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mosaik
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Neumarkt a. W., Salzburg
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Meine Leidenschaft gehört der Geografie, meine "zweite Heimat" war über Jahrzehnte Italien und alles rund ums Kulinarische interessiert mich immer. So versuche ich eben auf das eine oder andere Buch aufmerksam zu machen und hoffen, mit meinem Rezensionen ein wenig weiter zu helfen

Bewertungen

Insgesamt 451 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2016
Atlas der ungewöhnlichsten Orte
Elborough, Travis;Horsfield, Alan

Atlas der ungewöhnlichsten Orte


ausgezeichnet

Es sind wirklich 50 ungewöhnliche und kuriose Orte gut beschrieben

Realisierte Träume, verlassene Orte, gebaute Kuriositäten, Inselwelten, schaurige und unterirdische Orte sind die Kapitelüberschriften, in denen von mehr als 50 Lokalitäten auf der Welt erzählt wird.

Die Geschichten reichen vom Kampf um Landgewinnung (Flevoland, Niederlande) über einen bei einem Vulkanausbruch verschluckten Ort in Mittelamerika, einem trockengefallenen Hafen am einstigen Aral-See, der hängenden Kirche ‚Santuario Madonna della Corona‘ in Norditalien, dem ‚Berg der Kreuze‘ in Litauen bis hin zu Spionage-Anlagen, russischen Sternenstädten und Spionagetunnels. Bei vielen Artikeln ist es auch eine Reise zurück in die Geschichte: verlassene, einstige Hauptstädte, Mahnmale an nationalsozialistische Gräueltaten, aufgegebene Gartenstädte, die echten erfundenen Brücken auf den Euro-Scheinen oder vom legendären Königreich Redonda. Auch ein Geisterschloss fehlt nicht in der Sammlung.

Elborough führt den Leser an Schauplätze wie "Wonderland", einem gescheiterten Vergnügungspark in der Nähe von Peking, auf dessen verlassenen Landwirtschaften einst Kulturpflanzen angebaut wurden, oder nach Portmeirion, einem walisischen Ferienort, der 1926 eröffnet wurde und einem italienischen Dorf ähneln sollte. Bekannt wurde als das Set der Fernsehserie "The Prisoner" der 1960er Jahre. Der Schöpfer der Stadt, ein Anglo-Waliser namens Clough Williams-Ellis, entwarf dieses Fantasy-Hodgepodge (Fantasie-Mischmasch), weil er glaubte, dass "die einzige Tugend der Architektur darin war, mehr Spaß für mehr Menschen zu bieten“.

Eine Weltkarte, auf der alle Orte eingezeichnet sind, gibt einen Überblick. Am Beginn jedes Artikels gibt es eine kleine Lagekarte, wo in der Welt sich dieser Ort befindet und mit Längen- und Breitengradenangaben. Neben dem Text bietet ein ganzseitiger Detaillageplan eine gute Übersicht über das Geschriebene. Dazu kommen Bilder, die alles veranschaulichen. Die Texte geben Auskunft über die Geschichte des jeweiligen Ortes, der Insel oder des Gebäudes und sind gut geschrieben, nicht zu lang und doch informativ.

Am Ende findet man eine Auswahl an Bibliografien und ein Register. Die Bilder sind alle in Schwarzweiß, passend zu den ungewöhnlichen Orten. Das Layout ist sehr übersichtlich und angenehm, der Harteinband lässt es in den Händen zu einem Atlas werden.

Wenn Sie also wissen möchten, was es mit ‚Maryhill Stonehenge‘, ‚Slab City‘, Poveglia, Hirta, Aokigahra, ‚Dixia Cheng‘ oder dem Bunker ‚GO-42 212‘ auf sich hat, sollten Sie sich dieses Buch besorgen. Es mag sogar den einen oder anderen Reisetipp für Sie bereithalten! Es ist ein Buch zum immer wieder nachlesen.

