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Benutzername: 
dorli
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Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 883 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2019
Tage des Schicksals / Das Weingut Bd.3
Lacrosse, Marie

Tage des Schicksals / Das Weingut Bd.3


ausgezeichnet

„Das Weingut. Tage des Schicksals“ ist der dritte und abschließende Band rund um die fiktive Weinbauerfamilie Gerban aus Schweighofen. Die Ereignisse des zweiten Teils liegen fast vier Jahre zurück - Weinguterbe Franz Gerban und das ehemalige Dienstmädchen Irene sind mittlerweile verheiratet und führen mit ihren Kindern Fränzel und den Zwillingsmädchen Sophia und Klara ein glückliches Familienleben.

Diese Geschichte beginnt im Oktober 1877. Das Weingut hat sich nach Wilhelm Gerbans Machenschaften erholt und Franz strebt – zum Leidwesen von Irene – zusätzlich zu seiner Arbeit als Weinhändler eine politische Karriere an. Irene fühlt sich aufgrund von Franz’ häufigen Reisen einsam und sehnt sich nach einer sinnvollen Aufgabe…

Schon nach wenigen Seiten hat mich die Welt der Gerbans wieder gefangen genommen und ich habe gespannt das Geschehen verfolgt. Marie Lacrosse lässt ihre Protagonisten auch in diesem Band viele Höhen und Tiefen durchmachen. Es ist vor allen Dingen Franz’ Eifersucht, als Irene sich für die Rechte der Arbeiterfrauen engagiert und im Zuge dessen auch wieder Kontakt zu ihrem ehemaligen Geliebten Josef Hartmann hat, die die Ehe der Gerbans ins Trudeln bringt.

Marie Lacrosse hat das Leben und den Alltag der Gerbans eng mit den tatsächlichen Geschehnissen des 19. Jahrhunderts verflochten. Zahlreiche historische Fakten und reale Ereignisse aus allen Lebensbereichen sorgen für Authentizität und lassen ein vielschichtiges Bild von Ort und Zeit vor den Augen des Lesers entstehen. Neben dem Weinanbau und -handel sowie den damit einhergehenden Aufgaben und Herausforderungen ist besonders die sozialpolitische Entwicklung Thema in diesem Roman. Es gelingt Marie Lacrosse ganz hervorragend, die oft unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen anschaulich und eindringlich zu beschreiben. Sehr mitreißend schildert die Autorin, wie Ausbeutung, Armut, mangelnde Hygiene und Krankheiten wie Diphtherie und Schwindsucht den Alltag besonders für Frauen und Kinder zu einem stetigen Überlebenskampf gemacht haben.

Trotz der gewichtigen Themen lässt sich die Geschichte leicht lesen und bietet gute Unterhaltung. Unerwartete Ereignisse, Intrigen und mitreißende Schicksalsschläge halten das Geschehen lebendig - man kann durchweg mit allen Akteuren mitfiebern und ist stets neugierig darauf, was wohl als nächstes passieren wird.

„Das Weingut. Tage des Schicksals“ hat mir sehr gut gefallen - eine spannende Mischung aus Familiengeschichte und fesselnder Historie, die dank der facettenreichen Schilderungen zu einem Spiegel der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts wird.

Bewertung vom 27.10.2019
Weihnachten auf Carnton
Alexander, Tamera

Weihnachten auf Carnton


ausgezeichnet

Franklin/Tennessee im November 1863. Das Schicksal meint es im Moment nicht besonders gut mit Aletta Prescott. Nicht nur, dass ihr Mann vor wenigen Wochen im Bürgerkrieg gefallen ist, sie hat auch ihre Arbeit als Näherin verloren. Eine Katastrophe, denn jetzt weiß Aletta nicht, wie sie in Zukunft ihren 6-jährigen Sohn Andrew und ihr noch ungeborenes Kind versorgen soll, zumal ihre Bank aufgrund ausbleibender Ratenzahlungen mit der Zwangsversteigerung ihres Hauses droht. Für einen Hoffnungsschimmer sorgt die ausgeschriebene Stelle als Köchin im Herrenhaus von Carnton, doch als Aletta dort ankommt, ist die Stelle bereits vergeben…

