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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
brenda_wolf
Wohnort: 
Oberfranken

Bewertungen

Insgesamt 177 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2018
Gehen. Weiter gehen
Kagge, Erling

Gehen. Weiter gehen


ausgezeichnet

Der Autor und Extremsporter Erling Kagge war mir bisher noch kein Begriff. Er ruft auf zur Achtsamkeit und Entschleunigung. Gehen in der Natur ist ein zu sich kommen. Hektik und Alltagsstress lösen sich auf. Dazu braucht es nicht viel. Einfach rausgehen, loslaufen und beobachten, fühlen und loslassen, bewusstes Wahrnehmen, Achtgeben auf das Hier und Jetzt, die Gedanken kommen und gehen lassen, die Stille genießen. Wir Menschen haben vergessen, das Gehen die ursprünglichste und natürlichste Art der Fortbewegung ist. Weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, gehörte seit Anbeginn der Zeit zum Alltag des Menschen. Wir alle sitzen zu viel. Kagge fragt sich, ob wir uns, wenn wir aufhören zu gehen, nach und nach in etwas anderes verwandeln, das mit dem Begriff Menschsein, wie wir ihn heute verstehen nichts mehr gemein hat? Gute Frage! ‚Gehen ermöglicht es uns, so zu werden, wie wir sind, und wenn wir kaum noch gehen, hören wir auf, der zu sein, der wir sind.‘

Berührt und betroffen hat mich das Schicksal seines Großvaters.

Der Autor schreibt wundervoll poetisch und philosophisch. Mir hat das Buch gutgetan. Ich habe es mit Muse gelesen. Da ich ohnehin schon eine Läuferin bin, die täglich ihre Routen geht, hat bei mir der Autor offen Türen vorgefunden.

Von mir eine klare Leseempfehlung. Ein motivierendes Buch.

Bewertung vom 28.10.2018
Queen Victoria
Baird, Julia

Queen Victoria


ausgezeichnet

Eine spannend geschriebene Biographie, informativ und trotzdem lesbar wie ein Roman. Die australische Autorin und Historikerin Julia Baird legt mit dieser 596 Seiten starken Biografie ein wunderbares Werk über Queen Victoria vor. Der Leser erhält nicht nur trockene Fakten serviert, sondern erfährt viel Hintergrundwissen über die damaligen Lebensumstände. Schockiert hat mich der lockere Umgang mit Laudanum bzw. Opium, zum Beispiel verabreichten Nurses schreienden Babys davon, um sie ruhigzustellen, dadurch gaben die Säuglinge auch nicht laut wenn sie Hunger hatten und verstarben.

Die Biographie ist in fünf große Teile gegliedert. Der erste Teil widmet sich dem Leben der Prinzessin, der zweite Teil der jungen Königin, im dritten Teil geht es um Albert, dem heimlichen König, der vierte Teil lautet: Die Witwe von Windsor, der fünfte und letzte Teil widmet sich der Regina Imperatrix (Königin und Kaiserin). Bei der Thronbesteigung war Queen Victoria gerade mal 18 Jahre alt. Ihre Regentschaft währte 63 Jahre. Unter ihrer Herrschaft wurde England zur Weltmacht. Victoria war eine kluge und sensible Frau, deren Leben von Tragödien überschattet wurde. Julia Baird gewährt Einblicke vor allem auch in das private Leben einer außergewöhnlichen Frau, einer Frau mit Emotionen und Gefühlen, die lieben und hassen konnte. Die Liebe zu Albert ihrem Mann hat mich berührt. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor.

Fazit: Eine absolut lesenswerte Biografie, die an keiner Stelle langweilig wird.

Bewertung vom 07.09.2018
The House - Du warst nie wirklich sicher
Lelic, Simon

The House - Du warst nie wirklich sicher


ausgezeichnet

Lange wusste ich nicht, wohin die Geschichte hinausläuft. Das hat es umso spannender gemacht. Was geht in diesem Hause vor? Jack und Syd, beide habe ihre Geheimnisse. Jack verheimlicht Syd seinen Fund auf dem Dachboden: Ein ominöser Schuhkarton. Und der tote Vogel ist in Wirklichkeit eine tote Katze.

