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Alais

Bewertungen

Insgesamt 188 Bewertungen
Bewertung vom 17.11.2015
Veilchens Feuer / Valerie Mauser Bd.2
Fischler, Joe

Veilchens Feuer / Valerie Mauser Bd.2


ausgezeichnet

Ein Alpenkrimi mit Witz und Charme:
So macht Krimilesen Spaß! Joe Fischler legt mit "Veilchens Feuer" eine unterhaltsame Kriminalerzählung mit viel Esprit und Lokalkolorit vor:
Valerie Mauser, genannt "Veilchen", begleitet ihren früheren Ermittlungspartner Stolwerk zu einem Wochenende im Tirol, wo sie dem Seminarleiter Titus Frankenfest mit dem giftgrünen Irokesenschnitt ausgeliefert sind, der sich wie viele selbsternannte Lebensratgeber durch einen verblüffenden Mangel an Einfühlungsvermögen auszeichnet. Glücklicherweise rettet sie ein neuer Fall vor der drohenden Selbstfindung, auch wenn Veilchen von der neuen Aufgabe nur mäßig begeistert ist: Deutschrocker Wolf Rock fühlt sich bedroht ...
Dies ist schon der zweite Fall für Valerie Mauser, für mich jedoch mein Einstieg als Leserin in diese Krimireihe und ich bin angenehm überrascht. Fischler hat es geschafft, sich in der übervollen Krimiwelt seine ganz eigene Nische einzurichten, seine Hauptfiguren Veilchen und Stolwerk haben Kultcharakter. Veilchen erscheint so zerbrechlich wie Stolwerk dank seiner Leibesfülle wie ein Fels in der Brandung wirkt. Statt der üblichen zynisch-toughen Ermittler präsentiert Fischler seinen Lesern ein (zur Hälfte inoffizielles) Ermittlerpaar, das menschliche Schwächen zeigt, aber warmherzig, witzig und zur Selbstironie fähig ist.
Selten konnte ich bei einem Krimi so oft herzhaft lachen, selten sind mir die Protagonisten so sehr ans Herz gewachsen, selbst Veilchens nicht immer ganz loyaler Mitarbeiter Geyer, dessen Schwärmerei für Wolf Rocks Musik etwas Anrührendes hat. Einen blutigen Thriller sollte man nicht erwarten, dafür eine wunderbare Situationskomik, einen fluffig-leichten Schreibstil mit österreichischem Charme und eine spannende Erzählung, die dramatisch endet ...
Eigentlich kann ich dieser Reihe nur eines vorwerfen: den Suchtfaktor ...

Bewertung vom 30.08.2015
Das gläserne Meer
Weil, Josh

Das gläserne Meer


ausgezeichnet

Ein schillernder Roman mit dystopischen Elementen, märchenhaft schön und zu ungewöhnlich, um sich in eine Schublade stecken zu lassen:
Josh Weil erzählt von zwei Brüdern, Jarik und Dima, ihrer von der russischen Sagenwelt und dem frühen Tod des Vaters geprägten Kindheit und einer neuen Zeit, in der große Spiegel am Himmel die Nacht ausblenden. Das Leben der Menschen in der Oranžeria, einem riesigen, stetig wachsenden Glashaus, das immer mehr Bauernland verdrängt, besteht nur noch aus Arbeit. Die Kunst kann in dieser Gesellschaft ihre wichtige Rolle der kritischen Reflexion nicht mehr erfüllen, Arbeitslose werden in Ghettos eingepfercht. Während Jarik sich der neuen Welt so gut wie möglich anzupassen versucht, heiratet und in der Oranžeria Karriere macht, verfolgt Dima einen Traum ...
Josh Weil hat wie auch andere Schriftsteller, die nicht nur als Autor, sondern auch als Maler oder Zeichner tätig sind, ein ganz besonderes Talent, mit Wörtern Bilder und Stimmungen zu schaffen. So wirkt die Geschichte der beiden Brüder wie verzaubert, das Lesen von Weils Sätzen ist oft ein großer Genuss - was auch dem großartigen Talent des Übersetzers Stephan Kleiner zu verdanken ist.
An einigen wenigen Stellen fand ich es etwas schwierig, am Ball zu bleiben, und hätte mir Straffungen gewünscht. Die meisten Seiten jedoch habe ich regelrecht verschlungen, wegen der Schönheit ihrer Komposition, aber auch wegen der spannenden Fragen, die die Erzählung aufwirft: Wie möchten wir unser Leben und unsere Gesellschaft gestalten, wie viel Platz möchten wir der Arbeit einräumen und wie können wir ein gutes und sicheres Leben führen, ohne Verrat an unseren Idealen und den Menschen, die wir lieben. Wann ist es angebracht, sich aufzulehnen, und wann ist Anpassung die bessere Lösung für uns und unsere Familie ...
Auch die Gestaltung des Buches hat mich begeistert: mit einem praktischen silberfarbenen Lesebändchen, silberglänzendem Titel, einem von Joe Wilson grandios gestalteten Cover und den ebenso künstlerisch beeindruckenden Illustrationen des Autors selbst über den einzelnen Kapiteln im Innenteil. Der Buchrücken ist so gestaltet, dass der Titel im Bücherregal ohne Drehen des Kopfes lesbar ist und das Buch auch im Regal etwas ganz Besonderes darstellt.
Rundum gelungen und eines der schönsten und faszinierendsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe!

