Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bücherfee

Bewertungen

Insgesamt 389 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2021
Sehnsucht in Aquamarin
Covi, Miriam

Sehnsucht in Aquamarin


ausgezeichnet

Lies dich in die Ferne - ist das erklärte Motto von Miriam Covi, die sich mit ihren romantischen Wohlfühl-Roman in die Herzen ihrer Leserinnen geschrieben hat. In ihrem aktuellen Buch "Sehnsucht in Aquamarin" dürfen wir sie an die wilde Küste von Maine begleiten.

Das hübsche Cover verbreitet heiteres Urlaubsfeeling; der eingängige Titel fügt sich harmonisch in die Reihe der bereits erschienenen Werke von Miriam Covi.

Was das Setting angeht, hat Miriam Covi alles richtig gemacht. Bar Harbor auf Mount Desert Island ist zum Verlieben; und der gut 19.000 ha große Acadia -Nationalpark bildet die perfekte Kulisse für einen romantischen Roman. Auch wenn man diese beeindruckende Landschaft noch nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann man sich alle Schauplätze dank der wunderschönen, atmosphärisch dichten Beschreibungen von Miriam Covi deutlich vorstellen.

Im Mittelpunkt stehen die Schwestern Jette und Polly, die sich in den USA auf die Suche nach ihrer spurlos verschwundenen Mutter. Dieses frühkindliche Trauma hat deutliche Spuren in ihrem Leben hinterlassen; sie sind zu zwei psychisch kranken, beziehungsunfähigen Frauen herangereift, die zwei unterschiedliche (Über-) Lebensstrategien entwickelt haben. Jette ist eine flatterhafte Weltenbummlerin, die stets an die große Liebe glaubt, aber es nie lange an einem Ort (und mit einem Mann) aushält, während Polly in Stuttgart lebt und sich als (schlecht bezahlte) Übersetzerin von erotischen Romanen durchschlägt. Für Liebe ist in ihrem Leben kein Platz; sie geht verbindlichen Beziehungen aus dem Weg und setzt auf One Night Stands. In den USA treffen sie auf weitere Protagonisten, die von Miriam Covi liebevoll ausgearbeitet worden sind. Ausnahmslos alle Charaktere weisen Ecken und Kanten auf; sie haben schwere Schicksalsschläge in ihrem Leben ertragen müssen und sind durch ihre traumatischen Erlebnisse zu geerdeten Menschen herangereift. Hierbei sind der zuverlässige Fischer Owen und der hilfsbereite Ranger Liam als klare Sympathieträger konzipiert, die man ebenso in sein Herz schließt, wie die aufgeweckte achtjährige Izzy, die einzige Tochter von Liam.

Alles in allem hat mir "Sehnsucht in Aquamarinblaut" sehr gefallen. Miriam Covi hat einen emotional aufwühlenden, komplexen Wohlfühl-Roman vorgelegt, der von schwierigen Mutter-Tochter-Beziehungen und dysfunktionalen Familien, aber auch von großen Gefühlen und wahrer Liebe erzählt. Genau der richtige Lesestoff für kühle Tage!

Bewertung vom 22.05.2021
Der Sommer hat doch Meer zu bieten (eBook, ePUB)
Erlenkamp, Barbara

Der Sommer hat doch Meer zu bieten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Der Sommer hat doch Meer zu bieten" ist unsere erste literarische Begegnung mit Barbara Erlenkamp, einem offenen Pseudonym, hinter dem sich das erfolgreiche Autoren-Ehepaar Christine und Andreas J. Schulte verbirgt. Ihr Küsten-Liebesroman nimmt seine Leser mit an die malerische Ostsee, genauer gesagt: nach Sulzhagen, einem fiktiven Dorf auf der Halbinsel Fischland-Darß- Zingst.