In Syds Kindheit und Jugend ist viel Schlimmes passiert. Sie ist mit vierzehn Jahren von zu Hause abgehauen. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist so gut wie nicht vorhanden. Der Vater ist ein abgrundtiefer böser Mensch, ein Sadist, dem es Spaß macht, anderen Menschen Schmerzen zuzufügen, insbesondere ihr. Aber woher kommt dieser Hass auf die eigene Tochter. Wem wundert’s, mit diesem Hintergrund ist Syds Psyche eine komplette Baustelle. Aber auch Jack scheint es mit seinen Eltern nicht leicht zu haben, obwohl er aus einem gesellschaftlich angesehenem Elternhaus stammt.
Syds Traum war „Ein Haus für die Ewigkeit“, hier wollte sie mit Jack alt werden. Aber Jack fühlt sich nicht wohl in diesem Haus. Waren da wirklich Schritte in der Nacht? Hat da wirklich jemand Syd im Schlaf mit einer kalten Hand berührt? Sehr mysteriös.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich. Doch der Wechsel der Perspektiven macht den Thriller umso spannender. Jack und Syd erzählen ihre Sicht der Geschichte jeweils in Tagebuchform und geben Einblick in ihre Gefühlswelt. Syd ist die impulsivere von beiden, Jack eher der ruhige Typ. Der Humor kommt in diesem Thriller ebenfalls nicht zu kurz. Besonders über Sydneys Äußerungen musste ich oft lachen. Sie hat eine Art, die Dinge auf den Punkt zu bringen, die ich geradezu köstlich fand. Aber sie hat auch andere Seiten.

Fazit: Mir hat „The house“ einige Stunden spannende Unterhaltung beschert. Daumen hoch.

Bewertung vom 30.08.2018
Ein Keim kommt selten allein
Egert, Markus;Thadeusz, Frank

Ein Keim kommt selten allein


sehr gut

Um ehrlich zu sein, mich hat das fröhliche Cover zuerst angesprochen. Ich liebe es, wenn mir wissenschaftlich Fakten in leicht verständlicher Sprache, ohne dass ich ständig Fachausdrücke googeln muss, serviert werden. Und das ist dem Mikrobiologen Professor Dr. Markus Egert im vorliegenden Buch „Ein Keim kommt selten allein“, vorzüglich gelungen. Die Prise Humor war ein zusätzlicher Pluspunkt

Wie wichtig manche Mikroben für den Menschen sind, und dass nicht alle Mikroben gleich eine Gefahr für uns darstellen, ist schon interessant zu erfahren. Viele Hausfrauen, glauben ja mit Desinfektionsmittel jedem Keim zu Leibe rücken zu müssen. Ihr Heim muss klinisch rein sein, wie ein OP-Saal. Kinder dürfen nicht mehr im Schmutz spielen. Ich persönlich finde diesen Hygienefimmel „Alles-muss-keimfrei-und-steril-sein“ maßlos übertrieben. Wie ein Mittelmaß finden? Aber worauf sollten wir auf jeden Fall achten? Diese Fragen beantwortet uns dieses Buch. Übrigens die meisten Keime befinden sich nicht auf der Toilette, sondern in unserem Waschbecken, und gerade der Spülschwamm bietet Bakterien den idealen Lebensraum. Und wer glaubt, im Kühlschrank würden Bakterien gekillt unterliegt einem Irrtum. Das Kondenswasser begünstigt das Wachstum von Mikroorganismen ungemein. Auch den Haustieren, und dem Fitnessstudio wird ein Kapitel gewidmet.

Fazit: Ein kurzweiliger und interessanter Ratgeber.

Bewertung vom 27.08.2018
Die Hochhausspringerin
Lucadou, Julia von

Die Hochhausspringerin


ausgezeichnet

Schöne neue Welt???

