Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
TheSilencer
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 355 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2013
Trouble / Jack Reacher Bd.11
Child, Lee

Trouble / Jack Reacher Bd.11


weniger gut

Reacher, wie immer wie ein Landstreicher unterwegs, erhält eine kryptische Nachricht via Geldüberweisung: der Geldbetrag, der da auf seinem Konto eingegangen ist, ist der Hilferuf seines alten Teams beim Militär. Damals waren die Sonderermittler zu neunt. Einer von ihnen wurde nun gefesselt aus einem Hubschrauber geworfen.
Reachers Ehrgefühl seinem alten Team gegenüber ist aktiviert. Das kann für seine Gegner nichts Gutes bedeuten ...

Child hat in diesem Roman einen seltsamen bis furchtbar zähen Erzählrhythmus. Das Buch umfaßt ca. 460 Seiten. Auf den ersten 370 Seiten plätschert er mit einer Detektiv-Geschichte dahin, die es einem schwer macht, bei der Stange zu bleiben.

Reacher und sein Team fahren von A nach B, von B nach A und von A nach C. Fragen und kombinieren in hellseherischer Treffsicherheit.

Die Actionlastigkeit, die das Markenzeichen für die Reacher-Serie ist, zündet dann in den letzten 90 Seiten. Davor wird sie von Child recht dünn eingesetzt.

Jack Reacher ist seit Jahren meine Lieblingsserie. Aber der Roman hier hätte nicht sein müssen.

Bewertung vom 17.06.2013
Die elfte Geissel
Molas, Aurélien

Die elfte Geissel


weniger gut

Ein Doppelselbstmord, an dem es leichte Zweifel gibt. DVDs mit Kinderpornos. Ein Polizist, der Ermittlungsinterna an die Presse weitergegeben hat und die Familie eines Unschuldigen dem Mob zur Lynchjustiz überlassen hat. Suspendierte Bullen, die weitermachen. Die Unruhen in den Pariser Vorstädten.

Der Stoff des Krimis reicht locker für drei Bücher.

So überladen die Handlung ist, so konsequent überladen ist die Anzahl der Charaktere.

Eine manchmal mehrdeutige und arg philosophische Erzählsprache verwirrt dann weiter.

Das alles getrennt von einander - gerne. Aber die Ballung dieser Eigenschaften lenkte dermaßen ab, daß mich Langeweile überkam. Das Schlimmste, was einem Krimi passieren kann.

Bewertung vom 23.05.2013
Das Hotel
Kilborn, Jack

Das Hotel


ausgezeichnet

Willkommen im "Rushmore Inn"!

Verschiedene Menschen steigen in dem kleinen verträumten Hotel ab, in dem die Zeit still zu stehen scheint.
Keiner von ihnen stellt sich die Frage, warum ausgerechnet sie ausgerechnet in diesem Hotel gelandet sind. Doch nun ist es ohnehin zu spät.

Denn die Besitzerin hat ihre eigene Vorstellung von Gastfreundlichkeit.

Ein Buch wie ein klassischer Horrorfilm. Und dazu noch ein Riesenspaß.
Manchmal möchte man das Buch zum Durchatmen weglegen, um es nur nach wenigen Minuten wieder weiterzulesen.

Ich brenne auf Kilborns andere Romane!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2013
Hungerkralle
Ebertowski, Jürgen

Hungerkralle


weniger gut

Karl Meunier, ehemaliger Hausdetektiv des legendären Hotels "Adlon", irrt nach Kriegsende durch Berlin und lebt von einen Tag auf den anderen. In der Hoffnung, sich irgendwie durchzubringen. Alte Weggefährten sind entweder tot oder verschollen.

Jeden Tag getrieben von dem Traum, daß endlich wieder alles normal wird und er vielleicht sogar seine Verlobte im zerbombten Berlin wiederfindet, gerät er in eine Geldfälschergeschichte.

Es gibt so Nachkriegsromane, die in jedem zweiten Satz verkrampft bewerten müssen, was im damaligen Nazi-Deutschland geschah. Obwohl sich das eigentlich von selbst ergäbe, würde man die Figuren klug miteinander agieren lassen.

"Hungerkralle" ist überfrachtet mit erhobenen Zeigefingern. Andere Autoren zeigen, daß es gottseidank auch anders geht.

Unterm Strich langweilig und zäh.

Bewertung vom 08.05.2013
Enemy - Bd. 1
Mooney, Chris

Enemy - Bd. 1


sehr gut

Ein skurriler Tatort: eine Frau wurde gefoltert, die abgetrennten Finger wurden ihr in den Mund gesteckt, daneben ihr Sohn, der alles beobachten mußte. Doch er lebt.
Und Spuren im Haus deuten darauf hin, daß dort mehr passiert sein muß als nur dieser Folter-Mord.

Ermittlerin Darby McCormick versucht aus dem Sohn etwas herauszubekommen. Seine wirre Version der Geschichte gibt mehr Rätsel auf als daß sie zur Klärung beiträgt. Denn er sei gar nicht der, für den er sich ausgeben müsse.

Chris Mooneys dritter Roman um Darby McCormick (nicht wie hier auf bücher.de offeriert der erste Band!) ist mein zweiter Mooney nach "Scream".
Darin machte Mooney alles richtig.

"Enemy" hat mich ein wenig gehemmt, weil ich nicht wußte, was Mooney mit dem Sexismus auf den ersten Seiten bezwecken will. Dumpe, notgeile Kerle und eine Ermittlerin, die das achselzuckend wegsteckt.
Ignoriert man das aber und bleibt man dabei, baut Mooney einen cleveren Thriller auf, der immer dichter, teils auch verworrener wird, sich letztendlich aber hervorragend selbst erklärt.

