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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Uli
Wohnort: 
86637 Wertingen

Bewertungen

Insgesamt 352 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
Close to Home
Magee, Michael

Close to Home


ausgezeichnet

Ein erschütterndes Buch über Belfast, wo noch heute ganz gravierende die Nachwirkungen des Nordirlandkonflikts zu spüren sind und die Jugend keine Perspektive hat, die Arbeitslosigkeit, die Armut, der Drogen- und Alkoholkonsum, all dies ist die Folge jener Tristesse. Sean ist inzwischen 22 Jahre alt, hat in Liverpool Literaturwissenschaften studiert. Aber auch dort war keine Chane, eine Arbeit zu finden und so kehrt er nachhause zurück. Mit seinem Freund Ryan bewohnt er eine Wohnung in einem heruntergekommenen Haus. Doch auch dort hat er bald keine Bleibe mehr und er zieht zurück zu seiner Mutter und bewohnt dort eine kleine Besenkammer ohne Fenster. Seine Mutter ist schwer traumatisiert, sie hat als junge Frau den Krieg miterlebt und ist nicht nur einmal knapp den Tod entkommen. Von ihren Männern wurde sie verlassen und so zog sie die Kinder alleine auf. Sean jobbt als Aushilfskellner, trifft sich mit seinem Freunden, es fließt Alkohol und ohne Drogen geht keine Party. Da ihm das Geld hinten und vorne nicht reicht, stiehlt er sich Lebensmittel mit einer gut ausgeklügelten Taktik. Eines Nachts verprügelt er auf einer Party einen anderen Gast und schlägt ihn krankenhausreif. Er landet vor Gericht und kommt noch einmal vom Gefängnis davon und wird zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt, die er auch ableistet. Einziger Halt in seinem desolaten Leben ist seine frühere Freundin Mairead. Doch dann nimmt er sein Schicksal nochmals in die Hand, findet ein Wohnung im Studentenviertel. Ob er sich nun ganz aus dem Sog dieser Stadt abwenden kann? Der Autor beschreibt hier eine Teil des Lebens von Sean. Trotz seines Studiums bekommt er keinen Job und muß Aushilfsarbeiten machen. Die Stadt und ihre Jugend sehen keine Perspektiven mehr und man kann sein tristen Leben nur noch im Rausch ertragen. Eine Milieustudie, die mich als Leser mehr als nachdenklich macht. Jahre nach dem Konflikt ist das Land und seine Bewohner noch nicht in die Höhe gekommen. Schonungslos wird hier das Leben gezeigt und es in alle Facetten beschrieben. Die Sprache ist sehr gut zu lesen und zu verstehen und es wird hier kein Blatt vor dem Mund genommen. Man liest das Buch und meint, in einem ganz anderen Leben zu sein. Das Buch macht Furore und läßt mich sehr nachdenklich zurück. Junge und dynamischen Leuten werden ständig Steine in den Weg gelegt. Allein schon das Cover erregt Aufsehen. Es zeigt in Großaufnahme den Mund eines Kindes, weit aufgerissen zu einem fürchterlichen Schrei,.

