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utaechl
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Bremen
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Bewertungen

Insgesamt 264 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2017
Tiefenwelt
Sperling, Theresa

Tiefenwelt


ausgezeichnet

Eine faszinierende Dystopie in deren Zentrum eine auseinander gerissene Familie steht. Ein Junge, der zu Höherem berufen ist und eine Stadt, die dank ihrer Aufteilung für einen Großteil der Bewohner nur Leiden bedeutet. Stimmungsvolles Abtauchen garantiert.

Inhalt:
Die Tiefenwelt ist ein geheimnisumwobenes Bunkerlabyrinth unter der Stadt. In dieses gerät der 16-jährige Lenyo, nachdem er durch die Soldatisten von seiner Familie getrennt wurde. Er erfährt, dass man in der Tiefenwelt die Rebellion gegen die vorherrschenden Verhältnisse vorbereitet und er eine besondere Gabe hat. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als sich der neuen Aufgabe zu stellen, in der Hoffnung seine Familie retten zu können.

Setting und Stil:
Theresa Sperling gelingt es hervorragend die dystopische Stimmung in der Stadt und für die Menschen dem Leser zu vermitteln. Man merkt, dass der Überlebenskampf im Vordergrund steht. Der kleinste Fehler bedeutet das Ende. Hunger, Mangel, Niedergeschlagenheit und Trostlosigkeit regieren die Nordstadt. Erst als man mit Lenyo die Tiefenwelt erreicht, ändert sich zumindest die Stimmung, selbst wenn ein falscher Schritt auch hier alles zum Einsturz bringen würde. Einfach toll, wie man als Leser gebannt mitfiebern muss und sich über jede lustige, stresslösende Situation freut.
Neben Lenyo geht es vor allem um seinen Vater Lugh, der von den Soldatisten inhaftiert wurde, sowie seine Mutter Flor und seinen Bruder Nebo. Dadurch wechseln die Sichtweisen von Abschnitt zu Abschnitt und das Leben oberhalb und unterhalb der Stadt bewegt sich zeitgleich voran.

Charaktere:
Lenyo ist ein normaler 16-jähriger Junge. Kein Wunder also, dass ihn in Tiefenwelt als erstes die schöne und faszinierende Lielle ins Auge springt. Wie sich herausstellt ist er zum Protektor bestimmt, da er eine besondere Gabe hat, die noch ausreifen muss. Es ist sehr leicht sich mit ihm zu identifizieren und mit ihm die neue Welt zu entdecken.
Er musste seine Familie zurücklassen mit der Befürchtung sie nie wiederzusehen. Sein Vater gerät in Haft, seine Mutter ist tödlich erkrankt und wird ohne Medikamente nicht überleben und sein Bruder muss sich ebenfalls alleine durchschlagen.
Eine Situation, in der sie alle nichts mehr zu verlieren haben. Aussichtsloser geht es kaum. Bleibt nur die Hoffnung, dass seine neue "Familie" und ihre geplante Revolution etwas ändern kann.
Die Charaktere sind stimmig, man fühlt und leidet gerne mit ihnen. Natürlich gibt es einige Überraschungen und nicht jeder ist das, was er zu sein scheint.

Geschichte:
Eine Stadt, in der der Status Quo für die Südstädtler nur dadurch gehalten werden kann, dass der Rest der Bevölkerung gnadenlos und brutal unterjocht wird. Ein unterirdisches Gängesystem, in dem sich der Widerstand organisiert und Menschen, deren besondere Fähigkeiten die Lösung sein könnten. Alles Zutaten, die eine hervorragende dystopische Geschichte ergeben. Dazu kommen interessante Charaktere, viele zwischenmenschliche Beziehungen und ein Familienzusammenhalt, der auf die ultimative Probe gestellt wird.
Mir hat es sehr gut gefallen, mich in diese Welt zu begeben. Dabei gibt es noch ein kleines aber feines I-Tüpfelchen, das sich am Ende offenbart und über das ich lieber kein Wort verlieren möchte. Das müsst ihr selbst herausfinden.

