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anette1809 - katzemitbuch.de
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1011 Bewertungen
Bewertung vom 31.07.2019
Ein Fisch für Hamish
Benjamin, A. H.

Ein Fisch für Hamish


ausgezeichnet

Da Frau Dorsch gerne Fisch isst, nennt sie ihre neue Katze Hamish, denn das reimt sich das auf Fisch.
Frau Dorsch ist so verrückt nach Fisch, dass sie ihn jeden Tag kocht und deshalb ist es kein Wunder, dass sie auch Hamish Fisch als Mahlzeit serviert.
Ihm schmeckt jeder Fisch ausgezeichnet, doch im Gegensatz zu Frau Dorsch verträgt er nicht eine Sorte davon und reagiert darauf mit Haarausfall, Juckreiz, Niesanfällen und anderen schrecklichen Dingen.
Ob sich für Hamish noch eine Lösung findet, es gibt so viele Arten von Fisch, vielleicht war einfach noch nicht der richtige für ihn dabei?

“Ein Fisch für Hamish” eignet sich in meinen Augen fabelhaft dazu mit Kindern über Essen zu reden und zwar nicht nur, was Vorlieben und Abneigungen bei Nahrungsmitteln angeht, sondern man kann damit Kindern auch das Thema Lebensmittelunverträglichkeiten nahe bringen.
Wenn man bestimmte Sachen nicht essen darf, obwohl man sie mag, fällt es Kindern schwerer dies zu akzeptieren als einem Erwachsenen. Womit ich nicht sagen will, dass es Erwachsenen einfacher fällt auf Nahrungsmittel zu verzichten die sie mögen, aber sie sind sich den Folgen bewusster, die es nach sich zieht, wenn sie die “verbotenen Früchte” dennoch verspeisen.
Doch selbst wenn man das Buch mit Kindern liest, die keine Unverträglichkeiten auf Nahrungsgruppen haben, gestaltet sich das Buch interessant und lehrreich, denn sie lernen, dass Fisch nicht einfach Fisch ist, sondern dass es ganz viele Arten davon gibt und man, wenn man einen nicht mag oder nicht verträgt, dies nicht auf die ganze Nahrungsgruppe beziehen muss.

Über den Aspekt des Essens hinaus ist “Ein Fisch für Hamish” ein unglaublich witziges Buch, was sich vor allem in den Illustrationen niederschlägt.
Frau Dorschs Liebe zum Fisch findet sich nicht nur in ihren Mahlzeiten wieder, sondern in ihrer gesamten Wohnungseinrichtung, sei es auf Tapeten, Sofakissen, Wandbildern oder Vorhängen. Für Kinder ist es sehr lustig die ganzen Details in den Illustrationen zu entdecken.
Außerdem spielt der komplette Text mit dem Thema Fisch. So nutzt der Autor abgewandelte Sprichwörter. Bei Frau Dorsch heißt es nicht “Gott sei Dank!”, sondern “Sprotte sei Dank!” oder “Ach du lieber Barsch”.

Einzig die verspielte Schrift finde ich schlecht gewählt. Für Vorlesebücher ist eine geradlinige Schrift besser geeignet, zumal die Schnörkelschrift unnötig von den Illustrationen ablenkt.

Bewertung vom 31.07.2019
Madame Esmeraldas Geheimnis / Die Magischen Sechs Bd.2
Harris, Neil P.

Madame Esmeraldas Geheimnis / Die Magischen Sechs Bd.2


sehr gut

Mit “Madame Esmeraldas Geheimnis” lässt uns Neil Patrick Harris zum zweiten Mal an den Abenteuern der Magischen Sechs teilhaben. Um die Erinnerung an die Sechs aufzufrischen, stellt der Autor sie vor Beginn dieser Geschichte noch einmal kurz vor, so dass man anschließend direkt in ihrem neuen Abenteuer abtauchen kann.

In dieser Geschichte stößt zum bekannten Personal mit Madame Esmeralda eine neue Figur hinzu, die jedoch zumindest für Mr Vernon eine alte Bekannte ist, denn sie war wie er früher Mitglied im Smaragd-Ring.
Besonders Leila, die Adoptivtochter von Mr Vernon und dessen Partner, ist begeistert von Madame Esmeralda und ihren Fähigkeiten als Hellseherin, doch ihre Freunde sind eher verhalten und Mr Vernon selbst benimmt sich äußerst merkwürdig und beinahe abweisend ihr gegenüber. Stimmt tatsächlich irgendetwas mit Madame Esmeralda nicht oder sieht Leila Gespenster?

