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LEXI
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 387 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2019
Das Elixier der teuflischen Wünsche
Llewellyn, Tom

Das Elixier der teuflischen Wünsche


ausgezeichnet

Pass auf, dass du deine Seele nicht verlierst!

"Ich gebe dir einen guten Rat: Warte nicht zu lange damit, die Flasche zu verkaufen. Riskier nicht zu sterben, solange sie in deinem Besitz ist. Sonst nimmt dich der Teufel mit."

Johann und Kathleen Silver müssen sich aufgrund ihrer prekären finanziellen Situation einschränken und ziehen mit ihren Kindern Gabriel, Meg und Georgina in eine preisgünstige Wohnung der „Bright House Apartments“, die sich als regelrechte Bruchbude herausstellt. Als der dreizehnjährige Gabriel in einem Käseladen einem alten Mann begegnet, verrät ihm dieser ein unglaubliches Geheimnis. Die beiden schließen einen Handel ab, und Gabriel ist daraufhin stolzer Besitzer eines „Flaschengeistes“, der ihm jeden geäußerten Wunsch erfüllt. Doch der Besitz der Flasche lastet schwer auf der Seele seiner jeweiligen Eigentümer, denn das Ganze hat einen Haken: Wünsche werden nicht umsonst erfüllt. Für jeden Vorteil, den jemand lukriert, wird einem anderen Menschen Schaden zugefügt. Und schon bald hegt jeder Besitzer nur noch einen einzigen Wunsch: diese teuflische Flasche möglichst rasch wieder loszuwerden. Doch das ist gar nicht so einfach.

Tom Llewellyn erzählt eine moderne Version der allseits bekannten und fantastischen Geschichte aus Tausendundeiner Nacht, in der ein Flaschengeist seinem Besitzer zum Dienst verpflichtet ist. An der Seite des jugendlichen Protagonisten Gabriel taucht man in dieses Abenteuer ein, erlebt die Sehnsucht nach scheinbar unerreichbaren Dingen und die plötzliche Realisierung sämtlicher Wünsche. Der Autor verstand es geschickt, die Träume und Wünsche eines Jungen im Teenageralter darzustellen, und durch Dialoge auch jene der erwachsenen Vorbesitzer dieser magischen Flasche. In sehr einnehmendem und locker-leichtem Schreibstil beschreibt Tom Llewellyn den Weg der Flasche und deren Auswirkungen auf die Menschen, die damit in Kontakt kamen. Im Verlauf der Handlung wird klar, dass die Erfüllung materieller Wünsche nicht glücklich macht, sondern im Gegenteil sogar eine große Belastung darstellen kann. Gewissenskonflikte wurden hervorragend ausgearbeitet, die Charakterzeichnung der handelnden Figuren ist trefflich gelungen. Allen Bewohnern der Anlage „Bright House Apartments“ wurde in gleichem Maße Aufmerksamkeit zuteil. Gabriel stellt dem Leser sämtliche für die Handlung relevanten Personen bereits zu Beginn vor, man lernt sie und ihre Geheimnisse im Verlauf der Seiten schließlich immer besser kennen. Als böse Antagonistin in diesem Buch fungiert die hinterhältige und geizige Besitzerin der Wohnanlage namens Mrs. Appleyard, die ihre Mieter betrügt und abzockt. Einen besonderen Stellenwert nimmt Gabriels bester Freund Henry ein, und auch dem mürrischen Gothic-Girl Joanne Sedley wird eine tragende Rolle in diesem Roman zuteil.

Durch die zerstörerische Macht der Flasche wird ein gewisser Spannungsbogen ins Buch gebracht, der am Ende der Geschichte in einem aufregenden Finale seinen Höhepunkt findet. Gabriel Silver darf Abenteuer erleben, er erkennt, wie nahe Aufstieg und Fall beieinanderliegen, und was letztendlich im Leben wirklich wichtig ist.

Fazit: „Das Elixier der teuflischen Wünsche“ ist eine märchenhafte, jedoch auch sehr lehrreiche Geschichte, ein Garant für ausgezeichnete Unterhaltung mit originellen handelnden Figuren und einer wirklich gelungenen optischen Aufmachung.

