Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
rewa
Wohnort: 
wien

Bewertungen

Insgesamt 348 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2021
Nanopark
Hermann, Uwe

Nanopark


ausgezeichnet

Nanopark- Deutschlands modernster Freizeitpark für Jung und Alt. Menschenmassen strömen dorthin um Abenteuer und Spaß in den verschiedenen Themenbereichen zu erleben. Der ehemalige Polizist Simon Klein und nunmehrige Ermittler einer Versicherungsgesellschaft hofft so rasch als möglich den Tod eines Nanopark Mitarbeiters aufklären zu können. Hanna Lehnhardt, als Programmiererin tätig, muss ihm dabei unterstützen. Beide sind sich nicht unbedingt sympathisch und jeder hofft, dass die Aufgabe bald erledigt ist. Was beide nicht ahnen ist, dass sich Terroristen unbemerkt im Nanopark befinden mit dem Ziel, tausende Menschen gefangen zu nehmen. Spätestens dann, als jede Kommunikation zu der Außenwelt zusammengebrochen ist merken Simon und Hanna, dass etwas nicht stimmt. Nur durch Glück gelingt es Simon zu fliehen, während Hanna von den Verbrechern gefangen wird. Ein blutiges Katz-und Mausspiel beginnt zwischen Simon und den Geiselnehmern, wo keiner mehr weiß, was im Nanopark Wirklichkeit oder virtuelle Illusionen sind.
Der Thriller ,, Nanopark“ von Uwe Hermann ist eine tolle und bildgewaltige Geschichte, wo ich während des Lesen nicht nur einmal Gänsehautgefühl verspürt habe. Die Idee dieses hypermodernen Freizeitparks, wo es verschiedene Themenbereiche gibt, haben mir gut gefallen. Egal ob es der Wilde Westen war, wo es zu spannenden Verfolgungsjagden gekommen ist oder ob die Besucher eine Dschungelsafari miterleben konnten, jeder Bereich war ein Erlebnis. Die Idee, dass winzige Nanoroboter den Menschen vorgaukeln können, dass sie Hitze verspüren, obwohl keine Flamme da ist, oder dass die Besucher aus 98 verschiedenen Eissorten auswählen können, obwohl jeder das gleich isst, haben mich fasziniert. Das Eintauchen in eine virtuelle Welt, wo die Menschen in Panik vor den Löwen flüchten, obwohl gar keine vorhanden sind, war wirklich spannend und auch beängstigend. Der Autor hat sehr spannend beschrieben, wie diese Nanoroboter alle Sinne der Menschen beeinflussen können. Die Protagonisten weisen eine große Bandbreite an Charakteren auf. Angefangen von sympathisch bis hilfsbereit, über hinterhältig und berechnend, bis zu brutal und herzlos. Die Umsetzung der Idee, dass in dem Freizeitpark, der alle technischen Stückchen spielt, wo Menschen nicht mehr unterscheiden können, was real und was Fantasie ist, bis hin zu den spannenden Verfolgungsjagden zwischen den Guten und den Bösen, ist Uwe Hermann sehr glaubhaft gelungen und er hat mich damit in den Bann gezogen, wo es so schnell kein Entkommen gibt.
Am Ende findet man eine Personenbeschreibung, sowie die Beschreibung des Nanoparks mit seinen verschiedenen Themenbereichen.
Ein rund um gelungener Roman der Spannung, technische Spielereien, Humor und Emotionen verbindet. Ein Eintauchen in eine virtuelle Welt, die vielleicht sogar einmal Wirklichkeit werden kann.

