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LEXI
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Österreich

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Insgesamt 380 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2019
Denn wir waren Krieger (eBook, ePUB)
Safi, Wajima

Denn wir waren Krieger (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Fremdheit beruht auf dem Winkel ihrer Betrachtung

Nach ihrer Flucht vor den russischen Panzern in Kabul landen Layla und Jamal Paktiawal im Jahr 1980 mit ihrer kleinen Tochter Mina in München. Das Ehepaar aus Afghanistan hat alles hinter sich gelassen und muss sich nun in einer Welt zurechtfinden, in der sie weder die Sprache, noch die für sie fremd anmutende Lebensweise verstehen. Sie registrieren die Ablehnung in den Augen der Menschen, müssen Demütigungen hinnehmen. Die Sehnsucht nach der geliebten Heimat im Herzen versuchen Layla und Jamal, sich in ihrem neuen Leben in Deutschland zurechtzufinden.

Wajima Safi erzählt in ihrem Debütroman die Geschichte von zwei intelligenten und gebildeten jungen Menschen, denen angesichts einer tödlichen Bedrohung kein anderer Ausweg bleibt, als ihre Heimat zu verlassen. In eindrucksvollen Worten beschreibt die Autorin die Ankunft der Paktiawals im sicheren Deutschland und verleiht ihren Eindrücken und Emotionen auf einfühlsame Art und Weise Ausdruck. Wajima Safis verfügt über einen wunderschönen und bildhaften Schreibstil, ihre poetische Ausdrucksweise hat mich an etlichen Passagen dieses Buches regelrecht verzaubert.

Die Autorin berichtet von Laylas und Jamals Ankunft, eingeholt von der nüchternen Realität, fern von Familie und Freunden, gestrandet in einer unsicheren Zukunft. Ich habe selten ein Buch mit derart hervorragend charakterisierten und authentischen Protagonisten gelesen, wie es im vorliegenden Roman der Fall war. Die Autorin hat mich durch die lebhaften Beschreibungen ihrer handelnden Figuren regelrecht gefangengenommen. In Layla und Jamal brodeln tiefe Gefühle, beide haben müssen einiges aus ihrer Vergangenheit aufarbeiten. Der in Djalalabad geborene Jamal war ein wildes Waisenkind aus den Bergen, der sich als Lehrer an einer Schule in seine wunderschöne Kollegin Layla verliebte. Laylas Umgang mit ihm gestaltete sich manchmal als schwierig, emotionale Verletzungen bleiben nicht aus. Der hoch intelligente Mann bezeichnet sich als Paschtune und Krieger und weigert sich, eine Arbeit anzunehmen, die unter seiner Würde ist. Seine Frau Layla besitzt ein friedfertiges und sanftmütiges Wesen. Ihre inneren Kämpfe, aber auch ihre Hoffnungen und liebevolle Erinnerungen an längst vergangene Tage werden eindrucksvoll beschrieben. Während Laylas und Jamals Tochter Mina nur eine kleine Rolle in dieser Geschichte innehat, wird auf ihren kleinen Bruder Omar ein weit größeres Augenmerk gelegt. In Deutschland geboren kann der Junge zu Gesprächen seiner afghanischen Familie und ihren Erinnerungen an die Heimat nichts beitragen. Er wird von einer großen inneren Zerrissenheit gequält, fühlt sich einsam und verloren. Als interessante Nebenfigur vermittelt Laylas schwer traumatisierte Schwester Fausia durch ihre Berichte aus der Heimat schockierende Einblicke in das vom Krieg gebeutelte Kabul.

Die Geschichte von Layla und Jamal beginnt bereits Jahre vor ihrer Ankunft in Deutschland. Wajima Safi rollt durch viele Rückblenden die Vergangenheit nach und nach auf und zeichnet auf diese Weise ein detailliertes Bild des Alltags in ihrer Heimat. Afghanische Traditionen, konservative Ansichten, der muslimische Glaube und der manchmal steinzeitliche anmutende Ehrenkodex werden mit großer Liebe zum Detail beschrieben. So findet Layla beispielsweise nach der Ankunft in der Flüchtlingsunterkunft den Umgang mit alten Menschen in Deutschland völlig unverständlich.

