Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1008 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2022
Der Horror der frühen Chirurgie
Fitzharris, Lindsey

Der Horror der frühen Chirurgie


ausgezeichnet

»Dann, etwa siebenhundert Meter vor dem Schützengraben, verspürte er einen heftigen Schlag im Gesicht. Eine Kugel war durch seine Wange geschlagen und auf der anderen Seite wieder ausgetreten. Blut strömte ihm aus Mund und Nase, tränkte seine Uniform. Clare schrie, aber der Schrei blieb stumm. Sein Gesicht war so schlimm verletzt, dass es sich nicht einmal vor Schmerz verziehen konnte.«

Die Schlachtfelder des 1. Weltkriegs forderten unzählige Opfer. 8 – 10 Millionen Soldaten starben in der Zeit von 1914 bis 1918, mehr als doppelt so viele wurden, oft schwer, verwundet. Zu diesen schwer verwundeten gehörten die Gesichtsversehrten, über deren furchtbares Schicksal ich bislang noch nie so richtig nachgedacht hatte. Doch tatsächlich gehörten diese armen Menschen zu den größten Verlierern, denn während einem Mann, der ein Bein oder einen Arm verloren hatte, mit Mitgefühl begegnet wurde, riefen ihre entstellten Gesichter sehr häufig Ablehnung und Ekel hervor. Zudem war der Genesungsprozess extrem leidvoll und stellte nach der Verletzung auf dem Schlachtfeld nicht selten ein erneutes Trauma da.

Wenn es denn überhaupt zu einem richtigen Genesungsprozess kam. Die Ärzte, die versuchten, möglichst viele Menschen zu retten, mussten sich meist auf einfache Behandlungen beschränken. Wenn ein junger Soldat ein riesiges Loch im Gesicht hatte, wo mal Nase und Kiefer gewesen waren, dann wurde das einfach ordentlich zugenäht, um die Blutungen zu stoppen. Wie der arme Mann anschließend aussah und ob er noch in der Lage war, zu kauen, darum konnte man sich einfach nicht kümmern.
»Die Heilkunde stand der Wissenschaft der Zerstörung ratlos gegenüber.«

An dieser Stelle kam Harold Gillies ins Spiel, ein junger, höchst motivierter und engagierter Chirurg, der sich zum Ziel gesetzt hatte, diesen Menschen wieder ein Gesicht zu geben, das funktionierte und ordentlich aussah. Er gründete eines der weltweit ersten Krankenhäuser, das sich auf Gesichtsrekonstruktionen spezialisiert hatte und leistete großartige Pionierarbeit.

Lindsey Fitzharris, deren Buch über den „Horror der frühen Medizin“ ich schon verschlungen hatte, befasst sich in diesem Sachbuch mit den Anfängen der plastischen Chirurgie bzw. der Schönheitschirurgie. Der Leser begleitet Gillies und weitere Kollegen bei der Arbeit und auf der Seite der Patienten auch mehrere namentlich genannte Gesichtsversehrte. Wie so oft wirken die Schilderungen besonders intensiv und berührend, wenn Einzelschicksale aus der großen Masse heraus beschrieben werden.

Fasziniert verfolgte ich die detaillierten Beschreibungen verschiedener Eingriffe. Welch großen Mut haben diese ersten plastischen Chirurgen bewiesen! Schließlich konnten sie nicht zu einem Lehrbuch greifen und auf erprobte Verfahren zurückgreifen, sondern mussten, teils sogar spontan, eigene Gedanken umsetzen und nach immer neuen Methoden suchen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen oder zu verbessern. Das alles ist, man kann es sich leicht denken, sehr blutig und nicht für empfindliche Leser geeignet. Mir jedoch wurde jetzt so richtig bewusst, dass die Anfänge jeder heutigen Lidstraffung oder Fettabsaugung auf den Schlachtfeldern des 1. Weltkriegs lagen.

Fazit: Ein faszinierendes Stück Medizingeschichte, leicht lesbar und gleichzeitig informativ und berührend geschildert. Wenn ich überhaupt einen Kritikpunkt habe, dann ist es der für meinen Geschmack unpassende und reißerische Titel des Buchs.