Die neue Geschichte um die Magischen Sechs ist wieder kurzweilig und im wahrsten Sinne des Wortes magisch und zauberhaft zu lesen. Mit Madame Esmeralda stößt eine Figur dazu, die einige Geheimnisse zu verbergen hat und frischen Wind in die Story bringt, auch wenn man es nebenbei wieder mit altbekannten Bösewichten zu tun bekommt.
Für meinen Geschmack hat es dieses Mal nur etwas zu lange gedauert bis die Spannungskurve ansteigt. Dies würde ich in Anbetracht des anvisierten Leseralters noch verschmerzen, jedoch hätte ich mir dann zumindest am Ende die eine oder andere Auflösung gewünscht oder weitere Hinweise darauf, wie es im dritten Band weitergehen wird oder welche Geheimnisse aus seiner Jugend Mr Vernon verschweigt. Für ein Lesealter unter zehn Jahren bevorzuge ich ein runderes und in sich abgeschlosseneres Ende, welches nicht ganz so viele Fragen offenlässt.
Zudem hatte ich das Gefühl außer von Leila und diversen Albernheiten der Zwillinge Olly und Izzy kaum etwas über den Rest der Magischen Sechs zu erfahren. Bei Leila macht es auf Grund der Entwicklungen Sinn, dass sie hier im Mittelpunkt steht, dennoch hätte ich gerne mehr von den anderen gelesen. Allerdings gibt die Kurzbeschreibung des dritten Bandes, der noch in diesem Jahr erscheinen wird, Hinweise darauf, dass jeder Band ein anderes Mitglied im Fokus haben wird.

Sehr schön und zum Mitmachen animierend sind Neil Patrick Harris wiederum die eingestreuten Zaubertricks gelungen, die er zwischen den Kapiteln vorstellt und erklärt. Am Ende des Buches lernt der Leser unter anderem das Morsealphabet kennen, welches sich hilfreich erweist, um einige Passagen im Buch zu dekodieren ;)
Geschichte und Zaubertricks wurden von unterschiedlichen Illustratoren gestaltet. Wo die Bilder des Romans etwas Comichaftes an sich haben, wirken die der Zaubertricks wunderbar altmodisch und zeitlos.

Wer Spaß mit “Mr Vernons Zauberladen” hatte, wird auch gerne Madame Esmeraldas Geheimnisse erkunden wollen, auch wenn die Spannung hier meiner Meinung nach etwas spät ins Rollen kommt und sich phasenweise totläuft bis am Ende doch noch einige neue Fragen, aber kaum Antworten, geliefert werden.

Bewertung vom 31.07.2019
Ein Happy End ist erst der Anfang
Albertalli, Becky

Ein Happy End ist erst der Anfang


ausgezeichnet

Mit “Ein Happy End ist erst der Anfang” kehrt Becky Albertalli nach Creekwood zurück, dem Schauplatz von “Love, Simon”, nur dass der neue Roman nun Simons Freundin Leah als Erzählstimme hat.
Da die persönlichen Entwicklungen der Figuren auf Freundschaften und Beziehungen aus dem Vorgängerband aufbauen, ist es empfehlenswert, dass man entweder den Roman oder die Verfilmung aus Simons Sicht kennt.

Simon und Bram haben sich in “Love, Simon” gefunden und sind immer noch sehr glücklich miteinander, auch wenn sie in der Öffentlichkeit mit ihrer Beziehung eher zurückhaltend agieren, denn nicht jeder steht gleichgeschlechtlichen Beziehungen verständnisvoll gegenüber.
Es stehen große Veränderungen bei den beiden und ihren Freunden an, denn der Schulabschluss steht bevor und danach wird es alle auf Universitäten in unterschiedliche Ecken des Landes verschlagen. Ob alle Freundschaften und Beziehungen über die Ferne bestehen können?

'Ihr wüsstet den ganzen Tag, dass jemand an euch denkt. Das ist doch sicher das Beste am Verliebtsein – das Gefühl, im Kopf eines anderen Menschen zu wohnen.' (S.51)

Leah hat jedoch ganz andere Sorgen. Nicht nur, dass sie bloß neidvoll auf die glücklichen Pärchen um sich herum gucken kann, ist ihr Gefühlsleben auch gehörig durcheinander gewirbelt. Sie weiß schon seit längerer Zeit, dass sie sich nicht ausschließlich zu Jungs hingezogen fühlt, doch bisher hat sie es noch nicht einmal Simon gegenüber gewagt zu offenbaren, dass sie bisexuell ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass ihr Herz ausgerechnet bei Abby Suso, Nicks Freundin, außer Takt zu geraten scheint. Abby ihre Gefühle offenzulegen, wäre also in mehr als einer Hinsicht ein absolutes No Go…