Fazit:
Tiefenwelt ist eine Dystopie, die ich jedem Fan des Genres ans Herzen legen kann. Sowohl jugendliche als auch ältere Leser werden ihren Spaß daran haben. Die Stadt ist wie dafür geschaffen, die Charaktere leiden zu lassen und es ist toll mitzuerleben, wie sie sich langsam aus dieser Trostlosigkeit herausarbeiten. Jugendliche Gefühlswallungen dürfen nicht fehlen und insgesamt hat die Autorin eine Geschichte erschaffen, die mich gefesselt und berührt hat. Eine Erfahrung, die ich jedem gönne, deshalb bleibt mir nur die Empfehlung, das Buch schnell auf die Wunschliste zu setzen.

Bewertung vom 25.04.2017
Mordsmäßig Münchnerisch

Mordsmäßig Münchnerisch


ausgezeichnet

20 Stadteile, 20 Krimigeschichten, 20 bayrische Rezepte. All das erwartet den Leser dieser tollen Anthologie, die spannende, nachdenkliche und dialektreiche Geschichten aus der Hauptstadt des Freistaats enthält.

Inhalt:
München hat viele unterschiedliche Ecken, jeder Stadtteil hat etwas Anderes zu bieten und so wundert es auch nicht, dass das Verbrechen unterschiedliche Seiten von sich zeigt. 20 Kurzkrimis, die jeweils etwas Besonderes aus dem zugehörigen Stadtteil enthalten. Dazu passend jeweils das Rezept einer bayrischen Spezialität. Das verspricht einiges an spannendem Lesespaß.

Setting und Stil:
Jeder Autor geht mit seinem eigenen Stil an seine Geschichte heran. Sie sind vereint darin, dass ihr zugehöriges Gericht irgendwie auftauchen muss und die Handlung an einen Stadtteil gebunden ist. Dies gelingt den einzelnen Autoren hervorragend. Man merkt, dass sie mit München verbunden sind und wissen, worüber sie schreiben. Da ich keine einzelnen Geschichten herausheben will, kann ich nur empfehlen, selbst nachzulesen, was sie sich haben einfallen lassen.

Charaktere:
Zu München passt es natürlich, dass auch viele Charaktere mit mehr oder weniger schwer verständlichem Dialekt ausgestattet sind. Aber auch hier wird die Waage sehr gut gehalten und Menschen jenseits des Weißwurstäquators dürften kaum Verständnisschwierigkeiten haben. Ansonsten wird es Zeit, dass sie sich mehr mit den Münchener Ureinwohnern und ihren Ausdrucksweisen beschäftigen.

Geschichte:
Es wäre ein Wunder, wenn einem in einer Anthologie jede Geschichte gleich gut gefallen würde. Da dies kaum der Fall sein kann, gibt es hier natürlich auch Ausreißer nach oben und unten, wobei mir im Endeffekt nur eine Geschichte thematisch etwas weniger zugesagt hat. Insgesamt sind sie alle gut lesbar, enthalten tolle Ortsbeschreibungen, erzählen überraschende Begebenheiten und eignen sich dank ihrer Kürze ideal zum zwischendurch Lesen.

Fazit:
Ingrid Werner hat sich für ihre München-Anthologie ein tolles Konzept ausgedacht, dass mich völlig überzeugt hat. Ich kann das Buch jedem Krimifan empfehlen, der auch nur das kleinste bisschen Bezug zu München hat. Man erfährt mehr über tolle, besuchenswerte Ecken der Stadt abseits der üblichen Touristenpunkte. Die zwanzig Rezepte rufen Erinnerungen an die eine oder andere leckere Mahlzeit hervor, bzw. lassen einen dank Münchener Eigenheit kräftig schütteln.
Ein ideales Buch, um neue Krimiautoren, bzw. an bekannten eine neue Seite zu entdecken.

Bewertung vom 19.04.2017
Einfach nicht totzukriegen / Die Finstersteins Bd.2 (3 Audio-CDs)
Lüftner, Kai

Einfach nicht totzukriegen / Die Finstersteins Bd.2 (3 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Die Finstersteins starten in ihr zweites Abenteuer. Es wird wieder spannend, abenteuerlustig und humorvoll. Genau das Richtige für junge und alte Leser und Hörer.

