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Sikal
Wohnort: 
Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 29.04.2022
Seidenwalzer
Baumgartner, Michaela

Seidenwalzer


sehr gut

Unterhaltsame Fortsetzung

Wien 1915: Napoleon ist aus Elba geflohen und zieht Europa wieder in einen Krieg. Währenddessen lässt es sich in Wien leben und lieben und davon lassen sich auch die Geschwister Wohlleben nicht abhalten.

Die beiden Töchter Sophie und Fanny sind mittlerweile verheiratet und ziehen beiden nach Kämpfen mit den Schwiegermüttern wieder ins Elternhaus. Doch obwohl Fanny mittlerweile schwanger ist und ihr Ehemann an der Front kämpft, scheint sie nach wie vor lieber dem Vergnügen zu frönen als sich wie eine erwachsene Frau und baldige Mutter zu verhalten. Sehr zum Ärger ihrer Schwester Sophie, die alles daran setzt, um Fanny in die ihr zugedachte Rolle zu drängen.

Doch auch Sophie ist nicht vor den vielen Verlockungen gefeit, während sie ihren Ehemann vermisst, der die politischen Geschicke zu lenken versucht. Werden die beiden wieder zueinander finden oder fällt die Intrige der Schwiegermutter auf fruchtbaren Boden.

Georg ist an der Front und hat nach wie vor von seinem Charisma nichts eingebüßt – zumindest wenn man der Damenwelt Glauben schenken darf.

Die Autorin Michaela Baumgartner hat eine unterhaltsame Fortsetzung der Wohllebens geschrieben. Wir begegnen nicht nur bekannten Charakteren sondern erhalten auch einen Einblick in die Wiener Seidenproduktion, wo wir der Designerin Emilia begegnen, die mir sehr sympathisch ist. Schön, dass Sophie in ihr eine Freundin findet.

Der Einblick in die Welt der Seidenproduktion ist sehr interessant und so lesen wir nicht nur von aufstrebenden Betrieben sondern auch von Ausbeutung von Kindern und sexuellen Übergriffen.

Auch einem weiteren Verlauf der Familiengeschehnisse wäre ich nicht abgeneigt und so hoffe ich auf Band 3. Für den Seidenwalzer gibt es auf jeden Fall 4 Sterne.

Bewertung vom 24.04.2022
Caffè in Triest
Neuwirth, Günter

Caffè in Triest


ausgezeichnet

Kaffeearoma in Triest

Jure Kuzmin, ein einfacher Seemann, hat einen guten Riecher und genug Mut, um ein erfolgreicher Kaffeeimporteur zu werden. Als er sich in die Italienerin Elena verliebt, ahnt Jure noch nicht, welche schrecklichen Ereignisse sich dadurch auftun. Dario Mosetti verehrt ebenso die schöne Elena und versucht Jure in dessen Schranken zu verweisen. Doch plötzlich überschlagen sich die Ereignisse und ein Bandenkrieg droht Triest in Angst und Schrecken zu versetzen. Noch dazu steht der Besuch des Thronfolgers am Programm, wo sich die Stadt an der Adria natürlich von der besten Seite zeigen möchte.

Mittlerweile ermittelt Bruno Zabini bereits zum zweiten Mal in Triest und man kann gut die Rivalitäten der einzelnen Völker in der Donaumonarchie ausmachen. Doch damit nicht genug, muss Bruno dieses Mal auch privat einiges aushalten. Immerhin hat er ja zeitgleich mit zwei Ehefrauen ein Verhältnis. Als eines davon publik wird, scheint Bruno seinen Beamtenstatus zu verlieren und für allezeit geächtet zu sein – und mit ihm natürlich auch die Geliebte, die außerdem um ihre Kinder bangen muss.

Ziemlich viele Turbulenzen tun sich im historischen Triest auf. Wird Bruno es schaffen, wieder Ruhe und Ordnung in das Städtchen sowie in sein Privatleben einkehren zu lassen?

Der Autor Günter Neuwirth hat eine gelungene Fortsetzung geschrieben. Sein Schreibstil ist der Zeit angepasst und so lesen wir nicht nur über gesellschaftliche Strukturen, Standesdünkel und politische Zusammenhänge sondern dürfen auch ein wenig die Atmosphäre von Triest genießen.

Die Charaktere sind vielschichtig und besonders Bruno ist ein Sympathieträger. Wie er in Konfliktsituationen agiert und mit welchem Charme er die Damenwelt umgarnt, lässt mich immer wieder schmunzeln. Mit Bedacht und Gelassenheit löst er nicht nur den Kriminalfall sondern recherchiert auch intern, um den Maulwurf in den eigenen Reihen zu enttarnen.

