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friederickes Bücherblog
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Berlin
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Als Bücherblog rezensieren wir gerne unabhängig und redaktionell frei Bücher für Verlage und Autoren. Schicke uns bitte vorab eine kurze Anfrage (Buchtitel und Klappentext) per Mail. Verlage dürfen uns ebenfalls gerne kontaktieren. Unsere Schwerpunkte sind: Romane der Zeitgeschichte, Historische Romane, Frauenromane, Liebesromane und Biografien.

Bewertungen

Insgesamt 298 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2020
Bella Stella
Pasini, Brigitte

Bella Stella


ausgezeichnet

Eine überzeugende Familiensaga

Das Cover:
Das Cover hat mich sehr angesprochen. Es zeigt im Hintergrund Hamburg in den Zwanzigerjahren. Die Farben sind sehr gut aufeinander abgestimmt und die junge Frau wird uns vom Klappentext vorgestellt. Alles zusammen ist es eine sehr ansprechende und passende Buchpräsentation, die mich animierte das Buch haben zu wollen.

Die Geschichte:
Stelle lebt mit ihrem Vater zusammen auf Gut Friederkamp im Verwalterhäuschen. Den jungen Gutsherrn liebt sie heimlich und hofft eines Tages seine Frau zu werden. Doch er beabsichtigt standesgemäß zu ehelichen. Als ihr Vater stirbt, taucht auf der Beerdigung eine ihr unbekannte junge Frau auf, die behauptet ihre Halbschwester zu sein. Und als der Gutsherr ihr dann auch noch mitteilt, dass sie das Gut verlassen muss, geht sie mit ihrer Schwester nach Hamburg. Mittelos muss sie sich an das schwere Leben der Großstadt gewöhnen.
Und dann ist da noch Lorenzo, der in seiner Heimat Italien als Landarbeiter sein Leben fristet. Sein Lichtblick ist Giuseppina die Tochter eines Kaufmanns, die er ehelichen möchte. Nach einem Streit muss er aber fliehen, denn die Faschisten haben die Macht übernommen. Er schlägt sich tagelang nach Hamburg zu seinem Onkel durch. Auf St. Pauli trifft er auf Stella, die mit ihrer Schwester im gleichen Haus wohnt wie sein Onkel. Für beide beginnt eine Zeit der Armut und der Not. Werden sie ihr Leben meistern und ihren Liebeskummer überwinden?

Meine Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte war angenehm und von der ersten Seite an fesselnd. Die Protagonisten haben mich in den ihnen zugedachten Rollen sehr überzeugt. Begeistert war ich von der klug zusammengewürfelten Hausgemeinschaft in Hamburg Altona und deren Umfeld, die alle keinen gewöhnlichen Lebenshintergrund hatten. Es handelt sich um Menschen, die eher auf irgendeine Art aus der allgemeinen Rolle des Lebens gefallen sind. Menschen, die uns aber auf wunderbare Art, das Leben in der Armut und der Not und den Zusammenhalt untereinander vor Augen führen.
Brigitte Pasini schreibt in einer flüssigen, leicht verständlichen Sprache. Die Schauplätze sind wunderbar beschrieben, sodass ich die Orte bildlich sehr gut wahrnehmen konnte. Die Geschichte wird in drei Handlungssträngen erzählt, die sich im Laufe der Zeit zusammenfügen. Wechselnde Perspektiven, überraschende Wendungen und die geschickte Verknüpfung mit der Zeitgeschichte, halten den Spannungsbogen durchgehend hoch. So war ich auch vom damaligen sehr komplizierten Leben in Italien fasziniert und habe die Beschreibungen der italienischen Küche sehr genossen. Natürlich kommen die Gefühle und die Liebe auch nicht zu kurz.
Mein Fazit: Ein sehr unterhaltsames, spannendes und lesenswertes Buch. Es erhält meine ausdrückliche Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.05.2020
Tage der Hoffnung / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.3
Riebe, Brigitte

Tage der Hoffnung / Die Schwestern vom Ku'damm Bd.3


ausgezeichnet

Großartiger Abschluss der Ku’damm Trilogie
Das Cover:
Das Cover ist der Farbgebung den beiden ersten Bücher angepasst, sodass der Wiedererkennungswert gewährleistet ist. Den Unterschied macht die junge Frau, an deren Outfit man den modischen Fortschritt der Zeit ablesen kann. Zusammen mit dem Klappentext und dem Hinweis auf die Trilogie ist es eine einladende und perfekte Buchpräsentation.