Bewertung vom 20.08.2015
Der Tote am Gletscher / Commissario Grauner Bd.1
Koppelstätter, Lenz

Der Tote am Gletscher / Commissario Grauner Bd.1


sehr gut

Ein fest im Südtirol verwurzelter Krimi mit atmosphärischer Dichte, der mir mit seinem feinen, manchmal leicht makabren Humor, kauzigen Charakteren und der Sprachgewandtheit des Autors eine schöne und spannende Lesezeit beschert hat.
Diese Region ist mir relativ unbekannt, so kam für mich bei der Lektüre auch ein wenig Urlaubs- und Entdecker-Feeling auf, sehr praktisch fand ich daher die beiden Karten vorne und hinten im Buch. Sich mitten im Hochsommer lesend in die verschneite Bergwelt kurz vor Weihnachten hineinzudenken ist zwar nicht ganz selbstverständlich, aber dieser Roman packte mich schnell und Lenz Koppelstätter ist sehr geschickt darin, vor dem inneren Auge seiner Leser eine Region, die ihr eigene Atmosphäre und die Menschen, die in ihr leben, lebendig werden zu lassen. Und so, wie er es schildert, bildet dieses geheimnisumwitterte Fleckchen Erde mit seiner bewegten Vergangenheit eine besonders faszinierende Kulisse für eine Mordgeschichte ...
Bei der Erzählung drängte sich mir ein wenig der Untertitel "Ötzi reloaded" auf: Skipisten-Toni überrascht eine unbekannte Person dabei, wie sie gerade ein Mordopfer in einer Gletscherspalte verschwinden lassen wollte. Das Opfer, ein aus der Dorfgemeinschaft ausgestoßener Einsiedler, trägt nicht nur eine ähnliche Verletzung wie die berühmte Gletschermumie Ötzi, sondern auch noch eine Tätowierung im Steinzeit-Stil ...
Einfach großartig finde ich das präsentierte Ermittlerteam - Grauner, Tiroler Bauer und Kommissar, und sein Kollege Saltapepe, der sich wie im Exil fühlt, nicht so ganz versteht, wozu Berge eigentlich gut sind und Heimweh nach seiner neapolitanischen Heimat hat. Es ist sicher nicht im Sinne Saltapepes, der doch lieber im Süden Mafiosi jagen würde, aber da ich gerne noch mehr über die beiden lesen würde, hoffe ich, dass sie noch viele gemeinsame Fälle lösen werden!

Bewertung vom 20.07.2015
Wetterleuchten im Roussillon / Inspecteur Sebag Bd.2
Georget, Philippe

