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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2019
Müll
Raidt, Gerda

Müll


ausgezeichnet

Wenn sich ein Buch mit Müll beschäftigt, ist es nicht verwunderlich, wenn der erste Blick auf die verwendeten Materialien fällt: “Müll” besteht aus 100% Recyclingpapier, kommt ohne Folienkaschierung daher und wurde mit mineralölfreien Druckfarben gedruckt. Das Buch beschäftigt sich also nicht nur im Inneren mit dem Thema “Müll”, schon bei der Herstellung wurde das berücksichtigt und umgesetzt, wovon Gerda Raidt in ihrem Buch schreibt.

Gerda Raidts Buch hat mich bereits beim ersten Durchblättern begeistern können, da ihre Illustrationen sowohl Kinder als auch Erwachsene ansprechen und sie das Thema Müll von zahlreichen Blickwinkeln aus beleuchtet. Zum Beispiel hätte ich nicht erwartet, dass sie auch das Thema Lebensmittelverschwendung anspricht, und war umso begeisterter, dass sie in meinen Augen nichts rund um den Müll und dessen Vermeidung vergessen hat. Der Untertitel “Alles über die lästigste Sache der Welt” verspricht also nicht zu viel.

Neben der Lebensmittelverschwendung hat mich der Aspekt der “Wegwerfware” sehr angesprochen. Es ist leider allzu wahr, dass heutzutage kaum noch etwas repariert wird. Oftmals ist es eine traurige Tatsache, dass Reparaturen finanziell nicht lohnen und viele Hersteller minderwertige Einzelteile verbauen, die die Lebenszeit von Waren zeitlich sehr einschränken. Dass ist nicht nur ärgerlich wegen des Geldes, das man in die Ware investiert hat, es bedeutet zwangsläufig auch mehr Müll. Ein Gegenstand, den mittlerweile fast jeder besitzt, ist das Smartphone. Wo früher noch defekte Akkus ausgetauscht werden konnten, ist dieser mittlerweile fest im Gerät verbaut, was bedeutet: Akku schrott = Smartphone schrott = mehr Müll! Die Autorin führt im Buch ähnliche Beispiele auf oder spricht den Verpackungswahn bei Lebensmitteln an. Der größte Irrsinn sind hier sicherlich Obst und Gemüse, die von Natur aus mit einem Schutz – ihrer Schale – ausgestattet wurden. Aber auch die Konsumgesellschaft an sich ist ein Thema, welches einen großen Raum in diesem Sachbuch einnimmt.

Wohin all dies führt, spart Gerda Raidt ebenfalls nicht aus: Plastik in den Meeren, Giftmüll unter der Erde, zahlreiche Deponien. Die Autorin versucht ihre Leser dahingehend zu sensibilisieren, dass wir uns mehr Gedanken darüber machen, was mit unserem Müll passiert, nachdem er in der Tonne gelandet ist. Dass er nunmal nicht weg ist! Und wir unseren Planeten immer mehr zumüllen! Wollen wir die Erde tatsächlich so den folgenden Generationen übergeben? Oder ist es nicht fast schon zu spät unser Konsumverhalten und unsere Müllproduktion zu überdenken?

Gerda Raidts Buch “Müll” ist ein unheimlich wichtiges Buch, dass die erschreckende Entwicklung der letzten Jahrzehnte aufzeigt, aber auch Lösungsansätze aufführt.
Es geht das Thema von der Wurzel aus an und zeigt ganz unterschiedliche Aspekte und Blickwinkel auf, sowohl von der Müllproduktion als auch zur Vermeidung von Abfall.
Für mich ist es ein Titel den jeder lesen sollte, egal, ob klein oder groß. Wenn Erwachsene diesen Titel gemeinsam mit Kindern lesen, ist er sogar schon empfehlenswert für größere Kindergartenkinder, denn ein solch wichtiges Thema kann man gar nicht früh genug mit Kindern angehen. Zumal durch die Illustrationen alles sehr anschaulich aufbereitet ist.
Nur Kinder, die sich ihrer Umwelt bewusst sind, können zu umweltbewussten Erwachsenen heranwachsen!