Für Julia bricht eine Welt zusammen. Ihr Ehemann entpuppt sich als notorischer Fremdgänger, und Nele, ihre Teenagertochter, will nichts mehr von ihr wissen. "Wo war ich schon mal richtig glücklich?", fragt sich Julia und reist kurz entschlossen genau dort hin - an die Ostsee. Sulzhagen, ein kleines Dorf auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, hält für Julia mehr als nur eine Überraschung bereit. Der attraktive Tierarzt Alexander zeigt ihr die schönen Seiten der Halbinsel - und des Lebens. Er erinnert sie an ihre Träume und Wünsche. Und an ihre große Leidenschaft: das Kreieren von Pralinen. Wie wird sich Julia nach ihrer Auszeit am Meer entscheiden? Wird sie hier an der Ostsee ihr Glück finden? Und kann sie Nele für sich zurückgewinnen? Schließlich hat sie eines begriffen: Der Sommer hat doch Meer zu bieten.

Das in maritimen Tönen gehaltene Cover verbreitet ein fröhliches Urlaubsfeeling, während der schöne Titel im Gedächtnis haften bleibt und zum Nachdenken anregt.

Julia ist eine sympathische Protagonistin, mit der sich moderne Frauen in einem vergleichbaren Alter leicht identifizieren können. Wie es in ihrer Generation üblich war, hat sie ihr eigenen beruflichen Ambitionen nach der Hochzeit aufgegeben. Stattdessen hat sie sich auf ihre Pflichten als Ehefrau und Mutter konzentriert, ein gemütliches Heim für ihre Familie geschaffen, ihrem ehrgeizigen Mann alle lästigen Aufgaben abgenommen und ihre einzige Tochter liebevoll umsorgt. Als ihre rosarote (Traum-) Welt in Scherben bricht, wächst sie über sich hinaus. Sie verharrt nicht in der Rolle eines wehrlosen Opfers, sondern zieht die einzig logische Konsequenz und reicht die Scheidung von ihrem chronisch untreuen Mann ein. Hierbei spielt sie nicht die glühende Rachegöttin, sondern zeigt sich als eine ebenbürtige Gegnerin, wenn sie die gerechte Aufteilung des gemeinsam erwirtschafteten Vermögens durchsetzt. Aus eigener Kraft verlässt sie ihre alte Heimat, zieht an die malerische Ostsee, findet neue Freunde, verwirklicht einen Lebenstraum und baut sich eine tragfähige Existenz auf. Auch in Sachen Liebe hält das Schicksal für sie eine große Überraschung bereit.

Kritisch betrachtet, mutet dieser humorvolle Wohlfühl-Roman wie ein modernes Märchen an. Er bietet wunderschöne Unterhaltung, zum Dahinschmelzen wie feine Pralinen. Meine Lektüre hat mir sehr gefallen. Sie ist wie ein Versprechen an alle Frauen, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen: Ein Ende kann ein Anfang sein!

Bewertung vom 22.05.2021
Die Hexe und die Heilige (eBook, ePUB)
Schweikert, Ulrike

Die Hexe und die Heilige (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Die Hexe und die Heilige" ist meine erste literarische Begegnung mit Ulrike Schweikert, die mit ihren zahlreichen (häufig erfolgreich verfilmten) historischen Romanen einen festen Platz in allen Buchhandlungen behauptet. "Die Hexe und die Heilige" bildet den ersten Band der "Helena und Sibylla"-Reihe und entführt nach Deutschland am Vorabend des 30-jährigen Krieges:

Das ansprechende Cover verweist auf die besondere Sachkenntnis der Hebammen im Mittelalter. Man sieht einen Stößel, mit dem die frisch gesammelte Kräuter in einer Schale zerstoßen und zu einer Creme, Salbe oder Tinktur weiterverarbeitet werden. Auch der aussagekräftige Titel ist gut gewählt. Denn er führt allen Lesern deutlich vor Augen, dass es von den jeweiligen Lebensumständen abhängig war, ob "Visionen" als göttliche oder teuflische Zeichen betrachtet wurden.