„Denn wir waren Krieger“ lebt von der ungewöhnlich hohen Authentizität seiner handelnden Figuren und vermittelt tiefe Einsichten, die mich als Leser an einigen Stellen sprachlos zurückließen. Dieses großartige Debüt von Wajima Safi hat mir ausgezeichnet gefallen, mich nachdenklich gemacht und meine Sicht auf einige Dinge intensiviert und verändert. Uneingeschränkte Leseempfehlung für diese tief zu Herzen gehende Lektüre!

(gekürzte Fassung)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2019
Für immer in meinem Herzen
Wiggs, Susan

Für immer in meinem Herzen


ausgezeichnet

Erst morgen erkennen wir, wie wundervoll heute ist.

„Das ist Middle Grove: Glaube, Arbeit und Familie, zusammengenäht vom Faden der gemeinsamen Hingabe.“

Für die von der Außenwelt abgeschieden lebenden Mitglieder der Amish-Gemeinde Middle Grove haben abgesehen von ihren Glaubensprinzipien ihre Arbeit und die Familie höchste Priorität. Die Ordnung wird hochgehalten, die bibeltreuen Gemeindemitglieder leben von Landwirtschaft, stehen den technischen Errungenschaften der „Englischen“ skeptisch bis ablehnend gegenüber und lehnen Gewalt strikt ab. Als sich der elfjährige Jonah Stoltz auf einer benachbarten Farm durch einen landwirtschaftlichen Schredder lebensbedrohliche Verletzungen zuzieht, handelt sein Onkel und Vormund Caleb instinktiv richtig. Er ignoriert die vehementen Weigerungen seines Vaters und des Bischofs und lässt das Kind in ein Trauma-Krankenhaus ausfliegen. Diese Entscheidung rettet dem kleinen Jonah das Leben. Caleb, der sowohl seinen Neffen, als auch dessen Schwester von ganzem Herzen liebt, weicht nicht vom Krankenbett des Jungen.

Rees Powell ist Medizinstudentin und steht kurz vor ihrem Abschluss. Die intelligente und mitfühlende junge Frau liebt ihre Arbeit in der Notfallmedizin, und als der kleine Jonah Stoltz als dramatischer Fall in die Notaufnahme eingeliefert wird, berühren der tapfere Junge und dessen Onkel ihr Herz. Sie bietet Caleb Stoltz ihre Unterstützung an. Der attraktive amische Farmer und die ehrgeizige Karrierefrau aus begütertem Elternhaus, deren Leben von ihrer Arbeit und dem Studium bestimmt ist, stammen aus vollkommen verschiedenen Welten. Und dennoch verändert das Zusammentreffen mit Caleb die Sichtweise der angehenden Ärztin auf viele Dinge. Ihre Begegnung ermöglicht den beiden einen Einblick in die Welt des anderen, doch trotz der großen gegenseitigen Anziehungskraft scheint es keine Möglichkeit für eine gemeinsame Zukunft zu geben.

Dieses Buch, dessen Klappentext eine romantische Liebesgeschichte verheißt, entpuppte sich als faszinierende und erstaunlich tiefgründige Erzählung über zwei Menschen mit äußerst konträrem Hintergrund. Die Protagonistin Reese Powell personifiziert das Produkt zweier hoch intelligenter, ehrgeiziger Eltern, die durch ihre Vorgaben, ihre großen Erwartungen und ihre manipulative Art immensen Druck auf ihr einziges Kind ausüben. Caleb ist ein großer, muskulöser, sehr attraktiver und ruhiger Mann, den eine seltsame Traurigkeit umgibt. Die liebenswerte und kluge Art des kleinen Jonah und sein Einsatz für seine Mitmenschen haben mich tief berührt. Abgesehen von weiteren sympathischen Nebenfiguren wie beispielsweise Reeses Freund und Kollegen Leroy oder Calebs Bruder John fungiert Calebs Vater Asa als Antagonist dieses Buches. Ich empfand zudem eine deutliche Abneigung gegen das Verhalten von Reeses Eltern Joanna und Hector, die ihre Tochter zwar mit materiellen Dingen überschütten, sie jedoch als Vorzeigeobjekt und Schachfigur ihrer eigenen Vorstellungen und Pläne missbrauchen. Susan Wiggs hat mit der Charakterzeichnung ihrer handelnden Figuren hervorragende Arbeit geleistet. Sowohl Reese, als auch Caleb, haben mich durch ihre Authentizität beeindruckt, ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, aber auch ihrer innerlichen Entwicklung wird sehr überzeugend Ausdruck verliehen. Calebs Familiengeschichte wird behutsam und in kleinen Schritten aufgerollt. Der Leser taucht in die Welt der Amischen ein und erfährt ein wenig über die Traditionen und die Ordnung dieser Glaubensgemeinschaft.

