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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2014
Der Ketzer und das Mädchen
Gabriel, Petra

Der Ketzer und das Mädchen


sehr gut

Das Konstanzer Konzil

Als die junge Ennlin erfährt, dass ihr Vater sie an den gelben Hans, einen berüchtigten Dieb, verkauft hat, flieht das Mädchen zusammen mit ihrem kleinen Bruder Jakob aus ihrem Heimatdorf. Die Flucht führt die beiden Kinder nach Konstanz. Im Jahr 1414 rüstet sich die Stadt für das anstehende Konzil, das die Kirche reformieren soll. Aus allen Herren Länder reisen Könige, Fürsten und Kirchenobere in die Stadt, die bald schon aus allen Nähten platzt. Auch der als Ketzer verrufene Jan Hus aus Böhmen befindet sich in Konstanz und hofft auf eine Anhörung vor dem Konzil. Die Wege des Mädchens und des Ketzers kreuzen sich und bald schon muss Ennlin entsetzt mit ansehen, wie Jan Hus in die Mühlen der Mächtigen gerät.

Das Buch wird untertitelt mit „ein Roman zum Konstanzer Konzil“ und als solches sollte man den vorliegenden Roman auch sehen. Petra Gabriel geht hervorragend recherchiert und äußerst detailreich auf das Leben in Konstanz während der Dauer des Konzils ein. Man erfährt hierdurch viel über das Alltagsleben der Bürger Konstanz, zudem reflektiert der Roman sehr gut die Stimmung in der hoffnungslos überfüllten Stadt, geht auf die unterschiedlichsten Intrigen und Machenschaften ein und natürlich kommen die Vorbereitungen und das anschließend stattfindende Konzil bei weitem nicht zu kurz.

So wirkt das rätselhafte, gefahrvolle wie auch abenteuerliche Leben von Ennlin und ihren Bruder Jakob in Konstanz manches Mal wie ein Nebenschauplatz, da das Konstanzer Konzil klar im Fokus der Geschichte steht. Aber man verliert Ennlin während des Lesens auch nicht aus den Augen und verfolgt im Verlauf des äußerst interessanten und unterhaltsamen Romans Ennlin aufregende Erlebnisse in Konstanz.

Und diese sind nicht gerade wenig. Denn der sadistische gelbe Hans hat Ennlin nicht vergessen und so kann sich das junge Mädchen selbst in Konstanz nicht sicher fühlen. Doch sie lernt bald schon treue Freunde kennen, die alles versuchen, Ennlin und Jakob vor dem Dieb zu schützen. Zudem zeigen einige Adlige ein seltsames Interesse an dem jungen Mädchen. Welches Geheimnis sich allerdings dahinter verbirgt, verrät Petra Gabriel erst zum Schluss ihres historischen Romans.

Somit kommt neben dem Unterhaltungswert auch die Spannung selten zu kurz und zudem versteht es die Autorin hervorragend historische Fakten und Persönlichkeiten mit ihrer fiktiven Geschichte zu verknüpfen und dabei die Fülle der so unterschiedlichen und vielfältigen Charaktere facettenreich zu beschreiben, sodass Verwechslungen bald restlos ausgeschlossen sind.

Und wem die historischen Fakten im Buch nicht ausreichen sollten, findet im Anhang zusätzlich noch reichhaltige Informationen rund um das Konstanzer Konzil, den beteiligten historischen Personen, Essen, Trinken, Unterkünfte, eine kurze Geschichte des Geldes und noch vieles mehr.

Fazit: Der Roman zum Konstanzer Konzil, für Interessierte ein absolutes Muss und für Fans von historischen Romane mit geschichtlichen Hintergrund ebenfalls bestens geeignet.