Inhalt:

Riva ist Hochhausspringerin – ein perfekt funktionierender Mensch mit Millionen Fans. Doch plötzlich weigert sie sich zu trainieren. Kameras sind allgegenwärtig in ihrer Welt, aber sie weiß nicht, dass sie gezielt beobachtet wird: Hitomi, eine andere junge Frau, soll Riva wieder gefügig machen. Wenn sie ihren Auftrag nicht erfüllt, droht die Ausweisung in die Peripherien, wo die Menschen im Schmutz leben, ohne Möglichkeit, der Gesellschaft zu dienen. Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert?
„Die Hochhausspringerin“ führt in eine brillante neue Welt, die so plausibel ist wie bitterkalt. Julia von Lucadou erzählt von ihr mit der Meisterschaft der großen Erzählungen über unsere Zukunft.

Meine Meinung:

Es fiel mit anfangs schwer in die Welt von Riva und Hitomi einzutauchen. Aber nach und nach fand ich es immer spannender, das Bedrohlich zog mich an und hat mich bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. In dieser Welt der Rundumüberwachung, in der du gezwungen bist, ständig an deinem Leistungs- und Fitnesslevel zu arbeiten, sonst wirst du abgestuft und bist quasi ein NICHTS, möchte ich wohl niemand leben. Aber leider steuern wir volle Kraft darauf zu.
Die Sprache und der Erfindungsreichtum der Autorin haben mich beeindruckt.
Die Protagonisten taten mir von Herzen leid. Alle sind dem System hilflos ausgeliefert. Entweder man passt sich an und funktioniert oder man wird ausgesondert. Ich fühlte mit ihnen. Was für eine beklemmende Welt. So musste sich Hitomi mit einer künstlichen Mutter unterhalten um Trost zu finden. HILFE!!!

Die Frage: Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert? beantworte ich mit einem klaren NICHTS. In einer Leistungsgesellschaft, in der der Mensch perfekt funktionieren muss und Schwächen sofort geahndet werden, bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke. Diese Welt ist gefühllos und nüchtern und ohne jegliche Wärme und Charme, wie soll da Menschlichkeit entstehen?

Ein Satz ist bei mir besonders hängengeblieben: „Je näher man dem Tod kommt, desto lebendiger wird man.“

Fazit: „Die Hochhausspringerin“ hat mich gut unterhalten und meine Gedanken beschäftigt, auch nach dem Lesen. Es war keine leichte Kost, aber die Lektüre hat sich gelohnt. Ein außergewöhnliches Buch. Daumen hoch!

Bewertung vom 15.08.2018
Beim Ruf der Eule
Sweeney, Emma Claire

Beim Ruf der Eule


gut

Es fällt mir schwer zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben. Ich bin zweigespalten, was die Beurteilung angeht. Aber okay. Der Schreibstil war für mich sehr anstrengend. Es gab viele Zeitsprünge. Ich wusste oft nicht bin ich jetzt in der Gegenwart oder in der Vergangenheit. Denn für die Vergangenheit wurde die gegenwärtige Zeitform gewählt, während die Jetzt-Zeit in der Vergangenheitsform erzählt wurde. Diese Sprünge waren oft sehr verwirrend.

Die Charaktere waren zwar gut beschrieben, trotzdem kam ich mit Maeve nicht so ganz klar. Ich bin mit ihr bis zum Schluss nicht warm geworden. Der emotionale Funken ist nicht übergesprungen. Ich empfand ihre Entscheidungen, nicht ihrem Alter entsprechend. Andererseits hatte ich Respekt vor ihr, wie liebevoll sie sich um ihre Schwester Eddie gekümmert hat und später um Steph und Len. Wie sie das Hotel für behinderte Menschen geöffnet hat. Aber sie tat mir auch unendlich leid. Eine Frau, die ihre eigenen Träume aufgibt, um für andere zu sorgen. Bei dem Gedanken, wird mir das Herz schwer. Trotzdem hätte ich mir von ihr mehr Gefühl gewünscht. Sie wirkte oft zu nüchtern. Von allen Protagonisten hat mir Vince am besten gefallen. Ihn mochte ich auf Anhieb. Er war für mich der Traum von einem älteren Herrn, gepflegte Erscheinung, Feinfühligkeit, Liebenswürdigkeit und Verstand.