Auch im Leben von Hauptmann Jake Winston läuft es alles andere als rund. Der Scharfschütze hat durch eine Verwundung einen Teil seines Augenlichts eingebüßt und wird von seinem Oberst nach Carnton geschickt, um sich dort zu erholen und gleichzeitig die Frauen einer Hilfsorganisation bei der Vorbereitung und Durchführung eines Weihnachtsbazars zu unterstützen…

„Weihnachten auf Carnton“ ist in der Reihe „Kleine Auszeit“ des Verlags der Francke-Buchhandlung erschienen. Das Büchlein ist Teil von Tamera Alexanders Carnton-Serie und so etwas wie eine Vorgeschichte zu dem bereits erschienenen und auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman „Ich gab ihm mein Wort“.

In diesem „Kleine Auszeit“-Roman erzählt Tamera Alexander von dem Schicksal zweier Menschen, die durch den Krieg viel Leid erfahren haben. Neben den Erlebnissen ihrer Protagonisten und der sich langsam entwickelnden Liebesgeschichte zwischen Aletta und Jake macht die Autorin außerdem deutlich, mit welchen Herausforderungen und Schwierigkeiten Frauen und Kinder während des Krieges abseits des Schlachtengetümmels zu kämpfen hatten. Darüber hinaus spielt auch die Historie der Carnton Plantage und das Leben und Wirken der damals dort ansässigen Familie McGavock eine wichtige Rolle.

Tamera Alexander hat einen wunderbaren Schreibstil. Es gelingt der Autorin ganz ausgezeichnet, dem Leser sowohl die vorweihnachtliche Stimmung auf der Plantage wie auch die Nächstenliebe, mit der die Menschen dort agieren, zu vermitteln.

„Weihnachten auf Carnton“ hat mir sehr gut gefallen – eine warmherzige Geschichte, die mir ein paar schöne Lesestunden beschert hat.

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Bewertung vom 27.10.2019
Mörderische Gischt
Pettrey, Dani

Mörderische Gischt


gut

Die beschauliche Insel Talbot vor der Küste Marylands ist seit Generationen im Familienbesitz der Kents. Hier wollte die Polizistin Tennyson „Teni“ Kent in Kürze ihre Hochzeit mit Alex feiern, doch dieser löst die Verlobung ganz überraschend. Als dann auch noch ihre Cousine Julia bei einem vermeintlichen Badeunfall ums Leben kommt, ist Teni am Boden zerstört. Nach Julias Tod kommt es zu weiteren Ereignissen, die Teni Anschläge auf ihr eigenes Leben vermuten lassen. Da die Insel aufgrund eines herannahenden Sturms vom Festland abgeschnitten ist und Teni die zuständigen Behörden nicht informieren kann, beginnt sie auf eigene Faust nachzuforschen. Unterstützt wird sie dabei von dem Ermittler Callen Frost, ein Mann, den sie einmal geliebt hat, bevor er ihre Beziehung durch einen Verrat zerstörte…

„Mörderische Gischt“ ist in der Reihe „Kleine Auszeit“ des Verlags der Francke-Buchhandlung erschienen. Der Krimi liest sich locker und angenehm zügig – schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt mit, wie der Täter seine hinterhältigen Pläne in die Tat umsetzt. Nach einem vielversprechenden Start gibt es jedoch keine wirklichen Höhen und Tiefen mehr. Obwohl ständig etwas passiert, so dass man immer weiterlesen möchte, konnte mich das Geschehen nicht richtig packen. Es fehlte mir vor allen Dingen an Spannung - man kann sich zum Beispiel schon recht früh zusammenreimen, wer hier der Bösewicht ist, da es nur wenige Verdächtige gibt.