Bewertung vom 04.03.2019
Das inoffizielle Harry-Potter-Backbuch
Grimm, Tom;Böhm, Katja

Das inoffizielle Harry-Potter-Backbuch


sehr gut

Das inoffizielle Backbuch ist eine nette Geschenkidee für Potterheads. In den Rubriken “Wie frisch aus dem Honigktopf”, “Zauberhafte Kuchen und Torten”, “Muffin-Magie”, “Krasse Kekse”, “Brot und Brötchen”, “Desserts und Puddings” und “(Zauber)Tränke” findet man eine vielfältige Rezeptsammlung, die von Schokofröschen über Bananen-Toffee-Pie bis hin zu Butterbier reicht.

Vor jedem Rezept steht ein einleitender Text zu dem vorgestellten Rezept. Eine Erklärung, woher der Ursprung der Süßigkeit ist, oder ein Beispiel dafür, zu welchen Gelegenheiten diese Speise oder der Trank gereicht wurde. So ist das Buch nicht nur eine Fundgrube für – in erster Linie – süße Backerzeugnisse, sondern auch ein Rezeptsammlung, die zum Schmökern einlädt.

Die Rezepte werden alle mit Foto präsentiert, was vor allem bei den dekorativen Backerzeugnissen eine große Hilfe ist, da Motivgebäcke mit Fondant und anderen Verzierungen enthalten sind. Von der Rezeptauswahl sprechen mich diese jedoch weniger an, wenn es ums Nachbacken geht, wahrscheinlich würde ich diese Vorschläge höchstens für eine Mottoparty umsetzen. Beispielsweise machen die “Goldenen Schnatze" optisch was her, aber von der Zutatenliste hören sie sich für mich geschmacklich nicht nach einem besonderen Genuss an.

Die Aufmachung erinnert mit dem sepiafarbenen Papier und der Zutatenliste auf einer Schriftrolle an ein Zauberbuch, das ist sehr stimmig in der Umsetzung und weckt sofort die Assoziation zu Harry Potter und hebt sich darüber hinaus von anderen Backbüchern ab.

Es sind alle wichtigen Angaben von Zutaten, Zubereitungszeit, entstehende Menge und Backtemperatur enthalten, die Zubereitungsfolge ist ausführlich beschrieben.
Ein Test erfolgte mit der Zubereitung des Bananen-Toffee-Pies, der gut gelungen ist und geschmacklich ebenfalls sehr gut war.
Etwas störend empfinde ich, dass gefühlt jeder Kuchen eine andere Größe von Backformen benötigt, beim bloßen Durchblättern habe ich allein die Größen mit Durchmesser 20, 22 und 26cm entdeckt.

Eine nette Geschenkidee für Harry Potter Fans, bei der es allerdings bei der Rezeptauswahl kleinere Kritikpunkte gibt.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2019
To Keep You Safe
Müller, Judit

To Keep You Safe


ausgezeichnet

In “To keep you safe” entführt Judit Müller den Leser in eine Welt kurz nach einer Naturkatastrophe. Der Gedanke an Meteoriteneinschläge, Erdbeben und Flutwellen ist in Zeiten der Klimawandlung gar nicht abwegig, im Gegenteil, diese Vorfälle werden von Jahr zu Jahr realer und greifbarer. Waren es in meiner Jugend in Büchern von Gudrun Pausewang noch Zukunftsvisionen, die mir zwar Angst bereiteten, aber die ich eher mit dem Gedanken abgetan habe, dass die Gefahr dennoch gering sein wird, dass sie jemals eintreten, solange ich lebe, kann ich meine Angst als Erwachsene zwar mehr im Zaum halten, jedoch steht dem gegenüber, dass mir der Gedanke gar nicht mehr abwegig erscheint, dass ich ein solches Szenario, wie Judit Müller es beschreibt, vielleicht eines Tages selbst erleben muss.

Zu Beginn steht eine Tagebuchsequenz, die der Leser im Laufe der Handlung lange nicht zuordnen kann, dies hat mich einerseits zwar sehr verwirrt, andererseits treibt es einen wie im Zwang durch die Geschichte, da man unbedingt erfahren muss, was hinter diesen Einträgen steckt. Kurz danach wird der Leser mitten in das Geschehen geworfen. Er begleitet Judy gemeinsam mit ihren zwei kleinen Geschwistern, die nach dem Verlust ihrer Eltern zu Fuß unterwegs sind auf der Suche nach Nahrung und… ich weiß nicht, wie man es anders sagen soll: Hoffnung. Ich hatte immer das Gefühl, dass Judy gar nicht weiß, wohin sie ihr Weg führen soll, nur eins war klar, nämlich dass sie dort, woher sie kamen, nicht bleiben konnten.
Ihre fünfjährige Schwester Hope spricht nach einem einschneidenden Vorfall, der lange nicht näher erläutert wird, kein Wort mehr. Ihr zehnjähriger Bruder Luke hält sich erstaunlich tapfer und gibt seiner großen Schwester so den dringend benötigten Halt für ihren weiteren Weg.
Dass die Tagebuchsequenz zu Beginn nicht von Judy stammen kann wird schnell klar, da sich die Daten überschneiden. Während der Tagebuchschreiber anscheinend seinem Leben ein Ende gesetzt hat, schlägt sich Judy mit ihren Geschwistern durch eine trostlose und zumeist menschenleere Gegend durch.