Bewertung vom 24.04.2014
Wie ein Sommertag
Henry, Veronica

Wie ein Sommertag


ausgezeichnet

Ein schicksalhaftes Wochenende

Gemeinsam mit Lebensgefährten Luca betreibt Claire ein kleines Hotel an der Küste von Cornwall. Während Luca mit seinen ausgefeilten Kochkünsten die Gäste verzaubert, sorgt Claire dafür, dass diese sich in dem kleinen, feinen Hotel bestens aufgehoben fühlen. Nun steht ein verlängertes Wochenende an, das Wetter spielt ebenfalls mit und das Hafenhotel ist restlos ausgebucht. Somit stehen Claire und Luca einige arbeitsreiche wie abwechslungsreiche Tage bevor. Doch die junge Frau ahnt noch nicht, dass dieses Sommerwochenende für sie eine schicksalhafte Wendung nehmen wird.

Zwar steht das Leben von Claire im Vordergrund, doch Veronica Henry fügt zusätzlich geschickt die Erlebnisse der so unterschiedlichen Hotelgäste hinzu und für manche von ihnen wird das sommerliche Wochenende ebenfalls eine einschneidende Wendung in ihrem Leben nehmen. Die Autorin stellt ihren Lesern erst einmal alle ihre Mitwirkenden vor, wodurch anfangs häufig die Erzählstränge wechseln. Nachdem schließlich alle Urlauber im Hotel eingecheckt haben, verknüpfen sich einige Geschichten der Urlauber mit den Erlebnissen von Claire, während andere für die Hotelmanagerin reine Gäste bleiben. Dennoch verfolgt man deren Wochenende auch weiterhin mit.

Aber in der Hauptsache geht es bei Veronica Henrys wundervoll und abwechslungsreich erzählten Roman um die junge Claire. Im Verlauf der Geschichte begleitet man die sympathische junge Frau nicht nur bei ihrem Alltagsleben, sondern die Autorin entführt einen auch in deren Vergangenheit. Immer wieder fließen kleine Szenen ein, wodurch offene Fragen der Gegenwart nach und nach beantwortet werden und man somit auch das Verhalten von Claire immer besser versteht. Und wenn man sich mit der Zeit auch vorstellen kann, wie die Story letztendlich enden wird, überrascht die Autorin ihre Leser doch immer wieder mit einigen unvorhersehbaren Wendungen, sodass der Roman jederzeit äußerst kurzweilig ist. Zudem schildert Veronica Henry das Gefühlschaos, in welches Claire durch die Begegnung eines Mannes aus ihrer Vergangenheit gerät, absolut nachvollziehbar sowie sehr gefühlvoll und warmherzig.

Ein weiteres Plus des Romans sind aber auch seine Charaktere, welche bis in die kleinste Nebenrolle facettenreich beschrieben werden. Und die Mitwirkenden sind nicht gerade wenig. Claire ist die gewissenhafte, disziplinierte Managerin des Hotels, die sich um alles kümmert und nur das Wohl ihrer Gäste im Sinn hat. Das genaue Gegenteil ist der exzentrische, launenhafte Luca, der zu Wutanfällen neigt, eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Frauen hat, dies schamlos ausnutzt und zudem noch ein genialer Koch ist.

Bei den Urlaubsgästen handelt es sich um eine junge Frau auf der Suche nach ihrem Vater, um einen Vater, welcher ein jahrelanges Geheimnis vor seiner Frau verbirgt, um einige junge Männer, die einen Junggesellenabschied feiern wollen, um ein reiches Ehepaar, welche Claire und Luca für ihr neuestes Projekt begeistern möchten und um die junge Angelica, die sich um ihren kleinen Bruder sorgt.

Fazit: Eine kurzweilige, sehr unterhaltsame Sommerlektüre mit wunderbar gezeichneten Charakteren und einigen überraschenden Wendungen.

Bewertung vom 21.04.2014
Der Sommer der Blaubeeren
Simses, Mary

Der Sommer der Blaubeeren


ausgezeichnet

Eine Briefzustellung mit ungeahnten Folgen

Kurz vor ihrem Tod gibt die New Yorker Anwältin Ellen Brandford ihre Großmutter Ruth ein Versprechen. Sie wird einen Brief persönlich überbringen, wofür Ellen in den kleinen Küstenort Beacon reisen muss. Was für die erfolgreiche Anwältin, die kurz vor ihrer Hochzeit steht, als Kurztrip gedacht war, entwickelt sich dann völlig anders als geplant. Denn dieser Brief birgt das Geheimnis einer alten Geschichte über Liebe und Träume und Ellen begibt sich auf die Suche nach der Vergangenheit ihrer Großmutter. Eine Suche, die auch Ellen verändern wird.