Dem Buch liegt hinsichtlich Jonahs Genesung und der Frage, ob es eine gemeinsame Zukunft für die beiden Protagonisten geben kann, ein kleiner Spannungsbogen zugrunde. Dennoch würde ich es eher als ruhigen, bedächtigen Roman bezeichnen, bei dem Familie, Freundschaft und Liebe die zentralen Themenbereiche darstellen.

Fazit: „Für immer in meinem Herzen“ war ein sehr berührender Roman, der mir wunderschöne Lesestunden bereitet und mir ausgezeichnet gefallen hat.

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 28.02.2019
Annas Rückkehr
Philipps, Rose

Annas Rückkehr


ausgezeichnet

Verlorene Jahre. Das Mädchen mit der Engelsstimme.

Die bildschöne und elegante amerikanische Opernsängerin Anna Miller besitzt das absolute Gehör und die Stimme eines Engels. In Begleitung ihres Managers reist sie im Herbst des Jahres 1955 für einen Auftritt von New York nach Berlin und möchte diese Reise mit der Suche nach ihren Verwandten verbinden. Anna wurde im Alter von fünfzehn Jahren von ihrer Familie ohne jegliche Erklärung weggeschickt, Zorn und tiefe Verletzung bestimmten seitdem ihr Leben. In Berlin angekommen holen Anna die Erinnerungen wieder ein. Sie beschließt, dass es nun endlich an der Zeit ist, die Wahrheit über die damaligen Ereignisse herauszufinden. Das Wiedersehen mit ihrer Mutter Margarete „Grete“ Künke und ihrem Bruder Anton gestaltet sich emotional, der endlich wiedervereinigten Familie ist jedoch keine gemeinsame Zeit vergönnt. Die schwerkranke Grete stirbt kurz nach der Aussprache mit ihrer Tochter in der Gewissheit, dass diese ihr vergeben hat. Anna erfährt die Wahrheit über ihre Kindheit schließlich durch ihren Bruder Anton sowie die Tagebucheinträge von Ellie, der Ehefrau des Reichsleiters Ferdinand Probst. In laufendem Perspektivenwechsel wird dem Leser eröffnet, was zwischen 1933 und 1944 in Berlin vorgefallen war; die vielen Erinnerungsfragmente formen sich letztendlich zu einem Gesamtbild.

Rose Philipps erzählt die dramatische Geschichte der Familie Künke und verschont den Leser nicht mit Hinweisen auf die fürchterlichen Gräueltaten des Naziregimes. In sehr eindringlichen Worten und mit schonungsloser Offenheit zeichnet die Autorin ein Bild der damaligen Zeit und thematisiert das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte, nämlich die unvorstellbare Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten unter der Führerdiktatur Adolf Hitlers. Obgleich Rose Philipps die historisch belegten Fakten mit einer fiktiven Familiengeschichte verband und in Romanform präsentiert, schmälert dies nicht die Intensität und Wirkung.

