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chuckipop
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Bünde

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Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2021
Der Mädchenwald
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald


ausgezeichnet

Großartiger Thriller, fesselnd, verstörend und blutig

"Der Mädchenwald" von Sam Lloyd ist im Dezember 2020 als Taschenbuch mit 448 Seiten beim Rowohlt Verlag erschienen.

Es handelt sich um das Debüt des Autors, das in meinen Augen sehr außergewöhnlich und einfach großartig gelungen ist.

Elissa, ein 13-ähriges Mädchen, wird in der Pause vom Parkplatz eines Hotels entführt, wo sie gerade an einem Schachturnier teilnahm. Sie wacht irgendwann in einem stockfinsteren Verlies auf und kann sich nur erinnern, in einen alten weißen Lieferwagen mit einem "Chillax"-Aufkleber an der Stoßstange geworfen zu sein...

Da sie, auch durch ihr Schachspiel, trotz ihres jugendlichen Alters in der Lage ist, clever und rational zu denken, sondiert sie ihre Lage und teilt sich ihren dunklen Keller, in dem sie u.a. wenigstens Kerzen und Streichhölzer findet, in ein virtuelles Schachbrett ein und beginnt zu analysieren.

Dann bekommt sie plötzlich Besuch (zusätzlich zu dem ihres Entführers, den sie nur den "Ghul" nennt), und zwar von Elijah, einem 12-Jährigen, der etwas sonderbar, aber nichtsdestotrotz schlau und etwas verschlagen ist. Er kennt kein Internet und weiß, dass es nicht richtig ist, dass Elissa hier festgehalten wird -- aber helfen will er ihr irgendwie auch nicht...

Elissa versucht, ihn zu maipulieren und so etwas über ihren Aufenthaltsort usw. herauszubekommen, aber Elijah erkennt das und kontert geschickt...

Es beginnt ein Martyrium für das Mädchen, das den Leser tief in menschliche Abgründe blicken lässt. Ist es wirklich gut, dass sie immer mehr erfährt über den Mädchenwald oder macht das ihre Lage nur noch auswegloser?

Der Autor schafft es, eine düstere, beklemmende Atmosphäre zu erzeugen sowie eine stetige Steigerung der Spannung. Sein Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut, bereits nach den ersten Seiten war ich völlig ins Geschehen eingetaucht und konnte mich definitiv bis zum Ende nicht wieder losreißen!

Es gibt drei Erzählperspektiven und unterschiedliche Zeitebenen, die nicht immer chronologisch verlaufen, so dass man schon sehr aufpassen muss, um sich nicht vollends aufs Glatteis führen zu lassen.

Die Charaktere sind sehr speziell, Elissa ist ein sympathisches, cleveres Mädchen, dem man nichts mehr wünscht, als dass sie heil wieder nach Hause zu ihrer Mum kommt. Elijah ist vielschichtig, sonderbar und bleibt über weite Teile des Thrillers etwas vage. Auch seine Familie wird etwas verschwommen dargestellt, jedenfalls scheinen sie absolute Einsiedler zu sein - ich wusste nicht so recht, ob Elijah mir leid tut oder ich ihm Ablehnung entgegenbringe. Dann ist da noch die Leiterin der Ermittlungen, DI Mairead McCullaugh, die zwar engagiert mit der Suche nach Elissa beschäftigt ist, aber sehr vorherrschende private Probleme hat, die leider zu sehr im Vordergrund stehen und mich dazu gebracht haben, die Polizistin als eher nervig zu empfinden.

Die Handlung ist teils verstörend, recht blutig und alles andere als rational. Durch die ungewöhnlichen Twists weiß der Leser bisweilen nicht, was real ist und was sich nur in den Köpfen der Protagonisten abspielt. Man hat immer mal wieder eine Vermutung, wer der / die Entführer ist, aber jedesmal gibt es eine neue, überraschende Wendung, die plausibel macht, warum man doch schon wieder falsch lag...

Auch wenn ich am Ende gern mehr über den / die Entführer und ihre Beweggründe erfahren hätte (keine Angst, die Handlung ist abgeschlossen und es bleiben keine entscheidenden Fragen offen), ist "Der Mädchenwald" für mich ein mega Thriller-Highlight und ich warte gespannt auf das nächste Buch von Sam Lloyd!!