Tja, das da ein „Betreten verboten“ Schild gestanden haben soll, hat Ellen wohl übersehen. Denn ehe sie es sich versieht landet sie in den kalten Fluten des Meeres und muss von dem Handwerker Roy gerettet werden. Äußerst unangenehm und peinlich für die ehemalige Schwimmerin um die Landesmeisterschaft. Mit dieser äußerst witzigen Szenen lässt Mary Simses ihren wundervollen Roman beginnen und man lernt gleich ihre Protagonistin, welche ihre Geschichte selbst erzählt, schon recht gut kennen.

Ellen ist eine richtige Großstadt-Zicke wie aus dem Bilderbuch: Designerklamotten sind Pflicht, Ungesundes wird nicht gegessen, ohne Handy und Laptop geht nichts und eine Suite, welche sich nicht auf 5-Sterne-Standard befindet schon einmal gar nicht. Doch man merkt recht schnell, dass die wahre Ellen eigentlich gar nicht so ist, sondern eine durchaus sympathische, liebenswerte, pragmatische Person, die öfter einmal in recht peinliche Situation gerät. Denn die Meerszene ist bei weiten nicht die einzige Peinlichkeit, welcher sich Ellen aussetzt. Obwohl, eigentlich findet das in dem kleinen Örtchen Beacon niemand peinlich, außer Ellen halt.

Schnell ist klar, dass die Geschichte nach Schema F abläuft. Frau in festen Händen kommt in ungewohnte Situation, trifft immer wieder auf ihren Retter, freundet sich mit neuen Gegebenheiten an und heraus kommt eine turbulente Dreiecksgeschichte. Aber bekanntlich ist ja der Weg das Ziel und diesen beschreibt Mary Simses so herzerfrischend, dass die Seiten nur so dahinfließen. Der Roman ist wie eine leichte Sommerbrise, den Mary Simes so herrlich locker, leicht und auch ein wenig verschmitzt erzählt. Einfach eine perfekte Sommerlektüre eben.

Doch neben der Dreiecksgeschichte gibt es ja da auch noch die rätselhafte Vergangenheit von Ellens Großmutter, auf deren Spuren sich die junge Anwältin begibt. Und was sie da mit der Zeit über ihre Grandma erfährt, ist für Ellen mehr als erstaunlich. Neben der äußerst unterhaltsamen Geschichte zeichnet die Autorin ihre Charaktere aber auch sehr detailreich und keineswegs nach Schema F. Alle Mitwirkenden sind lebendig und facettenreich beschrieben, dürfen Ecken und Kanten haben wie auch die eine oder andere Macke.

Fazit: Ein Roman wie eine leichte Sommerbrise: locker, leicht, warmherzig und herrlich erfrischend erzählt.

9 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2014
Der Werwolf von Münster
Rhein, Maria;Beckmann, Dieter

Der Werwolf von Münster


ausgezeichnet

Die Offenbarung des Johannes

Im Jahr 1874 wird der preußische Geheimpolizist Heinrich Maler beauftragt, in seiner Heimatstadt Münster Bischoff Brinkmann zu überwachen. Hintergrund hierfür sind die seit einiger Zeit schwelenden Machtkämpfe der Bismarck’schen Regierung mit der Katholischen Kirche. Als Tarnung nimmt Heinrich Maler in Münster die Stellung eines Polizeikommissars an und wird sofort in einen Mordfall hineingezogen. Ein rätselhafter Mörder treibt in Münster sein Unwesen und tötet scheinbar wahllos. Immer hinterlässt er eine Bibelseite aus der Johannes-Offenbarung. Die Münsteraner glauben an einen Werwolf, dessen Maler sich natürlich nicht anschließen kann. Seine Ermittlungen führen ihn zwischen die Fronten der Preußischen Geheimpolizei und der Katholischen Kirche wie auch in die Kreise einer spiritistischen Gruppe.