“Ein Happy End ist erst der Anfang” erzählt die Geschichte von Leah Burke, die Leser vielleicht bereits als Freundin von Simon und Nick aus “Nur drei Worte”/”Love, Simon” kennen. Simon, Nick und Leah waren schon viele Jahre befreundet bevor Abby und Bram zu der Clique gestoßen sind und Leah vor Simons Coming Out heimlich in diesen verliebt.
Nun kommt Leah zu Wort und der Leser erfährt, dass sie sich nicht nur zu Jungs, sondern auch zu Mädchen hingezogen fühlt und erlebt eine ähnliche, und doch völlig andere Geschichte, wie die Simons in “Nur drei Worte”.

Neben dieser Storyline ist es aber vor allem eine Geschichte übers Erwachsenwerden und den damit anstehenden Veränderungen. Wie sich Freundschaften und Beziehungen weiter entwickeln, und dass einige daran zerbrechen, dass sich Menschen in unterschiedliche Richtungen entwickeln oder vielleicht einfach nur eine große räumliche Distanz zwischen ihnen entsteht, für die jedoch nicht alle Bindungen stark genug sind.
Es erzählt auch von einer starken jungen Frau, die ihre Stärke jedoch erst erkennen muss. Bis dahin ist Leah trotz ihrer zahlreichen Talente und Begabungen häufig von Selbstzweifeln zerfressen und unzufrieden mit sich selbst, da sie einen Hang zum Perfektionismus hat und sich ständig mit anderen vergleicht. Womöglich ist dies einer der Gründe, warum sich Leah in Abby verliebt, denn Abby gibt Leah das Gefühl etwas ganz Besonderes zu sein.

Auch wenn es zu Beginn ungewohnt war von Simon und Bram nur als Nebenfiguren zu lesen, da die Bindung zu ihnen durch “Love, Simon” eine engere war, gewöhnt man sich als Leser schnell an die neue Perspektive und schließt Leah und Abby ebenso in sein Leserherz, wie man es zuvor mit Simon und Bram getan hat.
Es ist an sich eine ruhige Geschichte, ohne Action oder große Skandale, sondern wie ein Wiedertreffen mit Freunden und eine authentische Sicht auf Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsenwerden mit all ihren Sorgen, Gefühlen und Träumen.

Das Ende weckt die Lust darauf zu erfahren, wie es mit Leah, Abby, Simon und Bram nach Aufnahme ihres Studiums weitergeht, schließlich ist ein Happy End erst der Anfang!

Bewertung vom 24.07.2019
Mit Schirm, Charme und Karacho / Samantha Spinner Bd.1
Ginns, Russell

Mit Schirm, Charme und Karacho / Samantha Spinner Bd.1


ausgezeichnet

Samantha Spinners Onkel Paul ist verschwunden und hat seinen drei Nichten und Neffen etwas hinterlassen:
Seine Nichte Buffy erhält einen Scheck über 2,4 Milliarden Dollar, Samanthas Bruder Nipper bekommt die New York Yankees inklusive Stadion und Samantha einen rostigen, roten Schirm mit einem Schild “Hüte dich vor dem REGEN”.

Samantha hängt tagelang einer miesen Stimmung nach und ist nicht gut auf ihren Onkel Paul zu sprechen, den sie immer sehr mochte. Doch eines Tages machen Nipper und sie eine außergewöhnliche Entdeckung, die Onkel Pauls Erbe in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt und auf Grund der sich Samantha und Nipper bald in atemberaubende Abenteuer verstrickt sehen, die sie rund um die Welt führen und Hinweise auf Onkel Pauls mysteriöses Verschwinden geben.

Der Auftakt der Samantha Spinner Reihe ist höchst turbulent und herrlich verrückt. Dies beginnt schon bei den Charakteren, geht über in die abenteuerliche Reise von Samantha und Nipper rund um die Welt und steigert sich bis hin zu den gefährlichen und rätselhaften Abenteuern und Missionen, die Samantha und Nipper auf Onkel Pauls Spuren bestreiten müssen.
Russell Ginns besitzt einen sehr lebhaften und bildlichen Schreibstil, so dass man mit Schwung an der Seite von Samantha und Nipper durch die Geschichte gleitet, da sie von einer turbulenten Szene in die nächste geraten, so dass man kaum merkt, wie die Seiten an einem vorbeifliegen.

