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anyways
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greifswald

Bewertungen

Insgesamt 267 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2012
Emmas Angst
Freveletti, Jamie

Emmas Angst


ausgezeichnet

Emmas drittes eher ungewolltes Abenteuer führt sie in die Tiefen des mexikanischen Dschungels. Als Biochemikerin für die Firma Pure Chemistry sucht sie nach nachtblühenden Pflanzen, die man in der Kosmetikbranche einsetzen könnte nebenbei hält sie für die private Sicherheitsfirma Darkview Ausschau nach aller Art von Drogenschmuggel im Grenzgebiet. Trotz ihres umfangreichen Erfahrungsschatzes mit zwielichtigen Gestalten, gelingt es ihr diesmal nicht, rechtzeitig in der Schlepperbande der sie sich angeschlossen hat, den coyote auszumachen. Von diesem wird sie gefangengenommen und auch ihr Flutversuch misslingt. Sie wird entführt und gelangt in die Fänge des berüchtigten und äußerst brutalen Drogenboss La Valle. Vor der nun folgenden Hinrichtung durch diesen Massenmörder schützt sie nur ihr Beruf. Auf der Hanfplantage ist eine todbringende Krankheit ausgebrochen, die nicht nur bei den Pflanzen zu einem deformierten Aussehen führt, sondern schlimmer weise genauso todbringend für alle Menschen in deren Umgebung ist. Zusammen mit dem jungen , und in seiner ersten Mission als Drogenkurier engagierten Amerikaner Oswald Kroger beginnt sie die Seuche zu untersuchen, immer darauf bedacht, bei der erstbesten Gelegenheit zu fliehen…

Jamie Frevelettis Serie um die toughe Ultramarathonläuferin Emma Caldrige wird von Buch zu Buch besser. Der dritte Band ist im wahrsten Sinne hochexplosiv. Das Buch ist diesmal in meinen Augen besser strukturiert, weil die Autorin längere Zeit bei einem Handlungsstrang verweilt und so der Lesefluss ungestörter ist. Die Geschichte dahinter ist zwar ebenso spektakulär und kaum vorstellbar aber unmöglich nicht. Der pharmazeutische Hintergrund enthält eine Menge Detailwissen das durchaus belegbar ist mit einer kleinen Ausnahme. Eine Firma die sich ausschließlich mit der Entwicklung von Orphan-Drugs (Medikamente die Erkrankungen die weniger als 5 pro 10.000 Einwohner betreffen, heilen bzw. lindern sollen) gibt es so wie im Buch dargestellt nicht , diese Forschung ist integriert in die großen pharmazeutischen Unternehmen, eventuell noch unterstützt durch die Hochschulforschung, da diese Art der Entwicklung enorme Kosten verschlingt, die nicht durch die Zulassung und Vermarktung wieder gedeckt werden kann. Das aber nur am Rande.
Der neueste Thriller macht seinem Namen alle Ehre wert, es ist spannungsgeladen, gut recherchiert, bindet die vorherigen Bücher mit ein und hat einen diesmal gut gewählten Titel.

Bewertung vom 08.02.2012
Vater, Mutter, Tod
Langer, Siegfried

Vater, Mutter, Tod


weniger gut

Ein grauenhafter Unfall in einer Berliner Sozialbauwohnung, eine mysteriöse Kindesentführung, eine noch junge Frau und Mutter deren Wahrnehmungen für Raum, Zeit, Gegenwart und Vergangenheit zunehmend verwischen, sind die Zutaten für Langers Thriller.

Ein Thriller der auf den ersten 50 Seiten sehr viel versprechend klingt. Die Kapitel sind kurz, übersichtlich und verständlich gehalten. Danach ändert sich dieses grundlegend, genauso wie die Verwirrungen der einen Protagonistin zunehmen, scheint mir der Autor dasselbe mit dem Leser machen zu wollen. Das mag zwischendurch ganz spannend sein, da es sich aber nicht auf wenige Male beschränkt, sondern der Autor recht schnell und forsch durch die Zeitspannen springt, stört dies den Lesefluss und ist für mich als Leserin sehr frustran.

