchen, ihre Last zu tragen.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich, allerdings sind nicht alle detailliert herausgearbeitet. Noah, der Poet, und Fred, mit seinem Liebeskummer, stechen aus der Masse besonders hervor. Den besten Bezug hatte ich zu Noah, der mich zudem an Neil aus “Der Club der toten Dichter” erinnerte – eine Figur, die ebenso philosophisch, sensibel und konsequent ist.

Die Freunde sind für die Geschichte jedoch am ehesten als Gesamtheit zu betrachten. Eine Gemeinschaft, die etwas Flüchtiges und Weltfernes an sich hat. Sie gibt Gandhi Halt und ist für sie da, solange es notwendig ist.

Bücher über Bulimie sind wichtig, da sie über diese ernste Krankheit aufklären. Dieses Buch aber ist meines Erachtens besonders wichtig, da es vor allem den Gefühlszustand einer betroffenen Person mal sensibel, mal sachlich, düster und hoffnungsvoll – also in all seinen Facetten – beschreibt. Dabei findet Zoe Hagen berührende und aufrichtige Worte, ohne Kitsch, aber voller magischer Momente.

Bewertung vom 20.03.2016
Coherent
Newman, Laura

Coherent


ausgezeichnet

Quelle: Buchblog Buchstabenträumerei

Den Anfang empfand ich etwas abrupt und hektisch. Kaum hat der Leser Sophie kennengelernt und mehr über einen kürzlich erlittenen Schicksalsschlag erfahren, schon reist sie im Rahmen eines Schüleraustausches nach Frankreich. Dort lebt sie bei Gasteltern, die sich nie blicken lassen, und stößt – im wahrsten Sinne des Wortes – auf Jean. Und schon nimmt die Geschichte um das Geheimnis ihrer besonderen Fähigkeiten ihren Lauf. Diese schnelle Entwicklung gefiel mir nicht ganz so gut, doch das war angesichts des interessanten Themas nicht allzu schlimm. Die Neugier hatte mich bereits gepackt und ich wollte wissen, was das für Fähigkeiten sind und vor allem, warum Sophie online sein und mit Handy, Smartphone und anderen technischen Geräten kommunizieren kann.

Die Idee der Autorin Laura Newman fand ich ungemein spannend und zeitgemaß. Wer weiß, vielleicht wird bereits irgendwo auf der Welt in diesem Moment an Methoden gearbeitet, wie der Mensch ohne technische Hilfsmittel laufend online sein kann. Durch Implantate oder irgendwelche Neurotransmitter. In “Coherent” bleibt diese Frage lange offen und bietet dem Leser viel Raum für Spekulationen. Geheime Forschungen? Verschwörungen der Regierung? Ich fragte mich ständig, was wohl dahintersteckt und wo das noch hinführt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich hoffnungslos verloren war, sobald von Proxyservern und Ähnlichem die Rede war. Damit kenne ich mich schlicht gar nicht aus. Für mehr technikaffine Menschen stelle ich mir die Lektüre allerdings ziemlich anregend vor.

Neben der geballten Action kamen aber auch die kleinen, feinen Details nicht zu kurz. Einige davon haben mir sehr gut gefallen: So mag Sophie zum Beispiel eines meiner Lieblingslieder, “Hallelujah” von Jeff Buckley, und Sophie’s Tante fährt ein Auto, wie Lorelai von den Gilmore Girls. Ein weiteres absolutes Highlight war, dass ein Freund von Jean das von mir innig geliebte “I want to believe”-Poster von Mulder an der Wand hängen hat. Alles kleine Elemente, die der Story viel Wärme verleihen.

Mir haben Tonalität und Schreibstil von Laura Newman ungemein gut gefallen. Was aber vor allem herausstach, waren die herrlichen Beschreibungen von Frankreich – ich habe regelrecht Fernweh bekommen. Die Autorin selbst verbindet sehr viel mit Frankreich und diese Liebe zum Land spürte ich in den Zeilen. “Coherent” zu lesen war wie eine kleine Reise.

Das Buch ist in drei Teile unterteilt und gleicht damit einem klassischen Drama in drei Akten. In Teil Eins erhält der Leser alle notwendigen Information über die Voraussetzungen, in Teil Zwei spitzt sich der Konflikt bis zum Höhepunkt zu und in Teil Drei folgt dann die Lösung – oder eben die Katastrophe. Welches von beidem hier der Fall ist, verrate ich natürlich nicht. Erzählt wird aus der Sicht von Sophie, Jean und einem Agenten, Lamar Bishop.

Gegenüber Jean hatte ich anfangs ein wenig Vorurteile. Er entsprach so sehr dem Klischee vom gutaussehenden, ein wenig prolligen Franzosen, dass ich ihn nicht Ernst nehmen konnte. Doch es steckte mehr in ihm und ich wurde positiv überrascht. Sein Charakter hat sehr viel Tiefgang und mehr zu bieten, als man im ersten Moment erwarten mag. Sophie wirkte im Vergleich etwas schlichter auf mich – sie ist eher das “Opfer”. Clever und aufgeweckt, aber in meinen Augen nicht ganz so facettenreich.

