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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 389 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2018
Die Sonnenschwestern
Rees, Tracy

Die Sonnenschwestern


sehr gut

Nora lebt in einer gefestigten Beziehung und ihr Beruf macht ihr Freude. Bis sie eines Tages denkt, dass das noch nicht alles gewesen sein kann. Als dann auch noch plötzlich vor ihrem inneren Auge ein Strand auftaucht, der sie nicht mehr los lässt, bricht sie alles hinter sich ab und reist nach Tenby. Nora weiß nicht, was sie dorthin gezogen hat, merkt aber schnell, dass sie angekommen ist. Endlich fühlt sich ihre Leben richtig an!

Das Cover zeigt eine blonde Frau in einem roten Kleid, die von einer Veranda auf die Küste Wales blickt. Ob es heute ist, oder vor fünfzig Jahren, ist nicht erkennbar und spiegelt dadurch für mich das Buch wieder. Denn so einfach ist es nicht, die Vergangenheit von der Gegenwart zu trennen, baut schließlich alles aufeinander auf. Die Handlungen von Damals haben Auswirkungen auf das Heute.

Mit ihrem bewegenden und spannenden Erzählstil, verbindet Tracy Rees die Vergangenheit mit der Gegenwart. Und das mit einem intensiven und berührenden Schreibstil, der mich von der ersten Seite an fesselte. Auf den ersten Blick gibt es zwei Erzählstränge, den von Chloe und den von Nora. Doch je mehr sie sich der Gegenwart nähern, desto mehr vereinen sich beide und werden eins. Denn es geht nur um das Eine: Um das Leben!
Im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen Chloe und Nora, Mutter und Tochter. Beide werden von Träumen getrieben und versuchen diese in die Wirklichkeit umzusetzen. Doch nicht immer gelingt das und sie lassen sich entmutigen. Mir gefiel es sehr, diese beiden starken und unabhängigen Frauen durch ihr Leben, oder zumindest einen Abschnitt davon, begleiten zu dürfen. Rees schafft es, mich nicht als Voyeur außen vor zu lassen, sondern band mich ein wie eine Freundin, die aus der Ferne zu sieht. Die Entwicklung, die beide Frauen in ihrem Leben durchmachen, bewegten mich tief. Denn es ist egal, ob eine Liebe in den 1960ern ihre Wurzeln hat, oder erst heute beginnt. Liebe ist einfach da; und sie ist so stark, dass sie alles, inklusive einem ganzen Leben, trägt.

Mein Fazit
Ein Buch über das Leben, aber besonders über die Liebe. Über die Liebe in der Familie, in der Freundschaft oder in einer Beziehung. Liebe ist immer.

Bewertung vom 11.09.2018
Narbensohn
Mon, Mika D.

Narbensohn


sehr gut

Als die Jungautorin Helena für ihr Buch in der JVA auf den Mörder Liam trifft, ahnt sie nicht, wie sehr diese Begegnung ihr Leben verändert. Liam ist smart, witzig, charmant, sieht gut aus... So gar nicht wie ein Mörder. Und doch ist es Liam, den Helena bei einem Mordversuch in die Quere kommt. Er überwältigt und verschleppt sie. Doch was steht wirklich hinter dieser Tat?

Das Cover zeigt zwei vernarbte Seelen, die sich vertrauensvoll über einen Wald aus Blut anblicken. Egal wer sie sind, egal was hinter ihnen liegt, tief im Inneren erkenn sie sich, haben sich gefunden und legen ihr Leben in die Hände des anderen; fühlen sich verstanden. Vielleicht das erste Mal. Anfangs fand ich das Bild interessant, aber je tiefer ich in das Buch einstieg, desto intensiver wurde das Cover. Es spiegelt den gesamten Inhalt des Buches mit nur einem Blick wieder. Ausdrucksstark, intensiv und einfach wunderschön.

