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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 26.07.2011
Hybrid
Wilhelm, Andreas

Hybrid


ausgezeichnet

Der Autor Andreas Wilhelm ist mir von seiner Projekt-Trilogie, die ich mit großer Begeisterung gelesen habe, bekannt. Wie der Autor selbst auf seiner Website schreibt, ist der vorliegende Roman „Hybrid“ anders als diese Trilogie: kleiner und schneller. Mit entsprechenden Erwartungen ging ich an das neue Werk heran.

Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen, die im Verlauf der Geschichte zueinander führen. Ein Teil spielt im Dschungel von Brasilien, wo seltsame Dinge vorgehen. In einem Camp der „Ärzte ohne Grenzen“ wird eine Leiche angespült. Der Autor schildert die Vorgänge mittels Tagebucheinträgen der jungen Medizinstudentin Marie Thomas, die der Herkunft der Leiche auf die Spur kommen will und sich allein in den Dschungel aufmacht. Der andere Teil der Geschichte beginnt in Hamburg. Am Ufer der Elbe wird ein menschlicher Fuß angespült. Der Reporter Tom Hiller wittert eine Story und beginnt, Nachforschungen anzustellen. Dabei begegnet er der Studentin Juli, die ihre Schwester Marie im Dschungel Brasiliens verloren gegangen glaubt. Gemeinsam begeben sie sich auf Spurensuche, die sie sehr schnell nach Brasilien führt.

Um auf den Hinweis des Autors auf seiner Homepage zurückzukommen: Dieser Thriller ist tatsächlich schneller – vor allem actionreicher – als die Projekttrilogie. Der wissenschaftliche Aspekt der Versuche wird nur am Rande angerissen. Wer mehr über das Thema erfahren möchte, findet jedoch im Internet bestimmt ausreichende Informationen. Dies ist nicht mein Anspruch an einen Thriller.

Was ich hingegen sehr wohl erwarte, sind Spannung und Nervenkitzel. Diese Erwartungen hat der Roman in vollem Umfang erfüllt. Die Geschichte bot immer wieder überraschende Wendungen. Das Ende hat mich zufrieden gestellt. Insbesondere der zunächst oberflächliche Tom entwickelt sich im Laufe der Geschichte. Die kühle und besonnene Juli wurde mir schnell sympathisch. Auch über das Leben und die Riten der Indios erfährt der Leser ein wenig.

Fazit:
Ein Buch wie ein Actionfilm: Spannend und temporeich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2011
Hexengold / Die Wundärztin Bd.2
Rehn, Heidi

Hexengold / Die Wundärztin Bd.2


ausgezeichnet

Zehn Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg hat es Magdalena, Eric und deren Tochter Carlotta nach Frankfurt am Main verschlagen. Eric hat das Erbe eines Onkels angetreten und gemeinsam mit seinem Vetter Vinzent dessen Kontor übernommen. Als Vinzent nach einem Überfall ums Leben kommt, ziehen dessen Frau Adelaide und deren Sohn Mathias zu der kleinen Familie. Die Base ist kein umgänglicher Mensch und macht Magdalena das Leben schwer. Zudem muss sie erfahren, dass ihr geliebter Eric ihr einige entscheidende Details über ihre Familie verschwiegen hat. Eric bricht zu einer Handelsreise auf und Magdalena reist ihm hinterher, um dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Da mir bereits der erste Teil dieser Reihe, „Die Wundärztin“, sehr gut gefallen hatte, wollte ich natürlich auch die Fortsetzung lesen. Ebenso spannend und bildhaft erzählt die Autorin Magdalenas Geschichte weiter. Der Handlungsort ist zunächst Frankfurt am Main in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Später führt das Schicksal Magdalena und ihre Gefährten über Thüringen, Sachsen und Polen bis nach Königsberg. Die Städte und Landschafen sind so liebevoll beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, an Magdalenas Seite zu reisen.