Wetterleuchten im Roussillon / Inspecteur Sebag Bd.2


ausgezeichnet

Ein neuer Fall für den liebenswerten Inspecteur und überzeugten Familienmenschen Gilles Sebag aus dem katalanisch geprägten Teil Südfrankreichs:
Drei Buchstaben am Tatort eines wie eine Hinrichtung wirkenden Mordes an einem älteren Mann weisen tief in eine eher finstere Vergangenheit Frankreichs - in jene Zeit, da die Algerier nach der Unabhängigkeit von Frankreich strebten und die rassistisch agierende Geheimarmee OAS diese Unabhängigkeit um jeden Preis verhindert wollte ... 10 000 Anschläge, 1600 Tote nennt der Autor als düstere Bilanz der OAS. Doch viele Jahrzehnte liegen zwischen den Verbrechen der OAS und dem Mord an dem älteren Mann, so dass der Hinweis des Mörders auf diese Geheimarmee mehr Fragen aufwirft als beantwortet. Und leider bleibt es nicht bei einem Mord ...
Gilles Sebag und seinen Kollegen sind dieses Mal mit einem besonders brisanten, viel Fingerspitzengefühl erfordernden Fall konfrontiert und treffen auf Menschen, für die die Vergangenheit auch nach 50 Jahren keineswegs begraben ist - auf der einen Seite die in Algerien geborenen und von dort vertriebenen Franzosen, die in Frankreich nie richtig angekommen zu sein scheinen, und auf der anderen Seite jene Franzosen, die sich gegen den beschönigenden Blick auf die französische Vergangenheit und die neuen Denkmäler der Algerienfranzosen wehren.
Dieser Kriminalroman war für mich in vielerlei Hinsicht besonders spannend:
Er behandelt sehr einfühlsam die großen Fragen von dem Umgang eines Volkes mit seiner Vergangenheit, von Schuld und Verjährung von Schuld, von Heimatvertreibung, Gewalt und Gegengewalt. Ein bisschen fühlte ich mich an die Vergangenheit meiner Großeltern erinnert, deren Vertreibung vor vielen Jahrzehnten aus dem Sudetenland ich zwar für völlig gerechtfertigt halte, aber ich erinnere mich auch noch an das Leid, das dieser nie überwundene Heimatverlust über sie gebracht hat.
Außerdem freue ich mich immer über Bücher, die mich wieder an das Gute im Menschen erinnern. Von einem Krimi würde man dies eigentlich nicht erwarten, aber der Autor ist ganz offensichtlich ein großer Menschenfreund. Zwischen den Zeilen musste ich immer wieder an Camus denken, der in einem Brief schrieb: "In jedem Schuldigen gibt es so etwas wie Unschuld. Das macht jede vollständige Verurteilung abstoßend." - eine Weisheit, die viel zu oft vergessen wird ...
Sehr berührt mich auch, dass Georgets Roman in einem Ort spielt, in dem ich einmal zwei Jahre gelebt habe. Und ich war sehr glücklich, mein sonnenverwöhntes Perpignan mit seinem berühmt-berüchtigten Wind wiederzufinden und auch den weichen, melodischen Klang der katalanischen Sprache - wie schön, dass auch in der deutschen Ausgabe die katalanischen Zitate (natürlich mit Übersetzung) beibehalten wurden!
Und schließlich machte es mir großen Spaß, die deutsche Fassung mit der französischen Originalfassung zu vergleichen. Ich bewundere Corinna Rodewald sehr für ihre mutige und doch treffende und sehr gelungene Übersetzung. Nur auf Seite 23 hätte ich mir statt "Ich bin doch nicht ..." eher "Ich bin doch kein ..." gewünscht, aber vielleicht denke ich hierbei auch an das falsche Wort mit O als vorletztem Buchstaben ... Davon abgesehen sehr elegante Übersetzungslösungen, sehr angenehm zu lesen.
Für mich ein wunderbarer Roman, der viel mehr als ein gewöhnlicher Krimi zu bieten hat, und ich hoffe, von diesem Autor noch viele weitere Bücher lesen zu dürfen!

Bewertung vom 29.05.2015
Böse Absichten
Higashino, Keigo

Böse Absichten


sehr gut

Ein Kriminalroman aus dem fernen Japan - darin sah ich zunächst die ideale Gelegenheit, dieses mir nahezu unbekannte Land und seine Menschen etwas besser kennenzulernen. Zwar erwies er sich für mich als weniger exotisch als gedacht, dafür aber auch als sehr viel spannender und raffinierter gestrickt als die Leseprobe vermuten ließ. Gut geschrieben und mit passend gestaltetem Cover - in den genreüblichen Farben Schwarz, Weiß, Rot, aber durch das Blütenmotiv auch mit einer kleinen Anspielung auf die japanische Herkunft des Romans und tatsächlich kommt auch gleich auf den ersten Seiten ein blühender Kirschbaum vor.
Ich war zunächst unentschlossen, was ich von diesem Buch halten sollte, da mir das Mordopfer dermaßen unsympathisch war, dass mich die Aufklärung des Verbrechens nicht so sehr wie sonst interessierte: Der Autor Hidaka, ein offenbar kaltherziger Mensch, der die Katze seiner Nachbarin ermordet hat, möchte für einige Zeit nach Kanada gehen. Doch ehe er abreisen kann, wird er ermordet. Wäre es meine Katze gewesen, wäre ich mit Sicherheit die Hauptverdächtige, aber neben der Nachbarin gibt es noch mehr Menschen, bei denen er sich äußerst unbeliebt gemacht hat. So beschäftigte er sich gerade mit der Lebensgeschichte eines inzwischen verstorbenen Mannes, der in seiner Jugend ein abscheuliches Verbrechen begangen hat. Zwar präsentiert Hidaka diese Geschichte in Romanform, doch macht sich die Familie des auf diese Weise Porträtierten Sorgen, dass er dennoch wiedererkannt werden könnte ...
Erzählt wird dieser Kriminalroman aus verschiedenen Perspektiven, angefangen mit den Aufzeichnungen eines befreundeten Kollegen des Ermordeten, Osamu Nonoguchi, denen bald die Überlegungen des mit den Ermittlungen betrauten Kommissar Kagas gegenübergestellt werden. Zwischen diesen beiden Perspektiven entspinnt sich eine hochspannende Erzählung, in der es unter anderem um die Last der Vergangenheit, Mobbing, Liebe und Eifersucht, Macht und Machtmissbrauch eines Schriftstellers, Sein und Schein geht. Am Ende dieser wendungsreichen Erzählung bleibt der Leser fassungslos zurück ...
Selten hat mich ein Kriminalautor so in die Irre geführt und zum Nachdenken gebracht wie Higashino, dessen Name ich mir gut merken werde, in der Hoffnung, noch viele weitere Bücher von ihm lesen zu können.