Für mich wurde schnell klar, Narbensohn ist nichts für schwach Nerven! Ich kann gar nicht sagen, wie oft ich kurz davor stand, das Buch zur Seite zu legen und es nie wieder anzufassen - und doch bin ich jetzt, rückblickend, mehr als froh, es nicht getan zu haben. Die geschilderte Gewalt geht mir sehr nah und das nicht nur, weil sie ausschließlich gegen Kinder gerichtet ist, sondern eben auch, weil Mika D. Mon sehr detailliert schildert, was diese Gewalt mit einer Seele anrichten kann. Und trotzdem sah ich zwei Menschen, die noch fähig sind zu lieben, zu lachen und für andere Mitgefühl zu empfinden.
Mich hat der Schreibstil begeistert und gefesselt. Mon schreibt lebendig, temporeich und berührend, was mir in dieser Kombination gut gefallen hat. Auch wenn einige Stellen, gerade die Liebesszenen, für meinen Geschmack leicht kitschig wirkten. Auf der anderen Seite konnte ich so die Gewalt abschütteln und schmunzeln.
Die beiden Protagonisten Liam und Helena gefielen mir von Anfang an sehr gut. Der Autorin ist es gelungen, mich ganz nah an die beiden heranzuführen, so dass ich mit ihnen leiden, lachen und lieben konnte und ganz wichtig, ihre Handlungen verstand. Voller Bewunderung blickte ich auf ihre Stärke und ihre Bodenständigkeit; wie sehr sich ein Mensch trotz schlechter Vergangenheit zum Guten entwickeln und für sich und seine Träume einstehen kann, fand ich berührend.

Mein Fazit
Ein Buch über Selbstjustiz, Liebe, Hass und menschliche Abgründe. Packend!

Bewertung vom 26.08.2018
Der Schmetterling / Kommissar Johan Rokka Bd.1
Ullberg Westin, Gabriella

Der Schmetterling / Kommissar Johan Rokka Bd.1


gut

An Weihnachten wird Henna Pedersen, die Ehefrau des berühmten Fußballers Måns Sandin brutal vor den Augen ihrer Kinder ermordet. Nicht gerade der ruhige Einstieg den sich Johan Rokka leitender Kriminalinspektor im Dezernat für schwere Kriminalität gewünscht hat. Aber Mord ist Mord, auch wenn Bekannte und sogar Freunde betroffen sind. Rokka übernimmt die Ermittlungen und stellt schnell fest, dass der Mord tiefer geht als geahnt und die Ursachen in der Vergangenheit liegen.

Durch eine Leseprobe bin ich neugierig auf das Buch geworden, da skandinavische Krimis normalerweise absolut nicht meine Welt sind. Und ich wurde angenehm von Gabriella Ullberg Westin überrascht! Ihr Schreibstil begeisterte mich ab der ersten Seite, schlug mich in seinen Bann und ließ mich atemlos Zeile um Zeile verschlingen. Sie hat irgendwas erfrischend anderes, dass mich fesselte und neugierig auf das gesamte Buch machte. Doch irgendwie ging diese Leichtigkeit und die Andersartigkeit im Verlauf des Buches für mich verloren und ich fand es einfach nicht wieder. Die Handlung war mir zu verworren und die Suche nach dem Sinn erschwerte es mir, der Ermittlung zu folgen, die eher dahin plätscherte, als wirklich Fahrt auf zunehmen. Mir persönlich sind Bücher einfach lieber, die geradlinig einem Weg auf ein klar definiertes Ziel folgen, statt irgendwo in der Vergangenheit Sachen aufzuwühlen, die eigentlich längst vergessen sein sollten. Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich Ursache und Wirkung auf, die ich nicht nachvollziehen kann, auch wenn es eine ungesühnte Tat ist. Warum jetzt und nicht schon vor zwanzig Jahren? Was brachte das Fass zum Überlaufen? Immer mehr Gründe werden an die Oberfläche geschwemmt, immer mehr Geheimnisse tauchen an die Oberfläche, die besser verschwunden geblieben wären. Wie ein Stein, den man in einen See wirft, weiten sich die Kreise aus, bis sie mit dem bloßen Auge fast nicht mehr zu erkennen sind.