Die Charaktere, allen voran die Base Adelaide, sind sehr gut dargestellt. Die Autorin legt großen Wert darauf, die Figuren mehrdimensional zu beschreiben – niemand ist nur böse oder nur gut. Dabei lässt sie den Leser auch über die Beweggründe für deren Handeln nicht im Unklaren. Frei nach dem Motto des Romans „Niemand ist der, den man seit langem zu kennen meint“ erwarten den Leser einige Überraschungen bezüglich der Charaktere.

Der Autorin gelingt es mühelos, die Spannung über die gesamten 752 Seiten zu halten. Es fiel mir ausgesprochen schwer, die Lektüre zwischendurch zu unterbrechen. Das Schicksal der einzelnen Figuren hat mich sehr bewegt. Wie ich mittlerweile erfahren durfte, wird es auch noch einen dritten Band um die Wundärztin Magdalena geben. Auf diesen bin ich bereits sehr gespannt.

In einem Nachwort erklärt die Autorin die Lebensumstände nach dem Dreißigjährigen Krieg. Dies und ein Glossar am Ende des Buches dienen dem Verständnis. Obwohl dieser Roman eine Fortsetzung ist, kann man ihn auch ohne vorherige Lektüre des ersten Teils lesen. In geschickten Rückblenden erklärt die Autorin die Vorkommnisse im ersten Band.

Fazit:
Mit „Hexengold“ ist Heidi Rehn eine äußerst spannende und bildhafte Fortsetzung von „Die Wundärztin“ gelungen.

Bewertung vom 01.07.2011
Kleine Schiffe
Schütze, Silke

Kleine Schiffe


ausgezeichnet

Auf einer Lesung dieser Autorin in Moers aus diesem Buch wurde ich dazu animiert, es zu kaufen. Für meine Freundin nahm ich auch gleich ein Exemplar mit und diese war hellauf begeistert. Nun endlich habe ich im Urlaub – mit Blick auf einen See – diesen bewegenden Roman auch lesen können und bin genauso begeistert wie meine Freundin.

Franziska, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, ist frisch von ihrem Ex-Mann Andreas geschieden. Zum Abschied verbringen sie noch eine gemeinsame Nacht, was prompt Folgen hat. Franziska wird schwanger. Sie überlegt, ob sie das Kind bekommen soll. Schließlich ist sie bereits 44 Jahre alt und jetzt alleine. Alle raten ihr ab. Doch sie entscheidet sich für das Kind. Und dann lernt sie bei einem Yogakurs für Schwangere die 19jährige Lilli kennen, eine liebenswerte Chaotin, die bei Franzi einzieht und deren Leben völlig auf den Kopf stellt.

Ich muss sagen, dass mich schon lange kein Roman mehr emotional so sehr berührt hat. Durch die Ichform habe ich alle Gefühle der Protagonistin hautnah miterlebt. Ich saß lächelnd mit dem Buch in der Hand da, wenn es Franziska gut ging. An anderen Stellen musste ich allerdings das Buch weglegen, weil Tränen meinen Blick verschleierten.

Sprachlich war die Lektüre ein Genuss. Besonders schöne Sätze schreibe ich mir immer in ein Zitatbüchlein. Dieses Buch lieferte mir jede Menge „Material“ dafür. Der Titel „Kleine Schiffe“ ist übrigens einem Gedicht Georg Heyms entnommen. Am Anfang jeden Kapitels zitiert die Autorin aus Texten des Sängers Bernd Begemann. Der ist mir bisher zwar unbekannt, aber das werde ich bald ändern. Auch die Covergestaltung ist dem Verlag sehr gut gelungen. Die roten Lampions, die in einem Baum hängen, kommen im Roman tatsächlich vor.

Fazit:
Dieses Buch hat mich sehr bewegt. Ich konnte mit Franziska lachen und weinen. Genau das erwarte ich von einer guten Geschichte!