Jean und Sophie zusammen bilden ein angenehmes Paar. Es war schön zu erleben, wie sich die Freundschaft zwischen beiden entwickelt und daraus langsam Liebe wird.

Ein Mensch, der immer online sein kann – ganz ohne technisches Hilfsmittel. Damit hat Laura Newman ein äußerst spannendes Thema aufgegriffen und gelungen zum Leben erweckt. “Coherent” ist ein aufregender Fiction-Thriller mit sympathischen Charakteren und einem überraschenden und dramatischen Ende.

Bewertung vom 01.03.2016
Elfensteine / Die Shannara-Chroniken Bd.2
Brooks, Terry

Elfensteine / Die Shannara-Chroniken Bd.2


ausgezeichnet

Druiden, Elfen, Trolle – als erstes fiel mir beim Lesen auf, wie sehr mir Fantasy gefehlt hatte. Noch dazu in diesem ganz besonderen Stil, der mich an Autoren wie Tad Williams oder natürlich J.R.R. Tolkien erinnerte. In “Die Shannara Chroniken” wird eine ganz neue Erdgeschichte erzählt. Voller Kriege, Bedrohungen und aussterbenden Arten – ich fühlte mich wie in einer Geschichtsstunde. Der Leser wird in eine ihm unbekannte, teils märchenhafte Welt entführt. Ich habe das sehr genossen. Und vor allem sind angesichts dieser Ausschweifungen die über 700 Seiten mehr als gerechtfertigt.

Die Handlung war von Anfang an spannend, trotz der Länge nie langweilig, und atmosphärisch dicht: Das Leben der Elfen in Arborlon, das Sterben des Ellcrys, die Ankunft von Allanon, das Zusammentreffen von Wil, Amberle und Eretria. Man begibt sich gemeinsam mit ihnen auf die lange Reise und wird Teil dieser Welt, verwächst regelrecht mit ihr. Denn Terry Brooks beschreibt das Land und seine Charaktere äußerst ausführlich. Bei den Schlachtszenen wurde es mir ein wenig zu viel des Guten, doch da ich damit gerechnet hatte, störte es kaum.

Nach der Hälfte des Buches konnte ich es förmlich nicht mehr aus der Hand legen. Ich blätterte fieberhaft, um endlich zu erfahren, wie alles enden würde. So mitgerissen hat mich lange keine Fantasy-Geschichte mehr.

Terry Brooks wählte einen auktorialen Erzähler. Das empfand ich als sehr angenehm, da so keiner der Charaktere in den Vordergrund gestellt wurde. Ich konnte alle gleichwertig betrachten und mich ganz unbeeinflusst auf sie einlassen. Den Autor zeichnet eine ganz besondere Art des Erzählens aus, die mich an eine frühe Reihe von Tad Williams erinnert. (Der eine oder andere wird vielleicht von “Der Drachenbeinthron” gehört haben.)

Er verwendet eine wundervolle Sprache, die im ersten Moment altmodisch wirken kann, dann aber äußerst ergreifend ist. Brooks erzählt seine Geschichte auf sehr liebevolle, geduldige Art. Mir kam unentwegt ein Wort in den Sinn: wertschätzend. Jedes Wort drückt aus, wie wichtig ihm seine Geschichte ist, wie viele Gedanken er darauf verwendet hat. Das zeigen beispielsweise die detaillierten Beschreibungen und Erklärungen, die pompös, episch und poetisch anmuten.

Was mir am Schreibstil jedoch am allermeisten gefiel, war die Langsamkeit. Nach Büchern, in denen sich die Ereignisse überschlugen und kein Platz für unnötige Worte ist, war das eine Wohltat. Terry Brooks lässt sich einfach Zeit. Auch hier kam mir wieder ein Wort in den Sinn: Entschleunigung. Wer sie sucht, soll dieses Buch lesen.

Neben den detaillierten Landschaftsbeschreibungen kommen die Beschreibungen der Charaktere natürlich auch nicht zu kurz. Es fühlte sich an wie ein echtes Kennenlernen, bei dem man den Gegenüber erst nach einer Weile gut einschätzen kann. Es dauerte daher auch bis zur Hälfte des Buches, bis ich mit den Protagonisten Wil, Amberle, Andor und Allanon mitfühlte. Das war aber nicht schlimm, denn der Weg dahin war so reich an Beobachtungen und Erlebnissen, dass ich davon vollkommen gefangen genommen war.

Von den Protagonisten gefielen mir Andor und Wil am besten. Auch Stee Jans – ein Charakter, der erst spät Teil der Geschichte wird – stach aus der Masse hervor. Bei Amberle fehlte mir leider ein wenig die Kontur. Das war schade, denn sie erfüllt so eine wichtige Rolle. Die anderen glichen das jedoch vollkommen aus. Insbesondere der herrliche und unaufdringliche Humor von Wil und die Ruhe und Besonnenheit von Andor sprachen mich an.