Bewertung vom 02.11.2023
Vermächtnis einer Fremden
Köhl, Alexander

Vermächtnis einer Fremden


ausgezeichnet

Ein Buch, das interessant ist uns aber auch die damalige Zeit in der früheren DDR näher bringt. Der ehemalige Polizist und nunmehrige Biograf Tom Berger erhält einen sonderbaren Brief. Von einer fremden Frau hat er eine Villa und deren Vermögen geerbt. Ihr Namen, Flora Meininger, sagt ihm überhaupt nichts. Bei näheren Nachforschungen bringt er heraus, dass dies eine Industriellenwitwe ist. Leider kann ihm in dieser Sache auch seine Mutter nicht weiterhelfen, die an fortschreitender Demenz leidet. Tom fängt an zu recherchieren und findet heraus, das Flora Meininger unter Mordverdacht steht und in der früheren DDR unter einem anderen Namen gelebt hat. Jetzt liegt sie nach einem Selbstmordversuch in der Klinik im Koma. Auch wird Tom beschattet, was er sich nicht erklären kann. Und dann fährt er in den Osten um mehr über seine sonderbare Gönnerin zu erfahren. Ein Buch, das zwar Fiktion ist, aber die damaligen Gepflogenheiten der DDR gut rüberbringt. Wer nicht linientreu war, hatte mit Repressalien zu rechnen. Wir erleben hier, wie durch dieses unverhoffte Testament das Leben von Tom Berger durcheinandergewirbelt wird und er selbst in Lebensgefahr gerät. Der Autor schreibt derart authentisch, er versteht es, die Spannung immer wieder aufzubauen, dass der Leser mit den Protagonisten leidet. Die Ausdrucksweise ist sehr gut zu gewählt. Man wird nochmal in die Jahre vor der Wende zurückgeworfen und sieht die Trostlosigkeit und die Tristesse dieses Lebens. Jedoch konnten einige sehr engagierte DDR Bürger sich nicht an die neuen Begebenheiten gewöhnen. Toms Leben wurde total auf den Kopf gestellt. Aber der Autor hat in all den dramtischen Gegebenheiten eine kleine Liebesgeschichte mit eingebaut. Ein Buch, das mehr als lesenswert ist. Zum einen wirklich ein total spannender Krimi, zum anderen wurden uns das Leben der DDR etwas näher gebracht. Das Cover ist mehr als passend dazu ausgewählt worden. Es zeigt uns den verschwommenen Schatten einer Frau.

Bewertung vom 29.10.2023
Die Huren des alten Roms   Historische Erotische Geschichten
Kerry, Katy

Die Huren des alten Roms Historische Erotische Geschichten


ausgezeichnet

Ich muß sagen, ich bin einfach begeistert von diesem historischen Erotikroman, der uns in die Antike führt. Mesopotamien, Pompej, Alexandria, Rom und noch einige antike Stätten sind hier der Ort, an dem die Frauen gekonnt und mitunter auch mit welcher List hier die Frauen die Männer verführten. Nicht nicht aus Spaß an der Lust, sondern auch, um an Macht und Reichtum zu gelangen. In acht Kurzgeschichten führt uns die Autorin an wunderbare Orte, teils mit Marmor und Purpur verkleidet, wunderschöne Gewänder und dann die pure Lust, die hier nicht ordinar oder vulgär beschrieben ist, sondern sehr oft blumig und sanft. Wir erleben die Liebe zwischen Mann und Frau, aber auch gleichgeschlechtlich. Ein Buch voller Zauber und Lust aus längst vergangener Zeit.

Bewertung vom 28.10.2023
Die eiskalte Kammer: Thriller
Shepherd, Catherine

Die eiskalte Kammer: Thriller


ausgezeichnet

Und wieder ein Superthriller in der Reihe um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Valeries Schwester wird seit über zwei Jahren vermißt. Doch dann erhält sie einen Anruf, dass sie Marlies im Industriegebiet treffen könnte. Dort angekommen, sieht sie ihre Schwester tot über dem Lenkrad eines Autos sitzen. Die Tote wird am nächsten Tag von Arbeitern gefunden. Kriminalkommissar Florian Kessler und Julia stellen fest, dass die Tote schon länger gestorben sein muß und bei der Obduktion stellt sich heraus, dass Marlies tiefgekühlt wurde. In den nächsten Tagen werden noch mehrere seit langem vermisste Frauen tot aufgefunden, ebenfalls tiefgefroren, Und auch Valerie ist spurlos verschwunden. Wie immer präsentiert uns die Autorin verschiedene Täter, sind doch viele Aspekte vorhanden, die zu ihnen führen. Aber kaum hat man die entsprechende Person dingfest gemacht, fällt uns Verdacht auf den Nächsten. Und so geht es bis zum Ende des Buches. Und dann ist man überrascht und auch entsetzt den richtigen Mörder zu treffen. Inzwischen haben Julia und Florian eine kleine Tochter und es wird sehr gut dargestellt, wie schwierig es für Julia ist , den stressigen Beruf und die Mutterrolle zu vereinbaren. Wie immer kommt auch hier die junge Rechtemedizinerin Lenja vor. Sie und auch Julia begeben sich mit ihren Alleingängen in große Gefahr und werden in letzter Minuten gerettet. Diese Bucher sind immer voller Spannung und der Spannungsbogen erhöht sich von Kapitel zu Kapitel bis hin am Ende zum Finale. Die Ausdrucksweise und der Schreibstil sind sehr gut verständlich und auch die Schriftgröße ist sehr angenehm, so dass man das Buch gut lesen kann. Beim Cover sieht man gleich dass dies ein Shepherd ist. Eine junge Frau geht in einen einsamen Kellerraum. Unterhaltung mit sehr viel Gruselfaktor.