Eine rundum gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 24.04.2022
Die Zeit der Jäger / Karl Wiener Bd.3
Götz, Andreas

Die Zeit der Jäger / Karl Wiener Bd.3


sehr gut

Zeitgeschichtliches im Nachkriegsdeutschland

Der letzte Band der Trilogie rund um Karl Wieners, Magda Blohm und Oberkommissar Ludwig Gruber findet nun ein würdiges Ende. Als Magdas Ehemann Walter Blohm aus dessen Villa spurlos verschwindet und nur ein großer Blutfleck, ein leerer Tresor und ein toter Leibwächter zurückbleiben, steht die Polizei vor einem Rätsel. Ist Blohm entführt worden? Oder wurde er ermordet und die Leiche beseitigt?

Für die Polizei scheint es klar zu sein, dass Magda und Karl hinter diesem Verbrechen die Drahtzieher sind, um an Blohms Erbe zu kommen. Doch als die Information auftaucht, dass Blohms Grundlage für sein Vermögen auf jüdischem Zahngold basiert, scheint die Lösung des Falles nicht ganz so einfach zu sein. Und wer steckt hinter Nakam?

Außerdem hat Karl einige emotionale Angelegenheiten zu stemmen und wie wird es mit ihm und Magda weitergehen?

Der Autor Andreas Götz baut auch im letzten Band wieder einige Rätsel ein, die sich bis zum Ende jedoch allesamt wieder auflösen. Bis dahin darf man gespannt sein, welchen Irrwegen wir folgen bis es wieder zu einer überraschenden Wende kommt.

Interessant ist vor allem der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wandel in der Nachkriegszeit. Wie sich Nazis entweder nach Argentinien aufmachten oder im neuausgerichteten Deutschland wieder als einflussreiche Persönlichkeiten agieren. Die Trennung Deutschlands ist ebenfalls ein zentrales Thema sowie der Kalte Krieg inklusive einiger Spionagegeschichten.

Andreas Götz schreibt flüssig, der Roman liest sich flott und man verfolgt mit Spannung wie sich das Labyrinth an Rätseln wieder entwirrt. Das Ende und die Auflösung rund um die beiden Schwestern Agota und Danuta waren mit etwas zu konstruiert, doch es rundete natürlich die Geschichte ab.

Ein rundum gelungener Abschluss dieser Trilogie, der ich gerne 4 Sterne gebe.

Bewertung vom 23.04.2022
Inselwandern in Kroatien
Gruber, Eva

Inselwandern in Kroatien


ausgezeichnet

Ein Inseltrip in Kroatien

Die Autorin Eva Gruber lädt uns ein, einige kroatische Inseln per pedes zu erkunden und zeigt uns ihre Begeisterung, wenn es darum geht, die Wanderschuhe anzuschnallen. Gehen, gehen, gehen – lautet ihre Devise und damit entfacht sie auch bei mir wieder die Begeisterung, gehend die jeweiligen Urlaubsorte zu erkunden. Auf den Inseln Cres und Lošinj habe ich schon viele, viele Kilometer wandernd zurückgelegt (im Gepäck dabei meine Malutensilien oder zumindest einen Skizzenblock).

Gleich zu Beginn gibt es Wegweisendes zum Gehen, wo man nicht nur die beste Reisezeit erfährt sondern auch Tipps für sämtliche Witterungen und die erforderliche Ausrüstung für das Gelände erhält. Eine Legendenbeschreibung sowie die Karte im Buchdeckel sollte man einprägsam studieren, damit die Piktogramme in den jeweiligen Kapiteln auch hilfreich sind.

Die erste Insel ist Krk, bei der fünf Wanderrouten vorgestellt werden – wobei ich eine Route mit 15 Höhenmetern eher als Spaziergang bezeichne. Die anderen vier Routen sind etwas herausfordernder und zeigen was die Insel zu bieten hat – nicht nur das blaue Meer und tolle Strände.

Auch auf Cres, Lošinj, Pag und dann weiter im Süden Korčula, Hvar und Pelješac kommt man voll auf seine Kosten und kann diese südliche Atmosphäre wunderbar genießen.

Bei jeder Wanderung findet man Eckdaten wie Zeit, Weglänge und die Höhenmeterangabe sowie einen detaillierten Wegverlauf. Ebenso erhält man viele Hinweise und Tipps was an dieser Route besonders ist und wohin man seinen Blick unbedingt lenken soll. Historisches, Kulturelles und landschaftliche Besonderheiten findet man in speziell hervorgehobenen Kästchen. Diese sind somit auch beim schnellen Durchblättern immer wieder leicht aufzufinden. Natürlich dürfen auch Fotos und Routenkarten nicht fehlen.