Die dazugehörigen Kapitelüberschriften die oft das griechische Wort Katharsis enthalten waren für mich eher eine kryptische Auslegung des Autors, denn weder mit der literarischen noch der psychologischen Definition von Katharsis konnte ich den Kapitel Inhalt erklären bzw. in Verbindung setzen.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2012
Unter allen Beeten ist Ruh' / Pippa Bolle Bd.1
Auerbach & Keller

Unter allen Beeten ist Ruh' / Pippa Bolle Bd.1


sehr gut

Pippa Bolle kehrt nach einer gescheiterten Ehe mit einem italienischen Vorstadtcasanova nach Berlin, in den Schoß ihrer Familie zurück. Doch es ist nicht einfach in dem lauten Hinterhof, ihre Wunden zu lecken und wieder beruflich Fuß zu fassen. Es ist einfach zu laut und turbulent, deswegen kommt das Angebot ihrer besten Freundin Karin wie gerufen. Sie soll die Laube von Karins Vater „hüten“, die mitten auf der idyllischen Insel Schreberwerda liegt, während dieser einen Caravantrip nach Italien macht. Sie reist samt Koffern und Übersetzungsarbeit in der Hoffnung auf Ruhe an. Doch von Ruhe weit und breit keine Spur. Sie wird sofort in die etwas dörflich anmutende Gemeinschaft aufgenommen und muss feststellen das es in dieser so friedfertig anmutenden Gemeinschaft brodelt, denn einer der Bewohner entpuppt sich als Immobilienhai und auch die Nachbarn haben die ein oder andere Leiche im Keller. Das geht so weit bis wirklich die ersten Toten auftauchen und Pippa sich als Detektivin versucht.





Ein wirklich guter „Mundartkrimi“. Ein flotter Schreibstil, liebenswerte Protagonisten und eine Detektivin die durchaus als Enkelin von Miss Marple durchgehen kann. Da mir in einer anderen Form die Laubenpieperidylle nicht fremd ist , konnte ich die Wesensart der Beteiligten gut nachvollziehen. Trotz der Vielfalt und Menge der Mitwirkenden hatte ich nie das Gefühl den Faden zu verlieren. Die Anspielungen auf Kästners „Emil und die Detektive“ fand ich gelungen, da die richtige Klientel mit einbezogen wurde. Was diesen Krimi natürlich besonders hervorhebt ist der Dialekt, den Auerbach & Keller durch den Betreiber der Inselkantine, Luis Krawuttke, auch herrlich oft anklingen lassen. Also das perfekte Buch zum derzeitigen Couchwetter. Das vertreibt die trübe Stimmung und sorgt neben der guten Unterhaltung auch für die nötige Spannung.

Bewertung vom 19.12.2011
Das Leben ist kein Gurkensandwich
Radford, Ceri

Das Leben ist kein Gurkensandwich


schlecht

Das ich bei diesem Titel keine tief schürfende Literatur erwarten konnte war mir von vornherein klar. Ich hatte mich auf eine locker, leichte Story für zwischendurch gefreut. Eine Geschichte in der sich eventuell ein paar Parallelen zum eigenen Leben finden lassen und wenn dem schon nicht so ist, dann eine Anteilnahme am fiktiven Geschehen der Protagonisten. Aber an dieser Story ist weder das eine noch das andere präsent im Gegenteil sie ist so oberflächlich das es wirklich kein großer Genuss ist ihr zu folgen.



Ich fasse sie kurz wie folgt zusammen: Gelangweilte, gut situierte, 50 jährige Hausfrau versucht ihren sinnentleerten Tagen ein wenig Abwechslung zu verpassen. Das ist gar nicht so einfach, schließlich hat sie gar viel zu tun und ein fürchterlich faules ukrainisches Hausmädchen, der sie ständig alles nachräumen muss, inklusiver Reizwäsche die diese im Arbeitszimmer des Hausherrn trocknet. Ein Schelm der Böses dabei denkt. Unsere Protagonistin denkt auch nicht weiter darüber nach und ärgert sich nur über die Unordnung. Aber damit nicht genug versucht sie ihrer Umgebung einen angemessenen Lebenswandel, inklusive Stil und Lebenspartner nach ihren Vorstellungen aufzudrücken. Ihre Opfer sind die eigene Tochter, der Sohn, der Mit-Glöckner und diverse Komparsen. Aber damit nicht genug soll doch auch die Öffentlichkeit etwas von ihrem wundervollen Tagewerk haben, nicht einfacher als das, es gibt ja schon Internet und so ein Internetblock ist da doch genau das Richtige.



Für mich war dieser Roman ein zähes Tagewerk folgte ich doch der enorm naiven, und ich muss mich im Voraus schon mal für meine Wortwahl entschuldigen, strohdummen aber mit einem enormen Maß an Überheblichkeit und aristokratisch anmutender Arroganz gesegneten Dame, für die einige Dinge der Untergang der Welt bedeuten. Was könnte dies sein, das einem Nachts Alpträume beschert? Ja richtig, einkaufen im Discounter!