Man sollte einen ausgeprägten Sinn für Unsinn haben, um Spaß an Samanthas und Nippers Abenteuern zu finden. In meinen Augen eignen sich die verrückten Ideen, die tollen Illustrationen und die geheimen Botschaften, die in der Geschichte versteckt sind, vor allem für wissbegierige Jungs und Mädchen, die neben Lesespaß auch gerne Hintergrundwissen aus einem Buch mitnehmen.
Man kann hier einiges über berühmte Bauwerke, ferne Länder und fremde Kulturen erfahren. Alles ist schlüssig in die Geschichte eingebunden, so dass man diese Informationen, die über das reine Abenteuer hinausgehen, ganz nebenbei aufsaugt.

Am Ende der Geschichte werden einige Geheimnisse gelüftet, aber nicht, ohne einen Ausblick auf die weiteren Abenteuer der Spinner Geschwister und neue Fragen zu erhalten.

Bewertung vom 24.07.2019
Der kleine Prinz
Lestrade, Agnès de; de Saint-Exupéry, Antoine

Der kleine Prinz


ausgezeichnet

Ich denke nicht, dass man zum Inhalt von “Der kleine Prinz” noch Worte verlieren muss.
Die Geschichte, die im Original von Antoine de Saint-Exupéry stammt und erstmals 1943 veröffentlicht wurde, wurde für die Bilderbuchfassung von Agnès de Lestrade kindgerecht nacherzählt.
Die Illustrationen stammen von Valeria Docampo, die schon mehrere Projekte gemeinsam mit Agnès de Lestrade umgesetzt hat, wie beispielsweise “Die große Wörterfabrik”.

Wahrscheinlich hat kaum noch einer einen Überblick über die Ausgaben, die mittlerweile von dem weltbekannten Klassiker “Der kleine Prinz” erschienen sind.
Neben Ausgaben in Dialekten gibt es auch Bücher zum Film, sowie andere Bilderbuchfassungen, dennoch sollte man dieser Fassung von de Lestrade und Docampo einen zweiten Blick schenken, selbst wenn man “Der kleine Prinz” bereits gelesen hat und eine oder mehrere Ausgaben von ihm besitzt.

Dem Dreamteam de Lestrade und Docampo ist ein Wunderwerk an Farbenrausch, Fantasie und Wortgewalt gelungen, das sich einerseits erfreulich nah an das Original von Saint-Exupéry hält, es andererseits aber auch schafft den Klassiker zu entstauben und einem sehr jungen Publikum nahezubringen.
Natürlich haben die beiden eines der bekanntesten Zitate der Literatur beibehalten “Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.”, welches der Fuchs dem kleinen Prinzen mit auf den Weg gibt, kurz bevor sich die beiden trennen. Auch die Rose, der Pilot, das Schaf und all die unterschiedlichen Planeten mit ihren seltsamen Bewohnern, die der kleine Prinz auf seiner Reise besucht, haben ihren Weg in dieses Buch gefunden. Ganz besonders liebe ich Valeria Docampos Interpretationen der Planeten und ihrer Einwohner, sowie das warme Gelb der Wüste und das tröstliche Blau des Firmaments mit all den Sternen in der Ferne.
Die Hintergründe sind großflächig angelegt, so dass die begleitenden Texte aus der Feder Agnès de Lestrades die Magie der Illustrationen nicht stören. Das Spiel mit der Typografie wird nicht ausgereizt, nur vereinzelt sind Wörter oder kurze Textauszüge in einem größeren Schriftbild gedruckt, um sie hervorzuheben und ihre Aussage zu verstärken.

Das altbewährte Team aus Autorin und Illustratorin hat es geschafft, dass ich diesen Klassiker, den ich zwar immer mochte, von dem ich jedoch irgendwann übersättigt war, wieder mit Spaß, Neugier und Liebe gelesen habe.
Es ist eine wundervolle Neuinterpretation dieses Kunstmärchens, welches von Freundschaft, Menschlichkeit, Vergänglichkeit und inneren Werte erzählt, in einer selten schönen Fassung, die den anderen bezauberten Werken von de Lestrade und Docampo in nichts nachsteht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2019
Voll verkackt ist halb gewonnen
Limes, Tom

Voll verkackt ist halb gewonnen


ausgezeichnet

Schulabbrecher, Sitzenbleiber, Faulenzer, Loser, Nullchecker… Wahrscheinlich hatte oder hat jeder von uns schon einmal jemanden in der Klasse, der unter diese Rubriken fällt.
Tom Limes widmet diesen Jugendlichen sein Buch “Voll verkackt ist halb gewonnen”, das von Liza, Julian, Max und Tariq erzählt, die aus ganz unterschiedlichen Gründen an der Schule gescheitert sind und sich deshalb in einer Maßnahme wiederfinden, dank der sie doch noch ihren Schulabschluss schaffen sollen. Doch besteht dafür überhaupt eine Chance, wenn man von vorneherein abgestempelt wird und zum Scheitern verurteilt scheint?
Dabei machen die Vorurteile nicht bei der Gesellschaft oder den Lehrern halt, die in dieser Maßnahme unterrichten, auch untereinander stempeln sich die Jugendlichen zum Teil ab, und hinterfragen gar nicht, warum ihre Mitschüler ebenfalls in dieser Maßnahme sitzen.