Inhalt:
Fred, der Erwecker der Finstersteins, bekommt Besuch von der kompletten vierhundertjährigen Familie, die sich bei ihm und seiner Mutter einquartiert. Die erste Herausforderung besteht darin, die Finstersteins auf den Stand der Neuzeit zu bringen. In den letzten Jahrhunderten hat sich doch so einiges verändert. Sie machen Fortschritte, bis plötzlich Onkel Bende spurlos verschwindet. Adalbert Bärbach und sein Geheimbund könnte dahinterstecken. Die Suche beginnt und Fred, Sina und Franz-Ferdinand stecken mittendrin im spannendsten Abenteuer seit Erweckung der Finstersteins.

Hörbuch:
Drei vollgepackte CDs von Der Audio Verlag warten auf den Zuhörer. Der Autor selbst liest die ungekürzte Fassung und hat mich mit seiner angenehmen Lesestimme überzeugt. Er versteht es seine Geschichte so zu präsentieren, dass man einfach gefesselt vor den Boxen hängen bleiben muss. Ein intensives Hörerlebnis, das nicht nur die kleinen Zuhörer in seinen Bann ziehen dürfte.

Setting und Stil:
Es geht beinahe nahtlos nach dem ersten Teil weiter. Trotzdem finden sich auch Neueinsteiger schnell zurecht und es ist nicht unbedingt nötig, diesen zu kennen. Es bietet sich natürlich an, die Erweckungsgeschichte der Finstersteins mitzuerleben, doch auch ohne diese sind die ersten Schritte in das neuzeitliche Berlin für sich stehend überaus spannend.
Erzählt wir die Geschichte in dritter Person, wobei wir vor allem Fred über die Schulter schauen. Außerdem gibt es einige Chatdialoge zwischen Fred und Franz-Ferdinand, die mir zumindest in vorgelesener Form etwas nervig erschienen, da immer die Chatnamen mitgelesen werden mussten.

Charaktere:
Wie es sich für ein Kinderbuch gehört, hat auch hier der Nachwuchs die heldenhaften Taten zu erledigten. Allerdings werden sie dabei ohne Einschränkungen von der Erwachsenen unterstützt. So kann sich Fred ganz darauf konzentrieren, die Finstersteins fit für ihre Umwelt zu machen. Dabei hat er ein oder zwei Augen auf Sinaista geworfen, deren distanziertes Auftreten sich nur langsam ändert.
Franz und Bende sind das ideale Nachforschungsteam, das dank der Entführung schnell wieder auseinandergerissen wird.
Freds Mutter Baba und ihr neuer Freund Ante passen sehr gut zusammen, auch wenn Fred davon erst einmal nichts wissen will. Hinzu kommen die restlichen skurillen Charaktere der Familie Finsterstein, die für das besondere Etwas der Geschichte sorgen.
Ihre Gegner bleiben größtenteils im Dunkeln. Adalbert Bärbach und sein Geheimbund sind schön geheimnisvoll und sorgen für die eine oder andere Herausforderung für die Kinder.

Geschichte:
Nachdem sich die Finstersteins ein bisschen eingelebt haben, geht es vor allem darum, Bende aus den Händen seiner Entführer zu befreien. Spannend, ein bisschen gruselig, gehörig abstrus und voller toller und lustiger Momente. Eine Geschichte, die man sich auch gerne mehrmals anhört.

Fazit:
Mir hat die Hörbuchfassung und somit auch der Inhalt des Buches sehr gut gefallen. Die Geschichte passt perfekt zur Altersgruppe, die mit der fantasievollen, gruseligen und humorvollen Handlung ihren Spaß haben wird. Ein tolles Setting, einmalige Charaktere und Erlebnisse, die man wohl nur mit einem Krokodil als Haustier haben kann. Zum Glück geht die Geschichte um die Finstersteins weiter und ich fiebere dem nächsten Teil schon ungeduldig entgegen.