Der Schreibstil dieses Buches hat mir sehr gut gefallen, die handelnden Figuren waren überzeugend dargestellt. Anna Miller gilt zwar als Protagonistin in dieser Geschichte, das größte Augenmerk lag jedoch auf Margarete Künke und Elisabeth Probst. Speziell die stille, unscheinbare Grete weist große Tiefe auf, sie musste in ihrem bewegten Leben viele Schicksalsschläge ertragen. Grete war es auch, deren Entwicklung mich am meisten beeindruckte. Gretes Ehemann Gustav darf ich als meinen ganz persönlichen Antagonisten bezeichnen. Ich verabscheute diesen grausamen und herzlosen Mann mit jeder Buchseite ein wenig mehr.

Die zahlreichen Nebenfiguren sowie die Einblicke in deren Denken und Handeln fand ich ebenfalls sehr gut ausgearbeitet. Rose Philipps verstand es zudem, zwischen den grauenhaften Ereignissen immer wieder menschliche Aspekte einzubringen. Personen wie beispielsweise Oma Luise, eine alte Witwe in der Nachbarschaft, die für die Klünkes wie eine leibliche Verwandte sorgt oder die Ehefrau eines einflussreichen Nazifunktionärs, die sich für andere einsetzt und gegen menschenunwürdige Behandlungen auflehnt. Gretes freundliche und hilfsbereite Arbeitgeberin Frau Rubinstein steht beispielhaft für jene Mitglieder jüdischer Familien, denen die Flucht aus Deutschland noch rechtzeitig gelungen ist. Im Roman gibt es jedoch auch Hinweise auf die unzähligen Menschen, denen dies nicht vergönnt war. Den Konzentrations- und Vernichtungslagern wird durch die Verschleppung jüdischer Bürger und der Verhütung erbkranken Nachwuchses in diesem Buch gleich in zweifacher Hinsicht eine schreckliche Rolle zuteil.

Fazit: „Annas Rückkehr“ ist ein sehr intensives Buch, eine überwältigende Lektüre, die mich erschüttert und emotional aufgewühlt hat. Fünf Bewertungssterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung dafür!

Bewertung vom 27.02.2019
Blind / Milla Nova ermittelt Bd.1
Brand, Christine

Blind / Milla Nova ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Es gibt Momente im Leben, in denen Zögern keine Option ist

Nathaniel Brenner ist seit seinem elften Lebensjahr blind. Der attraktive Mann arbeitet in der Erlebnisgastronomie, seinen Alltag erleichtern ihm seine Blindenhündin Alisha und eine App namens „Be my eyes“. Als er eines Tages über diese App Unterstützung durch eine sehende Person anfordert, wird er mit einer jungen Frau namens Carole verbunden. Das Gespräch nimmt ein böses Ende – der blinde Mann wird Zeuge eines Verbrechens. Doch seine akustischen Wahrnehmungen während dieses Telefongespräches werden weder von seiner Familie, noch von der Polizei ernst genommen, niemand schenkt seinen Worten Glauben. Nathaniel stellt auf eigene Faust Recherchen an und kontaktiert seine Bekannte Milla Nova, die als TV-Reporterin tätig ist. Zugleich sickern Informationen zu einem äußerst spektakulären Verbrechen durch, und Milla kommt ihrem Lebensgefährten empfindlich in die Quere. Sandro Bandini ist nämlich Leiter des Dezernats Leib und Leben bei der Kantonspolizei Bern und schätzt die Einmischungen seiner Reporterfreundin in keiner Weise. Doch manchmal gibt es Momente im Leben, in denen Zögern keine Option ist…

Christine Brand erzählt im vorliegenden Krimi die Geschichte eines Blinden, der über sein Smartphone Zeuge eines Verbrechens wird. In eindrucksvollen Worten und durch einen hervorragend charakterisierten Hauptdarsteller lässt sie ihre Leser in den Alltag eines Blinden eintauchen. Nathaniel trägt schwer an einem furchtbaren Ereignis aus seiner Vergangenheit, welches auch die Ursache für seine Erblindung war. Die Autorin erlaubt dem Leser Einblicke in seine Gefühls- und Gedankenwelt und nach und nach wird dabei auch die Vergangenheit aufgerollt. In diesem Buch spielt zudem eine eigenwillige langhaarige Schäferhündin namens Alisha eine wichtige Rolle, die als Nathaniels Blindenhündin stets an seiner Seite ist. Die Protagonisten dieses Buches sind authentisch dargestellt. Milla bringt sich mit ihrer chaotischen Art und ihrem Eigensinn manchmal in Misskredit, macht dies aber durch ihre Arbeitsergebnisse, aber auch durch ihre Liebenswürdigkeit und ihren Charme wett. Sandro hingegen punktet durch sein ruhiges und beherrschtes Verhalten und seine Bemühungen, das Privatleben von seinen Ermittlungen zu trennen. Das Rätsel um den Verbleib von Carole Stein stellt den eigentlichen Kriminalfall dar. Zugleich aber werden der „rasenden Reporterin Milla“ brisante Informationen in die Hände gespielt, die auf ein unfassbares Verbrechen hinweisen.