Bewertung vom 01.12.2016
Hütten

Hütten


ausgezeichnet

Menschen erzählen davon, wie sie ihre Hüttenträume verwirklichten, mit vielen Bildern

Die zehn Geschichten in diesem Buch erzählen von besonderen Menschen und deren Hütten in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Bilder zwischen den Kapiteln wurden dem Herausgeber Zach Klein aus aller Welt zugesandt, der diese auch auf einer Internetplattform veröffentlicht.

In der Einleitung schildert Zach Klein, wie aus seinem persönlich Wunsch nach einer Waldhütte sein Traum im ‚Upper Delaware Valley‘ nordwestlich von New York in Erfüllung ging. Dabei entwickelte sich eine Gemeinschaft und über diese die Internetplattform mit mehr als 12.000 Bildern.

Es folgen neun sehr unterschiedliche Hüttengeschichten. Der heute über 90-Jährige Jack English baute sich abseits von jedem Weg in einem kalifornischen Wald eine Hütte, zu der er Stein um Stein mit der Hand hintrug. Lisa und Douglas reaktivierten mitten in einer kalifornischen Wüstenlandschaft einen heruntergekommenen, verlassenen Bungalow. In diesem Beitrag gibt es ein besonders romantisches Bild unter Sternenhimmel.

Dennis Carter verwirklichte auf ‚Deer Isle‘ in Maine seinen Traum eines Hostels im Stil amerikanischer Kolonialarchitektur und fand dabei auch seine schwedische Ehefrau. Es ist zwar schon deutlich größer als eine Hütte, trotzdem hat mir gerade dieser Beitrag sehr gut gefallen. Die stimmungsvollen Bilder mit einem „Bauerngartl“ vorm Haus sprechen mich sehr an.

Die weiteren Beiträge handeln davon, wie man eine Hütte zum Herstellen von Ahornsirup baut, wie es sich neun Metern über dem Boden wohnen lässt, wohin hinauf der Bewohner sich mit einem Fahrrad fährt, dass man in sich in einer Behausung aus Stahl und Beton in heißer Wüstenlandschaft wohlfühlen kann, wie es sich unterirdisch in einem Erdbau wohnen lässt, was man aus leer stehenden Getreidesilos so alles machen kann und von einer Familie, die Jurten ähnlichen Holzhütten errichtet.

Nicht nur die Beiträge sind mit vielen, teilweise sehr ansprechenden Bildern illustriert, sondern auch dazwischen zeigt Klein immer einen Auswahl zum Thema passender Hüttenbilder aus aller Welt. Von Schmunzeln über Staunen bis hin zum Kopfschütteln können dabei die Reaktionen des Betrachters ausfallen. Auf den mehr als 320 Seiten sind mindestens ebenso viele Bilder zu sehen. Bei manchen von ihnen bin ich ins Träumen geraten, weil sie Sehnsüchte in mir wachriefen, bei anderen Bildern war mein erster Gedanke: abreißen. So ist wohl für jeden etwas dabei.

Besonders angenehm zu lesen habe ich die Texte empfunden. Sie sind aus dem Englischen von Maria Seidl sehr gut übersetzt. Sie schildern die Geschichten der Hütten und ihrer Erbauer, manche von ihnen sind vielleicht „Spinner“, aber allesamt sympathische Menschen. Auf jeden Fall spiegelt dieses Buch die Sehnsucht nach einsamen, ruhigen, magischen Orten jenseits der Zivilisation wider, die wahrscheinlich jeder von uns hat. Der eine weniger, die im Buch vorgestellten Personen mehr. Ein sehr empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 26.10.2016
Chiemgau und Rupertiwinkel
Pfarl, Peter