Bewertung vom 28.06.2011
Messewalzer
Stammkötter, Andreas

Messewalzer


ausgezeichnet

Das Cover zeigt ein Bild der neuen Leipziger Messe mit dem Wasserbecken davor. Da ich selbst schon auf der Leipziger Buchmesse war und die Stadt sehr mag, wollte ich diesen Krimi von Andreas Stammkötter gerne lesen. Es handelt sich übrigens schon um den fünften Fall für Kommissar Kroll. Ich hatte als Quereinsteiger in diese Reihe jedoch keinerlei Schwierigkeiten, der Handlung zu folgen.

Am Vorabend der Leipziger Buchmesse wird bei einer Lesung vor über hundert Zuschauern der Erfolgsautor Willi Lachmann erschossen. Im Publikum sitzt auch dessen Freund, der Polizist Wiggins. Zusammen mit seinem Kollegen Kroll nimmt er die Ermittlungen auf. Schon bald stellt sich heraus, dass das Motiv für den Mord in der Vergangenheit liegt. Lachmann hat für einen neuen Roman recherchiert und ist dabei einem Verbrechen auf die Spur gekommen, das vor 16 Jahren begangen wurde. Kroll und Wiggins nehmen erneut die Ermittlungen auf und stoßen auf unangenehme Wahrheiten.

Der Autor versteht es außergewöhnlich gut, seinem Leser seine Wahlheimat Leipzig näher zu bringen. Er beschreibt bekannte Gebäude, wie z. B. die Nikolaikirche oder das Völkerschlachtdenkmal, nicht nur sehr anschaulich, sondern streut auch geschickt interessante Informationen über diese Sehenswürdigkeiten ein.

Die Story selbst nimmt immer wieder überraschende Wendungen, sodass die Spannung nie abreißt. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Aber auch den Humor habe ich nicht vermisst. Die Beschreibungen einiger kauziger Figuren, wie z. B. zweier Verleger, und witzige Dialoge haben mich oft schmunzeln lassen.

Wie ich dem Buch entnehmen konnte, lebt der Autor als Rechtsanwalt in Leipzig und war Dozent an der Fachschule für Bauwesen. Ich hoffe sehr, dass er daneben noch Zeit findet, weitere Krimis zu schreiben. Ich werde sie auf jeden Fall lesen. Aber auch die vorherigen Bände dieser Reihe werde ich mir besorgen. Kommissar Kroll gefällt mir sehr gut mit seiner unkonventionellen Art.

Fazit:
„Messewalzer“ ist ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit, dem es auch an Humor nicht mangelt. Uneingeschränkt empfehlenswert!

Bewertung vom 24.05.2011
Eisaugen
Kruse, Margit

Eisaugen


ausgezeichnet

Das Cover dieses Krimis ziert das Fenster eines für das Ruhrgebiet typischen Backsteinbaus. Das Fenster spiegelt einen blauen Himmel, der glänzend gedruckt ist. Der Rest der Oberfläche ist matt. Der Klappentext gibt an, dass der Roman in einer Zechensiedlung in Gelsenkirchen spielt. Da ich das Ruhrgebiet und die Menschen, die dort leben, sehr mag, musste ich dieses Krimidebüt der Autorin lesen. Und ich habe es keine Sekunde bereut.