Die Protagonisten waren mir auf Anhieb sympathisch und ich freute mich darauf Johan Rokka , der neu auf der Wache in seinem Heimatort Hudiksvall ist näher kennen zu lernen, ebenso wie sein Team. Jeder für sich hat seine Eigenheiten, die mir sympathisch waren: Johan Rokka, eher draufgängerisch und doch auf der Suche nach sich selbst, seine Kollegin Janna, erst recht auf der Suche nach sich selbst und Rokkas langjähriger Freund Pele Almen, der als Einziger den klassischen Weg von Heirat und Familie eingeschlagen hat. Auch hier wird deutlich, dass die Vergangenheit die Gegenwart mehr beeinflusst, als gut für die Beteiligten ist.
Rokka trauert dem Verschwinden seiner großen Liebe hinterher und möchte diesem endlich auf die Spur kommen. Ganz gefangen in seinen Gefühlen zu seiner Jugendfreundin, ist er nicht bereit, etwas Neues einzugehen. Trotzdem mag ich ihn auf eine gewisse Art und Weise, da er sich beruflich nicht scheut, neue Wege zu bereisen. Wenn er es schafft, den Ballast der Vergangenheit los zu werden, kann er sein volles Potential entfalten.
Ähnlich geht es seinen Mitarbeitern, die ich kennenlernen durfte. Alles in allem ist es ein interessantes Team, dass für mich die eigentliche Handlung auflockerte und dem Buch eine lebendige Wendung verlieh.

Mein Fazit
Für einen Schweden-Krimi-Fan ein Highlight Buch! Meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen, da mir die Handlung zu eintönig ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2018
Webcam - Er sieht dich
Konrath, J. A.

Webcam - Er sieht dich


ausgezeichnet

Eine brutale, schon bestialisch anmutende Mordserie erschüttert Chicago. Junge Webcam-Models werden erst von einem Cyberstalker methodisch in Angst und Schrecken versetzt und schließlich ermordet. Die Presse nennt ihn den Schnippler, da er seinen Opfern die Augenlider abschneidet, damit sie die Folterqualen sehen können, bzw. sehen müssen. Doch das ist nur, was die Polizei weiß, denn die Wahrheit liegt tiefer. Viel tiefer.
Detective Tom Mankowski und sein Partner Roy Lewis ermitteln in diesem an die Substanz gehenden Fall und ahnen nicht, dass einer von ihnen bereits ins Fadenkreuz des Schnipplers geraten ist.

Das Cover zeigt ein in Panik aufgerissenes Auge, dass auf einem Computermonitor abgebildet dem Betrachter hilfesuchend entgegen blickt. Dieses Bild zusammen mit dem Klapptext, hat mich neugierig auf das Buch gemacht, da es von Angst, Panik und Grauen spricht. Und es verspricht nicht zu viel...

J.A. Konrath ist ein großartiger Autor, der es einfach meisterhaft versteht, seine Leser in die Abgründe der Perversion zu führen; Er verbreitet mit wenigen Mitteln größtmögliche Angst. Das Buch ist unfassbar spannend geschrieben, so dass ich es nur schwer aus der Hand legen konnte, auch wenn einige Stellen so brutal und blutig geschildert waren, dass sich mir der Magen hob. Konrath mischt zwei Ängste der Menschen: Zum einen die Urangst, zum Beispiel gegen Dunkelheit oder Spinnen und dann die erlernte, dass wir abgelauscht und beobachtet werden können durch die Technik. In einer abwärts gerichteten Spirale reißt er seine Opfer in nie dagewesene Gefilde der Angst. Und genau deswegen wirkt das Geschriebene echt und so, wie wenn es jeder Zeit geschehen kann.
Zu Beginn hat mich gestört, dass alle Opfer junge, gutaussehende Frauen sind, die als Cam-Models arbeiten, Kendal heißen und in Chicago leben. Es ist in meinen Augen einfach viel zu unwahrscheinlich, dass es so viele geben könnte, auf die diese Merkmale zutreffen könnten. Aber was mich anfangs störte, war mir schließlich egal und ich überließ mich dem Geschehen. Manchmal sollte man sich einfach fallen lassen, störende Grübeleien ausschalten und genießen. Vor allem, wenn es sich um so einen packenden Thriller handelt. Der Spannungsbogen ist stets straff gespannt und Konrath schafft es, ihn keine Sekunde erschlaffen zu lassen, sondern zieht ihn sogar noch stärker an als ich dachte, es wäre nicht mehr möglich, noch mehr Spannung aufzubauen.
Selten habe ich einen Thriller gelesen, in dem alles so stimmig und nahtlos ineinander griff. Ganz großes Kopfkino!