Chiemgau und Rupertiwinkel


ausgezeichnet

Stimmungsvolle Bilder und Unbekanntes aus dem südöstlichen Eck Bayerns

Wallfahrtsorte, über Klöstern, von Chiemseemalern und merkwürdige Personen sowie vieles andere mehr offenbart dieses ausgesprochen gut gelungene Buch. Da schreibt Pfarl vom „verreckten Mammut von Siegsdorf“, Leonhardsbrunnen von Leonhardspfunzen, von der Höhlenburg Stein an der Traun, von der einsam gelegenen Kapelle und dem immer noch bewohnten Einsiedlerhäuschen in Kirchwald bei Nußdorf, von Schlössern, wie dem Schloss Wildenwart, das eine bedeutende Rolle im Schlussakt der bayrischen Monarchie spielte und anderem.

Pfarl schreibt in gut lesbaren Stil, nicht zu viel und doch so viel, dass der Leser neugierig wird und selbst einmal zu diesem oder jenem Ort möchte. Vom Alois Irlmaier, einem Hellseher von Freilassing hatte ich schon gehört. In diesem Buch konnte ich mehr über diese Persönlichkeit nachlesen. Georgiritt, Ratschenbuben, Totenbretter, Pfarl bringt viele Themen aus dem Chiemgau und Rupertiwinkel. Am Ende des Buches gibt es ein Ortsverzeichnis von A wie Ainring bis W wie Wonneberg. Danach folgt noch ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Auf den vorderen und hinteren Einbandseiten des Buches gibt es eine doppelseitige sehr genaue Landkarte, in der alle Orte eingezeichnet sind.

Was das Buch aber erst zu dem werden lässt was es ist – ein wunderbares Lesebuch mit Bildern - ein Bilderbuch mit Texten - sind die stimmungsvollen und ausdrucksstarken Bilder von Toni Anzenberger. Mystischer Nebel steigt da auf einem Bild vor dem Kloster Seeon auf, im Abend- und Scheinwerferlicht liegen ruhig die Ausflugsboote am Chiemsee, bei Maria Eck leuchten Früchte dunkelrot vom Blitz erhellt im Vordergrund, während die Wallfahrtskirche im Hintergrund sich unter tiefblauem Himmel zeigt oder Sonnenstrahlen durchdringen einen Wald wie Scheinwerferstrahlen. Anzengruber zeigt die fast kitschig anmutende Lüftelmalerei und stimmungsvolle Bilder von Landschaften und Kleindenkmälern.

Und wenn Sie jetzt wissen wollen, wer die Maria Furtner, die Wassertrinkerin von Frasdorf war, müssen Sie sich einfach nur dieses wirklich gut gelungene, interessante, ja teilweise spannend geschriebene Buch besorgen!

Bewertung vom 23.08.2016
Der Untersbergcode
Limpöck, Rainer

Der Untersbergcode


gut

Gute Ansätze zum Nachdenken, manches ist schwer zu verstehen, Satz gewöhnungsbedürftig

Als Leser dieses Buches sollte man Grundkenntnisse des Schamanismus besitzen, die bisherigen Bücher von Limpöck zu kennen wäre auch nicht schlecht und man sollte offen sein gegenüber Phänomenen, die sich nicht gleich irgendwie erklären lassen.

Im Wesentlichen konzentriert sich Limpöck in diesem Buch auf Ereignisse rund um und im Untersberg, die 2014 und 2015 passierten. Die Zahl Sieben spielt dabei eine bedeutende Rolle und so scheint es auch kein Zufall zu sein, dass Limpöck just auf Seite 70 mit Erklärungsversuchen seines Buchtitels beginnt: „…etwas für uns Unverständliches, Unbegreifliches …“ Ja, damit könnte ich auch den Inhalt dieses Buches charakterisieren.