„Mörderische Gischt“ hat mir insgesamt gut gefallen, konnte mich aber nicht so fesseln, wie ich es mir erhofft hatte.

Bewertung vom 24.10.2019
Aus dem Takt / Vincent Jakob Bd.10
Heinrichs, Kathrin

Aus dem Takt / Vincent Jakob Bd.10


sehr gut

Chorleiter Manuel Kreuzer rast auf dem Nachhauseweg von der Chorprobe mit seinem Motorrad in eine Drahtfalle. Der allseits beliebte Musiker ist sofort tot. Sowohl Vincent Jakobs wie auch die polizeilichen Ermittler der Mordkommission Hagen, zu denen auch Vincents bester Freund Max Schneidt gehört, nehmen die Ermittlungen in diesem rätselhaften Fall auf…

„Aus dem Takt“ ist bereits der zehnte Fall für den Lehrer und Hobby-Ermittler Vincent Jakobs - für mich war dieser Einsatz im Sauerland der erste, den ich mit dem sympathischen Ermittler erleben durfte. Auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, dass mir wichtige Informationen fehlen würden.

Geschickt lenkt die Autorin den Blick des Lesers während der Ermittlungen in unterschiedliche Richtungen – waren hier Motorradgegner am Werk? Oder sind Eifersüchteleien unter den Chormitgliedern der Grund für den Mord? Oder liegt das Motiv doch im privaten Umfeld des Musikers?

Obwohl die Ermittler sich sehr bemühen, scheint eine rasche Aufklärung des Falls lange Zeit unwahrscheinlich, denn Verdächtige haben Alibis und vielversprechende Spuren verlaufen im Sande – bis Vincent den entscheidenden Hinweis entdeckt, der die Ermittlungen in eine für alle überraschende Richtung lenkt.

„Aus dem Takt“ hat mir sehr gut gefallen - ein unterhaltsamer Krimi, der mit viel Lokalkolorit und einer guten Prise Wortwitz daherkommt.

Bewertung vom 23.10.2019
Nachtblau der See
Kasperski, Gabriela

Nachtblau der See


ausgezeichnet

Greifensee/Schweiz. Die Greifensee-Festspiele stehen an. Influencerin Arielle Bergmann hat die Hauptrolle in der Shakespeare-Komödie „Viel Lärm um nichts“ ergattert. Doch kurz vor der Premiere des Freilicht-Theaterstücks stürzt die junge Frau von der Tribüne in den Tod. Ist Arielle ihre Selfie-Besessenheit zum Verhängnis geworden? Oder war es doch Mord? Werner Meier von der Kantonspolizei Uster nimmt unverzüglich die Ermittlungen auf. Neben Commissario Meier darf natürlich auch seine Lebensgefährtin Zita Schnyder nicht fehlen. Zita ist eigentlich auf der Suche nach der Babysitterin ihrer Kinder, als sie ganz unversehens in den Fall hineinschlittert…

„Nachtblau der See“ ist bereits der fünfte Fall für Werner Meier und Zita Schnyder – der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Diesmal lässt Gabriela Kasperski den Leser einen Blick hinter die Kulissen einer Theaterproduktion werfen – und da geht es alles andere als fröhlich zu. Intrigen, Korruption und Gewalt spielen im Hintergrund die Hauptrolle. Angelehnt an den Weinstein-Skandal und die #MeToo-Bewegung geht es in diesem Krimi um Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung. Und es geht darum, wie viel Kraft und Mut es erfordert, sich gegen die Übergriffe zu wehren bzw. diese publik zu machen.