Bewertung vom 08.12.2022
Fräulein Gewürzzauber und das Wunder der Liebe / Fräulein Gewürzzauber Bd.1
Marzian, Stephanie

Fräulein Gewürzzauber und das Wunder der Liebe / Fräulein Gewürzzauber Bd.1


gut

»Der Stern von Bethlehem war definitiv ein Zimtstern!«

In Lenas Leben dreht sich alles um ihre wunderschöne, kleine Zuckerbäckerei, die sie nach deren Tod von ihrer Oma übernommen hat. Mit Talent, Kreativität und viel Einfühlungsvermögen hat sie sich einen treuen Kundenkreis aufgebaut und speziell in der Vorweihnachtszeit alle Hände voll zu tun. Den Feierabend genießt sie gemeinsam mit ihrem zahmen Eichhörnchen Ruprecht oder im Kreis ihrer Freundinnen. Nur der Mann fürs Leben ist ihr bislang nicht begegnet.
Am 1. Dezember erhält Lena zu ihrer Überraschung einen liebevollen Brief von ihrer verstorbenen Oma. Darin kündigt diese auch für alle weiteren Tage bis Weihnachten einen Brief an, gewissermaßen also ein Adventskalender aus dem Jenseits. Wie hat die geliebte Oma Greta das bloß gemacht? Und was wollte sie damit erreichen?
Während Lena über diese Fragen grübelt, freut sie sich täglich auf den neuen Brief. Gleichzeitig taucht in ihrem Leben ein junger Mann auf, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Doch die Angelegenheit scheint höchst kompliziert zu sein. Wird Omas ganz besonderer Adventskalender Lena helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen?

Ich lese ungefähr einen Liebesroman pro Jahr, fast immer in der Weihnachtszeit. In diesem Jahr fiel meine Wahl auf dieses Buch. Aufgeteilt in 24 Kapitel könnte man es ebenfalls als Adventskalender lesen.

Das Buch liest sich sehr schön leicht, der Stil ist angenehm und der Autorin gelingt es, eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen. Hübsche, eingestreute Illustrationen untermalen alles noch zusätzlich.

Was nun die Handlung angeht… nun ja, ich lese vermutlich zu viele Krimis, daher empfand ich sie als arg vorhersehbar. Überraschungen gab es von Anfang an keine, aber vielleicht muss das so sein. Auf jeden Fall war alles sehr romantisch und das niedliche Eichhörnchen hatte auf der Stelle mein Herz erobert. Im Anhang finden sich zudem mehrere Rezepte zu einigen der im Buch von Lena gefertigten Köstlichkeiten.

Fazit: Sehr weihnachtlich romantisch und mit einem zuckersüßen Eichhörnchen.

Bewertung vom 08.12.2022
Die magische Weihnachtsbäckerei
Barns, Anne;Below, Christin-Marie

Die magische Weihnachtsbäckerei


sehr gut

»Wir dürfen keine Zeit verlieren, meine Lieben. Paul, Lena, der Weihnachtsmann braucht eure Hilfe. Weihnachten ist in Gefahr!«

Nur noch ein Tag bis Heiligabend und es hat immer noch nicht geschneit! Während Paul traurig in den Dauerregen starrt, ärgert er sich über seine große Schwester, die sich über ihn lustig gemacht hat und behauptet, dass es den Weihnachtsmann gar nicht geben würde. Doch in der folgenden Nacht landet plötzlich ein Rentierschlitten vor ihnen mit einer kleinen Elfe an Bord, die den Geschwistern mitteilt, dass sie ganz dringend mithelfen müssten, das Weihnachtsfest zu retten. Natürlich machen sie sich sofort auf! Ihr Weg führt sie zur magischen Weihnachtsbäckerei und dort beginnt das größte Abenteuer ihres Lebens…

Obwohl diese Geschichte erst am 23. Dezember beginnt, ist sie in 24 Kapitel unterteilt, kann also als Kalender gelesen werden. Der Stil gefiel mir, war witzig und weihnachtlich zugleich. Auch die Illustrationen mochte ich sehr, wunderschön und farbenfroh ziehen sie sich durchs Buch und lassen einen noch besser in die Handlung eintauchen.