Bewertung vom 24.03.2019
Running Girl / Garvie Smith Bd.1
Mason, Simon

Running Girl / Garvie Smith Bd.1


sehr gut

Ein übler Ort zum Sterben

„Das Leben geht weiter, für einige jedenfalls. Nicht für Chloe. Manche Dinge können nicht repariert werden.“ (Garvie Smith)

Chloe Dow ist eine talentierte Sportlerin und die attraktivste Schülerin an der Marsh Academy. Das bildschöne fünfzehnjährige Mädchen mit dem langen blonden Haar, den blauen Augen und den Modelmaßen ist ein echtes Glamourgirl, eine Draufgängerin, die stets aufs Ganze ging. Doch ihre hochtrabenden Zukunftspläne werden sich niemals verwirklichen, denn Chloe wird in einem kleinen Tümpel im Pike Pond in der Nähe von Froggett Woods tot aufgefunden. Chloes Eltern, die Schulbehörden und ihre Mitschüler sind entsetzt, die Polizei steht vor einem Rätsel. Inspektor Raminder Singh wird zum Leiter der Ermittlungen ernannt, er steht unter großem Druck. Sowohl der Polizeichef, als auch die Öffentlichkeit, möchten schnelle Ergebnisse sehen. Die fieberhafte Suche nach dem Mörder bringt den ehrgeizigen und disziplinierten Singh bis an die Grenze seiner Belastbarkeit, seine Karriere steht durch seine augenscheinliche Inkompetenz bereits kurz vor dem Ende. Doch die unerwünschten Einmischungen von Garvie Smith, einem Mitschüler und ehemaligen Freund des Mordopfers, lassen auch den verkrampften und stoischen Ermittler Singh zu Höchstleistungen auflaufen. Im Endeffekt ist es der legendäre Nichtstuer mit dem Intelligenzquotienten eines Genies namens Garvie, der die entscheidenden Ansatzpunkte findet und Singh jedes Mal in die richtige Richtung lenkt.

Simon Masons Kriminalroman „Running Girl“ wartet mit zwei markanten Protagonisten auf, die ebenso wie auch die anderen handelnden Figuren dieses Buches hervorragend ausgearbeitet wurden. Der hoch intelligente, aber unglaublich faule und vom Leben gelangweilte Sechzehnjährige ist sich seiner intellektuellen Überlegenheit bewusst, seine Faulheit und seine permanente Abwesenheit vom Unterricht schlagen sich jedoch in seinen Noten nieder. Als chaotischer, mit photographischem Gedächtnis ausgestatteter, und durchaus auch schalkhafter Charakter legt Garvie eine entspannte Beharrlichkeit an den Tag, mit der es ihm dank seiner akribischen Beobachtungsgabe, infolge mathematischer Berechnungen und durch exzellente Schlussfolgerungen immer wieder gelingt, die Aufmerksamkeit der Polizei auf die richtigen Fährten zu lenken. Inspektor Raminder Singh hingegen wird als verkrampfter, zurückhaltend auftretender und bei seinen Kollegen zwar respektierter, aber unbeliebter Polizist dargestellt. Doch im Verlauf der Handlung muss Singh unumwunden Garvies Talent bewundern, den Dingen auf den Grund zu gehen.

Simon Mason lässt in diesem Krimi zahlreiche Nebenfiguren agieren, die einerseits das Umfeld von Garvie Smith und Chloe Dow darstellen, andererseits in diesen Fall involviert scheinen und als potenzielle Täter in Frage kommen. Der Autor versteht es, die Spuren abwechselnd auf verschiedene Personen zu lenken und den Leser bei der Stange zu halten. Der Spannungsbogen ist sehr gut ausgearbeitet, sorgfältig recherchierte Untersuchungsergebnisse und Indizien, die zum Täter führen, werden durch neue Erkenntnisse immer wieder verworfen. Doch auch der herrlich-trockene Humor des gelangweilten und über den Dingen stehenden Garvie, der Inspektor Singh mit seinen Aussagen schier in den Wahnsinn treibt, hat mir großes Lesevergnügen bereitet.

„Running Girl“ war eine Lektüre, die meinem Lesegeschmack exakt entsprochen und mir ausgezeichnet gefallen hat. Ich verfolgte gespannt die ungewöhnlichen, aber höchst effizienten Ermittlungsansätze des Garvie Smith und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Einziger Kritikpunkt meinerseits war der Einsatz der Gossensprache, den ich als unnötig empfand und der mein Lesevergnügen ein klein wenig trübte. Schade.

Abgesehen davon kann ich für dieses grandiose Buch eine uneingeschränkte Leseempfehlung vergeben und werde mir auf jeden Fall auch den Nachfolgeband zu Gemüte führen.

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 17.03.2019
Nur wer die Hölle kennt / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.4
Wendelken, Barbara

Nur wer die Hölle kennt / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.4


ausgezeichnet

Das Grauen kommt zurück nach Martinsfehn.