Bewertung vom 22.10.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

Ein wirklich sehr interessantes Buch und ich habe einiges darüber über Pferde erfahren. Lexington, ein sehr edles Pferd, ist keine Fiktion. Dieser Hengst hat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert wirklich gelebt, er war seinerseits das beste Rennpferd überhaupt, das nur Siege einbrachte. Später wurde er ein ausgezeichneter Zuchthengst, dessen Nachkommen auch sehr berühmte Rennpferde wurden. Erzählt wird die Geschichte des Sklavenjungen Jarret, der Lexington von Geburt an bis zu seinem Tode betreut hat. In dieser Geschichte wird klar, dass die Sklaven nichts zu melden hatten. Lexington wurde zu Lebzeiten immer wieder von Malern auf Bildern verewigt. Ein anderer Handlungsstrang spielt um 1950. Eine Galeristin kaufte ein Bild mit dem edlen Pferd, an Erinnerung an ihre Mutter, die eine Reiterin war, ohne dessen Wert bewußt zu sein. Der letzte Teil spielt im heutige. Eine junge Wissenschaftlerin baut das Skelett des Pferdes zusammen, sie lernt einen nigerianischen Kunstexperten kennen, verliebt sich in ihn. Aber auch heute werden diese dunklen Menschen immer noch diskriminiert. Ein Buch, das mich total gefangen genommen hat. Ich habe mit Jarre gehofft und gebangt. Die Autorin schreibt sehr flüssig und man liest die Kapitel sehr schnell, da die Sprache klar und deutlich ist. Wir bekommen Einblick in die politische Situation der Südstaaten und ihrer Sklaven, die es schwer hatten, als Jokeys anerkannt zu werden. Aber auch das Leben des Kunstexperten mit seiner dunklen Hautfarbe war nicht immer leicht. Nach der Lektüre bleibt man etwas nachdenklich zurück. Am Ende des Buches ist nach ein Kapitel ber die historischen Verbindungen, was sehr lehr- und hilfreich ist. Das Cover ziert ein Gemälde mit dem Hengst und einen farbigen Jungen.