Bewertung vom 12.04.2017
Beruf: Geisterjäger / Johnny Sinclair Bd.1
Städing, Sabine

Beruf: Geisterjäger / Johnny Sinclair Bd.1


ausgezeichnet

Ein toller Gruselroman für Kinder ab 10 Jahren mit einem beinahe unerschrockenen Nachwuchs-Geisterjäger, der es sich zum Ziel gesetzt hat, sein Zuhause spukfrei zu bekommen. Genau das Richtige für die jungen LeserInnen.

Inhalt:
Der 12-jährige Johnny Sinclair ist nicht nur namentlich mit dem berühmten Geisterjäger Scotland Yards verwandt, sondern scheint auch noch den gleichen Berufswunsch zu hegen. Dies liegt daran, dass er als einziger die Geister auf seiner heimatlichen Burg Greyman Castle sehen kann, und da diese ihm das Leben schwer machen, wird es Zeit, sie in ihre Schranken zu verweisen.
Unterstützt wird er dabei von einem alten Schädel und seinem besten Freund Russell.

Setting und Stil:
Nicht weit vom Atlantik entfernt in Schottland liegt die Stadt Blacktooth und das sie überragende Greyman Castle, Johnnys Heimat. Der ideale Hintergrund für eine Gruselgeschichte samt Moor, Friedhof und Highland Games. Liebevoll beschrieben und mit vielen interessanten Details angereichert bringt es Spaß, sich in Stadt und Umgebung aufzuhalten.
Erzählt wird die Handlung durchweg aus Johnnys Sicht. Perfekt um der Hauptperson so richtig nah zu kommen.

Charaktere:
Man muss Johnny einfach in sein Herz schließen. Ein Held mit vielen kleinen Schwächen, der trotzdem immer wieder über sich hinaus wächst. Seinem großen Vorbild folgend, stellt er sich der Geisterjagd und lernt im Verlauf der Handlung viele Methoden, um ihrer Herr zu werden.
Unterstützt wird er dabei von Russell, der erst sehr zögerlich zu glauben beginnt, dass es überhaupt Gespenster geben könnte.
Das komplette Gegenteil ist der sprechende Totenschädel Erasmus, der mit seinem jahrhundertealten Wissen Johnnys Lehrmeister wird.
Da Johnnys Eltern mal wieder unterwegs sind, kümmert sich Cécile um ihn, die Seancen abhaltende Voodoo-Priesterin.
Johnny ist also umgeben von Menschen, die ihm mal mehr oder weniger zur Seite stehen, im Notfall aber immer für ihn da sind.
Ihnen entgegen stellen sich vier sehr unterschiedliche Geister und zwei rüpelhafte Klassenkameraden.
Ein Mädchen darf natürlich auch nicht fehlen, wobei Millie eine sehr eigene Vertreterin ihres Geschlechts darstellt.

Geschichte:
Im ersten Band der Serie geht es natürlich vor allem darum, dass Johnny erst einmal lernt, was es bedeutet Geisterjäger zu sein. So lassen die Geisterjagden auch bis zum letzten Drittel auf sich warten. Trotzdem gibt es natürlich genug Gruseliges und Informatives, das Johnnys Alltag so richtig durcheinander bringt. Insgesamt eine rundum gelungene Geschichte, die junge und ältere Leser ohne Probleme ans Buch fesseln dürfte.

Fazit:
Sabine Städing ist es gelungen mit Johnny Sinclair einen sehr tollen Charakter zu erschaffen, mit dem man sich gerne zum Geisterjagen aufmacht. Der Name sollte jung und alt etwas sagen und wer das Buch gelesen hat, wird mir zustimmen, dass der Nachwuchs-Geisterjäger insgesamt seine Sache ganz gut macht und seinem Vorbild in nichts nachsteht. Die Handlung ist altersgerecht, durchgehend spannend und gespickt mit Überraschungen und tollen Wendungen. Solltet ihr selbst auf Geisterjagd gehen wollen, empfehle ich den Gargoyle 5000 für die moderne Variante der Geisterjagd.
Erfreulich ist, dass es nach diesem Band mit weiteren Geschichten um Johnny weitergehen wird. Ich freue mich schon, dann wieder mit an Bord sein zu dürfen.