Der Leser erlebt hier viele trostlose und erschreckende Auswirkungen der Naturkatastrophe hautnah mit. Die tägliche Suche nach Essen, auf der irgendwann nicht einmal mehr davor Halt gemacht wird, dass frühere Haustiere wie Hunde geschossen, gehäutet und verspeist werden, der Verlust naher Angehöriger bis hin zu einem Kampf auf Leben und Tod mit anderen Überlebenden, die im Hinblick auf immer knapper werdende Lebensmittel nicht mal mehr vor kaltblütigem Mord zurückschrecken.
Dennoch gibt es trotz aller Widrigkeiten immer wieder Dinge, für die sich das Leben lohnt und die Frage aus dem Titel “Warum wir leben” beantworten. Allerdings wird auch die Frage beantwortet, von wem die einleitenden Tagebuchsequenzen stammen, und diese Offenbarung ist sehr erschütternd.

Es dauert eine Weile, bis klar wird, dass die Geschichte von Judy in Amerika spielt, sie hätte jedoch überall auf der Erde spielen können, von daher habe ich es zu Beginn der Handlung nicht ermisst, dass man das Setting nicht einordnen konnte, und beführworte es sehr, dass Judit Müller keine genaueren Angaben über den Ort der Handlung macht. Für mich ist das ein Zeichen, dass solche Katastrophen zu jeder Zeit an jedem Ort der Welt geschehen können und sich jeder Leser angesprochen fühlen sollte, da es jeden von uns eines Tages treffen kann!

Ich scheue mich nicht dieses Buch in einem Zug mit den Werken Pausewangs zu nennen. Für mich ist “To keep you safe” eine Geschichte, die es wert ist von ganz vielen Jugendlichen gelesen zu werden, wenn nicht sogar als Schullektüre.
Gegen Ende überschlagen sich zwar einige Ereignisse und es war mir einen Tick zu viel “Kampf auf Leben und Tod” mit dem Augenmerk auf Tod, dennoch empfand ich keine Entwicklung als unpassend oder an den Haaren herbeigezogen und spreche für dieses Buch eine uneingeschränkte Empfehlung aus.

Bewertung vom 19.02.2019
Das Geheimnis von Arranmore / Sturmwächter Bd.1
Doyle, Catherine

Das Geheimnis von Arranmore / Sturmwächter Bd.1


gut

Der elfjährige Fionn Boyle verbringt den Sommer gemeinsam mit seiner Schwester Tara auf der irischen Insel Arranmore. Dort lebt sein Großvater als Sturmwächter der Insel und beschützt deren Bewohner vor der dunklen Macht einer Zauberin, die in den Tiefen Arranmores schläft.
In diesem Sommer erfährt Fionn, dass aus seiner Familie bereits eine ganze Reihe Sturmwächter hervorgegangen sind und auch er dieses Erbe in sich trägt. Es beginnen Ferien, die geprägt sind von Magie, Gefahr und Reisen in vergangene Zeiten, welches den Sturmwächtern durch magische Kerzen, in denen Erinnerungen festgehalten sind, ermöglicht wird…