Der Spannungsbogen wurde in diesem geschickt konstruierten Kriminalfall einerseits durch die Fragen nach dem Verbleib der jungen Grafikerin, andererseits durch meine Neugier hinsichtlich einer angedeuteten Familientragödie hochgehalten. Ich muss zugeben, dass es der Autorin auch gelungen ist, mich im Zuge der Ermittlungen kurzzeitig auf eine falsche Fährte zu locken. Dieser Kriminalroman hat mich sehr gut unterhalten und mir spannende Lesestunden bereitet. Besonders hervorheben möchte ich die lesefreundliche Schriftgröße, die angenehm kurzen Kapitel und den stets wechselnden Fokus auf die verschiedenen handelnden Figuren.

Das Buch ist mit einer hochwertigen Broschur ausgestattet und stellt auch optisch eine Augenweide dar. Die Abbildung eines nachdenklich wirkenden Mannes vor einer offenen Türe hat mir in der Vergrößerung auf der ersten Innenseite sogar noch besser gefallen als auf dem Coverfoto. Der an den Rändern leicht aufgeraut wirkende Buchumschlag sorgte für eine überraschende Haptik, die dunkle Hintergrundfarbe des Umschlags vermittelt einen düsteren und bedrohlichen Eindruck.

Fazit: Die Lektüre dieses Buches bescherte mir großes Lesevergnügen und hat alle meine Erwartungen an einen Krimi erfüllt: ein gut konstruierter Fall, interessante Ermittlungsarbeiten, überzeugende Charaktere und nicht zu vergessen ein hoher Spannungsfaktor. „Blind“ von Christine Brand hat mir ausgezeichnet gefallen!

Bewertung vom 24.02.2019
Je dunkler das Grab / Gärtnerin Mags Blake Bd.2 (eBook, ePUB)
Fox, Mary Ann

Je dunkler das Grab / Gärtnerin Mags Blake Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Mord auf St. Michael’s Mount

Im zweiten Band der Reihe verschlägt es die sympathische Gärtnerin Mags Blake auf die Klosterinsel St. Michael’s Mount im wunderschönen Cornwall, wo nicht nur Mags guter Freund Dr. Sam Hawthorne, sondern zugleich auch ein neuer Fall auf sie wartet. Die Inhaberin des Unternehmens „Evergreen Garden Service“ wurde aufgrund ihres Fachwissens und ihrer großen Leidenschaft für die Natur gebeten, über den bezaubernden Garten auf der Insel zu schreiben. Doch Sam und Mags stoßen auf eine Leiche, und über kurz oder lang wird das Duo wieder in die Ermittlungen involviert. Nichts ist so, wie es den Anschein hat, und die beiden Amateurermittler glauben nicht so recht an Beweise, die fingiert scheinen und viel zu konkret auf einen ganz bestimmten Täter hinweisen.

Dieser gemütliche Krimi versetzt den Leser erneut ins wunderschöne Cornwall, wobei der einnehmende Schreibstil und die bildhafte Sprache der Autorin wesentlich dazu beitrugen, mir den Zauber dieser Landschaft und die prachtvolle Gartenanlage auf der Klosterinsel St. Michael’s Mount vor Augen zu führen. Mary Ann Fox ersann einen interessanten Kriminalfall, legt jedoch das Hauptaugenmerk definitiv auf die liebevoll charakterisierten Figuren ihres Buches. Ihre Interaktionen und die gemütlichen Ermittlungsarbeiten haben mich bestens unterhalten und mir sehr gut gefallen.