Zwischendurch war ich so angenervt das ich die Protagonistin eigenhändig zum Arbeitsamt zerren wollte. Pflegekräfte werden schließlich immer gebraucht und so hätte sie neben einer sehr sinnvollen Arbeit nebenbei auch ein wenig Geld verdient.

Aber warum eigenes Geld verdienen, darum kümmert sich schließlich der Ehegatte. Ausgeben ist eh viel schöner! Und wenn einem finanziell gesehen das Wasser bis zum Hals steht dann unternimmt man eine dreimonatige Auszeit in Argentinien. Ist doch logisch. Oder?

Bewertung vom 02.12.2011
Die toten Gassen von Barcelona
Kremser, Stefanie

Die toten Gassen von Barcelona


ausgezeichnet

Nach dem tragischen Unfalltot ihrer Familie, von dem sie während einer Recherche über ein neues Hotel in Sibui, Rumänien, erfährt ,ist die junge Journalistin Anna Silber nur noch von dem Wunsch geprägt, die Heimatstadt ihrer Mutter, Barcelona, kennenzulernen. Monate später bekommt sie die Gelegenheit für einen etwas „anderen“ Kulturführer über die wunderschöne Stadt zu schreiben. Sie nimmt zu ihrem schwulen Freund Rafael, den sie in Sibui kennen lernte Kontakt auf, und dieser versorgt sie mit Unterkunft und freundschaftlichen Beistand. Aber die Ankunft in Barcelona verläuft nicht so wie geplant, denn ganz in der Nähe ihrer vorübergehenden Unterkunft wurde ein Mann von einem Baugerüst gestoßen. Da Anna Dank ihres Vaters, der Privatermittler war, eine gewisse detektivische Ader hat hilft sie dem Lebensgefährten Rafaels , Quim bei dessen Recherchen. Bald wird dem spanischen Kriminalbeamten Quim und der Journalistin klar das hier ein Serientäter mit einem fatalen Hang zur Schutzheiligen Barcelonas sein Unwesen treibt.



Stefanie Kremser gelingt nicht nur ein guter Krimi mit einem schlüssigen und spannenden Plot sondern sie weckt auf ganz eigene Weise auch das Interesse die Stadt Barcelona zu besuchen. Ihre detailgetreuen Angaben der Architektur und Sehenswürdigkeiten sind stellenweise so gut, dass ich das Gefühl hatte mit ihr durch die Straßen zu laufen. Sie scheut sich aber ebenso wenig auch die Schattenseiten, hier auf extreme Art durch die Motivation des Täters dargestellt, zu beleuchten. Ebenso gefielen mir ihre gesellschaftspolitischen Äußerungen .

Bewertung vom 02.12.2011
Einmal durch die Hölle und zurück / Pietro-Reihe Bd.2
Bazell, Josh

Einmal durch die Hölle und zurück / Pietro-Reihe Bd.2


sehr gut

Ein Wiedersehen mit dem Ex-Auftagskiller und Arzt Pietro der unter dem Deckmantel Dr. Azimuth auf einem Kreuzfahrtschiff sein Dasein fristet. Einzig und allein da hier die Mafia höchst selten ihre Finger im Spiel hat und ihm nach seinem schnöden Leben trachtet. Erlöst wird er zum Glück von seinem Verbindungsmann, der ihm einen Auftrag an Land verschafft. Für einen Multimillionär soll er an einer Expedition, zusammen mit einer überaus attraktiven Paläontogin, zum White Lake teilnehmen, denn in diesem überaus trüben See gibt es höchstwahrscheinlich einen überaus aggressiven und blutrünstigen Verwandten von Nessie.



Josh Bazells Schreibstil ist einfach unverkennbar. Laut, schnoddrig, gossenhaft aber mit Fachwissen nicht nur in medizinischer Hinsicht gespickt. Er ist m.E. auch einer der wenigen Autoren der sich in einem Roman fortwährend der Einfügung von Fußnoten bedient. Ein Gemisch aus Krimi, Thriller, Roman und wissenschaftlicher Abhandlung in einem Tempo und Zusammenhang der wirklich , wäre es ein Film, an Tarantino erinnert.