Bewertung vom 21.10.2023
Zwischen euch verschwinden
Lerchbaum, Gudrun

Zwischen euch verschwinden


ausgezeichnet

Ein Buch, das in die Tiefe geht und zeigt, wie schnell man in eine Abhängigkeit gelangen kann, aus der an sich fast nicht mehr befreien kann. Maria, 41 Jahre alt, geschieden, vom Leben enttäuscht und frustriert, pflegt nun schon über vier Jahre ihre kranke Mutter. Als diese dann verstirbt, ist Maria zunächst wie gelähmt. Anstatt Arzt und Bestatter zu benachrichtigen, fährt sie in ein Cafe, frühstückt undverbringt den restlichen Tag dort und landet letztendlich mit dem Kellner im Bett. Am nächsten Tag sieht sie vor dem Haus ihrer Mutter Polizei und Arzt stehen, gerät in Panik und flieht. Ihr Auto läßt sie am Waldrand zurück. Und sie kann sich nicht erinnern, ist ihre Mutter erstickt oder hat sie ihr ein Kissen auf den Mund gedrückt, was sie sich des öfteren gewünscht hat. Sie kommt in einer Wirtschaft unter, wo sie ausgebeutet wird, kommt ins Frauenhaus und dann vertauscht eine Rumänin, die vor ihrem Mann flieht, die Identität mit Maria. Maria ist nun als Pflegerin im Einsatz, aber es geschehen immer wieder Dinge, die es notwendig machen, dass Maria immer wieder flüchten muß. Teilweise leidet sie an einem Black Out und kann mit Sicherheit nicht sagen, was wirklich passiert ist. Die Autorin beschreibt Maria zunächst als sehr introvertierte, etwas tranige Frau, die stillschweigt, um den anderen zu gefallen, aber innerlich vor Wut bebt. Das Jahr, an dem Maria auf er Flucht ist, ist vollgepackt mit traumatischen Erlebnissen aber es gibt auch kleine, glückliche Einschnitte. Das Ende versetzt den Leser in Erstaunen und doch läßt die Autorin uns den Freiraum, nicht aufgelöste Fakten selbst zu beurteilen. Ein Buch, das uns zeigt, was passieren kann, wenn man sich nicht wehrt sondern immer das tut, was andere für richtig finden. Und ungewollt kommt man dann in Situationen, aus denen man nicht mehr entkommen kann. Ich habe mit Maria gelitten, oftmals wollte ich sie schütteln, damit sie ihre Entscheidungen revidieren kann. Ein Krimi der ganz besonderen Art, wie ich ihn bisher noch nicht kannte. Die Ausdrucksweise und Sprache von Gudrun Lerchbaum lassen sich leicht lesen und sind gut verständlich. Das blaue Cover zeigt eine Frau, deren Augen und Mund mit Balken versehen sind. Eine Hommage an Maria. Eine Lektüre, die sehr nachdenklich macht und den Leser lange grübeln läßt.

Bewertung vom 17.10.2023
Wiederfinden (eBook, ePUB)
Söhner, Lea

Wiederfinden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Titel des Buches ist einem Gedicht von Goethe entnommen. Wen man das Buch gelesen hat, ist man sehr nachdenklich, denn die vielen Emotionen, die auf einen einstürmen, müssen erst einmal verarbeitet werden. 1942 wird die kleine Helene in die Schweiz gebracht, denn ihre Mutter ist Jüdin und Hitlers Schergen sind schon unterwegs. Aus der kleinen Helene wird eine begnadete Sängerin. Mit ihrem Ehemann Paul hat sie den gemeinsamen Sohn Wolfgang. Doch die Ehe wird durch Helenes Depressionen zum Hürdenlauf. Wolfgang hat das musikalische Talent seiner Mutter geerbt, nachdem er sich bei vielen Frauen ausgetobt hat, heiratet er Bettina, die in einem sehr strengen religiösen Elternhaus aufgewachsen ist. Aber auch diese Ehe zeigt Risse, Bettina bricht aus. Und in all diesen Zeiten spielt Yvonne eine sehr große Rolle, die eine sehr harte Kindheit hatte und ihr Leben teilweise zuerst als Prostituierte und dann als Luxushostess bestritt. Die Autorin beschreibt die Leben der einzelnen Protagonisten sehr eindrucksvoll, jede der Personen wird in einzeln Kapiteln dargestellt und man kann deren Zerrissenheit, Hilfslosigkeit sehr gut mitempfinden und spüren. In dem Buch geht die Autorin wirklich aufs Ganze: Sexueller Mißbrauch, Vergewaltigung, Religiosität, Totgeburten, Prostitution, Depressionen, Schizophrenie; Kriegstraumata, hier kann man alles finden. Und doch haben all diese Personen etwas Freundliches, etwas Entgegenkommendes. Die Schreibweise von Lea Söhner ist sehr gut verständlich, sie kann mit wenigen Worten sehr gut auf die jeweilige Situation eingehen. Man liebt und leidet in diesem Buch mit den einzelnen Handelnden, manchmal meint man, nicht mehr weiterlesen zu können, weil es sehr sehr traurig scheint. Und trotz aller Mißstände haben die Menschen ihren Glauben nicht verloren. Ich bin in dem Buch versunken, habe mir die gelesenen Passagen immer wieder durch den Kopf gehen lassen. Ein Buch, das gelesen werden muß. Es zeigt uns einen wirklich großen Querschnitt über die menschliche Psyche und das menschliche Leben. Das Cover zeigt drei Steine, die mit Sternenstaub verbunden sind, im Hintergrund findet sich dezent ein Notenblatt.