Die ist überaus fantasievoll. An mehreren Stellen wurde ich an Peterchen’s Mondfahrt erinnert und ich dachte bei mir, dass die Autorinnen diesen alten Klassiker womöglich ebenfalls lieben. Vielleicht schafft es auch die magische Weihnachtsbäckerei treue Fans zu bekommen, die das Buch immer mal wieder zur Hand nehmen. Potential dafür ist vorhanden. Ich genoss die weihnachtliche Stimmung und konnte einige Male herzlich lachen. Und spannend wird es auch, denn die Geschwister müssen so manches Abenteuer bestehen. Nur gut, dass sie sich immer zwischendurch mit magischen Plätzchen stärken können!

Der Anhang ist schon beinah ein eigenes kleines Backbuch, denn es finden sich dort nicht weniger als 24 Rezepte. Alles Leckereien, die irgendwo in der Handlung auftauchen. Die Rezepte sind recht einfach gehalten, so dass man sie gut mit Kindern backen kann.

Fazit: Fantasievoll, witzig und weihnachtlich, voller schöner Illustrationen und mit vielen Backrezepten.

Bewertung vom 03.12.2022
Das Weihnachtsgespenst
Goldfarb, Tobias

Das Weihnachtsgespenst


ausgezeichnet

»[Der Geist aller Geister] musterte die kleine Gestalt, die da vor seinem schweren Schreibtisch schwebte. Schön durchsichtig, das musste man sagen, luftig, nicht zu rauchig, ein leichter Stich ins Blaue, alles in allem eine schöne Gespenster-Erscheinung. Leider nur überhaupt nicht gruselig. Eher umgab dieses junge Nachtgespenst etwas besonders Liebes, Gütiges und Freundliches. Was sollte er mit diesem Geisterkind bloß anfangen? Ach, die Gespenster waren nicht mehr das, was sie früher einmal waren.«

Bob, gerade mal zweihundert Jahre alt, ist wirklich kein Gespenst wie alle anderen. Furcht zu verbreiten behagt ihm gar nicht, lieber möchte er etwas Gutes tun. Und er liebt Weihnachten! Was liegt da näher, als ein Weihnachtsgespenst werden zu wollen, wie sein großes Vorbild, der Geist der Weihnacht aus der berühmten Scrooge-Geschichte.

Doch bevor ihm der Geist aller Geister die nötige Lizenz dafür ausstellt, soll Bob erst einmal beweisen, dass er seiner Aufgabe gewachsen ist. Daher macht sich der kleine Geist auf die Suche nach einem richtig bösen, geizigen Fiesling, den er dann bekehren kann. Zunächst einmal trifft er jedoch auf die kleine Sophie, extrem schüchtern und ohne Freunde. Ob die beiden sich gegenseitig helfen können?

Es gibt eine Menge Scrooge-Varianten, diese hier ist besonders niedlich. Das liegt natürlich an dem zuckersüßen kleinen schwebenden Betttuch namens Bob, der mit kindlichem Gemüt (er ist ja auch erst zweihundert Jahre alt) an seine große Aufgabe geht. Der moderne Scrooge ist ein Unternehmer namens Tim Bling, der eine höchst gemeine Methode entwickelt hat, Eltern in den Ruin zu treiben, natürlich zu seinem Profit.

Bob wird seine Aufgabe meistern, das kann man sich schon denken. Aber auch Sophies Entwicklung ist sehr interessant und schön zu verfolgen. Die ganze Geschichte wird über 24 Kapitel erzählt, die man perfekt als Adventskalender lesen kann. Der Schreibstil ist lustig und liebenswert, was im gleichen Maß auf die wunderbaren Illustrationen zutrifft, die sich durch das gesamte Buch ziehen. Ich hatte wirklich sehr viel Freude an diesem schönen Buch und werde es sicher auch in kommenden Jahren immer mal wieder lesen.

Fazit: Dieser kleine Geist ist so niedlich! Wunderschöne und lustige Umsetzung des Scrooge-Themas.

