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narnia
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Bewertungen

Insgesamt 1135 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2011
Der Stein
Hohler, Franz

Der Stein


ausgezeichnet

Auf sieben Buchseiten schreibt Franz Hohler den Schöpfungsbericht völlig neu. Jeder Buchstabe ist dabei gut durchdacht und lässt erahnen, dieser Text ist zeitlos.

Der Mensch spielt nur eine kleine Rolle in dieser Erzählung die der Autor "Stein" genannt hat, nicht einmal eine rühmliche. Der Held wirft mit einem Stein nach einem Mädchen und verletzt es schwer. Franz Hohlers Held ist ein tragischer und doch hat er eine Zukunft.

In allen elf Erzählungen dieses Buches steckt eine Geschichte und beim Lesen wird sehr deutlich, Hohler meint viel mehr als nur seine erzählze Geschichte. Genau deshalb sind Hohler - Geschichten zeitlos.

Das Zeitlose wird auch besonders in der Erzählung "Der Sender" deutlich. Hoch oben in den Bergen zieht ein schwerer Schneesturm auf. Jöri und Lina, das alte Ehepaar, wollen ihr Haus dennoch nicht verlassen. Traditionen und das Wissen um die Ahnen lassen sie den Schneesturm ertragen.

In Franz Hohlers Erzählungen wird die scheinbar endlose Zeit plötzlich in einer wenige Seiten lange Erzählung sichtbar.

Dieses Buch enthält eine Sammlung von Meisterwerken!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.08.2011
Weniger Demokratie wagen
Trankovits, Laszlo

Weniger Demokratie wagen


ausgezeichnet

Deutschland ist das Land in dem so viel mitbestimmt werden kann wie in keinem anderen Land der Erde, aber ist das wirklich ein Gewinn?

Laszlo Trankovits behauptet in seinem neuen Buch: "Mehr Demokratie könnte ein gefährlicher Irrweg sein." Das klingt schon etwas fremd in den Ohren eines Westeuropäers. Trankovits sieht in unseren westlichen Demokratien bereits heute besorgniserregende Fehlentwicklungen. "Wer Demokratie missversteht als ein System, in dem immer alle überall mitbestimmen und partizipieren können, bedroht das Funktionieren und die Effizienz in Gesellschaft, Staat und Wirtschaft." sagt der Autor.

Im Weiteren beschreibt Trankovits den Ist-Zustand-Deutschlands, geht auf die verunsicherte innerdeutsche Gesellschaft ein und hält uns somit einen Spiegel vor unsere Augen. Gerade dieses Kapitel V. halte ich für einen sehr ehrlichen zu Papier gebrachten Blick auf unser Land. Vielleicht ist dies auch nur mit einem gewissen Abstand möglich, der Autor lebt gegenwärtig in Südafrika.

Dann wird Laszlo Trankovits sehr konkret und spricht Wahrheiten aus, denen wir von Jahr zu Jahr näher kommen. Er beschreibt den großen wirtschaftlichen Erfolg solcher Diktaturen wie China und Russland und scheut sich nicht vor der Frage: "Von den Chinesen lernen?"

Um eines klarzustellen: Laszlo Trankovits fordert kein neues China zwischen Oder und Rhein. Aber mit seinen provokanten Thesen und Visionen will er zum Nachdenken über unsere Demokratie auffordern. Dazu gibt er sehr konkrete Hinweise auf Fehlentwicklungen und macht brauchbare Vorschläge für eine Weiterentwicklung unserer Gesellschaft.

Laszlo Trankovits legt nicht eines der vielen zur Zeit auf den Markt strebenden gesellschaftskritische Bücher auf den Tisch, die unsere Politiker schlecht machen. Trankovits schaut weiter und fordert mit realistischem Blick eben diese dringend erforderliche Weiterentwicklung unserer Gesellschaft.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

8 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.08.2011
Stille Post
Widmer, Urs

Stille Post


ausgezeichnet

Mit Urs Widmer "Stille Post" zu spielen geht natürlich nicht, aber ebenso wie das Spiel aus Kindertagen, ist auch die Variante des Spiels die Urs Widmer in seinem Buch praktiziert kurzweilig und spannend.

Dazu schreibt er einen kurzen Text. Zwei Seiten in denen es um das schweizer Brauchtum geht. Dann wird eben dieser Text ins spanische, chinesische, englische, russische, französisiche und deutsche Übersetzt. Und was dabei für Veränderungen festzustellen sind, ist äußerst interessant.

In einem kurzen Epilog beschreibt der Autor wie es ihm mit dem doch stellenweise ziemlich veränderten deutschen Text geht. Widmer macht auf Veränderungen aufmerksam, versucht Ursachenforschung, wird ein klein wenig theoretisch und ich denke so bei mir, wieviel lese ich eigentlich in anderen Büchern von dem jeweilig übersetzten Autor eigentlich und was hat der Übersetzer nicht alles selbst dazu geschrieben?