Am Ende findet sich noch eine Zusammenfassung hilfreicher Websites für Wanderer.
Alles in allem ein empfehlenswerter Wanderratgeber, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 23.04.2022
Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten am Gardasee
Bernhart, Udo;Taschler, Herbert

Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten am Gardasee


ausgezeichnet

Empfehlenswerter WoMo-Führer

Bereits seit Jahren fahren wir in regelmäßigen Abständen an den Gardasee und ich finde, es ist immer wieder ein Genuss. Dieses Jahr wollen wir erstmals mit unserem Campingbus an den Lago di Garda. Da kommt dieser kompakte Reiseführer aus der Reihe „Wochenend & Wohnmobil“ von Udo Bernhart & Herbert Taschler gerade recht.

Gleich auf der Buchinnenseite findet man eine Übersichtskarte der Region. Mit Zahlen markiert sind die jeweiligen Orte, die wir auf unserer Rundreise besuchen. Begonnen wird im Norden bei Arco, Riva del Garda und Torbole bevor wir das Ostufer mit Malcésine, Brenzone bis Garda und Bardolino erkunden und im Süden Sirmione oder Desenzano del Garda genießen. An der Westküste – entlang an Saló, Gardone oder Gargnano – geht es wieder retour in den Norden bis Limone als letzte Station. 19 unterschiedliche Orte werden hier vorgestellt und man möchte am liebsten gleich in mehrere, was mit dem WoMo ja kein Problem darstellt.

In einer ausführlichen Einleitung wird die Sehnsucht für den Lago geweckt und man erhält vorab nützliche Informationen über die Region sowie Zahlen-Daten-Fakten bevor man mit dem ersten Kapitel über einen Ort startet. In kurzen Absätzen wird das Wichtigste zusammengefasst, Ausflugstipps, Restauranthinweise oder Wanderrouten werden erwähnt. Die Übersicht „Auf einen Blick“ fasst Sehenswürdigkeiten, Camping- und Stellplatztipps und allgemeine Infos zusammen. Einige anregende Fotos ergänzen die jeweiligen Kapitel.

Die einzelnen Texte sind sehr informativ ohne überladen zu sein, fangen die wunderbare mediterrane Atmosphäre ein und zeigen die Begeisterung der Autoren, der ich mich sehr gerne anschließe.

Besonders hervorheben möchte ich das Format des Reiseführers, der leicht in ein Handschuhfach oder in den Radrucksack passt – denn eines sollte man unbedingt mal machen, wenn man am Gardasee ist: Radfahren. Wobei man hier sämtliche Routen von ganz einfach über/neben dem See bis in steile Berghänge wählen kann. Je nach Können und Ausdauer.

Ein rundum gelungener Reiseführer, dem ich gerne 5 Sterne gebe.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2022
Gehmütliche Steiermark
Pötz, Alois;Dormann, Johann;Pötz, Anni

Gehmütliche Steiermark


sehr gut

Wandern und genießen in der Steiermark

Nachdem uns die Autoren Anni und Alois Pötz sowie Johann Dormann bereits die geh-mütliche Obersteiermark vorgestellt haben und mit uns grenzenlos geh-mütlich durch die südliche Steiermark und Slowenien gewandert sind, dürfen wir nun noch einige Ausflüge in der West- sowie Oststeiermark kennenlernen. Von der Region rund um das Joglland über die Thermenregion, das Apfel- und Almenland bis hin zur Lipizzanerheimat und dem Schilcherland lernen wir einen touristisch aufgeschlossenen Teil der Steiermark kennen.

Die Autoren stellen 40 Genusswanderungen vor, die uns die jeweilige Region näher bringen sollen. Dabei erhalten wir viele Tipps wie man entschleunigt und wie man auch in der Heimatregion Wohlfühlorte findet und somit wertvolle Urlaubstage verbringen kann.

Im Buchdeckel findet sich eine Karte mit den jeweiligen Routennummern, sodass diese im Buch auch schnell wiedergefunden werden. Jeder einzelne Routenvorschlag zeigt nochmal einen Kartenausschnitt, gibt Details zu Schwierigkeit, Länge, Gehzeit, Anreisemöglichkeit und Tipps für Kulinarik sowie historische Gegebenheiten oder lohnenswerte Sehenswürdigkeiten.

Ob man in Puch bei Weiz in die Mystik der Apfelmänner abtauchen möchte oder lieber durch die Gärten von Schloss Eggenberg in Graz spaziert, die Hundertwasserkirche in Bärnbach besucht oder die vielgerühmten Lipizzaner in Piber bestaunt. Für jeden ist hier etwas dabei.