Die Geschichte:

Florentine, die jüngste der Thalheim-Schwestern kommt 1958 mit dem Zug aus Paris zurück. Anstatt sich den Wünschen des Vaters, im Kaufhaus der Familie ihre Zukunft zu suchen, beginnt sie ein Studium an der Kunstakademie.
Sie hatte sich schon immer gewünscht, dem Zeichnen und der Malerei hinzugeben zu dürfen. Als sie die schwere Hürde, zum Studium angenommen zu werden geschafft hatte, taucht sie in die Kunst ein und arbeitet wie besessen. Alles ist hell und leicht und die Farben singen in ihr. Nebenbei entdeckt sie die Fotografie. Doch ihr Lehrer Rufus Lindberg ist mit nichts zufrieden und dann begeht sie auch noch einen Fehler, der ihr das Leben an der Schule unerträglich macht. Hinzu kommen die politischen Spannungen und Gegebenheiten zwischen Ost und West, die nicht nur die Stadt, sondern auch die Familie zu teilen drohen. Wie meistert Berlin und die Familie Thalheim ihr Schicksal?
Meine Meinung.
Ich habe die ersten Seiten gelesen und die mir bekannten Protagonisten waren sofort wieder da. Es war ganz leicht, erneut in die Geschichte rund um die Schwestern einzutauchen, die dieses Mal aus der Perspektive der jüngsten Tochter Florentine erzählt wird. Eine junge Frau, die sich von ihrem jugendlichen, auch rebellischen Verhalten verabschieden und erwachsen werden muss. Der ihr zugedachte Charakter hat mir sehr gut gefallen, denn sie wächst im Zuge der ganzen Spannungen über sich hinaus, genauso wie zuvor ihre Schwestern, jede an ihrem Platz, auf ihre Art und in ihrem persönlichen Leben. Alle entwickeln sich auf eine wunderbare Art, im Strudel der ereignisreichen Zeit in allen drei Büchern weiter.
Über den Schreibstil von Brigitte Riebe muss ich nicht mehr ins Detail gehen. Ich habe das schon so oft getan. Ihre Bücher nehmen die Leser*innen einfach von Anbeginn auf eine wunderbare und lebhafte Art in die Geschichte hinein. Sie gestattet uns auf ganz intime Weise den Figuren ganz nahe zu sein, um ihr Schicksal mitzuerleben und zu erleiden. Tiefe Einblicke in die Welt der Fotografie, Malerei und der Kunst sind im Detail gewährt, was ich als etwas ganz Besonderes empfunden habe. Die Schauplätze sind so präzise beschrieben, sodass ein jeder und jede das alte Berlin kennenlernen kann, und die, die es persönlich kennen, erinnern sich gern an die damalige Zeit, so wie ich, als ich mich eingeladen fühlte, mit in die Vergangenheit und ins Riverboat zu kommen, das ich selbst auch besucht habe. Ich habe mich gerne an den Tisch der Thalheim-Schwestern dazugesetzt.
Die subtile, präzise und natürlich gut recherchierte Einarbeitung der Zeitgeschichte ist eine Spezialität von Brigitte Riebe. Dieses Mal haben sogar einige Persönlichkeiten der Zeit einen kleinen Gastauftritt erhalten, was ich sehr schön fand. Sehr gut platzierte Perspektivwechsel und die explosive Zeit rund um die Teilung Berlins und den Mauerbau, haben die Spannung bis zum Ende extrem hochgehalten und aus dem Buch das Sahnehäubchen der Trilogie gemacht.
Mein Fazit: Um richtig genießen zu können, rege ich an, alle drei Bände der Reihe nach zu lesen. Es sind Bücher, die nicht nur extrem gut unterhalten, sondern auch einen unterhaltsamen Blick in die spannende Zeitgeschichte werfen. Das ist eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.04.2020
Ein Sommer in Baden-Baden
Zypkin, Leonid