Limpöck, der Alpenschamane, versucht die Erscheinungen der letzten Zeit zu deuten: Wie hängt die spektakuläre Bergung des in der Höhle „Riesending“ Verunglückten mit dem Untersberg zusammen, in einer anderen Höhle taucht ein mysteriöses Schwert taucht, eine „blutende“ Madonnenstatue, eine „rot blutende“ Wunde am Berg und andere geheimnisvolle Vorgänge hinterfragt Limpöck. Eine weitere Untersberg-Spezialistin, die Limpöck zur Wort kommen lässt, bringt den interessanten Aspekt ins Spiel, dass der Untersberg eigentlich weiblich sei, wenn man ihn aus dem Blickwinkel Frau Percht und „Mutter Erde“ betrachtet.

Zu den sicherlich merkwürdigsten Ereignissen zählt jener tödliche Unfall auf der Straße nach Maria Ettenberg. In einem Spielfilm, der dort gedreht wurde, durchbohrt ein Holzpfahl einen Autofahrer. Ein halbes Jahr nach den Dreharbeiten passiert exakt an der Stelle der Filmszene ein solcher Unfall real – mit einem Todesopfer. Als Resonanzfeld bezeichnet Limpöck dies.

Ab Mitte des Buches hatte ich beim Lesen zwei Empfindungen: Limpöck gerät in Aufregung über die Zukunft aufgrund der Ereignisse am und um dem Untersberg, die Limpöck, so habe ich es empfunden, als negative Zeichen deutet. Die zweite Empfindung war, dass das Verstehen des Geschriebenen immer schwieriger wird. Fast möchte ich sagen, dass Verwirrung in den folgenden Kapiteln herrscht. Zwei Personen lässt Limpöck über die (mögliche) Dechiffrierung des Untersbergcodes jeweils über mehrere Seiten zu Wort kommen. Manches davon ist mir verständlich, vieles aber wohl individuelle Deutungsversuche.

Die Bilder der Erden- und Sternenlicht-Devas dürften Spiegelungen von Bildhälften sein: wenn man die Felsformationen auf der linken und rechten Seite genau betrachten, sind sie ident, also gespiegelt. Ich mag da jetzt nicht das Wort der Täuschung in den Mund nehmen, aber eigenartig ist das schon, solche offensichtlich nicht ganz real aufgenommene Bilder zu zeigen. Und doch machen die so sichtbar gewordenen Steinwesen nachdenklich: Ist im Untersberg doch mehr als „nur“ Gestein?

Das Buch hat Limpöck im Eigenverlag hergestellt und scheint wohl keinen Einfluss auf das Erscheinungsbild des Buches gehabt zu haben. Große Schriftart ist an und für sich etwas Gutes beim Lesen. Allerdings sind die Ränder außen zu schmal und innen verschwindet der Text in der Bindung, weil dort überhaupt kein Rand ist. Darüber hinaus ist die Absatzgestaltung sehr gewöhnungsbedürftig. Mal sind zwei Leerzeilen, dann wieder nur eine, aber meist gar keine und auch keine Absatzeinrückung. Alle Umstände zusammen, die wohl dem Verlag zuzurechnen sind, machten das Lesen für mich manchmal anstrengend. Die Bilder (schwarzweiß und farbig) sind von unterschiedlicher Qualität, man erkennt aber, was gezeigt werden möchte.

Mein Gefühl ist, dass Limpöck vieles loswerden wollte in diesem Buch, was in jüngster Vergangenheit passierte, aber selbst nicht recht weiß, wie er es deuten sollte. Und so empfinde ich das Buch etwas planlos und schwierig.

Bewertung vom 14.08.2016
Salzburger Schicksalsorte

Salzburger Schicksalsorte


sehr gut

Bietet eine Auswahl dunkler Kapitel und Schicksale aus Salzburgs Geschichte

„Schicksalsorte“ ist jetzt vielleicht nicht ganz der passende Begriff für alle 37 Beiträge und der Satz „Salzburg garantiert neu kennenlernen“ auf der Rückseite des Buches etwas übertrieben („garantiert“!). Denn der Salzburgring, beispielsweise, ist wohl kein „Salzburger Schicksalsort“ und nachdem ja alle Beiträge bereits zwischen 2011 und 2014 in den „Salzburger Nachrichten“ (SN) erschienen waren, sollten sie doch vielen Lesern bereits bekannt sein.