Als, ich nenne es mal ruhenden Gegenpol, wird das Leben von Tom Mankowski geschildert. Von Anfang an war er mir als Ermittler sehr sympathisch, da er mit beiden Beinen fest im Leben steht und seinen Job als Polizist ernst nimmt. Allerdings wird sehr deutlich, dass er in erster Linie Mensch ist und nicht Polizist, das Leben sich also nach seinem Willen gestaltet und nicht nach seinem Beruf. Mir gehen oft diese überkanditelten Gesetzeshüter auf den Geist, die der festen Überzeugung sind, dass sich die Welt ausschließlich um sie dreht. Mit dem Detective Tom Mankowski hat J.A. Konrath einen wirklich tollen Protagonisten erschaffen, der mit Menschlichkeit und Nähe punktet. Er liebt seinen Beruf, keine Frage, aber seine Freundin Joan ist sein Lebensmittelpunkt. Auch wenn er dies hin und wieder in den Hintergrund treten lässt. Tom ist eben mehr als nur Polizist; er ist Liebhaber, bester Freund und Mann und das macht ihn mir von Grund auf sympathisch.
An seiner Seite sein Freund und Partner Roy Lewis. Schnell wird klar, dass die beiden ein eingespieltes Team sind, die mehr als nur die Arbeit verbindet.

Mein Fazit
Buch nicht schief halten! Es läuft Blut raus! Grauen pur!

Bewertung vom 12.08.2018
Das rote Adressbuch
Lundberg, Sofia

Das rote Adressbuch


ausgezeichnet

Es gibt Bücher, die brauchen keine Rezensionen. Sie leben einfach durch das Geschriebene zwischen den Buchdeckeln. Sie strahlen durch die Covergestaltung schon so viel Wärme und Gefühl aus, dass man es unweigerlich in die Hand nimmt und es genießen möchte. So ein Buch ist das rote Adressbuch von Sofia Lundberg. Es gibt der Seele unfassbar viel.

Sofia Lundberg schildert das Leben von Doris. Einer alten Frau, die alleine in ihrer Wohnung lebt und auf ihr Leben zurückblickt. Es ist ihr Leben und doch bewegt es mich - und ich vermute viele andere Leser auch - zu tiefst. Ich weiß nicht wie es die Autorin geschafft hat, aber ich habe sehr intensiv ihr Geschriebenes genossen: Ich habe schallend gelacht, mir die Augen aus dem Kopf geweint, geschmunzelt über kleine und große Missgeschicke, war geschockt von den Unbilden des Lebens, mein Herz ob des Löwenmutes der Protagonistin klopfen gespürt und vieles mehr. Kurz, ein ganzes Leben mit all seinen Höhen, Tiefen und seiner Mittelmäßigkeit an mir vorbeiziehen sehen.

Erzählt wird das Leben von Doris jetzt, am Ende ihrer Tage, die sie in einem Wohnkomplex in ihrem Heimatland Schweden verbringt. Doris erzählt ihr Leben rückblickend, aber nicht melancholisch, sondern so, wie es war: Lebendig! Sie erzählt ihre Geschichte für ihre Großnichte Jenny, die einzige Familie, die sie hat und die auch immer für sie da war, egal wie groß die Entfernung zwischen ihnen auch sein mag.
Doris erzählt davon, wie sie in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und mit nur dreizehn Jahren von ihrer Mutter weggeschickt und in Arbeit und Brot gegeben wurde. Erst in eine Großstadt, dann ging ihr Leben weiter nach Paris. Sie arbeitet als Model, lernte viele Menschen kennen, kam nach Amerika und wagte während des Krieges den Rückweg nach Europa. Immer auf der Suche nach der großen Liebe. Nach der Liebe, die nicht nur das Herz, sondern das Leben erfüllt.