Bewertung vom 16.10.2023
Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen
Huff, Matthias

Johnny Cash: Meine Arme sind zu kurz, um mit Gott zu boxen


ausgezeichnet

Johnny Cash war ein großartiger Sänger und Künstler und seine Songs werden 20 Jahre nach seinem Tod immer und überall noch gehört. Diese sonore und eindrucksvolle Stimme des Vollblutmusikers geht einem direkt unter die Haut. In diesem Buch wird sein Leben immer nur kurzen Kapiteln angedeutet, denn in anderen Biografien wurde dies ausführlich beschrieben und dargestellt. Hier liegt das Augenmerk auf seinen Songs, deren Inhalt und insbesondere seine Religiosität und Spiritualität . Sehr viele Bibelzitate werden hier in Verbindung mit seinen Liedern gebracht und man spürt die tiefe Gläubigkeit, sein Gottvertrauen und doch seine Zweifel, indem er immer wieder mal den Teufel erwähnte. Cash ist ein Südstaatler, die Baumwollfelder waren in seiner Kindheit und Jugend seine Heimat. Sei tiefgläubiger Bruder verunglückte bei der Arbeit, während Johnny beim Fischen war. Dies verzieht im sein Vater nie. Als GI kam Cash nach Landsberg, heiratete seine erste Frau, bekam vier Töchter. Als er dann die beeindruckende und ebenfalls sehr religiöse June Carter kennenlernte, die auch mit ihm auftrat, ließ er sich scheiden und heiratete June, eine tiefe Liebe bis in den Tod. Johnny war zeitlebens ein Getriebener, Alkohol und Drogen zerstörten seine Gesundheit. Seine Lieder und Songs waren vielfältig: Country, Gospel, Soul. Ein paar Wochen vor seinem Tod nahm er sein letztes Album auf, in seinen Songs verarbeitete er soziale Probleme, Liebeslieder und dann die Lieder, die von Gott, Gnade und Verzeihung handelten. Stets war er für sozial Schwächere da, spielte im Gefängnis und war selbst einmal Insasse dort. Der Musikexperte Dr. Matthias Huff hat sich intensiv mit dem Künstler beschäftigt, er läßt uns tief in die Seele dieses Extremmusikers schauen. Wenn ich mir die Auftritte von ihm anschaue, muß ich sagen, dass dies ein faszinierender Mann war, er konnte die Leute in seinen Bann ziehen. Die schwarze Kleidung ließ ihn sehr bestimmt und unnahbar erscheinen. Ein Leben lang war er in Zwietracht zwischen seiner Künstlerseele und seinem Ansinnen, ein guter Familienvater zu sein. Johnnys Musik wird auch uns überdauern. Das Cover zeigt uns den ersten, sehr attraktiven Star. I walk the line.