Bewertung vom 08.01.2021
Todessamen (eBook, ePUB)
Siemer, Nicole

Todessamen (eBook, ePUB)


sehr gut

Jessie und Sam im magischen Wunderland - ein düsteres Fantasy-Märchen

- Meine Rezensoin bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe von Dezember 2020 -

"Todessamen" von Nicole Siemer ist ein düster angehauchter Fantasyroman, der in Grubingen spielt, einem kleinen Ort, der auf keiner Karte zu finden ist...

Hauptprotagonistin ist Jessie, die seit ihrer Geburt in Grubingen lebt und Vollwaise ist. Den Tod ihrer Eltern hat sie nie verkraftet, und die einzig greifbare Erinnerung, die sie tröstet, ist eine alte Ausgabe von "Alice im Wunderland", das sie von ihren Eltern geschenkt bekam - damals.

Jessie ist recht einsam, ihre einzige Freundin Jenny ist missgünstig und oft ätzend und keine echte Freundin...so flüchtet sich Jessie, die eine sehr rege Fantasie besitzt, in ihre eigene Welt und zu ihrem imaginären Freund Sam - und eines Tages steht er am Waldrand des Grubingers Forsts, ganz real, und bittet Jessie, ihm zu folgen...so beginnt der erste spannende Ausflug in eine andere Welt...traumhaft und idyllisch, aber der Schein trügt...

Die Autorin Nicole Siemer hat einen wahnsinnig bildhaften, kreativen Schreibstil, ihre Fantasie finde ich absolut faszinierend!

Die Handlung ist spannend und ideenreich, bisweilen gibt es auch kleine Abstecher zu Heinrich ins 14. Jahrhundert, dort geht es äußerst blutig und gruselig zu...die detaillierten Szenen von Heinrichs "Experimenten" waren schon heftig, aber ich mag es blutig ;)

Die Kombination aus düsterer, blutiger Fantasy und Geschichte über Freundschaft und (Un-)Menschlichkeit finde ich sehr gelungen!

Die Hauptfiguren Jessie unnd Sam finde ich sehr gelungen und sympathisch, auch Jenny kommt gut herüber, man mag sie einfach nicht...

Meine Lieblingsprotagonistin ist die Strassenkatze Cheshire, die sich unauffällig überall bewegt und eine geheimnisvolle Rolle spielt...ist sie die, die sie zu sein scheint?

Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht und ich mag an "Todessamen" vor allem die Ideenvielfalt. Was mich ein wenig gestört hat in meinem Lesefluss war die Ähnlichkeit der Namen "Jessie" und "Jenny"...

Bewertung vom 21.12.2020
CO2 - Welt ohne Morgen
Roth, Tom

CO2 - Welt ohne Morgen


ausgezeichnet

Superspannender Thriller mit hochbrisantem Thema

"CO2 - Welt ohne Morgen" von Tom Roth ist als Paperback mit 528 Seiten im Dezember 2020 bei Lübbe erschienen.

Es geht hier um einschneidende, dringend notwendige Maßnahmen, die eine Gruppe von Klimaschützern fordert und mit einer äußerst drastischen Methode durchzusetzen gedenkt - 12 Jugendliche aus 12 unterschiedlichen Ländern, die sich in einem Klima-Camp in Australien befinden, werden entführt.
Und wenn sich die Politik nicht auf die Umsetzung der geforderten Maßnahmen einlässt, drohen die Entführer, ein Kind vor laufender Kamera zu ermorden. Und danach jede Woche ein weiteres...

Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, der vom Autor sehr spannend beschrieben wird, an unterschiedlichen Orten in der ganzen Welt spielt und aus diversen Blickwinkeln erzählt wird.
Das Thema ist absolut brisant und wird sehr authentisch herübergebracht

Es gibt Kapitel über die Ermittlungen der Polizei, welche über Herangehensweise der Politik, andere über die entführten Jugendlichen.
Was die ganze Handlung in meinen Augen sehr persönlich macht, ist ein Handlungsstrang, der von der Suche Hannah (und dem Rest der Gruppe), dem möglichen zweiten Opfer der "Klima-Killer", durch ihe verzweifelte Mutter Caro und ihren Onkel Marc berichtet. Desweiteren gibt es regelmässig Einblicke in das Jahr 2041, aber dazu verrate ich jetzt nicht mehr...

