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Top-Rezensenten Übersicht

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ulrikerabe
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 27.06.2018
Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1
Kiernan, Olivia

Zu nah / Frankie Sheehan Bd.1


ausgezeichnet

Die Dubliner Polizistin Frankie Sheehan kehrt nach einer Verletzungspause in den Polizeidienst zurück. Ihr letzter Fall hätte sie beinahe das Leben gekostet. Nun hat sie es mit einem vermeintlichen Selbstmord zu tun. Bald gibt es auch noch weitere Todesopfer. Die Ermittlungen führen Sheehan nicht nur in das Darknet und die BDSM Szene, sondern auch in ihren Heimatort. Doch nicht nur die persönliche Nähe zu diesem Fall, auch die Ereignisse der Vergangenheit machen ihr zu schaffen und stellen die toughe Polizistin vor einige Herausforderungen.
Die Autorin zieht sehr lange und stringent einen Spannungsbogen auf. Der Zeitdruck der Ermittlungen ist sehr präsent Der rasanten Erzählweise mag man sich kaum entziehen. Einfallsreich und wendig wird hier ein eindringliches Bild von Macht, Missbrauch und Unterwerfung gezeichnet. Frankie Sheehan ist sehr authentisch charakterisiert, ehrlich, geradlinig, integer bis verletzlich. Der Plot ist intelligent und plausibel. Die geschilderten Morde sind durchaus brutal und drastisch, bleiben aber immer auf einem erträglichen Niveau. (Für mich eine Qualitätsmerkmal bei einem Thriller)
Olivia Kiernan ist definitiv eine Autorin, die ich mir merken möchte.

Bewertung vom 27.06.2018
Die Unruhigen
Ullmann, Linn

Die Unruhigen


ausgezeichnet

Drei Lieben, zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kind, zu einem ganz besonderen Ort, so vielfältig die Liebe sein kann, so vielfältig ist auch der Roman Die Unruhigen von Linn Ullmann. Die Tochter von Ingmar Bergman und Liv Ullmann führt nicht nur Retrospektive auf das Leben ihres berühmten Vaters, sondern beschreibt auch ihre eigene Kindheit, das Hin- und Hergerissensein zwischen zwei prominenten Eltern. Linn Ullmann ist die jüngste von neun Geschwistern, die Kinder Bergmans haben sechs verschiedene Mütter. Der Kunst verschrieben, den Frauen zugetan lebt Bergmann ein Leben voller Gegensätze, Religiosität im Widerstreit mit Sexualität, starre eigenwillige Regeln gegenüber markanten Inszenierungen. Am Ende seines Lebens als die Gegenstände und Wort in der Erinnerung immer weniger werden, führt Linn Ullmann in einigen Sitzungen Interviews mit dem alten Mann. Lange Jahre vergehen, ehe sie die Tonbandprotokolle nach dem Tod des Vaters aufarbeiten kann. Bruchstückhaft, episodenhaft und sprunghaft bietet die norwegische Autorin Einblicke in das Leben des Meisters Bergman, in ihr eigenes und das ihrer Mutter. Altern sei Arbeit, behauptet Bergman, ein ständiges Bemühen, den Körper dem Willen zu folgen zu lassen. Beflissen bis störrisch, verwirrt bis ungemein klar in den Aussagen schreibt Ullmann verhalten zärtlich über den Vater.
Die Unruhigen ist eine sehr persönliche Biografie, die Zerrissenheit des jungen Ichs der Autorin, das Mädchen, wie sie selbst über sich schreibt genauso wie die Liebe und Trauer der erwachsenen Autorin mit jedem Wort spürbar. Erinnerungen, Vergangenheit und Gegenwart wechseln nicht nur zeitlich, sondern auch im Tonfall und sprachlicher Struktur. Lesens- und empfehlenswert!