Bewertung vom 30.11.2022
Lasst Knochen sprechen / Tempe Brennan Bd.3
Reichs, Kathy

Lasst Knochen sprechen / Tempe Brennan Bd.3


sehr gut

»Wenn eine konventionelle Autopsie keine Ergebnisse bringt, versuche ich, den Knochen zu entlocken, was ich kann.«

Tempe Brennan, forensische Anthropologin, hat in ihrem dritten Fall mal wieder alle Hände voll zu tun. In Montreal tobt ein Bandenkrieg rivalisierender Motorradgangs. Leider gibt es bei den Anschlägen der Biker aufeinander auch zivile Opfer, die zur falschen Zeit am falschen Platz waren. Ein kleines Mädchen zum Beispiel, das gerade auf dem Weg zur Ballettstunde war.

Nicht wenige der Opfer sind in einem Zustand, der Tempes Untersuchung erforderlich macht. So bemüht sie sich nach einem Bombenanschlag, die spärlichen Überreste von zwei Bikern zu identifizieren. Zudem werden auf einem Clubgelände neben Knochen weiterer Bandenmitglieder auch der Schädel und die Oberschenkelknochen eines jungen Mädchens gefunden. Der Rest des Skeletts fehlt, was schon allein ein Rätsel ist.

Tempe kniet sich richtig in die Ermittlungen rein, die ermordeten Mädchen setzen ihr schwer zu. Als sie erste Zusammenhänge begreift, wird es für sie gefährlich. Und leider scheint sich ihr Neffe Kit, den sie wie einen Sohn liebt, von schweren Motorrädern und ihren Fahrern extrem angezogen zu fühlen…

Ein spannender Fall war das wieder! Sehr blutig, mit vielen ekligen Einzelheiten und randvoll mit detaillierten Schilderungen. Die Autorin ist selbst forensische Anthropologin, weiß also, wovon sie schreibt. Für empfindliche Leser ist das eher nichts, ich persönlich finde es fesselnd, auch die einzelnen Untersuchungsmethoden genau beschrieben zu bekommen. Allerdings schildert Reichs mit der gleichen Ausführlichkeit auch die Strukturen der Gangs, den Verlauf ihres Kriegs und das Aussehen ihrer Maschinen. Bei diesen Punkten hätte es für mich gerne etwas weniger präzise sein können.

Natürlich begibt sich Tempe mal wieder selbst in Gefahr, Zurückhaltung ist nicht ihr Ding, wenn sie eine Spur verfolgt. Die Sorge um ihren Neffen ist ein weiterer Aspekt, der sie antreibt, alle gebotenen Vorsichtsmaßnahmen in den Wind zu schreiben. Sie ist mir sehr sympathisch, weil sie einerseits logisch denkt und arbeitet, ihren Gefühlen aber auch Raum gibt. Ich verfolge die Reihe gerne weiter!

Fazit: Spannend, sehr blutig und randvoll mit detaillierten Schilderungen. Dazu eine sympathische Protagonistin, das mag ich sehr!

Bewertung vom 27.11.2022
Ein schöner Ort zum Sterben
Nunn, Malla

Ein schöner Ort zum Sterben


sehr gut

»Es war nach sechs Uhr morgens«, antwortete der schwarze Polizist.
»Die wissen einfach, wie spät es ist«, half Hansie eilfertig aus. »Uhren wie unsereiner brauchen die nicht.«

Südafrika 1952. Die neuen Apartheid-Gesetze sind in Kraft, jegliche Kontakte zu Angehörigen anderer Rassen sind zu meiden. Als in einer ländlichen Gegend der dortige Captain der Polizei, ein Bure, erschossen aufgefunden wird, wird Detective Sergeant Emmanuel Cooper, ein Engländer aus Johannisburg, zu den Ermittlungen gerufen. In einem Klima voller Unsicherheit und Angst, gegenseitiger Vorurteile und weißer Arroganz beginnt er seine Arbeit, fast völlig auf sich allein gestellt.
Schnell wird ihm ein Tatverdächtiger präsentiert, der den ehrbaren Captain ermordet haben soll. Doch Emmanuel kommen Zweifel, dass die Weste des Opfers tatsächlich so blütenrein war, wie allgemein dargestellt. Er beginnt tiefer zu graben und gerät schon bald in große Gefahr, denn sein Ansatz passt der parallel ermittelnden Geheimpolizei überhaupt nicht…

Dieses Buch hat mich gleichzeitig gefesselt und abgestoßen, fasziniert und schockiert. Vorurteile ärgern mich generell, aber solche, die auf Rassenzugehörigkeiten beruhen, stoßen mich richtig ab. Furchtbar, wie sich Menschen anderen überlegen fühlen und das nur aufgrund ihrer Herkunft! Sie haben nichts dazu getan, besser oder schlechter, klüger oder dümmer zu sein, sie wurden lediglich geboren. Was für eine unglaubliche Anmaßung! Entsprechend war ich weite Teile des Buchs schlicht wütend. Dazu kam die ungeheure Brutalität der Geheimpolizei, unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen.