Ganz so überzeugt war ich diesmal allerdings nicht. Mir fehlte irgendwie der richtige Biss und einige Fußnoten fand ich deplatziert. Bei wissenschaftlichen Erklärungen sind sie ja ganz hilfreich aber diesmal übertreibt es Bazell ein wenig. Auch den Epilog mit seinen 50 Seiten finde ich zwar interessant aber von seinem Umfang her übertrieben. Trotzdem ein Buch das durch seine Machart überzeugt und das man schwer aus den Händen legen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2011
Die russische Herzogin / Zarentochter Trilogie Bd.3
Durst-Benning, Petra

Die russische Herzogin / Zarentochter Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Ein schreckliches . Ein böses Kind. Solche Sätze hört die kleine Wera oft aus dem Munde ihres Vater und ihrer Mutter. Als die ältere Schwester Weras mit dem griechischen Thronanwärter verheiratet werden soll, sind die Zustände die der kleine Wirbelwind veranstaltet in der höheren Gesellschaft nicht mehr tragbar. Weras Vater, der Großfürst Konstantin ( Kosty) Romanow bittet seinen Bruder , den Zaren um Mithilfe. Dieser bittet die gemeinsame Schwester Olga Romanowa, Kronprinzessin von Württemberg, sich des Kindes für eine Weile anzunehmen. Hätte Olga gewusst worauf sie sich einlässt hätte sie wohl nicht so bereitwillig zugesagt, hätte wiederum Wera von ihrem langen Aufenthalt in Stuttgart gewusst wäre sie wohl irgendwann auf der Reise ausgebüchst.





Petra Dust-Benning’s „Die russische Herzogin“ kann als eigentlicher Nachfolger „Der russischen Zarentochter“ anerkannt werden denn neben der Lebensgeschichte der Wera wird auch die des späteren Königspaares mit erzählt. Die besondere Beziehung der kleinen Wera zu ihrer Tante und späteren Adoptivmutter und Freundin ist eine sehr besondere. Blieb die Ehe der Olga doch kinderlos, was zweifellos an der Homosexualität ihres Gatten gelegen haben wird.Diese sehnt sich nach Kindern. Nur einfach ist es mit Wera nicht. Sie scheint ein rechter Wirbelwind und Zappelphilipp zu sein, doch zum Glück leben beide im ausgehenden 19. Jahrhundert, das Syndrom ADS noch lange nicht bekannt und so muss man sich mit natürlichen Mitteln behelfen, Wera einen standesgemäßen Umgang am Hofe beizubringen.

Liebevoll schildert die Autorin die innere Zerrissenheit der kleinen Wera so eindringlich, das sie einem Leid tut. Von den Eltern mehr oder weniger verstoßen findet sie am Stuttgarter Hof, zwar nach einigen Anläufen, endlich eine Geborgenheit und Wertschätzung die ihr von ihrem Elternhaus verwehrt wurde. Wie weitsichtig Olga doch handelt denn so einfache Mittel wie mehrmaliges mehrstündiges Wandern in der Woche macht aus Wera ein fast erzogenes Kind, laut der Autorin. Allein diese Ideen, das Liebesleben der späteren Königin, des Königs und auch Weras dramatisches Familienleben bilden ein gut strukturierten Gesamtplot.

Interessant fand ich die Schilderung wie Wera ihren ja höchstwahrscheinlich treulosen Gatten so hoch verehrt das sie über seine Verfehlungen gekonnt hinwegsieht und wie sie zu ihrem sozialen Engagement kommt. Die heutigen Mutter-Kind-Heime scheinen eindeutige auf dem Wera Heim für unverheiratete werdende Mütter zu fußen.

Ich freue mich jetzt schon auf die Jugendjahre der Olga dieses Buch schlummert noch auf meinem SUB, durch diese Buch bin ich aber erst richtig neugierig geworden. Warum verliebt sich eine so intelligente junge Frau ausgerechnet in einen Schwulen und behält ihr Leben lang Stillschweigen und wirft ihr eigens Glück weg, kompensiert dies aber durch viel Gemeinnützigkeit? Ein ähnliches Verhalten scheint sie auch ihrer Adoptivtochter vererbt zu haben. Am Ende des Buches erwähnt die Autorin das sie einige historische Tatsachen doch ein wenig abgewandelt hat, das finde ich immer einen sehr schönen Hinweis, denn bei historischen Büchern recherchier ich schon gerne was Wahrheit und was schriftstellerische Freiheit ist. Das macht es mit so einem Hinweis leichter.





Fazit.