'Was für eine Truppe der Hoffnungslosigkeit! Ein lethargischer Kiffer, ein klugscheißender Antialles und der pseudolustige Gangsterverschnitt, der dauernd fehlte.' (S.79)

Die Geschichte wird abwechselnd von Liza, die unter Tourette leidet, und Julian, dem Kiffer, erzählt, so dass ich zu Beginn Sorge hatte, ob ich von Max und Tariq genauso viel erfahren würde wie von den beiden Ich-Erzählern, doch spätestens ab der Mitte des Buches waren meine Bedenken unbegründet, denn als die vier durch Auslosung zusammen in einer Gruppenarbeit landen, werden auch die Hintergründe der beiden anderen beleuchtet.

“Checkt ihr das nicht? Das ist, als würde man Obdachlose zum Thema Luxusautos befragen. […] Shit, an wen bin ich denn hier geraten? IG knapp unterm Wimperntierchen, oder was? Wir sollen etwas über Träume machen, sagte ich. Keiner von uns hat mehr Träume.” (S.92)

Nach und nach erfährt der Leser, warum die vier ihre bisherige Schullaufbahn verkackt haben und tatsächlich sind die Ursachen dafür unterschiedlichster Art, aber selten bei den Schülern selbst zu finden. Seien es Krankheiten, Lernschwächen, das Elternhaus oder unqualifizierte Lehrer. Warum Kinder in unserem Schulsystem scheitern kann vielerlei Gründe haben und leider werden sie häufig zu spät oder gar nicht erkannt.
Tom Limes spricht mit seiner Geschichte und den vier unterschiedlichen Schicksalen nur einen winzigen Bruchteil dieser Fälle an, die Jahr für Jahr zum Scheitern verdammt sind. Dennoch schafft er es bravourös so vieles was im Argen liegt, dadurch in den Fokus zu rücken.
Die vier Jugendlichen haben zwar das Glück in der Maßnahme auf einige sehr gute Lehrer zu stoßen, aber auch hier gibt es die Sorte von Lehrern, die einigen Schülern bedingt durch Vorurteile von vornherein keine Chance geben wollen.

Neben den ernsten Themen macht das Buch aber auch sehr viel Spaß. Tom Limes schafft es seinen Protagonisten eine authentische Sprache zu verleihen und das Buch strotzt vor Wortwitz und auch Situationskomik.
Daneben wird es in der Geschichte auch ein klein wenig romantisch, aber nicht so viel, als dass Jungs vor der Geschichte Reißaus nehmen müssten ;) Für mich hat sie gerade das richtige Maß von Alltagssorgen eines heranwachsenden jungen Menschen und behandelt verschiedene Dinge, die einem in diesem Alter bewegen.

Das Buch endet hoffnungsvoll, auch wenn Liza, Julian, Max und Tariq bis dahin einige Tiefschläge einstecken müssen, aber sie geben sich gegenseitig Halt und finden Unterstützung an Stellen, die sie auffangen, wo Schule und Familie die Jahre zuvor versagt haben.

“Voll verkackt ist halb gewonnen” macht Spaß, vor allem aber öffnet es die Augen, dass Menschen nicht von Natur aus Versager sind, sondern oftmals von einem System zu Versagern gemacht werden, weil dieses zu wenig auf individuelle Bedürfnisse eingeht und weil wohl kein Mensch frei von Vorurteilen ist.
Für mich ist Tom Limes’ Buch eine wichtige Lektüre, die man jedem Schüler, und noch besser ihren Lehrern, in die Hand drücken sollte!

Bewertung vom 17.07.2019
Fitz Fups muss weg
Evans, Lissa

Fitz Fups muss weg


ausgezeichnet

Wer guckt mich da vom Cover an?
Zwar ist es nicht der Schwarze Mann,
doch hintertrieben ist er auch,
der Fuchs im roten plüschigen Bauch.