Ein Sommer in Baden-Baden


ausgezeichnet

Rezensionstitel: Literatur der Extra Klasse

Die Geschichte:
Es beginnt mit der Entdeckung des Romans Leonid Zypkin, der 1926 in Minsk geboren wurde und als Mediziner arbeitete. Er hatte alle schrecklichen Zeiten in Russland, in denen es seine Art Bücher nicht geben durfte und den Krieg überlebt, und war, nachdem sein Sohn mit seiner Frau Russland verlassen hatte, Schikanen ausgesetzt. Zypkin schrieb immer in seiner Freizeit. Sein einziger Roman wurde dann nach Amerika geschmuggelt und dort wenige Tage vor seinem Tod in einer Zeitung veröffentlicht.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist ein literarisches Highlight, etwas ganz Besonderes. Das Vorwort von Susan Sontag erklärt, wie es zu diesem Buch kam. Anfänglich war ich etwas irritiert und dachte, es ist wohl ein kompliziertes Buch. Aber mitnichten. Ich wurde in dieses Schätzchen hineingezogen von der ersten bis zur letzten Seite.
Die Geschichte beginnt mit einer Zugreise von Moskau nach Leningrad, in der die Erzählung zwischen realen und fiktiven Geschehnissen hin und her wechselt. Seine Reisebegleitung war das Tagebuch von Anna Grigorjewna, der Frau von Fjodor Dostojewski, die mit ihrem Mann zusammen 1856 in die Sommerfrische nach Baden-Baden reiste, um sich den Gläubigern zu entziehen. Zypkin erweiterte seine Geschichte rund um das Leben des Ehepaares und vermittelt uns alle Schauplätze sehr lebhaft, auch wenn sie von ihm nicht immer ganz korrekt wiedergegeben wurden.
Zunächst glaubte ich während des Lesens, dass die Vermischung der eigenen Reise von Zypkin auf der ersten Ebene, mit der Geschichte der zweiten Ebene, dargeboten durch einen Erzähler, rund um das Leben seines literarischen Idols Dostojewskis und seine Frau Anna, verwirrend sein könnte. Waren die Perspektivwechsel doch sehr fließend. Aber nein, es war das reinste Vergnügen, in diese Sprache hineinzuleiten und an der Reise teilzunehmen. Gewöhnungsbedürftig waren anfangs allerdings die ellenlangen Bandwurmsätze, die im E-Book gut und gern 1-2 Seiten lang sein konnten, aber dennoch die Geschichte lebendig werden ließen.
So oft schon, habe ich vor der Gedenktafel, Bäderstraße 2 in Baden-Baden gestanden, indem Fjodor Dostojewski gewohnt und geschrieben hat und auch seiner Spielsucht nachgegangen ist. Ich kannte aus einem Stadtführer das Leben des Ehepaares in der Kurstadt, und es war mir, als würde ich einen alten Bekannten wieder treffen. Es ist kein Sommerroman und kein Roman, den man nur mal so weg lesen kann. Es braucht Ruhe und Zeit, um den Genuss erfühlen zu können.
Ein Buch, das Lust auf mehr macht und in jedes Bücherregal gehört.
Heidelinde von „friederickes bücherblog“

Bewertung vom 20.04.2020
Die Frauen vom Alexanderplatz
Schneefuß, Elke

Die Frauen vom Alexanderplatz


gut

Rezensionstitel: Drei Frauen unterwegs in eine neue Zukunft
Das Cover:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es erzählt etwas über die abgebildete Frau, die suchend in Berlin steht. Das Outfit zeigt uns die Zeit und die Farben des Hintergrunds, sowie die Konturen Berlins sind sehr schön. Zusammen mit dem Klappentext ist es eine sehr gelungene Buchpräsentation. Einzig der im Titel enthaltene Alexanderplatz hat mich nach dem Lesen etwas irritiert.