Der historische Roman "Die Hexe und die Heilige" spielt an zwei verschiedenen Schauplätzen, nämlich in dem katholischen Ellwangen und dem protestantischen Leonberg. Im Mittelpunkt stehen die Zwillinge Helena und Sibylla Schenkh, die in eine relativ gutsituierte bürgerliche Familie hineingeboren werden. Wie ein roter Faden zieht der Aberglauben sich durch die ersten Kapitel. Schon die Geburt der Zwillinge steht unter einem dunklen Vorzeichen. Sie sollen Unglück bringen - und als ihr ältester Bruder einem Anschlag zum Opfer fällt, scheint sich dieser Verdacht zu bestätigen. Ihre Kindheit verläuft unglücklich; aufgrund ihrer besonderen Fähigkeiten werden sie von allen Bewohnern misstrauisch beäugt. Nach dem (von ihnen bei seiner Abreise angekündigten) Unfalltod des Vaters will ihre Mutter sie vor übler Nachrede und möglichen Verdächtigungen schützen. Um Gott gnädig zu stimmen, wird Helena in einem Kloster untergebracht; Sibylla soll bei ihrer weit entfernt lebenden Tante aufwachsen, doch aufgrund von unvorhersehbaren Ereignissen landet sie in einem protestantisch geprägten Haushalt, der in einem krassen Gegensatz zu ihrer katholischen Erziehung steht. Als heranwachsendes hübsches Mädchen erlebt Sibylla den aufkommenden Hexenwahn hautnah mit. Ihre "Ziehmutter" arbeitet als Hebamme, und sie darf sie zu allen Geburten begleiten und sie unterstützen, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Kräuterkundige Hebammen leben gefährlich; Fehl- und Frühgeburten sowie missgebildete oder tot zur Welt gekommene Kinder können ihnen angelastet werden; Abtreibungen müssen heimlich durchgeführt werden; Empfängnisverhütung ist streng verboten. Sibylla lässt sich nicht einschüchtern. In allen Gesprächen bezieht sie eine klare Position und hinterfragt kritisch die Motive der Ankläger, die unschuldige Menschen zu "Sündenböcken" erklären und denunzieren. Als die ersten Scheiterhaufen in Leonberg brennen, flieht sie nach Ellwangen. Auch in ihrer Heimat, die von Missernten, Armut, Mangelernährung und Krankheiten erschüttert wird, kann sie sich nicht sicher fühlen. Durch die vom Fürstprobst eingesetzte Inquisition kommt es zu einer Fülle von Hexenprozessen, und Sybilla gerät durch ihre berufliche Tätigkeit als Hebamme, ihren mutigen Einsatz für alle in den Gefängnissen brutal gefolterten und dahin vegetierenden Opfer der Hexenverfolgung sowie ihre verbotene Liebe zu einem katholischen Pfarrer in tödliche Gefahr.

Leider handelt es sich nicht nur um literarische Fiktion, sondern auch um historisch verbürgte Ereignisse, wie Ulrike Schweikert in ihrem ausführlichen Nachwort erklärt. Der historische Roman "Die Hexe und die Heilige" ist eine erschütternde Lektüre über eines der dunkelsten Kapitel in der deutschen (Kirchen-) Geschichte, die niemals in Vergessenheit geraten dürfen.

Bewertung vom 10.05.2021
Möwensommer
Römer, Lotte

Möwensommer


ausgezeichnet

Wenn ich an Norderney denke, kommt mir sofort Lotte Römer in den Sinn. Auf der ostfriesischen Insel spielen ihre wunderschönen Liebesromane. Auch ihr neues Buch "Möwensommer" entführt ihre Leser an diesen Sehnsuchtsort. Im Mittelpunkt stehen ein kleiner Blumenladen, eine zauberhafte Nordseeinsel und eine junge Frau auf der Suche nach dem großen Glück