Gabriela Kasperski beleuchtet das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln und hat das Geschehen zudem mit einem spannenden Kriminalfall verwoben - auf den Leser wartet eine verzwickte Geschichte mit einer vielschichtigen Handlung. Zahlreiche Akteure und die vielen Verwicklungen und Verstrickungen zwischen ihnen erfordern gerade auf den ersten Seiten des Krimis konzentriertes Lesen. Hat man sich erst einmal eingelesen, empfindet man diese Vielfalt allerdings schnell als Bereicherung und kann der Handlung problemlos folgen.

„Nachtblau der See“ hat mir sehr gut gefallen – ein mitreißender Krimi, der mit einer vielschichtigen Handlung und ausdrucksstarken Charakteren punkten kann.

Bewertung vom 18.10.2019
Gewundene Pfade
Joubert, Irma

Gewundene Pfade


sehr gut

Südafrika in den 1930er Jahren. Lettie Louw wächst wohlbehütet in einem Dorf im Bosveld auf. In der Schule schwärmt sie wie alle anderen Mädchen auch für den fünfzehnjährigen De Wet. Allerdings glaubt sie nicht daran, dass De Wet sich für sie interessieren könnte, da sie sich selbst für nicht hübsch genug hält. Lettie ist sehr zielstrebig; sie möchte Medizin studieren, um später die Arztpraxis ihres Vaters zu übernehmen…

In einem zweiten Handlungsstrang lernt man Marco Romanelli kennen. Marco wächst als Ältester von drei Brüdern in einem Bergdorf in den italienischen Alpen auf. Er hat sich in die Jüdin Rachel Rosenfeld verliebt. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht und die Situation für die jüdische Bevölkerung immer bedrohlicher wird, beschließt Marco, sich mit der Familie Rosenfeld in einer Höhle hoch in den Bergen zu verstecken…

Nach Kriegsende kreuzen sich die Wege von Lettie und Marco. Marco war lange Zeit in einem Konzentrationslager inhaftiert und hat jetzt mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Das Klima in Südafrika soll ihm bei seiner Genesung helfen und so landet er als Patient in Letties Praxis…

Irma Joubert hat einen mitreißenden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die vielfältigen Emotionen ihrer Protagonisten bewegend darstellen und auf den Leser zu übertragen. Man genießt mit Lettie und Marco die fröhlichen Zeiten und leidet mit ihnen, wenn der Pfad ihres Lebens wieder einmal einen unerwarteten Schlenker macht und das Schicksal unbarmherzig zuschlägt.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Irma Joubert intensiv auf die Entwicklung im medizinischen Bereich eingeht und besonders ausführlich über die Ausbreitung, den Verlauf und die Therapiemöglichkeiten von Kinderlähmung in der 1950er Jahren berichtet. Ich hatte erwartet, dass auch die politische Situation in Südafrika eine größere Rolle spielen würde, aber das Thema Apartheid findet im Verlauf der Handlung nur wenig Beachtung.

Da man die Akteure über 50 Jahre hinweg bis in die 1980er Jahre hinein begleitet, ist es klar, dass nur die herausragenden und wegweisenden Abschnitte aus dem Leben von Lettie und Marco erzählt werden können. Dazwischen gibt es unterschiedlich lange Sprünge – mal vergehen nur Tage, dann wieder mehrere Wochen oder gar Jahre – die leider nicht durch Zeit- bzw. Datumsangaben über den Kapiteln verdeutlicht werden, so dass der Ablauf der Geschichte ein wenig holperig wirkt.

„Gewundene Pfade“ hat mir gut gefallen - eine tiefgründige, berührende Geschichte, die den Leser intensiv an dem Schicksal der Akteure teilhaben lässt.

Bewertung vom 17.10.2019
Das Haifischhaus
Barth, Rüdiger

Das Haifischhaus


ausgezeichnet

Drei Jahre ist es her, dass Toto Berger nach einem verlorenen Match die große Tennisbühne verlassen hat. Von einem Tag auf den anderen hat er dem Spitzensport den Rücken gekehrt. Für seinen damaligen Gegner war das Match jedoch ein Sprungbrett – Frédéric Lamenteau ist mittlerweile die Nummer eins im Tennis und gilt als so gut wie unschlagbar.