Was am Ende bleibt, ist ein rotes Adressbuch. Das ist der sichtbare Teil für jeden. Doch zwischen den Seiten, zwischen den Zeilen und der Tinte steckt ein ganzes Leben.

Mein Fazit
Danke für dieses wunderbare Buch, das Liebe in meinen Alltag gebracht hat und meine Augen für meine Mitmenschen wieder ein bisschen mehr öffnete!

Bewertung vom 08.08.2018
Das Morpheus-Gen
Rode, Tibor

Das Morpheus-Gen


sehr gut

Die Nacht soll wieder mal lang werden, weil der junge Anwalt David Berger von seinem Chef dazu verdonnert wird, einen Fall durchzuarbeiten. Da fallen ihm die Tabletten gegen Müdigkeit ein, die ihm sein bester Freund und Kollege Alexander Bishop gegeben hat. Und mit der Einnahme beginnen Davids Probleme: Er verspürt tagelang keine Müdigkeit mehr, seine Verlobte und sein Freund werden ermordet und er gerät als Verdächtiger in den Fokus der Polizei. Zudem machen mehrere Organisationen Jagd auf ihn. Doch was steckt wirklich dahinter?

Tibor Rode hat kein Buch erschaffen, sondern ein Rätselpuzzle. Denke ich einen Faden gefunden zu haben, kappt er diesen und es geht in eine andere Richtung weiter. Nur langsam und teilweise auch mühsam erschließt sich mir der Sinn hinter den Geschehnissen, da Rode mehr Andeutungen macht, statt Fakten präsentiert. Und dies alles in einem wahnwitzigen Tempo, der das Geschriebene spannend und lebendig hält. Es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen, da ich immer dachte, dass sich auf der nächsten Seite die Wahrheit offenbart! Während in der einen Ecke ein Stück der Lösung offenbart wird, taucht hinter dem nächsten Vorsprung ein weiterer Feind auf. Der Spannungsbogen ist enorm straff gespannt und es machte mir einfach Spaß, der Handlung zu folgen. Führte sie mal hier und mal dorthin, aber kontinuierlich nach vorne.
Nach der Einnahme einer mysteriösen Tablette, dessen Zusammensetzung und Hersteller unbekannt sind, kann David ohne Ausfallerscheinungen unbegrenzt wach bleiben. Ein gefundenes Fressen für militärische Organisationen weltweit, die stets bemüht sind, Super-Soldaten zu erschaffen. Doch noch eine weitere Organisation, die Bruderschaft, jagt David und diese sind viel älter, als es auf den ersten Blick scheint.
Die Mischung aus Mythologie, politischem Ränkespiel und Agententhriller ist Rode gut gelungen!

Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der Anwalt David Berger. Aufgewachsen bei seinem Großvater, der ihm Vater und Mutter ersetzte, sucht er Liebe und Geborgenheit bei seiner Verlobten Sarah. David ist für mich ein gelungener Charakter, da er bodenständig und besonnen ist, was sein Beruf mit sich bringt. Gleichzeitig genießt er sein Leben und schätz die üblichen Werte wie Familie, Treue und Fleiß; eigentlich recht konservativ, ist David doch offen für Neues. Die Geschehnisse drohen ihn zu zerbrechen, wenn der brennende Wunsch des Verstehens nicht wäre. Warum mussten die wichtigsten Menschen in seinem Leben sterben und was hat das alles mit Schlaf zu tun?
Gestört hat mich einzig die Verbindung zu Nina. Plötzlich taucht sie auf und David vertraut ihr bedingungslos und ohne Zögern. Gerade in seiner Situation als Gejagter, sollte Misstrauen an erster Stelle stehen und so fiel es mir denkbar schwer, das nachvollziehen zu können! Nina ist ein undurchsichtiger Charakter, mit dem ich nicht warm wurde. Ihre wirklichen Beweggründe blieben lange im Dunkel und so konnte ich ihren Handlungen nur schwer folgen.