Lina ist ein richtiges Inselkind und fühlt sich pudelwohl auf Norderney. Sie liebt ihre Arbeit in dem Blumengeschäft Blühende Phantasie, die Weite des Meeres und die Segelausflüge mit ihrem Kindheitsfreund Mattis. Nur in Sachen Liebe läuft es bei Lina nicht wie gewünscht. Schon ewig ist sie in Mattis verliebt, doch dieser scheint ihre Gefühle nicht zu erwidern. Seit er ihr nach einer gemeinsamen Nacht das Herz gebrochen hat, fällt es ihr schwer, sich auf eine neue Beziehung einzulassen. Zugegeben, die Auswahl an passenden Kandidaten ist auf Norderney auch überschaubar. Doch da zieht Bent, der neue Standesbeamte, auf das Nordseeeiland und flirtet mit Lina. Ist er vielleicht der Richtige? Aber warum verhält sich Mattis so seltsam, wenn es um Bent geht?

Das hübsche Cover zeigt einen Strandkorb vor einer malerischen Kulisse. Auch der eingängige Titel weckt Erwartungen an einen unbeschwerten Urlaub am Meer.

Wieder einmal ist es Lotte Römer gelungen, sich mitten in mein Herz zu schreiben. Ihre süße Liebesgeschichte überzeugt mit bodenständigen, sympathischen Protagonisten, die das Herz am rechten Fleck haben. Lina und Mattis sind ganz normale Menschen, mit Ecken und Kanten, in denen man sich wiederfinden kann. Sie brauchen einige Umwege zum Glück, wie die meisten Menschen auf dieser Welt. Besonders schön finde ich, dass in diesem Roman die Liebe in allen Facetten gezeigt wird, unabhängig von der sexuellen Orientierung gezeigt wird. Toleranz ist das Wichtigste auf der Welt.

"Möwensommer" bietet leichte Unterhaltung, regt aber dennoch zum Nachdenken an. Für mich ist es die perfekte Lektüre für den Strandkorb!

Bewertung vom 09.05.2021
Suche Platz auf Wolke Sieben
Jebens, Franziska

Suche Platz auf Wolke Sieben


sehr gut

Nach ihrem literarischen Debüt "Die Liebe fällt nicht weit vom Strand" hat Franziska Jebens ihren zweiten Roman "Suche Platz auf Wolke Sieben" vorgelegt, der sich mit dem beliebten Thema Onlinedating auseinandersetzt.

Vor drei Jahren stand Marlene vor dem Nichts: Freund weg, Haus weg, Job weg. Seitdem hat sie aus einer Idee, die aus Verzweiflung und einer Menge Cocktails geboren wurde, ein eigenes Unternehmen gemacht: Die Online-Dating-Agentur »Wolke Sieben«, für deren Kunden sie auch als Ghostwriterin schreibt und ihnen so dabei hilft, den perfekten Partner zu finden. Sie selbst will sich ganz sicher nie wieder verlieben. Lieber spielt sie für andere den Amor. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr: Der berühmte Sänger Basket, sein rüpelhafter Manager Bruno und ein Spontantrip nach Sardinien bringen Marlenes geordnetes Leben ganz schön durcheinander. Bald merkt sie, dass sie die Liebe nicht so einfach aus ihrem Herzen räumen kann, und vielleicht landet sie dieses Mal ja sogar selbst auf Wolke Sieben …

Das in einem zarten Roséton schimmernde Cover ist zum Verlieben schön, genauso wie der zuckersüße Titel, der in goldenen Lettern in Szene gesetzt worden ist und mich gleich angesprochen hat.

Franziska Jebens präsentiert eine humorvolle, unterhaltsame Liebesgeschichte mit sympathischen Protagonisten für zwischendurch, die sich an ein junges (oder junggebliebenes) Publikum wendet. Leider hat mich ihr Buch nicht völlig überzeugen können. Für meinen persönlichen Geschmack bietet dieser Feel Good Roman keine echten Überraschungsmomente; die einfach gestrickte Handlung enthält viele abgenutzte Klischees und ist in weiten Teilen sehr vorhersehbar. Deshalb hat es nicht ganz bis zur Wolke 7 auf meiner Bewertungsskala gereicht.