Margareta Sommerfeld ist Verkäuferin bei Hertie in der Süßwarenabteilung. Sie hat sich gerade von ihrem untreuen Lebensgefährten Bertl getrennt und lebt nun alleine, allerdings in unmittelbarer Nähe ihres Elternhauses. Um sich abzulenken, unternimmt sie oft Spaziergänge über den nahegelegenen Friedhof. Als dort die Leiche einer jungen Frau entdeckt wird, beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. Doch schon bald geschieht ein zweiter Mord. Wer kann der Täter sein? Das Muttersöhnchen Walter, das noch mit 50 Jahren bei Mama lebt? Oder ist es Karl-Heinz? Der Mann mit den Eisaugen, der als „Späher“ den Totenzügen auf dem Friedhof voran geht. Ihr Liebhaber Karol, der als illegaler Einwanderer bei seiner Tante Henriette im Haus gegenüber lebt, hat auch ein Geheimnis. Schon bald gerät Margareta selbst in Gefahr.
Die Figuren in diesem Roman sind zum Teil sehr überzeichnet und wirken fast schon skurril. Allen voran natürlich das Muttersöhnchen Walter. Aber auch der Casanova Bertl, der jedes Wochenende eine andere Tussi abschleppt, oder Margaretas Mutter, die ihr Leben als Hausfrau und Mutter fristen musste, da sich das damals so gehörte, sind typische Charaktere, wie sie nicht nur im Ruhrgebiet vorkommen. Margareta selbst ist eine sympathische Frau, die, gefrustet von ihrer letzten gescheiterten Beziehung, zunächst keine Gefühle mehr zulassen will. So beschränkt sich ihre Beziehung zu Karol auf das rein Sexuelle. Als Verkäuferin in der Süßwarenabteilung von Hertie ist sie intellektuell stark unterfordert. Der Vater war damals der Ansicht, dass Mädchen nichts lernen müssten, da sie sowieso heiraten. Deshalb kniet sie sich in den Kriminalfall und forscht auf eigene Faust nach dem Mörder.

Die Geschichte ist im auktorialen Stil verfasst. Meistens wird aus Margaretas Sicht erzählt. Doch zum Ende hin erfährt der Leser auch immer wieder etwas aus der Sicht des Täters. Das hat es mir ermöglicht mitzurätseln. Dabei hat die Autorin immer wieder geschickte Fährten gelegt, die mich das ein oder andere Mal auf die falsche Spur gelenkt haben. So war mir bis fast zum Schluss nicht klar, wer der Mörder war.

Die klare Sprache und die humorvollen Dialoge, verbunden mit einer angenehmen Schriftgröße, haben das Lesen für mich zu einem Genuss gemacht. Einzig die Tatsache, dass die Polizei gar nicht auf Margaretas Alleingang aufmerksam wird und sie ungehindert Detektivin spielen kann, fand ich teilweise etwas unglaubwürdig. Aber das hat mein Lesevergnügen nicht gemindert.

Ich hoffe inständig, dass die Autorin aus Margareta Sommerfeld eine Serienheldin macht. Sehr gerne würde ich mit der Miss Marple aus der Süßwarenabteilung wieder auf Verbrecherjagd gehen!

Fazit:
Ein großartiges Krimidebüt, das mir sofort Lust auf weitere Folgen gemacht hat. Ein Buch wie der Ruhrpott: Geradlinig, bissig und doch absolut liebenswert!

Bewertung vom 22.05.2011
Das Amulett der Wölfin
Henneberg, Marion

Das Amulett der Wölfin


sehr gut

Im Rahmen einer autorenbegleiteten Leserunde hatte ich die Möglichkeit, dieses Werk zu lesen. Da ich historische Romane sehr mag, habe ich teilgenommen. Die Inhaltsangabe versprach eine spannende Geschichte, die im 12. Jahrhundert in Deutschland spielt. Meine Erwartungen wurden erfüllt.