Rüdiger Barth ermöglicht dem Leser mit seinem Debüt „Das Haifischhaus“ einen etwas anderen Blick auf den Spitzensport und gibt dem strahlenden Glanz, den man als Außenstehender wahrnimmt, damit einen ziemlich matten Anstrich.

Toto Berger hatte als ehemalige Nummer eins eigentlich alles erreicht und ist dann hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen - nach fast 20 Jahren im hellen Licht sieht er drei Jahre nach seinem Karriereende nur noch dunkle Wolken – Toto Berger ist mit Mitte dreißig am Tiefpunkt seines Lebens angekommen. Seine Zeit als Profisportler hat ihm alles abverlangt. Hat ihn ausgelaugt und kaputt gemacht. Physisch wie psychisch. Seine Ehe ist am Ende, er hat Schulden, ist tabletten- und alkoholabhängig.

Als Lamenteau ihn provoziert und ein letztes großes Duell vorschlägt, nimmt Toto die Herausforderung an. Noch einmal im Mittelpunkt stehen und das Gefühl von Bedeutung und Beachtung spüren, reizt Toto dabei fast noch mehr, als das Preisgeld von zehn Millionen Dollar. Im Haifischhaus mit Blick auf die Flensburger Förde, dem Domizil seines früheren Trainers, schlägt Toto sein Camp auf und versammelt seine ehemaligen Weggefährten um sich. Auch sein 17-jähriger Sohn Nils, den er eigentlich kaum kennt, sowie seine heimliche Liebe Liv Hansen - mittlerweile verheiratet und Mutter - sind an seiner Seite.

Von dem Moment an, als Toto die Aufforderung seines ehemaligen Rivalen annimmt und mit den Vorbereitungen beginnt, hat mich die Geschichte ganz und gar in ihren Bann gezogen. Gespannt verfolge ich Totos Bemühungen, wieder fit zu werden. Fiebere mit ihm dem Wettkampf entgegen und erlebe seine Vorfreude genauso mit wie seinen Frust und die Selbstzweifel. Diese Sogwirkung hält bis zum letzten gespielten Ballwechsel an. Und auch über die letzte Seite hinaus hat mich Toto Bergers Geschichte noch einige Zeit nicht losgelassen.

Auch wenn es sicherlich von Vorteil ist, mit dem Tennisvokabular vertraut zu sein, kann man dieses Buch auch als Nicht-Tenniskundiger ganz wunderbar genießen, denn Tennis ist in diesem Roman nur die Plattform für ein viel größeres Thema: Was ist mit dem Menschen hinter dem Profisportler (oder auch jeder anderen Berühmtheit)? Was bleibt, wenn das letzte Match gespielt, der letzte Vorhang gefallen ist? Welchen Preis muss man für die Momente im hellen Licht zahlen?

„Das Haifischhaus“ hat mir sehr gut gefallen – ein mitreißender Roman, der die Höhen und Tiefen im Leben eines Profisportlers beleuchtet.

Bewertung vom 14.10.2019
Die Handschrift des Teufels / Teufels-Trilogie Bd.2
Stöhr, Heike

Die Handschrift des Teufels / Teufels-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

In ihrem historischen Roman „Die Handschrift des Teufels“ nimmt Heike Stöhr den Leser mit in das 16. Jahrhundert nach Pirna und zeichnet ein facettenreiches und glaubwürdiges Bild von Zeit und Region. Die Autorin hat zahlreiche historische Fakten und Gegebenheiten mit einer spannenden fiktiven Handlung verwoben und lässt diesen Roman damit zu einer interessanten, kurzweiligen Zeitreise werden.