Bewertung vom 05.05.2021
Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du
Douglas, Claire

Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du


ausgezeichnet

"Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du" ist meine erste Begegnung mit der britischen Journalistin und Schriftstellerin Claire Douglas, die mit ihrem Psychothriller "Missing" die Bestsellerlisten in ihrer Heimat erobert hat.


Sie war deine beste Freundin. Jetzt ist sie eine Mörderin. Als Kinder waren Jess und Heather die allerbesten Freundinnen. Sie teilten alles miteinander. Bis ein einziger Tag ihre Freundschaft unwiderruflich zerstörte. Jahre später kehrt Jess in ihre idyllische Heimatstadt an der Küste Englands zurück. Dort soll sie die Berichterstattung zu einem brutalen Doppelmord übernehmen. Doch als Jess erfährt, dass Heather die Hauptverdächtige ist, ist sie fassungslos. Kann ihre beste Freundin von damals eine eiskalte Mörderin sein? Jess beginnt zu recherchieren und stellt mit Grauen fest, dass alle Hinweise zu dem Tag führen, den sie für immer aus ihrem Leben streichen wollte. Der Tag, an dem Heathers Schwester spurlos verschwand und sie alle ins Unglück stürzte …

Das Cover ist in düsteren Farben gehalten. Automatisch konzentriert man seine Aufmerksamkeit auf eine dunkelhaarige Frau in einem roten Mantel, die gedankenverloren auf das tosende Meer schaut. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um die Journalistin Jess handelt, welche aus beruflichen Gründen in ihre (scheinbar) idyllische Heimatstadt an der Küste Englands zurückkehrt.

In diesem packenden Psychothriller gibt Claire Douglas ihren Lesern viele Rätsel auf. Ihre literarischen Figuren sind vielschichtig angelegt, sie sind genauso schwer zu durchschauen wie das schreckliche Geschehen, das auf zwei verschiedenen zeitlichen Ebenen, nämlich 1994 und in der aktuellen Gegenwart, spielt und aus mehreren Perspektiven (Heather, Jess, Margot) vermittelt wird. Jeder Charakter hütet ein dunkles Geheimnis, das unter keinen Umständen ans Tageslicht gelangen darf; man muss jede einzelne Aussage kritisch hinterfragen, wenn man die losen Teile zu einem komplexen Bild verbinden will.

"Beste Freundin - Niemand lügt so gut wie du" ist ein fesselnder, nervenzerfetzender Pageturner, der mit vielen unerwarteten Wendungen und einer nicht vorhersehbaren Lösung punktet Für mich ist dieses komplexe, tiefgründige Buch mein absolutes Highlight im Mai. Denn es hat mich mehrere Tage lang in Atem gehalten. Gibt es eine bessere Empfehlung?

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2021
Die Stieftochter
Bach, Ildy

Die Stieftochter


ausgezeichnet

"Die Stieftochter" ist meine erste literarische Begegnung mit Ildy Bach, die ein imposantes Anwesen zum Schauplatz eines Verbrechens macht und von mörderischen Familienbanden in gehobenen Kreisen erzählt.

Nur die alte Villa kennt die Wahrheit.
In einer stürmischen Nacht im Herbst geht ein Anruf bei der Notrufzentrale ein. Ein Unglück auf dem Familienanwesen der Gretzkys. Auf der Schaukel vor der Villa finden die Ermittler bei ihrer Ankunft eine kaum ansprechbare Frau. Drinnen liegt ihr Mann in seinem Blut. Jahre später geschieht wieder ein Verbrechen in dem leer stehenden Haus. Diesmal ist das Opfer jene Frau, die alle für die Mörderin gehalten haben. Warum ist sie zurückgekehrt? Und wer hat ihr dort aufgelauert? Widerwillig beginnt Tess Gretzky, Tochter des Ermordeten, Stieftochter der vermeintlichen Mörderin, in der Vergangenheit zu graben. Und entdeckt ein Netz aus Lügen und Intrigen, in das Menschen, die ihr nahestehen, unheilvoll verstrickt sind.