Von Anfang an ist das Buch dadurch sehr abwechslungsreich, der Schreibstil ist klasse und die Handlung total spannend und steigert sich stetig .
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe permanent mitgefiebert, ob es klappt, dass alle an einem Strang ziehen und die Ermordung der Kinder verhindern - oder die Entführer rechtzeitig dingfest gemacht werden können...

Das Ende ist dann echt überraschend und lässt keine Fragen offen.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Tom Roth zum Schluß alle losen Fäden clever und schlüssig zusammenführt und natürlich, dass der Leser hier eine wichtige Botschaft zum Klimaschutz erhält, die aber überhaupt nicht mit erhobenem Zeigefinger, trotzdem eindringlich vermittelt wird.

Tom Roth ist übrigens das Pseudonym eines bekannten deutschen Thrillerautors, das Geheimnis um seine wahre Identität wird allerdings noch nicht gelüftet... ;o)

Bewertung vom 17.12.2020
Tiefenzone
Schulte, Andreas J.

Tiefenzone


ausgezeichnet

Ein spannender, atmosphärischer Thriller in klirrender Kälte

"Tiefenzone" von Andreas J. Schulte ist als Taschenbuch mit 304 Seiten im Oktober 2020 bei Emons erschienen.

Das Cover sticht farblich schon mal sehr positiv ins Auge und der Klappentext macht neugierig.

Die Wissenschaftsjournalistin Julia Kern wird zusammen mit Kollegen aus aller Welt zur Forschungsstation Terra Nova II in die Antarktis eingeladen. Vor Ort soll eine spektakuläre Neuigkeit verkündet werden - allerdings wird, bevor dies geschehen kann, die Terra Nova II von Terroristen überfallen. Nun bleibt Julia nur die Flucht...

Der Autor hat einen wunderbaren Schreibstil, der zugleich kontinuierlich eine leise Spannung aufbaut und so atmosphärisch dicht ist, dass man die Kälte und die Weite des ewigen Eises förmlich zu spüren glaubt...Auch die wissenschaftlichen Elemente des Thrillers waren spannend beschrieben und scheinen gut und fundiert recherchiert.

Die Charaktere, insbesondere die Hauptprotagonistin Julia, sind detailliert ausgearbeitet und Julia macht innerhalb der Expedition eine persönliche Entwicklung durch, von der eher schüchternen jungen Frau zur selbstbewussten, sich durchsetzenden Journalistin. Dadurch wirkt sie sehr authentisch, aber auch die anderen Figuren kommen glaubwürdig herüber und auch Julias Kollege George war mir sehr sympathisch.

Wer Thriller mag, die nicht so arg blutig sind, einem aber von hinten aus dem Nacken eine leise, sich stetig erweiternde Gänsehaut über den Körper schicken, wird "Tiefenzone" garantiert super finden!

Bewertung vom 10.12.2020
Mörder Quoten
Lukas, Leo

Mörder Quoten


sehr gut

Mord im Wiener Glücksspielmilieu mit Charme und Humor

"Mörder Quoten" von Leo Lukas ist im Oktober 2020 als Tachenbuch mit 224 Seiten beim Carl Ueberreuter Verlag erschienen.

Was macht der Auftragskiller, wenn jemand ihm zuvorgekommen ist? Er sucht den Mörder, der ihm den Job wegnahm, höchstpersönlich selbst - immerhin hat er seinen Ruf zu wahren. Zusammen mit einem Schauspielerder eher unfreiwillig mit im Boot ist, gilt es, den Mörder zu finden und zugleich nicht der Polizei ins Auge zu fallen...

Der Autor Leo Lukas hat einen sehr detailreichen Schreibstil, der mit ganz viel Lokalkolorit, Wiener Charme und einem besonderen Humor gespickt ist. Besonders die beiden Hauptfiguren Bravo und Pez wirken sehr authentisch, ebenso wie die Schauplätze und die Hintergrundinfos zur Glücksspielszene, das ist wohl sehr sorgfältig recherchiert.

Die Idee der außergewöhnlichen Ermittler, ein Wettbüro zu eröffnen, um die richtige Klientel kennenzulernen, fand ich absolut großartig :)

Auch sonst hat das Lesen eine Menge Spaß gemacht, die Portion Humor und Ironie war genau richtig, nicht übertrieben.

Zum Ende hin wurde es dann sehr actionreich und die Auflösung kam durchaus überraschend. Allerdings ging das dann plötzlich ziemlich holterdipolter und kam damit etwas zu vollgepackt einher.