Mein Fazit
Durchweg spannend und fesselnd!

Bewertung vom 06.08.2018
Unter Verdacht / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.1
Fellowes, Jessica

Unter Verdacht / Die Schwestern von Mitford Manor Bd.1


sehr gut

Als ihren letzten Ausweg sieht die junge Louisa Cannon die Anstellung auf Mitford Manor als Kindermädchen an. Als letzte Möglichkeit, ihrem gewalttätigen Onkel und der drohenden Armut zu entkommen. In dem Zug, der Louisa zu ihrem Glück bringen soll, findet das Leben von Florence Nightingale Shore ein abruptes Ende. Die ehemalige Krankenschwester wird brutal ermordet. Der Mörder kann unerkannt fliehen, hat jedoch nicht mit dem Biss und Ehrgeiz von Guy Sullivan gerechnet, der heimlich von der ganz großen Karriere als Ermittler bei der Polizei träumt. Und während Guy und Louisa ihm langsam aber sicher immer näher kommen, ahnt keiner von ihnen, was wirklich hinter dieser schrecklichen Tat steckt...

1920: die Welt ist im Aufbruch! Doch gilt dies auch für junge Frauen aus der Unterschicht? Jessica Fellowes stellt sich dieser Frage mit Geschick, Einfühlungsvermögen und fundiert recherchiertem Fachwissen. Dies verbindet sie zu einem wunderbar spannenden und mitreißendem Kriminalroman, der das Lebensgefühl der Zwanzigerjahre widerspiegelt. Ich fühlte mich in diese vergangene Zeit versetzt und konnte das Gefühl der inneren Unruhe fast spüren. Das Klassendenken wird nach und nach aufgebrochen und Frauen sind mehr wert als die Summe ihre Kinder.
Bis zum Schluss rätselte ich, entwarf Theorien, verwarf diese wieder und stürzte mich auf einen neuen Täter. Ich liebe es, wenn Autoren ihren Lesern gedanklichen Spielraum lassen und nicht alles vorkauen. Trotzdem mag ich es auch, an der Hand genommen und geführt zu werden, mich in die Handlung fallen zu lassen und nicht permanent nachdenken zu müssen. Diese Mischung ist Fellowes meisterhaft gelungen. Während ich im kriminaltechnischen Teil grübelte, ließ ich mich im historischen einfach treiben und genoss die bildlichen Schilderungen der Autorin.

Auf der einen Seite wird das Leben von Louisa Cannon geschildert. Sie stammt aus der Unterschicht oder besser gesagt Mittelschicht. Ihre Mutter ist Wäscherin, der Vater Schornsteinfeger. Ihren Weg hat sie noch nicht gefunden, obwohl sie eine Schulbildung genossen hat. Doch Krieg und die Unbilden des Lebens kreuzen Louisas Weg. Als sich die Möglichkeit ergibt, Kindermädchen in dem renommierten Anwesend Mitford Manor zu werden, setzt sie alles daran, diese Stelle zu bekommen. Statt wie sonst hin und her geschupst zu werden und sich von einem Mann das Leben bestimmen zu lassen, zeigt Louisa Rückgrat und Charakterstärke und kämpft für ihren Traum. Ich finde es wunderbar, diese Entwicklung miterleben zu dürfen! Wie von einem kleinen, unscheinbaren Mauerblümchen eine selbstsichere Blume erwächst.
Diese Kraft gibt ihr zum Teil auch die junge Nancy Redesdale. Eigentlich Louisas Schützling, überwindet die junge Adlige jedoch den Klassenunterschied und sucht die Freundschaft. Das gelingt nicht ganz und auch nicht immer, aber der Wind der Veränderung ist auch hier deutlich zu spüren.
Unterstützung und Liebe erfährt sie in dem jungen Ermittler Guy Sullivan. Guy hat nur einen Traum: Weg von der Bahnpolizei und als Ermittler bei der Met einen Posten ergattern. Und wie auch Louisa, kämpft er unaufhaltsam für sein Ziel. Schön finde ich, dass beide nicht rücksichtslos sind, sondern stets auf das Wohl ihrer Mitmenschen achten und deren Grenzen respektieren. Sie zeigen dort Charakterstärke, wo andere versagen.