Das in dunklen Farben gehaltene Cover verbreitet eine düstere Stimmung. Bei der näheren Betrachtung läuft eine Gänsehaut über den Rücken. Denn das verfallen wirkende Gebäude weist durchaus gewisse Ähnlichkeiten mit dem stattlichen Anwesen der Familie Gretzky auf.

Im Mittelpunkt steht Tess Gretzky, die Stieftochter der (angeblichen) Mörderin, die als Agentin für eine Bundesbehörde arbeitet. Nach einem brutalen Anschlag auf das Leben ihrer aus der Haft entlassenen Stiefmutter rollt sie den lange zurückliegenden Fall wieder neu au, kommt streng gehüteten Geheimnissen in ihrer vermögenden Familie auf die Spur und gerät selbst in Lebensgefahr.

Wow! Was für ein brillanter, packender Psychothriller! Ildy Bach spielt mit mehreren literarischen Genres; ihr fesselnd geschriebenes Buch ist eine gelungene tiefgründige Mischung aus Familiensaga, Krimi und Spionageroman, die dank vieler überraschender Wendungen niemals langweilig wird. Ein echter Geheimtipp!

Bewertung vom 25.04.2021
Herzensbrecher am Horizont
Engel, Cornelia

Herzensbrecher am Horizont


ausgezeichnet

Wer ist reif für die Insel? Cornelia Engel entführt ihre Leser nach Borkum. Ihr Buch "Herzensbrecher am Horizont" bildet den romantischen Auftakt der zweibändigen Reihe "Verliebt auf Borkum", die zwischen Dünen und Nordseewellen spielt.

Als Flugbegleiterin ist Wanda überall zu Hause – und doch nirgends. Sie sehnt sich nach festem Boden unter den Füßen. Da erzählt ihr bester Freund Tom von der befreienden Weite seiner Heimatinsel Borkum. Es gibt sogar eine Stelle bei Tierarzt Dr. Harksen. Obwohl sie nie mit Tieren gearbeitet hat, wagt Wanda den Neubeginn. Während sie sich eigenwilligen Tierbesitzern und ungeahnten Herausforderungen stellt, lernt Wanda die Inselbewohner näher kennen – besonders den schüchternen Ingenieur Morten. Bald merkt Wanda, dass sie ihr Herz nicht nur an die Insel verliert …

Wenn man das hübsche Cover betrachtet, kann man ins Schwärmen geraten. Eine junge Frau lässt ihren Blick langsam über den endlosen Sandstrand und das Wattenmeer am Horizont schweifen, begleitet von ihrem treuen Gefährten, einem kleinen Hündchen. Handelt es sich um Wanda, die eine kleine Auszeit mit dem krummbeinigen Dackel Tassilo genießt?

Für ihren neuen Roman hat Cornelia Engel ein wunderschönes Setting ausgewählt. Er spielt auf Borkum, der westlichsten und größten der Ostfriesischen Inseln. Die landschaftliche Schönheit von Borkum hat Cornelia Engel perfekt eingefangen; dank ihrer anschaulichen Beschreibungen hat man alle Schauplätze deutlich vor Augen und kann sich an die schöne Seehundsbank oder die weitläufige Dünenlandschaft in Richtung Hooge Hörn träumen.

Cornelia Engel ist die perfekte Mischung von Herz und Humor gelungen. Sie erzählt eine berührende, zauberhafte Liebesgeschichte mit liebenswerten Protagonisten. Vor allem Wanda, eine charmante Stewardess, die von ihren Einsätzen rund um die Welt genug hat und sich nach einem festen Platz im Leben sehnt, ist mir gleich ans Herz gewachsen. Auf Borkum verzaubert sie nicht nur den traumatisierten Tierarzt Hark und den knurrigen Strandkorb-Vermieter Kai-Uwe, sondern auch den schüchternen Ingenieur Mo, der nicht nur auf dem Surfbrett eine gute Figur macht. Nicht zu vergessen die vielen tierischen Helden dieses Wohlfühl-Romans wie der krummbeinige Dackel Tassilo oder das muntere Huhn Agathe, die mein Herz im Sturm erobert haben.