Der Auftakt der Sturmwächter-Reihe “Das Geheimnis von Arranmore” lässt mich zwiespältig zurück. Zum einen begeistert Catherine Doyle mit einem wunderbaren Setting und einer frischen Idee, von der ich so noch nie gelesen habe. Zudem gelingt es ihr schwierige Themen wie Verlust, Depression oder Demenz ganz beiläufg mit in die Handlung einzupflechten. Zum anderen konnte ich aber bis auf wenige Charaktere keine Verbindung zu dem Personal des Buches knüpfen. Sei es aus Antipathie oder weil die Autorin recht viele Personen nur am Rand präsentiert.
Fionn ist zu Beginn der Geschichte mit seiner trotzigen Art zwar noch nicht sonderlich sympathisch, aber er zieht den Leser im Laufe des Buches auf seine Seite, da er eine große Entwicklung durchmacht und charakterlich mit seiner Aufgabe, für die er vorherbestimmt scheint, wächst. Auch sein Großvater Malachy Boyle kann mit seiner ruhigen und besonnen Art überzeugen. Der Rest der Figuren ist für mich zumindest in diesem Auftaktband austauschbar.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und kindgerecht, man gleitet leicht durch die Seiten, zumal das Schriftbild angenehm groß ist und die Seiten somit nicht überladen von Text sind.
Für das angesprochene Lesepublikum sollte die Mischung aus Abenteuern und Rätseln passen, für ältere Leser fehlt es den Figuren an Tiefe. Andererseits bin ich mir etwas unsicher, ob die Geschichte für junge Leser an einigen Stellen nicht zu düster ist.
Das Ende von “Das Geheimnis von Arranmore” deutet an, dass es mit Fionn und den Sturmwächtern von Arranmore weitere Abenteuer zu bestehen gilt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2019
Die kleine Hummel Bommel entdeckt die Wiese
Sabbag, Britta;Kelly, Maite

Die kleine Hummel Bommel entdeckt die Wiese


ausgezeichnet

Freunde von Bommel können ab sofort mit mit der abenteuerlustigen und aufgeweckten Hummel auf Entdeckungsreise gehen. Mit “Die kleine Hummel Bommel entdeckt die Wiese” liegt nun das erste Sachbuch vor, in dem uns die Hummel Bommel ihren Lebensraum – die Wiese – zeigt. Das Buch enthält zum einen viele Fotos, aber vor allem die bekannten und geliebten Illustrationen, wie der Leser sie aus den bisher erschienenen Abenteuern und Geschichten der Hummel Bommel kennt.

Dank hilfreichen Tipps können kleine Hummelfreunde deren Umfeld entdecken, dabei ist das Buch sehr gut untergliedert, so dass man den Lebensraum der Hummel Stück für Stück erforschen und verstehen kann und zahlreiche Pflanzen und weitere Tiere kennenlernt, die sich mit der Hummelfamilie die Wiese zum Leben teilen.

Das Buch ist untergliedert in die Rubriken:
– Willkommen auf der Wiese!
– Die Stockwerke einer Wiese
– Die Blumen auf der Wiese
– Werde Hummelexperte! Alles über uns Hummeln
– Warum wir Hummeln so wichtig sind
– Der Löwenzahn
– Meine Verwandten: die Bienen und die Wespen
– Die Schmetterlinge
– Die Marienkäfer
– Die Ameisen
– Die Schnecken
– Die Wiese in der Nacht
– Die Spinnen
– Die Feldlerche
– Welche großen Tiere leben noch auf der Wiese?
– Am Teich
– Es wird Herbst
– Die Wiese im Winter
– Wiesenquiz – Was gehört zusammen?

Wie ihr seht, gibt es in dem Buch unheimlich viel rund um Hummeln, deren Freunde, die Pflanzen, die sie zum Leben brauchen, und noch allerhand mehr zu entdecken!
In dem Buch steckt viel Wissen, aber auch Tipps zum Selbermachen, Ideen, wie man den Insekten helfen und ihren Lebensraum erhalten kann, und das erwähnte Wiesenquiz. Diese Dinge lockern das Design auf und unterbrechen die Texte, die Sachwissen vermitteln, spielerisch, so dass der Spaß an dem Buch lange erhalten bleibt.
Das Buch muss nicht von vorne noch hinten gelesen werden, man kann sich je nach Forscherdrang der Kinder einzelne Themen herauspicken und sie den kleinen Zuhörern näher bringen.
Ich finde es sehr gut, dass alle Tiere und Pflanzen neben den Darstellungen in den Illustrationen auch mit Foto abgebildet sind, da die Kinder diese Dinge ja auf der echten Wiese wiedererkennen sollen und nicht nur im Buch.

“Die kleine Hummel Bommel entdeckt die Wiese” ist ein wunderschön illustrierter Entdeckerspaß mit der beliebten Hummel für die kleinsten unter den Forschern! Dabei werden diese von der Hummel Bommel direkt angesprochen, so dass sie sich voll einbezogen fühlen.