Bewertung vom 16.06.2018
Der emotionale Rucksack
Dittmar, Vivian

Der emotionale Rucksack


gut

Wer kennt sie nicht diese Situationen, die scheinbar unaufgeregt trotzdem in uns etwas auslöst, was uns völlig inadäquat reagieren lässt. Emotionale Altlasten, die wir wie kleine oder auch größere Päckchen in einem imaginären Rucksack mit uns herumschleppen, können Auslöser für so ein Verhalten sein. Wie wir lernen mit diesen Altlasten und dem Rucksack umgehen, beschreibt Vivian Dittmar in diesem Sachbuch aus dem kailash Verlag.
Schon die ersten Seiten haben ganz viel von mit wieder erkennen lassen, deswegen habe ich mich auch für diese Buch interessiert. Die Autorin beschreibt auch die Problematik sowie ihre Lösungsansätze in einem sehr gut lesbaren Tonfall. Praxisorientiert und mit vielen Übungsbeispielen. Und genau hier setzt mein Aber an: Viele diese Übungen funktionieren nur gemeinsam mit einem Partner, der sich bereiterklärt auf die Methode einzugehen. Somit ist dieses Buch nicht wirklich Hilfe zur Selbsthilfe, wenn man auf das Mitwirken einer anderen Person angewiesen ist.

Bewertung vom 01.06.2018
NACHTWILD
Phillips, Susan Elizabeth

NACHTWILD


weniger gut

Joan verbringt die Nachmittage gerne mit ihrem kleinen Sohn Lincoln im Zoo. Sie haben ihre Routine, ihre festgelegten Wege, ihre gewohnten Plätze. Doch an diesem Nachmittag ist alles anders. Kurz vor Parkschluss fallen Schüsse, Menschen liegen am Boden. Joan ergreift mit Lincoln die Flucht, versteckt sich mit ihm in einem verborgenen Tiergehege. Das alles kann einen spannenden originellen Plot versprechen und doch konnte mich dieser Thriller, der mich über sein wirklich gut gemachtes Cover zunächst angefixt hat, nicht begeistern.
Neben Joan erhalten zwar auch ein junges Mädchen und eine ältere Frau eine Stimme, genauso wie einer der Täter. Aber doch befinden wir uns die meiste Zeit in Joans Gefühlwelt, erfahren ihre Erinnerung an die eigene Kindheit und viel über ihr liebevoll besorgtes Verhältnis zu ihrem Sohn. Das alles ist gut und nett, bremst aber die Thrillerstimmung gewaltig aus. Eigentlich plätschert die Handlung sehr gemächlich vor sich hin, es gibt kaum überraschende oder erschreckende Momente, bis sich zum Schluss die Ereignisse in gewohnter Manier überschlagen. Für einen Thriller alles in allem leider eine Enttäuschung.

Bewertung vom 30.05.2018
The Wife Between Us
Hendricks, Greer;Pekkanen, Sarah

The Wife Between Us


gut

Nellie liebt Richard und will ihn heiraten. Vanessa war mit Richard verheiratet und will ihre Nachfolgerin davon abhalten den gleichen Fehler zu begehen.
Das Psychospiel rund um Richard und seine Frauen ist gut und spannend erzählt. Die Geschichte wartet mit einigen spektakulären Wendungen auf. Das ist gut so, Ich mag es wenn mich ein Thriller überraschen kann. So weit so gut.
Aber: Leider erinnert die Geschichte wieder einmal frappant an Girl on the Train, wieder gibt es eine verzweifelte, dem Alkohol verfallene Protagonistin, deren Erinnerungen trügen, unerklärliche Ereignisse, ein Vergangenheitstrauma, einen undurchsichtigen (Ehe)Mann.
Alles Schema F, nicht nur bei dem Thriller von Paula Hawkins, der mich damals wirklich begeisterte, auch schon ähnlich gelesen bei The Woman in Cabin 10 oder bei The Woman in the Window. (Gleichbleibend auch die Masche den englischen Titel nicht zu übersetzen. Wer all die erwähnten Bücher nicht kennt, dem kann The Wife between us wirklich gut gefallen. Mir war es zu sehr Kopie.