Mein Fazit
Ein packender Kriminalroman mit mehr als einem Funken Wahrheit.

Bewertung vom 19.05.2018
Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2
Shusterman, Neal

Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2


sehr gut

Mit seiner Serie um den Tod hat Neal Shusterman genau meinen Geschmack getroffen und mein Interesse geweckt. Ich finde es spannend zu beobachten, wie er die Gradwanderung schafft, trotz Tod als Hauptthema, die Geschehnisse nicht in Düsterkeit versinken zu lassen, sondern ganz im Gegenteil, das Leben in den Mittelpunkt zu stellen. Allerdings nicht kitschig, oder gefühlsdusselig, sondern packend und aufregend von der ersten bis zu letzten Seite. Der Spannungsbogen ist straff gespannt und verliert selten an Kraft und wenn, dann nutzte ich diese Gelegenheiten gerne, um selber mal zu Atem und zur Ruhe zu kommen.
Die Handlung spielte diesmal viel in der internen Organisation der Scythe, wie diese denken, sich strukturieren und handeln; kurz ihr Gefüge in der Welt im Kontext zur restlichen Menschheit, die von dem allmächtigen Thunderhead bewacht und gelenkt wird. Die tiefen Einblicke in eine Welt, die sich hauptsächlich auf eine künstliche Intelligenz stützt, fand ich gelinde gesagt irritierend. Natürlich ist es bequem und praktisch, aber es wird schnell deutlich, dass das eigenständige Handeln und Denken ins Hintertreffen gerät. Und die, die sich gegen das System stellen, werden als Widerlinge gekennzeichnet und wie Aussätzige behandelt. Störungen der öffentlichen Ordnung wurden eben noch nie gerne gesehen. Auch wenn Shusterman dies eher spielerisch darstellt, ist dieser Denkansatz nie aktueller als gerade jetzt.
Diese moderne Zukunft gefällt mir ziemlich gut, die Shusterman in den friedlichsten und schönsten Farben malt. Keine Kriege, gesichertes Grundeinkommen, keine Krankheiten und auf Wunsch ein unendliches Leben, ohne die Last des Alters schultern zu müssen. Arbeiten kann man, muss man aber nicht, da die wichtigen Dinge so wie so von Robotern übernommen werden. Einzig die Scythe, die Überbringer des endgültigen Todes und die Widerlinge bilden eine Ausnahme. Eine entschleunigte Zukunft. Und je tiefer man blickt, desto langweiliger.

Im Mittelpunkt stehen die beiden Scythe Anastasia und Luzifer. Verbunden durch eine gemeinsame Vergangenheit und ein Band der Freundschaft und Liebe, das es eigentlich nicht geben sollte und dürfte, sehen sie sich mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Alles ist im Wandel, da die alten Bräuche in Vergessenheit geraten und die neue Ordnung sich noch nicht gefunden und etabliert hat. Anastasia und Luzifer stehen für beide Wert und kämpfen für ihre Überzeugungen. Auf der einen Seite sind sie stark und bodenständig, doch dann wieder unsicher und eigentlich noch die Jugendlichen, die sie durch den Eintritt in das Sycthetum ablegen mussten. In einer Welt, in der Gleichheit groß geschrieben wird, bilden diese beiden Individualisten eine willkommene Abwechslung. Für mich als Leser zumindest, denn die beiden haben einen sehr schweren Stand. Trotzdem kämpfen sie für ihre Überzeugung und das finde ich bewundernswert.
Gerne bin ich den beiden auf ihrem Weg gefolgt, war ich auch stellenweise eher schmückendes Beiwerk, statt tatsächlicher Begleiter, denn der Autor führte mich teils in verschlungenen Wegen zum Ziel. Ich fand die Handlung auf einem gleichmäßig hohem Spannungsniveau, aber der Schluss hat mich eiskalt erwischt!

Mein Fazit
Auch Teil 2 glänzt mit Spannung und mitreißenden Charakteren, die mir ans Herz gewachsen sind!