Viele Kleinode in unserem Land warten darauf entdeckt zu werden und zeigen sich in bewundernswerter Größe. Gerne gebe ich hier 4 Sterne

Bewertung vom 18.04.2022
Das österreichische Ei-Kochbuch
Sluga, Taliman

Das österreichische Ei-Kochbuch


ausgezeichnet

Interessantes rund um das Ei

Der Autor und „Eggsperte“ Taliman Sluga ist als Kulturhistoriker und Kulinarikvermittler aktiv und stellt dabei „Essen und Trinken“ in den Fokus. Mittlerweile darf ich bereits das 6. Buch aus der Reihe „Das österreichische Kochbuch“ genießen und erfahre allerhand Interessantes rund um das Ei.

Nicht nur als Kochzutat spielt das Ei eine Rolle sondern auch als Naturereignis und Kultursymbol. So erfahren wir zahlreiche Legenden und kulturelle Bedeutungen. Ebenso natürlich von der Vielfalt des Eis in der Küche, wo es als Hauptzutat oder in Kombination mit anderen Zutaten zum Einsatz kommt.

Als Einleitung gibt es Wissenswertes über Tierhaltung, die Erläuterung unterschiedlichster Eier und einigem mehr. Kulturelle Aspekte und die Verbindung zum Osterei werden hergestellt sowie die unterschiedlichsten Bräuche vorgestellt. Beispielsweise werden in Bulgarien Ostereier nicht versteckt sondern Familienmitglieder damit beworfen, was Glück im nächsten Jahr bringen soll, wenn dieses nicht zerbricht.

Der Hauptteil des Buches widmet sich dem Ei in der Küche, wo man über Lagerung, Haltbarkeit und dem Frischetest liest. Ebenso werden Basis-Zubereitungen vorgestellt und sehr detailliert erklärt. Danach kommen Rezepte, wobei es hier von der Frühstücksvariante bis hin zum Nachtisch einiges zum Entdecken gibt. Viele Fotos ergänzen diesen Einblick in die Eier-Welt.

Gerade (aber nicht nur) zur Osterzeit aktuell – alles rund um das Ei. 5 Sterne

Bewertung vom 14.04.2022
Unser Teil der Nacht
Enriquez, Mariana

Unser Teil der Nacht


ausgezeichnet

Ein intensives Leseerlebnis

Juan und sein Sohn Gaspar scheinen auf der Flucht zu sein und fahren quer durch Argentinien. Anfangs ist nicht klar wovor sie fliehen. Vor einer höheren Macht? Vor den Personen, die hinter einem okkulten Orden stehen? Erst nach und nach erfahren wir die Hintergründe und man beginnt zu verstehen wovor Juan seinen Sohn schützen möchte.

Die jeweiligen Kapitel stellen entweder Juan oder Gaspar in den Fokus, einmal auch die Mutter Rosario, die bereits verstorben ist. War es ein Unfall oder hat sie der Geheimbund auf dem Gewissen? Jedenfalls will Juan unbedingt, dass um Gaspar ein Schutzwall errichtet wird und der Orden ihm nichts anhaben kann. Zwischendurch liest man immer wieder von den grausamen Ritualen, die die Mitglieder des Ordens zelebrieren – Menschen, die einfach verschwinden, denen Gewalt angetan wird (in welcher Form auch immer), wo Verstümmelungen an der Tagesordnung zu stehen scheinen. Das Buch lässt wirklich nichts aus und es ist sicherlich nicht für jeden lesbar. Ich musste es häufig zur Seite legen und wieder ein wenig ruhen lassen.

Die Autorin Mariana Enriquez schafft hier eine besonders düstere Atmosphäre, baut langsam und gemächlich Gänsehaut auf und zeigt Argentinien zur Zeit der Militärjunta mit allen Grausamkeiten und Brutalitäten. Die politischen Gegebenheiten werden mit diesem mysteriösen Orden verflochten und zeigen das große Ganze. Durch eine besondere Wortwahl schafft sie es, dass ich das Buch nicht abbreche und dem Geschehen immer weiter folge – obwohl über 800 Seiten schon eine Herausforderung sind.

Immer mehr Rätsel ergeben sich im Laufe der Geschichte, die voll ist von Dunkelheit, Magie, skurrilen Begebenheiten und menschlichen Abgründen. Zwischendurch langatmige Passagen lassen das zuvor Gelesene wieder verdauen.

Ein unglaubliches Buch, das mich gefordert und beeindruckt hat. Ein tiefgründiges Werk, dem ich unbedingt 5 Sterne geben möchte und eine Leseempfehlung (aber nur für starke Nerven).