Fazit: Für das Buch muss man sich wirklich Zeit nehmen, es lässt sich nicht in einem Rutsch lesen. Erschüttert hat mich, dass die Autorin aus ihrem eigenen Erleben schreibt.

Bewertung vom 04.08.2018
Das Morpheus-Gen
Rode, Tibor

Das Morpheus-Gen


ausgezeichnet

Tibor Rode ist mit „Das Morpheus-Gen“ ein wahnsinnig spannender Thriller gelungen, der mich beim Lesen total in seinem Bann gezogen hat. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Der Spannungsbogen durchgehend vorhanden. Durch die kurzen Kapitel und den Wechsel der Szenen und der Zeitsprünge wurde zusätzliche Dramatik aufgebaut. Der Plot zum Thema Schlaf ist genial. Wer macht sich zum Thema Schlaf schon groß Gedanken, es sei denn, dass er aus irgendwelchen Gründen keinen Schlaf finden kann. Der Autor hat die Idee phantastisch umgesetzt. Die Handlung ist sehr actionreich. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und für mich greifbar. Auch einige undurchsichtige Personen bevölkerten die Handlung, z. B. dieser Vlad Schwarzenberg und die Bruderschaft, aber auch diese Gräfin aus der Vergangenheit verbreitete Mystik. Zu einigen Hintergründen habe ich selbst recherchiert, weil mich das Thema wirklich gepackt hat.

Fazit: Ein Thriller, den der Leser atemlos und mit Gänsehaut verschlingen wirst. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.02.2018
All die Jahre
Sullivan, J. Courtney

All die Jahre


ausgezeichnet

Zeit des Schweigen

J. Courtney Sullivan ist mit „All die Jahre“ wieder ein sehr schöner Familienroman gelungen. Er erzählt die Geschichte einer irisch-amerikanischen Familie.

Die 21jährige Nora wandert in den 50er Jahren zusammen mit ihrer jüngeren Schwester von Irland in die USA aus. Den beiden Schwestern eröffnet sich hier eine völlig neue Welt. Sie leben zunächst bei der Familie ihres Verlobten Charlie Rafferty. Nora ist sich nicht mehr sicher, ob sie Charlie wirklich heiraten will, wird dann jedoch gezwungen diesen Schritt zu tun. Denn die lebenslustige Theresa wird ungewollt schwanger, in dieser Zeit ein Skandal. Um die Schwangerschaft zu vertuschen opfert sich Nora. Mit dieser Entscheidung werden beide nicht glücklich. Das Verhältnis der Schwestern ist angespannt. Theresa findet schließlich Zuflucht in einem Kloster. Eine Zeit des Schweigens beginnt.

50 Jahre später ist Nora gezwungen zu Theresa Kontakt aufzunehmen. Patrick, ihrer beider Sohn ist verunglückt und gestorben.

Zwei Erzählstränge lassen den Leser an Gegenwart und Vergangenheit der Schwestern teilhaben. Die schwierige Zeit in den 50er sowohl in Irland, als auch in Amerika ist gut beschrieben. Die Welt der Schwestern ist vom Katholizismus geprägt. Man spürt die Enge der gesellschaftlichen Konventionen. Die beiden Hauptprotagonistinnen konnten unterschiedlicher nicht sein. Nora, die verantwortungsvolle und Theresa, die lebenshungrige jüngere Schwester. Ich mochte sie beide und ich habe mit beiden gelitten.

Der Schreibstil ist sehr schön und stimmungsvoll und hat mich auch diesmal begeistert. Er verlangt ein bisschen Aufmerksamkeit, aber er geht trifft genau den Nerv. Ein Roman, den man nicht einfach weglegt, ein Roman der nachhallt.