Auf Fitz Fups soll er hören,
ich will euch jedoch beschwören,
legt euch niemals mit ihm an,
und so fingt das Unheil damals an…

Zu Beginn der Geschichte lernt der Leser Phine und Minnie kennen, die kurz davor sind gemeinsam mit ihrer Mutter in Urlaub zu fahren. Phines und Minnies Vater ist vor etwa zwei Jahren verstorben und seitdem zieht die Mutter die beiden Mädchen alleine groß.
Minnie ist eine zugegebenermaßen niedliche, aber auch dem Alter entsprechend manchmal sehr nervtötende Vierjährige. Ständig soll Phine ihr die Abenteuer der Wimblis vorlesen und Minnie bittet darum mit ihrer Babystimme und einem Sprachfehler, den sie nur deshalb nicht ablegt, weil er von fremden Leuten als sooo süß empfunden wird.
Die Wimblis sprechen in Reimform, treten in unterschiedlichen Farben auf, und sind je nach Farbtyp nicht die hellsten Kerzen im Leuchter – für jeden Vorleser der Schrecken in Buchform!

Als Phine wegen Minnies anstrengender kleinkindlicher Verhaltensweise beim Einkauf mal wieder zurückstecken muss, geht der Zorn mit ihr durch und sie kickt Minnies Lieblingskuscheltier Fips Fups auf den Zebrastreifen…
Nach diesem Vorfall landet Minnie im Krankenhaus und Phine zunächst bei Onkel, Tante und Cousin. Ihr Cousin Graham ist ein überängstliches Kind und seine Eltern unterstützen ihn dabei noch, so dass Graham seit Jahren Zuhause unterrichtet wird und sich nichts zutraut. Zu Beginn waren mir Phines Verwandte ungefähr so sympathisch wie die Dursleys bei Harry Potter ;)
Doch Phine bleibt nicht lange in Grahams Zuhause, genau genommen bleibt auch Graham nach Phines Ankunft nicht mehr lange in seinem Zuhause, und Schuld daran ist niemand anderes als Fitz Fups, der auf wundersame Weise im Wimbli Land gelandet ist und dort die Herrschaft an sich gerissen hat. Niemand anderes als Phine kann das Land der Wimblis retten und hat an ihrer Seite nur Graham, eine Plastikkarotte und einen Plüschelefanten. Dass sieht nicht erfolgsversprechend für die Wimblis aus, oder?

Mit “Fitz Fups” hat Lissa Evans ein Wunderwerk an Fantasie gezaubert, welches phasenweise an Klassiker wie “Alice im Wunderland” und die Narnia Serie erinnert, oder Erinnerungen an “Der Zauberer von Oz” erweckt, und dennoch mit vielen frischen und innovativen Ideen aufwartet.
Die Geschichte ist gleichermaßen liebenswert wie verrückt und die nervigen Reime der Wimblis reizen nur noch zum Lachen, wenn man sie in “realen” Situationen hört, statt nur in einem Bilderbuch von ihnen zu lesen.
Das Land der Wimblis, in dem Phine und Graham landen ist Minnies ureigene Version davon, so verwundert es nicht, dass Minnies Lieblingskuscheltier Fitz Fups dort zum Herrscher aufgestiegen ist und wie alle anderen Kuscheltiere und Spielsachen sprechen kann. Dazu gehören auch “Dr Karotte”, ein Werbegeschenk in Form einer Karotte auf Rollen, die nahezu alles weiß, und der Plüschelefant Ella, die sich als weltbeste Motivationstrainerin erweist.
Ich weiß wirklich nicht, welche Figur ich in diesem Buch am liebsten mochte: die oberschlaue Dr Karotte, die immer gut gelaunte Ella oder den König der Wimblis, der Reime verabscheut und sie ständig mit absolut sinnfreien Wörtern zu Ende bringt.

“Fitz Fups muss weg” ist wunderbar fantasievoll und durchgeknallt, so dass man trotz des schrecklichen Beginns kaum aus dem Schmunzeln herauskommt.
Zudem ist es eine lehrreiche und herzerwärmende Geschichte über Familie und Freundschaft, über Zusammenhalt und Mut, und dass man über sich hinauswachsen kann, wenn die Situation es verlangt. Dabei springt nicht nur Phine über ihren Schatten und geht verändert am Ende der Geschichte hervor, fast jede Figur in diesem Buch gewinnt neue Erkenntnisse und wächst daran. Jeder hat Stärken und Talente, mit denen er sich in einer Gemeinschaft einbringen kann.
Das Ende hat mich dann nochmal ganz besonders verzaubert und zum

Bewertung vom 17.07.2019
Das Leben ist ein Rechenfehler / Die Unausstehlichen & ich Bd.1
Walder, Vanessa