Der charmante Historiker Dr. Sam Hawthorn und die Hauptfigur Mags fungieren als Hobby-Ermittler und tragen zur Klärung des Falles bei, wobei sie jedoch auch eine gewisse gegenseitige Anziehungskraft nicht leugnen können. Es hat mich darüber hinaus gefreut, Miss Clara, Mags Vermieterin und wohlmeinende Freundin aus dem Vorgängerband sowie dem Ermittlerduo Sergeant Mary Shifter und Inspector Johnson wieder zu begegnen. Zudem wird behutsam ein kleines Stück von Mags Vergangenheit gelüftet, als sie zum ersten Mal seit dem Tod ihres Vaters versucht, etwas über ihre verschwundene Mutter in Erfahrung zu bringen. Mary Ann Fox stellt ihrer Protagonistin Nebenfiguren zur Seite, die ich als überzeugend und interessant gezeichnet empfand. Meine besondere Sympathie galt Elsa Sand, die in ihrem Pub Mags Bekanntschaft macht und nichts über ihre Vergangenheit preisgibt. Die eigenwillige Hauptgärtnerin Irene Jacobs und der nach Pfeifentabak und Patschuli riechende Surfer und Weltenbummler „Onkel Jim“ erhielten eine für meinen Geschmack viel zu kleine Rolle in diesem Buch, ich hätte sehr gerne mehr über sie erfahren.

Da es sich bei diesem Buch um einen richtigen Wohlfühlkrimi handelt, erwartete ich auch keinen rasanten Handlungsverlauf. Der kleine Spannungsbogen vom Auffinden der Leiche bis zur Enthüllung der Identität des Täters wurde jedoch bis zuletzt konstant aufrechterhalten, der Autorin ist es sogar gelungen, mich durch einige falsche Fährten kurzzeitig in die Irre zu führen.

Fazit: Als absoluter Fan von „cosy crimes“ hat mir „Je dunkler das Grab“ ebenso wie auch der erste Band der Reihe um Mags Blake ausgezeichnet gefallen.
Ich freue mich bereits auf weitere Abenteuer!

Bewertung vom 24.02.2019
Das Gutshaus in der Toskana / Toskana-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)
Seemayer, Karin

Das Gutshaus in der Toskana / Toskana-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Wo du bleibst, da bleibe auch ich.

Marco Michele di Raimandis Plan, mit seiner frisch angetrauten Ehefrau nach Amerika auszuwandern und auf diese Weise seinen Häschern zu entgehen, wird durch Antonellas Schwangerschaft durchkreuzt. Die beiden finden bei einem alten Pächter in Vallone di Segalari Unterschlupf, knüpfen neue Kontakte und finden ihr Auslangen. Doch das unerwartete Auftauchen von Antonellas rachsüchtigen ehemaligen Verlobten aus ihrem Heimatdorf Cerreto wirft dunkle Schatten auf das Glück der beiden Liebenden.