Hat mir gut gefallen.

Kleiner Hinweis für die Cover-Schreiber von "rororo": nicht jeder Tatort-Ermittler gehört zum CSI, nur weil's im TV populär ist. Die hier genannte Einheit nennt sich CSU - Criminal Scene Unit.

Bewertung vom 17.04.2013
Prickel
Juretzka, Jörg

Prickel


sehr gut

Prickel heißt eigentlich Bernd Roselius. Bernd ist etwas anders als andere. Geistig zurückgeblieben, in seiner eigenen Welt, megamäßig introvertiert. Irgendwas dazwischen. Sein Spitzname drängt sich irgendwie auf; den einzigen Satz, den er zustande kriegt, ist: "Das finde ich gar nicht prickelnd."

Genau so findet er es auch nicht, als er neben einer Gelegenheitsprostituierten zu sich kommt, denn jene Dame wurde bestialisch mit einem Messer dahingemetzelt. Und Prickel hält das Messer in seinen Händen.

Kryszinski, klassischer Ruhrpott-Detektiv zwischen Philip Marlowe und Schimanski, soll für Prickels Anwältin ein wenig recherchieren, denn die traut ihrem einfach gestrickten Mandanten eine solche Tat nicht zu. Lenken Kryszinski anfänglich noch andere Fälle von seinem neuen Auftrag ab, steckt er irgendwann mittendrin in Prickels Fall. Blöd nur, daß Prickel nur wenig kommunikativ ist ...

Klar, die Story ist einfachste Krimi-Kost. Der Fall ist eigentlich auch irgendwie Nebensache. Viel mehr Drall geben die ausschweifenden, frechen und wortreichen Umschreibungen Juretzkas. Neben neuen Wortschöpfungen, die den Nagel auf den Kopf treffen, scheint der Autor auch über einen überdurchschnittlich großen Wortschatz zu verfügen, der das Lesen einfach nur zum Kicher-Vergnügen macht.

Ja, ich bin infiziert.

Vom Serien-Helden sind bislang elf Folgen erschienen. Dann mal auf.

Bewertung vom 17.04.2013
Collapse
Cain, Tom

Collapse


ausgezeichnet

Natürlich bin ich etwas voreingenommen; ich bin süchtig nach Tom Cain.

Mit "Collapse" gelingt dem Autoren ein wunderbares Highlight, denn er läßt seinen Helden Sam Carver die vorherigen vier Teile Revue passieren, womit sich der Roman hervorragend als Einstieg in die Serie eignet.

Der ausgestiegene Top-Agent, der seinen Job als Killer nicht mehr ausüben möchte, tappt in eine Falle: in einem Straßencafe sitzt er mit einer neuen Bekannten und genießt das Leben, als Maskierte auftauchen und seine Bekannte mit mehreren Schüssen niederstrecken.

Wenn auch reichlich aus der Übung, ist Carver klar, daß er das Ziel dieses Überfalles sein soll. Auf der Flucht tötet er einen der Killer.
Wenig später wird ihm dieser Tote zum Verhängnis: ein mysteriöser Araber bietet ihm an, seinen Job als Auftrags-Killer wieder aufzunehmen. Der von ihm Getötete wäre damit Geschichte. Anderenfalls würde man ihn der Polizei übergeben, zusammen mit einer Menge Zeugenaussagen, die ihn für Jahre hinter Gitter bringen würden.

Carver willigt ein - nach seinen Spielregeln.

Sein Ziel: ein Finanzier, der mit der Lehman-Brothers-Pleite Milliardär wurde.

Tom Cain schrieb diesen Thriller sichtbar mit der ganzen Wut auf die Finanzwelt. Das würde mich eigentlich abschrecken, doch auf Cain ist verlaß.

Spannende Action, ein knallharter Held, alte Bekannte und eine dichte Story stellen den Roman an die Spitze der momentanen Action-Thriller.

Folge 6 ist gerade im Original erschienen.

Bewertung vom 17.04.2013
Trigger Bd.1
Dorn, Wulf

Trigger Bd.1


gut

Was habe ich nicht Gutes im Netz über dieses Buch gelesen. Sebastian Fitzek und Andreas Eschbach lassen sich auf dem Cover zitieren und prophezeien einen Ferrari unter deutschen Thrillern. Und überhaupt habe Dorn den Psycho(!)-Thriller neu erfunden.

Natürlich ist das spannend. Wenn einer Psychiaterin eine Patientin abhanden kommt, die behauptet, vom Schwarzen Mann verfolgt zu werden. Wer aber schon mal den einen oder anderen Psycho(!)-Thriller gelesen hat, weiß nach dem ersten Drittel, wie der Hase läuft. Beziehungsweise die Auflösung.

Sebastian Fitzek weiß, wie man so eine Story kompakt erzählt und verliert sich nicht Erzählsträngen, die einem die Auflösung mit dem Megaphon ins Ohr brüllt.

Einer ähnlichen doofen Sprache bedient sich Arno Strobel. Angenehm einfach zu formulieren hält den oberflächlichen Leser bei Stange. Dorn trickst hier ein wenig und jubelt dem Buch ein paar Fremdwörter unter, die sofort erklärt werden. Immerhin untermauert das die Angaben, er sei selbst in dem Fach Psyche unterwegs, wenn er keine Romane schreibt.

Wer sonst seichte und unblutige Kost liest und den die 50. Variation des Themas nichts ausmacht, der soll das Buch kaufen.

Wer einen echten Psycho(!)-Thriller lesen will, versucht's mal mit "Ich. Darf. Nicht. Schlafen." oder "Das Kind auf der Treppe".