Die Beiträge stammen also von Journalisten der SN und sind durchschnittlich drei bis vier Seiten in kleinem Buchformat lang. Aus dem Blickwinkel eines Journalisten sind daher auch manche Sätze zu lesen: Beispielsweise dass die Geschichte des Großglockners „ihn zum gefürchteten Scharfrichter“ machte, ist jetzt vielleicht etwas zu theatralisch in der Einleitung des Kapitels „Triumpfe und Tragödien auf dem mächtigen Glockner“, das übrigens auch die Geschichte der Großglockner Hochalpenstraße streift (mit drei Bildern). Aber vom Berg, dem eigentlichen Thema des Kapitels, gibt es kein Bild! Die Geschichte der Bürgergarde dürfte sicherlich nicht sehr bekannt sein, zähle ich aber auch nicht jetzt nicht unbedingt zu „Schicksalsorten“.

Ja und so sind die Beiträge sehr unterschiedlich, aber interessant und manche durchaus nicht sehr bekannt. Ein schönes Bild vom alten, nicht mehr bestehenden Gastgarten des Caspar-Moser-Bräus in Henndorf am Wallersee mag wahrlich ein Schicksalsort für Biertrinker gewesen sein. Traurige Schicksalsorte hingegen waren der Böndlsee in Goldegg, wo die Schergen der SS Wehrdienstverweigerer aufspürten und hinrichteten, das Konzentrations-Außenlager bei der Rudolfshütte oder der Hundstein, wo ein Mord geschah. Die Saalach als Holztrift-„Schicksalsort“, na ja, eine Schenke in Schwarzach im Pongau als Ort des Salzschwurs auf jeden Fall (wobei hier nicht der Ort beschrieben wird, sondern die Folgen dieses Eids).

Wie die TV-Show „Was bin ich“ zu einem Todesopfer führte, wie die Trapp-Familie zu singen begann und warum im Blühnbachtal der Erste Weltkrieg begonnen hat – dies und andere historisch belegte Geschichten in angenehm lesbarer, nicht zu langer Form , findet man in diesem durchaus gutem Buch, wenn man eben vom nicht ganz zutreffenden Titel absieht.

Bewertung vom 14.08.2016
Hallstatt World Heritage
Fallnhauser, Josef M.

Hallstatt World Heritage


sehr gut

Informativ und detailreich mit gutem Bildmaterial

Der Autor ist gebürtiger Hallstätter und Fotograf – beides merkt man sehr positiv in diesem Buch. Er beleuchtet das weitläufige Gemeindegebiet aus verschiedenen Blickwinkeln: Musik, Kultur, Leute und eben das gesamte Gemeindegebiet, das sich ja bis zum Hallstätter Gletscher in der unmittelbaren Umgebung des Hohen Dachsteins erstreckt.

Die überwiegend ausgezeichnete Bildqualität, die kompakten Informationen und ansprechende Gesamtgestaltung des Buches bilden einen guten Gesamteindruck. Für mich neu ist die Information, dass die Ururgroßeltern mütterlicherseits von Mozart aus Hallstatt stammten. Praktisch finde ich die letzte Seite mit Internetlinks und Telefonnummern für die wichtigsten Fremdenverkehrseinrichtungen.

Die kurzen Text in deutscher und englischer Sprache geben jeweils einen Ein- oder Überblick über rund 30 Themen, wobei nicht alle wirklich Hallstatt betreffen (Bad Ischl, Stadt Salzburg, Forschungsarbeit über die Geigen von Amati) oder für meinen Geschmack zu großen Raum im Verhältnis zur Bedeutung für Hallstatt einnehmen (Krampus - vier Seiten, Sissi-Filme sowie 18 Seiten Rezepte aus Österreich). Das Rezeptkapitel finde ich eigenartig, da es sich nicht um Hallstatt-spezifische Gerichte handelt (z. B. Krautfleckerl, Schweinsbraten) oder der Hinweis beim Fisch in Salzkruste, dass man dieses Gericht in Hallstatt vergebens sucht.