Karin Seemayer ist mit „Das Gutshaus in der Toskana“ ein fantastischer Nachfolgeband ihrer Geschichte um Marco und Antonella gelungen. Ihren hervorragend charakterisierten Protagonisten und auch einige Nebenfiguren aus dem ersten Buch wieder zu begegnen hat mir große Freude bereitet. Die Autorin versteht es, ihren Lesern die wunderschöne Landschaft der Toskana vor Augen zu führen. Mit ihrem einnehmenden Schreibstil und der spannenden Handlung hat sie mich auf der Stelle für dieses Buch eingenommen. Es war schön, Marcos Familie näher kennenzulernen, wobei sie es verstand, die Gedanken und Emotionen der di Raimandis anschaulich darzustellen. Im vorliegenden zweiten Band sind zwar Elemente des ersten Buches wie beispielsweise der Kampf um die Unabhängigkeit Italiens durch Guiseppe Mazzini und Giovine Italia vorhanden, diesmal jedoch mit einem wesentlich niedrigeren Spannungsbogen. Ich habe die Liebe zum Detail genossen, die Karin Seemayer in ihren Beschreibungen der Landschaft und der Bevölkerung zum Ausdruck brachte und begrüßte die Gewichtung der Autorin auf das Weingut Alberi d’Argento und die Familiengeschichte der di Raimandis. Man kann sich zudem durch laufende kleine Rückblicke auf relevante Ereignisse in der Vergangenheit ein Bild von der Vorgeschichte der Protagonisten machen. Meine favorisierten Nebenfiguren waren Tiziana Ferrante und ihr Schwager Ugo, die von ihren Mitmenschen nicht akzeptiert werden, aber ihrerseits zu sehr guten und unerschütterlich treuen Freunden von Marco und Antonella wurden. Der Antagonist dieses Buches war natürlich der „rachsüchtige Widerling Paolo“, wie die Autorin den ehemaligen Verlobten Antonellas tituliert. Bereits der Klappentext verheißt nichts Gutes, und tatsächlich erhält auch er einen nicht unwesentlichen Part in dieser Geschichte.

Fazit: „Das Gutshaus in der Toskana“ war nicht nur ein würdiger Nachfolger des ersten Bandes, sondern hat ihn aus meiner Sicht sogar noch übertroffen. Mir haben das etwas gemächlichere Tempo und die Konzentration auf die Interaktion der handelnden Figuren in diesem Buch ausgezeichnet gefallen – es hat mir ein wunderschönes Abenteuer im Kopf bereitet und ich kann es uneingeschränkt weiterempfehlen.

Bewertung vom 24.02.2019
Im Schatten der Magnolien
Musser, Elizabeth

Im Schatten der Magnolien


ausgezeichnet

"Wir sind gleich. Vor Gott sind wir alle gleich."

Es gibt in Wilkes County, Georgia, im Jahre 1868 viele Menschen, die nicht dieser Ansicht sind. Menschen, die gegen die Aufhebung der Sklaverei protestieren und alles dafür tun, um ihre Mitmenschen mit schwarzer Hautfarbe wie zuvor zu diskriminieren und in Angst und Schrecken zu versetzen. Die rebellische Emily Joy Derracott verbrachte ihr ganzes Leben auf der Baumwollplantage ihres Vaters und ist strikt gegen die Sklaverei. Sie steht zu ihren Überzeugungen, fühlt sich dazu berufen, den ehemaligen Sklaven zu helfen und erteilt ihnen Unterricht im Lesen und Schreiben. Doch eines Tages wütet der berüchtigte Ku-Klux-Klan auch auf der Derracott-Plantage in Wilkes County. Leutnant Thomas McGinnis ist Emilys guter Freund aus Jugendtagen. Die beiden verbinden wunderschöne Erinnerungen an gemeinsame Unternehmungen vor dem Krieg, als sie ihre Freizeit ausgelassen und unbeschwert miteinander verbrachten. Doch der Krieg hat vieles verändert. Thomas McGinnis bezeichnet die ehemaligen Sklaven als dumm und arbeitsunwillig und zieht sich damit den Unwillen jener Frau zu, die er zu umwerben gedenkt. Emily ist Thomas wie einem Bruder zugetan, ihr Herz gehört jedoch einem anderen. Sie würde zudem niemals einem Mann das Jawort geben, der ihre Überzeugungen nicht teilt.

Die Aufhebung der Sklaverei, der Einsatz für die Rechte der ehemaligen Sklaven sowie die Widerstände gegen deren aktive politische Beteiligung – beispielsweise durch das mörderische Treiben des Ku-Klux-Klans - sind Themen dieses Buches. Die Protagonistin Emily wird als warmherzige, aber auch ziemlich rebellische junge Frau dargestellt, die als überzeugte Gegnerin der Sklaverei ihren Part dazu beiträgt, den Freigelassenen zu ihren Rechten zu verhelfen. Ihr männlicher Gegenpart Thomas McGinnis scheint von ihrer Einstellung nicht begeistert zu sein. Es kommt zu Meinungsverschiedenheiten und letztendlich kann Emily ihrem ehemals besten Freund nicht mehr vertrauen. Die Autorin hat ihre handelnden Figuren und deren Gefühls- und Gedankenwelt überzeugend dargestellt. Als meine favorisierte Nebenfigur möchte ich die anmutige und würdevolle Miss Lillian anführen, die durch die Missionary Aid Society als Lehrerin in den Süden kam. Die tief gläubige Christin möchte den Freigelassenen dienen. Sie strahlt Frieden und Freundlichkeit aus und gibt an, lieber Gott zu gehorchen, als den Menschen. Miss Lillians tiefgründige Gespräche mit Emily waren für mich Höhepunkte dieses Buches.