Bewertung vom 12.04.2017
Tränentod / Zons-Thriller Bd.7
Shepherd, Catherine

Tränentod / Zons-Thriller Bd.7


ausgezeichnet

Der siebte Band der Zons-Reihe konnte mich wieder völlig überzeugen. Ein spannender Fall, der Mittelalter und Neuzeit verknüpft, tolle Charaktere und das alles in einer Stadt, die man sich merken sollte. Bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich Zons einen Besuch abstatte.

Inhalt:
Eine junge Frau bricht auf einer Party zusammen und ihre beiden Mitbewohnerinnen müssen dies mit ansehen. Kommissar Oliver Bergmann ermittelt und sieht eine mögliche Verbindung zu einem inszenierten Mord an zwei Liebespaaren. Der Täter scheint es auf eine geheime Rezeptur abgesehen zu haben.
Um diese Rezeptur geht es auch im Jahre 1497. Ein Tuchhänder und seine Verlobte werden ermordet. Bastian Mühlenberg findet Spuren, die ihn in alchemistische Kreise führt. Ein mysteriöses Buch, aus dem Seiten entwendet wurden, könnte der Hinweis sein, der zum Täter führt.

Setting und Stil:
Wie in den anderen Büchern der Serie dreht sich alles um die Kleinstadt Zons, die schon im Mittelalter dank Zollstation am Rhein eine wichtige Rolle spielte. Catherine Shepherd gelingt es hervorragend sowohl das mittelalterliche Städtchen als auch die Schauplätze in der Neuzeit für den Leser zum Leben zu erwecken. Die Mischung aus Mittelalterroman und modernem Thriller gelingt, die Fälle sind geschickt miteinander verknüpft und dank Anna, die von Bastian träumt, gibt es einen direkten Brückenschlag über die Jahrhunderte.
Mit jedem der relativ langen Kapitel wird die Zeit gewechselt, die Geschichte wird hauptsächlich aus Oliver und Bastians Sicht erzählt, wobei auch anderen Charakteren über die Schulter geschaut wird.

Charaktere:
Es ist schön, zu den alt bekannten Charakteren zurückzukehren. Auch in diesem Band entwickeln sie sich wieder weiter und es werden neue Aspekte aufgedeckt. Selbst Neueinsteiger sollten sich schnell an sie gewöhnen und sie in ihr Herz schließen.

Geschichte:
Eine tolle Idee, eine mittelalterliche Rezeptur als Grundlage für den Fall zu nehmen. Die Täter sind bereit, alles zu machen, um ihr äußerst eigennütziges Ziel zu erreichen. Da braucht es schon die geballte Ermittlerkraft, um ihnen Einhalt zu gebieten. Spannend, fesselnd und fast ohne Durchschnaufpause gestaltet sich die Jagd, während der man immer mehr über die Hintergründe erfährt. Eine würdige Thrillerhandlung mit dem mittelalterlichen Extra.

Fazit:
Der siebte Zons-Thriller hat mir sehr gut gefallen. Die Mischung aus aktuellem Fall und historischen Ereignissen macht die Reihe einmalig. Deshalb kann ich sie uneingeschränkt jedem Fan von Thriller, Krimi oder Mittelalterroman empfehlen. Der Neueinstieg in die Serie ist gut möglich, auch wenn man danach sicher die anderen Teile auch noch lesen will. Der Suchtfaktor ist einfach zu groß.

Bewertung vom 09.04.2017
Das mordsmäßig merkwürdige Verschwinden der Lily Cooper
Holler, Renée

Das mordsmäßig merkwürdige Verschwinden der Lily Cooper


ausgezeichnet

Ein Mädchen verschwindet und fast alle vermuten, dass sie ausgerissen ist und bald zurückkehren wird. Ein Kinderkrimi, bei dem die Kinder die Ermittlungen übernehmen und den Erwachsenen zeigen, was sie alles können. Ein bisschen gruselig, gehörig spannend und mit Charakteren, mit denen man gerne mitfiebert.