Die Geschichte:
Die Geschichte dreht sich um drei Frauen, die nach dem Krieg ein neues Leben beginnen möchten. Da ist einmal Vera, die Schneiderstochter, die sich um ihre Mutter kümmert und die hofft, dass ihr Bruder aus dem Krieg zurückkommt, um mit ihr zusammen die Werkstatt wiederaufzubauen. Sie verliebt sich in den zufällig kennengelernten Benno.
Der wiederum ahnt nicht, dass seine Jugendliebe Fritzi aus der Provinz unterwegs ist, um ihn zu suchen und zurückzuholen, was für sie von großer Wichtigkeit wäre.
Und dann ist da noch die Fabrikantentochter Hanna, die während des Krieges als Hilfskrankenschwester gearbeitet hat und nun lieber lernen, arbeiten und ein ganz anderes Leben führen möchte, anstatt standesgemäß zu heiraten.
Das alles, während die Menschen an den Folgen des Krieges leiden und gleichzeitig die Novemberrevolution tobt.

Meine Meinung:
Ich brauchte einige Tage nach dem Lesen, um die Geschichte noch einmal durchzudenken und sacken zu lassen, um meine Eindrücke besser einordnen zu können. Warum?
Die Figuren sind gut ausgearbeitet, sie bleiben aber insgesamt zurückhaltend und zeigen etwas wenig Emotionen. Das wirkt sich auch auf ihre Handlungen aus, die dann meistens kontrolliert sind und den Leser auf Abstand halten, was dem Spannungsbogen nicht ganz so zuträglich ist.
Die Autorin schreibt in einer flüssigen und leicht verständlichen Sprache. Die Schauplätze sind sehr gut beschrieben, allerdings habe ich den Alexanderplatz, der im Titel enthalten ist, nicht als herausragenden Schauplatz wahrgenommen. Im Grunde sind es drei unterschiedliche Lebensgeschichten, die sich lange Zeit nur an einer Stelle kreuzen. Die Zeitgeschichte, die damals so explosiv war, drang nicht so tief in die Leben der einzelnen Figuren ein, wie ich mir das gewünscht hätte. Das alles ist aber meine persönliche Empfindung.
Mein Fazit: Trotz meiner Anmerkungen ist es ein Buch, das ich nicht aus der Hand gelegt habe. Es sind drei Lebensgeschichten von starken Frauen, die in einer sehr schweren Zeit, um Lebensentwürfe kämpfen mussten. Entwürfe, die uns heute als selbstverständlich erscheinen. Aus diesem Grund spreche ich eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 05.04.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1


ausgezeichnet

Rezensionstitel: Die Welt der Schönheit und der Düfte

Das Cover:
Das Cover zeigt eine junge Frau, die in ihre neue Zukunft zu blicken scheint. Die Farben sind kraftvoll und die ganze Abbildung harmonisiert mit dem Titel und dem Klappentext. Eine stimmige und sehr gelungene Buchpräsentation.

Die Geschichte:
Wir schreiben das Jahr 1926. Sophia studiert in Berlin Chemie und arbeitet als Assistentin ihres verheirateten Dozenten. Sie kommen sich näher und sie glaubt an ihn und seine Worte. Als sie schwanger wird, begreift sie, dass sie das Kind als unverheiratete Mutter alleine aufziehen muss. Ihr Vater will sie nie wiedersehen, als er davon erfährt, und ihre Mutter steht hilflos und weinend daneben.
Sie flüchtet sich zu ihrer Freundin Henny, die sie in ihrer kleinen Wohnung aufnimmt, sie unterstützt und ihr eine Arbeit besorgt. Als Henny das Angebot bekommt, in Paris arbeiten zu dürfen, reist Sophia mit ihr mit. Nach anfänglich vielen Problemen kann sie Helena Rubinstein mit einer selbstgemachten Creme begeistern. Sie darf daraufhin mit ihr nach New York und hofft endlich das berufliche Glück zu finden.