Der Roman spielt zuzeiten des Kulturkampfs zwischen dem Königreich Preußen in Person Reichskanzler Otto von Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. Auch Münster ist vom Kulturkampf zerrissen, welcher eine Trennung von Kirche und Staat vorsieht. Der Reichskanzler geht dabei mit scharfen Mitteln gegen die katholische Geistlichkeit vor und dieses Thema nimmt eine Schlüsselfigur in dem Roman ein, ist allgegenwärtig und wird von dem Autorenduo interessant und kurzweilig wiedergegeben.

Hauptschwerpunkt des historischen Krimis sind jedoch die Morde an der Münsteraner Bevölkerung. Schnell kommt das Gerücht auf, ein Werwolf würde die Menschen töten, doch der rational denkende, weltoffene Heinrich Maler glaubt daran nicht. Mithilfe seines Kutschers Jolmes und der jungen Witwe Katharina ermittelt Maler in der gutbürgerlichen Bevölkerung Münsters wie auch in Kreisen der katholischen Kirche. Doch auch eine spirituelle Gruppe, die Séancen bei Baronin von Bockholt abhält, gerät in das Visier des Kommissars.

Das Autorenduo lässt ihre Leser hauptsächlich bei den Ermittlungen wie auch dem Privatleben von Heinrich Maler teilhaben, allerdings sind auch immer wieder kleine Szenen eingefügt, bei denen man den ganz offensichtlich psychisch gestörten Mörder bei seinen Mordtaten verfolgt. Doch hilft einem dies nicht wirklich in Sachen Motiv oder gar Identität des Mörders weiter.

M. Rhein / R. Beckmann erzählen ihren historischen Kriminalroman von Beginn an sehr spannend und temporeich. Zudem fließen immer wieder die Konflikte in Münster aufgrund des Kulturkampfes mit ein und man erhält auch einen kleinen Einblick in die Arbeit der Preußischen Geheimpolizei. Diese vielen Elemente verbinden die Autoren geschickt zu einem äußerst komplexen, fesselnden und unterhaltsamen Kriminalroman, der zudem noch sehr gut den Zeitgeist zum Ende des 19. Jahrhunderts hin einfängt.

Fazit: Spannender, temporeicher wie auch interessanter historischer Krimi mit einer vielschichtigen Story und lebendig gezeichneten Charakteren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2014
Zum Sterben schön / Bestatter Krimi Bd.2
Korber, Tessa

Zum Sterben schön / Bestatter Krimi Bd.2


sehr gut

Der Blumenmädchen-Mörder

In Nürnberg werden junge Floristinnen ermordet und anschließend mit Blumen äußerst pietätvoll hergerichtet. Nachwuchs-Bestatter Viktor wird in den Fall verwickelt und von Neugier getrieben, ermittelt er zusammen mit Freundin Miriam auf eigene Faust. Was die Beiden allerdings nicht wissen ist, dass der Serienmörder bereits Miriam ins Visier genommen hat. Währenddessen schlägt sich Victors Onkel Wolfgang mit einem Urnendieb herum und Tante Hedwig hat endgültig die Nase voll und packt ihre Koffer. Nur wohin nun mit Neffen Tobi?

Nachdem Victor nach zehn Jahren Vagabundenleben nach Nürnberg zurückgekehrt ist und das Erbe seiner Eltern angetreten hat, arbeitet er nun im Bestattungsunternehmen seines Onkels mit. Nebenbei gerät Victor aber immer wieder mehr oder weniger ungewollt in einen Mordfall. Und dieses Mal wird es ganz schön kompliziert.

Während Victor und Miriam mit tatkräftiger Unterstützung der ruppigen Kommissarin Karoline Schneid nach dem Blumenmädchen-Mörder suchen und hierbei den unterschiedlichsten Spuren nachgehen, wird Onkel Wolfgang erpresst. Ein ehemaliger Freund seiner Nichte Hannah scheint irgendetwas zu wissen, was für sein Bestattungsunternehmen den Ruin bedeuten würde. In dem ganzen Chaos fühlt sich Tante Hedwig hoffnungslos überlastet und fährt kurzerhand zur Kur. Nun obliegt die Verantwortung für Tobis Betreuung, der Autist ist, alleine bei Miriam und Victor. Aber da scheint es Hilfe zu geben. Und während Victor auf Mördersuche ist, gerät er auch noch unfreiwillig in das Visier der Ermittler.