Inhalt:
Selina ist in Indien aufgewachsen und soll nun die nächste Zeit bei ihrem Onkel in Oxford wohnen, da ihre Mutter arbeitsbedingt unterwegs sein muss. Dort angekommen erfährt sie, dass ihre Cousine Lily verschwunden ist und vor kurzem ihrem Onkel ein historisches Manuskript, an dem er forschen durfte, gestohlen wurde. Da Lily nicht das erste Mal weggerannt ist, vermutet man, dass sie bald wieder auftauchen wird, doch Lilys Freund und Nachbar Eric vermutet etwas anderes. Lily hat angedeutet, dass sie etwas Wichtigem auf der Spur ist. Selina und Eric stellen Nachforschungen an und stoßen auf ein trauriges Geheimnis, das sie alle in Gefahr bringt.

Setting und Stil:
Das englische Oxford mit dem dazu passenden Wetter eignet sich hervorragend für die gruselige Grundstimmung des Buches. Dies liegt nicht nur an dem Halloween-Abend, der die Kinder durch die Nachbarschaft führt, sondern auch an dem düsteren Geheimnis, das alles überschattet. Renée Holler baut eine tolle, stimmig und für die Altersgruppe passende Atmosphäre auf, die sich durch alle Kapitel zieht.
Das Buch wird vor allem aus Selinas Sicht erzählt, der wir als Beobachter über die Schulter schauen.

Charaktere:
Auch wenn sich Selina und Eric gerade erst kennengelernt haben, verstehen sie sich sofort gut und setzen alles daran, Lily wiederzufinden. Damit sie all ihre Fähigkeiten einsetzen können, müssen die Erwachsenen natürlich entsprechend schlecht aussehen. Diese glauben nicht daran, dass Lily etwas zugestoßen sein könnte und versuchen mit Verboten die Ermittlungen der beiden zu behindern. Doch glücklicherweise lassen sie sich nicht aufhalten und setzen sich gewitzt und mit etwas Glück über alles hinweg. Man kann sich also gerade in dem angegebenen Lesealter perfekt mit ihnen identifizieren.
Besonders gut gefallen hat mir Erics Mutter und seine beiden jüngeren Schwestern, die als Zwillinge für gute Stimmung sorgen.
Selina und Erics Gegner ist absolut unheimlich, seine Motivation und sein Können beängstigend, so dass es umso heroischer ist, dass die beiden alles versuchen, Lily zu retten.

Geschichte:
Eine tolle, altersgerechte Gruselgeschichte, in der fleißig ermittelt werden darf. Geheimcodes, mysteriöse Spuren und genug einmalige Charaktere, die den beiden Hauptcharakteren einige Schwierigkeiten bereiten. Eine perfekte Mischung, um die junge Gruselfans zu beschäftigen und in den Bann zu ziehen. Es beginnt als normale Ausreißergeschichte und verwandelt sich in etwas, das kaum einer voraussehen kann. Eine hervorragende Wendung, die am Ende der kontinuierlichen Spannungssteigerung steht.

Fazit:
Mir hat diese gruselige Geschichte für 10 - 12 Jährige sehr gut gefallen. Sie ist vielleicht nicht als allererstes Gruselbuch geeignet, aber wenn Kinder schon andere Bücher, die in diese Richtung gehen, gelesen haben, passt es perfekt. Die Spannung wird kontinuierlich aufgebaut, die Kinder dürfen sich heldenhaft verhalten und es gibt trotzdem zwischendurch Momente, in denen der Alltag die Kinder einholt.

Bewertung vom 06.04.2017
El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier / Sven Ruge Bd.1
Lamberts, Brigitte

El Gustario de Mallorca und das tödliche Elixier / Sven Ruge Bd.1


sehr gut

Eine gewagte Mischung aus Krimi und Reiseführer mir reichlich Gastrotipps. Meiner Meinung nach durchaus gelungen und im Endeffekt eine tolle Möglichkeit mehr über unterschiedlichste Aspekte Mallorcas zu erfahren.

Inhalt:
Sven Ruge arbeitet als freier Journalist und Gastrokritiker und erhält die Chance seines Lebens, einen kulinarischen Reiseführer über Mallorca, seiner Lieblingsinsel, zu schreiben. Drei Monate will er auf der Insel verbringen, um für die Leser interessante und wohlschmeckende Geheimtipps zu entdecken. Als er plötzlich in eine abenteuerliche Jagd nach einem wundersamen Heilmittel gerät, die ihn kreuz und quer über die Insel führt, findet er nicht nur neue Freunde, sondern auch hartnäckige und gefährliche Feinde.