Zehn weitere Prosastücke des schweizer Autoren haben in diesem Büchlein Platz gefunden. Widmer beweist einmal mehr seine Beobachtungsgabe und seinen guten Schreibstil. Alle diese Geschichten haben mehr oder weniger etwas mit der "Stillen Post" zu tun.

Veränderungen, Zeitreisen, Vergangenheit und Gegenwart sind die großen Themen dieses nie langweilig werdenden Autors.

Wieder einmal begegnet mir ein Urs Widmer der mir ernst und heiter das Leben in all seinen Facetten näher bringt und dazu noch vergnüglich ist!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.08.2011
Vaclav und Lena
Tanner, Haley

Vaclav und Lena


ausgezeichnet

Haley Tanner schafft ein Gefühl dafür wie sich viele Russen in Amerika fühlen. Leider ist dies ein Thema, dass nicht oft in der Öffentlichkeit thematisiert wird.

Die 1982 in New York geborene Autorin tut dies und hat damit eine herrliche und doch auch schmerzliche Liebesgeschichte zu Papier gebracht.

Vaclav lebt mit seiner Mutter und seinem ewig auf dem Sofa sitzenden und russisches Satellitenfernsehen schauenden Vater in geordneten Verhältnissen. Die heimatlose Lena allerdings wohnt bei einer angeblichen Tante.

Als Vaclav und Lena sich als Schüler zum ersten Mal sehen, entsteht eine nicht einfache Freundschaft. Vaclav macht regelmäßig für Lena die Hausaufgaben. Lena stiehlt regelmäßig aus der Wohnung von Vaclav Nahrungsmittel.

Eines Tages ist Lena jedoch verschwunden. Haley Tanner hat keinen geschlossenen Roman geschrieben. Es ist vielmehr eine Aneinanderreihung vieler Texte mit Zwischenüberschriften. Dem Leser wird es ermöglicht sehr genau die Biografie beider Jugendlicher zu verfolgen. Wie bei einem Puzzlespiel fügt sich erst nach und nach alles zusammen.

Monate später ruft Lena plötzlich Vaclav an. Nach langer Zeit sehen sie sich wieder und wissen, sie gehören zusammen. Lena erzählt von ihrem Plan ihre leiblichen Eltern finden zu wollen. Sie will unbedingt zurück nach Russland um ihre Lücken zu schließen. Dabei weiß sie noch nicht einmal ob sie in Amerika oder Russland geboren wurde.

Haley Tanner hat mit diesem Buch der Liebe ein Denkmal gesetzt!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2011
Die Wunde
Mauvignier, Laurent

Die Wunde


ausgezeichnet

Der französische Autor Laurent Mauvignier hat mit seinem vorliegenden Buch ein Meisterwerk geschaffen, in dem er eine Geschichte erzählt, um hinter sichtbare und vor allem unsichtbare Fassaden zu schauen.

Sein Roman geht sehr in die Tiefe, liest sich nicht einfach und schaut sehr genau auf menschliche Beziehungen. Mauvignier geht es um menschliches Zusammenleben und Aufarbeitung französischer Innenpoitik.

Held der Geschichte ist Bernard. Er kommt aus einer Familie mit vielen Geschwistern und wenn ich nun behaupte, er sei schon immer das schwarze Schaf der Familie gewesen, ist dies sicher eine sehr freundliche Beschreibung für Bernard.

Schon in seiner Kindheit hatten sich alle sofort auf ihn eingeschossen, wenn wieder mal ein Schuldiger gebraucht wurde. Klar, ein Unschuldslamm war er nicht, aber Schuld hatte er nie nur allein.

Solange, seiner Schwester, schenkte er viele Jahre später eine sehr teuere Brosche. Damit bekam die Geburtstagsparty einen seltsamen Höhepunkt. Alle Gäste, vor allem die Geschwister, schauten auf die Brosche und Bernard sah hinter jeder Stirn die Frage: Wo hat dieser Habenichts denn bloß das Geld her?

Schon allein diese verzwickte Familiengeschichte mit dem Trunkenbold Bernard, der mit niemandem so richtig konnte und immer schwarze Fingernägel hatte, wäre ein Roman wert gewesen, aber Mauvignier kombiniert die Handlung mit dem Einsatz französischer Truppen in Algerien. Bernard kämpft in den 6oer Jahren in Algerien mit und kann unmenschliche dort erlebte Szenen nie vergessen.

So packt Laurent Mauvignier die Aufarbeitung auf zwei Ebenen beim Schopfe. Dieses Buch mit seinem schweren Thema gilt es zu lesen, weil es ohne Aufarbeitung von Geschichte kein gutes Weiterleben geben kann.

Mauvignier tritt mit seinem Buch den Beweis dafür an, dass nur die Aufarbeitung der Geschichte, Zukunft ermöglicht!