Der neue Roman von Cornelia Engel verspricht das pure Inselglück. Ich habe meine kleine literarische Auszeit auf Borkum genossen. Am liebsten möchte ich meinen Koffer packen und mir frischen Wind um die Nase wehen lassen. Wer kommt mit?

Bewertung vom 12.04.2021
Die Rosen von Fleury
Rémy, Jean

Die Rosen von Fleury


ausgezeichnet

Vive la France! Mit seinem Roman "Die Rosen von Fleury" entführt Jean Rémy seine Leser mitten in die Region Dordogne-Périgord - das ideale Reiseziel für alle Fans von exzellenter Gastronomie, unberührter Natur und authentischer Kultur.

Das verträumte «Rosenstädtchen» Fleury-sur-Azurain im Périgord erwacht jäh aus seinem Dornröschenschlaf, als es von immer mehr Brautpaaren als romantische Location für ihre Hochzeit entdeckt wird. Der «Heiratsboom» ist vielen Bewohnern hochwillkommen, nicht aber der Landadelsfamilie Bricassart im Château auf dem Hügel über der Stadt. Auch die junge Engländerin Emily landet eines Tages in Fleury – nicht, um zu heiraten, sondern um das Erbe ihrer Tante anzutreten: ein heruntergekommenes Manoir. Warum nicht ein kleines Hotel für frisch verheiratete Paare daraus machen? Doch vom Schloss ziehen dunkle Wolken heran, die nicht nur Emilys großes Projekt gefährden, sondern auch ihre sich stürmisch entwickelnde Liebe zu Jean-Luc, dem Sohn des Barons …

Das zauberhafte Cover lässt mein Herz höher schlagen. Denn es spiegelt die Schönheit der malerischen Dörfer im Périgord, die jeden Betrachter durch ihren Charme gefangen nehmen. Auch wenn Fleury-sur-Azurain als verträumtes Rosenstädtchen beschrieben wird, darf man sich nicht von dem schönen Titel in die Irre führen lassen. Mit den Rosen von Fleury sind nicht die stolzen Königinnen der Blumen gemeint, sondern die zwei reizenden Freundinnen Emily und Isabelle, die im Mittelpunkt dieses echten Wohlfühl-Romans stehen.

Das idyllisch gelegene Dorf Fleury-sur-Azurain ist ein Ort zum Verlieben; das Setting dieses stimmungsvollen Romans ist perfekt gewählt. Auch wenn der Plot relativ vertraut anmutet und wenige Überraschungen bietet, hat mich meine Lektüre entzückt. Jean Rémy erzählt eine charmante Geschichte, die in jeder Zeile das französische Lebensgefühl spiegelt. Inhaltlich lässt sich sein Roman in drei große Sinnabschnitte gliedern, welche den "Freundinnen", dem "Manoir" und der "Liebe" gewidmet sind. Sämtliche (37) Kapitel sind mit kurz gefassten Inhaltsangaben versehen, welche auf das Geschehen neugierig machen, auch wenn sie die jeweilige Handlung bereits in groben Zügen vorwegnehmen.

Das Geschehen spielt in der Gegenwart und wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert, nämlich aus der Sicht von Isabelle, einer zurückhaltenden Inhaberin einer Papeterie, und aus der Sicht von Emily, einer lebhaften Journalistin, die seit ihren Kindheitstagen miteinander verbunden sind. Nicht zu vergessen Jean-Luc de Bricassart, der einzige Sohn und Erbe einer ortsansässigen adligen Familie, welche die Aktivitäten von Emily kritisch beäugt. Emily und Isabelle sind liebenswerte junge Frauen, die man schnell in sein Herz schließt; auch Jean-Luc hat sein Herz auf dem rechten Fleck. Es macht Spaß, an ihrer Seite in die harmonische, traditionsbewusste Dorfgemeinschaft einzutauchen, die auf gute Nachbarschaft setzt und in allen Krisensituationen fest zusammenhält.