Mit der geschiedenen alleinerziehenden Melody Bella Labohm kehrt auch das Grauen in das beschauliche Martinsfehn zurück. Als vor zwanzig Jahren Melodys Mutter Verena Matzke, ihr kleiner Halbbruder Michel Matzke sowie die junge Auszubildende Daniela Finke bei einem schrecklichen Brand ums Leben kamen, wurde die fünfzehnjährige Melody trotz fehlender Beweise von der Dorfgemeinschaft als Brandstifterin verurteilt. Melodys Stiefvater Wulf Leutnant war am Boden zerstört, angesichts des Todes seiner Lebensgefährtin und des gemeinsamen dreijährigen Sohnes Michel richtete sich sein ganzer Hass gegen die unliebsame Stieftochter. Melody wird in eine Wohngruppe nach Lübeck gebracht, es blieben nicht nur äußerliche, sondern auch innerliche Narben zurück. Ihr weiteres Leben gerät immer mehr außer Kontrolle, bis sie endlich beschließt, sich von ihrem gewalttätigen Lebensgefährten zu trennen. Sie kehrt mit ihrem kleinen Sohn Linus zurück in ihr Heimatdorf. Ihr Auftauchen verursacht einen kleinen Aufruhr im Ort, einige Menschen reagieren besonders heftig auf ihre Rückkehr. Melodys ehemalige Freundin Simone Jakobi kündigt an, relevante Informationen zu den damaligen Ereignissen und zur Identität des wahren Täters in Form eines Buches zu veröffentlichen. Kurz darauf wird sie tot aufgefunden. Die Kommissare des Polizeireviers in Martinsfehn sind gefordert, und es scheint unumgänglich, neben den aktuellen Ermittlungen auch den alten Fall neu aufzurollen. Nola van Heerden und Renke Nordmann befassen sich mit den Fakten, führen Zeugenbefragungen durch und hoffen, dabei auf den Täter zu stoßen, der mit großer Brutalität und Skrupellosigkeit vorgeht, um nicht entlarvt zu werden.

Barbara Wendelken hat mit dem vorliegenden Roman einen hoch interessanten Kriminalfall ersonnen, der sich als komplexer erweist, als es zunächst den Anschein hat. Die Handlung wird in zwei Zeitebenen erzählt. Während Nola und Renke in der Gegenwart ermitteln, rollt die Autorin in einem zweiten Handlungsstrang die Ereignisse im Jahre 1997 um den schrecklichen Brand auf Verena Matzkes Hof auf. Das verheerende Feuer vor zwanzig Jahren steht im Zentrum dieses Kriminalromans. Der Autorin ist es gelungen, mich mehrfach durch falsche Fährten und unerwartete Wendungen aufs Glatteis zu führen. Kaum war ich davon überzeugt, die Identität des Täters herausgefunden zu haben, wurde ich durch aktuellere Erkenntnisse erneut verunsichert. Auf diese Weise wurde der Spannungsfaktor bis zu den letzten Seiten des Buches konstant hochgehalten.

Die handelnden Personen sind sorgfältig ausgearbeitet und punkten durch Authentizität. Das größte Augenmerk wurde auf die Protagonisten Melody Labohm, Thore Bremer, Nola van Heerden und Renke Nordmann gelegt. Einige Anmerkungen im Buch weisen darauf hin, dass Nola und Renke bereits eine gemeinsame Geschichte in einem der Vorgängerbücher haben. Dennoch fand ich mich auch ohne Vorkenntnisse dieser Bände sehr gut in der Handlung zurecht. Barbara Wendelken besitzt einen flüssigen und einnehmenden Schreibstil und brachte darüber hinaus ein paar starke Nebenfiguren in die Handlung ein. Der winzige Cliffhanger am Ende des Buches erweckte in mir die Vorfreude auf den nächsten Band um das Ermittlerduo Nola und Renke.

„Nur wer die Hölle kennt“ war mein erstes Buch von Barbara Wendelken, und ich werde mir vermutlich nicht nur ihre zukünftigen Neuerscheinungen zum Gemüte führen, sondern auch sämtliche bisherigen Werke. Dieser Kriminalroman bescherte mir ein spannendes Leseerlebnis und hat mir ausgezeichnet gefallen!

Bewertung vom 10.03.2019
Die hellblauen Schuhe
Haaften, Noor van

Die hellblauen Schuhe


ausgezeichnet

Man soll nie unterschätzen, welch große Bedeutung kleine Zeichen der Wertschätzung im Alltag haben können.