Christian Döring

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2011
Von Tod und Wiedergeburt
Nydahl, Ole

Von Tod und Wiedergeburt


ausgezeichnet

In unserem Kultur - und Religionskreis gehören Tod - und Nahtoderfahrungen immer noch zu Tabuthemen. Im Buddhismus ist das anders, vielleicht ist dies ein Grund für die Faszination die von dieser Religion auch hier bei uns im Westen immer mehr ausgeht.

Lama Ole Nydahl ist heute einer der bekanntesten und auch einflußreichsten Vermittlern buddhistischer Werte hier in Europa und darüber hinaus. In seinem nun vorliegenden Buch geht er mit sehr persönlichen Worten auf seinen bisherigen Lebenslauf ein, erzählt wie er zum buddhistischen Denken und Leben kam und fördert beim Leser besonders das Hinausschauen über den bisherigen geistlichen Tellerrand.

Auch wenn es im Buch oft um Tod und auch Nahtod, auch Wiedergeburt geht, es ist ein Buch für das Leben. Es gilt zu begreifen, dass alles was mit dem Tod zu tun hat, zum Leben dazu gehört.

Dank Lama Ole Nydahl, der den großen Vorteil mit sich bringt, genau zu wissen, wie westlich geprägte Menschen Denken, kann dieses Buch ein wundervoller Anfang in eine neue Welt sein!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2011
Held auf vier Pfoten
Hingson, Michael

Held auf vier Pfoten


gut

Viele Verlage meinen auf die gewinnbringende 11. September Schiene aufspringen zu müssen. Zu diesem Thema wird und wurde schon so viel geschrieben und veröffentlicht und leider springt nun auch der Hänssler - Verlag auf diese Schiene mit auf.

"Dass er überlebt, verdankt er seinem Blindenhund Roselle. Eine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft und Vertrauen, das Leben rettet." So lese ich es auf der Rückseite des Buches. Vorn steht drauf: "Eine dramatische Rettung am 11. September". Diese Werbung trifft für mein Empfinden nicht den Kern dieses Buches. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Leser gibt, die nach dem Lesen des Covers etwas völlig anderes in diesem Buch erwarten.

Tatsächlich beschreibt Michael Hingson sein Leben als Blinder. Er kam viele Wochen zu früh auf die Welt und erblindete in seinen ersten Lebenstagen. Seinen Eltern empfahlen die Ärzte, geben sie ihn in ein Heim. Aber die Eltern folgten diesem Ratschlag nicht und erzogen ihn wie einen normalen Jungen.

Michael ging in eine normale Schule, ja er fuhr sogar Fahrrad. Mit dreizehn bekam er seinen ersten Blindenhund. All das erzählt Hingson und ich bekomme die Welt so beschrieben wie ein Blinder sie hört. Das allein ist spannend und äußerst interessant!

In etwa 20 Prozent seines Buches beschreibt der Autor wie er den Knall in einen der beiden Türme erlebt und wie er dann mit seinem Kollegen und seinem Blindenhund Roselle den Turm verlässt. Roselle bietet Michael Hingson Vertrauen, aber "eine dramatische Rettung" durch den Blindenhund konnte ich beim Lesen nicht erkennen.

Die Bekanntschaft mit Michael Hingson gemacht zu haben, habe ich nicht bereut. Ein ungutes Gefühl bleibt jedoch, wenn ich mir das reißerische Cover mit seinen leeren Versprechungen anschaue!

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.08.2011
Der Sonnenfürst
Röhrig, Tilman

Der Sonnenfürst


ausgezeichnet

Dem Sonnenfürsten vom Rhein Kurfürst Clemens August hat Tilman Röhrig seinen neuen spannenden Roman gewidmet. Das Buch zeigt eindrucksvoll wie sich Lüge und Intrige um den Sonnenfürsten breit machen.

Mit dem tragischen Tod an seinem Freund Johann von Roll, der eigentlich ein Mord war, beginnt erst so richtig das gefährliche Ränkespiel bei Hofe. Von Roll wird in ein Duell hineingezogen und dort nach dem eigentlichen Ende des Duells brutalst getötet.

Schwer getroffen von diesem Tod fällt Clemens August in tiefe Trauer. Aber mit Hilfe von Nachforschungen erfährt er bald schon vom Mord an seinem Intimfreund.

Margaretha Contzen, ein armes Bauernmädchen, spielt dabei eine besondere Rolle. Sie war Brennesselblätter für ihr Federvieh rupfen, da wurde sie Zeugin des Duells und auch Zeugin des Mordes . . . Sie wird von den Gegnern des Sonnenfürsten bedroht. Die Unwahrheit soll sie sagen. Dann wird sie als Zeugin vom Sonnenfürsten ins Schloss gerufen . . .

Tilman Röhrig hat es wieder einmal geschafft mich mit seinem Roman zu begeistern. Seine behutsame und doch äußerst lebendige Art die Vergangenheit zu beschreiben, lässt sie gleichsam vor dem inneren Auge lebendig werden, ganz so als sähe man einen Film. Dies hat mich fasziniert und nach diesem Buch süchtig gemacht.

Christian Döring, www.buecherveraendernleben.npage.eu

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.