Insgesamt ein super Buch mit einer guten Mischung der bereits genannten Komponenten!

Bewertung vom 07.12.2020
Artiges Mädchen: Thriller
Shepherd, Catherine

Artiges Mädchen: Thriller


ausgezeichnet

Artiges Mädchen - wieder ein Thriller der Extraklasse von Catherine Shepherd!

"Artiges Mädchen" von Catherine Shepherd ist als Taschenbuch mit 336 Seiten im Oktober 2020 im Kafel Verlag erschienen.

Es handelt sich um den fünften Teil der Reihe um Rechtsmedizinerin Julia Schwarz und Kriminalkommissar Florian Kessler , den man problemlos lesen kann, ohne die Vorgängerbände zu kennen.

Auf einem Spielplatz wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, sorgfältig drapiert, zurechtgemacht wie ein Schulmädchen und das Herz von einem Pfeil durchbohrt. Allerdings fehlt das Blut.

Noch bevor Julia Schwarz recht loslegen kann, gibt es für Florian Kessler auf einem benachbarten Spielplatz bereits die nächste Tote...

Es gibt viel zu tun für die Ermittler, und nachdem Julia Schwarz schnell eine Gemeinsamkeit zwischen den Opfern gefunden hat, wird schnell klar, dass Eile geboten ist, denn der Täter wird erneut töten!!

WIe von Catherine Shepherd gewohnt ist der Schreibstil der Autorin auch in diesem Band einfach klasse, total spannend und sogartig mitreißend, so dass der Leser direkt mitten in der Handlung ist und den Thriller kaum noch aus der Hand legen kann...

Julia Schwarz und Florian Kessler mag ich beide sehr, sie sind kompetent und sympathisch und setzen alles daran ihre Fälle schnell und menschlich zu lösen.

Besonders gut gefällt es mir , die Weiterentwicklung der Charaktere mitzuerleben, beruflich und auch privat. Ich kenne das Team schon aus vorherigen Teilen und je besser man sie kennt, desto authentischer und vertrauter kommen sie herüber.

Die Spannung hat sich während des Lesens kontinuierlich gesteigert, es gab einige Überraschungen und bis zum Schluß war nicht vorhersehbar, wer der Täter war...ich habe permanent mitgerätselt und bin diverse Male auf dem Holzweg gelandet...

Ein Thriller der Extraklasse, unbedingt empfehlenswert!!

Bewertung vom 03.12.2020
Die Tote in der Gracht / Tödliches Vlieland Bd.2
Jacobs, Jan

Die Tote in der Gracht / Tödliches Vlieland Bd.2


sehr gut

Fall 2 für Griet Gerritsen in Friesland - ein spannender Hollandkrimi !

"Die Tote in der Gracht" von Jan Jacobs ist im Oktober 2020 als Taschenbuch mit 368 Seiten bei Knaur erschienen.

Es handelt sich hier um den zweiten Band der Teihe "Tödliches Vlieland", in der Commissaris Griet Gerritsen und ihr Kollege Pieter de Vries ermitteln.

Ich kenne Band 1 der Reihe nicht, bin aber trotzdem gut in die Story hineingekommen.

In Holland hat der Winter Einzug gehalten - der kälteste seit 1997. Somit kann endlich mal wieder der Elfstedentocht (Elfstädtelauf) stattfinden, das legendäre Schlittschuh-Rennen, das auf über 200 km Natureis in den Grachten stattfindet.

Doch noch während darüber entschieden wird, ob das Eis dick genug ist, wird in einer der Grachten eine Reporterin tot aufgefunden. Sie wurde vergiftet, und die Spuren führen zum Planungskomitee des Elfstädtelaufs und zurück ins Jahr 1997. In welches Wespennest hat die Reproterin gestochen, dass sie dafür sterben musste?!

Griet Gerritsen und Pieter de Jong bekommen den Fall zugewiesen und haben mit ihrem Team einiges zu tun, um den Fall aufzuklären.

Der Schreibstil ist durchgängig spannend, sehr bildhaft und mit einer Menge Lokalkolorit angereichert. Der Leser erfährt viel interessantes über Friesland und dessen Bewohner, durchsetzt mit einer Menge holländischer Begriffe, mit denen ich recht gut zurechtkam.