In diesem dünnen, kleinformatigen Buch präsentiert Noor van Haaften insgesamt siebenundzwanzig kurze Geschichten, die abwechselnd zum Nachdenken, aber auch zum Schmunzeln anregen. Passend zum jeweiligen Inhalt zieht die Autorin Parallelen zu entsprechenden Passagen aus der Bibel, den Abschluss eines jeden Kapitels bilden kursiv gedruckte Zitate. In den verschiedenen Geschichten ist immer wieder davon die Rede, wie nach einem Unglücksfall Menschen geholfen wurde, wie man trotz negativer Erlebnisse auch etwas Positives in einer Situation entdecken kann und Betroffenheit oder Trauer auch von Dankbarkeit begleitet sein kann.

Besonders bewegt hat mich die Geschichte des kleinen Kanarienvogels Willem, der sein Dasein mit gestutzten Flügeln in einem kleinen Käfig fristet. Ein Vogel, dem die Freiheit genommen wurde, der sein Leben in Gefangenschaft verbringen muss, dem sogar die artgerechte Fortbewegung des Fliegens versagt wird. Die Autorin vergleicht diese Gefangenschaft mit jener von Menschen, die hinter unsichtbaren Gitterstäben eingesperrt sind, gebremst durch ihre Lebensumstände, verletzt und gebrochen durch schmerzliche Erfahrungen, voller Kummer, Scham und Schuld, unfähig, sich selber zu befreien. Sie haben sich an dieses beschränkte Leben gewöhnt, sind abgestumpft, genauso wie der kleine Kanarienvogel. Hier verweist die Autorin auf ein Leben in der Fülle, das Jesus uns versprochen hat, einen Weg zu unserer Bestimmung, die Flügel ausbreitend und in die Freiheit fliegend.

Es gibt noch viele weitere Geschichten wie diese. Noor van Haaften schreibt beispielsweise über Schneeglöckchen, die auch unter schwierigsten Umständen ihrer Berufung treu bleiben und sich aufrechtstehend dem Licht zuwenden. Sie vergleicht einen berühmten Pianisten, der sich über einen klavierspielenden Jungen beugt und mit ihm gemeinsam spielt, mit einer göttlichen Umarmung, die uns mit der Liebe und dem Segen Gottes umfängt. Eine Prise Humor kommt zu Vorschein, als die Autorin von ihren Gesprächen mit dem Navigationsgerät „Eva“ berichtet, deren Anleitungen zur sicheren Ankunft am gewünschten Ort sie letztendlich mit den Anweisungen Gottes vergleicht, der uns ebenfalls nicht dazu zwingt, in eine bestimmte Richtung zu gehen, dem aber trotzdem daran gelegen ist, dass er mit uns ans Ziel kommt.

Die Geschichte, die mich am meisten berührte, war für mich jene, in der es darum geht, Gott zu dienen. So schreibt die Autorin: „Jesus dienen kann ein jeder mit den Gaben und Möglichkeiten, die er oder sie hat: ein Anruf, um nachzufragen, wie es dem anderen geht. Ein Besuch beim Nachbarn, der alleine ist. Ein Kuchen zum Geburtstag einer Freundin, die es nicht mehr schafft, selbst zu backen. Schneeglöckchen oder Gänseblümchen aus dem Garten, Zwetschken oder Erdbeeren aus eigenem Anbau. Eine Karte mit einem lieben Gruß. Eine Einladung zu einer Tasse Kaffee, einem Essen, einem Spaziergang. Ein freundliches Wort. Eine Stimme, die nachfragt und tröstet oder ermutigt. Ohren, die zuhören. Ein wenig (oder etwas mehr) Zeit. Geduld. Man könnte das alles in einem Wort zusammenfassen: Liebe. Das Wunder ist, dass Gott gerade das in uns entwickeln will.

Diese gesammelten Geschichten wurden sorgfältig ausgewählt und in einem locker-leichten Schreibstil mit starkem Bibelbezug dargebracht. „Die hellblauen Schuhe“ von Noor van Haaften haben mir ausgezeichnet gefallen und ich empfehle dieses Buch gerne weiter.

„Das Leben ist ein Geschenk Gottes. Wer das Genießen und Lachen verlernt, verpasst es.“ (Noor van Haaften)

Bewertung vom 03.03.2019
Die Sünden aus der Vergangenheit / Baltimore-Team Bd.1
Pettrey, Dani

Die Sünden aus der Vergangenheit / Baltimore-Team Bd.1


ausgezeichnet

Einmal Scharfschütze, immer Scharfschütze.