Eine gelungene Interpretation des Lebens der Nichte des russischen Zaren. Wundervoll einfühlsam schildert die Autorin das Leben des jungen unverstandenen Mädchens, bis zur Jugendlichen, jungen Gattin und Mutter und über den Tod ihres Mannes. Lediglich die letzten beiden Lebensjahrzehnte der Herzogin werden nicht mehr allzu deutlich strukturiert. Dafür legt sie viel Wert auf das Leben am württembergischen Hof und die innige Verbundenheit zur Tante. Viel Interessantes und Wissenswertes verpackt Dust-Benning in ihrem Buch und bringt mir so einen mir bis dahin nicht so bekannten Zweig der Romanows nahe. Anders als eine Biographie vermag es dieser Roman zu unterhalten.

Bewertung vom 02.12.2011
Der Turm der Könige
Riesco, Nerea

Der Turm der Könige


ausgezeichnet

León de Montenegro sucht im 18. Jahrhundert in der wunderschönen Stadt Sevilla den Druckereibesitzer Don Diego de Haro auf, muss aber leider feststellen, das dieser seit über 5 Jahren tot ist, nur dessen Witwe Julia de Haro betreibt mit ihren Angestellten die Druckerei. Diese Begegnung soll schicksalhaft für beide werden. Leóns verwegenem Aussehen und sein plötzliches Auftauchen in der Stadt bringt ihm schon bald unter der Stadtbevölkerung den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Pirat“ ein.

Ein Pirat in den sich Julia fast sofort verliebt, der keine standesgemäße Partie ist und nebenher noch eines der größten Geheimnisse Sevillas hütet. Ein Geheimnis um einen elfenbeinernen Elefanten, der der Stadt Sevilla um den größten architektonischen Schatz bringen könnte.

Auch Julias verstorbener Mann scheint in das nun schon über Jahrhunderte gehütete Geheimnis eingeweiht worden zu sein, denn vom ihm erhoffte sich der Pirat wichtige Erkenntnisse hinsichtlich der wohl spannendsten Schachpartie der Menschheit.

Aber wo Geheimnisse gehütet werden sind auch Spione, Intriganten und falsche Freunde nicht weit. In Christobal Zapata, dem von Julia verschmähten Druckermeister, wächst einer der größten Widersacher Leóns heran. Über mehrere Generationen sind beide Familien auf tragische Weise miteinander verbunden.



Historische Romane lese ich deshalb gerne weil die eigene Fantasie hinsichtlich unserer Geschichte beflügelt wird. Sie geben einem das Gefühl durch all die historischen Gassen zu gehen, sich zu kleiden, der damaligen Zeit entsprechend, kurzum sie sind eine kleine Zeitmaschine. Je fantasievoller diese Maschine bestückt wird desto größerer ist der Genuss mit ihr zu reisen. Nevea Riesco erzählt mit viel Liebe zum Detail aber es wirkt trotzdem nicht überladen. Wer wie ich wenig vom Schachspiel versteht, bekommt trotzdem nicht das Gefühl zuviel oder zuwenig Wissen vermittelt zu bekommen. Die leicht emanzipierte Darstellung der weiblichen Protagonisten mag für die damalige Zeit etwas ungewöhnlich sein wirkt aber weder übertrieben noch unglaublich. Dieses Buch wirkt allein schon durch die Anzahl der Seiten recht umfangreich, trotzdem fliegt man eher über die Seiten, so mitreißend empfinde ich den Sprachstil. Besondere Aufmerksamkeit sollte dem Buchumschlag gewidmet werden, auch wenn man mit ihm erst nach der Beendigung des Romans wirklich etwas anfangen kann.

„Der Turm der Könige“ empfehle ich sehr gerne weiter, beinhaltet er doch alles was ich an historischen Romanen liebe: Krieg, Frieden, Intrigen, große Geheimnisse und die Begleitung der Geschichte über mehrere Generationen hinweg. Von dieser Autorin erwarte ich mit sehr viel Interesse den nächsten Roman.

Bewertung vom 02.12.2011
Die Larve / Harry Hole Bd.9
Nesbø, Jo

Die Larve / Harry Hole Bd.9


ausgezeichnet

Die Ermordung des 19 jährigen Norwegers Gusto Hanssen veranlasst Harry Hole aus seinem freiwilligen Exil in Hongkong zurück in die Heimat zu kehren.

Eine Reise in die eigene Vergangenheit und fataler Weise auch die Konfrontation mit der Vergangenheit und Gegenwart seiner Ex- Familie, denn seine Ex-Freundin Rachel und sein Ziehsohn, die nach dem „Schneemann“ nach Amsterdam flohen sind in der Zwischenzeit ebenfalls wieder nach Oslo zurückgekehrt.