Der Krimi selbst war spannend und wurde ordentlich aufgelöst. Neben Emmanuel als positivem, wenn auch innerlich zerrissenem Protagonisten, gab es weitere Charaktere, die meine Sympathie hatten, zum Beispiel Constable Samuel Shabalala, ein Zulu oder Daniel Zweigman, ein alter Jude. Was mir zudem zusagte, waren die Beschreibungen der atemberaubend schönen Natur. Dazwischen empfand ich die Lektüre aufgrund der intensiven Schilderungen manchmal als belastend.

Fazit: Ein spannender Krimi, eingebettet in eine intensive Beschreibung der südafrikanischen Gesellschaft und der wunderschönen Natur.

»Was blieb einem schon übrig, als wieder aufzustehen und erneut gegen die ganze Welt anzutreten?«

Bewertung vom 16.11.2022
Ice Ship
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Ice Ship


sehr gut

»Die Wahrheit ist, dass wir so gut wie nichts über den Meteoriten wissen. … Die wenigen Daten, die wir über seine elektromagnetischen Kräfte und sein Gravitationsfeld haben, scheinen widersprüchlich zu sein. Sie können einfach nicht stimmen, das ist physikalisch unmöglich.«
»Ist er gefährlich?«
»Es gibt keinen Grund, das anzunehmen. Allerdings auch keinen, es auszuschließen.«

Sam McFarlane, Experte für planetarische Geologie, erhält von einem exzentrischen Millionär den Auftrag seines Lebens: Auf einer einsamen Insel vor der Südspitze Südamerikas wurde ein riesiger Meteorit entdeckt, größer als jeder andere, der je gefunden und geborgen wurde. Gemeinsam mit einem Team ausgesuchter Wissenschaftler und Techniker macht sich Sam auf den Weg. Sie haben sorgsam geplant, schließlich stehen sie vor einer extrem schwierigen und gefährlichen Mission, da der Meteorit extrem schwer ist und sie zudem hinter dem Rücken der chilenischen Behörden arbeiten müssen, doch die Reise auf einem speziell ausgerüsteten Tanker wird für sie zu einem wahren Horrortrip werden…

Obwohl ich die Thematik des Buchs faszinierend fand, brauchte ich ein Weilchen, um richtig in die Story hereinzukommen. Dann packte es mich aber und der Überlebenskampf des Teams nahm mich gefangen. Wie so oft bei den beiden Autoren gibt es hier häufig wissenschaftliche bzw. wissenschaftlich anmutende Ausführungen. Die Untersuchungsergebnisse des Meteoriten sind mehr als rätselhaft und die Techniker im Team stehen vor enormen Herausforderungen. Staunend verfolgte ich, was die sich immer wieder einfallen ließen und wie sie Rückschlägen begegneten. Natürlich vermisste ich als großer Pendergast-Fan meinen Lieblingsagenten, aber auch mit diesem Buch konnten mich die Autoren begeistern.

Fazit: Eisige Kälte, Naturgewalten, menschliche Abgründe und ein mysteriöser Fund – das war spannend!

Bewertung vom 07.11.2022
Der Henker mit dem Totenkopf
Sturm, Andreas M.

Der Henker mit dem Totenkopf


ausgezeichnet

»Die Frau blieb noch eine Stunde am Leben – seine Leute hatten die kleine Anerkennung verdient.«

Dresden, 1983. Als Leutnant Uwe Friedrich und seine Kollegen vor den grausam ermordeten Leichen zweier Frauen stehen, ahnen sie noch nicht, dass der Täter schon lange zuvor gemordet hat. Und dies auch weiter tun wird.
Die Ermittler arbeiten mit vollem Einsatz und haben schon bald einen Tatverdächtigen. Doch Uwe ist von dessen Schuld nicht überzeugt und gräbt tiefer…

Puh, das war teilweise ganz schön heftig. Ich denke, es liegt daran, dass alles so real wirkte. Auch wenn der Autor keine bestimmte Person vor Augen hatte, so konnte ich mir beim Lesen ohne Schwierigkeiten vorstellen, dass es einen solch furchtbaren Täter gegeben hat. Mindestens einen. Ich will nicht mehr verraten, der Titel gibt schon Hinweise genug.