Meine Meinung:
Es ist das erste Buch der Autorin, das ich in den Händen hielt und ich war sehr gespannt.
Diese Geschichte hat mich von der ersten Seite an festgehalten. Die Protagonisten sind fein gezeichnet und sie agieren sehr glaubwürdig in den ihnen zugewiesenen Charakteren. Allen voran Sophia und ihre Freundin Henny. Die Schauplätze Berlin, Paris und New York sind lebhaft beschrieben und nehmen mich jeweils auf ihre ureigene Art mit in die Zeit der 20er Jahre. Die Zeitgeschichte ist gut dosiert in die Geschichte eingewoben und zeigt uns die Probleme der Zeit und vor allen Dingen die der Frauen. Die Autorin schreibt in einer lockeren, leicht verständlichen Sprache. Sie erzählt die Geschichte überwiegend aus der „Ich“ Perspektive von Sophia, die mich dadurch ganz intensiv in ihre Gedanken und Gefühlswelt schauen ließ. Der Spannungsbogen wurde die ganze Zeit hochgehalten. Einzig, die beste und quirlige Freundin Henny ging im Laufe der Geschehnisse verloren, was ich sehr bedauerte.
Mein Fazit: Es ist eine historische, auch gefühlvolle und emotionale Geschichte, die mich in die Anfänge der Kosmetikindustrie mitgenommen und ausnahmslos gut unterhalten hat. Auf die Fortsetzung bin ich sehr gespannt. Das Buch erhält eine ausdrückliche Leseempfehlung.

Bewertung vom 13.03.2020
Abendglanz / Gut Greifenau Bd.1
Caspian, Hanna

Abendglanz / Gut Greifenau Bd.1


ausgezeichnet

Rezensionstitel: Ein Auftakt nach Maß

Das Cover:
Das Cover zeigt im Hintergrund ein Gut und eine Frau, die entsprechend der Zeit gekleidet ist. Die Farben sind sehr harmonisch. Zusammen mit dem Titel und dem Klappentext ist es eine Buchpräsentation, die mich total angesprochen hat. Sehr gelungen.
Die Geschichte:
Der erste Teil der Familiensaga führte mich nach Hinterpommern in die Jahre 1913 bis 1919. Im Mittelpunkt steht die Grafenfamilie auf Gut Greifenau und ihr traditionelles Leben. Die Mutter versucht mit aller Macht ihre jüngste Tochter Katharina, mit einem nicht gerade liebenswerten Neffen des Kaisers zu verheiraten. Diese hat sich aber heimlich in den Sohn eines reichen, nicht adligen Fabrikanten verliebt. Währenddessen verliebt sich ihr Ältester in die bürgerliche Dorflehrerin, die auch noch Sozialdemokratin ist, was auch nicht standesgemäß ist und deshalb nicht sein darf. Und dann sind da noch die Lebensumstände und Geschichten der Bediensteten und einigen Dorfbewohnern.
Da beide Kinder des Grafen ihre Liebschaften vor den Eltern und der Gesellschaft verheimlichen und dies alles im Zeichen des aufziehenden 1. Weltkrieges geschieht, ist die Katastrophe nicht mehr fern.
Meine Meinung:
Die Geschichte hat mich sofort vereinnahmt und in ihren Bann gezogen. Die Protagonisten sind ausdrucksstark und ihre Charaktere glaubhaft. Außerdem lassen sie sehr viel Nähe zu, sodass man die Geschichte intensiv miterleben darf. Die Autorin schreibt in einer flüssigen und leicht verständlichen Sprache. Die Schauplätze sind sehr gut beschrieben und haben mich durch ihre bildliche Darstellung auf die Reise mitgenommen. Durch die zahlreichen Perspektivwechsel ist der Spannungsbogen durchgängig außerordentlich hoch. Die Zeitgeschichte ist sehr gut recherchiert und subtil in die Geschichte eingearbeitet. Ebenso eindrucksvoll sind die Standesunterschiede gezeichnet, die neben dem luxuriösen Leben der Grafenfamilie, aus dem Alltag der Bediensteten und Dorfbewohner hervortreten. Da der Fokus auf der Geschichte rund um die Protagonisten liegt und die Zeitgeschichte den Rahmen bildet, ist es Genuss in diese Zeit eintauchen zu dürfen.
Mein Fazit: Der erste Teil einer Familiensaga hat mich sehr begeistert und überzeugt, sodass ich eine ausdrückliche Leseempfehlung geben möchte.