Das Leben ist ein Rechenfehler / Die Unausstehlichen & ich Bd.1


ausgezeichnet

Die elfjährige Enni ist nach einigen Aufenthalten in Heimen und bei verschiedenen Pflegeeltern in einer Familie gelandet, bei der sie sich nicht zuletzt dank ihres Bruders Noah endlich Zuhause fühlt. Doch das Glück ist leider von kurzer Dauer. Auf Grund von beruflichen Veränderungen bei ihrem Pflegevater wird die Familie in die Schweiz ziehen. Allerdings ohne Enni…
Enni und Noah beschließen abzuhauen, damit sie zusammenbleiben können. Leider findet ihre Reise ein jähes Ende. Auf Grund einer Dummheit kommt es zudem noch zu einem völligen Kontaktabbruch zwischen Enni und Noah. Als Enni auf ein Internat in die Berge abgeschoben wird, fängt sie an zu rebellieren und schmiedet heimlich Ausbruchspläne…

Vanessa Walders neuer Roman “Das Leben ist ein Rechenfehler”, der den Auftakt zu der Reihe “Die Unausstehlichen und ich” bildet, beginnt wie die ganz normale Geschichte eines elfjährigen, elternlosen Mädchens, das auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist. Naja… zugegebenermaßen stimmt das nicht so ganz :D
Auf jeder Seite sind unzählige Wörter zensiert, denn Enni flucht nach den letzten Ereignissen wie ein Kesselflicker! Oder als hätte sie Tourette! Beim Lesen füllt man insgeheim sämtliche Lücken aus und kommt aus dem Staunen nicht heraus, wie eine Elfjährige sich diesen Wortschatz angeeignet hat. Aber, wie gesagt, es ist ja der eigene Kopf, der diese Lücken füllt ;)
Allerdings ist diese Eigenart nur zu gut nachzuvollziehen, denn in ihren neuen Umfeld geht es gar nicht mit rechten Dingen zu. Sowohl die Schüler, als auch die Lehrer, sowie die Schule an sich, werfen Fragen auf, auf die weder Enni noch der Leser eine Antwort weiß.
An dieser Stelle gebe ich direkt die Warnung mit auf den Weg, dass Vanessa Walder ihre Leser am Ende dieser Geschichte am ausgestreckten Arm verhungern lässt. ?!xxx-? *ggg*–? hab ich mich da geärgert – da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als nach der Fortsetzung zu greifen, sobald diese erscheint.

Es mag zwar auf Grund der Flüche und Ennis Wutausbrüchen unglaublich erscheinen, aber Enni ist eine grundehrliche Haut und loyale Freundin. Ich bin von ihrem Charakter fasziniert und selten hat mich eine Figur in einem Kinderbuch so überzeugen und von sich vereinnahmen können.
In Ennis bisherigem Leben müssen schlimme – oder zumindest seltsame – Dinge vorgefallen sein, dass Enni sich ihrem Umfeld gegenüber derart präsentiert.

Bei den Unausstehlichen aus dem Titel der Reihe handelt es sich übrigens um Ennis Mitschüler im Internat, mit denen sie sich am Ende doch noch zusammenrauft.
So verschieden die Kinder auch sind, gibt es dennoch Gemeinsamkeiten, die wohl jeder Mensch mit ihnen teilt. Ganz platt könnte man sagen “gemeinsam sind sie stark”, Vanessa Walder findet jedoch viel komplexere, tiefsinnigere und schönere Umschreibungen in Ennis Geschichte.
Tatsächlich ist “Das Leben ist ein Rechenfehler” so tiefgründig und vielschichtig, dass ich mich oftmals gefragt habe, ob ich es wirklich mit einem Kinderbuch zu tun habe.
Na klar hatte ich das… Ennis Geschichte ist eine überraschend spannende und rätselhafte Geschichte über Freunde, Familie und unzählige Geheimnisse, die die !?–xxx..!!/ Autorin nicht ansatzweise im ersten Band auflöst! Darüberhinaus steckt jedoch so viel an Lebensweisheit in diesem Buch, dass ich mir sicher bin, dass erwachsene Leser genauso gebannt an den Seiten kleben werden wie die anvisierte Alterklasse ab zehn Jahren.
Die Geschichte habe ich fast in einem Rutsch verschlungen, da zum einen der Erzählstil witzig und sehr kurzweilig ist, zum anderen treiben einen die ständig neuen Rätsel durch die Seiten, in der Hoffnung für das eine oder andere eine Auflösung oder zumindest Hinweise dafür zu finden.