Rachels Sohn Oleg ist Tatverdächtiger im Mordfall Gusto Hanssen und Harry setzt alles daran ihn zu entlasten. Einmal Bulle, immer Bulle. Von seinem ehemaligen Vorgesetzten Gunnar Hagen bekommt er grünes Licht, an diesem Fall zu ermitteln. Doch sein Wiederauftauchen in Oslo entgeht auch der Russenmafia nicht und so ist ein Auftragskiller auf Harrys Fersen.



Im Gegensatz zu den anderen Teilen der Harry-Hole- Reihe baut dieses Buch, ganz untypisch für Nesbo, nur langsam Spannung auf. Aus Sicht einer Ratte ( ein ganz ungewöhnlicher aber genialer Einfall), des im Sterben liegenden Gustos und Harrys wird die Geschichte um die fatale Beziehung zwischen den beiden jugendlichen Freunden, der Stiefschwester Gustos und Harrys Unvermögen seine Süchte auch in der Heimat zu kontrollieren und seinem unbändigen kriminalistischen Aufklärungsdrang reflektiert Die etwas schwachen Spannungsbögen am Anfang steigern sich ab der Mitte des Buches deutlich und man wird förmlich in einen Sumpf von Drogen, Gier und Prostitution gezogen, immer in der Hoffnung das sowohl Harry als auch Oleg dieses Drama einigermaßen glimpflich überstehen. Aber der Autor nimmt einem geschickt diese realitätsfernen Vorstellungen. Schlimmer noch er lässt auch den Leser völlig desillusioniert zurück.

Ein Krimi der etwas aus Nesbos üblichem Rahmen fällt, der trotzdem zu überzeugen weiß und den ich sehr empfehlen kann. Für Liebhaber der Harry-Hole-Reihe , so wie ich, ein unbedingtes Muss.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.12.2011
Ewig Böse
Ransom, Christopher

Ewig Böse


gut

James und Stacy Hastings sind im wahrsten Sinne des Wortes Lebenskünstler. Aus der tiefsten Provinz nach L.A. gezogen, versucht sich James in der „Stadt der Engel“ als Schauspieler und ergattert die Rolle seines Lebens- als Double von Ghost. Ghost ein weißer Rapper mit verblüffender Ähnlichkeit mit dem ganz realen Eminem wird James alter Ego, inklusive Alkohol- und Drogenproblemen, Tattoos und Überbezahlung und schlussendlich Persönlichkeitsveränderungen. Seine Ehefrau Stacy kommt nicht ganz so gut klar mit ihrem veränderten und oft abwesenden Ehemann. Sie stürzt sich mit Feuereifer in die Gestaltung ihres Gartens und jobbt für die Bepflanzung 15 Stunden die Woche in einem Gartencenter. Die Einsamkeit während James Abwesenheit kompensiert sie mit zweifelhaften Freundinnen und jeder Menge Pillen. Dann wird sie in der Nähe ihres Hauses überfahren und James stürzt in eine tiefe Depression, genau zu dieser Zeit zieht sich auch Ghost aus James Leben zurück, sodass aus James-Ghost wieder nur James werden kann. Die Alkoholsucht bleibt aber die Tattoos und die gefärbten Haare verschwinden. Monate nach Stacys Tod zieht ins Nachbarhaus die mysteriöse Annett ein, das Verwechslungsspiel beginnt von neuem, denn Annett doubelt ganz offensichtlich Stacy, inklusiver Typveränderung und verbaler Ausdrucksweisen. Noch erschreckender ist aber das sämtliche Bekanntschaften außer James nach einem Zusammentreffen um ihr Leben kämpfen müssen…





Christopher Ransom greift in seinem Thriller die nicht ganz neue Idee der Seelentransferation auf und treibt sie zu seltsamen Blüten. Genug psychopathische Protagonisten geben sich auf Ransoms Bühne die Klinke in die Hand. Eine Anlehnung an die VIP’s der Rappszene sind wie von mir schon vermutet, vom Autor gewollt.

Obwohl viel Potential für einen guten Psychothriller vorhanden ist, wollte der Funke bei mir nicht überspringen. Die Charaktere wirken auf mich bemüht psychotisch und ihre Handlungen sind vorhersehbar und teilweise chaotisch . Das Ende ist dann auch nur noch ein zusammengeschustertes Flickwerk dem jeglicher Spannungsbogen und Nervenkitzel fehlt.