„Wie lange wirst du zulassen, dass die Ungerechtigkeit siegt?“

Griffin McCray arbeitet als Ranger im Gettysburg National Military Park. Nach dem Fund einer Leiche ermittelt er gemeinsam mit der forensischen Anthropologin Dr. Finley Scott, dem FBI-Agenten Declan Gray und dem CSI-Beamten und Spurensicherer Parker Mitchell in einem Fall, der weit komplexer ist, als es zunächst den Anschein hatte. Darüber hinaus versucht ein Unbekannter, mit völliger Rücksichtslosigkeit und ohne jeglichen Skrupel die Identifizierung der sterblichen Überreste zu verhindern.

Dani Pettreys neuer Serienauftakt startet an einem geschichtsträchtigen Schauplatz. Die Autorin verstand es geschickt, gleich zu Beginn Spannung aufzubauen, die bis zum aufregenden Finale kontinuierlich ansteigt. Das Buch basiert auf zwei Handlungssträngen, wobei die Ermittlungen im Mordfall den Hauptanteil haben. In einem zweiten kleinen Handlungsstrang werden dem Leser immer wieder kleine Einblicke in die Überlegungen und Aktivitäten des unbekannten Täters gewährt. Die handelnden Figuren wurden hervorragend charakterisiert, ihre Eigenschaften, Gedanken und Gefühle überzeugend vermittelt. Die starke Gewichtung auf den Glauben wird besonders in kursiv gedruckten Gebeten zum Ausdruck gebracht. Vage Andeutungen auf eine gemeinsame Vergangenheit von Griffin, Declan und Parker weckten sehr rasch meine Neugier, ein schwelender Konflikt zwischen den ehemals besten Freunden wird nach und nach aufgerollt und beleuchtet.

Im vorliegenden ersten Band stehen Griffin und Finley als Protagonisten im Zentrum des Geschehens. Als ehemaliger Scharfschütze eines Sondereinsatzkommandos ist Griffin bestens für die Mitarbeit bei den Ermittlungen geeignet, er spricht jedoch ungern über seine berufliche und private Vergangenheit. Griffin verhält sich Finley gegenüber introvertiert und mürrisch, kann sich jedoch ihrer Anziehungskraft nicht entziehen. Seine mühsam aufgebauten Schutzmauern drohen einzustürzen. Die attraktive und zierliche Finley nennt Griffin zwar insgeheim „Ranger Miesepeter“, fühlt sich aber zu dem gutaussehenden Park Ranger ebenfalls hingezogen. Der Aufarbeitung traumatischer Erlebnisse und der behutsamen Annäherung zwischen den beiden wird in diesem Buch großzügig Raum gegeben.

Mit Declan Gray und Parker Mitchell bringt die Autorin zwei wichtige Nebenfiguren in die Handlung ein. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die beiden wohl ihrerseits in einem der Nachfolgebände eine Hauptrolle einnehmen werden. Während Declan mit seinem geschniegelten Äußeren und seinen beruflichen Fähigkeiten die perfekte Verkörperung eines FBI-Agenten darstellt, scheint der gutaussehende Charmeur Parker mit seinem irischen Akzent und dem Ruf als Frauenheld ein eher unkonventioneller Ermittler zu sein. Doch hinter Parkers Fassade verbergen sich starke Schuldgefühle, und das Verhältnis zwischen ihm und Griffin ist angespannt. Die Darstellung der Verarbeitung dieser Schuldgefühle und die persönliche Entwicklung der betroffenen Personen haben mir sehr gut gefallen.

Fazit: „Die Sünden aus der Vergangenheit“ punktet durch einen einnehmenden Schreibstil, einen spannenden und gut konstruierten Kriminalfall, authentischen Figuren und einer starken Gewichtung auf den Glauben. Dani Pettrey zählt zu meinen favorisierten christlichen Krimiautorinnen und hat mir auch diesmal ein grandioses Leseerlebnis beschert. Meine Vorfreude und Erwartungshaltung auf die nächsten Bände dieser Reihe sind dementsprechend groß. Nur zu gerne vergebe ich für dieses Buch fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 01.03.2019
Denn wir waren Krieger (eBook, ePUB)
Safi, Wajima

Denn wir waren Krieger (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fremdheit beruht auf dem Winkel ihrer Betrachtung

Nach ihrer Flucht vor den russischen Panzern in Kabul landen Layla und Jamal Paktiawal im Jahr 1980 mit ihrer kleinen Tochter Mina in München. Das Ehepaar aus Afghanistan hat alles hinter sich gelassen und muss sich nun in einer Welt zurechtfinden, in der sie weder die Sprache, noch die für sie fremd anmutende Lebensweise verstehen. Sie registrieren die Ablehnung in den Augen der Menschen, müssen Demütigungen hinnehmen. Die Sehnsucht nach der geliebten Heimat im Herzen versuchen Layla und Jamal, sich in ihrem neuen Leben in Deutschland zurechtzufinden.