Bewertung vom 14.02.2019
Seltene Tiere
Jenkins, Martin

Seltene Tiere


ausgezeichnet

“Seltene Tiere” ist bei weitem nicht das einzige (Bilder-)Buch auf dem Markt, welches sich mit vom Aussterben bedrohten Tierarten beschäftigt, es gibt aber wohl kaum ein zweites, welches einen solchen Eyecatcher darstellt durch das geniale Konzept, das Autor und Illustrator hier umgesetzt haben.
Die Tiere werden als großformatige Briefmarken präsentiert, wodurch man direkt Vergleiche zieht zu der Seltenheit und Kostbarkeit einiger dieser Wertzeichen. Die hier aufgeführten Tiere sind sozusagen die “Blaue Mauritius” der Fauna.

Die Gestaltung ist sehr graphisch und stilisiert, die Farbgestaltung bewegt sich in einem natürlichen Farbspektrum von Grün-, Braun- und Gelbtönen. Obwohl hier nichts verniedlicht dargestellt oder durch aufregende Farbgebung nach Aufmerksamkeit gehascht wird, ziehen die Seiten die Aufmerksamkeit fast magisch an. Durch das Briefmarkenkonzept werden die vorgestellten Tiere formatfüllend präsentiert, keine Hintergründe lenken von ihnen ab und oftmals scheinen sie den Betrachter direkt anzusehen, so dass man den Blick kaum von den Seiten nehmen kann.
Der Autor und Biologe Martin Jenkins wendet sich im Vorwort per Brief direkt an die Leser des Buches und versucht so ihre Aufmerksamkeit auf die Gefährdung der Tierwelt zu fokussieren und appelliert zur gleichen Zeit an sie, dass die Menschheit achtsamer werden muss.
Darauf folgend präsentiert das Inhaltsverzeichnis eine graphische Übersicht über die 30 vorgestellten Tierarten in diesem Buch. Das Inhaltsverzeichnis passt perfekt zum Rest der kongenialen Gestaltung: statt die 30 Tiere einfach mit zugehöriger Seitenzahl aufzuführen, bekommt man auf einer Doppelseite die “Briefmarken” im Kleinformat gezeigt.
Die Doppelseiten sind derart gestaltet, dass auf der rechten Seite jeweils die Briefmarke abgebildet ist mit dem Namen des Tieres, sowie seinem wissenschaftlichen Namen und dem Land, in dem es vorkommt. Auf der linken Seite findet man in einer Infotafel – wie man sie aus Zoologischen Gärten kennt – weitere Angaben wie Klasse, Familie, Status, Bestand und nochmals das Vorkommen. Der Rest der Informationen ist ausformuliert und höchst interessant zu lesen. Man erhält nicht einfach trockene Informationen, Martin Jenkins besitzt eine große Gabe Fakten derart in historische Hintergründe zu verpacken, dass sich dieses Sachbuch genauso kurzweilig wie ein Roman liest. Mit einer Schlagzeile erweckt er Aufmerksamkeit, zudem sind die Seiten durch graphische Muster des Illustrators Tom Frost aufgelockert.

“Seltene Tiere” ist eines dieser Bücher, das sich von Gestaltung und Informationsgehalt für alle Altersklassen eignet. Bei den kleinsten Lesern kann man das Interesse für die Tierwelt erwecken, Schulkinder können sich Informationen für den Unterricht daraus ziehen oder einfach ihre Neugier bezüglich seltenen Tierarten stillen und Erwachsene werden nicht an der außergewöhnlich schönen Aufmachung vorbeigehen können und erfahren selbst noch viel Wissenswertes über die hier präsentierten Tierarten, von dem sie vorher garantiert noch nie gehört oder gelesen haben.
Ich würde mir sehr wünschen, dass das Duo Jenkins/Frost noch weitere Bände dieser Art veröffentlicht. Das Buch ist einfach ein Traum!

Bereits die Covergestaltung bietet einen ersten Eindruck auf den Schatz im Inneren, den es zu erforschen gilt: der Eisbär und die Details der Briefmarke auf der Vorderseite sind in den Buchdeckel geprägt, auf der Rückseite sind 18 der 30 enthaltenen “Briefmarken” im Miniformat aufgeführt. Wer sich wie ich auf den ersten Blick in das Cover verliebt, sollte nicht lange überlegen, sondern sofort zugreifen.
Ein opulent ausgestatteter und mit Herzblut geschriebener Buchschatz zum Lesen, Lernen und Lieben!