Tessa Korber präsentiert im Verlauf ihres spannenden, humorvollen, unterhaltsamen und warmherzig erzählten Bestatter-Krimis einige Verdächtige, die durchaus ein Motiv hätten und so ist Rätselraten von Anfang an gegeben, zumal sich die Geschichte recht vielfältig entwickelt. Die Story präsentiert sich nachvollziehbar und wird durchweg kurzweilig und fesselnd von der Autorin erzählt, wobei sich der Kriminalfall mit dem Privatleben der Protagonisten gut die Waage hält.

Wie schon im ersten Band lebt der vorliegende Krimi definitiv von seinen authentisch agierenden und stellenweise recht eigenwilligen Charakteren. Dreh- und Angelpunkt des Krimis sind wieder Victor und seine Familie, deren Leben dieses Mal ziemlich turbulent verläuft. Aber auch über Karoline erfährt man einiges und die nach außen hin so kühle, disziplinierte Kommissarin hat mit Problemen zu kämpfen, welche ihr den Job kosten könnten.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Krimi voller Humor, bei dem dieses Mal auch die Spannung nicht zu kurz kommt und kurzweilig erzählt wird.

Bewertung vom 14.04.2014
Dreamcity
Imbsweiler, Marcus

Dreamcity


sehr gut

Heidelberg im Baufieber

In Heidelberg entsteht ein neuer Stadtteil, der allenthalben nur noch Dreamcity genannt wird. Dem Privatdetektiv Max Koller werden von einem ehemaligen Mitarbeiter des Mäzens Lothar Driehm, welcher der Hauptinvestor von Dreamcity ist, Unterlagen zugespielt. Diese enthalten brisantes Material über die neu entstehende Bahnstadt, bei denen auch einige Dokumente auf mögliche illegale Machenschaften von Driehm hinweisen. Kaum hat Koller mit seinen Ermittlungen begonnen, wird sein Informant tot aufgefunden. Kommissar Fischer bearbeitet fortan den Mordfall, doch dann tritt Driehms Tochter Therese mit einem Auftrag an Koller heran und schon steckt der Privatschnüffler wieder metertief in dem Fall drin.

Max Koller und ein Praktikant. Das kann eigentlich nicht gutgehen, doch wider Erwarten läuft dieses Gespann richtig gut. Aus einer Bierlaune heraus hatte Koller dem Schüler Leonard einen Praktikumsplatz angeboten. Dumm nur, dass der zurückhaltende, aber äußerst sture und clevere Leonard den Privatschnüffler beim Wort genommen hat. Nun muss sich Koller mit einem 16-jährigen Gymnasiasten herumschlagen, der ihm mehr als einmal den Schneid abkauft. Witzige Szenen und Dialoge sind somit Programm.

Aber auch Kollers Ex-Frau Christine sorgt dafür, dass Koller sich nicht voll und ganz auf seinen neuen Fall konzentrieren kann, ganz zu schweigen davon, dass der „Englische Jäger“ schließen wird. Eine Katastrophe für Koller und seine Trinkkumpanen. Leicht angezählt versucht Max Koller dennoch alles, um Beweise für die illegalen Machenschaften des Unternehmers Driehm zu finden und dabei auch noch den merkwürdigen Auftrag der attraktiven Therese zu erledigen. Alles nicht so einfach, doch neben Journalist Cavet erhält Koller dieses Mal auch tatkräftige Unterstützung von Leonard.

Gewohnt flapsig, locker – ganz auf seinen eigenwilligen Protagonisten zugeschnitten – erzählt Marcus Imbsweiler den neuesten Fall des Heidelberger Privatschnüfflers und taucht tief in Intrigen und Korruptionen rund um den Bau des neuen Stadtteils Dreamcity ein. Die Story entwickelt sich recht vielschichtig, undurchsichtig, sehr unterhaltsam und gelegentlich auch richtiggehend spannend. Viele Szenen strotzen wieder von witzigen Dialogen und Kollers Privatleben steht genauso im Fokus wie dessen Ermittlungen.