Aufmerksam auf das Buch wurde ich erst, nachdem ich die ersten beiden Folgen der kürzlich gestarteten Fernsehserie gesehen hatte. Und wie froh ich bin, das Buch nun zuerst gelesen zu haben! Es ist so reich an Ideen, an Fantasie und tollen Charakteren, dass die Serie da einfach nicht heranreichen kann. Soll sie ja auch gar nicht. Doch ich empfehle jedem der Fantasy mag – ob er nun die Serie kennt oder nicht – dieses Buch zu lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2016
Das Spiel der Wünsche
Lehrman, Maggie

Das Spiel der Wünsche


sehr gut

(Quelle: https://buchstabentraeumerei.wordpress.com/2016/02/20/rezension-das-spiel-der-wuensche-von-maggie-lehrman/)

Den Einstieg machte mir Maggie Lehrman nicht ganz so leicht. Häufige Perspektivwechsel zwischen mehreren Charakteren und Zeitsprünge haben meine Aufmerksamkeit sehr gefordert. Auch die Existenz von sogenannten Hekamisten – Menschen, die der Zauberei mächtig sind – trug ihren Teil dazu bei. Doch ist diese erste kleine Hürde genommen, ist man mitten drin im Geschehen. Jeder Erzählstrang ist mit den anderen verstrickt und komplexe Zusammenhänge tun sich langsam auf.

Zu Beginn der Geschichte kauft sich Ari einen Zauber und bringt damit einen Stein ins Rollen, der einer Lawine gleich, viele andere in Bewegung setzt. Letztendlich gerät alles aus dem Gleichgewicht. Denn der Zauber ist allgegenwärtig und kann uneingeschränkt gekauft werden. Das können Schönheits- und Glückszauber sein, oder auch Erinnerungszauber. Es gibt nur einen Nachteil: Jeder Zauber hat seinen Preis.

Mich hat die Handlung sehr an das Verhältnis mancher Menschen zur Schönheitschirurgie erinnert. Oder an Bildbearbeitungssoftware wie Photoshop, mit der Stars sich gerne mal schöner oder dünner schummeln. Ganz nach dem Prinzip: Mir passt was nicht an mir, also ändere ich es künstlich. In diesem Sinne hat “Das Spiel der Wünsche” durchaus einen sehr aktuellen Bezug. Das Buch geht vielen Fragen nach, mit denen man sich auch über das Buch hinaus befassen möchte.

Das Werk von Maggie Lehrman zeigt was passiert, wenn man sich alles wünschen könnte. Sie deckt die Folgen auf, die niemand zuvor bedacht hatte. Das können sein: der Zerfall von Freundschaften, die Veränderung der Persönlichkeit und auch die neue Ausrichtung von Wertvorstellungen und Überzeugungen. Wo Zauber anfangs noch wie ein Hoffnungsspender scheint, verwandelt er sich schnell zur Bedrohung. Dieser Prozess wird ziemlich eindringlich geschildert.

Leider war die Geschichte meiner Ansicht nach zu stark auf das kurzsichtige Handeln und die Unbedarftheit der Charaktere ausgelegt. Denn keiner verschwendet auch nur einen Gedanken auf die Konsequenzen – darauf, wie es sein würde, wenn man das Gewünschte nicht mehr haben möchte. Auch das Ende hat mich etwas enttäuscht. Natürlich möchte ich nichts verraten, nur so viel: es war sehr spannend und wird der Geschichte gerecht, das Verhalten der Charaktere empfand ich aber nicht durchweg als plausibel.

Bei so vielen gleichermaßen wichtigen Charakteren ist es nicht leicht, sie in ihrer ganzen Bandbreite kennenzulernen. Der Leser muss sich mit einigen vagen Angaben zu deren Leben und Alltag begnügen. Demnach hat es für mich eine Weile gedauert, bis ich mir ein Bild von den Charakteren machen konnte.

Ari steht die im Mittelpunkt der Geschichte, um sie dreht sich alles, was passiert. Sie war mir allerdings überhaupt nicht sympathisch. Ebenso wenig Kay. Beide lassen sich zu leicht und unbesorgt von den Versprechungen der Zauberei verführen. Und vor allem Kay ist schrecklich selbstsüchtig. Bei ihnen fehlte mir das Rückgrat. Markos und Diana hingegen konnte ich anfangs überhaupt nicht richtig einsortieren – sie haben mich am Ende jedoch am stärksten positiv überrascht.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt, jeder hat seine ganz eigene Persönlichkeit. Das hat mir gut gefallen. Insgesamt frustrierte mich aber, dass sich so einige nicht ihren Gefühlen und den Tatsachen des Lebens stellen wollten und lieber auf einen Zauber auswichen. “Das Spiel der Wünsche” ist spannend erzählt und wirft viele interessante Fragen auf. Es ist ein unterhaltsames Buch und befasst sich vor allem mit einem unverbrauchten Thema.