Setting und Stil:
Mallorca ist nicht umsonst des Deutschen Lieblingsurlaubsinsel. Dass sie weit mehr als nur den Ballermann zu bieten hat, dürfte inzwischen auch jedem klar sein. So geht es auch in diesem Buch um die schönen, nicht überlaufenen Geheimtipps der Insel. Kleine Tapas-Bars, Restaurants mit typisch mallorquinischer Küche, geschichtlich wichtige Orte, schöne Landschaften. Ein Ausflug kreuz und quer über die Insel.
Der Reiseführer-Anteil kommt also nicht zu kurz, was mich auch zum Hauptkritikpunkt bringt. So manches Gespräch ist nur dazu da, um dem Leser Wissen zu vermitteln. Die Charaktere verkommen zu Stichwortgebern und nach dem Abladen der Informationen geht es dann schließlich weiter mit der Geschichte. Dies ist besondere anfangs auffällig, man sollte sich also nicht allzu sehr abschrecken lassen, denn die Krimihandlung, die aus aus verschiedenen Sichtweisen präsentiert wird, nimmt im Verlaufes des Buches doch gehörig mehr Raum ein.
Problematisch finde ich, dass all das Wissen dann leider nicht per Index abrufbar ist, sondern man sich, sollte man sich später einmal für eines der Restaurants interessieren, sich mühsam durchs Buch kämpfen muss.

Charaktere:
Sven ist ein sympatischer Charakter, der sich wirklich einen Traumjob geangelt hat. Allerdings kommt seine Abenteurerseite auch nicht zu kurz und so wird aus dem entspannten Urlaubsauftrag, eine wilde Jagd, bei der er sich allerdings durchaus geschickt anstellt.
Auf der Insel lernt er Paco Ferrer kennen, der ihm die mallorquinische Seite noch näher bringt und sich als guter Freund erweist. Zusammen stellen sie sich ihren Gegner, die ebenfalls hinter dem jahrhundertealten Geheimnis her sind.
Sven begegnet auf seinen Ausflügen vielen Mallorquinern, von denen ich nur eine hervorheben möchte. Nelly de Haan, die von der Autorin im Nachwort erwähnt wird, ist eine wirklich außergewöhnliche Persönlichkeit, deren Begegnung mit Sven äußerst lesenswert ist.

Geschichte:
Im Endeffekt ist die Jagd nach dem tödlichen Elixier eine Schnitzeljagd quer über die Insel, durch die man viele neue, interessante Stationen kennenlernen kann. Es ergeben sich immer neue Spuren, die die Handlung vorantreiben. Gleichzeitig wird noch für den Gastroführer recherchiert, so dass es reichlich Gelegenheit gibt, an verschiedensten Orten die unterschiedlichsten Speisen in Textform zu präsentieren. Als Leser muss einem dabei einfach das Wasser im Mund zusammenlaufen und ich empfehle jedem, nach den einzelnen Speisen zu googlen. Dann kommt so ein richtiges Urlaubsfeeling auf.

Fazit:
Brigitte Lamberts Versuch mit ihrem Krimi etwas Neues zu schaffen, ist gut gelungen. Er bringt einem Insel, Bewohner und kulinarische Besonderheiten näher und kann als Einstieg in weitergehendes Material gesehen werden. Man kriegt sofort mit, dass Mallorca sehr viel zu bieten hat, von dem manchmal etwas zu viel kompakt vermittelt wird. Das hat mir den Einstieg etwas erschwert, bis schließlich der Krimianteil größer wurde. Liebhaber der Insel, Urlauber, die mehr als nur den Strand sehen wollen, und Leser, die einfach nur in Buchform einen nicht so weit entfernten Ort kennenlernen wollen, sollten zugreifen. Sie erwarten unterhaltsame Lesestunden.