Die junge Adolana von Wohldenberg lebt bei ihrem Onkel. Da dieser durch Spielsucht mittellos geworden ist, sieht er sich gezwungen, das Mädchen zu verheiraten. Als Adolana sich ihren zukünftigen Ehemann Waldemar heimlich anschauen will, wird sie Zeugin eines Gesprächs, in dem es um einen geplanten Mord geht. In ihrer Not vertraut sie sich einer Äbtissin an, die ihr zur Flucht verhilft. Begleitet wird sie von dem jungen Knappen Berengar, zu dem sie sich schon bald hingezogen fühlt. Adolana kommt als Hofdame Gertruds von Sachsen an den Hof von Halberstadt, wo deren Mutter Richenza sie schon bald als Spionin einsetzt. So wird sie in die Intrigen und Ränkespiele der Welfen und Staufer verstrickt. Sowohl Waldemar als auch Berengar begegnen ihr jedoch immer wieder und buhlen um ihre Gunst. Ihr Herz gehört aber nur einem der beiden.
Die Beschreibung der Figuren und Schauplätze waren sehr anschaulich. Insbesondere Adolana hat im Laufe der Geschichte eine interessante Entwicklung durchgemacht. Aber auch Nebenfiguren, wie Waldemar und Richenza, waren mehrdimensional dargestellt. Mein absoluter Lieblingscharakter war aber Thomas, ein Mönch, der Adolana mit Rat und Tat zur Seite stand. Seine ruhige und intelligente Art mochte ich sehr.

Marion Henneberg ist es gelungen, die geschichtlichen Fakten in die spannende Geschichte um die fiktive Figur Adolana einfließen zu lassen. Am Ende des Buches gibt es eine Auflistung der historischen Ereignisse. So konnte ich mir einen Überblick verschaffen, was sich damals zugetragen hat. Zu Beginn ist eine Stammtafel der Welfen und Staufer abgebildet. Die Vielzahl der Adligen und deren Sympathien für die beiden Herrscherhäuser waren jedoch teilweise etwas verwirrend für mich. Hier wäre ein Personenregister sehr hilfreich gewesen.

Fazit:
„Das Amulett der Wölfin“ verbindet historische Ereignisse mit einer spannenden Geschichte um eine selbstbewusste junge Frau.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.04.2011
Fummelbunker
Ullrich, Sonja

Fummelbunker


sehr gut

Ein neuer Fall für Esther Roloff! Nachdem mir der erste Fall, „Teppichporsche“, sehr gut gefallen hatte, habe ich auch bei diesem zweiten Buch der Reihe sofort zugegriffen. Das Cover ziert eine bunte Neonreklame in Form eines Jokers, was wohl auf ein Spielcasino hinweisen soll. Unter einem „Fummelbunker“ hatte ich mir jedoch eher ein Bordell als ein Casino vorgestellt.

Esther Roloff ist Versicherungsdetektivin in Bochum-Wattenscheid. Ihr Chef Metin ist ein übergewichtiger Türke, dessen Benehmen gegenüber seinen Angestellten oft zu wünschen übrig lässt. Als Esthers Bruder Olaf sie um Hilfe bei der Suche nach einem Kollegen, der wie er bei der WAZ arbeitet, bittet, beantragt sie Urlaub und begibt sich auf die Spuren des verschwundenen Boris Bäcker. Hierzu ermittelt sie im Spielcasino in Lütgendortmund, in dem der Vermisste häufig gespielt hat. Wie sich schnell herausstellt, hatte er Spielschulden, die jedoch kurz vor seinem Verschwinden getilgt wurden. Auf der Suche nach dem Reporter stößt die Detektivin auf einen Bericht, den er offensichtlich nicht für die Westfälische Allgemeine Zeitung verfasst hat. Ist Boris Bäcker einem Mord auf der Spur gewesen?

Wie schon im ersten Band der Reihe ermittelt Esther auf sehr unkonventionelle Art und Weise. Ihre freche und chaotische Art macht sie sehr liebenswert. Auch die anderen Charaktere sind mehr oder weniger skurril, was die Lektüre für mich äußerst amüsant gestaltete. Esthers Beschützer Gregor Pankowiak, eine etwas zwielichtige Gestalt, taucht ebenfalls wieder auf. Über ihn erfährt der Leser einige Hintergründe. Ich bin schon sehr gespannt, wie sich diese Figur in den nächsten Bänden entwickeln wird.