"Die Rosen von Fleury" sind ein etwas Retro angehauchtes Werk, das nicht zuletzt durch seine elegante, geschliffene Sprache aus der Zeit gefallen wirkt. Was mich betrifft, war es Liebe auf den ersten Blick. Diese romantische Lektüre garantiert unbeschwertes Lesevergnügen!

Bewertung vom 12.04.2021
Josephine Baker und der Tanz des Lebens / Ikonen ihrer Zeit Bd.3
Weinberg, Juliana

Josephine Baker und der Tanz des Lebens / Ikonen ihrer Zeit Bd.3


ausgezeichnet

"J' ai deux amours..."

(Josephine Baker)

Nach ihrem einfühlsamen biographischen Roman "Audrey Hepburn und der Glanz der Sterne" war ich sehr gespannt auf das neue Buch "Josephine Baker und der Tanz des Lebens" von Juliana Weinberg, das den 3. Band der Reihe "Ikonen ihrer Zeit" bildet. Ein einziger Tanz hat die junge schöne farbige Amerikanerin Josephine Baker (1906 - 1975) zur berühmtesten schwarzen Frau der Welt gemacht. Mit dem lasziven "Banana Dance" hat sie für Schnappatmung bei allen Zuschauern gesorgt und das Revuetheater in den Wilden Zwanziger Jahren revolutioniert.

New York, 1924. Mit kleineren Auftritten als Tänzerin versucht Josephine ihre Familie zu unterstützen, als sie nach Paris eingeladen wird. Bei der »Revue Nègre« tanzt sie in vorderster Reihe. Schon bald ist Josephine ein gefeierter und erfolgreicher Star. Sie besitzt einen eigenen Klub in Paris, nimmt Songs auf, spielt in Filmen mit und tritt auf der ganzen Welt auf. Doch egal wo sie hinkommt, ihre Darbietungen bringen ihr Anbetung und Missachtung zugleich ein. Schließlich wird Josephine vor die schwierigste Entscheidung ihres Lebens gestellt. Kämpft sie für ihre Überzeugung oder ihre Liebe?

Ehrlich gestanden, hat mich dieses nichtssagende Cover nicht vom Hocker gerissen. Für eine extrovertierte Persönlichkeit wie Josephine Baker hätte ich mir ein lebensfrohes Cover gewünscht, das die Wilden Zwanziger Jahren spiegelt.

Dafür hat mich das Buch "Josephine Baker und der Tanz des Lebens" von der ersten Zeile an gepackt. Juliana Weinberg zeigt ihren steilen Aufstieg von einem bitterarmen Kind aus den Slums bis zum gefeierten Star am Broadway. Der Zweite Weltkrieg bedeutete eine klare Zäsur in ihrem Leben; sie unterstützte die französische Résistance und kämpfte gegen den alltäglichen Rassismus.

Josephine Baker ist eine umstrittene Persönlichkeit, die sich nicht als positiv besetzte Identifikationsfigur eignet. Die launische, unberechenbare Künstlerin ließ sich nicht von ihrem Verstand, sondern von ihren Gefühlen leiten. Sie pfiff auf alle Konventionen, erlaubte sich intime Beziehungen zu Frauen und Männern und sorgte mit ihren exzentrischen Auftritten für zahllose Skandale. Was den vernünftigen Umgang mit ihren Gagen anging, war sie absolut beratungsresistent. Sie verdiente Unsummen - und gab ein Vielfaches davon aus.

Alles in allem bin ich von meiner Lektüre begeistert. Juliana Weinberg hat eine sensible, mitreißende Biographie einer Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin geschaffen, die sich von einem lebenshungrigen Sexsymbol zu einer engagierten Aktivistin gegen Rassismus entwickelte.