Wajima Safi erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte von zwei intelligenten und gebildeten jungen Menschen, denen angesichts einer tödlichen Bedrohung kein anderer Ausweg bleibt, als ihre Heimat zu verlassen. In eindrucksvollen Worten beschreibt die Autorin die Ankunft der Paktiawals im sicheren Deutschland und verleiht ihren Eindrücken und Emotionen auf einfühlsame Art und Weise Ausdruck. Wajima Safis verfügt über einen wunderschönen und bildhaften Schreibstil, ihre poetische Ausdrucksweise hat mich an etlichen Passagen dieses Buches regelrecht verzaubert.

Die Autorin berichtet von Laylas und Jamals Ankunft, eingeholt von der nüchternen Realität, fern von Familie und Freunden, gestrandet in einer unsicheren Zukunft. Ich habe selten ein Buch mit derart hervorragend charakterisierten und authentischen Protagonisten gelesen, wie es im vorliegenden Roman der Fall war. Die Autorin hat mich durch die lebhaften Beschreibungen ihrer handelnden Figuren regelrecht gefangengenommen. In Layla und Jamal brodeln tiefe Gefühle, beide haben müssen einiges aus ihrer Vergangenheit aufarbeiten. Der in Djalalabad geborene Jamal war ein wildes Waisenkind aus den Bergen, der sich als Lehrer an einer Schule in seine wunderschöne Kollegin Layla verliebte. Laylas Umgang mit ihm gestaltete sich manchmal als schwierig, emotionale Verletzungen bleiben nicht aus. Der hoch intelligente Mann bezeichnet sich als Paschtune und Krieger und weigert sich, eine Arbeit anzunehmen, die unter seiner Würde ist. Seine Frau Layla besitzt ein friedfertiges und sanftmütiges Wesen. Ihre inneren Kämpfe, aber auch ihre Hoffnungen und liebevolle Erinnerungen an längst vergangene Tage werden eindrucksvoll beschrieben. Während Laylas und Jamals Tochter Mina nur eine kleine Rolle in dieser Geschichte innehat, wird auf ihren kleinen Bruder Omar ein weit größeres Augenmerk gelegt. In Deutschland geboren kann der Junge zu Gesprächen seiner afghanischen Familie und ihren Erinnerungen an die Heimat nichts beitragen. Er wird von einer großen inneren Zerrissenheit gequält, fühlt sich einsam und verloren. Als interessante Nebenfigur vermittelt Laylas schwer traumatisierte Schwester Fausia durch ihre Berichte aus der Heimat schockierende Einblicke in das vom Krieg gebeutelte Kabul.

Die Geschichte von Layla und Jamal beginnt bereits Jahre vor ihrer Ankunft in Deutschland. Wajima Safi rollt durch viele Rückblenden die Vergangenheit nach und nach auf und zeichnet auf diese Weise ein detailliertes Bild des Alltags in ihrer Heimat. Afghanische Traditionen, konservative Ansichten, der muslimische Glaube und der manchmal steinzeitliche anmutende Ehrenkodex werden mit großer Liebe zum Detail beschrieben. So findet Layla beispielsweise nach der Ankunft in der Flüchtlingsunterkunft den Umgang mit alten Menschen in Deutschland völlig unverständlich.

„Denn wir waren Krieger“ lebt von der ungewöhnlich hohen Authentizität seiner handelnden Figuren und vermittelt tiefe Einsichten, die mich als Leser an einigen Stellen sprachlos zurückließen. Dieses großartige Debüt von Wajima Safi hat mir ausgezeichnet gefallen, mich nachdenklich gemacht und meine Sicht auf einige Dinge intensiviert und verändert. Uneingeschränkte Leseempfehlung für diese tief zu Herzen gehende Lektüre!

(gekürzte Fassung)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2019
Für immer in meinem Herzen
Wiggs, Susan

Für immer in meinem Herzen


ausgezeichnet

Erst morgen erkennen wir, wie wundervoll heute ist.