Bewertung vom 25.02.2020
Anfang Sommer - alles offen
Bloom, Franka

Anfang Sommer - alles offen


gut

Rezensionstitel: Eine erlebnisreiche Interrail-Tour

Das Cover:
Das Cover hat sich für mich nicht sehr hervorgetan, hat mich in diesem Fall nicht neugierig gemacht. Es war der Klappentext, von dem ich mich angesprochen gefühlt habe.

Meine Meinung:
Ich musste das Buch am Ende noch eine Weile nachwirken lassen und war völlig zwiegespalten, denn ich habe eine spannende Reise zweier Freundinnen durch Europa erwartet, die dann doch etwas anders verlaufen ist, als ich dachte. Aber der Reihe nach. Die Protagonisten haben es mir nicht leicht gemacht. Vor allen Dingen die beiden Freundinnen, die sich für meinen Geschmack nicht wie zwei erwachsene, gestandene Frauen verhalten haben, sondern eher wie unreife Mädels. Wie sonst könnte man beispielsweise Jugendlieben hinterlaufen, die man Jahrzehnte nicht gesehen hat, um dann auch noch zu glauben, dass man da weitermachen könnte, wo man damals aufgehört hat? Auch haben sie auf dieser Reise nichts, aber auch gar nichts ausgelassen, von dem, was unterwegs passieren könnte und dann auch passiert ist. Die Pleiten Pech und Pannen haben sich wie auf einer Schnur aufgezogen aneinandergereiht und auch so manches Klischee bedient. Hinzu kamen Streitereien und Egoismen der beiden gestandenen Mütter und Lehrerinnen, die mich den Kopf schütteln ließen. Es war mir einfach insgesamt ein bisschen zu viel. Auch die telefonischen Missverständnisse mit Caros Mann waren mir zum Ende hin etwas zu einfach gestrickt. Die Autorin schreibt in einer leicht verständlichen und sehr unterhaltsamen Sprache. Besonders gut und erwähnenswert, die Dialoge. Die Geschichte ist überwiegend aus der „Ich“ Perspektive von Caro erzählt und lässt Nähe zu. Überragend fand ich die Reisebeschreibungen, sie haben für mich vieles ausgeglichen und dafür gesorgt, dass ich drangeblieben bin, denn ich durfte viele Orte Europas kennenlernen.
Mein Fazit: Ich bin überzeugt, dass die Autorin die Geschehnisse bewusst überzogen hat, um so die beiden Frauen Ende 40, auf komödiantische Art in ihre Vergangenheit zu schicken, was den Blick natürlich insgesamt ändert. Kombiniert mit der lockeren Sprache und den wunderbaren Reisebeschreibungen ist es ein Sommerbuch, das man für sich selbst entdecken und bewerten muss. Wer aber gerne schwungvolle Komödien liest, findet in diesem Buch eine gute Unterhaltung.

Bewertung vom 05.02.2020
Traum des Lebens
Archer, Jeffrey

Traum des Lebens


sehr gut

Rezensionstitel: Ein Roman der besonderen Art

Das Cover:
Das Cover spiegelt auf der Abbildung die beiden Länder, die zur Flucht infrage kommen. Eine sehr gelungene Buchpräsentation, die zusammen mit dem Klappentext und dem Titel neugierig macht und einlädt.