Bewertung vom 10.05.2015
Herzensschwestern
Hellberg, Åsa

Herzensschwestern


sehr gut

Der Roman "Herzensschwestern" von der schwedischen Autorin Hellberg ist ein Buch, das ich schon aufgrund seiner farben- und lebensfrohen Gestaltung gerne in die Hand genommen habe und mir eine schöne Lesezeit beschert hat: Die 70-jährige Witwe Elsa Johansson möchte auf Reisen gehen, doch fehlt ihr, die schüchtern ist und einen Großteil ihres Lebens liebevoll ihren älteren Mann umsorgt hat, nun, da sie allein ist und endlich ihrem Reisewunsch nachkommen kann, der Mut. Daher denkt sie sich eine ungewöhnliche Reisemethode aus: An der Kreuzung vor dem Hauptbahnhof wartet sie, bis sie eine sympathische Frau sieht und dieser möchte sie dann unauffällig an deren Reiseziel folgen. So lernt sie die Freundinnen Isabella und Carina kennen, die mit Mitte fünfzig ebenfalls ihrem Leben eine neue Wendung geben möchten, aber auch einen wahren Gentleman, der ihr mehr als einmal helfen wird ...
Eine fabelhafte Geschichte von drei Frauen, die sich auf dem Weg in ein neues Leben befinden, mit vielen Verwicklungen, Begegnungen, heißen Liebesszenen und einer ganzen Reihe von Zufällen, die ich fast schon für etwas unglaubwürdig halten würde, hätte ich nicht auch schon ähnlich unglaubliche Zufälle erlebt. Anfangs hatte ich etwas Probleme, mich in Isabella hineinzuversetzen, später war es eher Carina, die mir zeitweise etwas fremd blieb, doch irgendwann wuchsen mir alle drei Hauptfiguren sehr ans Herz. Der Autorin gelingt es sehr gut, daran zu erinnern, dass alle Menschen trotz ihrer Unterschiedlichkeit etwas Liebenswertes in sich tragen.
Zwar stelle ich es mir wesentlich schwerer als in diesem Roman dargestellt vor, so viele Gäste bei derart geringer Vorbereitungszeit und Unterstützung bewirten zu können, dennoch hat mir gerade das Abenteuer der Pensionseröffnung sehr gut gefallen, da ich selbst manchmal von einem solchen Projekt träume. Abgesehen davon gaukelt die Autorin ihren Lesern keineswegs eine heile Welt vor, sondern trägt auch den finsteren Seiten des Lebens Rechnung - jedoch nicht ohne diesen eine gehörige Portion Hoffnung, Lebenskraft und sehr viel Liebe entgegenzusetzen ...
So verspricht die positive, einladende Stimmung des Covers nicht zu viel: eine herzerwärmende, Mut machende Geschichte mit einer Prise Humor, die mich glücklich und gestärkt zurückließ.