Bewertung vom 07.02.2019
Januarrot
Liertz, Martina-Marie

Januarrot


ausgezeichnet

“Januarrot” ist ein lesbischer Frauenkrimi, der in Berlin wenige Jahre nach der Wende spielt.

Deborah Gronwalds Leidenschaften sind Frauen und Schuhe. Als sie sich eines Tages an die verführerischen Schuhe einer nicht minder verführerischen Passantin heftet, ahnt sie nicht, dass sie bald in zwei Mordfälle verwickelt sein wird.
Schnell keimt in Deborah der Verdacht, dass Louise – die attraktive Passantin – in den ersten Mordfall verwickelt ist, mit dem Deborah in Kontakt kommt. Dennoch kann sie weder ihr Verlangen nach Louise noch ihre Neugierde auf die Aufklärung des Mords zügeln, so dass sich nicht nur Deborahs und Louises Wege immer wieder kreuzen, sondern sich ernsthaftes Interesse zwischen den beiden entwickelt. Doch nicht nur Louise hat sich in Deborahs Leben und Herz gestohlen. Schon bald buhlt eine zweite, nicht minder geheimnisvolle Dame um einen festen Platz an Deborahs Seite, und mit der zweiten Frau zieht auch ein zweiter Mordfall einher…

Die Geschichte um Deborah, Detektivin wieder Willen, besticht vor allem durch eine ausgefeilte Sprache und einen feinen Wortwitz. Martina-Marie Liertz gelingt sowohl eine überzeugende Figurenzeichnung aller ihrer Charaktere, als auch eine geradezu greifbare Kulisse, so dass man sich beim Lesen beinahe Seite an Seite mit Deborah im Berlin der 90er Jahre wähnt.

Neben den beiden Mordfällen, die zwar nur bedingt Spannung erzeugen, da man sich unter anderem auf Grund des überschaubaren Personals recht schnell auf ein bis zwei Tatverdächtige beschränken kann, ist es vor allem Deborahs lakonische und neugierige Art, die einen an den Seiten kleben lässt. Zu witzig ist es, wie sie sich plötzlich im Dilemma wiederfindet, dass gleich zwei Frauen ihr Herz erobern wollen. Diese Dreiecksgeschichte ist mitnichten nur für queere Leser interessant, die vertrackte und dennoch irgendwie witzige Situation passt auf alle Konstellationen in Liebesdingen und Beziehungslagen.

Es gab einmal eine Frau, die tat immer wieder, was andere von ihr wollten. Bis einmal jemand sagte: “Spring doch mal eben von der Klippe!” Danach gab es keine Frau mehr. (S.81)

Mit “Januarrot” hat Martina-Marie Liertz weniger einen spannungsgeladenen Kriminalfall als viel mehr interessante Charakterstudien und eine spritzige Liebesgeschichte erschaffen.
Deborah ist meistens neugieriger als gut für sie ist, und mit ihrer Art stiehlt sie sich nicht nur in die Herzen von Louise und Katrin, sondern sicher in die Herzen aller Leser, die im Berliner Winter mit ihr die grauroten, blutbespritzten Schuhe einer geheimnisvollen Passantin verfolgen.

Für den Sommer ist mit “Julipläne” eine Fortsetzung angekündigt, die ich allein schon wegen Deborah ebenfalls lesen möchte.
Trotz der Länge – oder Kürze – gibt Martina-Marie Liertz jedem Charakter ausreichend Raum sich zu entwickeln und bringt gleich zwei Handlungsstränge zu einem runden Ende. Wenn der Spruch “in der Kürze liegt die Würze” jemals gepasst hat, dann bei diesem Krimi von Martina-Marie Liertz.
Witzige und originelle Unterhaltung auf einem sprachlich hohen Niveau – was will Frau mehr?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2019
Acht Städte, sechs Senioren, ein falscher Name und der Sommer meines Lebens
Malone, Jen