Der Krimi jedenfalls war sehr spannend, ich mochte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Der sympathische Uwe ist ein Ermittler, wie man ihn sich wünscht, mit Köpfchen, Herz und vollem Einsatz. Unterstützt wird er von seiner Freundin Sabine Fuchs, einer Medizinstudentin, die gerne mal einen guten Einfall hat, wenn Uwe gerade nicht weiterweiß. Eine pfiffige, ebenfalls sehr sympathische junge Frau.
Uwes Kollegen sind nicht immer so leicht einzuordnen. Sympathisch, vertrauenswürdig, zuverlässig – oder eben nicht? Hier unter anderem spiegelt sich der damalige geschichtliche Hintergrund, schließlich findet die Handlung noch zu DDR-Zeiten statt, Stasi-Problematik inklusive. Dieser Schauplatz wird übrigens sehr gut und atmosphärisch dicht dargestellt, der Autor hat jene Zeit erlebt und weiß darum, wovon er schreibt. Im Anhang werden zahlreiche Begriffe und Abkürzungen aus der DDR erläutert.

Dies war der zweite Fall für Volkspolizist Uwe Friedrich. Der Vorgänger „Verlorenes Land“ ist ebenfalls spannend und gelungen, die Kenntnis ist aber für diesen Fall nicht erforderlich.

Fazit: Sehr spannender Krimi mit einem Hintergrund, der nicht kalt lässt. Ich hoffe auf weitere Fälle für diesen tollen Ermittler!

Bewertung vom 07.11.2022
Matilda
Dahl, Roald

Matilda


sehr gut

»Papa, meinst du, du könntest mir ein Buch kaufen?«
»Ein Buch? Wozu willst du so ein beknacktes Buch?«
»Um es zu lesen, Papa.«
»Stimmt irgendwas mit dem Fernseher nicht, Herrschaftszeiten? Wir haben einen mit einem riesigen Monitor, aber du kommst angedackelt und willst ein Buch! Ich glaube, dir geht’s zu gut, Mädchen!«

Nein, die kleine Matilda hat es nicht leicht. Man sollte meinen, dass jeder sofort ihre außergewöhnliche Intelligenz erkennen müsste, aber in ihrem Elternhaus gilt sie als dämlich, weil die Vierjährige ihre Zeit mit dem Lesen von Büchern verschwendet. Als Matilda endlich eingeschult wird, bekommt sie mit Fräulein Honig zwar eine sehr verständnisvolle Lehrerin, aber leider ist die Rektorin der Schule sogar noch schlimmer als ihre Eltern. Die bekennende Kinderhasserin heißt Knüppelkuh und macht ihrem Namen alle Ehre. Alle fiesen Erwachsenen müssen aber letztlich erkennen, was es heißt, sich mit Matilda anzulegen…

Es ist lange her, dass ich dieses Buch zuletzt las, aber auch jetzt machte es viel Spaß. Obwohl es schon einige Jahre auf dem Buckel hat, ist es in der grundsätzlichen Botschaft zeitlos. Leider, muss man wohl sagen. Eltern, die sich nicht bemühen, die Besonderheiten ihrer Kinder zu erkennen und zu fördern, denen hauptsächlich daran gelegen ist, dass Kinder still sind und angepasst, wird es immer geben. Vielleicht sind die Vorurteile Mädchen gegenüber nicht mehr so stark ausgeprägt wie früher, aber Geschichte sind sie noch nicht.

Und dann kommt Matilda und lässt sich von all diesen Schwierigkeiten nicht unterkriegen. Wenn die Eltern ihr kein Buch kaufen wollen, dann marschiert sie eben zur Bücherei. Sie lässt sich auch in ihrem Selbstvertrauen nicht erschüttern, egal wie oft ihr gesagt wird, dass sie nur ein dummes Mädchen sei. Und wenn jemand gar zu gemein zu ihr ist, schmiedet sie ausgefeilte und geradezu anarchische Rachepläne. Auch für ihre Freundinnen und Freunde ist sie jederzeit da, eine richtige kleine Heldin eben.