Na ja, die 20 Zeilen über Salzburg sind schon recht Fremdenverkehrs-Marketing-gerecht geschrieben und dass die „Salzburger Nockerln“ eine traumhafte Nachspeise seien, sehe ich als gebürtiger Salzburger dem gebürtigen Hallstätter nach. Denn sie sind es nicht! Aber dies tut dem guten Gesamteindruck des detailreichen Buches keinen Abbruch.

Bewertung vom 27.07.2016
Bad Ischl
Rapp, Christian;Rapp-Wimberger, Nadia

Bad Ischl


ausgezeichnet

Salz, Bühnen, Sommerfrische – Bad Ischl war mehr als nur der Kaiser und das zeigt dieses Buch eindrucksvoll

Beim Anschauen der vielen, teilweise seitenfüllenden Schwarzweiß- und Farbabbildungen (150 an der Zahl, u. a. mit Bildern von Leonhard Hilzensauer) und beim Lesen der übersichtlich gehaltenen Texte ist mir so das Gefühl gekommen, Bad Ischl ist stets etwas Besonderes gewesen.

Während anderswo die Protestanten ihre Heimat verlassen mussten, war das Haus Habsburg im Ischler Raum auf sie anwiesen und ließ sie mehr oder weniger ihren Glauben leben. Denn es arbeiteten doch 90 Prozent aller Salz-„Kammergut“-Bewohner direkt oder indirekt für die Salzgewinnung. Selbst die Besetzung durch die Franzosen Anfang des 19. Jahrhundert zeigte sich im Nachhinein als „gut angelegte“ Werbung in den französischen Offizierskreisen. Sie kehrten als Gäste später nach Ischl. Es waren die Anfänge des Fremdenverkehrs. Ein Arzt für die Salinenarbeiter entdeckte die Heilwirkung der Sole und als dann die bis dahin kinderlose Kaiserin Sophie ihre „Salzprinzen“ gebar, fand sich der gesamte europäische Hochadel in Ischl ein.

Was in den letzten Tagen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Bad Ischl geschah und der Abdruck des Manifests „An meine Völker“, das Kaiser Franz Josef als eine Art Kommentar zur Kriegserklärung in der Kaiservilla in Bad Ischl schrieb - beide Themen werden von den Autoren ausführlich behandelt.

Nach dem Ersten Weltkrieg blühte Bad Ischl noch einmal auf: Alfred Grünwald, Karl Kraus, Richard Tauber, Franz Lehár und andere Persönlichkeiten machten Bad Ischl zu ihrem Sommerfrische-Ort. Lederhosen, Dirndlstoffe und Seitlpfeifen waren und sind Markenzeichen der Stadt. Das dunkle Kapitel des Nationalsozialismus wird auf zehn Seiten in Wort und Bild ungeschönt dargestellt. Die „Sissi“-Filme oder „Hofjagd in Ischl“ (u. a. mit Gunther Philipp) waren nach dem Zweiten Weltkrieg Versuche der Stadt, an ihre Blütezeiten anzuschließen. Die Einstellung der Ischlerbahn von Salzburg nach Bad Ischl im Jahr 1957 war ein schmerzlicher Einschnitt für die Ischler. Das Kaiserfest, das seit 1982 rund um des Kaisers seinen Geburtstag in der ersten Hälfte des August zelebriert wird, die Landesgartenschau 2015 und die süßen Verführungen der Konditorei Zauner beleb(t)en wieder die Stadt. Davon und von anderen Ereignissen berichtet dieses Buch.