Marcus Imbsweiler lässt seinen Privatermittler Max Koller bereits zum siebten Mal in Heidelberg ermitteln. Wieder in der Ich-Form geschrieben, überzeugt Max Koller mit seiner zynischen Art und geht gewohnt schnodderig, vorlaut und unkonventionell seinen Ermittlungen nach. Erfrischend und oft auch ganz schön schräg sind auch die weiteren Charaktere beschrieben und wirken absolut authentisch. Das ganze mixt der Autor wieder mit viel Lokalkolorit rund um Heidelberg.

Fazit: Wer unterhaltsame, erfrischend frech geschriebene Krimis mag, bei dem die Ermittlungen wie auch das Privatleben des Protagonisten sich die Waage halten, wird mit "Dreamcity" prima unterhalten.

Bewertung vom 11.04.2014
Fischerkönig / Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst Bd.3
Streng, Wildis

Fischerkönig / Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst Bd.3


sehr gut

Ein neuer Fall für Luft & Wüst

Beim jährlichen Fischerfest soll der neue Fischerkönig gekrönt werden, doch dies fällt dieses Mal aus. Denn der alte Fischerkönig erscheint zwecks Übergabe der Königskette nicht im Vereinsheim am Asbacher Weiher und wird am selben Abend noch erdrosselt aufgefunden. Praktisch, dass die Kommissare Lisa Luft und Heiko Wüst sich gerade auf dem Fest befinden und so gleich ihre Kollegen verständigen können. Allerdings gestalten sich die Ermittlungen im Mordfall Walter Siegler mehr als schwierig, da der Versicherungsvertreter und Ortsvorsteher nicht gerade beliebt war im Dorf.

Es ist ein wunderschöner, fröhlicher Sommerabend im August 2014, den Lisa und Heiko zusammen mit Heikos Eltern beim Sommerfest des Angelvereins verbringen. Doch die Idylle wird schnell gestört als ein völlig verstörtes Kind angerannt kommt und vom Fund einer Leiche berichtet. Sofort beginnt das hohenlohisch-westfälische Ermittlerteam mit Zeugenbefragungen und dabei stellen die Kommissare schnell fest, dass Walter Siegler einige Feinde hatte. Selbst seine Ehefrau Irina gerät unter Verdacht. Da der wohlhabende Siegler die bedeutend jüngere Russin über eine Agentur kennengelernt hat, kursiert im Dorf sofort das Gerücht, dass Irina einen russischen Auftragsmörder engagiert hätte. Somit verlaufen die Ermittlungen in die unterschiedlichsten Richtungen.

Neben den Ermittlungen kommt auch das Privatleben des Paares nicht zu kurz wie auch die Informationen rund um das Hohenloher Land. Somit bietet der Krimi eine gute Mischung von beruflichen Ermittlungen und privaten Vergnügungen von Lisa und Heiko, gespickt mit einem ordentlichen Schuss Lokalkolorit und nicht wenigen Dialogen im besten Hohenloher Dialekt.

Der Krimi wirkt gut durchdacht und wird von Wildis Streng recht komplex und jederzeit äußerst unterhaltsam erzählt. Durch die Fülle von Verdächtigen ist Rätselraten von Anfang an gegeben, zumal es die Autorin auch gut versteht, immer mal wieder falsche Spuren auszulegen, sodass man seinen Verdacht in Bezug auf Mörder und Motiv öfter einmal revidiert. Allerdings bleibt bei diesem kurzweiligen Lokalkrimi aus dem Hohenloher Land etwas die Spannung auf der Strecke, was jedoch bei der interessanten Geschichte kaum stört. Gewohnt detailreich sind auch wieder die Charaktere bis in die kleinste Nebenrolle beschrieben, dürfen Ecken und Kanten haben und kommen mit angenehm wenig Klischees aus.

