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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
westeraccum
Wohnort: 
Sauerland

Bewertungen

Insgesamt 208 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2019
ATME!
Merchant, Judith

ATME!


weniger gut

Als Niles Freund Ben plötzlich während eines Einkaufsbummels verschwindet, glaubt sie zuerst an einen Unfall oder eine Entführung. Sie sucht überall nach ihm, sogar bei seiner Ex-Frau, die Scheidung steht kurz bevor. Doch nie findet sich eine Spur und dann wird Nile auch noch von Panikattacken heimgesucht und bekommt ihr Leben kaum noch auf die Reihe.
Das ist das dritte Buch in zwei Wochen, bei dem es sich um einen Monolog der Hauptperson handelt, doch es ist eindeutig das schlechteste von den dreien. Da die Situation nur aus Niles Sicht geschildert wird, ist das Buch wenig spannend und es plätschert mit viel Selbstbespiegelung vor sich hin. Alles dreht sich um ihre Befindlichkeiten, endlose Analysen der Situation reihen sich aneinander, ermüdend!
Das Schlimmste ist aber dann der Schluss, da hatte das Buch bei mir endgültig verloren, aber ich will nicht zu viel verraten.
Leider kein Lesevergnügen!

Bewertung vom 17.09.2019
Laufen
Bogdan, Isabel

Laufen


ausgezeichnet

Ich kannte Isabel Bogdans skurriles Buch "Der Pfau", das hat mir sehr gut gefallen.
Nun hat sie ein ganz anderes Werk vorgelegt.
Eine bis zum Schluss namenlose Frau beginnt nach dem Tod ihres langjährigen Lebensgefährten wieder mit dem Laufen. Am Anfang ist es schwierig, sie hält kaum eine kurze Strecke durch, doch dann läuft sie besser.
Das Buch besteht einzig und allein aus dem inneren Monolog der Frau während des Laufens. In langen Sätzen reihen sich Gedanken und Erinnerungen aneinander, dazwischen muss sie (genau wie der Leser) immer wieder auf ihren Atemrhythmus achten: Ein, ein, aus, aus, aus, aus.
Das alles könnte eintönig sein, doch Isabel Bogdan macht ein Kunstwerk aus dieser Geschichte. Nach und nach erfährt man mehr über das Leben des Paares und den Tod des Mannes. Ganz langsam findet die Frau ins Leben zurück, legt "den Friesennerz", der sie symbolisch einengt, ab und wird wieder offen für neue Eindrücke und Gefühle. Trauer, Wut, Schuldgefühle - das ganze Konglomerat an Emotionen nach dem Tod eines geliebten Menschen erlebt man hautnah und sehr realistisch mit. Dabei wird man von dem Buch tief berührt, aber es gleitet nie in Kitsch ab.
Obwohl ich mich nicht für Sport interessiere, hat mir das Buch sehr gut gefallen, denn es ist viel mehr als ein Buch über das Laufen.
Ich finde es unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 28.08.2019
Messer / Harry Hole Bd.12
Nesbø, Jo

Messer / Harry Hole Bd.12


ausgezeichnet

Harry Hole ist am Boden. Seine Frau Rakel hat sich von ihm getrennt, seinen Job an der Polizeihochschule hat er verloren, er trinkt wieder. Aus Mitleid beschäftigt ihn die Osloer Polizei als Ermittler für alte Fälle.
Doch dann kommt der Super-Gau: Rakel wird ermordet in ihrem Haus aufgefunden. Hole selbst hat keinerlei Erinnerungen an die Mordnacht, aber an seinen Sachen findet sich Blut. Alles deutet darauf hin, dass der gesuchte Vergewaltiger Svein Finne mit dem Mod zu tun hat, doch Finne gelingt es immer wieder sich herauszuwinden. Hole versucht im nebel das Trauer zu ermitteln, aber immer wieder stürzt er ab.
Das Buch ist harter Stoff und die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Das zerrt ganz schön an den Nerven und ist manchmal unerträglich spannend. Die Lösung des falls ist eine echte Überraschung.
Das Buch ist wie immer bei Nesbo sehr gut geschrieben und logisch aufgebaut.
Unbedingt lesenswert!