Den beiden Autoren ist es wirklich sehr gut gelungen, den gut tausendjährigen Bogen der Geschichte auf gut 200 Seiten in Worten und mit Bildern so dem Leser zu präsentieren, dass dieser weder gelangweilt ist noch überfordert wird. Villa Blumenthal, das mondäne Hotel Bauer oder die Operette „Im Weißen Rössl“ – es gibt vieles im Buch zu entdecken, das im gewohnt perfekten Druck im Brandstätter Verlag im Sommer 2016 erschienen ist.

Bewertung vom 03.07.2016
Sehnsucht nach dem Süden
Dienes, Gerhard;Grundner, Reinhart

Sehnsucht nach dem Süden


ausgezeichnet

Ein vielfältiges, gut recherchiertes Lesebuch über Geschichte und Kulinarik an der nördlichen Adria

Es ist ein Lesebuch, das sich nicht unbedingt mit dem ersten Lesen dem Leser erschließt. Vielmehr das immer-wieder-Lesen offenbart die Vielfalt der Information, die die beiden Autoren auf gut 200 Seiten zusammengetragen haben. Man kann sich nun aber nicht erwarten, dass alles Interessante darin zu finden ist. Schließlich liegen zwischen Bassano del Grappa im Veneto, dem westlichsten im Buch beschriebenen Ort, und Rijeka, dem südöstlichsten Orten im Buch, doch gut 300 Straßenkilometer. Es sind jene Gebiete an der nördlichen Adria, die einst zur österreichischen Monarchie, was auch immer wieder im Text zu erkennen ist.

Zu lesen ist zunächst von der Geschichte dieser Landstriche, von Medea, Basiliken, Mosaiken und würdevollen Frauen. „Das Reich des Markuslöwen“ umfasst Kulinarisches, bevor es mit Aufklärungsunterricht in Sachen „Wiener Schnitzel“ weitergeht. Slawisch wird es mit dem Käse aus dem Karst und der Triestiner Küche. Dass die Stadt Bassano del Grappa seinen Namen nicht vom Grappa hat, erfährt man im Kapitel „Über die Berge weit…“, dem „über den Fluss und in die Täler“ folgt: Büffelkäse, Trüffelzüchter, Gubana und anderes. „Straßen in den Süden“ und vom Donauraum zur Adria: „Südbahnen“ sind weitere Kapitel. „Ein Schiff wird kommen“ berichtet über die große Vergangenheit der Schifffahrt an der nördlichen Adria und Thomas Mann war einer, der dem Ruf „komm ans Meer“ folgte, das letzte Kapitel im Buch.

Unterbrochen werden die Kapitel immer wieder durch einige Seiten mit Farbbildern, die wahllos zusammengewürfelt sind und doch stört es nicht. Eben wie der Inhalt des Buches, der auch zusammengewürfelt erscheint, aber einen roten Faden aufweist. Zwischendurch entfalten Schwarzweißbilder ihre besondere Aussagekraft. Das Originalrezept aus Harry’s Bar in Venedig für das „Carpaccio“ sowie Rezepte für das „Tiramisú“ („zieh mich hinauf“), ein Zwetschken-Sorbet und andere Speisen finden sich im Buch, ebenso einige Weinkellereien- und Restaurant-Tipps – nicht allzu viele, aber soweit ich die Lokalitäten selbst kenne, handelt es sich um wirklich empfehlenswerte Adressen.

Wenn Sie also nun die Wahrheit über die Herkunft des Wiener Schnitzels oder vom „Gelati“, vom Eis, erfahren möchten – dieses Buch bietet gut recherchierte Antworten zu diesen und anderen Themen. Ein mehrseitiges Literaturverzeichnis deutet auf sehr gute Recherche-Arbeit der Autoren hin. Allerdings, und das glaube ich nun doch nicht ganz: dass die meisten Besitzer der rund 3 000 Eissalons, die in Deutschland und Österreich unter italienischer Leitung stehen, aus zwei kleinen venezianischen Alpentälern stammen.