Mir hat besonders gefallen, dass der Elfstädtelauf ein reales und hochinteressantea Ereignis ist, das der Autor geschickt in seinen Plot eingebracht hat.

Pieter de Vries ist ein sehr sympathischer und cleverer Ermittler, und Griet stößt mit ihrer gründlichen und manchmal fast pedantischen Art des Ermittelns nicht immer auf Gegenliebe.

Außerdem ist sie eine merkwürdige Mutter, die es nicht schafft, ein "normales" Verhältnis zu ihrer Tochter aufzubauen. Ihr Privatleben weist einige Ecken und Kanten aus, aber so werden die Protagonisten umso authentischer.

Ein sehr spannender Krimi, der für kurzweilige Unterhaltung und neues Wissen über Holland sorgt :o))

Bewertung vom 02.12.2020
Verraten
Poppe, Grit

Verraten


sehr gut

Verraten - wie die Stasi Menschen benutzte...ein erschreckender Jugendroman!

"Verraten" von Grit Poppe ist als Taschenbuch mit 336 Seiten im Oktober 2020 beim Dressler Verlag erschienen.

Das auffällige Cover mit dem zerrissenen Foto macht den Leser aufmerksam und die schlimme Atmosphäre ist bereits spürbar.

Zur Handlung:

Nachdem Sebastians Mutter starb und die Großmutter ins Altenheim musste, wird er von jetzt auf gleich in ein Heim verfrachtet. Dort herrschen schlimme Zustände, die man sich kaum vorzustellen vermag. Bei seinem kurzen Aufenthalt lernt er Katja kennen, die schon länger in Heimen ist und immer wieder ausreißt. Kurz darauf kann Sebastian glücklicherweise zu seinemVater ziehen, zu dem er jahrelang keinen Kontakt mehr hatte. Katja ist mit "entwichen" und er versteckt sie auf dem Dachboden seines Vaters.

Dann begegnet Sebastian eines Tages Herrn Möller und ehe er sich´s versieht, befindet er sich in einer fiesen Zwickmühle - entweder er bespitzelt seine Mitmenschen und erstattet brav regelmässig Bericht, oder er muss zurück ins Heim...insbesondere geht es dabei um seinen Vater, der als staatsfeindlich eingestellt gilt und schon einmal wegen politischer Vergehen im Gefängnis war.

Meine Meinung:

Die Autorin Grit Poppe hat hier einen erschreckenden, bewegenden und sehr informativen Jugendroman geschrieben, der äußerst kompetent und detailgenau recherchiert wurde.

Die Ereignisse sind angelehnt an wahre Begebenheiten, solche und ähnliche Situationen spiegeln die Situation in der DDR der frühen 80er Jahre authentisch wieder.

Gritz Poppe hat den Charakter Sebastian als sympathischen, ganz normalen Junge gezeichnet, der ganz unauffällig mit perfiden, manipulativen Methoden und stetigen Steigerungen der "Aufgaben und Anforderungen"plötzlich im Auftrag der Stasi seinen Vater bespitzelt.

Das liegt ihm schwer auf der Seele und er versucht immer bei den Treffen mit Herrn Möller, abzulenken und etwas zu unauffälligen Theman zu "melden". Ausserdem liegt ihm die Beziehung zu Katja sehr am Herzen und er befürchtet ständig, dass man sie bei ihm endeckt. Das Verhältnis zu seinem Vater Gerry ist nach Jahren ohne Kontakt auch schwierig und er weiss gar nicht mehr, wem er eigeentlich noch trauen kann...

So leidet man als Leser ständig mit, kann Sebastians Seelenqualen sehr gut nachvollziehen und muss einfach ein gewisses Verständnis für seine Handlungsweise aufbringen.

Die Zustände in den Heimen und die Bespitzelungen durch die Stasi sind erschreckend, gehen unter die Haut und es wird wunderbar deutlich, wie Menschen zu Denunzianten werden können, um sich und ihre Nächsten zu schützen, ganz ohne böse Absichten.

Im Anhang gibt es noch ein Quellenverzeichnis, ein Interview mit einem ebenso wie Sebastian als inoffiziellen Stasi-Spitzel missbrauchten Mann und weitere Informationen zum Regime der damaligen DDR.

Meiner Meinung nach ein wichtiges, eindringliches und trotzdem wunderbar unterhaltsames Buch, in dem die Wichtigkeit des Zwischenmenschlichen (Freundschaften, Nähe, Liebe) absolut deutlich wird.