„Die Handschrift des Teufels“ ist der zweite Band rund um Sophia und das geheimnisvolle Manuskript und knüpft an die Geschehnisse des ersten Teils an. Auch wenn es für das Verständnis der Handlung in diesem Band nicht unbedingt vonnöten ist, den ersten Teil gelesen zu haben, halte es für ratsam, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da das Wissen über die vorherigen Ereignisse den Lesegenuss dieser spannenden Fortsetzung noch erhöht.

Schon nach wenigen Seiten war ich wieder mit Sophia und ihrem Umfeld vertraut und habe gespannt das Geschehen verfolgt. Die Geschichte spielt im Jahr 1544 und wird in mehreren Handlungssträngen erzählt.

Sophia ist mittlerweile mit dem Magister Heinrich Fuchs verheiratet und lebt mit ihm in der Vorstadt. Ihrem Ziel, den Text des geheimnisvollen Buches zu entschlüsseln und damit ein Heilmittel gegen die Pest zu finden, kommt sie einen kleinen Schritt näher, als der frühere Klostergärtner Elias ihr von einem Büchlein berichtet, welches einen Code enthalte, ohne den man das geheimnisvolle Buch nicht lesen könne. Sophia vermutet das Codebuch im ehemaligen Kloster und drängt Heinrich, danach zu suchen…

Moses wurde vor einigen Monaten von Flößern aus der Elbe gezogen und lebt und arbeitet seit dem bei den Männern in der Flößersiedlung Krummhermsdorf. Moses hat aufgrund von schweren Verletzungen sein Gedächtnis verloren – wer „Die Fallstricke des Teufels“ gelesen hat, dem wird schnell klar, um wen es sich bei Moses handelt. Sofort fiebert man daher mit dem jungen Mann mit und hofft, dass er sich möglichst bald an sein früheres Leben erinnert...

Und auch Wolf Schumann ist wieder mit von der Partie. Der Stadtschreiber hat nach wie vor ein großes Interesse, die Übersetzung des Buches in seine Hände zu bekommen. Er lauert darauf, dass Sophia die Handschrift enträtselt und versucht mit allerlei Tricks an Informationen über den Fortschritt der Entschlüsselung zu gelangen…

Neben der spannenden Suche nach dem Codebuch haben mir die Einblicke in die Lebens- und Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit außerordentlich gut gefallen. Die Aufgaben der Holzfäller und Flößer sowie die Herausforderungen, mit denen sie zu kämpfen hatten, werden besonders hervorgehoben – es ist absolut bewundernswert, was die Menschen damals ohne den Einsatz von Maschinen geleistet haben.

„Die Handschrift des Teufels“ hat mir sehr gut gefallen – eine mit vielen historischen Fakten verwobene Geschichte, die anschaulich und lebendig erzählt wird und dabei schnell einen Sog entwickelt, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Bewertung vom 10.10.2019
Darf`s ein bisschen Mord sein?
Minck, Lotte

Darf`s ein bisschen Mord sein?


ausgezeichnet

Seit Loretta Luchs den kleinen Tante-Emma-Laden von Gitti Scheffer in ihrer Nachbarschaft entdeckt hat, ist sie dort Stammkundin. Da Gitti aufgrund eines Schlüsselbeinbruchs einige Zeit pausieren muss, hat Loretta ihr ohne zu zögern ihre Unterstützung angeboten. Als Loretta eines Morgens von zwei obskuren Gestalten in den Lagerschuppen gesperrt wird, kommt der ihr zu Hilfe eilende Gemüselieferant Manni bei einem Handgemenge mit den Schurken vor Gittis Haustür ums Leben. Dass die Polizei von einem tragischen Unfall ausgeht und keinen Handlungsbedarf sieht, hält Spürnase Loretta nicht davon ab, auf eigene Faust zu ermitteln - denn es gibt einige Hinweise, dass die beiden Männer sich nicht zufällig in Gitties Einfahrt aufgehalten haben…

In „Darf`s ein bisschen Mord sein?“ schickt Lotte Minck die pfiffige Loretta und ihre nicht minder clevere Einsatztruppe bereits zum elften Mal auf Verbrecherjagd. Auch diesen Band hat die Autorin wieder mit reichlich Situationskomik, vielen lockeren Sprüchen, witzigen Kommentaren, einem herrlichen Ruhrpottslang und natürlich spannenden Ermittlungen gespickt und sorgt damit für spannende und humorvolle Unterhaltung.