Im Grunde könnte dieses Buch sehr dramatisch und bedrückend sein, denn was die Eltern und die Knüppelkuh sagen und tun, ist grausam, brutal und gemein. Allerdings sind die entsprechenden Szenen dermaßen übertrieben geschildert, dass sie den Leser eben nicht belasten. Ein Kunstgriff! So kann man über Matildas Gegenschläge lachen und sich an diesem starken Mädchen freuen. Die witzigen, farbenfrohen Illustrationen unterstreichen die gute Laune, die man beim Lesen dieses Buchs ganz automatisch bekommt.

Fazit: Zauberhaft, witzig und berührend zugleich. Eine wirklich schöne Geschichte über ein tolles kleines Mädchen.

Bewertung vom 29.10.2022
Streusel unterm Weihnachtsbaum
Hänel, Wolfram

Streusel unterm Weihnachtsbaum


ausgezeichnet

»Weißt du eigentlich, dass Hunde ihren Teller so sauber lecken, dass er überhaupt nie abgewaschen werden muss? … Man könnte einem Hund sogar einfach das ganze Geschirr hinstellen, er würde ALLES sauber lecken. Und billiger wäre es auch noch! Weil ein Hund keinen Strom braucht und kein Wasser und keine Geschirrspül-Tabs!«

Luca und Emma wissen ganz genau, was sie wollen, nämlich einen Hund! Schon länger nerven sie ihre Eltern damit und so kurz vor Weihnachten drehen sie noch mal so richtig auf. Doch ohne Erfolg. Daher entwickeln die Geschwister einen Plan: Wenn die Eltern ihnen keinen Hund kaufen wollen, dann machen das eben Luca und Emma von ihrem Erspartem. Und dann schenken sie ihnen den kleinen Vierbeiner. Wenn der dann unterm Weihnachtsbaum sitzt und total niedlich aussieht, werden Mama und Papa ihn schon mögen.
Ein guter Plan, doch die Umsetzung wird mehr als chaotisch…

Bücher, in denen sich Kinder ein Tier zu Weihnachten wünschen und es dann irgendwie schaffen, ihre anfangs ablehnenden Eltern zu überreden, habe ich schon öfter gesehen. Die sind meist witzig und letztlich weihnachtlich harmonisch. Etwas in der Art habe ich hier auch erwartet und bekommen, aber darüber hinaus wurde ich angenehm überrascht.

Die Anschaffung eines Haustieres sollte sehr gründlich überlegt werden. So ein Tier ist zwar nett, niedlich und ein prima Kumpel, aber es macht auch viel Arbeit, kostet Geld und verschwindet nicht einfach, wenn man mal eben ins Wochenende oder gar in den Urlaub fahren möchte. Wie viel Chaos ein Hundewelpe bei zudem unerfahrenen Besitzern innerhalb kürzester Zeit anrichten kann, wird hier deutlich gezeigt. Natürlich kann man als Leser darüber schmunzeln, muss aber anschließend auch nicht aufräumen und Schäden beseitigen.

Die Kapitel werden abwechselnd aus der Perspektive der Kinder und der des Hundewelpen erzählt. Dabei wird auch klar, wie schlimm es für den Kleinen anfangs ist, in die neue Familie zu kommen. Schließlich wird er von seinen Eltern und Geschwistern getrennt und aus dem Zuhause genommen, das er kannte und wo er sich wohl fühlte. Luca und Emma bekommen ein richtig schlechtes Gewissen!

Natürlich darf man sich hier auch auf ein gutes Ende freuen, weihnachtlich harmonisch halt. Es gibt viele witzige Momente und sehr schöne und liebenswerte Illustrationen, daneben wird aber auch ganz deutlich, worauf man sich bei einem tierischen Familienzuwachs außerdem einstellen darf.

Fazit: Sehr gelungen! Stoff zum Nachdenken, aber außerdem weihnachtlich, witzig und mit sehr schönen Illustrationen.