Bewertung vom 14.04.2022
Auf der Straße heißen wir anders
Cwiertnia, Laura

Auf der Straße heißen wir anders


ausgezeichnet

Von Wurzeln und dem Begriff Heimat – ein wichtiges Buch

Karla lebt mit ihrer Familie in Bremen-Nord, wo sie mit Gleichaltrigen herumzieht und eine bunte Vielfalt an Menschen aus allen möglichen Herkunftsländern zusammen lebt. Doch bereits als Kleinkind war es für Karla nicht selbstverständlich, auf ihre Wurzeln stolz zu sein und Armenien als ihr Heimatland zu bezeichnen.

Als Karlas Großmutter Maryam stirbt, die in den 60er Jahren als Gastarbeiterin von Istanbul nach Deutschland gekommen ist, erfährt die Familie von ihrem Wunsch, ein armenisches Begräbnis auszurichten. Maryam hat dafür eine ganze Liste von Anweisungen zusammengefasst und Karla versucht, den letzten Wunsch ihrer Großmutter so gut es geht zu erfüllen. Im Nachlass findet sich ein goldener Armreif mit einem handgeschriebenen Zettel auf dem der Name Lilit Kuyumcyan inklusive einer armenischen Adresse steht. Als Karla sich mit ihrem Vater auf den Weg nach Armenien macht, um Lilit zu suchen und ihr dieses Schmuckstück zu überbringen, wird diese Reise eine Begegnung mit der Vergangenheit, die eine Geschichte über Wurzeln und Heimat zu erzählen hat.

Die Autorin Laura Cwiertnia gibt in ihrem Debütroman einen Einblick am Völkermord an den Armeniern. Ohne anzuklagen versucht sie hier ein rundes Bild über eine Gastarbeiterfamilie in Deutschland zu zeichnen, die mit einer Geschichte leben muss, die kaum Beachtung findet und die selbst versucht, die Vergangenheit ruhen zu lassen – bis eben eine Generation sich aufmacht, um die Wurzeln zu suchen und Antworten zu finden.

Die Perspektive wechselt immer zwischen den gerade agierenden Personen hin und her, was uns letztendlich den roten Faden erkennen lässt, der die einzelnen Generationen miteinander verbindet.
Mit leisen Tönen schafft es die Geschichte zum Nachdenken anzuregen und so hallt das Buch noch einige Zeit nach.

Ein bewegendes Buch, das immer wieder aktuell ist und die Begriffe Heimat, Wurzeln, Fremde und Familie in den Fokus stellt. 5 Sterne

Bewertung vom 10.04.2022
Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson
Feyerabend, Charlotte von

Selma Lagerlöf - sie lebte die Freiheit und erfand Nils Holgersson


ausgezeichnet

Eindrucksvolles Porträt

Die Autorin Charlotte von Feyerabend lädt uns ein, den Spuren Selma Lagerlöfs zu folgen und Einblicke in ihr Leben als Autorin und Reisende zu erhalten. Mit einer glücklichen Kindheit gesegnet, hat sie ein klares Ziel vor Augen: Finanzielle Unabhängigkeit, Schriftstellerin werden und auf keinen Fall heiraten!

Als Selmas Zuhause wegen Schulden verkauft wird, scheint anfangs eine Welt zerstört zu werden, doch sie schafft es immer wieder, den Blick nach vorne zu richten. Durch Zufall trifft sie auf ihre Freundin Sophie Elkan, die ihre Begleiterin wird.

Mit viel Disziplin schreibt sich Selma ihrem Traum vom Schriftstellerdasein immer näher – bis hin zum Literaturnobelpreis. Oft stößt sie an gesellschaftliche Grenzen, bringt ihr Umfeld gegen sich auf und zeigt auch offen ihren Unmut über politische Veränderungen. Ihre sexuelle Gesinnung ist für die damalige Zeit ein schwieriges Thema, doch sie gibt den Kampf um ihre persönliche Freiheit und Unabhängigkeit nicht auf. Auch die Hintergründe, die man zu Nils Holgersson erfährt, sind sehr interessant.

Obwohl es sich um einen fiktiven biografischen Roman handelt, hat die Autorin hier ein aufregendes Leben beschrieben, dem man gerne folgt. Die Anmerkungen im Anschluss geben auch Aufschluss über die wahren Begebenheiten und die schriftstellerische Freiheit der Autorin. Teilweise wurden Originaltexte eingeflochten, die von der Autorin übersetzt wurden.

Ein ausdrucksstarker Roman über eine beeindruckende Frau. 5 Sterne