Bewertung vom 15.10.2023
Mutterkuchen
On, Marie

Mutterkuchen


ausgezeichnet

Ein Buch, das ich in einem Zug gelesen habe, das interessanter und spannender als mancher Thriller ist. Ich bin begeistert, tief ergriffen, schockiert und voller Hochachtung für diese Frau. Marieon wächst in einer zerrütteten Familie auf, der Vater verließ die Familie schon früh, die Mutter selbst labil und depressiv, hatte wechselnde Männerbekanntschaften, die sich teilweise auch an dem Kind Marieon vergriffen haben. In der Schule erbrachte sie wenig Leistung, mit 18 zog sie von zuhause aus, lebte mit den jeweilgen Freunden und Liebhabern in Abbruchhäusern, ging betteln, nahm Drogen und stahl auch ihr Essen zusammen. Sie begann eine Lehre als Krankenpflegehelferin, lernte einen Koch kennen und wechselte dann in die Gastronomie. Doch mit den Männern hatte sie wenig Glück, bis sie ihren jetzigen Mann kennenlernte, eine Ausbildung zur Heilpraktikerin machte. Marieon ist bis heute seelisch nicht sehr stabil, doch ihr Ehemann weiß sie zu nehmen und gibt ihr Halt. Ich konnte es kaum glauben, was die Autorin als Kind schon alles mitmachen mußte. Die vielen Schläge die sie einstecken mußte und die anderen traumatischen Ereignisse. Man muß staunen, dass sie die Kraft hatte, sich aus diesem Schlammassel zu lösen und nun ein einigermaßen normales Leben führt und anderen Menschen in vertrackten Situationen hilft. Seit 2020 hat sie sich noch zusätzlich dem Schreiben zugewandt. Ihre Biografie ist sehr gut geschrieben, sie liest sich leicht und flott und sie nimmt auch bezüglich ihres früheren Lebens kein Blatt vor dem Mund. Eine Lektüre, die lange in einem nachhallt. Das Cover ist schlicht schwarz und zeigt ihre Mutter mit ihr als Baby, dem sie die Flasche gibt.

Bewertung vom 11.10.2023
Mörder in der Grube
Kohl, Erwin

Mörder in der Grube


ausgezeichnet

Der Krimi spielt im Ruhrpott im Kohleabbau, für mich eine ganz fremdes und neues Milieu. Ganz am Anfang des Buches steht das Steigerlied, die Hymne der Grubenarbeiter. Mattes Buschmann wird tot unten an seiner Kellertreppe aufgefunden. Für seine Tochter ein Rätsel, da er schon wegen einer Erkrankung seit Jahren keine Treppen mehr steigen konnte und demnach schon lange nicht mehr im Keller war. Sie meint, dass er von jemanden gestoßen wurde. Die Polizei tut das ab, Mattes war schwer erkrankt und hatte nur noch ein paar Wochen zu leben. Deswegen beauftragt sie den Privatdetektiv Lukas Born, er soll die Sache aufklären. Sein Leben lang waren er und weitere Bergmänner eine verschworene Clique. Born tut sich mit seine Happy-Eiland-Soko zusammen, alles Dauercämper wie er, mit denen er schon manchen Fall zusammen gelöst hat. Dabei kommen so einige Ungereimtheiten der Bergleute auf, was weit bis in die 70iger Jahre zurückreicht. Kurz vor seinem Tod sagte Mattes noch, dass er jetzt reinen Tisch machen muß. Was haben die Kumpels zu verbergen? Was wußte Mattes? Ein Krimi, der uns in die Welt der Bergleute führt, die ihre Arbeit unter Tage verrichtet haben und keine Memmen sind. Der Autor schreibt derart spannungsgeladen und er präsentiert uns so machen Verdächtigen, um jedoch bald wieder einen anderen Täter ins Spiel zu bringen.Wir lernen das Leben des Männer kennen, ihre Trinkfestigkeit. Aber es wird auch das Privatleben der Protagonisten erzählt, was die ganze Geschichte etwas auflockert. Zu erwähnen ist, dass das Buch auch mit einem gewisse Humor geschrieben ist, was bei einem Krimi sehr gut ankommt. Das war mein erstes Buch mit Lukas Born, aber bestimmt nicht mein letztes. Das Cover ist mehr als gut gelungen. Vor einem schwarzen Hintergrund steht groß und mächtig ein Zechenturm. Der Blick des Lesers wird durch nichts abgelenkt.