Es macht einfach großen Spaß, mit der stets hilfsbereiten und immer beherzt zu Werke gehenden Loretta Banditen und Bösewichte zu jagen. Gemeinsam mit Ex-Polizist Erwin wird gegrübelt und kombiniert. Und mit ihrem guten Freund Frank wird wieder undercover auf dem Kiez ermittelt.

„Darf`s ein bisschen Mord sein?“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der durchweg vergnügliche Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 08.10.2019
Stille Havel
Pieper, Tim

Stille Havel


ausgezeichnet

Potsdam. Im Park Sanssouci wird eine männliche Leiche gefunden. Schnell steht fest, dass es sich dabei um Helmut Lothroh handelt. Lothroh hat als Kunstgutachter gearbeitet und sich darüber hinaus mit dem Auffinden von Raubkunst beschäftigt. Zuletzt hat er sich besonders für ein im Museum Barberini ausgestelltes Gemälde interessiert, auf dem eine verschleierte Frau abgebildet ist.

Ein zweiter Handlungsstrang beginnt im Jahr 1938. Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende 17-jährige Lydia gehört zum Ensemble der Hiller-Girls. Als ein Regisseur der Bavaria Filmkunst sie zu Probeaufnahmen einlädt und Lydia schließlich eine Zusage von der Nachwuchsabteilung der Ufa erhält, ist sie überglücklich. Die Elevin will Karriere machen, dafür arbeitet sie hart und sagt auch nicht Nein, als sie eine Einladung des für das Filmwesen verantwortlichen Reichsministers Joseph Goebbels in sein Haus auf Schwanenwerder erhält …

„Stille Havel“ ist bereits der vierte Fall für den Potsdamer Hauptkommissar Toni Sanftleben und sein Team, der Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Tim Pieper beginnt diesen Krimi mit einer kurzen Rückblende in das Jahr 1969 - Lydia wird mit einem Schleier über dem Gesicht porträtiert. Sie sinniert über ihre brüchig gewordene Ehe mit dem despotischen Arvid und denkt, dass es Zeit ist für einen Neuanfang…

Im Folgenden wechseln sich die spannenden Ermittlungen im Mordfall Helmut Lothroh mit interessanten Rückblenden in die 1940er bis 1980er Jahre ab. Tim Pieper versteht es ausgezeichnet, gegenwärtiges Geschehen und vergangene Begebenheiten sowie die privaten Angelegenheiten Toni Sanftlebens miteinander zu verknüpfen und dem Leser eine genauso fesselnde wie abwechslungsreiche Geschichte zu präsentieren.

Besonders der in den 1940er Jahren spielende Part hat mir sehr gut gefallen, weil hier zahlreiche historische Fakten und Gegebenheiten mit einer spannenden fiktiven Handlung verwoben wurden. Lydias Erlebnisse während ihres Aufstiegs von der Tochter eines Leipziger Kneipenwirts zu einem gefeierten Filmstar wirken sehr authentisch und haben mir einen interessanten Blick in die Geschichte der Ufa zur Zeit des Nationalsozialismus ermöglicht.

Vergangenheit und Gegenwart wachsen im Verlauf der Handlung mehr und mehr zusammen. Am Ende des Krimis erwartet den Leser nicht nur die Auflösung des Mordfalls, auch eine alte Villa an der Havel gibt ein lang gehütetes Geheimnis preis.

„Stille Havel“ hat mir sehr gut gefallen – ein Krimi, der mit spannenden Ermittlungen und einer vielschichtigen Handlung punktet.