Der Roman ist in der Ichform verfasst, sodass ich Esthers Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehen konnte. Zeitlich schließt dieser zweite Teil der Reihe direkt an den ersten an. Besonders haben mir wieder die Beschreibungen der typischen Eigenheiten des Ruhrgebiets, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft ich lebe, und ihrer Bewohner gefallen.

Der Kriminalfall selbst und die Suche im Spielermilieu waren mir allerdings zum Teil etwas zu verworren dargestellt, was die Spannung minderte. Ein an sich unwichtiger Nebenstrang, in dem Esther den Sohn ihres Chefs beschattete, war für meinen Geschmack zu stark ausgebaut. Zudem ließ mich das Ende etwas unbefriedigt zurück. Der Fall wird zwar gelöst, aber die Täter kommen ungeschoren davon.

Fazit:
Trotzdem ist „Fummelbunker“ ein kurzweiliger und amüsanter Krimi. Ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Fall für die chaotische Esther Roloff.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.04.2011
Im Labyrinth der Fugger
Abe, Rebecca

Im Labyrinth der Fugger


sehr gut

Da ich selbst schon in Augsburg war und die Familie Fugger mich interessiert, habe ich, als sich mir die Gelegenheit bot, an einer Leserunde mit Autorenbegleitung zu „Im Labyrinth der Fugger“ teilgenommen. Die Autorin hat die Leserunde mit viel Hintergrundwissen und interessanten Kommentaren bereichert.

Auf dem Cover ist ein Portrait der Anna Fugger abgebildet. Die Geschichte beginnt, als Anna 13 Jahre alt ist. Sie lebt mit ihren Eltern und zehn Geschwistern in Augsburg. Als ihr Großvater, Anton Fugger, verstirbt, teilen sich dessen drei Söhne sein Vermögen. Aber keiner von ihnen mag so recht in die Fußstapfen des großen Kaufmanns und Bankiers treten. Christoph Fugger, Annas Onkel, will einen möglichst großen Anteil des Vermögens an sich bringen und heckt einen Plan aus: Seine Nichten und Neffen sollen in Klöstern verschwinden. Bei der Verwirklichung hilft ihm der Jesuit Canisius, dem jedes Mittel recht zu sein scheint. Anna und ihre Geschwister sind ihm ausgeliefert, als er die Mutter vom katholischen Glauben überzeugen kann. Aber Anna lässt sich nicht willenlos wegsperren, sie wehrt sich. Der Preis, den sie dafür bezahlen muss, ist jedoch hoch.

Rebecca Abe hat einen sehr gut recherchierten historischen Roman verfasst, der die Grausamkeiten der damaligen Zeit nicht vertuscht, sondern mit aller Deutlichkeit zeigt. Verbrechen werden, auch im Namen der Kirche, begangen, ohne dass es jemanden gestört hätte. Petrus Canisius, der tatsächlich gelebt hat, geht förmlich über Leichen, um seine Ziele zu erreichen. Einige der Figuren haben tatsächlich gelebt. Aus deren Lebensläufen hat die Autorin ihre Geschichte abgeleitet. In einem Nachwort erklärt sie, was der Wahrheit entspricht und was ihrer Fantasie entsprungen ist.

Hauptsächlich behandelt die Geschichte das Leben der Anna Fugger. Aber auch ihre Familie wird zum Teil sehr detailliert dargestellt. Von denen erregte besonders ihr Bruder Philipp Fugger, der als ältester Sohn das Erbe des Vaters antreten sollte, mein Interesse. Die Beweggründe für sein Handeln waren für mich sehr gut nachvollziehbar. Aber auch Nebenfiguren, wie der Kürschner Kellenbenz und dessen Tochter Bianka, waren mir schnell ans Herz gewachsen. Die Hauptfigur macht im Laufe ihres vierzigjährigen Lebens eine interessante Wandlung durch. Von der aufmüpfigen und wissbegierigen jungen Frau wird sie zu einer selbstbewussten Künstlerin.