„Das ist Middle Grove: Glaube, Arbeit und Familie, zusammengenäht vom Faden der gemeinsamen Hingabe.“

Für die von der Außenwelt abgeschieden lebenden Mitglieder der Amish-Gemeinde Middle Grove haben abgesehen von ihren Glaubensprinzipien ihre Arbeit und die Familie höchste Priorität. Die Ordnung wird hochgehalten, die bibeltreuen Gemeindemitglieder leben von Landwirtschaft, stehen den technischen Errungenschaften der „Englischen“ skeptisch bis ablehnend gegenüber und lehnen Gewalt strikt ab. Als sich der elfjährige Jonah Stoltz auf einer benachbarten Farm durch einen landwirtschaftlichen Schredder lebensbedrohliche Verletzungen zuzieht, handelt sein Onkel und Vormund Caleb instinktiv richtig. Er ignoriert die vehementen Weigerungen seines Vaters und des Bischofs und lässt das Kind in ein Trauma-Krankenhaus ausfliegen. Diese Entscheidung rettet dem kleinen Jonah das Leben. Caleb, der sowohl seinen Neffen, als auch dessen Schwester von ganzem Herzen liebt, weicht nicht vom Krankenbett des Jungen.

Rees Powell ist Medizinstudentin und steht kurz vor ihrem Abschluss. Die intelligente und mitfühlende junge Frau liebt ihre Arbeit in der Notfallmedizin, und als der kleine Jonah Stoltz als dramatischer Fall in die Notaufnahme eingeliefert wird, berühren der tapfere Junge und dessen Onkel ihr Herz. Sie bietet Caleb Stoltz ihre Unterstützung an. Der attraktive amische Farmer und die ehrgeizige Karrierefrau aus begütertem Elternhaus, deren Leben von ihrer Arbeit und dem Studium bestimmt ist, stammen aus vollkommen verschiedenen Welten. Und dennoch verändert das Zusammentreffen mit Caleb die Sichtweise der angehenden Ärztin auf viele Dinge. Ihre Begegnung ermöglicht den beiden einen Einblick in die Welt des anderen, doch trotz der großen gegenseitigen Anziehungskraft scheint es keine Möglichkeit für eine gemeinsame Zukunft zu geben.

Dieses Buch, dessen Klappentext eine romantische Liebesgeschichte verheißt, entpuppte sich als faszinierende und erstaunlich tiefgründige Erzählung über zwei Menschen mit äußerst konträrem Hintergrund. Die Protagonistin Reese Powell personifiziert das Produkt zweier hoch intelligenter, ehrgeiziger Eltern, die durch ihre Vorgaben, ihre großen Erwartungen und ihre manipulative Art immensen Druck auf ihr einziges Kind ausüben. Caleb ist ein großer, muskulöser, sehr attraktiver und ruhiger Mann, den eine seltsame Traurigkeit umgibt. Die liebenswerte und kluge Art des kleinen Jonah und sein Einsatz für seine Mitmenschen haben mich tief berührt. Abgesehen von weiteren sympathischen Nebenfiguren wie beispielsweise Reeses Freund und Kollegen Leroy oder Calebs Bruder John fungiert Calebs Vater Asa als Antagonist dieses Buches. Ich empfand zudem eine deutliche Abneigung gegen das Verhalten von Reeses Eltern Joanna und Hector, die ihre Tochter zwar mit materiellen Dingen überschütten, sie jedoch als Vorzeigeobjekt und Schachfigur ihrer eigenen Vorstellungen und Pläne missbrauchen. Susan Wiggs hat mit der Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren hervorragende Arbeit geleistet. Sowohl Reese, als auch Caleb, haben mich durch ihre Authentizität beeindruckt, ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, aber auch ihrer innerlichen Entwicklung wird sehr überzeugend Ausdruck verliehen. Calebs Familiengeschichte wird behutsam und in kleinen Schritten aufgerollt. Der Leser taucht in die Welt der Amischen ein und erfährt ein wenig über die Traditionen und die Ordnung dieser Glaubensgemeinschaft.

Dem Buch liegt hinsichtlich Jonahs Genesung und der Frage, ob es eine gemeinsame Zukunft für die beiden Protagonisten geben kann, ein kleiner Spannungsbogen zugrunde. Dennoch würde ich es eher als ruhigen, bedächtigen Roman bezeichnen, bei dem Familie, Freundschaft und Liebe die zentralen Themenbereiche darstellen.

Fazit: „Für immer in meinem Herzen“ war ein sehr berührender Roman, der mir wunderschöne Lesestunden bereitet und mir ausgezeichnet gefallen hat.