Bewertung vom 04.04.2017
Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3
Berg, Hendrik

Küstenfluch / Theo Krumme Bd.3


ausgezeichnet

In Nordfriesland weht ein anderer Wind. Schiffswracks tauchen plötzlich auf, Flüche nehmen Form an und ein Kommissar aus Berlin muss feststellen, dass der Nordfriese sehr eigen ist. Eine packende Mischung, die einen Krimi ergibt, den ich jedem Fan des Genres ans Herz legen möchte.

Inhalt:
Nach einem Orkan an der Nordfriesischen Küste taucht ein rostiges Schiffswrack auf und eine Reihe mysteriöser Todesfälle nimmt ihren Anfang. Im Mittelpunkt steht Familie Jessen, auf deren Bauernhof Kommissar Theo Krumme mit seiner jungen Kollegin Patrizia Reichel zu ermitteln beginnt.

Setting und Stil:
Hendrik Berg gelingt es hervorragend Husum und Umgebung für die Leser zum Leben zu erwecken. Land und Leute passen perfekt und wir erhalten dank dem zugezogenen Krumme eine gute Außensicht auf beides. Die stürmischen Nächte, das mysteriöse Auftauchen des Wracks aus dem Watt, das Schauergeschichten, die man sich untereinander erzählt, alles typisch Norddeutsch.
Die kurzen Kapitel zeigen uns unterschiedlichste Sichtweisen auf die zügig vorangetriebene Handlung.

Charaktere:
Theo Krumme hat sich als Berliner in Nordfriesland einiges vorgenommen und es zeigt sich, dass man als Neuer so einiges durchzumachen hat in Husum. Das macht ihn zur idealen Identifikationsfigur und so ist er auch mir schnell ans Herz gewachsen. Er weiß, was er will, hat seinen sehr eigenen Kopf und eine Art, die nicht bei jedem gut ankommt. Trotzdem steckt er nie zurück, steht seinen Mann und entwickelt sich im Verlauf des Buches sehr.
Ihm zur Seite steht seine junge Kollegin Patrizia Reichel, die, im Gegensatz zu ihm, mit Computern und Handy verwachsen zu sein scheint. Eine vielversprechende Nachwuchsermittlerin, die von Theo einiges einstecken muss, gleichzeitig immer wieder beweist, wie wichtig sie für die Ermittlungen ist.
Ein sehr unterschiedliches Paar, das eine hervorragende Einheit bildet.
Um sie herum sind viele Einheimische, die den Berliner mal so, mal so behandeln. Eine Beziehung, die wachsen muss. Spannend mit anzusehen, wie dies im Buch schließlich passiert.
Die Familie Jessen mit ihrem Patriarch Tore erweist sich als ziemlich harte Nuss, der nicht so leicht beizukommen ist. Eine Herausforderung, an der andere wohl zerbrechen würden.
Damit bleiben noch die mysteriösen Täter, wenn es denn welche gibt, da alle anderen an Unfälle und Selbstmorde glauben. Es sei so viel verraten, dass es durchaus die eine oder andere saftige Überraschung gibt.

Geschichte:
Ein Fall, der perfekt in die Gegend passt. Es gibt viele mysteriöse Momente. Einen Jungen, der von den Ereignissen träumt und von niemand ernst genommen wird. Das Wrack, mit dessen Auftauchen alles beginnt. Trotzdem ist der Kommissar natürlich für die irdischen Erklärungen zuständig, deren Aufspüren eine ziemliche Herausforderung darstellt.
Es ist spannend mitzuerleben, wie der Autor alle Fäden zusammenführt, alle kleinen Hinweise, die gestreut wurden, plötzlich Sinn ergeben und man sich als Leser nach der letzten Seite sehr zufrieden zurücklehnen kann.

Fazit:
Ein Regionalkrimi, der mir, da ich an der Nordsee aufgewachsen bin, doppelt gut gefallen hat. Eine Geschichte, die hier in den Norden passt, Charaktere, die überzeugen und gefallen und ein unterschwelliges, gruseliges Gefühl, das einen durchs Buch begleitet. Ein Buch, dass ich jedem Krimifan ans Herz legen möchte. Man erfährt viel über eine Region, in der andere nur Urlaub machen. Der dritte Fall für Theo Krumme hat es definitiv in sich.