Eine Karte Augsburgs zu Beginn des Buches sowie einige kleine Illustrationen hat die Autorin selbst beigesteuert. Am Ende finden sich ein Glossar, ein Personenverzeichnis sowie Quellenangaben. Ein Lesezeichen mit dem Cover des Buches rundete das Gesamtbild gekonnt ab.

Obwohl die Geschichte Annas und die Aufklärung der Intrige spannend erzählt waren, würde ich diesen Roman jedoch nicht als „Renaissance Thriller“, als der er vom Verlag angepriesen wird, bezeichnen. Aber dafür hat die Geschichte jede Menge Emotionen in mir ausgelöst: Trauer, Wut, Entsetzen und Freude. Und das macht ein gutes Buch für mich aus – es muss mich mitreißen, ich muss darin versinken können.

Fazit:
„Im Labyrinth der Fugger“ ist ein gut recherchierter historischer Roman, der das Leben im 16. Jahrhundert realistisch beschreibt und die Geschichte der Anna Jakobäa Fugger spannend erzählt.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.03.2011
Wernievergibt / Kea Laverde Bd.5
Schmöe, Friederike

Wernievergibt / Kea Laverde Bd.5


ausgezeichnet

Als großer Fan der Autorin war ich sehr erfreut, endlich wieder einen neuen Teil ihrer Krimireihe um die Ghostwriterin Kea Laverde lesen zu können. In Erwartung höchsten Lesegenusses fiebere ich jeder Neuerscheinung der Autorin entgegen. Und auch von „Wernievergibt“ wurde ich nicht enttäuscht.

In ihrem fünften Fall verschlägt es die Ghostwriterin Kea Laverde nach Georgien. Sie war früher als Reisejournalistin tätig und wird von ihrer ehemaligen Chefin angesprochen, eine Reportage über Tourismus in dem Land am Kaukasus zu schreiben. Die Journalistin, die diese Aufgabe eigentlich übernehmen sollte, ist in Georgien spurlos verschwunden. Kea wird von ihrer Freundin Juliane, einer toughen 78jährigen, begleitet. In Tiflis angekommen, müssen die beiden Frauen feststellen, dass auch die Opernsängerin Clara Cleveland, die georgische Wurzeln hat, wie vom Erdboden verschluckt ist. Anstatt sich ihrer Reportage zu widmen, begeben sich Kea und Juliane auf die Suche nach den beiden Frauen. Dabei geraten sie selbst in Gefahr.
Mir hat an diesem Buch besonders gut gefallen, dass es im Ausland spielt. Ich konnte merken, dass die Autorin das Land selbst bereist hat. Ihre Schilderungen der Menschen und Landschaften sind so anschaulich, dass ich sofort Lust verspürte, eine Reise nach Georgien zu buchen, um mir diese Gegend selbst anzuschauen. Ein weiteres Schmankerl war der Ausbau der Figur Juliane, die in den vorherigen Bänden eher sporadisch vorkam. Die alte Dame ist so locker und witzig, dass ich oft schmunzeln musste.

In die Geschichte eingestreut sind immer wieder Auszüge eines Tagebuches. Diese Textstellen sind kursiv gedruckt. Zunächst ist nicht klar, wer diese Tagebucheintragungen geschrieben hat. Als ich die Verfasserin erkannte, wurde mir jedoch einiges klar.

Friederike Schmöe legt auch in diesem Buch wieder viel Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen. Es gibt aber auch einen politischen Aspekt, den ich äußerst interessant fand. Sinnloses Gemetzel und Actionszenen sucht man hingegen vergebens. Dies tut der Spannung aber keinen Abbruch. Die Autorin hat wieder bewiesen, dass ein guter Krimi auch ohne Brutalität fesseln kann.
Die außergewöhnliche Sprache der Autorin begeistert mich zudem immer wieder.

Fazit:
„Wernievergibt“ ist ein intelligenter Kriminalroman, der mich wieder vollständig überzeugen konnte.