Bewertung vom 19.08.2019
Verratenes Land
Iles, Greg

Verratenes Land


ausgezeichnet

Marshall McEwan, der Ich-Erzähler, kehrt nach vielen Jahren in seine kleine Heimatstadt Bienville in Mississippi zurück, um die Mutter bei der Pflege des kranken Vaters zu unterstützen. In Washington war er ein erfolgreicher Journalist und hat sogar den Pulitzer-Preis gewonnen. Nun kümmert er sich um die örtliche Zeitung, die seit Generationen im Besitz seiner Familie ist.
Alles ändert sich, als Marshalls Freund und Ziehvater Buck Ferris tot aus dem Fluss gezogen wird und alles darauf hinweist, dass er ermordet wurde, weil er sich der geplanten Papierfabrik entgegenstellte. Diese wird von den Beherrschern der Stadt, dem Bienville Pokerclub, forciert, denn diese reichen und einflussreichen Männer sehen gute Verdienstmöglichkeiten. Marshall legt sich mit ihnen an und bekommt schnell die Folgen zu spüren, denn sie "halten das Land der Freiheit für ihren von Gott gegebenen Country Club und glauben, die Caddys wüssten nicht mehr, was sie für sich ziemt" (S. 696). Alte Geschichten werden aufgerührt und die Erinnerungen sind vielfach schmerzlich. Alte Freundschaften leben auf und einige zerbrechen.
Das Buch ist mit weit über 800 Seiten kein Leichtgewicht und doch lässt es den Leser über die ganze Länge nicht los. Greg Iles schreibt locker und gut lesbar, geht manchmal bis an die Grenzen des Erträglichen.
Das Buch ist weniger ein Krimi als eine Lebensbeichte, die aber ungeheuer spannend ist. Die Geschichte des Landes, die Kriege in Afghanistan und im Irak, die Macht der reichen Elite, die skrupellos alles und jeden ausbeutet, Korruption, Erpressung, der Einfluss der Medien, das alles ergibt eine ganz faszinierende Mischung, die über die 800 Seiten gut trägt und keinen Moment langweilig ist.
Man kann das Buch auch als Analogie auf Trumps Amerika lesen: Reiche weiße Männer bestimmen die Agenda und richten alles nach dem Nutzen für sie selbst aus, ohne Rücksicht auf Menschen und Natur. Allein der kommerzielle Nutzen für das eigene Bankkonto sind wichtig. Leider ist kein Marshall McEwan in Sicht, der diesem Tun Einhalt gebietet.
Ein ganz hervorragendes Buch!

Bewertung vom 02.08.2019
Die letzte Witwe / Georgia Bd.9
Slaughter, Karin

Die letzte Witwe / Georgia Bd.9


ausgezeichnet

Ich mag zwar die Bücher von Karin Slaughter, aber bisher wurde ich mit der Reihe um Will Trent nicht ganz warm. Das ist bei diesem Buch anders.
Während Will bei den Eltern seiner Freundin Sara Linton den Rasen mäht, geht nicht weit entfernt auf dem Gelände eines Krankenhauskomplexes eine Bombe hoch. Sofort eilen beide zum Tatort, um ihre Hilfe anzubieten. Doch unterwegs werden sie von einem fingierten Unfall gestoppt und Sara wird entführt, denn die Täter brauchen dringend eine Ärztin. Will muss hilflos zusehen.
Alle Zeichen weisen auf eine Neonazigruppe hin, die erreichen will, dass der weiße Mann wieder die ihm angeblich zustehende führende Rolle in der Gesellschaft einnimmt, die ihm angeblich die Frauen und Einwanderer genommen haben.
Während der Polizeiapparat fieberhaft nach den Tätern sucht, entdeckt Sara Schlimmes in dem Camp, in das man sie verschleppt hat, und Will versucht einen Alleingang.
Das Buch beschreibt das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven und immer wieder wird man durch diesen Perspektivenwechsel gebremst, das macht das Buch so ungeheuer spannend. Und endlich kommen auch bei Will mal Gefühle zum Vorschein, in den früheren Büchern erschien er mir eher roboterhaft.
Das aktuelle Thema macht das Buch zusätzlich interessant und lesenswert. Allerdings gibt es auch einige fast unerträgliche Ereignisse, die sicher nicht für zarte Gemüter geeignet sind.
Trotzdem halte ich das Buch für einen der spannendsten Thriller dieses Jahres!