Bewertung vom 30.10.2021
Die Walin
Mahlow, Christian

Die Walin


ausgezeichnet

Der namenlose ICH- Erzähler ist überrascht, als eines Tages ein Wal in seinem Wohnzimmer liegt und er ist sich sicher, dass es ,,seine“ Walin ist, die er jeden Sonntag im Ozeanarium besucht. Da sie ihn bei seinem letzten Besuch so traurig angesehen hat, hat er ihr versprochen ihr zu helfen und das tut er jetzt, mit all seinen Konsequenzen.
Die Geschichte ,,Die Walin“ von Christian Mahlow ist eine wunderschöne und berührende Parabel, die den unmöglich gewinnenden Kampf eines Mannes zeigt, dessen einziges Ziel ist, seiner geliebten Walin zu helfen. Obwohl man als Leser weiß, dass es diese Situation gar nicht geben kann, fiebert man von Beginn weg mit. Es ist so berührend zu lesen welche Strapazen er auf sich nimmt, damit sie überleben kann. Sein aussichtsloser Kampf tut richtig weh und ich habe ständig mitgelitten und sogar auch gehofft, dass er es doch irgendwie schaffen möge sie zu retten.
Der Autor hat in diesen 128 Seiten so viel an Liebe, Hoffnung, Verzweiflung und auch Selbsterkenntnis gelegt, sodass man als Leser beinahe auf jeder Seite die Gefühle und Gedanken des Mannes spüren konnte.
Das Cover und die Illustrationen in dem Roman stammen von Joelle Vanderbeke, der die Beziehung zwischen dem Mann und der Walin wunderbar dargestellt hat. ,, Die Walin“ weist kafkaeske Züge auf, wo man sich vielleicht unsicher ist, ob so eine skurrile Geschichte für einem selbst passend ist. Diese ist es ganz bestimmt. Der Autor schafft es mit einem wunderbar leichten, aber intensiven Schreibstil alle Emotionen des Mannes einzufangen und als Leser würde man alles daran setzen, dass es ihm gelingen möge, seine Walin zu retten.
Die Einsamkeit des Mannes und sein selbst strukturiertes Leben sind wohl der Auslöser für den Wunsch jemanden zu helfen, zu lieben und auch wenn nötig vor der großen weiten Welt zu retten, selbst wenn es für ihn einen ,, Point of no Return “ gibt.

Bewertung vom 30.10.2021
Die tristen Tage von Coney Island
Crane, Stephen

Die tristen Tage von Coney Island


sehr gut

In dem Buch ,, Die tristen Tage von Coney Island“ findet man 13 Geschichten des mit nur 28 Jahren verstorbenen amerikanischen Autors Stephen Crane, der darin humorvolle, skurrile, aber auch emotionale und berührende Geschichten geschrieben hat. Er war Journalist und Kriegsberichterstatter und deshalb findet man auch einige Erzählungen, die vom Krieg und auch von ihm selbst erlebten Ereignissen berichten. Manche dieser Geschichten waren nicht unbedingt mein Fall, da sie wahrscheinlich nur für den Autor wichtig waren, obwohl es immer wieder Passagen gegeben hat, die wirklich gut erzählt waren und auch hinter die Kulissen, der damaligen schrecklichen Erlebnissen blicken ließen.
Es sind einige außergewöhnliche Geschichten dabei, die wirklich zu Herzen gegangen sind wie z.B ,, Männer im Sturm“ die vom harten Leben von Obdachlosen berichten, die verzweifelt Schutz vor der Kälte suchen. Da der Autor auch selbst unter Bettlern auf der Straße gelebt hat, hat er diese besondere Stimmung der Männer sehr gut eingefangen. Das besondere daran war aber auch, dass man als Leser trotzdem Hoffnung und auch ein wenig an Humor bei dieser Geschichte finden konnte. Seine Erzählungen sind sehr bildhaft beschrieben und egal ob es berührende, humorvolle oder skurrile Geschichten sind merkt man, dass Stephen Crane ein guter Beobachter war und dass manche Geschichten, die bereits vor über 100 Jahren geschrieben worden sind umgelegt auf die heutige Zeit sogar aktuell sind. So findet man in der Geschichte ,, Das Feuer“ schaulustige Gaffer, die davon fasziniert sind, wie ein Haus brennt und die Feuerwehr versucht den Brand zu löschen.
Es sind viele abwechslungsreiche Geschichten, wo man bei manchen mit einem Augenzwinkern lesen sollte wie z.B. ,,Seefahrer wider Willen“ wo man nicht nur eine abgefahrene Geschichte bekommt, sondern auch witzige und auch zynische Dialoge.
Der Abschluss des Buches bildet ein ausführliches und sehr interessantes Nachwort, wo man den mir bisher unbekannten Autor um einiges besser kennen lernt und wo die Erklärung, wie eine Geschichte entstanden ist oder welche Intension er dabei gehabt hat, viele seiner Erzählungen in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Bewertung vom 23.10.2021
Engel über der Stadt
Kleinschmidt, Jonas