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 28.02.2019
Annas Rückkehr
Philipps, Rose

Annas Rückkehr


ausgezeichnet

Verlorene Jahre. Das Mädchen mit der Engelsstimme.

Die bildschöne und elegante amerikanische Opernsängerin Anna Miller besitzt das absolute Gehör und die Stimme eines Engels. In Begleitung ihres Managers reist sie im Herbst des Jahres 1955 für einen Auftritt von New York nach Berlin und möchte diese Reise mit der Suche nach ihren Verwandten verbinden. Anna wurde im Alter von fünfzehn Jahren von ihrer Familie ohne jegliche Erklärung weggeschickt, Zorn und tiefe Verletzung bestimmten seitdem ihr Leben. In Berlin angekommen holen Anna die Erinnerungen wieder ein. Sie beschließt, dass es nun endlich an der Zeit ist, die Wahrheit über die damaligen Ereignisse herauszufinden. Das Wiedersehen mit ihrer Mutter Margarete „Grete“ Künke und ihrem Bruder Anton gestaltet sich emotional, der endlich wiedervereinigten Familie ist jedoch keine gemeinsame Zeit vergönnt. Die schwerkranke Grete stirbt kurz nach der Aussprache mit ihrer Tochter in der Gewissheit, dass diese ihr vergeben hat. Anna erfährt die Wahrheit über ihre Kindheit schließlich durch ihren Bruder Anton sowie die Tagebucheinträge von Ellie, der Ehefrau des Reichsleiters Ferdinand Probst. In laufendem Perspektivenwechsel wird dem Leser eröffnet, was zwischen 1933 und 1944 in Berlin vorgefallen war; die vielen Erinnerungsfragmente formen sich letztendlich zu einem Gesamtbild.

Rose Philipps erzählt die dramatische Geschichte der Familie Künke und verschont den Leser nicht mit Hinweisen auf die fürchterlichen Gräueltaten des Naziregimes. In sehr eindringlichen Worten und mit schonungsloser Offenheit zeichnet die Autorin ein Bild der damaligen Zeit und thematisiert das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, nämlich die unvorstellbare Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten unter der Führerdiktatur Adolf Hitlers. Obgleich Rose Philipps die historisch belegten Fakten mit einer fiktiven Familiengeschichte verband und in Romanform präsentiert, schmälert dies nicht die Intensität und Wirkung.

Der Schreibstil dieses Buches hat mir sehr gut gefallen, die handelnden Figuren waren überzeugend dargestellt. Anna Miller gilt zwar als Protagonistin in dieser Geschichte, das größte Augenmerk lag jedoch auf Margarete Künke und Elisabeth Probst. Speziell die stille, unscheinbare Grete weist große Tiefe auf, sie musste in ihrem bewegten Leben viele Schicksalsschläge ertragen. Grete war es auch, deren Entwicklung mich am meisten beeindruckte. Gretes Ehemann Gustav darf ich als meinen ganz persönlichen Antagonisten bezeichnen. Ich verabscheute diesen grausamen und herzlosen Mann mit jeder Buchseite ein wenig mehr.

Die zahlreichen Nebenfiguren sowie die Einblicke in deren Denken und Handeln fand ich ebenfalls sehr gut ausgearbeitet. Rose Philipps verstand es zudem, zwischen den grauenhaften Ereignissen immer wieder menschliche Aspekte einzubringen. Personen wie beispielsweise Oma Luise, eine alte Witwe in der Nachbarschaft, die für die Klünkes wie eine leibliche Verwandte sorgt oder die Ehefrau eines einflussreichen Nazifunktionärs, die sich für andere einsetzt und gegen menschenunwürdige Behandlungen auflehnt. Gretes freundliche und hilfsbereite Arbeitgeberin Frau Rubinstein steht beispielhaft für jene Mitglieder jüdischer Familien, denen die Flucht aus Deutschland noch rechtzeitig gelungen ist. Im Roman gibt es jedoch auch Hinweise auf die unzähligen Menschen, denen dies nicht vergönnt war. Den Konzentrations- und Vernichtungslagern wird durch die Verschleppung jüdischer Bürger und der Verhütung erbkranken Nachwuchses in diesem Buch gleich in zweifacher Hinsicht eine schreckliche Rolle zuteil.

Fazit: „Annas Rückkehr“ ist ein sehr intensives Buch, eine überwältigende Lektüre, die mich erschüttert und emotional aufgewühlt hat. Fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung dafür!