Auch wenn es wohl keinen Menschen gibt, bei dem alles stimmt (allerdings viele, die das von sich glauben), bei “Das Leben ist ein Rechenfehler” hat Vanessa Walder alles richtig gemacht und ich freue mich schon wie —//?!)- auf die Fortsetzung dieser spannenden und innovativen Gesch

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2019
Todesrauscher
Aechtner, Uli

Todesrauscher


ausgezeichnet

Hauptkommissar Christian Bär wird zu einem vermeintlichen Unglücksfall in einer Frankfurter Apfelweinkelterei gerufen. In einem Tank ist ein Arbeiter im Most ertrunken.
Warum kroch der Mann kurz vor dem Befüllen des Tanks dort hinein und wer schloss die Luke hinter ihm? War es tatsächlich ein schrecklicher Unfall oder steckt mehr hinter diesem Vorfall?
Die Polizei geht zu Beginn von einem Unfall aus, doch Reporterin Roberta Hennig, die zufällig für eine Reportage vor Ort ist, wittert mehr hinter den Ereignissen und beginnt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen.
Es dauert nicht lange und ein zweiter Mord geschieht, durch den Roberta Hennig persönlich betroffen ist. Nun kann sie gar nicht anders, als weiter auf Spurensuche zu gehen, auch wenn sie damit den Unmut Christian Bärs erregt, den sie eigentlich ganz anziehend findet…

“Todesrauscher” ist der erste Fall von mittlerweile drei erschienenen Geschichten, in denen mit Hauptkommissar Christian Bär und Roberta Hennig ein ungleiches Ermittlerteam im Mittelpunkt steht.
So ist es selbstverständlich, dass der Leser in ihrem ersten gemeinsamen Abenteuer Zeuge ihres Kennenlernens wird und zudem einiges aus ihrer beider Vergangenheit erfährt. Dies dient zum Teil der Figurenentwicklung, aber auch zur Klärung dieses ersten Falls.

Die Geschichte spielt im Rhein-Main-Gebiet im Großraum Frankfurt. Als Leser erfährt man einiges über die Geschichte des Apfelweins, des Hessens liebstes “Stöffche”, ohne dass einem diese Lehrstunde jedoch jemals langweilig wird. Diese Informationen sind stets eng mit dem Verlauf der Handlung verwoben und nicht selten für die Klärung des Falls von Nöten.

Christian Bär und Roberta Hennig sind interessante Charaktere mit Ecken und Kanten, zu denen man trotz ihrer Fehler und Eigenarten Sympathie entwickelt.
Es deutet sich im Verlauf der Geschichte an, dass aus den beiden ein Paar werden könnte, doch zu oft geraten die beiden auf Grund von Differenzen in ihren Jobs aneinander, als dass dies bereits in ihrem ersten Fall geschieht. Es sind keine albernen Kabbeleien, die die beiden miteinander austragen, sondern es bestehen nachvollziehbare Entwicklungen und Lebenseinstellungen sowohl bei Bär als auch bei Hennig, in denen die Ursachen dafür zu finden sind.
So kann man es als Leser nur zu gut nachvollziehen, warum auf der einen Seite die Anziehung zwischen den beiden Charakteren entsteht, sich auf der anderen Seite aber (noch) keine Beziehung daraus entwickelt.

Der Spannungsbogen in der Geschichte wird stets aufrecht erhalten durch mehrere Figuren, die hinter den Morden stecken könnten.
Als Leser liest man zudem immer wieder die Stimme des Mörders im Hintergrund, ohne zu wissen, wer dahinter steckt. So weiß man als Leser zwar etwas mehr als die beiden Ermittler, die keinen Einblick in die Gedanken des Mörders haben, aber auch nur so viel, dass man bis zum Ende hin der Auflösung der Apfelweinmorde entgegenfiebern muss.

“Todesrauscher” ist ein Regionalkrimi mit Lokalkolorit, der seine Leser in den Großraum Frankfurt entführt, auch wenn das Heimatgefühl hier mehr durch das beliebte Stöffche als durch ausgedehnte Ortsbeschreibungen hervorgerufen wird.
In Christian Bär und Roberta Hennig kann man sich als Leser sehr gut hineinversetzen, da sie stets “menscheln” und nicht auf ihre Tätigkeit reduziert werden.

Für mich war “Todesrauscher” ein spannender und lehrreicher Ausflug nach Frankfurt an der Seite von zwei interessanten Charakteren, die ich sehr gerne bei ihren weiteren Ermittlungen begleiten werde!

Reihen-Info:
Todesrauscher
Mordswetter
Die Bach runter