Bewertung vom 21.04.2015
Der Glühwürmchensommer
Paris, Gilles

Der Glühwürmchensommer


sehr gut

Ein zauberhafter Sommerroman aus Frankreich!
Der neunjährige Victor verbringt mit seiner Mutter, deren Lebensgefährtin Pilar und seiner Schwester Alicia einen Sommer an der Côte d'Azur. In dieser Zeit wird er die Magie der Glühwürmchen kennenlernen, sich verlieben, zwei geheimnisvollen Zwillingen begegnen und einem großen Geheimnis auf die Spur kommen ...
Das einladende, fröhlich-verträumte Cover und das sonnengelbe Lesebändchen versprechen nicht zu viel: Eine zauberhafte, von großer Leichtigkeit und sonniger Wärme geprägte Erzählung. Zwar schien mir die Perspektive des kleinen Jungen nicht immer überzeugend gelungen bzw. Victor erstaunlich reif für sein Alter, dennoch hat mir das Lesen dieses Romans eine große Freude bereitet. Mit viel Talent schildert der Autor den Ort und die Personen und lässt vor den Augen des Lesers die Atmosphäre dieses von Gewittern bedrohten Sommeridylls entstehen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, wieder Kind zu sein und mit Victor und seinen Freunden die alten geheimnisumwitterten Villen zu erforschen - was für ein schönes Abenteuer! Zwischendurch empfand ich auf einigen Seiten die Leichtigkeit dieses Romans dann doch wieder etwas zu stark ausgeprägt, aber bald zeigten sich die zwischen den Zeilen verborgenen, in sehr zartfühlender Weise behandelten Lebenstragödien und die Frage nach den Zusammenhängen wurde immer spannender ...
Was mir besonders gefiel: Gilles Paris beweist, dass Altbekanntes auch auf erfrischend andere Weise erzählt werden kann: Ein Frau hat sich von ihrem Mann getrennt, weil er nicht erwachsen werden will und die Familie mit Schulden belastet, und lebt nun mit einer anderen Frau zusammen - und doch bleiben dem Leser die in solchen Fällen sonst üblichen Eifersuchtsdramen erspart, was natürlich auch an der Perspektive des Kindes liegen mag, dem gegenüber die Erwachsenen vielleicht nicht alles zeigen. Auch das Verhältnis zwischen Alicia und Victor ist sehr innig und vertrauensvoll und nicht so gehässig, wie die Beziehungen zwischen Geschwistern oft dargestellt werden.
Eine sehr schöne Sommerlektüre mit mehr Licht als Schatten über Leben und Verlust, die Liebe und die vielen kleinen Wunder, die diese Welt zu bieten hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2015
What The Fact!
Taddl;Ardy

What The Fact!


weniger gut

Ein schräges Buch mit ehrlichem Untertitel:
"What the fact - völlig unnützes Wissen" bietet dem Leser genau das, was der Untertitel verspricht: Jede Menge unnützer Fakten, ohne deren Kenntnis der Leser genauso gut durchs Leben gehen könnte. Viele dieser Informationen sind allerdings sehr verblüffend oder zumindest amüsant und wer seinen Small Talk auf Partys bereichern möchte, wird mit diesem Buch sicher sehr glücklich.
Für mich als Party-Verweigerin, die lieber nicht auffällt, ist das Buch leider weniger gut geeignet. Dennoch wurde ich bei einigen Fakten dann doch so neugierig, dass ich mich ins Internet stürzte, um Näheres zu erfahren, und ich habe mich unter anderem sehr gefreut, dank diesem Buch eine gewisse kurzbeinige Katzenrasse kennenzulernen ...
Die Informationen stammen aus den unterschiedlichsten Wissensgebieten - von der Inspiration für Micky Maus über die Definition eines Pedibusses, fiktiven Mitgliedern des deutschen Bundestages bis hin zu erstaunlichen Zahlenspielen. In der Regel werden sie bunt gemischt präsentiert, was die Lesbarkeit etwas erschwert. Bei der optischen Präsentation dieser Seiten hätte ich mir auch mehr Mut und Farbe gewünscht, aber sie sollen wohl YouTube-Fenster nachahmen. Doch das Buch enthält auch ein paar individueller gestaltete Themenseiten, beispielsweise "Durchgeknallte Feste und Feierlichkeiten", "Die verrücktesten Todesursachen" (was ich ein bisschen pietätlos finde) und "Abgefahrenes Zeug über Minecraft", sowie Seiten mit persönlichen Erlebnissen der Autoren.
Schlecht finde ich das Buch nicht, ich gehöre nur einfach nicht der richtigen Zielgruppe an - ich bin überzeugt, dass man mit diesem Buch Menschen, die nicht so hoffnungslos altmodisch wie ich sind, eine große Freude machen kann. Die selbstironische Präsentation der Texte beispielsweise gefiel mir sehr gut und überhaupt wirken die beiden jungen Autoren, die auch einige lustige Fotos von sich beitragen, sehr sympathisch, so dass ich hoffe, dass sie noch viele Bücher schreiben werden.