Engel über der Stadt


sehr gut

Für Johannes ist es ein furchtbarer Tag, als sein geliebter Opa verstirbt. Hals über Kopf flüchtet er mit einem gestohlenen Fahrrad aus dem Spital und ehe er weiß, was nun wirklich passiert ist landet er plötzlich im Jahr 1945. Seine Verwunderung ist groß, als ein gleichaltriger Junge namens Raf vor ihm steht der sein Großvater ist. Mit ihm erlebt er besondere Tage, nämlich die, von denen ihm sein Großvater mit Tränen in den Augen erzählt hat. Hautnah erlebt nun Johannes mit, wie britische Bomber die dänische Hauptstadt Kopenhagen angegriffen haben.
Der Roman ,,Engel über der Stadt“ ist ein berührender Jugendroman, indem der Autor Jonas Kleinschmidt auch die Erlebnisse seines eigenen Großvaters verarbeitet hat, der Zeuge des Bombenangriffes über Kopenhagen war.
Die Erzählweise ist eher einfach, aber schön und berührend geschrieben. Es ist eine fantasievolle Geschichte über Freundschaft, Verlust und Hoffnung. Es ist eine Zeitreise in die Vergangenheit, wo Johannes seine Vorfahren kennen lernt und deren Leben. Es war sehr schön beschrieben wie er liebevoll und herzlich als Fremder in Rafs Familien aufgenommen wurde. Auch wie Rafs Freunde ihn ohne Vorurteile in ihrer Mitte aufgenommen haben und ihn gleich akzeptiert haben. Es gibt aber nicht nur schöne Szenen sondern sehr wohl auch Momente die zu Herzen gehen. Besonders die Ereignisse rund um den Bombenangriff, bei dem aus Versehen eine Schule zu Schaden gekommen ist, war sehr berührend. Man hat dabei die Verzweiflung der Mütter gespürt, wenn sie nach ihren Kindern gesucht haben, die Angst der Menschen, ob es Verschüttete gibt und auch die Ungläubigkeit darüber, was soeben passiert ist.
Die Charaktere der beiden Jungs waren sehr sympathisch. Sie waren ehrlich, haben sich gleich verstanden und es war ein unsichtbares Band zu spüren, das sie verbindet.Es ist ein Roman der zeigt, dass man die Ereignisse von früher nie vergessen sollte, wo es unsagbares Leid und viele unschuldige Opfer dabei gegeben hat. Mit dem Ende kann man als Leser auch zufrieden sein, weil es für Johannes einen schönen Abschluss seiner Trauer gibt und er mit dem Tod seines Opas beruhigt abschließen kann.

Bewertung vom 14.10.2021
ELBTIER (MP3-Download)
Wollschlaeger, Nicole

ELBTIER (MP3-Download)