Bewertung vom 24.07.2019
Die geheime Mission des Kardinals
Schami, Rafik

Die geheime Mission des Kardinals


sehr gut

Rafik Schami ist zwischen zwei Welten aufgewachsen, als Sohn syrischer Eltern, der seit 1971 in Deutschland lebt und schreibt. Seine Bücher wurden mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Dieses Buch ist ein Kriminalroman der eher ungewöhnlichen Art.
An die italienische Botschaft in Damaskus wird ein Fass mit Olivenöl geliefert, das aber auch die Leiche eine römischen Kardinals enthält. Der Kardinal, ein Freund der arabischen Welt und hervorragender Islamkenner, war auf einer geheimen Mission im Norden Syriens unterwegs, um den geheimnisvollen Bergheiligen kennen zulernen. Nun soll Kommissar Barudi, der kurz vor seiner Pensionierung steht, ermitteln. Zur Seite wird ihm der italienische Polizist Mancini gestellt, der zu einem guten Freund Barudis wird. Gemeinsam müssen sie vorsichtig vorgehen, denn das Leben in Syrien ist mit vielen Minenfeldern gespickt.
Das Buch spielt vor dem großen Syrienkrieg, aber die Vorboten sind schon zu erkennen. Korruption, die Macht der Islamisten und Ungerechtigkeit dem einfachen Volk gegenüber sind an der Tagesordnung. Aberglaube spielt eine große Rolle und die mächtigen Clans verstehen es die Gutgläubigkeit des Volkes für ihre Zwecke auszunutzen.
Schami schreibt in einem sehr blumigen Stil, immer wieder schweift er ab zu kleinen Begebenheiten, das macht das Buch leicht zu lesen und sehr locker.
Abwechselnd wird aus der Außensicht über die Ermittlungen berichtet, dann wieder folgen Passagen aus Barudis persönlichem Tagebuch.
Das Buch ist zwar ein Krimi, aber einer der eher ungewöhnlichen Art, denn oft treten die eigentlichen Ermittlungen in den Hintergrund. Dafür bekommt man tiefe Einblicke in das Leben und die Politik von Syrien im Jahr 2010.
Wer Politkrimis liebt und sich mit der orientalischen Erzählweise anfreunden kann, wird dieses Buch genießen!

Bewertung vom 17.06.2019
All die unbewohnten Zimmer
Ani, Friedrich

All die unbewohnten Zimmer


ausgezeichnet

In diesem Buch begegnet man drei alten Bekannten aus Anis vorigen Romanen wieder: dem Vermisstensucher Tabor Süden, dem ehemaligen Mönch und Kriminalkommissar Polonius Fischer und dem Überbringer von Todesnachrichten Jakob Franck. Dazu kommt die Halbsyrerin Fariza Nasri. Sie alle haben in München mit zwei Fällen zu tun, die sehr diffizil sind.
Eine Frau wurde erschossen, ein Polizist schwer verletzt, die Suche nach dem Täter gestaltet sich zuerst schwierig. Kurze Zeit später wird am Rande einer Neonazidemo ein junger Polizist mit einem Stein erschlagen, ein Verdächtiger ist verschwunden.
Unter hohem Druck der Öffentlichkeit, der Politik und der Medien müssen Fischer und Nasri ermitteln und bekommen unerwartet Hilfe von Franck und Süden.
Anis Bücher sind immer besonders, sie entsprechen nicht dem üblichen Krimigeschehen, denn dafür taucht Ani zu tief in das Seelenleben seiner Figuren ein. Da ist nichts oberflächlich und effektheischend, die Figuren sind in ihrer ganzen Gebrochenheit scharf gezeichnet. Dabei zeigt Ani in seinen Büchern eine starke politische Haltung.
Anis Stil ist sicher gewöhnungsbedürftig, aber seine Sätze sind manchmal wie Monumente, manchmal wie Federn so leicht. Man möchte sie immer wieder unterstreichen und aufschreiben.
Der Titel bezieht sich übrigens auf die Menschen, die in unserem Leben einen Platz hatten und daraus verschwunden sind, sie haben viele unbewohnte Zimmer zurückgelassen.
Ich halte dieses Buch für eines der besten von Friedrich Ani, unbedingt lesenswert, wenn man sich darauf einlassen kann.

Bewertung vom 05.06.2019
1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1
Natt och Dag, Niklas