Fazit: Auch der 3. Band ist wieder mit viel Lokalkolorit und einer unterhaltsamen Story versehen, wobei die Spannung gern etwas mehr hätte sein dürfen

Bewertung vom 02.04.2014
Celeste bedeutet Himmelblau / Frank Liebknecht ermittelt Bd.1
Pons, Brigitte

Celeste bedeutet Himmelblau / Frank Liebknecht ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Das Mädchen mit den himmelblauen Augen

Oberkommissar Frank Liebknecht hat sich von Darmstadt in die Provinz versetzen lassen. In dem beschaulichen Örtchen Vielbrunn im Odenwald tritt er die Nachfolge von Brunhilde Schreiner an. Allerdings ist es mit dem idyllischen Leben bald vorbei, als auf einem Feld die Leiche eines Bauern gefunden wird. Die herbeigerufenen Kollegen aus der Großstadt gehen von einem Unfall mit Todesfolge aus, doch Frank entdeckt einige Ungereimtheiten und fängt selbst an zu ermitteln. Dabei gerät er bald in einen Strudel von Gewalt, der sich kaum noch aufhalten lässt.

Zwar lebt Frank schon einige Zeit in Vielbrunn, kommt auch mit seiner Chefin Bruni bestens aus, doch im Dorf ist der junge Polizist noch lange nicht anerkannt. Hieran stört sich der sympathische, starrköpfige und überaus neugierige Polizist jedoch wenig. Auch wenn er sich immer wieder verunsichern lässt und gerade bei seinen Kollegen aus der Großstadt als Weichei abgetan wird. Doch das Weichei besitzt einen Riecher für Kriminalfälle und sofort fallen ihm auf dem Hof des toten Bauern einige Ungereimtheiten auf, die jedoch seine Großstadtkollegen herzlich wenig interessieren. Fest davon überzeugt, dass Bauer Theodor Brettschneider sich die Stichverletzung nicht selbst zugezogen hat und letztendlich daran gestorben ist, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Tatkräftig unterstützt wird Frank von dem Künstler Karl und Rückendeckung erhält er von Bruni, auch wenn diese seine Aktivitäten nicht sonderlich begrüßt.

Brigitte Pons beginnt ihren Provinzkrimi mit einem rätselhaften Prolog, welcher jedoch bald verständlich wird und steigt dann recht zügig mit dem Tod von Theodor in den eigentlichen Kriminalfall ein. Den Haupthandlungsstrang nehmen die eigenmächtigen Ermittlungen von Frank ein, doch immer wieder wechselt die Autorin auch die Perspektiven und man lernt einen Rettungssanitäter kennen, dem auf der Frankfurter Fanmeile eine junge Frau auffällt. Und schnell ist klar, diese junge Frau ist die Schlüsselfigur des Krimis. Inwieweit sie aber mit dem Tod von Theodor in Verbindung steht, dies offenbart die Autorin ihren Lesern erst fast zum Schluss.

Bis dahin erzählt die Autorin die hartnäckigen Versuche von Frank, hinter das Geheimnis des düsteren Hofes von Bauer Theodor zu kommen, fesselnd, unterhaltsam und temporeich. Durchsetzt ist das Ganze mit einem guten Schuss Lokalkolorit und auch mit einigen humoristischen Szenen. Lange Zeit ist nicht abzusehen, in welche Richtung sich der Krimi entwickeln wird und als Brigitte Pons dies wirklich erst auf den letzten Seiten preisgibt, ist man über diese absolut nicht vorhersehbare Wendung mehr als überrascht.

Anfangs kam mir diese Wendung etwas zu drastisch vor, die Informationen waren irgendwie auf einmal zu viel des Guten und wirkten überzogen. Doch die Autorin greift hier ein Thema auf, dass zwar in der Vergangenheit begründet liegt und mit internationalen Verwicklungen in Verbindung steht, aber immer noch absolut aktuell und zeitgemäß ist. Und irgendwie hatte man zum Schluss dieses hochspannenden Krimis das Gefühl, dass diese wohldurchdachte Geschichte nur so hatte enden können.

Fazit: Ein packend erzählter Provinzkrimi, der sich zum Ende hin zu einem hochspannenden, äußerst fesselnden Thriller entwickelt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.