Ich empfinde den einnehmenden Schreibstil, die gewählte Ausdrucksweise und die hervorragende Charakterzeichnung der handelnden Figuren bereits als ein Markenzeichen von Elizabeth Musser. In diesem Buch wurde nicht so detailliert auf die Personen eingegangen wie ich es aus den anderen Werken der Autorin gewohnt bin, was aber vermutlich der Kürze dieser Geschichte geschuldet war.

Fazit: Elizabeth Musser hat mit ihrer Lektüre „Savannah“ eine eindrucksvolle Kurzgeschichte geschaffen, die sowohl durch ihren Inhalt, als auch durch die handelnden Personen überzeugte und mir ausgezeichnet gefallen hat. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt weiterempfehlen!

Bewertung vom 24.02.2019
Ein Job für Neill Archer
Witemeyer, Karen

Ein Job für Neill Archer


ausgezeichnet

Es ist Zeit für ein zweites Paar Schultern

Die zwanzigjährige Clara Danvers ist Witwe und lebt in einer kleinen, baufälligen Hütte in Dry Gulch, Texas. Ihr nichtsnutziger Ehemann Matthew war Spieler, ein Taugenichts, der sich lieber im Saloon herumtrieb, als sich seiner jungen Ehefrau zu widmen. Clara ist zwar eine mutige und starke Kämpferin, doch ihr droht auf sich alleine gestellt große Gefahr. Als Neill Archer auf der Suche nach Arbeit an sie verwiesen wird, bringt der gutaussehende und freundliche junge Mann nicht nur Dach und Treppen in Ordnung, sondern auch ihr Leben.

Karen Witemeyers bezaubernder Liebesroman besticht durch einen äußerst einnehmenden Schreibstil, gespickt mit vielen Emotionen und einer kleinen Prise Humor. Diese Kurzgeschichte bietet wie auch alle anderen Bücher der Autorin großen Unterhaltungswert, es erzählt vom Schicksal einer wunderschönen Außenseiterin in Texas, im Jahre 1893. Bei den handelnden Personen konzentriert sie sich in erster Linie auf die beiden Protagonisten Clara und Neill, deren Charakterzeichnung sie sich ausführlich widmet. Die Nebenfiguren wie beispielsweise Claras arroganter und unnachgiebiger Schwiegervater Mack oder Neills Brüder Travis, Jim und Crockett werden nur oberflächlich beschrieben, ein Umstand, den ich auch hinsichtlich Neills bestem Freund Josiah ein wenig bedauerte. Dennoch verstand es Karen Witemeyer, trotz der geringen Anzahl von Buchseiten möglichst viel von Neills Vergangenheit und den Bewohnern der Archer-Ranch in diese kurze Erzählung einzubringen.

Zu meinem Bedauern blieben einige Fragen bis zur letzten Seite unbeantwortet und es mangelte dem Verhalten von Neill Archer sowie Mack Danvers an zwei bestimmten Passagen im Buch etwas an Überzeugungskraft.

Trotz alledem hat mir dieses Buch, das im Übrigen als „Kleine-Auszeit-Roman“ mit geringer Seitenanzahl und lesefreundlicher Schriftgröße erschienen ist, ausgezeichnet gefallen. „Ein Job für Neill Archer“ hat mir unterhaltsame und vergnügliche Lesestunden bereitet und Karen Witemeyer aus meiner Sicht erneut als grandiose Autorin historischer Romane mit happy-end-Garantie und christlicher Botschaft bestätigt.