Bewertung vom 28.05.2018
Barbarentage
Finnegan, William

Barbarentage


sehr gut

William Finnegan ist politischer Journalist und Kriegsberichterstatter. Aber seine wahre Leidenschaft und Berufung ist das Surfen.
Aufgewachsen in Kalifornien und geprägt durch ein katholisches Elternhaus wird das Surfen von Kindheit und frühester Jugend an zu seiner Religion. Mehr als nur Sport ist das Reiten der Welle eine Lebensphilosophie, die er sich bis zum heutigen Tage bewahrt hat. Die ersten Versuche startet der junge William in Kalifornien, intensiviert während eines Schuljahres in Hawaii seine Bemühungen. Als junger Erwachsener begibt er sich auf eine mehrjährige Weltreise von Welle zu Welle, Südsee, Fidschi, Australien, Bali, Thailand und Südafrika liegen auf seiner Route. Und auch noch später als er sich schon als Journalist etabliert hat, braucht er den Ausgleich des Surfens.
Aber es ist nicht nur die Suche nach der besten Welle, die ihn antreibt. Er entwickelt schon bald ein sehr soziales und politisches Gewissen. Schon als Jugendlicher auf Hawaii, herauskatapultiert aus einer wohlhabenden weißen Mittelschichtsgegend in Kalifornien erlebt er plötzlich Rassismus und soziale Ausgrenzung. Obwohl er seinen Eltern sehr verbunden ist, übt er harsche Kritik an den in den in den 50ern und 60ern durchaus noch üblichen körperlichen Strafen. Während seines Aufenthaltes in Südafrika kommt er hautnah mit dem menschenverachtenden System der Apartheid in Berührung, was mit ein Auslöser für sein politisches journalistisches Engagement wurde. Auch ist ihm die Umwelt ein großes Anliegen, kritisiert er doch unverblümt die Ausschlachtung von ehemals unberührten Ecken der Welt zu Touristendeponien.
William Finnegan kultiviert einige Männerfreundschaften, selbstverständlich alles Surfer, die seine Leidenschaft teilen. Seine Frauen müssen allerdings sehr viel Langmut und Geduld für eine Beziehung zu William aufbringen, ist er doch oft über Wochen und Monaten in seiner eigenen Welt des Surfens zu finden. Allerdings reflektiert er seine früheren Beziehungen, weiß er um seine Fehler. Mit seiner Frau Caroline, Künstlerin und später Anwältin, scheint er die perfekte Lebenspartnerin gefunden zu haben. Die Verantwortung für seine Tochter Mollie lässt ihn oftmals innehalten, überschreitet seine Grenzen nicht mehr unbedarft, wie er das als junger Mann noch gepflegt hat.
Barbarentage ist mehr als nur eine Auflistung biografischer Daten, es ist eine Schilderung eines umtriebigen Geistes, sehr maskulin und wortgewaltig. Es ist nicht unbedingt Surferfahrung nötig, um diesem Buch zu folgen (ich persönliche habe absolut keine), es mag aber über einige Längen hinweg helfen, wenn das Fachvokabular ausufert. Die wichtigsten Begriffe werden jedoch in einem Index erklärt. Aus meiner Sicht hätte ich mir etwas ausführlichere Schilderungen zu Finnegans journalistischem Engagement gewünscht

Bewertung vom 06.05.2018
Die Schönheit der Nacht
George, Nina

Die Schönheit der Nacht


ausgezeichnet

Claire Cousteau ist Professorin, Mutter, Ehefrau. Ihr Metier ist die Verhaltensbiologie für Fossilien hegt sie ein Faible, seit sie mit 11 Jahren zum ersten Mal das Meer gesehen hat. Das Eheleben mit Gilles wirkt von außen harmonisch, gediegen, doch seit langem schon sprechen sie nur mehr in langgeübten Floskeln miteinander. Sie schweigen, berühren sich nicht, betrügen einander. Claire ist die Frau, die für alles einen Plan hat, außer für das Kind damals, das ist passiert. Sie ist diejenige, die eine Feier verlässt, bevor man sich zu duzen beginnt. Versteinert, wie die Fossilien, die sie liebt, wie der Talisstein, der ihr eines Tages abhandenkommt.
Wie viele Frauen kann eine Frau sein, auch diese Frage stellt sich Julie, Nicholas angehende Verlobte. Ihr Zusammentreffen mit Claire beginnt mit einer gegenseitigen Lüge.
Ein kleines Ereignis zieht sich fortan wie eine Ruptur durch Claires Sein. Claire und Julie, diese beiden unterschiedlichen Frauen, begeben sich in den gemeinsamen Wochen in der Bretagne am Meer auf die Suche, die eine wo sie sich verloren hat, die andere wohin sie sich begeben will.
Nina George erzählt von zwei Frauen und doch von so vielen. Sie erzählt vom, Erblühen, vom Selbstglück und der Erfindungslust bis zum Zurückhalten, Zusammenfalten und Anpassen. Es ist eine Geschichte über Mut und Stärke, über den Wunsch, gesehen, gehört zu werden. Es ist ein Buch voll brennender Leidenschaft für das Leben, auch für die Liebe, aber vor allem ein Buch über den Willen zum Aufbruch und zur Veränderung.
Eine Frau kann vieles sein, aber eines muss sie immer sein, sie selbst.
Dieses Buch war für mich die Überraschung des Frühjahrs. Ein Buch mit dem Titel „Die Schönheit der Nacht“ mit diesem Cover kann auch vieles sein.
Mich aber hat es auf der ersten Seite schon überzeugt. „Es gab sie, diese aus einem unbekannten Nichts emporschnellende, die Seele mit fester Hand packende Sehnsucht, sich einfach fallen zu lassen und in der Tiefe des Meeres zu versinken…“ vertigo marée, jetzt habe ich auch ein Wort für dieses unbändige Verlangen frei zu sein, von allem.
Und neben all den klugen, richtigen, wichtigen Worten Georges erlebt man die Schönheit der Bretagne, als ob man dort wäre, ein Buch zum Hören ist es außerdem, ein wunderbarer Soundtrack begleitet den Leser vom klassischen Chanson bis hin zum Tango Argentino. Alors on danse!