EIgnet sich bestens für den Geschichts- oder Deutschunterricht!

Bewertung vom 01.12.2020
Im Schatten der Kopfweiden
Wedershoven, Anja

Im Schatten der Kopfweiden


ausgezeichnet

Atmosphärischer, spannender Regionalkrimi vom Niederrhein

"Im Schatten der Kopfweiden" von Anja Wedershoven ist als Taschenbuch mit 336 Seiten im Oktober 2020 beim Emons Verlag erschienen.

Die Kommissarin Johanna Brenner wird von Berlin an den Niederrhein versetzt, und bevor sie noch richtig angekommen ist, wird sie bereits mit einer Leiche konfrontiert. Eine junge Ärztin musste sterben...hat ihr stalkender Ex-Freund sie erdrosselt? Oder gab es Feinde aus dem beruflichen Umfeld?

Johanna beginnt zu ermitteln und macht sich damit nicht gerade Freunde im neuen Kollegenkreis, da sie erstmal im Alleingang unterwegs ist.

Autorin Anja Wedershoven hat hier einen fesselnden Regionalkrimi geschrieben, der durch die bildhaften Beschreibungen, die detailliert ausgearbeiteten Charaktere und einen clever gesponnenen Plot stetig die Spannung hält und auch Überraschungen zu bieten hat.

Neben Johanna hat mir Leonie besonders gut gefallen, ein 14-jähriges Mädchen, das eine große Rolle gespielt hat.

Die Themen-Bandbreite des Krimis ist vielfältig und spannend, Stalking, Medizin, Krankheit, alternative Heilmethoden....

Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird aus Johanna und Axel dann doch ein gutes Team, und ich bin schon sehr gespannt auf die nächsten Fälle, die sie zu lösen bekommen werden.

Es war mal wieder ein typischer emons-Krimi, der unblutig, dafür superspannend und mit einer Menge Lokalkolorit daherkommt.

5 Sterne und eine unbedingte Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 01.12.2020
Wittgensteiner Schatten
Halbe, Sandra

Wittgensteiner Schatten


ausgezeichnet

Das spannende Spiel eines Mörders - Caroline König ermittelt

"Wittgensteiner Schatten" von Sandra Halbe ist als Taschenbuch mit 208 Seiten im Oktober 2020 beim Emons Verlag erschienen.

Nachdem Caroline König bei ihrem Job beim BKA in Wiesbaden einen Fehler gemacht wird, wird sie zwangsbeurlaubt und fährt heim zu ihrer Mutter nach Bad Laahspe. Sie ist noch gar nicht richtig angekommen, als sie der örtlichen Polizeidienststelle bei einem alten Fall helfen soll.

Ausgerechnet der letzte Fall, den Caros Vater vor zehn Jahren bearbeitete und den er nicht hat aufklären können, wird ihr zugeteilt - der Mörder Robert Hellmar sitzt nur deswegen im Gefängnis, weil er sich seinerzeitselbst gestellt hatte, nach dem Mord an seiner Frau und dem vierten insgesamt.

Nun muss sich Caro den Dämonen der Vergangenheit stellen, denn Hellmar ist unheilbar krank und möchte nun komplett auspacken...

Die Autorin Sandra Halbe hat einen tollen Schreibstil, der detailliert und fesselnd ist. Die Spannung baut, sich, obwohl der Täter von Anfang an bekannt ist (oder?!) stetig auf der Verlauf der Story hält diverse Überraschungen bereit.

Besonders außergewöhnlich finde ich, dass der Mörder hier ein absolut sympathischer und cleverer Charakter ist, dem man die schwere Krankheit so gar nicht gönnt...

Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen von Caro, sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld, spielen eine große Rolle und es ist großartig, mitzuverfolgen, wie sich die Protagonistin im Lauf der Geschichte weiterentwickelt. Es entstehen für sie so einige problematische Situationen, sie gewinnt diverse teils schmerzliche Erkenntnisse und auch Alex, ihr Ex und zugleich der Leiter der Polozeidienststelle in Bad Laahspe, spielt eine größere Rolle.

Dazu kommt noch eine gute Portion Lokalkolorit und ein unvorhergesehenes Ende.

Ein top Regionalkrimi, absolut unblutig aber trotzdem total spannend....

Super, unbedingt empfehlenswert