1793 / Winge und Cardell ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Ich bin eigentlich kein Fan von historischen Krimis, doch dieser hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen.
Stockholm ist 1793 eine Stadt im Umbruch, in Frankreich wütet die Revolution und nach dem Mord am König regiert ein korrupter Statthalter das Land, bis der Kronprinz volljährig wird. Überall herrscht die Angst vor einem Umsturz und die Eliten tanzen auf dem Vulkan, während das gemeine Volk im Elend lebt.
Das Buch spielt - wie der Titel schon sagt - im Jahr 1793, doch es ist nicht chronologisch erzählt. Am Anfang steht im Herbst 1798 ein Toter, dem Beine und Arme amputiert wurden und dem Zähne, Zunge und Augen entfernt wurden. Der Stadtknecht Mickel Cardell muss sich um den Todesfall kümmern und er erhält Unterstützung von Cecil Winge, einem lungenkranken Juristen, der dem Tode nahe ist.
Der zweite Teil spielt im Sommer und ist eine Art Briefroman des Feldscherlehrlings Kristofer Blix, währen man im dritten Teil (Frühjahr) die grausame Geschichte der jungen Maja Knapp erfährt. Erst im vierten Teil (Winter) werden alle Erzählstränge zusammengeführt.
Das Buch ist hervorragend geschrieben, die Sprache ist faszinierend und die Spannung wird über das ganze Buch gehalten. Ein Buch, das man kaum aus der Hand legen kann, trotz der vielen grausamen Szenen, die das Leben im Jahr 1793 genau beschreiben. Dahinter steckt viel Recherchearbeit.
Die Sprache ist nur wenig altertümlich, das erleichtert das Lesen.
Ich bin froh, dass ich das Buch trotz der Vorbehalte gelesen habe und empfehle es jedem Krimifan!

Bewertung vom 31.05.2019
Auris / Jula Ansorge Bd.1
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1


gut

Zuerst einmal das Positive: Das Cover ist schön und ganz besonders gestaltet. Damit hat es sich aber meiner Meinung nach auch schon...
Mich irritierte zuerst, dass groß der Name Sebastian Fitzek auf dem Cover steht, obwohl er nur die Idee für das Buch geliefert hat. Das wirkt für mich wie Bauernfängerei.
Zum Inhalt: Die Podcasterin Jula hat Schweres erlebt und schreibt in ihrem Podcast über True-Crime-Fälle. Dabei stößt sie auch auf den Fall von Matthias Hegel, der "Auris" genannt wird, weil er Verdächtige an Hand ihrer Stimme überführen kann. Nun sitzt der mann im Gefängnis, weil er angeblich eine Obdachlose brutal ermordet hat. Doch da stimmt etwas nicht und Jula macht sich auf die Suche nach den Hintergründen.
Das Ganze ist recht spannend geschrieben, keine Frage, es liest sich schnell weg. Mir fehlt aber der Tiefgang, die Figuren werden nur oberflächlich gezeichnet, die Sprache ist eher schlicht. Wie bei Fitzeks Büchern reiht sich atemlos eine Überraschung an die andere, es bleibt kaum Zeit zum Atemholen oder um das Ganze zu überdenken und einzuordnen. Dadurch verliert man ab und zu die Übersicht.
Ganz schlimm fand ich dann das Ende, ein Cliffhanger! Das geht gar nicht. Man soll wohl genötigt werden das nächste Buch zu kaufen und dagegen wehre ich mich.
Kliesch und Fitzek - nein, danke!

Bewertung vom 20.05.2019
Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4
Ahnhem, Stefan

Zehn Stunden tot / Fabian Risk Bd.4


sehr gut

Bisher habe ich alle Bände der Reihe um Fabian Risk gelesen und freute mich auch auf den vierten Band.

Während Risk wegen des Mordversuchs an seiner Tochter beurlaubt ist, wird in Helsingborg ein kleiner Flüchtlingsjunge brutal ermordet. Kurze Zeit später stirbt ein Fleischverkäufer auf ungewöhnliche Art und Weise und eine junge Frau wird mit Rizin umgebracht. Es gibt vielfältige Spuren, einige führen zu Rechtsradikalen und nur Irene Lilja und Klippan ermitteln einigermaßen gründlich, weil die Dienststelle chronisch unterbesetzt ist. Gleichzeitig geht Risk privat einer Vermutung nach, die ihm ein verstorbener Kollege anvertraut hat, angeblich starb der durch Selbstmord. Das alles und besonders die vertrackte Familiensituation lassen Risk an seine Grenzen kommen.

Das Buch ist stilistisch gut geschrieben und auch spannend.Die verschiedenen Handlungsstränge sind oft ungewöhnlich, gut nachvollziehbar die Personen wirken authentisch.

Leider läuft das Buch am Ende aus dem Ruder. Die Fälle werden nicht alle aufgeklärt, alles bleibt in der Schwebe und so soll man "gezwungen" werden, auch den nächsten Band zu kaufen. Das mag ich gar nicht und fühle mich genötigt!

Schade, denn eigentlich ist es ein gutes Buch und hätte solche Tricks nicht nötig.