sehr gut

Kommissar Goldberg und seine beiden Kollegen Hauke Thomsen und Peter Brandt sind alles andere als begeistert, als zwei externe Ermittler sie auf Schritt und Tritt begleiten. Sie dürfen sich keine Fehler leisten und vor allem müssen sie sich ermittlungstechnisch immer an die Vorschriften halten, was ihnen natürlich nicht immer leicht fällt. Aber es gibt spannende Fälle zu lösen wie ein altes Skelett, das auf einem Baugrund auftaucht und viele Tiere, die plötzlich verschwinden. Dass noch dazu eine selbsternannte Bürgerwehr auftaucht macht es den Kommissaren auch nicht gerade leicht. Goldberg hat also wieder einmal alle Hände voll zu tun um die Fälle zu lösen, damit es nicht noch schlimmer wird.
In dem Roman ,,Elbtier“ von Nicole Wollschlaeger darf der Leser den sympathischen Kommissaren aus Kophusen bereits zum 6. Mal über die Schultern schauen. Wie gewohnt bekommt man eine bunte Mischung aus Spannung, menschlichen Tragödien und Humor geliefert. Der Roman lässt sich flüssig lesen, da die Autorin einen angenehmen Schreibstil hat. Die Geschichte ist dieses Mal recht emotional und der Mörder ist eher eine tragische Figur dabei. Es ist immer wieder schön zu lesen, wie sich die drei Kommissare mittlerweile gut kennen und selbst wenn sie sich zanken oder sich einen Spaß auf Kosten eines anderen machen, ist keiner wirklich böse auf den anderen. Die menschliche Komponente wird immer dabei groß geschrieben und es kann sich jeder auf den anderen verlassen. Humorvolle Szenen und teils bissige Dialoge lockern die Geschichte immer wieder auf. Der Roman verbindet zwei verschiedene Geschichten miteinander, die sich langsam aber sicher am Ende zusammenfügen. Ein paar zusätzliche Informationen über den Verbleib der externen Ermittler und ihren Bericht über die Kollegen hätte ich mir noch gewünscht, auch wie es nun mit dem Mörder weitergeht. Trotzdem war es wieder einmal ein Lesevergnügen und ich freue mich schon darauf, was im 7. Band passieren wird.

Bewertung vom 10.10.2021
Albwachen
Flarer, Christoph

Albwachen


weniger gut

Für Thomas enden seine Albträume nicht nach dem Aufwachen, sondern jetzt beginnen sie erst. Bereits als Kind verspürt er den Zwang seine seltsamen Träume wenn er munter ist wahr werden zu lassen. Im Laufe der Jahre werden diese Albträume immer verworrener und auch blutiger. Er spürt, dass er sein Leben wie bisher nicht mehr leben kann und er hat Angst davor was noch alles passieren wird, wenn er immer wieder den Drang nachgibt seine Träume detailgetreu nach stellen zu müssen.
Der Roman ,,Albwachen“ von Christoph Flarer ist nichts für schwache Nerven. Sein Protagonist Thomas wird auf eine abenteuerliche Reise zwischen Traum und Wirklichkeit geschickt. Die ,,Aufgaben“ die er dabei zu erledigen hat werden immer blutiger und auch brutaler. Für mich als Leser war es eine große Herausforderung in die Welt von Thomas ein zu tauchen. Der Autor überrascht dabei mit einer bildhaften und auch skurrilen Fantasie, wo man als Leser immer wieder Fragezeichen im Kopf hat, weil es nicht leicht ist der Handlung zu folgen. So verwirrend wie die Träume für Thomas sind, so verwirrend ist es immer wieder für den Leser zwischen Traum, Fantasie Vorstellungen und die Erfüllung der Aufgaben zu folgen. Es ist im Grunde bewundernswert, wie der Autor selbst noch den Überblick über seine Geschichte halten konnte. Der Wechsel zwischen Ereignissen, die bereits passiert sind und die Erfüllung dieser Albträume haben mich immer wieder überfordert. Es ist ein großer Szenenwechsel, der konstant bis zum Schluss anhält. Der Schreibstil ist ungewöhnlich und passt aber zu dem psychischen Erscheinungsbild des Protagonisten wenn er seine Gedanken mit oft nur einem Wort ausdrückt. Spannung ist durchaus in dem Roman enthalten und die Geschichte ist ungewöhnlich und auch beängstigend. Für mich persönlich war sie aber leider so verworren dass sie mich überfordert hat. Trotzdem ist dem Autor ein interessanter Roman gelungen, den ich so noch nie gelesen habe.