Acht Städte, sechs Senioren, ein falscher Name und der Sommer meines Lebens


sehr gut

Aubree ist ein richtiges Mamakind. Sie fühlt sich Zuhause pudelwohl und hat noch nie das Verlangen verspürt zu reisen. Sie ist pingelig mit dem Essen und äußerst unselbstständig. Im Gegensatz zu Aubree ist Elizabeth perfektionistisch veranlagt. Sie stattet Aubree mit einem Ordner aus, der jedes kleinste Detail über die Reise enthält, außerdem wollen die beiden in regelmäßigem telefonischen Kontakt bleiben. Aubrees Chaosgen setzt sich jedoch durch, sobald sie außerhalb des Wirkungskreises ihrer Schwester ist. Kaum in Europa gelandet, vergisst Aubree sowohl den Ordner ihrer Schwester als auch ihr Handy an Bord des Flugzeuges…

Die Geschichte von Aubree als Globetrotter wider Willen, die in die Rolle ihrer perfektionistisch veranlagten Schwester schlüpft ist sehr witzig und kurzweilig zu lesen. Als Leser hat man von Anfang an ein ungutes Gefühl, dass die chaotische und unselbstständige Aubree ihrer Aufgabe als Reiseleiterin gewachsen sein wird und dies scheint sich schnell zu bewahrheiten. Zu unvorstellbar ist es, dass eine Siebzehnjährige, die von ihrer Mutter als Nesthäkchen verhätschelt und umsorgt wird, ganz alleine auf sich gestellt einen derart verantwortungsvollen Job stemmen kann. Doch Aubree wächst zum einen in ihrer Notlage über sich hinaus, zum anderen hat sie einfach Riesenglück, auf mehrere Personen zu treffen, die ihr helfen wollen.
Trotz aller Widrigkeiten kann nun eine aufregende Reise durch die Metropolen Europas starten. Wider Erwarten findet Aubree Gefallen an der Reise und an ihren Schützlingen. Die Senioren sind einfach herzig! Ein Schock ist für Aubree allerdings, dass sich unter den Senioren die Mutter der Reiseveranstalterin befindet, die nichts davon weiß, dass Aubree die Rolle ihrer Schwester Elizabeth übernommen hat.
Neben den liebenswerten, aber grundverschiedenen Senioren spielt ein Mitarbeiter des Reiseunternehmens eine große Rolle. Zunächst lernen sich Sam und Aubree nur übers Telefon kennen. Sam arbeitet im heimischen Büro des Veranstalters und telefoniert täglich die Reiseleitungen in Europa ab, um sich ein Bild der aktuellen Lage zu verschaffen. Von Anfang an stimmt die Chemie zwischen Aubree und Sam und es dauert nicht lange, und die beiden verlieben sich in ihr Telefongegenüber. Im Traum hätte Aubree nicht daran gedacht, dass sie eines Tages Sam in Fleisch und Blut gegenübersteht und es damit immer schwieriger wird die Rolle als Elizabeth aufrecht zu erhalten. Schlimmer kann es nicht kommen… oder?

Das Buch konnte ich einmal angefangen nicht mehr aus der Hand legen. Jen Malone schreibt witzig, kurzweilig, hat einmalige Charaktere erschaffen und hat Wendungen in die Geschichte eingebaut, die zwar teilweise überzogen sind, dafür aber für Situationskomik sorgen und sicherlich nicht vorhersehbar sind.
Zudem fesselt das Sightseeing durch die Städte, egal, ob man diese Städte bereits selbst besucht hat oder nicht. Entweder schwelgt man in Erinnerungen an vergangene Besuche oder bekommt Lust darauf diese Städte zu erkunden.

Dennoch gab es einen beziehungsweise zwei Punkte, die mich an der Geschichte gestört haben:
Die “Sound of Music” Tour in Wien funktioniert nur bei Fans in den USA wirklich gut. In den USA hat der Film Kultstatus, in Deutschland ist er recht wenig bekannt.
Und nun zu dem Punkt, den ich wirklich als störend empfunden habe und mir den Spaß an der Lektüre etwas getrübt hat. Die Klischees, die Jen Malone beinahe zu Tode geritten hat, die typisch deutschen Eigenheiten, beliebig erweiterbar auf die anderen Städte und Länder, wie Holland, in der natürlich jeder Holzschuhe trägt… Es war irgendwann einfach zu viel des Guten!

Jen Malones Geschichte über Aubree, der Reiseleiterin wider Willen, die in Europa sowohl die Liebe zu einem Jungen als auch die Liebe zum Reisen entdeckt, ist schräg, witzig und liebenswert. Ein kleiner Wermutstropfen ist die Klischeereiterei der Autorin, doch auch die konnte mir den Lesespaß letztendlich nicht nehmen!