Bewertung vom 20.04.2018
Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1
Celestin, Ray

Höllenjazz in New Orleans / City-Blues-Quartett Bd.1


ausgezeichnet

Oh, didn't he ramble

Der Axeman geht um, im New Orleans um 1919. Brutal erschlagen hinterlässt der unheimliche Täter nicht nur Tarotkarten, sondern auch wie ein Geist von innen verschlossene Räume. Mit einem Brief, den er der Zeitung zukommen lässt verhöhnt er Polizei und Bevölkerung. Nur wer Jazz hört, wird verschont. (Wer beim Lesen auf der sicheren Seite sei will: es gibt eine #höllenjazz #playlist und gebt euch den Dead man Blues)
Höllenjazz in New Orleans beruht auf wahren Begebenheiten, der Mörder wurde allerdings nie gefasst. Umso mehr macht extrem neugierig, wie denn dann dieser Fall gelöst wird. Die Ermittlungen laufen dann auch eher originell ab. Nicht nur der Polizist Michael Talbot, sondern auch die junge schwarze Pinkerton Angestellte Ida Davies sowie der haftentlassene Luca D’Andrea, ehemals korrupter Polizist mit Mafiavergangenheit, werden mit unterschiedlichen Interessen ins Rennen geschickt.
Mit diesem Buch lässt Ray Celestin Fakten und Fiktion verschwimmen, es wird wohl mehr Fiktion sein Eine besondere Rolle lässt der Autor dem jungen Louis Armstrong zukommen. So transportiert Celestin gekonnt die multikulturelle, überbordende, schwüle Atmosphäre des Big Easy, wo sich bittere Armut, Dekadenz, Korruption, Rassendiskriminierung, Kriminalität, aberglauben und überschäumende Lebensfreude abwechseln. Schwarze, Kreolen, Cajuns, Italiener, Iren, jede Ethnie lebt für sich und so wird im Normalfall auch gemordet. Doch den Axeman, den kann keiner zuordnen und so verdächtigt jeder jeden.
Vielleicht kann man dem Buch vorwerfen, dass es für einen historischen Kriminalroman zu wenig belegbare Fakten vorweist. Für mich stand jedenfalls der Unterhaltungsfaktor im Vordergrund, und diesen Auftrag hat der Autor brillant erfüllt. Umso mehr freut mich, dass es eine Fortsetzung, die in Chicagos angesiedelt sein wird, geben wird.

Bewertung vom 17.04.2018
Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1
Engberg, Katrine

Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1


gut

Julie Stender, eine junge Studentin, wird in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Erschlagen, das Gesicht mit einem Messer verunstaltet. Das neue Kopenhagener Ermittlerteam Jeppe Korner und Anette Werner haben diesen brutalen Mord aufzuklären. Ein Verdächtiger liegt bald auf der Hand, als Julies Vermieterin Esther auf ihr Krimimanuskript hinweist, dass erstaunliche Parallelen zu dem Mord aufweist.
Katrine Engberg ist mit ihrem Krimidebüt zunächst ein sprachlich ausgefeilter, interessanter Krimi gelungen. Schon die hervorragende Covergestaltung lässt auf anspruchsvolle Krimilektüre hoffen.
Obwohl auf den ersten Seiten ein brutal ausgeführter Mord geschildert wird, fehlt diesem Krimi wohltuend die plakative Sensationsgier. Auch gefiel mir die abwechselnde Erzählperspektive zwischen der eigentlichen Handlung und einem Metatext, der zu Beginn noch Rätsel aufgab.
Doch allzu bald konnte ich mir das Motiv der Tat und somit auch den Kreis des Täters zusammenreimen, was mein Vergnügen an diesem Buch etwas eintrübte, vor allem weil ich vor nicht allzu langer Zeit in einem anderen Thriller eine ähnliche Konstruktion gelesen habe. Davon abgesehen bietet der Krimi zahlreiche Wendungen, eine Vielzahl an Personen, die in unterschiedlichsten Konstellationen mit einander verbunden sind und eine ansprechende Erzählweise.
Das Ermittlerteam muss sich erst etablieren. Während jedoch die kompetente Anette nahezu im Hintergrund verblasst, wird mit Jeppe wieder einmal ein von privaten Problemen gebeutelter Polizist in der Midlifecrisis vorgestellt. Sein Privatleben drängte sich mir zu sehr auf, vor allem weil es keinen Einfluss auf die tatsächliche Krimihandlung hatte.
Meine erklärte Lieblingsfigur dieses Buches war aber die alternde, intellektuelle Esther, deren Gefühlswelt die Autorin behutsam und einfühlend beschrieb. Fast wünscht man sich, mehr über diese Frau abseits jeglicher Krimihandling zu erfahren.
Dadurch hebt sich aus meiner Sicht das Buch von simpler schneller Thrillermassenware ab und trotz der erwähnten Schwächen war ich daher von diesem Krimi ganz gut angetan.

Bewertung vom 03.04.2018
Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2
Lunde, Maja

Die Geschichte des Wassers / Klima Quartett Bd.2


ausgezeichnet

Norwegen, heute: Die fast 70 jährige Signe kehrt nach Jahren der Abwesenheit in ihren Heimatort zurück. Schon als Kind und Jugendliche war sie von der Wasserwelt der norwegischen Fjorde, Flüsse und Wasserfälle fasziniert. Animiert durch ihren Vater wurde sie zur Umweltaktivistin und entzweite sich von ihrer Mutter, die vom Kraftwerkbau in der Gemeinde profitierte. Nun aber soll vom Gletscher Eis abgebaut werden, damit in reichen Ländern der arabischen Welt gekühlte Drinks serviert werden können. Signe macht sich mit ihrem Segelboot auf nach Frankreich, wo sie ihre Jugendliebe Magnus aufstöbern will, den sie für diesen Skandal verantwortlich macht.
Frankreich, 2041: Der junge Vater David ist mit seiner Tochter Lou auf der Flucht. Es gibt keine Wasserversorgung mehr, ein Brand hat die gesamte Existenz vernichtet. Von seiner Frau Anna und dem Baby August getrennt, gelangen David und Lou in ein Flüchtlingslager. Als die Umstände immer verheerender werden, finden die beiden in einem abgelegenen Schuppen ein Boot, das sie zu ihrem geheimen Zufluchtsort machen, einem Ort voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Eigentlich existiert noch eine dritte Zeitebene, denn Signe lebt strak in der Erinnerung an früher, als der Fluss ihrer Heimat noch nicht reguliert wurde und die Flora und Fauna urwüchsig war. Signe wird als sehr starker Charakter gezeichnet, eigenwillig, mitunter stur bis radikal. Eine Frau, die ihr Leben der Umwelt verschrieben hat und nicht davor Halt macht, unmögliche Wege zu gehen.
David hingegen wirkt weich, die Not macht ihn zum Mitläufer, einzig seine Liebe zu seiner Tochter bringt ihn immer wieder zurück zu einer verantwortlichen Haltung. Seine Zukunft und die seiner Familie liegt offen, was bleibt ist ein winziger Tropfen Hoffnung.
Das verbindende Element dieses Romans ist das Wasser, Quelle des Lebens und Überlebens. Für Menschen unserer hochtechnisierten überkonsumierenden Gesellschaft ist eine Welt ohne Wasser kaum vorstellbar, steht es uns doch in reiner verträglicher Form rundum zur Verfügung. Doch ganz so weit ist die Vorstellung einer wasserlosen Gesellschaft nicht entfernt, schon heute gibt es Länder in denen Wasser nur mehr reglementiert ausgegeben werden kann wie gerade derzeit in Südafrika. Wenn der Bezug von Wasser zum Privileg wird, sind Katastrohen vorherbestimmt. Maja Lunde erzählt davon, aufmerksam und kritisch. Ich war von der Geschichte des Wassers sowohl inhaltlich als auch die eindringliche Aussage betreffend überzeugt.