Bewertung vom 09.10.2021
Das lange Echo
Messner, Elena

Das lange Echo


gut

Der österreichisch- ungarische Offizier Milan Nemec, der seit 1916 im besetzten Belgrad stationiert ist erlebt sowohl Niederlage als auch Sieg im Ersten und Zweiten Weltkrieg hautnah mit. Viele menschliche Tragödien kommen dabei ans Tageslicht und Milan verzweifelt immer mehr an den Ereignissen und Erlebnissen die die Zeit während und nach den Kriegen mit sich bringt. Hundert Jahre später treffen die Direktorin des Wiener Heeresgeschichtlichen Museums und ihre Assistentin aufeinander und diskutieren heftig darüber was der Krieg mit den Menschen gemacht hat. Während die eine Uniformen, Medaillen.. aus dem Krieg stolz in ihrem Museum ausstellt übt die andere Kritik darüber, dass man sehr wohl eine moralische Verantwortung trägt und man über die damaligen Verbrechen auch heute noch reden muss und auch soll.
,,Das lange Echo“ ist der Debütroman von Elena Messner wo sie auf zwei Zeitebenen eine spannende und emotionale Geschichte beschriebt. Zuerst wird der Leser Zeuge davon, wie Milan Nemec sich selbst und die Sinnhaftigkeit eines Krieges in Frage stellt. Interessant sind dabei seine Gedanken, die ständig zwischen Wut, Verzweiflung und Verachtung hin und her wechseln. Im Laufe des Romans beginnt er aber selber zu erkennen, dass der Krieg, der zuerst von vielen noch verherrlicht wurde und für Propagandazwecke herhalten musste, nur Leid und Schmerz gebracht hat. Die Autorin zeigt dabei auch auf, dass es immer wieder zwei Seiten gibt, wie man den Krieg sehen und erleben kann. Wenn sich die Zivilbevölkerung gegen die Soldaten wehrt, sind sie selber schuld wenn sie misshandelt, vertrieben oder auch getötet werden, selbst wenn es Frauen und Kinder sind. In dem Roman gibt es einige Szenen die zeigen, dass es immer wieder Gewinner und Verlierer gibt wenn es darum geht für sich selbst den sichersten und einfachsten Weg zu gehen. In der Gegenwart angelangt entwickelt sich ein Streitgespräch zwischen der Direktorin und ihrer Assistentin, ob und wie das ,, Lange Echo“ der damaligen Ereignisse auch noch heute zu hören ist. Mir persönlich hat dabei der ,,einseitige“ Dialog der jungen Assistentin nicht gefallen, da war mir die Geschichte zu unpersönlich und die Ausdrucksweise dabei war mir zu respektlos ihrer Chefin gegenüber. Es ist ein Roman der nicht leicht zu lesen ist. Ich mag auch keine Schachtelsätze, die sich oft über eine halbe Seite gezogen haben. Es wurden geschichtliche Ereignisse eingebaut und auch tatsächliche Personen wie Rilke oder Roda Roda sind dabei erwähnt worden, wo viele von ihnen gar nicht am Krieg teilgenommen haben, aber in ihren Werken von schweren Entbehrungen berichtet haben. Es ist also ein Roman für den man sich Zeit nehmen muss und man nicht einfach nur drüber lesen kann. Selbst wenn viele Jahre vergangen sind ist es ein Thema, das auch heute noch aktuell ist und wo es gut ist, darüber zu reden. Die Kapitelüberschriften bestehen immer nur aus einem Wort, die aber zum Schluss einen schönen Satz bilden ,, WARUM WIR UNS AN NICHTS ERINNERN SOLLEN ES ABER DENNOCH TUN MÜSSEN “.