Die Geschichte:
Alexander und seine Mutter Elena sind auf der Flucht vor dem KGB. In Leningrad müssen sie sich entscheiden, auf welches Schiff sie sich als blinde Passagiere schleichen. Die Wahl wäre Großbritannien oder die USA. Mit einer Münze entscheiden sie sich und der Leser darf sie begleiten.

Meine Meinung:
Ich habe zum ersten Mal einen Roman von Jeffrey Archer gelesen, hatte aber schon viel über ihn gehört und war nicht enttäuscht.
Ich fand es faszinierend, dass mir der Autor beide Leben desselben Menschen, also jedes auf seine Art in Großbritannien und den USA angeboten hat, anstatt der Figur von Anfang an, ein einziges Leben zuzuweisen. So begleitete ich Alexander und seine Mutter jeweils über dreißig Jahre in den unterschiedlichen Leben. Die Protagonisten waren wunderbar ausgearbeitet. Ganz besonders gefallen hat mir Elena, die in beiden Leben Elena geblieben ist.
Der Autor schreibt in einer flüssigen, leicht verständlichen und interessanten Sprache. Der Spannungsbogen wird durch die Einbindung der Politik und der Finanzwelt, sowie die zwei Perspektiven meistens sehr hochgehalten. Am Ende werden die beiden Biografien wieder zu der einen tatsächlichen Person zusammengeführt.
Ich habe noch nie ein Buch gelesen, welches eine Biografie in zwei Erzählstränge, also zwei unterschiedliche Leben aufgeteilt hat, fand das aber genial und äußerst interessant, wenn auch ungewohnt.
Auf jeden Fall hat mich der Autor sehr überzeugt und deshalb bekommt das Buch eine Leseempfehlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2020
Die Brücke zwischen den Welten
Oelker, Petra

Die Brücke zwischen den Welten


sehr gut

Rezensionstitel: Eine Reise zum Bosporus
Das Cover
Das Cover zeigt das alte Konstantinopel. Zusammen mit dem Klappentext und dem Titel hat mich da Buch sehr angesprochen.

Die Geschichte
Konstantinopel 1906: Ludwig Brehm soll in einem Handelshaus am Bosporus alles über Orientteppiche lernen. Doch er hat keine Lust und überredet Hans Körner seine Rolle und seinen Namen zu übernehmen. Dieser lernt das Umfeld des Teppichhändlers und die etwas luxuriöse Lebensweise der Familie kennen. Er ist fasziniert von der zarten Engländerin Edie, die ihm die Stadt zeigt, auch die schöne Milena aus Paris hat es ihm angetan. Damit er nicht auffliegt, macht er sich Notizen, verstrickt sich aber immer mehr. Und dann kommt auch noch Besuch aus Hamburg. Ist das Lügengerüst aufrechtzuerhalten?


Meine Meinung
Ich finde, die am Beginn des Buches eingefügte Beschreibung über den Orient sehr hilfreich. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und authentisch. Besonders Hans Körner, der als Ludwig Brehm sein unglücklich verlaufendes Leben vielleicht umkehren kann? Die Autorin schreibt in einer leicht verständlichen Sprache. Die Schauplätze sind wunderbar beschrieben und die Zeitgeschichte ist sehr gut eingearbeitet und recherchiert. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven, von Protagonisten deren Leben miteinander verwoben ist erzählt, sodass eigentlich der Spannungsbogen durchgängig hätte hoch sein können. Ich fand allerdings, dass die Erzählung dennoch etwas zu langatmig war, denn sie hat mich immer wieder dazu gebracht, das Buch zeitweilig aus der Hand zu legen. Da lag meines Erachtens daran, dass die Autorin des Öfteren etwas abschweifte und dadurch den Spannungsbogen abgebrochen hat, um ihn danach wiederaufzubauen. Dennoch habe ich eine völlig andere Zeit und eine völlig andere Welt kennengelernt und fühlte mich insgesamt gut unterhalten. Das Buch bekommt eine Leseempfehlung.