Bewertung vom 26.09.2021
Liebe / Liebe
Pelny, Marlen

Liebe / Liebe


ausgezeichnet

Sascha erlebt ihre Kindheit als trostlos. Ihre Mutter beachtet sie kaum und ihr Vater schenkt ihr seine besondere Zuneigung, die sie aber nicht möchte. Erst als sie mit 12 Jahren zu ihrem Großvater gebracht wird erlebt Sascha das erste Mal in ihrem Leben was es heißt herzlich aufgenommen zu werden. Ihre Freundschaft zu Charlie, die offenbar so wie sie schon schmerzhafte Erfahrungen in ihrem Leben gemacht hat und die aus dem Tierheim geholte Hündin Rosa, schenken ihr in den kommenden Jahren neuen Lebensmut. Aber es gibt immer noch ihren Vater, der mit ,,besonderen“ Geschenken ihr zum Geburtstag stets eine Freude machen will. Die Schatten der Vergangenheit verfolgen Sascha deshalb immer wieder und keiner weiß, ob oder wie sie diese jemals vertreiben kann.
Wenn man den Titel ,, Liebe/ Liebe“ liest, kann man sich im Grunde gar nichts darunter vorstellen. Wenn man aber dann den bewegenden und erschütternden Roman von Marlen Pelny gelesen hat, dann hat man sehr gut eine Vorstellung davon, was die Autorin damit aussagen wollte. Die ICH Erzählerin Sascha entführt den Leser in ihre traumatische Kindheit, wo die berührenden Gedanken von ihr sehr intensiv rüber kommen. Die Autorin hat dabei einen bildgewaltigen Schreibstil, wo man als Leser nicht nur einmal schlucken muss und Wut und auch Trauer dabei verspürt. Die Mutter wird dabei extrem gleichgültig gegenüber ihrer Tochter beschrieben, so als ob diese für sie gar nicht existieren würde. Die Hilflosigkeit und Verzweiflung von Sascha ist dabei in jeder Zeile zu spüren. Dann gibt es noch den Vater, der zwar nur am Rande erwähnt wird, dafür aber eine tragende Rolle im Leben seiner Tochter spielt. Dabei hat die Autorin extra eine Triggerwarnung ausgegeben, weil es in dem Roman um sexuelle Gewalt, Kindesmissbrauch und auch Selbstverletzung kommt.
Aber es gibt auch einen Hoffnungsschimmer in dem Roman, wo Sascha ein neues Leben bei ihrem Großvater beginnen kann. Hier hat Marlen Pelny sehr schön die andere Art von Liebe beschrieben, die Sascha nun kennen lernen durfte. Endlich hat Sascha die Möglichkeit bekommen, ein selbst bestimmtes Leben führen zu können, obwohl die Vergangenheit sie immer wieder verfolgt. Aber sie ist eine Kämpferin und hat nun Menschen um sich, die sich ehrlich für sie und ihre Bedürfnisse interessieren. Ein emotionaler und unter die Haut gehender Roman, den die Autorin mit einer starken und wunderschönen Ausdrucksweise toll rüber gebracht hat.

Bewertung vom 19.09.2021
Wenn die Stille schreit
Klementovic, Roman

Wenn die Stille schreit


ausgezeichnet

Tim möchte so schnell als möglich nach Hause zu seiner Frau Natalie da er weiß, dass sie sich schon Sorgen um ihn macht, weil ein gewaltiger Schneesturm über das Land zieht. Es ist kurz vor Mitternacht, als er endlich bei seinem Landhaus ankommt. Obwohl seine Frau auf ihn warten wollte und er noch kurz vor seiner Ankunft mit ihr telefoniert hat, ist im Haus alles finster und von Natalie fehlt jede Spur. Ungeachtet der Tatsache, dass sich zwei entflohene Mörder in der Gegend befinden beschließt Tim sich auf die Suche nach seiner Frau zu machen.
Der Kurzthriller ,, Wenn die Stille schreit“, ist mit seinen 123 Seiten spannender, als so manch längerer Roman. Der Autor Roman Klementovic schafft es eine geballte Ladung an Spannung und Nervenkitzel auf wenigen Seiten so zu komprimieren, dass man als Leser einfach weiter lesen muss. Seite für Seite wird man in einen Sog hineingezogen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Man spürt die Nervosität von Tim, wenn er in das leere und finstere Haus hineinkommt und nirgends eine Spur von seiner Frau zu sehen ist. Man schreckt genauso zurück, wenn plötzlich ein unbekanntes Geräusch auftaucht und man fragt sich ebenso entsetzt, wer denn nun die fremden Personen im Nachbarhaus sind, wo eigentlich Tims Nichte und ihr Mann leben sollten. Geschickt legt der Autor Spuren aus, die dann doch ins Leere laufen und vor allem endet die Geschichte nicht so, wie man vielleicht vermuten würde. Man findet nicht nur Spannung in dem Roman, sondern auch eine emotionale und tragische Hintergrundgeschichte, die der Autor wunderbar eingefügt hat. Das ,,Baby Buch“ das locker in jede Handtasche passt ist zwar klein, aber fein. Ein Lesevergnügen für jeden Thriller Fan.